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Veröffentlicht am 31.10.2020

Gefangen zwischen den Zeiten

Der Moment zwischen den Zeiten
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Paula ihre Welt ist in Trümmern. Die Beziehung zu ihrem Mauro war in den letzten Jahren nicht mehr so rosig und einfach wie zu Beginn, es gab viele Streitigkeiten. Ihre Jobs waren sehr anstrengend und ...

Paula ihre Welt ist in Trümmern. Die Beziehung zu ihrem Mauro war in den letzten Jahren nicht mehr so rosig und einfach wie zu Beginn, es gab viele Streitigkeiten. Ihre Jobs waren sehr anstrengend und zeitraubend. Und gerade als sie sich zum Essen verabreden und Paula eine Entscheidung trifft offenbart ihr Mauro dass er sich, wegen einer jüngeren Frau, trennen will. Und kurz darauf ist Mauro tot und Paula alleine in der Welt….

„Wenn der Tod nicht länger Sache der anderen ist, muss man ihm ganz bewusst ein Eckchen auf der anderen Seite des Riffs einrichten, sonst nimmt er schon bald wie selbstverständlich den ganzen Raum für sich ein.“ (Seite 14)

Es ist für mich sehr schwer dieses Buch in klare Worte zu fassen, beim Lesen war ich immer Hin und Her gerissen zwischen „Wow“ und „Hä“?!

Es gibt 3 Kapitel – Vorher- dann während ihrer Trauerphase – und Danach. Zwischendrin, mit einer Blume versehen geht es um die gemeinsame Zeit von Paula und Mauro.

Das Buch beschäftigt sich mit der Trauerbewältigung und wird in Spanien gefeiert. Das Cover sieht sehr schön aus, passt auch gut zu der Geschichte, wenn man sie kennengelernt hat. Der Schreibstil ist verständlich und angenehm gehalten.

Paula ist die Protagonistin in diesem Buch. So richtig warm bin ich mit Paula nicht geworden, ich denke, dies muss auch nicht unbedingt sein. Paula lebt für ihren Beruf als Kinderärztin auf der Frühgeborenen Station. Dies war immer sehr bewegend und interessant dargestellt, kann mir aber vorstellen dass es nicht bei allen auf Interesse stossen wird.

Mit der Zeit erfahren wir das Paula nicht den „typischen Weg“ von Beziehung, Ehe und Kinder bekommen eingehen wollte, sie war glücklich, aber wie sieht es mit ihrem verstorbenen Freund aus? Sie macht sich nach seinem Tod, der sehr plötzlich und unerwartet kam, sehr viele Gedanken und fragt sich ob sie an vielen Wegen hätte abbiegen sollen oder können. Was ich gut fand – eine Beziehung entwickelt sich nicht von alleine, beide müssen mitarbeiten, Kompromiss eingehen und einen gemeinsamen Weg finden, oder eben nicht.

Die Gedanken, die Gefühle, das Ganze Herum um den Tod von Mauro ist ein Durcheinander. Vielleicht so wie man sich die Trauer vorstellt, dass sie keinem genauen Weg folgt, dass jeder anders und schwer oder leichter trauert, dass man aber den Trauernden keine Zeit einräumt und es immer meint besser zu wissen. Ich denke, dass Menschen die jemanden durch einen plötzlichen Tod verloren haben, sich in diesem Buch finden werden, es verstehen und die Wege von Paula nachvollziehen können.

Ich persönlich war nicht mit allen Schritten und Gefühlen vertraut und hatte auch meine Probleme mit der ein oder anderen Entscheidung oder Gedanken von Paula und war manchmal regelrecht verzweifelt und verwirrt.

Das Buch konnte mich irgendwo packen und einnehmen und dann wieder war ich genervt und missverstand einiges, vielleicht von der Autorin auch so gewollt. Ich gebe hier noch einen halben Stern dazu und bewerte es mit 3,5 Sternen.

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Veröffentlicht am 31.10.2020

Hamburg 1841

Außerhalb der Zeit
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Lena besucht mit ihrem Zwillingsbruder Gregor seinen neuen Freund Alex der ein Antiquitätengeschäft führt. Dummerweise fällt Lena über eine Teppichkante und direkt in einen Spiegel..allerdings zerbricht ...

Lena besucht mit ihrem Zwillingsbruder Gregor seinen neuen Freund Alex der ein Antiquitätengeschäft führt. Dummerweise fällt Lena über eine Teppichkante und direkt in einen Spiegel..allerdings zerbricht dieser nicht sondern wirft Lena in das Jahr 1841. Sie landet im gleichen Gebäude welches zu dieser Zeit den Kaufmannsbrüdern Sieveking gehört…..

„ Nicht zum ersten Mal fühle ich mich nach Lübeck versetzt und nicht wie in Hamburg. Ich erkenne die Stadt – meine Stadt- nicht wieder. Es ist, als habe sie eine Maske übergestreift. Alles macht auf mich einen eher kleinstädtischen Eindruck, was aber vielleicht auch daran liegt, dass es für meine Begriffe überall so ruhig ist. Obwohl die Straßen mit Fuhrwerken und Fußgängern durchaus dicht bevölkert sind, fehlt das permanente Grundrauschen der Großstadt, so wie ich es kenne.“ (Seite 133)

Dieses Buch enthält einig interessante Elemente, neben dem Thema Zeitreisen. Etwas Fantasy und die aufkeimende Liebe spielen ebenso eine Rolle in der Zeit 1841 in Hamburg. Im Ganzen hat mich die Autorin sehr gut und vor allem informativ unterhalten.

Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, ich konnte der Geschichte sehr gut folgen und ein innerliches Kopfkino lief die ganze Zeit mit. Die Gesamtumsetzung ist sehr bildhaft und vor allem lebhaft und ich habe mich in Hamburg 1841 sehr wohl gefühlt.

Lena hat in diesem Buch den Hauptpart. Ich habe Lena sehr schnell in mein Herz geschlossen. Sie ist pfiffig und trotz dieser neuen Situation versucht sie ihr Bestes und sich anzupassen. Und gerade öffnen sich Welten denn die Lena aus dem Jahr 2016 kann sich im Jahr 1841 nicht gleich verhalten. Fettnäpfchen und Ausreden sind vorprogrammiert und waren des Öfteren sehr unterhaltsam und zum Lachen.

Durch die Brüder Eduard und Henry Sieveking erhält das Hamburg zu ihrer Zeit ein vollständiges Bild. Die Brüder an sich könnten nicht unterschiedlicher sein, jedoch stehen sie Lena zur Seite und lassen sie als Gouvernante arbeiten. Gerade mit Henry hat Lena viel zu tun, leider ist er der verschlossene Mann im Haus und macht allen das Leben schwer, die Familie behütet ein grosses Geheimnis, gerade Henry Sieveking.

Ich spreche der Autorin meinen größten Respekt aus denn sie hat sich sehr intensiv mit der Zeit 1841 auseinandergesetzt, gerade mit dem Hintergrundbild Hamburg. Wir erfahren mehr über die gesellschaftlichen Strukturen und auch die Rollenverteilung zu dieser Zeit. Natürlich eckt Lena hier und dort an, kann sie doch die Erziehungsmethoden und Aufgaben der Frauen nicht uneingeschränkt gut heissen. Und mit der Zeit merkt man dass die Ansichten von 2016 auch im Jahr 1841 etwas mehr Anklang finden, gerade bei Henry.

Ob und wie kann Lena wieder zurück in ihre Zeit? Möchte sie es überhaupt noch? Welche Veränderungen werden in Lena vorgehen wenn sie wieder in ihrer Zeit auftaucht?

Das Ende hinterlässt einen verdammt spannenden Cliffhanger und macht mich auf jeden Fall sehr neugierig auf Band 2. Ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 31.10.2020

Die letzte Zugfahrt

Was dir bleibt
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Gladys steigt einfach in den Zug uns ist weg. Keiner weiss wohin die Reise gehen soll, keiner wurde eingeweiht. Und wie kann es Gladys wagen ihre Tochter Liana alleine zu lassen? Liana die doch so Sehnsucht ...

Gladys steigt einfach in den Zug uns ist weg. Keiner weiss wohin die Reise gehen soll, keiner wurde eingeweiht. Und wie kann es Gladys wagen ihre Tochter Liana alleine zu lassen? Liana die doch so Sehnsucht nach dem Tod hat und immer wieder versuchte sich umzubringen. Alle sorgen sich um Gladys und starten eine Suchaktion, denn keiner möchte sich um Liana kümmern…

„ Sie glauben, dass Gladys am Morgen des 24. September einfach drauflosgefahren war, ohne feste Strecke im Kopf, ohne eine Plan, „wie eine Flaschenpost im Meer“, eine Flaschenpost, die sich von einem Zug zum nächsten treiben ließ, ganz gleich, in welche Richtung er unterwegs war, wichtig war nur eins: sich schaukeln, wiegen, davontragen lassen vom Rattern der Räder, in die Geborgenheit eines Waggons, der dem Waggon ähnelte, in dem sie zur Welt gekommen war.“ (Seite 91)

Ich mag die Bücher und vor allem den Schreibstil der Autorin. Ihr gelingt es meist einige Zwischentöne einzubauen die sich sehr langsam offenbaren. So ist es auch hier, womöglich ist es hier am stärksten zu bemerken.

Der Einstieg hier ist mir diesmal schwer gefallen da die Geschichte von einer Person erzählt wird die Gladys nicht persönlich kannte und eigentlich „nur“ einen Beschwerdebrief an die Bahngesellschaft schicken wollte weil die Zugverbindungen in die „Wildnis“ immer stärker eingeschränkt werden sollen. Gerade zu Beginn erklärt der Erzähler unheimlich viel über Züge und schweift regelrecht ab.

Jedoch beweist die Autorin auch hier wieder ein Händchen für eine sehr bildhafte Beschreibung mit einem Zug durch Kanada zu fahren, dieses Gefühl von Freiheit, Natur und Abenteuer kommt an den Leser sehr gut ran. Von der Thematik der „school trains“ und ihre Faszination ganz zu schweigen.

Obwohl Gladys in ihrer Geschichte nicht selbst erzählt habe ich sie stets bewundert und in mein Herz geschlossen. Durch alte Wegefährten, Nachbarn, Freunde (zumindest nennen sie sich so), ehemalige Mitschüler und Bekannte wirft jeder seine Meinung und Ansicht zu Gladys in diesen grossen Topf. Es war sehr interessant wie die Menschen Gladys gesehen haben. Gerade als sie mal nicht so handelt wie gewünscht.

Es wird keine komplette Auflösung in diesem Buch geben. Manche Dinge sind gewiss, viele jedoch reine Spekulation. Gerade das Ende ist auf der einen Seite so untypisch und aberwitzig, dann aber doch mit dem Hintergrund – keiner hat die wahren Beweggründe je gehört und nun muss es aber trotzdem einen geben, egal wie bescheuert die Theorie auch sein mag. Man mag fast sagen- typisch Mensch eben.

Die schon erwähnten Zwischentöne beziehen dich hier auf die verschiedensten Ansichten zum Thema Sterben und Tod. Was bleibt einem zum Ende hin wirklich? Sind Freunde auch noch für dich da wenn du mal einen ganz anderen Weg gehst? Können Fremde Freunde oder sogar Familie werden? Wer bestimmt unser Leben denn wirklich?

Das Buch wird viele Erwartungen vielleicht übertreffen, aber ebenso viele enttäuscht zurücklassen. Mich persönlich konnte die Autorin, trotz Anfangsschwierigkeiten, wieder gefangen nehmen, ich war auf einer wunderschönen Zugfahrt durch das wilde Kanada und habe die Zwischentöne des Buches sehr genossen.

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Veröffentlicht am 31.10.2020

Die wahren Opfer des Krieges

Bis wir uns wiedersehen
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Die aneinandergeschmiegten Jungen waren Brüder. Offiziell gehörten sie zu niemanden. Drei Monate zuvor hatte die SS sie mit Gewalt ihrer Mutter entrissen und ihre Identität gefälscht.“

(Seite 9)

In ...

Die aneinandergeschmiegten Jungen waren Brüder. Offiziell gehörten sie zu niemanden. Drei Monate zuvor hatte die SS sie mit Gewalt ihrer Mutter entrissen und ihre Identität gefälscht.“

(Seite 9)

In ihrem Buch „Bis wir uns wiedersehen“ beschreibt die Autorin Catherine Bailey die Geschichte der Familie von Hassell. Augenmerk liegt auf der Tochter Fey mit ihren 2 Söhnen Corrado und Roberto.

Der Schreibstil bewegt sich zu Beginn zwischen Sachbuch und Roman. Das hat den Einstieg auch etwas erschwert, denn es geht um die politische Lage in Europa, speziell hier um die Verbindungen der Mächte Italien und Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus. Ulrich von Hasssell ist vom Nationalsozialismus wenig begeistert, nutzt seine Stellung als deutscher Botschafter in Italien, um eine gemeinsame Kraft von Hitler und Mussolini zu verhindern.

Dies wird in den ersten Kapiteln sehr ausführlich beschrieben, dargelegt und erklärt. In meinen Augen sollte man sich für die politischen Zeiten von damals auf jeden Fall interessieren und ein wenig Wissen beherrschen damit man hier folgen kann. Fotos, Karten, der Epilog und weitere Nachweise bilden einen soliden Grund und macht das Buch und die Geschichte von Hassell noch verständlicher und zum greifen nahe.

Fey wird hier nur am Rande erwähnt, bis ca. zur Mitte des Buches geht es um von Hassell und seine Arbeit im Widerstand. Dieser wirft aber direkte Folgen auf Fey, die mit ihren Söhnen und Ehemann in Italien lebt und viele Einstellungen ihres Vaters teilt.

Während in Deutschland das Attentat auf Hitler, ausgeführt von von Stauffenberg, schiefgeht und auch Ulrich von Hassell in Gefangenschaft kommt, wenden sich die Ereignisse auch für Fey. Ihr Mann ist im Widerstand und kann sich nicht um Frau und Kinder kümmern. Fey lebt mit Offizieren und SS in ihrer Villa in Brazza´ als Verrat und Ermittlungen Fey treffen. Mit ihren Söhnen wird Fey nach Innsbruck gebracht und hier trennen sich die Wege von Fey und ihren Kindern.

Ab da konzentriert sich das Buch vollständig auf Fey und ihre Odyssee durch Deutschland und die deutsch eroberten Gebiete. Nicht nur sie ist eine Gefangene sondern auch viele aus der Familie von Stauffenberg, ehemalige Politiker die sich gegen Hitler und sein Regime ausgesprochen haben, wichtige Kriegsgefangene aus England. Sie reisen von Hotels in KZ´s und wieder zurück. Während es ihnen noch relativ gut ergeht und sie versorgt werden bemerken sie wie die Kriegsgeschicke von Deutschland sich wenden, wie immer mehr Menschen auf der Flucht sind, wie grausam die SS mit Gefangenen und Insassen der KZ´s umgeht, sie kennen ihr eigenes Schicksal nicht und haben kaum Kontakt zur eigenen Familie.

Fey ihr Schicksal, beide Söhne verloren zu haben, teilten zu dieser Zeit unzählig viele Familien. Was ist mit diesen Kindern geschehen? Warum wurden sie weggenommen? Wie hoch waren die Chancen sie nach Ende des Krieges wiederzufinden?

Die Geschichte von Fey steht für viele Familienschicksale. Es bewegt, berührt und schockiert. Zeigt dieses Buch doch schonungslos auf wer die Opfer dieses barbarischen Krieges waren. Auch welchen wichtigen Grund die Gefangenschaft von Fey und ihren Mitgefangenen hatte wird aufgeklärt und lässt einen ja, fassungslos, zurück. Trotz Einstiegsschwierigkeiten kann ich dieses Buch nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 31.10.2020

Ein Querschnitt durch die Gesellschaft

Clausnitz
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Svea lebt in ihrer eigenen Welt. Sie ist in den Mann „M“ verliebt, hat ihn nur einmal in der Schule gesehen. Ihr Leben besteht aus teurer Kosmetik, Kleidung und technischen Dingen die immer wie eine Art ...

Svea lebt in ihrer eigenen Welt. Sie ist in den Mann „M“ verliebt, hat ihn nur einmal in der Schule gesehen. Ihr Leben besteht aus teurer Kosmetik, Kleidung und technischen Dingen die immer wie eine Art Werbung im Hinterkopf ablaufen. Doch Svea hat Essstörungen, sie schläft nicht mehr richtig, sie geißelt ihren Körper und ihre Gedanken. Doch in der Flüchtlingsunterkunft, für die sie arbeitet, hat sie Amina kennengelernt, für sie empfindet sie Freundschaft und gegenseitig versuchen sich die Frauen zu stützen. Doch wird Svea ihren inneren Dämon besiegen können?

„Menschen können Jahrzehnte zusammenleben und sich hassen, Menschen können Minuten nur zusammen sein und sich lieben. Zeit spielt keine Rolle. Sie ist nur das Lineal, an dem wir unser Leben abschreiten. Der Bindfaden, an dem wir festhalten, der Orientierung gibt und uns zeigt, wo das Ende ist.“(Seite 214)

Dieses Buch behandelt mehr als das Thema für das es wirbt. Was es mit 09236 Clausnitz auf sich hat kann jeder im Netz gerne recherchieren. Eine wirkliche Rolle, das vorweg, spielt der Klappentext nicht, aber doch, ja, es ist mehr als nur ein Thema.

Svea hat erhebliche Probleme, sie gehen von immense Kosten von Konsum über körperliche und seelische Erkrankungen hin zu einer unerfüllten, ja fast geheimen Liebe zu ihrem „Mister M“ den sie nur einmal kurz in der Schule gesehen hatte. Warum Svea diese inneren Dämonen mit sich herumschleppt ist nicht klar, wir erhalten von ihr eine Momentaufnahme. Allerdings bin ich mir sicher – es muss nichts in der Kindheit geschehen sein damit sich Mitmenschen so fühlen wie Svea.

Neben Svea gibt es noch Christian und Rafik die mit ihr zusammenarbeiten. Rafik ist selbst geflüchtet und steht den beiden nun zur Seite um zu übersetzen und zu erklären, sie arbeiten beide in der Flüchtlingssozialhilfe, ein neues Feld welches sehr schnell nach dem Flüchtlingsstrom 2015 aus dem Boden gestampft wurde. Mit Christian hatte ich so meine Probleme weil er, wie viele in der Gesellschaft, laut und oft aggressiv aufgetreten ist, er verteidigt irgendwie alles und dann doch gewisse Klischees. Woran man bei ihm wirklich ist war mir nie so ganz klar.

Was macht dieses Buch so besonders? Erstmal der absolut eindringliche Schreibstil, die Beschreibungen die Svea liefert zu ihrem Job, zu den aktuellen Brennpunkten in Deutschland, ob geflüchtet oder im Allgemeinen. Der Autor hat wunderbar über die aktuellen Themen die uns alle etwas angehen recherchiert und über das Kosmetikwissen muss ich hier meinen tiefsten Respekt aussprechen, wow.

Svea steht für viele in der Gesellschaft. Über das immer schön und perfekt sein, keine Gefühle zeigen, heimliche Schwärmerei, der Druck der durch die sozialen Medien entsteht und doch kehren Abends viele in ihre kalten, leeren Wohnungen Heim ohne die wirklichen Sozialkontakte in der Nähe.

Der Autor hält jedem Leser den Spiegel vor wie man Geflüchtete wahrnimmt, was hier die Probleme sind, ob mit den Geflüchteten, der Gesetzgebung oder wie Menschen die mit nichts hier ankommen und vor Tod und Hunger flüchten, angenommen oder akzeptiert werden. Mit welchen Klischees gearbeitet wird, wie schwer und undurchdringlich diese ganze Thematik ist, auch von der Gesetzesseite her mit ihrem ewigen Papierkram.

Dass wir eigentlich nur froh sind wenn unser engeres Umfeld sauber, freundlich und ja, deutsch ist, wir schauen über den Tellerrand schon gar nicht mehr hinweg, wir nehmen die Gesellschaft und ihre Probleme und Sorgen so einseitig wahr und eigentlich kümmert es keinen, keiner kümmert sich um den anderen.

Wie gesagt, der Autor spricht hier viele Themen an, verwebt sie miteinander, lässt manche Enden einfach so fallen, im Raum stehen, für sich sprechen ohne eine eigene Aussage zu treffen, überlässt es dem Leser welche Schlüsse und Lehren er daraus zieht.

Es ist schwer dieses wirklich sehr bewegende und tief gehende Buch zu beschreiben, aber ich möchte es trotzdem jedem ans Herz legen.

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