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Veröffentlicht am 24.08.2022

Ein Kind ist keine Schande!

Die Wunder
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Jung, ledig und schwanger. Bis vor nicht allzulanger Zeit war das auch hierzulande eine Schande für die ganze Familie. Im erzkonservativen Spanien zur Zeit der Diktatur Francos muss das noch schlimmer ...

Jung, ledig und schwanger. Bis vor nicht allzulanger Zeit war das auch hierzulande eine Schande für die ganze Familie. Im erzkonservativen Spanien zur Zeit der Diktatur Francos muss das noch schlimmer gewesen sein. Also lässt María ihre Tochter Carmen bei den Eltern und geht nach Madrid arbeiten. Sie schickt ihr ganzes verdientes Geld zu den Eltern für den Unterhalt der Tochter. Im Urlaub fährt sie heim nach Toledo zu ihrem Kind. Weil sie ihr Kind nur ein- oder zweimal im Jahr sehen kann, entfremdet sie sich dem kleinen Mädchen. Als sie das Kind zu sich nach Madrid holen will, ist die Mutter dagegen. Mit wem soll das Kind bleiben, wenn sie auf Arbeit ist? So wächst Carmen ohne der Mutter auf, wird groß, wird ihrerseits auch schwanger, dieses Mal aber heiratet der Kindsvater die werdende Mutter. Zwei Töchter haben sie gemeinsam, bis sich der Vater umbringt, weil finanziell ruiniert. Nun beginnt der Leidensweg Alicias, Marías Enkeltochter. In der Schule wird sie gemobbt, sie rächt sich in dem sie die Mitschüler bloßstellt. Der Höhepunkt ist wie vier der Mitschüler sie im Festsaal der Schule an einem Balken an einem Fuß aufhängen und sie so stundenlang hängen muss bis eine Lehrerin sie zufällig entdeckt. Älter geworden geht Alicia auch nach Madrid, arbeiten, sich ein eigenes Leben aufbauen. Das Ganze wird in Episoden erzählt, scheinbar lose, unzusammenhängend. Und doch bilden diese Episoden eine Einheit. María und Alicia führen in Madrid ein ähnliches Leben, versuchen sich selbstständig zu machen. María wird nie heiraten, Alicia heiratet zwar, wird aber ihr selbstbestimmtes Leben führen, außereheliche Affären haben. María liest viel, erklärt Pedro die Ideen aus den Büchern, die dann Pedro als seine eigenen im Freundeskreis angibt. Irgendwann wird María sich einer eigenen Frauengruppe anschließen, bei der Stadtverwaltung frauentypische Probleme anbringen. Pedro ist das nicht recht. Er will vor seinen Freunden angeben können, eine intelligente María, die das auch zeigt, würde ihn nur schmälern. Mará spürt, dass seine Aufforderung zusammen zu ziehen, in einem Bus abgehalten, nur darauf abzielt. Er spricht weder von Liebe noch Zuneigung oder Respekt, nur von finanziellen Vorteilen. María erkennt, Pedro geht es nur um Macht über María: “Es geht nicht um Geld, lautet Marías Schlussfolgerung, es geht um Macht. Darum, seinen Freunden - die María irrtümlich auch für die ihren gehalten hatte - zu beweisen, dass er Macht über Maria hat” (S. 203).

Beide Frauen, zwei Generationen entfernt, finden ihren Weg, gut oder schlecht, sie leben so, wie sie es sich vorstellen und wünschen.

Die junge Frau auf dem Titelbild, die dem Betrachter intensiv in die Augen blickt fand ich als Motiv für einen Frauenroman sehr gut gewählt.

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Veröffentlicht am 23.08.2022

“Der künftige Mensch soll entschieden, fleißig und gutherzig sein” (S. 41)

Samson und Nadjeschda
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Dieser Spruch könnte so im Statut jeder kommunistischen Partei weltweit stehen. Er trieft
vor Idealismus, Ignoranz und Unkenntnis des Menschen. Außerdem, es gibt keinen “zukünftigen” Menschen. Es gibt ...

Dieser Spruch könnte so im Statut jeder kommunistischen Partei weltweit stehen. Er trieft
vor Idealismus, Ignoranz und Unkenntnis des Menschen. Außerdem, es gibt keinen “zukünftigen” Menschen. Es gibt nur den Menschen im Hier und Jetzt. Samson, Nadejschda, Najden, die Rotarmisten, die Schneider, die Schuhmacher, die Kosaken und Weißgardisten leben im Hier und Jetzt des Jahres 1919. Der erste Weltkrieg ist gerade zu Ende und das
zaristische Russland erlebt einen schrecklichen Bürgerkrieg, an dessen Ende nichts mehr so sein wird, wie es einmal war. Eine Gesellschaft bricht zusammen, und bis die neue Form an die Stelle treten kann, gibt es Chaos, Gewalt, das Gesetz des Stärkeren. Bolschewiken und Weißrussen leisten sich heftige Kämpfe, fallen wiederholt in Kiew ein, versuchen es zurückzuerobern, ohne Rücksicht auf die Menschen, die hier leben. Mittendrin, Samson. Er hat Elektromaschinenbau studiert und hat allein mit seinem Vater gelebt. Mutter und Schwester starben früher. Kosaken erschlagen seinen Vater und hauen ihm ein Ohr ab, nun
ist Samson auf sich allein gestellt. Er ist der Willkür der neuen Machthaber schutzlos ausgeliefert. Es nisten sich zwei Rotarmisten bei ihm ein, bedienen sich an seinen Sachen und Möbeln. Als sie der Schreibtisch des Vaters stört, wird der einfach von Ihnen der neu
gegründeten Miliz gespendet. Samson rennt seinem Schreibtisch nach, kommt bei der Miliz an und bleibt dort, als neuer Mitarbeiter. So schnell kann das in bewegten Zeiten gehen.
Intelligent, mit einer raschen Auffassungs- und Kombinationsgabe, gelingt es ihm einen Silberschmuggel, Diebstahl und Mord aufzuklären. Dabei, und jetzt nimmt der Roman Züge
des russischen “magischen Realismus” an, kann er mit seinem abgeschlagenen Ohr Gespräche belauschen, die ihn betreffen. So z.B. kriegt er mit, wenn im Büro der Miliz über ihn gesprochen wird, wenn sein Ohr sich dort in einer Schublade befindet. Er wird nun das
Ohr im Zimmer der Rotarmisten in seiner Wohnung verstecken und sie belauschen. Das alles klingt so natürlich, so selbstverständlich. Als ob ein abgeschlagenes Ohr immer in Verbindung mit seinem ehemaligen Besitzer bleibt und seine Funktion weiterhin erfüllt. Erst im Nachhinein überlegt man sich: Wie soll das denn gehen? Aber dem Buch verleiht diese Eigenschaft fantastische Züge, die den Charme des Buches ausmachen.
Als Beweis, dass auch in Bürgerkriegszeiten die Liebe sich nicht unterdrücken lässt, entsteht die zarte Liebesgeschichte zwischen Nadjeschda und Samson. Zwei junge Menschen, die ihre Kräfte einerseits in den Dienst der Bolschewiken stellen, lernen sich kennen dank der Vermittlung der Hausmeisterin von Samson. Nadjeschda ist linientreu, hat den Bolschewismus verinnerlicht, Samson ist eher "menschlich", möchte allen helfen, ohne Ansehen der Person.
Wie ein Terrier, der sich einmal festgebissen hat, kann Samson nicht locker lassen. Er verfolgt seine Fälle bis er alles restlos aufgeklärt hat und der Gerechtigkeit Genüge getan wurde. Sein Glaube an die Gerechtigkeit, jenseits aller Klassenideologie macht Samson so
sympathisch. Nadjeschda eckt mit ihrer sturen Linientreue eher an. Aber sie ist naiv, der
Bolschewismus noch in den Kinderschuhen, Stalins Terror noch einige Jahre weg. Es wäre interessant zu beobachten, wie sich Nadjeschda weiter entwickeln wird.
Der lineare Erzählstil, der manchmal rasant die dramatischen Geschehnisse schildert, wird
dann, in den Szenen mit Nadjeschda und ihrer Familie oder der Hausmeisterin, wieder sanft und warm. Andrej Kurkow reiht sich nahtlos in die lange Tradition der großartigen russischsprachigen Literatur ein. Der Roman trägt Wesenszüge der Literatur von Solschenizyn, Pasternak und Bulgakov.
Abschließend sei gesagt: Kiew hat in Moskau schon immer Begehrlichkeiten geweckt, schon seit Iwan des Schrecklichen Zeiten. Es folgte dann Stalin der Schreckliche und heute ist es Putin der Schreckliche, der seine Hände nicht von der Ukraine und Kiew lassen kann.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Ein sehr interessantes Buch, das auf drei Ebenen spielt:

Auf See
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Erstens: Yada, ein junges Mädchen, das auf einer künstlichen Insel lebt. Ihr Vater ist ein sektiererischer Visionär, will alles und jeden seiner Idee unterordnen. Sich selbst aber ausgenommen. Er isst ...

Erstens: Yada, ein junges Mädchen, das auf einer künstlichen Insel lebt. Ihr Vater ist ein sektiererischer Visionär, will alles und jeden seiner Idee unterordnen. Sich selbst aber ausgenommen. Er isst morgens und mittags allein, lauter frische Leckerbissen während das
gemeine Volk, seine Tochter inklusive, einheitlichen grünen Vitaminbrei essen müssen. Zudem gönnt sich der Vater Auslandsreisen, obwohl er Yada immer erklärt, die Außenwelt ist zerstört, es gäbe sie nicht mehr, Doch die Tochter beginnt zu rebellieren. Dem Vater schwebt eine perfekte Gesellschaft auf dem Meer vor, alle Menschen streben nach Perfektion, Gleichheit, Freiheit. Aber es ist nur die vom Vater akzeptierte Freiheit, alle Andersdenkende werden entfernt, Yada wächst isoliert auf, ohne Kontakt zu anderen Kindern, die Erwachsenen um sie herum gängeln oder meiden sie. Irgendwann merkt Yada, wie sehr ihr Vater und seine Clique sie betrogen und belogen haben, sie mit Medikamenten gefügig gemacht haben und sie flieht von der Insel.
Zweitens: Helena, freie, ungebundene Künstlerin, Malerin, Bloggerin, aber alles ohne feste Überzeugung. Sie tut dies, weil sie es kann, nicht weil es ihr ein Bedürfnis ist. Sie hat eine riesige Fangemeinde, Follower und Bewunderer. Aber ihr liegt nichts an ihnen. Sie versteht auch nicht den Rummel, der um sie gemacht wird. Sie will einfach frei und ungebunden sein.
Drittens: Kapitel die “Archiv” betitelt sind und über Sonderwirtschaftszonen, über Unternehmungen diverser Visionäre oder Betrüger berichten, die versucht haben entweder eigene Mini-Staaten zu gründen, oder Menschen um ihre Ersparnisse zu bringen, mit
angeblichen Inseln oder Ländern in denen sie frei und ungebunden leben könnten.
Yada und Helena werden sich begegnen, Yadas Vater hat nun keine Macht mehr über sie und kann sie nicht zwingen, zu ihm zurück zu kehren, was für ihn persönlich katastrophale Folgen haben wird. Aber Yada ist endlich frei. Sie wird nun in einem alten geschenkten VW Golf ihre Freiheit genießen, die sie während ihrer Kindheit und Jugend nie hatte.
Während die “Archiv” betitelten Kapitel trocken und emotionslos über die missglückten Versuche selbständige Staaten zu bilden berichten, sind die anderen Kapitel, die über Yada, Helena oder die anderen agierenden Personen berichten, spannend, ja sogar dramatisch geschrieben, man lese nur das Kapitel über Yadas Flucht.
Das Buch ist in Abschnitte unterteilt, die die Namen der englischen grammatikalischen Zeiten im Indikativ Aktiv tragen: Future Simple, Future Progressive, Past Perfect, Present Progressive und Future Perfect. Weshalb hat die Autorin wohl das Present Simple ausgelassen?
Theresia Enzensberger hat ein faszinierendes Buch geschrieben, angesiedelt zwischen Utopie und Realismus, zwischen Fantasie und Wirklichkeit.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Spannender Krimi, der, wie könnte es anders sein, aus Schweden kommt.

Sturmrot
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Ein Vierzehnjähriger soll ein Mädchen getötet haben. Jahre später ist er wieder in seinem Heimatort. Und die alten Erinnerungen kommen wieder hoch. Vor allem, da er seinen Vater ermordet in der Dusche ...

Ein Vierzehnjähriger soll ein Mädchen getötet haben. Jahre später ist er wieder in seinem Heimatort. Und die alten Erinnerungen kommen wieder hoch. Vor allem, da er seinen Vater ermordet in der Dusche vorfindet. Alles stellt sich ganz anders heraus, als es die Ermittler damals darstellten. Nach monatelangen Verhören, mit Schlafentzug, ohne Beisein der Eltern oder eines Rechtsanwalts, gesteht das Kind alles, was die Polizisten wollen. Die Ermittler haben sich auf diesen Jungen eingeschossen, ohne anderen Spuren nachzugehen, ohne auch nur in Betracht zu ziehen, dass die Wahrheit eine ganz andere ist. Und nun, 23 Jahre später ist Olofs Vater getötet worden, Sofort glaubt die Polizei, er wäre auch in diesem Fall der Täter, obwohl er gar nicht zur Tatzeit am Tatort gewesen war.
Eira, die ermittelnde Polizistin, beißt sich an diesen Fall fest, sie geht allen Spuren nach, findet den Mörder von Olofs Vater, findet die Brandstifter, die Olofs Haus anzünden, findet heraus, was vor 23 Jahren mit Lina passiert war, findet auch die Leiche eines Unbekannten, der mit Linas Verschwinden zu tun hatte, findet auch heraus, wie ihre eigene Familie in diesem Fall mit verstrickt war.
Der mitreißende Schreibstil überzeugt und nimmt den Leser mit. Dabei kommt der Krimi ohne Hollywoodmäßige Showdowns aus, ohne Schießereien, Rettung in letzter Minute und dergleichen mehr. Und trotzdem lesen wir gebannt, fragen uns, wann endlich Linas Leiche auftauchen wird.
Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Tragische Geschichte eines Jahrhunderts

Isidor
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Ein kleines vergessenes Schtetl im ADW in Galizien zur Jahrhundertwende 19/20. Die Doppeladlermonarchie hat noch 14 Jahre, dann zerfällt das Reich in einem langen blutigen Krieg, an dessen Ende nichts ...

Ein kleines vergessenes Schtetl im ADW in Galizien zur Jahrhundertwende 19/20. Die Doppeladlermonarchie hat noch 14 Jahre, dann zerfällt das Reich in einem langen blutigen Krieg, an dessen Ende nichts mehr so sein wird, wie es einmal war.. Österreich ersteht quasi aus der Asche, stark verkleinert und gehörig gerupft, aber mit Stil und Charme. Isidor aus diesem kleinen Schtetl Lokutni hat es bis an die Spitze Wiens geschafft. Aber wie lange? Mit kleineren oder größeren Kriegsschiebereien, Aktiengewinne, lukrative Geschäfte auf dem Schwarzmarkt, die nicht immer koscher waren, ist Isidor am Kriegsende Millionär. Aber er ist nicht der einzige, der aus dem großen Vaterländischen Krieg Gewinne erzielt, da gehen viele Christen mit gutem Beispiel voran. Isidor wird zum Lebemann, Bonvivant. Leben und Leben lassen ist seine Devise. Er unterstützt seine Familie, Künstler und die Wiener Oper. Stets bereit zu spenden, zu helfen, öffnet er gerne sei Haus vielen Gästen und Freunden.
Aber auf den Straßen Wiens kehrt keine Ruhe ein. In den zwanziger Jahren zeigt sich, dass der Antisemitismus keine Erfindung des Großdeutschen Reiches allein ist. Immer wieder kommt es zu Gewaltausbrüchen, zu antijüdischen Hetzen und Verfolgungen. Isidor ist ein Ästhet, er verdrängt das Hässliche um ihn herum, glaubt sich, dank seiner Position und seines Reichtums davor gefeit. Nach dem “Anschluss” Österreichs, standen die Nazischergen bei ihm als einer der ersten auf der Matte. Isidors Bedienstete hatten heimlich im Voraus Listen mit all seinen Gütern und Aktien erstellt und den Nazis ausgeliefert. Seines Vermögens beraubt und todkrank wird er aus der Haft entlassen, um wenige Monate später als gebrochener Mann zu sterben. “Der Tod ist ein Meister aus Deutschland” (Paul Celan, Todesfuge), ja, die Deutschen haben Wien und die “Ostmark” übernommen und meisterlich und geordnet das wunderschöne Wiener Leben, an dem die Juden doch solch einen reichen Beitrag geleistet hatten, plattgewalzt.
Nur wenigen gelingt die Flucht, nach Amerika, nach Palästina. Walter, Lieblingsneffe Isidors ist einer von ihnen. Gute elf Jahre nach dem Krieg stattet er Wien einen Besuch ab, geht auch in das Haus, in dem er vor seiner Flucht gelebt hat. Die jüdischen Nachbarn sind alle weg, den Säuberungen zum Opfer gefallen. Allein die ehemalige Hauswartsfamilie wohnt noch da. “Als er bei dem Ehepaar klingelt, öffnet die Hauswartsfrau die Wohnungstür und erkennt Walter sofort. Kreidebleich ruft sie in die Wohnung hinein: “Der Jud’ is wieda doa!” Worauf ihr Mann rüde antwortet: “Sag koa Wort!” In den wenigen Sekunden, ehe sie die Tür vor Walters Nase zuschlägt, kann er einige Möbel seiner Eltern und ehemaliger Nachbarn ausmachen.” (S. 15). Juden sind zwar weg aus Wien, der Antisemitismus jedoch ist immer noch da, latent aber jederzeit präsent und bereit zu explodieren.
Isidor findet seine letzte Ruhestätte auf dem Wiener Zentralfriedhof in der jüdischen Abteilung. “Bewacht” werden die Gräber in diesem von Menschen wenig besuchten Bereich von Rehen, Hasen, Fasanen. Das Reh, dass dem Betrachter offen in die Augen blickt auf dem Titelbild, ist auch eine Anspielung auf das Reh, das bei Isidors Grab der Autorin entgegenblickt. Das Titelbild hat mich verzaubert. Eine Flucht von prunkvollen hohen Räumen und mittendrin blickt uns ein Reh an. Als ob es sein gutes und angestammtes Recht wäre, in diesem Palais zu sein, stellvertretend für den von Nazischergen ermordeten Hausherrn.

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