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Veröffentlicht am 08.04.2024

Ein historischer Blick in die Spanische Hofreitschule

Die Hofreiterin – Der Traum von Freiheit
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Das historische Wien hat einen ganz besonderen Reiz als Kulisse für Filme und Romane. Natürlich fällt einem zuerst die österreichisch-ungarische Monarchie und die berühmteste Kaiserin Europas ein: Sisi. ...

Das historische Wien hat einen ganz besonderen Reiz als Kulisse für Filme und Romane. Natürlich fällt einem zuerst die österreichisch-ungarische Monarchie und die berühmteste Kaiserin Europas ein: Sisi. Dass sie eine Pferdenärrin war, ist allgemein bekannt. Und so verwundert es auch nicht, dass die Herrscherin in diesem historischen Roman ebenso präsent ist wie ihre liebsten Vierbeiner.

Die edlen Lipizzanerhengste der Spanischen Hofreitschule sind neben der jungen Irma Rehberger und dem Ausbildungsleiter Stephan Gowalka die Hauptfiguren in diesem historischen Roman. Irmas Hengst Novio macht in der Steiermark von sich reden - so werden Vertreter der Spanischen Hofreitschule Wien auf das Pferd aufmerksam und machen Irmas Mutter ein Angebot, das sie nicht abschlagen kann - zumal es sie von all ihren Geldsorgen befreit und die Zukunft ihres Gestüts sichert. Auch Irma ist bewusst, dass das Kaufangebot ein Glücksfall ist - doch für sie persönlich ist es eine Tragödie. Denn um nichts in der Welt würde sie sich von Novio trennen. Und so ersinnt sie einen gefährlichen Plan. Da die Ausbildung zum Bereiter ausschließlich Männern vorbehalten ist, begleitet sie den Hengst als Pferdepfleger Konrad nach Wien. Ihre Mutter hatte vorher dem Verkauf des Pferdes unter der Bedingung zugestimmt, dass „Konrad“ einen Ausbildungsplatz erhält.

Mehr schlecht als recht schlägt sich Irma alias Konrad an der Schule und im Alltag als Mann durch - und es dauert nur wenige Wochen, bis ihr Lügenkonstrukt zusammenzubrechen droht. Doch mittlerweile hängt ihr Herz nicht nur an Novio, sondern auch an ihrem Ausbilder Stephan Gowalka. Doch nicht nur Irma, auch Stephan trägt ein Geheimnis mit sich herum...

Franziska Stadler alias Bestsellerautorin Martina Sahler hat mit diesem Roman eine spannende Geschichte erschaffen, die alles hat, was einen historischen Schmöker ausmacht - ein interessantes Setting, viele Geheimnisse und eine Liebesgeschichte voller Hindernisse. Man merkt, dass die Autorin gute Plots stricken und wendungsreiche Geschichten erschaffen kann.

Besonders gut konnte man in die Zeit des ausklingenden 19. Jahrhunderts eintauchen, denn die Schilderungen der Stadt, des Praters und vor allem der Hofreitschule scheinen auf sehr intensiven Recherchen zu basieren. Auch der Umgang zwischen Mensch und Tier wird (in den meisten Fällen, von einigen dramaturgischen Abweichungen mal abgesehen) als sehr liebevoll beschrieben - und das machte ja seit jeher den Unterschied in der Spanischen Hofreitschule. Während Pferde im Alltag vorrangig Arbeitstiere waren, waren die Lipizzanerhengste der Hofreitschule kleine Könige und wurden entsprechend behandelt - nicht zuletzt von der Kaiserin persönlich, die auch im Buch ab und zu nach dem Rechten schaut.

Das allerdings ist mein kleiner Kritikpunkt am Buch. Nach allem, was ich bisher über die Kaiserin in ihren späten Jahren gelesen habe, erschien mir ihr Handeln in diesem Roman nicht ganz plausibel. Ich bin mir nicht sicher, ob sie sich tatsächlich mit dem Fall einer bürgerlichen „Betrügerin“ so wohlwollend auseinandergesetzt hätte, auch wenn ich es durch die Parallelen zwischen den Frauen (besondere Verbundenheit zu Pferden) durchaus erklärbar fand.

Das hat aber mein Lesevergnügen nicht wesentlich getrübt. Vielmehr bietet dieser Roman die Möglichkeit, in das kaiserliche Wien einzutauchen und die besondere Atmosphäre der k.u.k-Monarchie und der Spanischen Hofreitschule zu spüren, die tatsächlich eine ganz besondere Institution war und ist. Ein spannender Ausflug!

PS. Und wer nicht genug bekommen kann von der Hofreiterin, darf sich schon auf den 2. Teil freuen, der für Herbst 2024 angekündigt ist.

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Veröffentlicht am 03.04.2024

Rampenlicht und Revolution

Das Opernhaus: Rot das Feuer
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Das Jahr 1849 steht im Mittelpunkt des zweiten „Opernhaus“-Romans von Anne Stern. Und dieses Opernhaus ist kein geringeres als die Semperoper in Dresden. Wie immer hat die Autorin bis ins Detail recherchiert ...

Das Jahr 1849 steht im Mittelpunkt des zweiten „Opernhaus“-Romans von Anne Stern. Und dieses Opernhaus ist kein geringeres als die Semperoper in Dresden. Wie immer hat die Autorin bis ins Detail recherchiert und kann damit auch in diesem Roman wieder ein stimmiges Porträt des gesellschaftlichen und des Alltagslebens zu dieser Zeit zeichnen. Dies ist ihre große Stärke und das gelingt auch in diesem Buch wieder sehr gut.

Doch um was geht es in diesem zweiten Band der Trilogie?

Wir begleiten weiterhin das Leben von Elise Spielmann, jetzt Elise Jacobi. Nach ihrer Heirat mit dem Komponisten Adam Jacobi führt sie ein relativ privilegiertes Leben in Dresden und zieht ihre Adoptivtochter Annette („Netty“) auf. Im ersten Teil der Reihe war ihre aufkeimende Liebe zu dem Kulissenmaler Christian maßgebendes Thema – und auch Jahre später scheinen beide noch aneinander zu denken, denn eine zufällige Begegnung mischt die Karten des Schicksals neu.

Doch die Situation in Dresden ist im Jahr 1849 alles andere als ruhig. Die Bürger sind unzufrieden und immer wieder bilden sich Unruheherde. Durch die ganze Stadt wabert das Gerücht, eine Revolution wäre im Gange, es würde blutige Aufstände geben. Kann eine Liebe, die ohnehin schon unter keinem guten Stern steht, in einem solchen Umfeld gedeihen?

Nun, Elise und Christian versuchen mehrfach, der Situation zu trotzen und dem Leben ein kleines bisschen privates Glück abzuringen. Doch Christian wird mitten hinein gezogen in das Umfeld der Aufständischen und auch für ihn persönlich wird es äußerst gefährlich.

Ich muss zugeben, dass mir diesmal die politischen Entwicklungen und die Beschreibungen dazu zu sehr im Mittelpunkt standen (dafür kam die Semperoper selbst und ihre Künstler ziemlich kurz in meinen Augen). Nicht, dass dies uninteressant gewesen wäre, aber ich bin leider auch einer dieser Menschen, die – wenn um sie herum in der Gegenwart so viele politische Entwicklungen stattfinden – dessen in der Unterhaltung etwas überdrüssig ist. Ich möchte dann bewusst abschalten und mich damit weniger beschäftigen.

Natürlich kann die Autorin absolut nichts für meine Einstellung, ich möchte damit nur begründen, warum ich diesmal von dem Roman nicht ganz so begeistert war wie sonst von Anne Sterns Büchern. Dennoch finde ich es gut, dass sie diesen Aspekt aus der Dresdner Geschichte aufgegriffen und den Maiaufständen 1849 ein Denkmal gesetzt hat.

Wem würde ich das Buch also empfehlen? Allen, die mehr über ein weitgehend unbekanntes Kapitel der Geschichte Dresdens erfahren möchten, die an Geschichte und Politik interessiert sind und die trotzdem mit einem Unterhaltungsroman aus dem Alltag entfliehen wollen. Hier kann man beides haben.

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Veröffentlicht am 30.03.2024

Romantik am Mittelrhein

Loreley - Die Frau am Fluss
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Der Titel und das Cover des Buches haben mich sofort zum Lesen verführt – scheint es doch, als sei hier der Mythos der Loreley aufgegriffen und neu erzählt worden. Doch für alle Cover-Käufer sei gesagt: ...

Der Titel und das Cover des Buches haben mich sofort zum Lesen verführt – scheint es doch, als sei hier der Mythos der Loreley aufgegriffen und neu erzählt worden. Doch für alle Cover-Käufer sei gesagt: lasst euch davon nicht auf eine falsche Fährte locken und lest aufmerksam den Klappentext!

Denn mit der im Titel genannten „Frau am Fluss“, die auf dem Cover auch noch einen langen blonden Zopf trägt und von einem Felsen auf den Fluss hinunterblickt, ist nicht die Sagengestalt Loreley gemeint, die mit ihrer Erscheinung Rheinschiffer in den Tod lockt. Es wird weder die Entstehungsgeschichte des Loreley-Mythos erzählt noch dieser Mythos neu aufgearbeitet (wie das jetzt bei den griechischen Sagen ein großer Trend ist). Es handelt sich ganz einfach um einen historischen Roman, der am Mittelrhein zur Zeit der Romantik spielt – auch wenn in Nebenrollen auch Clemens Brentano und Bettine von Arnim auftreten.

Man sollte den Roman also nicht mit falschen Erwartungen lesen, um seine Freude daran zu haben. Tut man das aber, entführt das Buch die Leser mit lebhaften Schilderungen in die 1820er Jahre am Mittelrhein, nach Bacharach und St. Goar. Es geht um die schwierige Situation von Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen, die manchmal einfach nicht anders können, als die Karten anzunehmen, die das Schicksal für sie gemischt hat – und sich nicht unterkriegen zu lassen. Auch die beginnende Industrialisierung (hier der Beginn der Dampfschifffahrt) wird anhand historischer und fiktionaler Charaktere beschrieben. Mit den Protagonisten Julie und Johann taucht man ein in die damalige Zeit und bekommt ein farbenprächtiges Porträt dieser Zeit geboten.

Ich habe das Buch als historischen Schmöker sehr genossen, auch wenn ich mir an einigen Stellen gewünscht hätte, dass noch mehr auf die Figuren – insbesondere einige Nebenfiguren – eingegangen worden wäre. Mich hat besonders Ruth fasziniert, Julies blinde Schwester. Gerade in der damaligen Zeit war es sicher unglaublich schwierig für eine Person mit körperlichem Handicap, ihren Weg zu finden. Aufgrund ihrer recht umfangreichen Rolle am Anfang hatte ich gehofft, dass sie im kompletten Roman eine tragende Rolle spielen würde und ich einen tieferen Blick auf sie bekäme – doch leider verliert sich ihre Rolle nach dem ersten Drittel des Romans, was ich sehr bedauert habe. Ihre Figur hätte dem Buch noch so viel mehr Tiefe geben können, dort sehe ich verschenktes Potential.

Blättert man zu den letzten Seiten des Buches, sieht man, dass es sich (mindestens) um eine zweibändige Geschichte handeln wird, denn die Leseprobe für Teil 2 ist schon am Ende dieses Romans eingebunden. Der erste Teil endet im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Cliffhanger und so möchte auch ich erfahren, wie die Geschichte weitergeht.

Ich empfehle „Loreley – Die Frau am Fluss“ allen, die an historischen Romanen interessiert sind, denn hier wird eine Zeit beleuchtet, die bisher nicht so oft behandelt wurde – die Romantik. Außerdem erfährt man Wissenswertes über die Industrialisierung der Schifffahrt und hat so auch noch einen Erkenntnisgewinn.

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Veröffentlicht am 27.03.2024

Nachkriegsjahre in Dresden

Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt
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Drei Frauen – Großmutter, Mutter und Tochter - stehen im Mittelpunkt dieses historischen Schmökers von Julie Heiland. Ihre Geschichten erzählen von der wechselvollen Historie Deutschlands ab 1945 und den ...

Drei Frauen – Großmutter, Mutter und Tochter - stehen im Mittelpunkt dieses historischen Schmökers von Julie Heiland. Ihre Geschichten erzählen von der wechselvollen Historie Deutschlands ab 1945 und den Schwierigkeiten, mit den Traumata der Vergangenheit umzugehen.

Den größten Raum nimmt Lottes Geschichte ein, die in den Nachkriegsjahren als Trümmerfrau arbeitet und in einer schicksalhaften Nacht den Juden Jakob davon abhält, Suizid zu begehen. Sie gibt ihm ein Zuhause und versucht hartnäckig, ihm wieder Freude am Leben zu vermitteln. Nach und nach entwickeln Lotte und Jakob Gefühle füreinander. Doch auch in der jungen DDR steht zu befürchten, dass es immer noch Antisemitismus gibt.

Lottes Enkelin Hannah arbeitet 1993 beim Wiederaufbau der zerstörten Dresdner Frauenkirche mit. Ihre Großmutter kennt sie nicht, doch ein Foto, das auf den Trümmerbergen der Nachkriegszeit aufgenommen wurde, weckt ihre Aufmerksamkeit. Sie versucht tiefer in ihre Familiengeschichte einzudringen und das bringt letztendlich die tragischen Entwicklungen zutage, die für die Zerwürfnisse in ihrer Familie verantwortlich sind. Denn Hannahs Mutter Marlene hat den Kontakt zu ihrer Mutter Lotte früh abgebrochen und seitdem ruhen die Familiengeheimnisse unter einer dicken Schicht Schutt und Asche…

Julie Heiland setzt in diesem Roman in den Bombennächten im Februar 1945 an, in denen die Dresdner Altstadt völlig zerstört wurde. Sie erzählt von den harten Jahren danach und dem beginnenden Sozialismus, aber auch von der turbulenten Nachwendezeit, in der vieles bunt, aber bei weitem nicht alles gut war.

Das Hauptaugenmerk und der größte Erzählanteil liegt auf Lottes Geschichte. Recht wenig Anteil an der Geschichte hat Marlene, Lottes Tochter, die das Bindeglied zwischen den beiden Zeitebenen darstellt. Ihrer Geschichte werden vergleichsweise wenige Seiten ganz am Ende gewidmet.

Julie Heiland erzählt so packend, dass man jederzeit dranbleibt und mehr über Hannah und Lotte erfahren möchte. Da aber die Figuren so stark im Zentrum des Romans stehen, wird der Rahmen – hier also der Wiederaufbau der Frauenkirche und die Nachwendezeit in Dresden – weniger beleuchtet als ich erwartet hatte. Ich hätte gern noch mehr darüber erfahren, insbesondere über den Wiederaufbau. Das hätte für mich noch mehr mit geschichtlichen Details angereichert sein können, so dass das Buch dann auch wirklich eine Art „Lerneffekt“ gehabt hätte. Dass die Frauenkirche mit Spendengeldern aus aller Welt wieder aufgebaut wurde und hierfür auch die in den Ruinen noch vorhandenen Originalsteine mit verwendet wurden, ist ja allgemein bekannt – viel tiefer geht der Roman hier nicht.

Auch kam bei mir das Lebensgefühl der frühen 1990er Jahre nicht so an. Für viele Menschen war es eine extrem schwierige Zeit, da sämtliche bekannten Strukturen weggebrochen waren und durch ein neues, vielen absolut fremdes System ersetzt wurden. Man schwebte permanent zwischen Aufbruchsstimmung und riesigen Existenzängsten. Vielleicht bin ich in diesen Punkten aber auch überkritisch bzw. habe als Dresdnerin eine zu hohe Erwartungshaltung an den Roman gehabt.

Letztlich ist es trotzdem ein Roman, der sehr gut unterhält und die Verhältnisse insbesondere der Nachkriegszeit plastisch beschreibt. Wer gern Romane auf mehreren Zeitebenen liest, die Familiengeschichten aus mehreren Generationen aufgreifen, ist hier goldrichtig.

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Veröffentlicht am 04.03.2024

Verzwickt!

Wer zuerst lügt
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Die Bücher, die Reese Witherspoon in ihrem Buchclub vorstellt, sind fast immer Garanten für filmreife Unterhaltung. Und auch bei diesem Buch kann ich mir vorstellen, dass eine Verfilmung (die lt. Danksagung ...

Die Bücher, die Reese Witherspoon in ihrem Buchclub vorstellt, sind fast immer Garanten für filmreife Unterhaltung. Und auch bei diesem Buch kann ich mir vorstellen, dass eine Verfilmung (die lt. Danksagung im Übrigen schon geplant ist) richtig spannend wäre! In Buchform aber hat mich das Werk nicht komplett überzeugen können – denn es war mir ein wenig zu überladen mit Wendungen und Kniffen.

Doch worum geht’s überhaupt?
Zuerst lernt man Evie Porter kennen, die gerade mit dem wohlhabenden Ryan zusammengekommen ist und nun auf Partys seinen Bekanntenkreis kennenlernt. Auf einer dieser Partys wird ihr eine junge Frau namens Lucca Morano vorgestellt – doch das kann eigentlich gar nicht sein, denn Lucca Morano ist Evies tatsächlicher Name. Evie ist nur der Name, den sie sich zugelegt hat als sie den Auftrag bekam, Ryan auszuspionieren.

Evies Auftraggeber ist der mysteriöse Mr. Smith. Seine Identität kennt niemand, auch Evie kommuniziert nur in Ausnahmefällen direkt mit ihm und dann übers Telefon mit einem Stimmverzerrer.

Als Leser erfährt man Stück für Stück von früheren Aufträgen, die Evie (unter weiteren Pseudonymen) für Mr Smith erledigt hat und es wird deutlich, dass er seinen eigenen Mitarbeitern nicht vertraut und ihnen immer wieder Fallen stellt, mit denen er sich ihrer Loyalität versichern will. Doch Evie ist nicht länger bereit, diese Spielchen mitzuspielen…

Ashley Elston hat mit Evie (bzw. Lucca) eine Figur erschaffen, der man ebensowenig trauen kann wie ihrem mysteriösen Boss. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man nicht mehr weiß, wer hier eigentlich wen jagt und wer in der Geschichte welche Rolle spielt. Dieses „Katz-und-Maus-Spiel“ ist für einen Thriller grundsätzlich ein Spannungsgarant. Doch die Autorin treibt die Spielchen (und für den Leser die Enthüllungen in der Rückschau) so auf die Spitze, dass man extrem aufmerksam lesen muss, um den Faden nicht zu verlieren und sich in dem Gewirr von Machtspielchen nicht zu verheddern. Mir ist das gegen Ende recht schwer gefallen und ich war nicht mehr in der Lage zu beurteilen, ob die von der Autorin Stück für Stück aufgezeigten Enthüllungen logisch sind. So richtig folgen konnte ich der Logik der Geschichte stellenweise leider dann nicht mehr (ich habe einfach darauf vertraut, dass das schon so passen wird).

Ich denke, dass Reese Witherspoon Bücher eher unter dem Aspekt liest, ob und wie sie sich für eine Verfilmung eignen würden und das könnte ich mir bei diesem Stoff sehr gut vorstellen – allerdings eher als Serie denn als Film, denn sonst müsste man die Handlung so sehr straffen, dass sie wieder zu undurchsichtig wird. Als Serie allerdings wäre es sicherlich super spannend und ich würde definitiv reinschauen.

In Buchform empfehle ich den Roman eher „geübten“ Thrillerlesern, da andere Leser (die sich vielleicht nur gelegentlich von einem Thriller unterhalten lassen möchten) von der dichten, verzwickten Handlung, die zudem in Rückblenden erzählt wird, überfordert sein könnten. Deshalb: Für Kenner top, für Neulinge eher Flop…

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