Profilbild von Buecherfresserin49

Buecherfresserin49

Lesejury Star
offline

Buecherfresserin49 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Buecherfresserin49 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.05.2017

Vom Verlieren und Finden

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge
0

Das Cover ist anders als auf vorablesen abgedruckt, jedoch nicht weniger ansprechend. Auf der Innenseite des Buches finden sich viele kleine Taschenuhren nach dem Vorbild auf der Titelseite wieder. Der ...

Das Cover ist anders als auf vorablesen abgedruckt, jedoch nicht weniger ansprechend. Auf der Innenseite des Buches finden sich viele kleine Taschenuhren nach dem Vorbild auf der Titelseite wieder. Der Hardcovereinband ist fuchsiafarben und wird ergänzt durch das gleichfarbige Lesebändchen. Bei dem Roman handelt es sich um 2 Erzählungen (Laura und Anthony mit Sunshine und Freddy, Eunice und Bomber) auf zwei Zeitebenen, die zunächst nicht offensichtlich zueinander gehören.
Anthony, ein Schriftsteller sucht nach einer Assistentin. Laura, die sich von ihrem untreuen Ehemann Vince getrennt hat, bekommt nicht nur die Stelle bei Anthony, sondern findet in dessen Haus „Padua“ eine neue Heimat. Anthony und Laura sind sich bald freundschaftlich zugetan, denn Laura respektiert ohne Nachfragen, dass sie Anthonys Arbeitszimmer nicht betreten darf. Anthony ist ein liebenswerter Mann, der vor 40 Jahren seine geliebte Verlobte Therese durch einen Urlaub verloren hat. Doch nicht nur das … an demselben Tag hat er ein Medaillon mit dem Bild der heiligen Therese der Rosen, das er von seiner Therese geschenkt bekommen hat, verloren. Dabei hatte er ihr versprochen, es immer bei sich zu tragen. Anthony trauert nicht nur seiner Therese nach, sondern er sammelt seit diesem Tag verlorene Dinge, die er akribisch archiviert. Zu manchem Fund notiert er sich eine Kurzgeschichte, die er mit den Fundstücken fein säuberlich in seinem Arbeitszimmer archiviert. Durch seinen eigenen Verlust hat er sich das Ziel gesetzt, die verlorenen Dinge eines Tages ihren Besitzern zurückzugeben. Die ganze berührende Geschichte um den traurigen Schriftsteller erfährt Laura erst nach seinem Tod und mit der Eröffnung seines Testaments. Anthony hat sie als Alleinerbin eingesetzt und eine Bedingung daran geknüpft: sie solle wenigstens versuchen, sein Lebenswerk zu vollenden. Sei es auch nur, dass sie mit der Rückgabe eines einzigen Fundstückes an dessen Besitzer ein gebrochenes Herz heilen könnte. Für Laura beginnt damit nicht nur eine Wahnsinnsaufgabe, sondern auch eine aufregende Zeit voller Begegnungen, einer ungewöhnlichen Freundschaft, einer herausfordernder Aufgabe und mysteriösen Geschehnissen in „Padua“. Zudem schart sie ganz besondere Menschen um sich, die mit ihr zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen. Die liebenswerte und intuitive Sunshine von gegenüber bietet Cassie ihre Freundschaft an und gehört bald zu einem festen Bestandteil von „Padua“ und Cassie. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, dass Sunshine „anders“ ist, denn sie wurde mit dem Down Syndrom geboren. Von Laura lernt sie „eine leckere Tasse Tee“ zu kochen und sagt über sich selbst, dass sie ein „Daunendrom“ hat. Und dann gibt es da noch Freddy, den Gärtner von „Padua“, der Cassies Herz höher schlagen lässt.
Warmherzig, liebevoll, aber auch spannend erzählt die Autorin die Geschichte von Anthony, der seine große Liebe verloren und eine Lebensaufgabe mit seiner Sammlung der verlorenen Dinge gefunden hat. Das Buch hat mich sehr berührt und gleichwohl zum Schmunzeln gebracht. Mit einer Leichtigkeit schafft es die Autorin mit einem Augenzwinkern den Charakter von Sunshine herauszuarbeiten und dabei nie deren vermeintliches „Handicap“ ins Lächerliche zu ziehen. Die kleinen, fantasievollen Geschichten, die Anthony zu den verlorenen Gegenständen schreibt, fügen sich ganz selbstverständlich in die Handlung ein und bereichern sie. Der zweite Handlungsstrang des Buches, der sich um den Verleger „Bomber“ und seine Angestellte und gute Freundin Eunice dreht, macht den Roman spannend und führt mit zu einem gelungenen Ende. Einen Hauch von Mystik erhält Padua durch die stete „Anwesenheit“ von Therese, die mit Anthony glückliche Zeiten in diesem Haus verbracht hat.
Dieses Erstlingswerk von Ruth Hogan ist eine wunderbare, warmherzige und geheimnisvolle Geschichte über die Liebe, die Leidenschaft, das Verlieren und Wiederfinden. Alle Charaktere sind lebendig und liebenswert beschrieben und Lauras Entwicklung zu einer selbstbewussten und selbständigen Frau ist absolut glaubhaft. Ruth Hogan weiß mit Worten umzugehen und ihr Schreibstil ist leicht, aber auch lebendig und driftet nicht ins Kitschige ab. Die Seiten sind nur so dahingeflogen und haben mich mitten in Lauras Leben hineingezogen.
Dieses Buch ist ein Juwel und hat einen besonderen Platz in meiner „Bibliothek“ verdient.

Veröffentlicht am 04.05.2017

Das Ende der Donaumonarchie

Der Sturz des Doppeladlers
0

Die Geschichte beginnt zwei Jahre nach dem Ausbruch des 1. Weltkrieges mit der Beerdigung des Kaisers Franz Joseph in Wien und erstreckt sich bis Ende 1921, als für viele Bewohner Österreichs nichts mehr ...

Die Geschichte beginnt zwei Jahre nach dem Ausbruch des 1. Weltkrieges mit der Beerdigung des Kaisers Franz Joseph in Wien und erstreckt sich bis Ende 1921, als für viele Bewohner Österreichs nichts mehr so ist wie vorher.
Birgit Mosser webt die Schicksale sehr unterschiedlicher Familien in den Zerfall der Donaumonarchie ein: Da ist zum einen das Kindermädchen Berta, die nach dem Tod ihres geliebten Verlobten Franz plötzlich schwanger zurückbleibt und für sich und ihr Kind in einer Welt voller Zurückweisung und Entbehrung kämpfen muss. Einem ganz anderen Kampf steht Julius Holzer, Anwalt und Sohn eines Hoteliers in Toblach, gegenüber: in den Dolomiten ist er als Oberleutnant für seine Soldaten verantwortlich und wird im tobenden Krieg immer wieder auf eine harte Probe gestellt. Dagegen ist Ferdinand von Webern in seiner Position als Sektionschef im k. und k. Ministerium für Äußeres damit betraut, den jeweiligen Minister zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass Österreich nicht völlig zerfällt. Dagegen zieht der arrogante und tyrannische Architekt August Belohlavek für Ehre und Vaterland freiwillig an die Front, ohne sich weiter um seine Familie zu kümmern.
Mit einem guten Gespür für die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten gelingt es der Autorin sehr gut, die Schicksale der unterschiedlichen Familie miteinander zu verweben. Sie zeichnet ihre Charaktere detailliert und mit einem klaren Blick für die verschiedenen Beweggründe, mit denen sie ihr Leben meistern. Trotz des grausamen Krieges, der mit Hunger, Hass, Verlust und Demütigungen einhergeht, vergisst sie die Liebe nicht.
Die Familienaufstellung am Ende des Buches hat mir stets geholfen, die Familien auseinander zu halten und ihre Verbindung zueinander nicht aus dem Auge zu verlieren. Da ich mich allerdings mit der Geschichte Österreichs nicht besonders gut auskenne, wünschte ich mir, dass Birgit Mosser ihrem Buch eine Landkarte aus jener Zeit beigefügt hätte. Manchmal tat ich mir doch etwas schwer, die Begebenheiten ganz genau zu verstehen. Die Überschriften der einzelnen Handlungsstränge mit dem jeweiligen Ort und dem Datum waren sehr hilfreich. Als Sachbuchautorin zur österreichischen Geschichte hat Birgit Mosser ein fundiertes Wissen in ihren Roman einfließen lassen, ohne dass ich das Gefühl hatte, im Geschichtsunterricht meiner strengen Gymnasiallehrerin zu sitzen. Einen zusätzlichen Pluspunkt finde ich auch das Einfließen der Dialekte, die der Geschichte authentisch machen und ihre Liebe zu Österreich widerspiegeln.

Veröffentlicht am 04.05.2017

Ein Mörder mit Vorliebe für ungewöhnliche Waffen

DNA
0

Zwei Frauen werden auf grausame Weise ermordet – beide in ihrem Zuhause. Der Mörder bedient sich außergewöhnlicher Mordwaffen und gibt dem unerfahrenen Kommissar Huldar und seinem Team große Rätsel auf, ...

Zwei Frauen werden auf grausame Weise ermordet – beide in ihrem Zuhause. Der Mörder bedient sich außergewöhnlicher Mordwaffen und gibt dem unerfahrenen Kommissar Huldar und seinem Team große Rätsel auf, da er keine Beweismittel hinterlässt. Es scheint keinerlei Verbindung zwischen den beiden Frauen zu geben und sie galten als völlig unbescholten. Ausgerechnet der unerfahrene Kommissar Huldar wird mit den Fällen betraut. Sein Vorgesetzter Egill setzt ihn nur aus einem Grund ein: er will zwei Kollegen aus der Schusslinie der Öffentlichkeit bringen und im Falle eines Scheitern Huldars damit das Ansehen der Polizei nicht noch mehr schädigen. Keine schönen Aussichten für Huldar, der gerade mit Nikotinkaugummis endlich vom Rauchen loskommen will und zudem mit seinem schlechten Gewissen gegenüber seinem Kollegen Rikhardður kämpft. Mit dessen Frau Karlotta hatte er in betrunkenem Zustand einen One-Night-Stand. Die Ermittlungen werden nicht gerade einfacher, als er auf die Psychologin Freyja trifft. Unter falschen Angaben zu seinem Namen und Beruf hatte er eine Nacht mit ihr verbracht. Mit ihrer Hilfe befragt er Margret, die Tochter der ersten Ermordeten, die beim Tod ihrer Mutter im selben Raum war. Das traumatisierte Mädchen kann nur wenige Angaben zum Mörder machen. Huldar ist bald mit der Aufklärung der Morde etwas überfordert, da der Mörder keine Spuren hinterlässt. Als Vorgesetzter von Rikhardður und der hartgesottenen Polizistin Erla hat er keinen leichten Stand, auch wenn die beiden ihn tatkräftig unterstützen. Nur sein ignoranter Vorgesetzter Egill ist mehr mit der Anschaffung von neuem Equipment für sein Kommissariat beschäftigt und spielt bei den Ermittlungen keine Rolle. Zudem hält er nichts von Psychologen.
Zwischen den Perspektivenwechsel erscheint der junge Student und Amateurfunker Karl, der ein einsames und tristes Leben führt. Seine beiden „Freunde“ Börkur und Halli wenden sich zusehends von ihm ab – hatte sie letztlich nur ihr Faible fürs Funken zusammengeführt. Doch als Karl plötzlich seltsame Zahlenfolgen empfängt, stecken die drei Freunde ihre Köpfe zusammen und versuchen, den vermeintlichen Code zu knacken.

Selten war ich so ahnungslos, was die Person des Mörders betrifft. Sämtliche Spuren, die ich verfolgte, liefen ins Leere. Selbst der Prolog half mir nicht, um auf den Mörder zu kommen. Yrsa Sigurdardóttir gelingt es durch den gekonnten Perspektivenwechsel zwischen den Opfern und den Ermittlungen sowie den Einwürfen zum Privatleben von Freyja und Huldar die Spannung immer gleichbleibend aufrecht zu erhalten und den Leser immer wieder in die Irre zu führen. Dabei ist ihre Sprache klar und ungekünstelt, ohne kalt zu wirken. Dadurch fühlte ich mich als Leser wie ein stiller Beobachter. Über den Mörder gibt die Autorin nur sehr wenig preis, was die Spannung befeuert. Freyja und Huldar waren mir weder sympathisch noch unsympathisch. Beide haben ihre eigene Geschichte, die ab und zu durchschimmert. Das ergibt nur einen kleinen Abriss der beiden und lässt Raum für die Fantasie des Lesers. Auch im Hinblick darauf, dass „DNA“ das erste Buch einer Serie um die Psychologin Freyja und den Kommissar Huldar ist, bleibt der Leser neugierig zurück. Es gefällt mir, dass auch die Schwächen der beiden Hauptfiguren angesprochen werden…. Huldar bei einer Obduktion und Freyjas Bruder Baldur. Die kleine Margrét kommt als kluges, aber auch introvertiertes Mädchen herüber. Der Thriller erzeugt einen Nervenkitzel, der ohne allzu blutige Details zu den Morden auskommt. Mich hat dieser „kühle“ isländische Thriller gefesselt und zugleich neugierig auf weitere Folgen gemacht. Das ungewöhnliche Cover, auf dem zwei zu einem X-geformten blutige Klebestreifen angebracht sind, steht in direktem Zusammenhang mit den Morden und auch der Titel passt sehr gut dazu. Für mich ein rundum gelungenes Buch!

Veröffentlicht am 04.05.2017

Die Gottesformel

Das Einstein Enigma
0

Der Kryptanalyst und Historiker Tomás Noronha begegnet eines Tages der wunderschönen, geheimnisvollen Iranerin Ariana. Sie bietet ihm einen ganz besonderen Auftrag und viel Geld an, um ein geheimes Manuskript ...

Der Kryptanalyst und Historiker Tomás Noronha begegnet eines Tages der wunderschönen, geheimnisvollen Iranerin Ariana. Sie bietet ihm einen ganz besonderen Auftrag und viel Geld an, um ein geheimes Manuskript bzw. eine Formel aus der Feder von keinem geringerem als Albert Einstein zu entschlüsseln. Als Tomás sich darauf einlässt, hat er keine Ahnung, dass sein Leben damit nicht nur komplett auf den Kopf gestellt wird, sondern sogar in Gefahr ist. Es beginnt eine spannende aber auch hoch dramatische Reise in den Mittleren Osten und durch die verschiedensten Themen der Physik, Mathematik und verschiedener Religionen. Von Christentum über Judentum, Hinduismus und Buddhismus wird der Bogen zur Wissenschaft geschlagen. Entgegen der Vermutung der Iraner und der Amerikaner geht es in dem Manuskript keineswegs um die Bauanleitung für eine billige Atombombe, sondern vielmehr um den Beweis der Existenz Gottes, die Gottesformel.
Die Ankündigung, dass es sich bei dem Buch um einen Spionagethriller handelt, ist meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt. Wobei die Geschichte stets spannend ist und ich die Seiten nur so verschlungen habe. Vielmehr handelt es sich um aktuelle Wissenschaftliche Themen und den Hang des Menschen, seine Neugier zu befriedigen, verwoben mit einer Agentengeschichte und der Frage, ob es Gott gibt. Das Cover ist sehr ansprechend bis auf den roten Balken mit der Aufschrift zur Auflage des Buches. Darauf hätte ich gut verzichten können.
J.R. Dos Santos hat es geschafft, mir Laien die verschiedenen physikalischen Theorien verständlich nahezubringen, ohne dass es mir dabei langweilig wurde. Das alleine ist schon ein Gewinn für mich. Die Rahmengeschichte um Tomás und Ariana mag manche Schwäche haben, doch für mich tat das der Spannung keinen Abbruch. Der Autor lässt Tomás zum Doppelagenten werden und setzt ihn immer wieder großer Gefahren aus. Sein Privatleben kommt dabei auch nicht zu kurz und sogar die Liebe findet einen Platz in der Geschichte. Der Schreibstil ist flüssig und gut nachvollziehbar, auch wenn die Themen keine leichte Kost sind. Für dieses Buch war sicherlich eine Menge Recherche nötig und dann noch die entsprechende Fantasie um alles in eine gute Geschichte zu verpacken.
Das Buch ist für mich sehr gelungen und ich kann es gut weiterempfehlen. Die Fortsetzung macht mich jetzt noch neugierig. Leider muss ich mich noch gedulden.

Veröffentlicht am 04.05.2017

Der Zwillingsmacher

Der Näher
1

In Gummersbach werden die beiden schwangeren Frauen, Sandra Galinski und Thea Klein vermisst. Der Fallanalytiker Martin Abel aus Stuttgart wird zur Unterstützung der dortigen Polizei mit dem Fall beauftragt ...

In Gummersbach werden die beiden schwangeren Frauen, Sandra Galinski und Thea Klein vermisst. Der Fallanalytiker Martin Abel aus Stuttgart wird zur Unterstützung der dortigen Polizei mit dem Fall beauftragt – sehr zum Leidwesen des unsympathischen und ignoranten Kommissar Borchert. Abels neue Kollegen haben die beiden Fälle schon fast zu den Akten gelegt, da von beiden Frauen Abschiedsbriefe vorliegen. Sie stehen dem Fallanalytiker recht feindselig gegenüber, was durch Borchert noch geschürt wird. Doch Martin Abel ist sehr hartnäckig und glaubt nicht an eine so einfache Lösung. Als schließlich eine junge Joggerin im Wald von einem Radfahrer verfolgt wird und bei ihrer Flucht in eine Grube fällt, bekommt die Geschichte eine entscheidende und brutale Wendung. In der Grube befindet sich die einbetonierte Leiche einer jungen Frau mit ihrem neugeborenen Kind auf dem Arm. Nun kann auch Abels neuer „Vorgesetzter“ Borchert die Vermisstenfälle nicht mehr ignorieren. Die pfiffige Polizistin Doris Stange unterstützt Abel tatkräftig und setzt sich zum Teil über Borcherts Anweisungen hinweg. Dennoch erweisen sich die Ermittlungen für ihn als sehr schwierig und nur seinem Geschick, sich in Täter hineinzuversetzen, ist es zu verdanken, dass er schließlich dem brutalen Entführer und Mörder näher kommt.
„Der Näher“ von Stefan Löffler ist nichts für Leser mit schwachen Nerven. Wer jedoch gut und schlüssig konstruierte und hochspannend geschriebene Thriller mag, erlebt mit diesem Buch viele aufregende und gruselige Lesestunden mit Gänsehaut und Schockmomenten. Stefan Löffler lässt in seinem Thriller den Näher selbst zu Wort kommen und so erfährt der Leser immer mehr über dessen verkorkste Kindheit, seine kranken Phantasien und seine dunkle Seele. Trotzdem verrät er nie so viel, dass der Leser der Lösung des Rätsels schnell näher kommt. Stattdessen wird das Grauen immer greifbarer und es kommt zu vielen Wendungen und der Leser wird oft in die Irre geführt. So ist für mich das Ende eine große Überraschung gewesen und hat die Geschichte noch besonders bizarr gemacht.
Die beiden vorigen Fälle „Blutsommer“ und „Blutdämmerung“ mit Martin Abel habe ich zwar nicht gelesen, doch ich bin mit dem dritten Teil „Der Näher“ ganz gut klargekommen und habe mich bald eingelesen. Die brutalen und plastischen Details und Beschreibungen der Taten haben mir hin und wieder das Blut in den Adern gefrieren lassen. Unfassbar sind für mich auch die Abgründe, in denen sich der Näher bewegt und wie verdreht seine „Ziele“ sind. Dass sich der Autor auf ein seltenes medizinisches Phänomen, das durch Fachliteratur belegt ist, bezieht, macht die Verbrechen noch intensiver und schauriger, sind sie nicht ausschließlich seiner Fantasie entsprungen. Etwas weniger Blut und Grausamkeit hätte mir auch gereicht, denn als Mutter, konnte ich mich sehr gut in die Opfer hineinfühlen und das machte das Lesen stellenweise schwer. Die Sprache des Autors ist sehr intensiv und zieht den Leser geradezu ins Geschehen mit hinein. Und der Spannungsbogen flacht nie ab, im Gegenteil, denn er erhöht sich am Ende noch einmal gewaltig.
Bei der Punktevergabe habe ich mir schwer getan, denn die blutigen Vergehen an den schwangeren Frauen haben mich doch sehr beschäftigt. Nun muss ich mich aber entscheiden und deshalb ziehe ich einen Punkt dafür ab.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Figuren
  • Atmosphäre
  • Spannung