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Veröffentlicht am 21.03.2017

Ein ungewöhnlicher Detektiv in einer fantastischen Welt

Rosen für Erkül Bwaroo
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Das farbenfrohe und fröhliche Cover mit dem kleinen, eleganten Elfendetektiv und seinem Rosenstrauß fällt einem sofort ins Auge. Als Kenner des „Originals Hercule Poirot“ springt einen der Name Erkül Bwaroo ...

Das farbenfrohe und fröhliche Cover mit dem kleinen, eleganten Elfendetektiv und seinem Rosenstrauß fällt einem sofort ins Auge. Als Kenner des „Originals Hercule Poirot“ springt einen der Name Erkül Bwaroo sofort ins Auge und macht neugierig. Das hat neben der interessanten Kurzbeschreibung auf der Rückseite des Buches mein Interesse geweckt und ich wurde nicht enttäuscht.
Erkül Bwaroo ist ein cooler, galanter, intelligenter und stets gut gekleideter Elfendetektiv, der in einer fantastischen Welt, die von Menschen, Elfen, Greife, Nixen, Nöcks, Zwergen, Zauberern und Vampiren bevölkert wird. Aber auch diese Welt ist nicht vor Neid, Missgunst und sogar Mord gefeit. So kommt es, dass Titania, die Herrscherin über das Elfenreich, den Elfendetektiv zur Aufklärung eines Mordes in die Menschenwelt schickt. An seiner Seite findet sich stets sein resoluter, korrekter und schweigsamer Diener Orges. Sein „menschlicher“, aber nicht sonderlich engagierter Kollege Treibel ist bereits vor Ort, als Erkül an einem Filmset eintrifft. Für den Elfendetektiv erschließt sich eine völlig neue Welt der Schauspielkunst, denn der Krimi spielt zur Zeit der Entstehung des „Lichtspieles“. Kommissar Treibel tut den Tod der jungen, wenig begabten Schauspielerin Klarissa als Selbstmord ab und überlässt Erkül recht schnell das Feld. Zumal sich sogleich herausstellt, dass Klarissa eine Elfe ist und sich die Ohren operieren ließ, um als überaus schöner Mensch zu glänzen. Im Laufe der Ermittlungen wird klar, dass Klarissa eine überaus neugierige Person und auf ihren Vorteil bedacht war. Allerdings ist die Suche nach dem Mörder/der Mörderin nicht einfach und Erkül hat jede Menge zu tun.
Dieses Buch steckt voller schöner und auch witziger Ideen! Die Geschichte ist kurzweilig und es macht Spaß, Erkül in seine Welt zu folgen, in der es die gleichen Probleme wie in der Parallelwelt (unserer Welt) gibt. Anfangs fiel es mir etwas schwer, zwischen den verschiedenen Wesen zu unterscheiden, doch bald schon war ich so in dieser Fantasiewelt gefangen, so dass ich nicht nur Erkül mit seinem Faible für die französische Sprache, seine altmodische Ausdrucksweise, sondern auch seine Eigenheiten lieben lernte. Der Humor spielt in diesem außergewöhnlichen Kriminalroman eine große Rolle. Ich habe mich köstlich amüsiert, als Erkül auf einem Esel reiten musste und wie er vehement den Flug mit einem Greif abgelehnt hat. Der Name der Reporterin „Kussmaul“ oder „Heissenbier“ für den Wachtmeister finde ich ebenfalls sehr amüsant. Erkül und sein menschlicher Diener Orges geben ein originelles Gespann ab. Die Spannung kommt bei diesem ganz besonderen Krimi trotzdem nicht zu kurz. Und wie sein Vorbild Hercule klärt der Elfendetektiv am Ende der Geschichte den Fall souverän auf. Auch der Bezug zur heutigen Zeit, in der es viel Diskriminierung und Vorurteile gibt, wird durch die Gleichbehandlung aller Wesen auf dem Internat Freynberg ganz deutlich. Dort werden durchaus Schüler abgewiesen, deren Eltern sich für etwas Besseres halten.
Der Elfendetektiv Erkül Bwaroo hat in mir einen neuen Fan gewonnen. Es wird Zeit, dass ich ihn näher kennenlerne und das geht nur über die vorhergehenden Bücher.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Magerer Thriller

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Die ehemalige CIA-Agentin und Profikillerin Kate Swift lebt seit 2 Jahren unter falschem Namen unerkannt in einer Kleinstadt. Ein Amoklauf an der Schule ihrer Tochter Suzie ändert ihre Situation schlagartig ...

Die ehemalige CIA-Agentin und Profikillerin Kate Swift lebt seit 2 Jahren unter falschem Namen unerkannt in einer Kleinstadt. Ein Amoklauf an der Schule ihrer Tochter Suzie ändert ihre Situation schlagartig und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihre Feinde wissen, wo sie zu finden ist. Kate tötet die beiden Amokläufer und taucht danach mit Suzie sofort ab. Sie hofft auf die Unterstützung des früheren CIA-Agenten Harry Hook, der mittlerweile sein Dasein in Thailand fristet. Ob er ihr jedoch wirklich helfen kann ist zweifelhaft. Es folgt eine Odyssee durch die Vereinigten Staaten über Kanada und Deutschland nach Thailand. Inzwischen heftet sich ihr suspendierter Chef Lucien Benway an ihre Fersen, der ihren Tod um jeden Preis will. Kate hatte für seinen Absturz gesorgt, indem sie die Ermordung ihres eigenen Mannes aufgedeckt und als Whistleblowerin fungiert hat. Bald schon ist Benways Handlanger Morse nicht mehr der Einzige, der hinter Kate und ihrer Tochter her ist. Unerwartete Hilfe bekommt Kate von ihrem Mentor Philip Danvers und schließlich auch von Harry Hook.
In 4 Erzählsträngen werden die Protagonisten Kate und Suzie Swift, Lucien Benway, Harry Hook und Philip Danvers sofort in das Geschehen geworfen und mit der Zeit verschmelzen diese zu einer Geschichte. Dem Schreibstil konnte ich zu jeder Zeit prima folgen und die kühle Erzählweise passt gut zu einem Thriller. Der Spannungsbogen hat sich durch den Roman gezogen und ließ bis zum Ende nicht nach. Allerdings fand ich das viele kaltblütige Töten nicht sonderlich gut. Es fließt mir zu viel Blut und ich konnte mich mit keinem der Charaktere wirklich anfreunden, da sie recht blass blieben. War ich von der Leseprobe begeistert, so muss ich sagen, dass ich letztlich von diesem Buch enttäuscht bin. James Rayburn bleibt dem Spruch „Früher tötete sie für ihr Land. Heute tötet sie für ihre Tochter“ absolut treu.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Mord unter hochkarätigen Patienten auf Entzug

Mord auf Entzug
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Der Leiter der Entzugsklinik Katharsis wurde ermordet. Diese Meldung schlägt ein wie eine Bombe, denn in der Klinik werden Promis inkognito behandelt. Deshalb ist bei den Ermittlungen entsprechendes Fingerspitzengefühl ...

Der Leiter der Entzugsklinik Katharsis wurde ermordet. Diese Meldung schlägt ein wie eine Bombe, denn in der Klinik werden Promis inkognito behandelt. Deshalb ist bei den Ermittlungen entsprechendes Fingerspitzengefühl gefordert. Die bisweilen bissige und eigenwillige Kommissarin Irene Rosen übernimmt den Fall samt neuem „Partner“ Polizeianwärter Andrea Popolo. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein, denn Popolo ist ein ernster Mann und versteht die schrägen und bissigen Witze seiner Chefin Rosen meist nicht. Doch im Laufe der Ermittlungen beginnen sich Rosen und Popolo zu ergänzen. Allerdings unterlaufen Rosen ein paar recht dumme Fehler, bis sie zu ihrer eigentlichen Höchstform aufläuft. Die exzentrischen Promis, die unter Pseudonymen wie Rotkäppchen etc. im Katharsis logieren, scheinen über den Tod des Klinikleiters nicht besonders erschüttert zu sein und machen sich Sorgen, um ihre Anonymität während der Ermittlungen. Allen voran Lola Ries, einst gefeierte Schauspielerin und nun alternde Diva, erschweren durch Verweigerung ihrer Mitarbeit die Aufklärung des Mordes. Kommissarin Rosen kommt einfach nicht an sie heran. Da hat sie eine zündende Idee: Andrea Popolo soll als verwöhnter Mafioso-Sohn im Katharsis einchecken und sich mit den anderen Patienten „anfreunden“, um somit undercover zu ermitteln. Letztlich tritt er als reicher, italienischer Industriellensohn auf und hat anfangs Mühe, sich in seine Rolle einzufinden. Doch dank seiner großartigen Recherche über sämtliche Patienten der Klinik im Vorfeld und seiner Verehrung von Lola Ries und Tommy Martin, dem abgestürzten Popsänger, gewinnt er schnell das Vertrauen der empfindlichen Prominenten.
Mir gefiel dieser witzige, bissige, spitzzüngige Krimi ganz gut und habe ihn fast in einem Rutsch gelesen. Die überspitzte Darstellung der Promis im Katharsis weißt Parallelen zu lebenden bzw. ehemaligen Promis unserer Zeit auf. Lola Ries erinnert mich stark an Liz Taylor, die für mich immer etwas divenhaftes hatte und sehr um die Aufmerksamkeit ihres Publikums bedacht war. Die Macke der hochkarätigen Patienten, sich mit einem Pseudonym wie „Schneewittchen“ ansprechen zu lassen und auch darauf zu bestehen, ist lächerlich und gibt dem Krimi noch eine ganz besondere Würze. Einzig der Thriller-Autor bleibt recht blass und mir war relativ schnell klar, dass er nicht wirklich ein Suchtproblem hat. Die beiden gegensätzlichen Charaktere Irene Rosen und Andrea Popolo – der Witz mit dem „ch“ am Ende seines Namens hat mich lauf auflachen lassen – machen den Krimi sehr lebendig und unterhaltsam. Dabei kommt die Spannung aber nicht zu kurz, denn es hat schließlich einen Toten gegeben. Die Aufklärung des Mordes übernimmt letztlich Irene Rosen im Alleingang, denn Andrea Popolo ist zu sehr mit seinen Idolen beschäftigt. Man muss ihm zu Gute halten, dass er deren Vertrauen gewonnen hat und somit die Ermittlungen indirekt vorangebracht hat. Er hat Potential, das er sicherlich entwickelt, wenn der Autor ihn lässt. Bis zuletzt tauchten immer wieder verschiedenste Motive auf und ich war hin- und hergerissen, wer denn nun den Mord begangen haben könnte. Ich lag jedes Mal falsch. Der Schreibstil ist locker und leicht zu verstehen. Die Scherze haben Biss und machen gute Laune. Lacher garantiert! Dieser Krimi ist genau richtig für einen gemütlichen, spannenden Leseabend. Ich bin gespannt, ob es einen weiteren Fall für Rosen und Popolo geben wird.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Lügen und ihre Folgen

Das Jahr, in dem ich lügen lernte
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Im Jahr 1943 lebt die 11jährige Annabelle auf der elterlichen Farm im Norden Amerikas. Die Farm wird von 3 Generationen in dieser schweren Zeit bewohnt und bewirtschaftet. Annabelle ist ein aufgewecktes ...

Im Jahr 1943 lebt die 11jährige Annabelle auf der elterlichen Farm im Norden Amerikas. Die Farm wird von 3 Generationen in dieser schweren Zeit bewohnt und bewirtschaftet. Annabelle ist ein aufgewecktes Mädchen mit zwei jüngeren Brüdern und geht in die Schule. Durch den Krieg sind alle Menschen eingeschränkt und so verwundert es nicht, dass alle Altersstufen in einer einzigen Klasse von einer Lehrerin unterrichtet werden und sich mindestens zwei Schüler ein Pult teilen müssen. Eine extreme Wende nimmt Annabelles Leben, als die neue, schwererziehbare Mitschülerin Betty in die Schule kommt. Betty ist sich für keine Gemeinheit zu schade und bedroht Annabelle, dass sie ihr „irgendetwas“ mitbringen soll. Andernfalls würde sie Annabelle oder deren Brüder schlagen. Als sich Annabelle widersetzt macht Betty auf unglaubliche, erschreckende Weise ihre Drohung war. Einzig der Fremde Toby, ein sehr schweigsamer und zurückgezogen lebender Kriegsveteran steht Annabelle einmal bei, als Betty ihr droht. Toby wird von den Bewohnern als Außenseiter behandelt und als es schließlich zu einem Steinwurf auf den deutschen Mr Anselm kommt, beschuldigt Betty ihn der Tat. So entwickeln die Geschichte und das Schweigen von Annabelle, die sich ihren Eltern erst spät anvertraut, eine erschreckende Dynamik. Die Ereignisse überschlagen sich zum Ende hin und dann ist nichts mehr so wie es war.
Eine unglaublich schöne, aber auch traurige Geschichte über ein ungewöhnliches und kluges 11jähriges Mädchen: Annabelle schafft es, die Erwachsenen für sich und ihre Ideen zu gewinnen. Sie ist bereit, für ihre Überzeugungen zu kämpfen und lügt dafür ihre geliebte Familie an. Sie stellt sich gegen die böse Betty, von der sie das lügen lernt. Anders als Betty lügt sie, um andere zu beschützen. Annabelle widersetzt sich den damaligen, üblichen Vorurteilen gegenüber Fremden oder Menschen, die anders sind, weil sie Schreckliches im Krieg erlebt haben. Das Buch ist sehr spannend und selbst als Erwachsene konnte ich mich dem Bann der Geschichte nicht entziehen und habe mit Annabelle und Toby mitgefühlt. Bis auf Tante Lily ist mir die ganze Familie McBride im Laufe des Lesens ans Herz gewachsen. Das Cover in seinen zarten Blau- und Gelbtönen, dem Schemen eines Mädchens und den Bäumen an der Seite ist schön gestaltet und hat mich sofort angesprochen. Zudem ist der anfängliche Text des Buches über das Cover geschrieben und die Bäume setzen sich am Anfang eines jeden Kapitels fort. Ob Annabells Handlungen und Gedanken immer realistisch sind, mag man bezweifeln. Doch die Geschichte ist ein gelungenes Beispiel dafür, was geschehen kann, wenn ein unschuldig scheinender Mensch seine Umwelt terrorisiert, Lügen verbreitet und Mitmenschen absichtlich verletzt. Es zeigt sich immer wieder, dass jede Lüge ein Ereignis nach sich zieht und die Folgen verheerend sein können. Die Autorin beschreibt Annabelles Not, aber auch ihre Stärke bildlich und so habe ich als Leserin mitgefühlt und mitgelitten.
Mir hat die Geschichte um Annabelle, Toby, Betty und deren einfaches Leben während des zweiten Weltkrieges sehr gut gefallen. Die Autorin erhebt nicht mahnend den Zeigefinder, sondern erzählt – vor allem zum Schluss hin – ganz spannend, wie sich das Leben von Annabelle ändert, als Betty in ihre Klasse kommt. Betty ist so ganz anders als Annabelle und hat ihre Freude daran, andere – in diesem Fall Annabelle – zu terrorisieren. Annabelle dagegen versucht, ihre Familie zu schützen und offenbart sich relativ spät ihrer Mutter. Es ist schön, dass ihre Eltern zu ihr stehen, auch wenn es letztlich nicht viel nützt, denn Bettys Großeltern glauben ihrer Enkelin mehr. Außerdem werden Vorurteile gegenüber Fremden und insbesondere Deutschen thematisiert, was einen sehr realistischen Bezug zum aktuellen Weltgeschehen hat. Ein wirklich schönes und gelungenes Jugendbuch, das liebevoll illustriert wurde und voller Emotionen steckt.

Veröffentlicht am 06.03.2017

Eine außergewöhnliche Geschichte mit Sogwirkung

Wenn ich jetzt nicht gehe
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Inhalt:
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Mexiko-Stadt der Mittelpunkt der Neuen Welt war, steht der ehemals arme Bergmann Mauro Larrea erneut vor einem Wendepunkt in seinem Leben.
Einst ...

Inhalt:
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Mexiko-Stadt der Mittelpunkt der Neuen Welt war, steht der ehemals arme Bergmann Mauro Larrea erneut vor einem Wendepunkt in seinem Leben.
Einst als Witwer mit zwei Kindern völlig arm nach Mexiko gekommen, hat sich Mauro Larrea durch harte Arbeit und kluge Entscheidungen ein kleines Imperium aufgebaut. Durch eine leichtsinnige Entscheidung verliert er seine gesamte Existenz und plant seinen „Abgang“ aus Mexiko-Stadt, ohne sein Gesicht zu verlieren. Immer an seiner Seite sind sein treuer Diener Santos Huesos sowie sein Prokurist und Freund Elías Andrade. Andrade und Larrea sind total unterschiedliche Männer. Andrade ist der Besonnene und eher Zurückhaltende. Larrea dagegen ist ein Abenteurer und sehr risikofreudig. Andrade unterstützt Larrea wo er nur kann und hält ihm auch den Rücken frei. Auch seine schwangere Tochter Mariana ist ihm treu ergeben und hilft ihm, während ihr jüngerer, sprunghafter Bruder Nico in Frankreich die Füße stillhalten soll. In Rückblicken – die nicht besonders gekennzeichnet sind – zeigt sich der Werdegang des ehemals armen, verwitweten, alleinerziehenden Bergarbeiters Larrea. Aus dem Nichts, aus bitterer Armut hat er sich nach ganz oben gearbeitet bzw. in seinen Minen arbeiten lassen. Obwohl er mit 50 Jahren wieder einen Neuanfang wagen muss, verliert er nicht seine Stärke und handelt schnell. Er verkauft fast sein ganzes Hab und Gut und leiht sich ausgerechnet bei demselben Halsabschneider Geld, der ihn bei seiner Ankunft in Mexiko bereits ausgebeutet hatte. Die knappen Rückzahlungsklauseln setzen ihn schwer unter Druck, so bald wie möglich ein gutes Geschäft abzuschließen. Unter diesen Umständen bricht Mauro nach Kuba auf, um dort erneut sein Glück zu suchen. Bei der Wahrung des Scheins in Mexiko-Stadt nimmt Andrade sämtliche Unannehmlichkeiten auf sich. Durch ihre enge Verbundenheit ist er auch immer die Stimme der Vernunft in Larreas Kopf. Er hält gewissermaßen Zwiesprache mit ihm. Kaum in Havanna angekommen, steht Mauro Larrea kurz davor, sich wieder in riskante Geschäfte einzukaufen. Von der Schwiegermutter seiner Tochter Mariana hatte er Geld zur Investition mitbekommen und ein Bekannter, Ernesto Gorostiza hat ihm den Erbanteil für seine Schwester Carola Gorostiza ebenfalls mitgegeben. Der Bankier Calafat, der sein Geld verwaltet, bietet ihm eine Beteiligung an einem s.g. „Gefrierschiff“ an. Die schöne, aber kalte und undurchschaubare Carola Gorostiza bittet ihn, ihr Erbe vor ihrem Mann geheim zu halten. Zudem schlägt sie ihm vor, ebendieses Geld in ein Schmuggelgeschäft zu investieren - es geht dabei um Sklavenhandel. Letztlich entscheidet sich Mauro gegen beide Geschäfte. Als ihn Carolas Mann Gustavo Zayas zu einem „Billardduell“ herausfordert, erwacht in ihm endlich sein Kampfgeist wieder und geschickt gewinnt er schließlich die spanischen Ländereinen des Gustavo Zayas mithilfe des intelligenten Bankiers Calafat. In seiner Zeit als Bergmann hatte Mauro in so ziemlich jeder Spelunke Billard gespielt und wurde dadurch ein hervorragender, wenn auch aggressiver Spieler. Bevor ihn Carola Gorostizas Rache trifft, verschwindet Mauro aus Havanna und reist nach Spanien zu seinen gewonnen Ländereien. Dort wartet allerdings schon die nächste schöne und geheimnisvolle Frau, Soledad Montalvo (Claydon). Auch sie versucht, ihn für ihre Zwecke zu benutzen und bittet ihn um einen Gefallen. Wie hoch ist der Preis für diesen Gefallen?
Fazit:
Das schlichte, aber sehr romantische Cover in seinen Grau-, Rot- und Orangetönen im Aquarellstil lässt keinen Zweifel daran, dass es sich hier um eine Liebesgeschichte handelt. Ihre Sprache ist einfach wunderbar, kraftvoll, bildgewaltig und zieht den Leser mitten ins Geschehen um den äußerst erfolgreichen Bergmann Mauro Larrea. Auch mich hat María Dueñas bereits mit den ersten Zeilen begeistert. Sie schreibt sehr gefühlvoll und webt geschickt Mauros Gedankengänge und die Stimme seines Gewissens – in Form von Elìas Andrade – in die Geschichte ein. Durch ihre stimmigen Landschaftsbeschreibungen und die Ausarbeitung der komplexen Charaktere zieht die Autorin den Leser in die Reise und die Verwicklungen des Bergmannes hinein. Von der ersten bis zur letzten Seite habe ich mit Mauro und später mit Soledad mitgelitten, wenn sich wieder ein Unglück abgezeichnet hat oder eine Situation ausweglos erschien.
Der Buchtitel passt hervorragend zu Mauro Larreas Lebensgeschichte, denn er fragt sich nach seiner Pleite sicherlich: „Wenn ich jetzt nicht gehe“ verliere ich nicht nur mein Vermögen, sondern auch mein Ansehen und auch meine Kinder sind dem Spott der Leute ausgesetzt. In Havanna sieht es dann nicht viel besser für ihn aus: „Wenn ich jetzt nicht gehe“, trifft mich der Zorn von Carola Gorostiza und ich bin vielleicht für immer ruiniert. Dadurch entsteht eine sehr stimmige Verbindung zwischen dem Buchtitel und dem steten Aufbruch von Larrea in ein neues, anderes Leben. Letzten Endes stellt sich die Frage, ob nicht etwas ganz Wunderschönes entsteht, wenn er bleibt.
„Wenn ich jetzt nicht gehe“ ist ein wunderbares Buch voller Abenteuer, Glück und Unglück, Liebe und Hass und Kampfgeist mit liebevoll ausgearbeiteten Charakteren, die dem Leser mit jeder Zeile mehr ans Herz wachsen oder ihn zornig machen. Dieses Buch hat eine unglaubliche Sogwirkung, der man sich schwer entziehen kann. Zu Recht wird dieses Buch als „Der Sensationsbestseller aus Spanien“ betitelt.