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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.07.2025

Toller Thriller

Der Riss
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Wer denkt, Science-Fiction sei nur was für „Nerds“, wird hier eines Besseren belehrt. Der Riss ist Sci-Fi, ja – aber einer von der klugen Sorte. Aktuelle Themen wie KI, Simulationstheorie und digitale ...

Wer denkt, Science-Fiction sei nur was für „Nerds“, wird hier eines Besseren belehrt. Der Riss ist Sci-Fi, ja – aber einer von der klugen Sorte. Aktuelle Themen wie KI, Simulationstheorie und digitale Kontrolle treffen auf einen Plot, der sich wie ein Thriller liest und dabei trotzdem Tiefgang hat.

Im Zentrum: Flynn Darkster, einer der besten Hacker der Welt. Er hackt das Pentagon (wie man das halt so macht), wird erwischt und bekommt statt Knast ein verlockendes Angebot von einer geheimen Organisation. Die will herausfinden, ob unsere Realität überhaupt real ist oder nur perfekt simuliert. Klingt erstmal nach Matrix? Ja, erinnert daran, aber Brandhorst macht was Eigenes draus.

Das Schöne: Man muss kein Technikprofi sein, um reinzukommen. Klar, es geht um Quantenkram, neuronale Netzwerke und Simulationstheorie, aber alles wird so erklärt, dass man folgen kann. Und falls es doch zu wild wird – hinten im Buch gibt’s ein Glossar, das wirklich hilft. Besonders gelungen: die Welt, in der das Ganze spielt. Ein Zukunftsszenario, das bitter real wirkt. Klimakatastrophen, Pandemien, Überwachung – fühlt sich fast schon nach Jetzt an. Wer Serien wie Black Mirror oder Devs feiert, wird hier vieles wiedererkennen.

Die Figuren? Reduziert auf das Wesentliche. Flynn ist ein starker Hauptprota, menschlich, zynisch, wütend: ein Typ, mit dem man gerne mitgeht. Und auch die Nebenfiguren funktionieren, ohne dass sich der Roman darin verliert. Sprache und Erzähltempo sind auf den Punkt. Klar, im Mittelteil gibt’s ein paar Strecken, die etwas kompakter hätten sein dürfen, aber insgesamt bleibt das Ding spannend und klug bis zum Ende.

Fazit: Der Riss ist keine leichte Kost, aber auch kein verkopftes Nerd-Buch. Es ist ein intelligenter, spannender Roman, der unterhält und gleichzeitig richtig gute Fragen stellt: Was ist real? Wer kontrolliert wen? Und wie frei sind wir eigentlich noch? Für alle, die mitdenken und mitfiebern wollen.

8/10

Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/07/04/technologie-und-philosophie-in-der-riss-ein-thriller-von-brandhorst/

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Veröffentlicht am 01.07.2025

Richtig stark

Shinwa. Stimmen der Nebelwälder
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Manchmal lohnt sich ein Blick über den literarischen Tellerrand. Bücher zur japanischen Kultur und Geschichte sind hier auf dem Blog eher nicht zu finden. Doch als mich der Autor gefragt hat, ob ich sein ...

Manchmal lohnt sich ein Blick über den literarischen Tellerrand. Bücher zur japanischen Kultur und Geschichte sind hier auf dem Blog eher nicht zu finden. Doch als mich der Autor gefragt hat, ob ich sein Buch lesen will, habe ich direkt zugestimmt. Und es hat sich mehr als gelohnt. Nach ein paar Startschwierigkeiten hat mich das Buch komplett gepackt. Und zwar so richtig.

Die Geschichte spielt im Japan des 18. Jahrhunderts – ein Land voller Machtspiele, Ungerechtigkeit und starrer Hierarchien. Mittendrin: Aoi, eine Bauerntochter mit dem Traum, Geschichten zu erzählen. Nur leider ist Bildung für Mädchen wie sie so gut wie verboten. Und genau da fängt das Ganze an, spannend zu werden. Gerhard erzählt von Aufbruch, Verlust, Mut, Verrat und der Kraft von Worten. Als ein Vulkan ausbricht und Aois Dorf zerstört, wird aus dem leisen Start ein echtes Drama. Harte Schicksalsschläge, kein Schönreden, brutale Kämpfe – aber alles glaubwürdig, tief und bewegend.

Und dann kommt Himari ins Spiel – eine abtrünnige Samurai mit komplizierter Vergangenheit. Zwischen ihr und Aoi entsteht eine Verbindung, die stark trägt. Die Freundschaft zwischen den beiden ist das emotionale Zentrum der Geschichte, beide tragen die Geschichte mühelos.

Das alte Japan wird von Gerhard unglaublich lebendig beschrieben. Man merkt, wie viel Liebe in den Text geflossen ist. Die Kämpfe sind brutal, aber gut geschrieben – keine Gewalt um der Gewalt willen, sondern punktgenau dosiert.

Trotz der knapp 500 Seiten gibt’s keine Längen. Nach dem etwas gemächlichen Einstieg bleibt das Tempo hoch, die Handlung dicht, und die Figuren entwickeln sich glaubhaft weiter. Und genau da liegt die Stärke des Buchs: Es fühlt sich echt an. Keine platten Figuren, sondern Menschen mit Ecken und Kanten.

Das Ende? Emotional, stimmig, stark. Kein übertriebenes Happy End, sondern ein Abschluss, der sitzt – und nachwirkt und definitiv Lust auf mehr macht.

Fazit: Shinwa ist mehr als ein historischer Roman. Es ist eine Geschichte über Hoffnung, Widerstand und die Macht, Dinge zu verändern – auch wenn alles dagegen spricht. Leseempfehlung!

10/10

Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/07/01/shinwa-ein-epos-uber-freundschaft-und-mut-im-japan-des-18-jahrhunderts/

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Veröffentlicht am 24.06.2025

Starker Roman

Master of his Universe
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Stell dir vor, du bist 14, es ist Sommer '89, die Welt gerät ins Wanken – und dir selbst droht das Internat. Willkommen in Bennis Leben.
In Master of his Universe von Finkenzonk geht’s um den ganz normalen ...

Stell dir vor, du bist 14, es ist Sommer '89, die Welt gerät ins Wanken – und dir selbst droht das Internat. Willkommen in Bennis Leben.
In Master of his Universe von Finkenzonk geht’s um den ganz normalen Wahnsinn des Erwachsenwerdens – mit abrasierten Augenbrauen, einem alten Baum als Rückzugsort und einem Familiengeheimnis, das alles infrage stellt.

Benni ist ein unsicherer Teenager mit viel zu vielen Fragen. Warum weicht seine Mutter aus, wenn es um die Vergangenheit geht? Was hat es mit dem Schlüssel auf sich, den sein Bruder wie einen Schatz bewacht? Und was bitte stimmt mit Achim nicht?

Zum Glück gibt’s Fortuna – ein wildes Mädchen, das Benni gehörig den Kopf verdreht – und Hartwig, einen grummeligen Rentner, der zur Vaterfigur wird. Gemeinsam mit ihnen kämpft Benni gegen das Internat, gegen Geheimnisse, gegen Achim (den neuen Freund seiner Mutter, der in irgendeiner zweifelhaften „Glaubensgemeinschaft“ ist) – und vor allem: gegen das Gefühl, nicht dazuzugehören.

Der Roman trifft diesen schmalen Grat zwischen Humor und Tiefe, Retro-Feeling und Ernst. Die 80er-Jahre-Vibes sind on point, ohne aufdringlich zu sein. Die Story? Komisch, berührend, ein bisschen schräg – aber immer echt. Hier und da gerät der Autor etwas in zu blumige Sprache, aber das geht meist klar, irgendwie macht das ja auch den Charme der Geschichte aus.

Fazit: Eine tolle Geschichte mit ganz viel Herz.

9/10

Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/06/24/rezension-von-master-of-his-universe-ein-coming-of-age-roman/

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Veröffentlicht am 20.06.2025

Starke Fortsetzung

Der Tod kennt verschwiegene Pfade
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Mord, Bohnenkaffee und kaputte Moral – der Schmied ermittelt wieder

Mit „Der Tod kennt verschwiegene Pfade“ schickt Ralf Lano seinen Dorfschmied Karl Bermes erneut ins Chaos der Nachkriegsjahre – irgendwo ...

Mord, Bohnenkaffee und kaputte Moral – der Schmied ermittelt wieder

Mit „Der Tod kennt verschwiegene Pfade“ schickt Ralf Lano seinen Dorfschmied Karl Bermes erneut ins Chaos der Nachkriegsjahre – irgendwo zwischen Schwarzmarkt, kaputter Infrastruktur und flackernden Moralresten. Und was soll man sagen? Es funktioniert wieder verdammt gut.

Ein Toter im Wald, ein Bürgermeister am Tatort, ein Kommissar ohne feste Strukturen – das Setup ist klassisch, aber Lano bringt frische Tiefe rein. Der Autor präsentiert ein ehrliches Nachkriegsgrau. Dass Bermes – kein Polizist, sondern Handwerker mit Hirn und Bauchgefühl – sich in eine Schmugglerbande einschleust, wirkt nicht erfunden, sondern logisch. Wenn keiner mehr weiß, wer Freund und Feind ist, hilft halt nur noch: selber machen.

Die Welt, die Lano zeichnet, ist kantig, glaubwürdig und bis in die Nebenrollen gut besetzt. Ob junger Polizeianwärter, dubioser Strippenzieher oder gebrochene Kriegsheimkehrer – jeder trägt sein Päckchen.

Lanos Stil bleibt schnörkellos, aber mit viel Gespür für Atmosphäre. Kein Satz zu viel, kein Pathos, aber immer dicht dran. Auch die historischen Details wirken nie aus dem Archiv gekramt, sondern wie gelebte Realität. Man erfährt viel, ohne belehrt zu werden.

Fazit: Ein historischer Krimi ohne Zuckerguss, mit Substanz, Tempo und einem Ermittler, der keine Marke braucht, um zu überzeugen. Wer auf echte Typen, klare Sprache und moralische Grauzonen steht, ist hier genau richtig.

9/10

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Veröffentlicht am 17.06.2025

Meisterwerk

Lyneham
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Das Sci-Fi-Meisterwerk, das uns vor Augen führt, warum der Mensch keine zweite Erde verdient

Mit Lyneham liefert Nils Westerboer einen Science-Fiction-Roman, der sich nicht in Raumschlachten, fremden ...

Das Sci-Fi-Meisterwerk, das uns vor Augen führt, warum der Mensch keine zweite Erde verdient

Mit Lyneham liefert Nils Westerboer einen Science-Fiction-Roman, der sich nicht in Raumschlachten, fremden Alien-Spezies oder Hochglanz-Zukunftsvisionen verliert. Stattdessen hält er uns den Spiegel vor: Was, wenn wir unsere zweite Chance bekommen — und wieder alles ruinieren?

Die Menschheit flieht auf den Exomond Perm, eine Welt voller Gefahren, fremder Ökosysteme und toxischer Schönheit. Statt Demut: Terraforming. Statt Respekt: Machthunger. Westerboer entwirft ein bitter realistisches Zukunftsszenario, das bedrückend nah an unsere Gegenwart rückt. Wir haben nichts gelernt. Und das macht den Roman so unangenehm aktuell. Hat die Menschheit überhaupt eine zweite Chance verdient?

Besonders stark: Westerboer verbindet wissenschaftliche Akribie mit emotionaler Tiefe. Biochemie, Ökologie, Terraforming – anspruchsvoll, aber größtenteils verständlich. Gleichzeitig begleitet man glaubhafte Figuren: den jungen Henry, der zwischen Sehnsucht und Angst schwankt, und seine Mutter Mildred, die sich immer stärker fragt, ob wir das überhaupt dürfen: einen fremden Planeten unserem Willen unterwerfen.

Lyneham ist Science-Fiction auf allerhöchstem Niveau: fordernd, klug, emotional und messerscharf. Kein seichtes Abenteuer, sondern ein unbequemes Meisterwerk, das lange nachwirkt. Wer Sci-Fi nur als Eskapismus sieht, wird hier gnadenlos geerdet.

Fazit: „Lyneham“ ist ein herausragendes, forderndes Meisterwerk, das mit wissenschaftlicher Präzision, emotionaler Tiefe und philosophischer Wucht die dunklen Seiten menschlicher Natur schonungslos beleuchtet.

10/10 Meisterwerk!

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