Gar nicht mal so nett
Der nette Herr Heinlein und die Leichen im KellerHerr Heinlein ist ein begnadeter Pastetchenbäcker, Gastgeber und Gourmet. Gleichzeitig auch ein von Altruismus und Demut erfüllter, scheinbar unheilbar netter, aus der Zeit gefallener „Diener“.
Sein zuvorkommendes, ...
Herr Heinlein ist ein begnadeter Pastetchenbäcker, Gastgeber und Gourmet. Gleichzeitig auch ein von Altruismus und Demut erfüllter, scheinbar unheilbar netter, aus der Zeit gefallener „Diener“.
Sein zuvorkommendes, überhöfliches Gebaren den Ladengästen und unliebsamen Zeitgenossen gegenüber erscheint bisweilen hoffnungslos altmodisch. Er hält nämlich auch dann an Werten fest, wenn eigentlich ein „für sich einstehen“ und „Nein-sagen“, auf dem Plan stünde. Um sich nicht seinen Ängsten zu stellen, also quasi erwachsen zu werden gehorcht er dem dementen Vater, verkneift sich seine Bedürfnisse und funktioniert. Immer weiter. Bis es nicht mehr geht. Die Realität bricht über den „Netten“ herein und plötzlich offenbart dieser -aus Versehen- seine weniger devoten Seiten. Er wird mörderisch. Dass er daran sogar irgendwie Gefallen findet, verdrängt er. Darin ist er sowieso ein Meister.
Sein Unbewusstes, sein Zorn, seine Scham, seine Trauer sind im Keller versammelt. So passen denn die Figurennamen aus HG Wells „Zeitmaschine“ hervorragend zur Geschichte. Je mehr sich die Leichen stapeln, desto klarer wird, dass Heinlein das grausame Spiel, an dem er sich wider Willen beteiligt hat, eigentlich nicht gewinnen kann. Für diese Welt ist er nicht gemacht.
Wortwitz und Ironie muss man mögen. Ein gehöriges Mass an Sinn für das Abstruse werden von den geneigten Leser:innen gefordert. Wer so gestrickt ist, ( und somit selbst ein wenig oldfashioned) dem wird die Lektüre zur Freude und guter Unterhaltung gereichen.