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Veröffentlicht am 20.09.2020

Berührende Geschichte, einfühlsam erzählt

Ganz dringend ans Meer
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„Ein ehemaliger Drogendealer, der frisch aus dem Gefängnis kommt. Ein vernachlässigter Junge, der dringend einen Beschützer braucht.[...]“ (Auszug Klappentext)

Die Themen, mit denen „Ganz dringend ans ...

„Ein ehemaliger Drogendealer, der frisch aus dem Gefängnis kommt. Ein vernachlässigter Junge, der dringend einen Beschützer braucht.[...]“ (Auszug Klappentext)

Die Themen, mit denen „Ganz dringend ans Meer“ sich befasst, sind weder fröhlich noch einfach. Daher fand ich die zu Beginn des Buchs aufgeführten Content Notes (Stichworte zu eventuell problematischen Inhalten) enorm hilfreich. So wusste ich vorher, worauf ich mich einlasse und konnte entscheiden ob ich in der richtigen Stimmung bin, mich potentiell angstauslösenden Themen zu stellen. Wer diese Hinweise nicht braucht oder sich damit nicht spoilern will, kann übrigens ganz einfach darüber hinweglesen.

Über die Geschichte, die Susanne Pavlovic hier erzählt, kann ich nur Gutes berichten. Beschreibungen von Orten und Personen sind detailliert und anschaulich, die Handlung fließt und ich lasse mich einfach darin treiben. Ob schnelle, spannende Szenen oder langsame, tiefgründige: Ich will immer nur weiter lesen und finde weder langweilige Stellen noch Logikfehler.
Der Erzählstil ist freundlich, berührend und humorvoll, ohne dabei jedoch ernste Themen ins Lächerliche zu ziehen. Die Sprache wirkt poetisch und einfühlsam.

Die Figuren beeindrucken mich sehr. Bis zur kleinsten Nebenfigur überzeugen mich alle, mit lebensechten Charakterzügen und ihren ganz eigenen Geschichten, die sich harmonisch in die Haupthandlung integrieren. Ich habe das Gefühl, zwischen den Seiten echten Menschen zu begegnen, die mir wichtig sind. Sowas liebe ich!

Besonders interessant finde ich Hauptfigur Wanja, mit dem ich mich auf den ersten Blick überhaupt nicht identifizieren kann, weil er einfach ein ganz anderer Typ Mensch ist als ich. Es ist unglaublich spannend, diesen fremden Menschen kennenzulernen, seine Motive, Wertvorstellungen und Herausforderungen zu begreifen und am Ende doch immer nachvollziehen zu können, warum er bestimmte Entscheidungen trifft. Auch wenn ich persönlich ganz anders handeln würde.
Die Autorin ermöglicht ungeschönte Einblicke in Wanjas oft unglückliche Vergangenheit und seine problematische, beinahe aussichtslose Gegenwart. Die ganze Welt scheint sich gegen ihn verschworen zu haben und ihn daran hindern zu wollen, ein friedliches, selbstbestimmtes Leben zu führen.
Wanjas Frustration ist beim Lesen spürbar und geht unter die Haut. Trotzdem hinterlässt der Roman kein Gefühl der Hoffnungslosigkeit, ich habe im Gegenteil immer eine Ahnung, dass „alles gut“ wird, da Wanja stets bereit ist, weiter zu machen und für seine Ziele zu kämpfen. Das macht Mut und bringt mich dieser „fremden Person“ gefühlt näher.

„Ganz dringend ans Meer“ ist ein großartiges Buch, das mich sehr berührt, zugleich aber auch gut unterhalten hat. Es hinterlässt trotz bedrückender Elemente ein positives Gefühl und das Empfinden, etwas Bedeutsames über die menschliche Natur gelernt zu haben.

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Veröffentlicht am 19.03.2020

Obszönität auf höchstem Niveau

Fairytale gone Bad 3: Das Zeitalter der Kröte
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Ein außergewöhnliches Buch! Sprachlich ein Meisterwerk, wortgewaltig und poetisch. Inhaltlich verstörend, nachdenklich, ekelerregend, emotional fesselnd.
Ich habe ein wenig gebraucht um mich mit dem besonderen ...

Ein außergewöhnliches Buch! Sprachlich ein Meisterwerk, wortgewaltig und poetisch. Inhaltlich verstörend, nachdenklich, ekelerregend, emotional fesselnd.
Ich habe ein wenig gebraucht um mich mit dem besonderen Stil der Autorin anzufreunden, aber ich bin froh, dass ich durchgehalten habe.
Erzählt wird aus der Perspektive des letzten Schriftstellers der Welt, den ich gerne als tragischen Held begriffen hätte. Seine charakterlichen... Besonderheiten... machten das fast unmöglich. Es ist viel leichter, ihn zu hassen und zu verabscheuen. Und trotzdem ist er erschreckend menschlich und die tiefen Einblicke in seine Abgründe erregen doch hin und wieder Mitleid. Und Ekel, nicht zu wenig, aber immer in formschöner Sprache, blumig ausgeschmückt.
Ein besonderer Leckerbissen, der unerwartet geistreiche Unterhaltung bietet!

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Eine zauberhafte Fantasygeschichte mit liebenswerten, vielfältigen Figuren

Die FROST-Chroniken 1: Krieg und Kröten
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Dieses Buch habe ich sehnsüchtig erwartet. Entsprechend hoch waren meine Ansprüche, schließlich wollte ich genau so gut unterhalten werden, wie von den anderen Büchern, die ich von Susanne Pavlovic bereits ...

Dieses Buch habe ich sehnsüchtig erwartet. Entsprechend hoch waren meine Ansprüche, schließlich wollte ich genau so gut unterhalten werden, wie von den anderen Büchern, die ich von Susanne Pavlovic bereits gelesen hatte. Zum Glück wurden meine Erwartungen erfüllt. Nein, eigentlich übertroffen.

Der Schreibstil der Autorin beeindruckt mich jedes mal aufs Neue. Anschaulich und detailreich, aber ohne die Fantasie des Lesenden einzuschränken, erschafft sie eine zauberhafte, mittelalterlich geprägte Fantasywelt. Magie spielt hier eine große Rolle und mir gefällt die Art und Weise wie sie erklärt und dargestellt wird. Auch magische Kampfszenen gibt es einige, die ich sehr überzeugend finde. Ich habe generell eine Abneigung gegen längere Kämpfe in Büchern, weil ich oft nicht folgen kann, aber in „Krieg und Kröten“ ist mir das mühelos gelungen und so fand ich diese Szenen ziemlich spannend.

Die Handlung insgesamt gefällt mir sehr. Gleich zu Beginn wird man mit einer geheimnisvollen Person konfrontiert, die von noch mehr Geheimnissen umgeben ist. Um diese zu entschlüsseln begeben sich einige Figuren, allen voran Magier Yuriko, auf eine abenteuerliche Reise, auf der man den nicht immer ganz sympathischen Feuerzauberer näher kennenlernt. Die Auflösung aller Rätsel am Ende fand ich unfassbar schön. Ich hatte gewisse Vorstellungen, mit denen ich nicht völlig daneben lag, aber das Ende war noch so viel besser, als ich es mir hätte ausmalen können.

Alle Handlungselemente sind außergewöhnlich gut durchdacht und überzeugend. Ich konnte keinen einzigen Logikfehler finden und es gab keine Szene, in der ich das Gefühl hatte, nicht mitzukommen. Das passiert wirklich selten, ich finde nämlich gerne Fehler und Unstimmigkeiten.

Die Romanfiguren sind wie gewohnt liebevoll und detailliert ausgearbeitet. Alle wirken sehr lebensecht, ich hatte beim Lesen daher oft das Gefühl, direkt dabei zu sein und irgendwie dazuzugehören.
Hauptfigur Yuriko fällt da besonders auf. Er ist ein komplizierter Mensch, selbstverliebt, ziemlich egoistisch, aber trotzdem von gewissen Idealen und Prinzipien geprägt. Manchmal will man ihn einfach mal packen und schütteln oder ihn wenigstens in eine stille Ecke schicken. Was im wahren Leben eine nervenaufreibende Angelegenheit wäre, führt beim Lesen zu herrlich komischen Momenten. Er lässt einfach keine Gelegenheit aus, peinlich aufzufallen und trotz Fremdschäm-Potenzial habe ich immer wieder herzlich gelacht.
Die Entwicklung des Feuermagiers innerhalb der Geschichte finde ich faszinierend, besonders gefällt mir, dass er nicht von Anfang an fix und fertig präsentiert wird, sondern man ihn beim Lesen beobachten und langsam näher kennenlernen kann. So fallen dann auch seine positiven Eigenschaften auf, die er gut zu verbergen weiß. Am Ende mochte ich ihn sehr, obwohl ich gar nicht so richtig mitbekommen habe, wie das passieren konnte.

Yurikos tierischen Gefährten möchte ich noch erwähnen, der ebenso wie die menschlichen Figuren über eine ausgeprägte und liebenswerte Persönlichkeit verfügt. Ich hatte bislang keinen besonderen Bezug zu Kröten, aber nach dieser Lektüre habe ich das Gefühl, sie sind die fabelhaftesten Tiere überhaupt (gleich nach Hühnern).

Schauplatz von „Krieg und Kröten“ ist der fiktive Kontinent Zentallo. Kenner der Feuerjäger-Trilogie von Susanne Pavlovic fühlen sich hier sicher schnell heimisch und können sich über ein paar schöne Anspielungen auf bekannte Figuren und Ereignisse freuen. Alle anderen steigen problemlos ohne Vorkenntnisse ein.

Ein wundervolles Buch, das ich bestimmt noch oft lesen werde!

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Veröffentlicht am 14.02.2020

Tiefgründig und inspirierend - ein besonderes Tagebuch

BECOMING: Finde deine innere Stimme
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Auf den allerersten Blick, hat es mich ein wenig abgeschreckt, wie komplex und tiefgründig die Fragestellungen sind. "Das wird anstrengend" habe ich mir gedacht, dann viele der Schreibanregungen beziehen ...

Auf den allerersten Blick, hat es mich ein wenig abgeschreckt, wie komplex und tiefgründig die Fragestellungen sind. "Das wird anstrengend" habe ich mir gedacht, dann viele der Schreibanregungen beziehen sich auf die Vergangenheit, die ja bekanntermaßen nicht immer nur schöne Erinnerungen produziert. Auf den zweiten Blick dachte ich aber: "Herausforderung angenommen". Es gefällt mir eigentlich sehr, dass es nicht nur um oberflächliches Blabla geht, sondern eine wertvolle Lernerfahrungen geboten wird.

Erstaunlicherweise ist es mir schon nach kurzer Zeit zum Bedürfnis geworden, regelmäßig in dem Buch zu schreiben. Das liegt vermutlich auch daran, dass ich das Buch nie zugeklappt habe, ohne die nächste Aufgabe zu lesen.
Mir ist aufgefallen, dass ich mich oft für einen Moment überfordert, regelrecht überrumpelt fühlte von den Fragestellungen. Aber wenn ich am einen Tag schon gelesen habe, womit ich mich am nächsten befassen wollte, gab es keinen Druck mehr, sofort eine geistreiche Antwort aufs Papier zu bringen. Die Gedanken können einfach kreisen und bis ich mich dann wieder an den Schreibtisch setzte, hatte sich schon eine Idee einwickelt.

Ich wusste vorher ungefähr, was auf mich zukommt, da ich mich schon mit Ausfüllbüchern befasst habe. Dass es so viel Spaß macht und so sehr zum Nachdenken anregt, hatte aber ich nicht erwartet. Die Fragestellungen sind meiner Meinung nach gut gewählt und auf angenehme Weise komplex. Auch wenn mich nicht jede Frage direkt anspricht, kann ich doch in jeder etwas finden, worüber ich nachdenken kann, so dass am Ende etwas "aufschreibens-wertes" heraus kommt.

Ich habe das Buch als Arbeitsbuch verstanden und mich daher frei ausgetobt. Kommentare habe ich nicht nur am passenden Platz notiert, sondern auch mal als Anmerkung zur Fragestellung. Einzelne Zitate fand ich inspirierend genug, um daran herum zu basteln.
Ich habe versucht, ernsthaft daran zu arbeiten, dabei aber alles nicht zu ernst zu nehmen. Ich wollte den Prozess erleben, statt mich nur auf ein perfektes Ergebnis zu konzentrieren. Dadurch wurde das Buch zu einer Bereicherung für meinen Alltag und eine schöne Ergänzung zu meinem normalen Tagebuch.
Ich bin sehr zufrieden mit dem Becoming-Ausfüllbuch und kann es auf jeden Fall weiterempfehlen!

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Veröffentlicht am 28.01.2020

Alltag der modernen Hexe

Witchcraft
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Hui, der Einstieg ist rasant. In unglaublicher Geschwindigkeit schreibt die Autorin drauf los, in freundschaftlich vertraulichem Ton, der mich direkt ein wenig überrumpelt. Sympathisch wirkt sie trotzdem, ...

Hui, der Einstieg ist rasant. In unglaublicher Geschwindigkeit schreibt die Autorin drauf los, in freundschaftlich vertraulichem Ton, der mich direkt ein wenig überrumpelt. Sympathisch wirkt sie trotzdem, offen und direkt. Auch wenn ich das Gefühl habe, ich würde sie gerne einen Meter von mir weg schieben, finde ich was sie schreibt interessant und kann es gut nachempfinden.

Was Magie ihrer Meinung nach ist, erklärt Mya Spalter gleich zu Beginn. Ihre Ausführungen an dieser Stelle finde ich erstaunlich bodenständig und sachlich. Es hat viel mit Intuition zu tun und Dingen, die im Unterbewusstein wahrgenommen und verarbeitet werden, dem „denkenden Hirn“ aber nicht immer zur Verfügung stehen. Da stimme ich ihr voll zu.

Auch Rituale, die sie anschließend schildert, kann ich nachvollziehen. Sie entsprechen zwar nicht unbedingt meiner Art, Dinge anzupacken, aber im Großen und Ganzen sehe ich darin eine positive, zielgerichtete Grundeinstellung, die immer gut ist, wenn man ein Ziel anstrebt. Das Beiwerk, ob man nun Kerzen anzündet, nackt durch die Wohnung tanzt, mit Affirmationen arbeitet oder seine Ziele ins Bullet Journal einträgt (meine bevorzugte Variante 😉 ) spielt hier für mich keine so große Rolle. All das dient letztlich nur der vollen Konzentration auf eine Sache und somit ist es hilfreich.

Sehr interessant werden auch die Bedeutung von Farben in unserem Kulturkreis, Kräuter und Ähnliches erläutert, immer mit dem Unterton, dass es nicht um rigide Vorschriften geht, sondern um traditionelle Vorstellungen, die man nutzen oder für sich selbst auch verändern kann.

Mir gefällt bis zu dieser Stelle sehr, dass alles nachvollziehbar und realistisch klingt, obwohl es um das Thema Magie geht, das mitunter in die „gibt es nicht“ Schublade gesteckt wird.

Als die Autorin dann zu Festen und Hexenzirkeln kommt, verliert sie mich leider. Vieles klingt plötzlich „spooky“ , unangenehm mystifiziert, es werden für mich unverständliche Regeln aufgestellt und insgesamt ist der Text für mich nicht mehr sehr informativ. Hier frage ich mich, ob sie nicht eigentlich lieber mit Vorurteilen über Hexen und Magie aufgeräumt hätte. Oder ist das Imagepflege, möglichst verrückt zu wirken? Mich spricht es auf jeden Fall nicht mehr sonderlich an.

Hier merke ich auch wieder ganz deutlich, wie anstrengend ich Mya Spalters Schreibstil finde. Ja, sie wirkt sympathisch und fröhlich, aber häufig driftet sie ab und ich weiß plötzlich gar nicht mehr um was es eigentlich geht. Sie macht auch viele Witze und spielt auf Dinge an, die ich nicht verstehe. Manchmal wirkt sie herablassend, vor allem wenn sie die Leser*innen direkt anspricht oder über Kunden erzählt. Ist das vielleicht Ironie? Ich bin mir nicht sicher, auf jeden Fall stolpere ich an vielen Stellen über die Fragezeichen in meinem Kopf. Hat die Autorin nun einen seltsamen Humor oder ich? Wahrscheinlich trifft beides zu.

Später im Buch werden die Themen aber wieder etwas interessanter, z.B. geht es um Astrologie, was zwar nicht „mein Thema“ , aber trotzdem spannend ist. Auch den Stil der Autorin finde ich hier wieder angenehmer. So lange wir auf einer Wellenlänge sind, macht das lesen Spaß und ich empfinde den lockeren Schreibstil als angenehm unbeschwert.

Alles in allem: Nicht 100% mein Fall (Hexe werde ich also nicht 😉 ) aber doch sehr interessant zu lesen.

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