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Veröffentlicht am 03.10.2021

Oh Paul.....

Giftrausch
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An der hochangesehenen Musikschule Schloss Hirschenhaid ist ein Schüler ins Koma gefallen - der Verdacht fällt auf Drogen damit die kommende Reihe von Starmusiker dem Druck stand hält. Der Anwalt Paul ...

An der hochangesehenen Musikschule Schloss Hirschenhaid ist ein Schüler ins Koma gefallen - der Verdacht fällt auf Drogen damit die kommende Reihe von Starmusiker dem Druck stand hält. Der Anwalt Paul Colossa soll sich umhören, einen Bericht schreiben und am Besten die Füsse still halten. Doch das ist nicht Paul seine Art und die nächsten Probleme sind vorprogrammiert...

"Er mochte es nicht, wenn Menschen sich radikal seinen Klischees entzogen. Das machte sie unberechenbar. Speziell für Anwälte waren Klischees unschätzbar wertvoll. Es galt, einen Mandanten, einen gegnerischen Rechtsanwalt, einen Richter, Gutachter oder Staatsanwalt mit wenigen Blicken einzuschätzen, um sich eine Strategie zurechtzulegen. Nur so konnte man gewinnen." (Seite 273)

Der neue Band von Paul Colossa ist da und mit seiner Spannung, dem Humor und den zwischenmenschlichen Tönen konnte mich der Autor auf jeden Fall abholen.

Der Schreibstil ist interessant, fachlich hier und da, humorvoll und ab und dann etwas ausführlicher aber wer Paul Colossa kennt der weiss dass er sich gerne mal mehr, meist unnötige, Gedanken macht.

In diesem Buch muss Paul eigentlich "nur" einen Bericht über die abgeschlossenen Ermittlungen zu Schloss Hirschenhaid schreiben. Von einer renommierten Kanzlei mit beauftragt bekommt er eher Fingerschrauben angezogen und damit beginnt der ganze Schlamassel.

Denn Paul soll seinen verstorbenen Onkel Oscar würdig vertreten und scheitert an dem grossen Druck. Und das macht Paul, für mich, so sympathisch und authentisch. Denn eigentlich weiss er gar nicht wie er es anstellen soll, meist rennt er kopflos durch die Gegend.

Interessant an diesem Buch sind die zwischenmenschlichen Töne. Nicht nur dass Paul keinen eigenen Plan hat. Auch was Druck und falsche Ansichten auslösen mögen/können kommt hier zu Wort. Paul sieht sich falscher Berichterstattung gegenüber und muss mit vielerlei Hass, Häme und sogar Morddrohungen "klar" kommen. Perfekt in Szene gesetzt denn einen "Shitstorm" auszulösen geht heute erstaunlich leicht. Welchen Handlungsbedarf hier ein Anwalt hat, oder nicht, wird erklärt.

Natürlich kommt der Fall nicht zu kurz, die Spannung hat einen leichten aber gekonnten Bogen, immer wieder kommen neue Sichtweisen hinzu, neue Verdächtigungen, alte Freunde und neue Bekannte runden das Geschehen ab.

Man muss sich auf den etwas anderen Band einlassen können und wollen denn hier steht Paul und seine Zukunft mit im Fokus. Und das hat mir gefallen. Aber das Setting zur klassischen Musik und gewisse andere Dinge konnten mich persönlich begeistern.

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Veröffentlicht am 03.10.2021

Weh dem Menschen, wenn nur ein einziges Tier im Weltgericht sitzt....

Totentier: Psychothriller
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Markus Penning muss sich von einem privaten Schicksalsschlag erholen. Doch die Geister dieser Tat holen ihn immer wieder ein. Die Situation wird nicht besser als er zurück in seinen Beruf als erfolgreicher ...

Markus Penning muss sich von einem privaten Schicksalsschlag erholen. Doch die Geister dieser Tat holen ihn immer wieder ein. Die Situation wird nicht besser als er zurück in seinen Beruf als erfolgreicher Kriminalhauptkommissar soll denn in seinem Ort werden Menschen ermordet die Tiere gequält haben....und der Täter kommt Markus verdammt nah...

"Der Killer sieht sich wohl als eine Art Gerechtigkeitskämpfer für Tiere. Du weißt ja, dass auf dieser Welt einzig wir Menschen Rechte haben, Tiere selbst in unserer aufgeklärten Welt als Dinge angesehen werden und Tierquäler in den meisten Fällen gimpflich davonkommen." (Seite 60)

Ich liebe die Thriller der Autorin und gerade hier war ich auf die Umsetzung gespannt. So ganz gelungen ist sie diesmal, in meinen Augen, nicht.

Der Schreibstil wie immer schon schnell packend und liess mich das Buch ungern weglegen. Auch dieses Düstere, das Unbekannte, dieses Unerwartete wird von der Autorin erneut voll ausgereizt.

Tiere sind vor Gesetz eher "Sachen" und haben keine oder kaum Rechte. Ich mochte gerade bei den Ermittlungen die vielen Zwickmühlen die aufkamen, denn auch der Leser steckt immer zwischen zwei Meinungen und Gerechtigkeiten. Natürlich wird man oft wütend den das Buch spiegelt aktuelle, gesellschaftliche Themen wieder und weh dem Menschen wenn ein Tier im Weltgericht sitzt...

Nun mein Aber- für mich war es zeitweise zu verwirrend aber auch abrupt im Wechsel. Einige Dinge werden angesprochen, fallen gelassen, nicht zu Ende "gedacht". Viele Protagonisten bleiben blass, bekommen ihren "Kurzauftritt" und das war es.

Markus selbst war mir auch zu blass, zu unglaubwürdig dargestellt. Die Verbindungen zu gewissen Ereignissen gibt es, ja, aber so ganz zufrieden bin ich mit Erklärungen und Abwicklung nicht. Auch das Team um Markus herum ist nicht zu erkennen und bleibt eher im Hintergrund.

Das Ende war gut, auch etwas stimmig, man wird aber nicht so ganz aufgeklärt was mich persönlich nicht stört denn damit handelt die Autorin und das mag ich wiederum an ihren Büchern.

Bin der Thematik super, aber das Gesamtbild diesmal, für mich, nicht ganz stimmig.

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Veröffentlicht am 09.09.2021

Wo ist Oscar?

Das Nest
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Der 15jährige Oscar Meyer-Hoff ist verschwunden. DIe Ermittler Anette Werner und Jeppe Korner werden zur Hilfe gerufen. Die Eltern von Oscar haben eine Galerie und sind Drohungen gewohnt, wie auch nun ...

Der 15jährige Oscar Meyer-Hoff ist verschwunden. DIe Ermittler Anette Werner und Jeppe Korner werden zur Hilfe gerufen. Die Eltern von Oscar haben eine Galerie und sind Drohungen gewohnt, wie auch nun bei Oscar. Doch dass ein Familienmitglied einfach verschwindet ist neu. Die Situation spitzt sich zu als in der Müllverbrennungsanlage eine männliche Leiche entdeckt wird.... was ist das dunkle Geheimnisse hinter dem Verschwinden von Oscar?

"Das war keine Lüge, dachte er, als sie sich von Vater und Tochter verabschiedeten. Innerhalb der ersten vierundzwanzig Stunden tauchen die meisten Verschwundenen tatsächlich unverletzt wieder auf. Nach vierundzwanzig Stunden ging die Statistik allerdings dramatisch zurück." (Seite 54)

Der vierte Band mit den Ermittlern Anette Werner und Jeppe Korner und ich habe mich sehr auf das Buch gefreut. An sich ist es auch wieder spannend, düster und toll umgesetzt, aber diesmal war es nicht ganz so rund, leider hat mich das Ende so gar nicht begeistern können.

Der Schreibstil an sich wieder spannend, mit kleinen Spritzern Humor, Andeutungen und der ein oder anderen dunklen "Ecke" die man gerne näher beleuchten möchte um mehr zu erfahren.

Oscar verschwindet von Heute auf Morgen und keiner weiss was passiert ist. Seine Eltern leiten eine Galerie und handeln mit Kunst, waren aber in einen Skandel verwickelt was sie viel Sympathien gekostet hat. Fällt dies ihnen nun direkt auf die Füsse? Es bleibt angedeutet, gewisse Ansichten der Eltern machen einen stutzig und nur beim lesen habe ich eine Gänsehaut bekommen. Das war wieder so gelungen.

Auch das Privatleben der Ermittler bleibt im Fokus, nicht direkt und zu aufdringlich, aber doch mit dem Fall verbunden, was die Autorin, in meinen Augen, sehr gut umgesetzt hat. Denn egal ob bei Anette oder Jeppe, beide haben mit Familien zu tun, mit Entscheidungen, ihrem Job und dem Spagat es überall irgendwie hinzubekommen.

Der ganze Ermittlungsablauf verläuft spannend, auch hier kann ich nicht meckern. Aber es war nicht so ganz rund. Viele Dinge werden angedeutet, machen einen konfus und sind dann zu leicht, zu locker, zu oberflächlich abgefertigt. Auch dass die Familie kaum beleuchtet wurde, viele Dinge sind auch hier angedeutet und werden dann gar nicht mehr zum Ende verfolgt, das fand ich einfach sehr schade.

Denn die Thematik an sich ist hochaktuell, erschreckend und schockiert auch hier. Aber sie erhält, in meinen Augen, nicht den nötigen Platz und Respekt und wird dem vierten Band nicht gerecht.

Ich habe diesen Band ebenso gerne gelesen wie seine Vorgänger, aber fand ihn im Allgemeinen dann doch etwas zu schwach und leider nicht gänzlich aufklärend.

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Veröffentlicht am 29.08.2021

Nahe an der Realität.....

Heimatsterben
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Hanna lebt als freiarbeitende Journalistin in New York. Mit der Familie in Deutschland hat sie nicht mehr viel zu tun, bis ihre geliebte Großmutter Tilde im Sterben liegt. Noch am Sterbebett nimmt sie ...

Hanna lebt als freiarbeitende Journalistin in New York. Mit der Familie in Deutschland hat sie nicht mehr viel zu tun, bis ihre geliebte Großmutter Tilde im Sterben liegt. Noch am Sterbebett nimmt sie Tilde das Versprechen ab sich um die Familie zu kümmern. Doch ihr Schwager Felix ist die grosse Kanzlerhoffnung für Deutschland, seine nationalistischen Partei in allen Umfragen auf Platz Eins. Soll Hanna Felix zu Seite stehen oder bleibt sie ihren Werten treu?

"Dass man in der Sekunde, in der man eine traf, eben nie wusste, ob sie richtig oder falsch war. Klarheit gab es nur in der Rückschau. Und im Grunde gab es auch kein Richtig oder Falsch. Es gab vielleicht ein Klug oder Unbedacht. Ein Emotional oder Rational. Ein Unbedeutend oder Gravierend." (Seite 133)

Erschreckend nahe an der Realität, so kann man "Heimatsterben" von Sarah Höflich am Besten beschreiben. 

Das Cover finde ich persönlich einfach brillant, es passt irgendwie und dann doch nicht. Dem so ganz stirbt die Heimat ja nicht...es sind Ansichten die sich neu formieren oder sterben.

Zu Beginn kam ich etwas ins Strudeln mit dem vielen Namen. Der Familienstammbaum zu Beginn des Buches ist intelligent gesetzt und zu Beginn eine große Hilfe. 

Der Schreibstil packt, reisst mit und lässt einem echt hier und da den Atem stocken. Etwas Wissen und Interesse für Politik und ihr Feld sollte man mitbringen denn gerade dann eröffnet sich die erschreckende Nähe zur Realität. Und die sitzt.

Hanna ist selbst zerissen, unruhig und sucht so ihren Platz im Leben. Mir gefällt es wie die Autorin alle Familienmitglieder zusammen in diese grosse Geschichte einfügt. Von der Flucht vor der roten Armee der Grossmutter Tilde über Erziehung, Spaltung und neue, gemeinsame Wege. Auf dem Weg zur Wahl kommen alle nochmals hervor und kämpfen für ihre Ansichten. Ein Spiegelbild der Gesellschaft wird durch die Familie gezogen ohne überladend oder übertrieben zu wirken.

Bei Felix war ich immer im Zwiespalt denn er  spricht viele Themen an die aktuell sind, sich als Brandherde entwickeln und schnell eine Eigendynamik entfachen. Doch ist es so einfach? Und kann man gewisse Forderungen mit einem rechten Flügel der Partei eingehen und an einem Strang ziehen? 

Intrigen, Hass, Eifersucht und noch mehr politischen Einfluss werden immer bedeutender und grösser. Auf welcher Seite will man im "neuen Deutschland" und Europa stehen? Auch als Leser wird man in ein Wechselbad der Gefühle geworfen und ist immer am überlegen, zustimmen oder ablehnen.

Das Ende war an Spannungen und Wendungen fast nicht mehr auszuhalten und lässt mich mit einem geschockten Eindruck zurück. 

Ein Buch welches so verdammt nah an der Realität ist und lesenswert ist. Für mich auf jeden Fall ein Highlight! 

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Veröffentlicht am 29.08.2021

Rosalie sucht ihre Familie

Rosalie, die Feuerwanze
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Rosalie vermisst ihre Familie. Von einem neugierigen Jungen in ein Glas gesperrt kommt dann doch die Chance zur Flucht. Aber wohin? Wo könnte Rosalie ihr Zuhause und ihre Familie finden? Zusammen mit dem ...

Rosalie vermisst ihre Familie. Von einem neugierigen Jungen in ein Glas gesperrt kommt dann doch die Chance zur Flucht. Aber wohin? Wo könnte Rosalie ihr Zuhause und ihre Familie finden? Zusammen mit dem Marienkäfer Paul zieht sie durch Gärten und Wälder und finden Hilfe, müssen aber auch vor Gefahren sich in Acht nehmen...

"Der nächste Teil unseres gemeinsamen Weges kommt mir seltsam vertraut vor. Hier hat meine aufregende Reise begonnen." (Seite 150)

Alleine das Cover springt kleinen und großen Lesern gleich ins Auge. Und es passt perfekt zur Geschichte von Rosalie die Feuerwanze. 

Der Schreibstil ist toll umgesetzt, leicht zu verstehen und bringt uns die kleine, geheimnisvolle Welt der Insekten hier näher. Die Kapitel sind nicht zu lang, die Gestaltung an sich einfach und trotzdem liebevoll gestaltet. Für geübte Leser und Entdecker gut allein zu lesen lohnt es sich aber auch hervorragend zum vorlesen.

Mir gefällt dass der Autor Uwe Krauser hier ein eher "unbekanntes" Insekt gewählt hat - eine Feuerwanze. Gesehen hat sie jeder sicher schon einmal aber kaum einer weiss den Namen. Mit Rosalie ändert sich das Unwissen und spannende Fakten werden eingebaut.

Doch nicht nur Rosalie erhält ihren Platz sondern auch einig andere Insekten wie Spinnen, Fliegen, Marienkäfer und Co. Tolle Informationen zu jedem Insekt macht die kleinen Wesen sympathisch und lässt Ängste und vielleicht auch Ekel schwinden.

Am Ende der Geschichte trägt der Autor zu jedem Tier noch zusätzliche Informationen zusammen und so kann jeder mit dem neugewonnenen Wissen glänzen. 

Ein Buch, was aktuell sehr wichtig ist da Insekten und Artensterben einen immer größeren Punkt einnehmen. Ich finde dieses Buch absolut zauberhaft umgesetzt und kann es nur weiterempfehlen. 

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