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Veröffentlicht am 12.05.2025

Es wird viiiiiiiel geredet – aber es passiert nicht viel

Die Garnett Girls
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Die Dynamiken in einer Familie darzustellen ist nicht einfach. Sie anhand eines Romans so darzustellen, dass Leser gefesselt werden, obwohl das Buch nicht handlungsorientiert ist, ist noch schwerer. Mich ...

Die Dynamiken in einer Familie darzustellen ist nicht einfach. Sie anhand eines Romans so darzustellen, dass Leser gefesselt werden, obwohl das Buch nicht handlungsorientiert ist, ist noch schwerer. Mich konnte die Autorin mit ihrer Erzählweise leider nicht ganz einfangen.

 

In diesem Roman geht es um Margo und ihre Töchter. Margo, die eine Art „Matriarchin“ ist und das Zepter der Familie in der Hand hält, seit ihr Mann sie vor vielen Jahren verlassen hat. Die drei Töchter Rachel, Imogen und Sasha, die aufgrund ihres Alters damals unterschiedlich viel mitbekommen haben vom großen Familiendrama. Aber es prägt sie alle bis ins Erwachsenenalter.

 

Und so werden die Lebenswege aller vier „Garnett Girls“ (einschließlich Margo) rekapituliert und ihre (derzeitigen) Lebenssituationen analysiert. Alle reden miteinander – und das ist in diesem Buch Fluch und Segen zugleich. So schön es ist, ein Buch zu lesen, in dem die Protagonistinnen tatsächlich mal alle miteinander sprechen. Aber wenn sie ständig miteinander sprechen, ohne dass es zu etwas führt, wird es zäh… Hier hatte ich leider den Eindruck, dass endlos geredet wird, die Gespräche aber unproduktiv waren. Somit kam für jede Protagonistin noch ein „Erzählstrang“ dazu, in dem ihre wahren Gedanken und Gefühle thematisiert wurden. Bei mir als Leser führte das dazu, dass ich ein Gewirr von Gedanken (von vier Leuten) aufnahm, welches ich kaum wirklich sortieren konnte. Es wurden viele Baustellen aufgemacht, an denen aber gefühlt endlos gewerkelt wurde. Die Handlung hatte somit auch immer etwas von „angezogener Handbremse“.

 

Ich konnte allerdings gut eintauchen in die Atmosphäre der Isle of Wight und des Sommerhauses, auch wenn ich nichts dagegen gehabt hätte, wenn Setting und Landschaft eine noch größere Rolle gespielt hätten.

 

Was mich ein wenig irritiert hat: Alle vier Frauen schoben die Trennung von Margo und ihrem Mann darauf, dass er ein Trinker war und verteufelten dies. Gleichzeitig schienen alle vier hieraus in keinster Weise gelernt zu haben und schlugen selbst gern über die Stränge. Ich habe die Whiskys und Gin Tonics nicht gezählt, die von den Ladies verbraucht wurden… das fand ich merkwürdig und unreflektiert, da hätte ich mir mehr Auseinandersetzung mit dem Thema gewünscht.


Fazit:

Ein Sommerroman, der wie leichte Wellen am Strand dahinplätschert und der mich zwar gut unterhalten, aber nicht mitgerissen hat.

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Veröffentlicht am 10.05.2025

Spannende Geschichte + Urlaubsflair = Lucy Clarke

The Surf House
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Marokko - das klingt geheimnisvoll und aufregend zugleich. Für Bea ist es nur ein weiterer Ort, von dem sie nicht viel sieht, obwohl sie dort arbeitet. Das junge Model ist ausgebrannt.

Eine Kurzschlussreaktion ...

Marokko - das klingt geheimnisvoll und aufregend zugleich. Für Bea ist es nur ein weiterer Ort, von dem sie nicht viel sieht, obwohl sie dort arbeitet. Das junge Model ist ausgebrannt.

Eine Kurzschlussreaktion führt allein durch die Straßen Marrakeschs - mit fatalen Folgen. Ihre Retterin in der Not nimmt sie mit in ihr Hostel am Meer und hier, unter Surfern und Aussteigern, findet Bea endlich etwas Ruhe. Doch diese währt nicht lange, denn sie spürt, das etwas nicht stimmt. Als dann noch ein junger Mann auftaucht, der nach seiner spurlos verschwundenen Schwester sucht, stellt sich Bea die Frage, auf wie vielen Lügen diese Gemeinschaft aufgebaut ist.

Die Bücher von @lucyclarke_author ziehen mich immer sofort mitten hinein in ein neues Land, eine Stimmung, eine spannende Geschichte - so auch hier wieder. Nachdem ihre letzten beiden Romane (leider) sehr ähnlich aufgebaut waren, konnte mich dieses Buch wieder richtig begeistern, weil es wieder etwas unvorhersehbarer konzipiert war. Ich habe das Buch in nur zwei Tagen verschlungen und wurde mit einer spannenden Geschichte und trotzdem einem gewissen Urlaubsflair unterhalten - das begeistert mich immer wieder bei Lucy Clarke. Tolles Setting, gute Story - ich hab es sehr gemocht!!!

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Veröffentlicht am 03.05.2025

Urlaubsstimmung meets Spannung – toll umgesetzt!

Bad Tourists
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Ich glaube, so langsam werde ich zu einem Fan der sogenannten „Destination Thriller“. Spannende Plots treffen auf Settings mit viel Urlaubsflair und garantieren beste Unterhaltung. Ein gelungenes Beispiel ...

Ich glaube, so langsam werde ich zu einem Fan der sogenannten „Destination Thriller“. Spannende Plots treffen auf Settings mit viel Urlaubsflair und garantieren beste Unterhaltung. Ein gelungenes Beispiel hierfür ist nach meinem Empfinden dieses Buch.

 

Caro Carver lässt in diesem Roman drei Freundinnen eine Reise auf die Malediven antreten. Grund der Reise ist die Scheidung einer der Protagonistinnen – denn nicht nur bei einer Hochzeit gibt es etwas zu feiern, sondern auch, wenn man den mittlerweile verhassten Ehemann wieder losgeworden ist 😉

 

Und das tun Kate, Darcy und Camilla. In einem Luxusresort auf den Malediven wollen sie eine Woche lang die Korken knallen lassen. Doch dann werden sie von der Vergangenheit eingeholt – denn ein unschönes Jubiläum steht an. In die Zeit ihres Urlaubs fällt der 22. Jahrestag eines Verbrechens. Und das ist der Grund, weshalb sie sich überhaupt kennen. 22 Jahre vorher war Kate die einzige Überlebende eines Massakers in einem Gästehaus an der englischen Küste. Und Darcy und Camilla haben dabei jeweils nahestehende Menschen verloren. Das Verbrechen verbindet sie und scheint auch auf der Urlaubsinsel immer noch präsent zu sein…

Caro Carver strickt hier eine undurchsichtige Geschichte, die schon einen mysteriösen Ausgangspunkt hat. Denn die Beweisführung im damaligen Prozess gegen den mutmaßlichen „Gästehaus-Mörder“ war lückenhaft und man kann sich nicht richtig sicher sein, was damals wirklich passiert ist. Als Leser vermutet man schnell, dass alles anders gewesen sein muss, als es im Gerichtsprozess letztlich dargestellt wurde.

 

Doch die Autorin versteht es geschickt, (falsche) Fährten zu legen und immer wieder neue Ansätze ins Spiel zu bringen. Dadurch werden auch die Protagonistinnen zu unzuverlässigen Figuren und man kann auch gegen jede der drei ein gewisses Misstrauen hegen…

 

Aus unterschiedlichen Erzählperspektiven, einschließlich einer weiteren Frau, die gerade ihre Flitterwochen auf den Malediven verbringt, lernt man immer wieder neue Details die es zu bewerten und zusammenzufügen gilt. So entsteht ein spannender Thriller zum Miträtseln.

 

Die Auflösung hat für mich zwar nicht zu 100 %, sondern nur zu 90 % alle Fragen beantwortet. Aber das Gesamtpaket war einfach so gut, so stimmungsvoll und so unterhaltsam, dass ich hier gern 5 Sterne vergebe. Von solchen Thrillern würde ich definitiv gern mehr lesen!

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Veröffentlicht am 29.04.2025

Unter jedem Dach ein Ach…

Ms Darling und ihre Nachbarn
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Ich kenne Freya Sampsons Romane als wunderbar warmherzige Bücher, die die Gemeinschaft und die Hilfsbereitschaft zwischen (zunächst fremden) Menschen in den Mittelpunkt stellen. Und diesem Rezept bleibt ...

Ich kenne Freya Sampsons Romane als wunderbar warmherzige Bücher, die die Gemeinschaft und die Hilfsbereitschaft zwischen (zunächst fremden) Menschen in den Mittelpunkt stellen. Und diesem Rezept bleibt die Autorin auch in diesem Buch treu.

 

Diesmal geht es um die 77jährige Dorothy Darling, die seit Jahrzehnten die Geschicke des Shelley House lenkt, indem sie tatkräftig Parksünder, Müll-Schweinchen und Lärmverursacher meldet und alle Vorfälle akribisch in ihrem Notizbuch vermerkt. Als bei ihrem langjährigen Nachbarn Joseph die junge Kat als Untermieterin einzieht, ist Dorothys Argwohn geweckt. Und als merkwürdige Briefe des Vermieters bei allen Hausbewohnern eintrudeln, vermutet Dorothy das Schlimmste. Und sie hat recht. Die Räumungsaufforderung steht im Raum. Und dann wird ihr Nachbar Joseph mit einer schlimmen Kopfwunde in seiner Wohnung aufgefunden. Dorothy vermutet eine Verschwörung…

 

Es sind sicherlich keine neuen Zutaten, aus denen Freya Sampson diesen Roman erschaffen hat. Doch wie immer erzählt sie mit einer Herzenswärme, die ihresgleichen sucht und erschafft Charaktere, die einem im Gedächtnis bleiben. Allen voran die schroffe und resolute Dorothy. Bei ihren Szenen weiß man oftmals nicht ob man entsetzt Luft holen oder in lautes Lachen ausbrechen soll. Doch wie immer hat die Autorin ihrer Figur eine Geschichte gegeben und nach und nach versteht man, warum Dorothy genau so ist wie sie ist. Und auch die Nebenfiguren sind wieder liebevoll gezeichnet. Von der sanftmütigen und hilfsbereiten Teenagerin Ayesha bis zum hyperaktiven Hund Reggie bekommen alle einen eigenen Charakter und man fühlt sich schnell, als wären es die eigenen Nachbarn, von denen man hier liest. Und hinter jeder geschlossenen Wohnungstür verbirgt sich eine ganz eigene Geschichte, die die Autorin Stück für Stück ans Licht holt.

 

Ich habe mich mit diesem Buch wieder wunderbar unterhalten gefühlt und finde, es steht dem Vorgänger „Menschen, die wir noch nicht kennen“ in Nichts nach. Auch jetzt freue ich mich schon darauf, wenn (hoffentlich!) das nächste Buch der Autorin erscheint und ich wieder abtauchen kann in eine Schicksalsgemeinschaft, in der ich neue Figuren mit interessanten Geschichten kennenlerne und mit ihnen durch Höhen und Tiefen gehen kann. Ein tolles Buch für mehr Mitmenschlichkeit.

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Veröffentlicht am 01.04.2025

Vom Kulturschock zur neuen Heimat

Abroad in Japan
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Mittlerweile lebt der gebürtige Brite Chris Broad seit 13 Jahren in Japan und das Land ist zu seiner neuen Heimat geworden. Wie sich sein Leben in diesem Land entwickelte, kann man auf seinem YouTube-Kanal ...

Mittlerweile lebt der gebürtige Brite Chris Broad seit 13 Jahren in Japan und das Land ist zu seiner neuen Heimat geworden. Wie sich sein Leben in diesem Land entwickelte, kann man auf seinem YouTube-Kanal „Abroad in Japan“ verfolgen, wo er regelmäßig Videos postet. Jetzt hat er die Anfänge seiner verrückten Japan-Reise in Worte gefasst und zu einem Buch verarbeitet.

 

Denn der Beginn war gänzlich unspektakulär – er kam im Zuge eines Austauschprogramms für junge Lehrer nach Japan und hatte sich akribisch hierauf vorbereitet. Akribisch hieß in dem Fall, er hatte schon mal gehört, dass es die Städte Tokio, Kyoto oder Osaka gab. Und Sushi. Viel mehr wusste er nicht über Japan.

 

Als es dann tatsächlich klappte, dass er für den Job als Englischlehrer an einer japanischen Schule angenommen wurde, hatte er keine Ahnung worauf er sich einließ. Und so kam es wie es kommen musste – die Ankunft in Japan war begleitet von einem riesigen Kulturschock. Doch Chris-Sensei (wie ihn seine neuen Kollegen nannten („Lehrer Chris“) boxte sich durch und lernte dieses völlig fremdartige Land mit den merkwürdigen Traditionen und Gebräuchen lieben. Er blieb. Auch nachdem sein Lehrer-Programm endete und er auf sich allein gestellt war. Nicht alle Vorhaben waren erfolgreich, an vielen Punkten in seinem Leben zweifelte er. Doch immer wieder blieb er standhaft und kam wieder auf die Füße – auch dank weniger, aber sehr guter Freunde, die ihn in Japan auf seinem Weg begleiteten.

 

Für mich als Leser war es faszinierend, einzutauchen in diese fremde Kultur mit ihren für Mitteleuropäer zuweilen sehr merkwürdig anmutenden Sitten. Schon die klimatischen Bedingungen mit heißen Sommern und kalten, schneereichen Wintern waren mir so nicht bekannt und die Vielfalt der japanischen Küche war auch ein Thema für sich...

 

Am spannendsten waren aber die kulturellen Unterschiede, die es ja zuhauf gibt. Positiv beeindruckt war ich von dem Respekt vor Älteren, der sehr streng gelebt wird. Abgefahren fand ich die Love Hotels, die Kapsel-Hotels oder den Raketenalarm, der Chris eines Nachts aus dem Schlaf riss.

 

Man bekommt einen Einblick ins japanische Leben – natürlich aus der Sicht eines Menschen, der dies ebenfalls alles zum ersten Mal erlebt und das macht es so nachvollziehbar. Ich war gern mit Chris unterwegs und kann das Buch allen, die Japan ohne einen 12-Stunden-Flug kennenlernen wollen, nur empfehlen!

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