Von Fluch und Segen
Die Spur der BambusbärenJa, sie sind putzig. Mit ihrem schwarz-weißen Fell, den schwarzen Ringen um die Augen und dem dicken, vollen Teddy-Gesicht sind Pandas trotz ihrer Größe der Inbegriff von Niedlichkeit. Und deshalb setzten ...
Ja, sie sind putzig. Mit ihrem schwarz-weißen Fell, den schwarzen Ringen um die Augen und dem dicken, vollen Teddy-Gesicht sind Pandas trotz ihrer Größe der Inbegriff von Niedlichkeit. Und deshalb setzten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts so einige darauf, sie zur Attraktion in Zoos zu machen. Andere fanden, dass sie auch ausgestopft beeindruckend seien und schossen sie ab. Ein Abenteurer wollte sie aber auf jeden Fall lebend in die USA bringen: Bill Harkness. Als er auf einer Expeditionsreise starb, setzte sich seine Witwe in den Kopf, sein Vermächtnis zu erfüllen und selbst einen der Bären aufzuspüren und in die USA zu bringen. Die „Panda-Lady“ war geboren.
Inwieweit Ruth Harkness‘ Motive wirklich Artenschutz war, mag dahinstehen – auf jeden Fall brachte es ihr ein riesiges Presse-Echo ein, als sie tatsächlich mit einem Baby-Panda namens Su Lin in Amerika eintraf. Während sie sich einerseits in dem Ruhm sonnte, das begehrteste Tier der Welt an die Öffentlichkeit gebracht zu haben, regte sich in ihr gleichzeitig der Beschützerinstinkt. Sie war keine Wissenschaftlerin, sondern „nur“ jemand, der gute Kontakte nach Asien und einen starken Willen hatte. Ob sie mir sympathisch gewesen wäre, wenn ich sie kennengelernt hätte? Ich weiß es nicht…
Ruth Kornberger erzählt in diesem Roman ihre Geschichte und damit gleichzeitig die der Pandabären. Lange Zeit galten sie als Mysterium (ähnlich dem Yeti) und als dann tatsächlich lebende Pandas in die USA gebracht wurden, verursachte das einen regelrechten Panda-Hype. Doch die nach Übersee verbrachten Tiere konnten außerhalb ihres natürlichen Lebensraums selten lange überleben und so war der Aufbau einer Zucht im Zoo ein utopisches Unterfangen. Und wie man so schön sagt: die Dosis macht das Gift. Je begehrter die Tiere waren, desto mehr setzte man ihnen nach. Und das hatte verheerende Folgen. Heute kennen wir das Ausfuhrverbot von Pandas – nur selten und nur an ausgewählte Staaten werden Tiere von China verschenkt. Dies alles nahm seinen Anfang in den 1930er Jahren und das ist der Plot, den Ruth Kornberger hier aufbereitet.
Ich habe den Roman gern gelesen und konnte mir die Expeditionen und Ruth als Person sehr gut vorstellen. Allerdings war sie mir in ihren Ansichten und ihrem Handeln nicht immer sympathisch. Dafür kann natürlich die Autorin nichts – sie hat Ruth so dargestellt, wie sie sie in ihrer Recherche kennengelernt hat. Sie war ein exzentrischer Mensch, der gern im Mittelpunkt stand und sicherlich auch manipulativ vorgehen konnte um zum Ziel zu kommen. Ihre Liebe zum Pandababy Su Lin hatte etwas Verzweifeltes und Vermenschlichendes, das dem Tier wohl nicht immer gut tat. Andererseits machte sie eine Entwicklung durch und lernte im Laufe der Zeit, dass weniger manchmal mehr ist – in welcher Entscheidung dies gipfelte, muss aber jeder selbst lesen.
Mit „Die Spur der Pandabären“ wird ein spannendes zoologisches Thema aufgegriffen, das mich mitnahm auf eine Reise in die tiefen Bambuswälder Asiens. Fernweh kuriert, entspannte Lesestunden erlebt und noch etwas dabei gelernt – ich fühlte mich gut unterhalten und empfehle das Buch gern weiter.