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Veröffentlicht am 27.09.2022

Licht im Dunkel

Im Dunkel-Retreat
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Die Heilpraktikerin Saskia John beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem „inneren Kind“, leitet Familienaufstellungen und hat schon mehrere Dunkelretreats unternommen. Dieses Buch ist eine Dokumentation ...

Die Heilpraktikerin Saskia John beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem „inneren Kind“, leitet Familienaufstellungen und hat schon mehrere Dunkelretreats unternommen. Dieses Buch ist eine Dokumentation ihres letzten vierwöchigen Fasten-Dunkel-Retreats. Die Autorin blieb 26 Tage in völliger Dunkelheit, erhielt täglich für eine Stunde Besuch ihrer hellsichtigen Betreuerin Gertrud und hatte noch dazu eine 57-köpfige Gruppe, die sich energetisch auf das Experiment einstimmen wollte.

Für mich, die ich schon einige Meditationsretreats gemacht habe und dabei eine Ahnung bekommen habe, was alles möglich ist, las sich der Bericht intensiv und sehr fordernd. Ich war oft direkt berührt und konnte durch die eindringlich- akkurate Beschreibung gut mitfühlen, mitgehen, eintauchen. Saskia Johns innere Reise führt in eine Tiefe und Höhe, die mir nicht wirklich zugänglich ist, aber beim Lesen in Ansätzen erfahrbar wurde. Das war sehr inspirierend. Irgendwann möchte ich das auch einmal machen.

Es leuchtet mir unmittelbar ein, dass Ruhe, Dunkelheit und das Fehlen jeglicher Ablenkung gerade in unseren Zeiten ein kostbares Feld sind, in dem wir uns selbst begegnen und heilen können.

Dem authentischen Buch wünsche ich viele begeisterte Leser*innen.

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Nicht ganz überzeugend

Stille blutet
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Eine mysteriöse Androhung des nahenden Todes übers Netz, vor laufender Kamera, vier Tote und ein Verdächtiger, der merkwürdig viele Indizien gegen sich hat. Dazu eine sympathische Ermittlerin, die von ...

Eine mysteriöse Androhung des nahenden Todes übers Netz, vor laufender Kamera, vier Tote und ein Verdächtiger, der merkwürdig viele Indizien gegen sich hat. Dazu eine sympathische Ermittlerin, die von ihren unsympathischen Kollegen gemobbt wird. Die erste Tote war ein Biest, der zweite ebenfalls kein Sympathieträger. Da sind die Rollen klar verteilt. Als Leserin habe ich kein allzu großes Mitleid mit den Toten, lediglich der Verdächtige tut mir ein wenig leid. Aber er ist auch ziemlich dusselig. Wie man aber auch so treuherzig in jede noch so offensichtliche Falle tappen kann.
Und bis zum Ende hat sich mir nicht erschlossen, wozu die Ankündigungen des Todes eigentlich gut sein sollten. Irgendwie schade.
Der Krimi liest sich leicht, hat mich aber nicht wirklich gefesselt. Die Personen haben wenig Tiefe. Wie so oft bei der Autorin ist die Handlung rasant. Aber ich finde, das genügt nicht.

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Veröffentlicht am 06.09.2022

Unterhaltsamer Thailandroman

Bangkok Oneway
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Die Mittfünfziger Dagmar und Heinz haben von der Tochter eine Thailandrundreise geschenkt bekommen. Doch schon am ersten Abend in Bangkok geht Heinz verschütt. Ute, die ebenfalls nicht mehr ganz junge ...

Die Mittfünfziger Dagmar und Heinz haben von der Tochter eine Thailandrundreise geschenkt bekommen. Doch schon am ersten Abend in Bangkok geht Heinz verschütt. Ute, die ebenfalls nicht mehr ganz junge Reiseleiterin für schwere Fälle, die irgendwie in Bangkok hängengeblieben ist, soll helfen, den Vermissten wiederzufinden. Aber das entpuppt sich als schwieriger als gedacht. Ein verstümmelter Toter, die kleptomanische Rentnerin Hermine und ein thailändischer Cop, der in eine Barfrau verliebt ist und von seiner Arbeit die Nase voll hat, runden das Personal dieses Romans ab.
Am besten gefallen hat mir Ute, die ihre Sympathie für die gestrandete Dagmar entdeckt und wirklich eine patente Geschäftsfrau und gute Freundin ist. Ihre Beweggründe und Handlungen konnte ich nachvollziehen und sie war mir auch sympathisch. Was ich vom Rest der Truppe eher nicht behaupten kann.
So richtig in den Bann gezogen wurde ich nicht, was wohl an meiner mangelnden Identifikation mit den Helden lag. Heinz ist wirklich ein übler Zeitgenosse, dem ich all seine Mühsal von Herzen gönne. Hermine ging mir ziemlich auf den Keks und ich würde mit ihr ganz sicher keinen draufmachen wollen.
Trotzdem ist der Roman unterhaltsam, führt in Gefängnisse, Spelunken, Hotels und auch kurz mal ins ländliche Ambiente. Die Ortskenntnisse des Autors lassen Leser, die schon einmal in Thailand waren sicher oft schmunzeln und wiedererkennend nicken. Expats ebenso. Jüngere Menschen werden mit dem Buch wohl weniger anfangen können, da es nur einen bestimmten Teil der Traveller beschreibt. Nämlich den der Pauschalreisenden und der eher konservativen Expats. Klare Leseempfehlung für etwas reifere Thailandfans.
Mich hätte ein intensiverer Blick ins dörfliche Thailand interessiert. Ich bin sicher, der Author hat noch mehr zu bieten.

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Veröffentlicht am 30.08.2022

Irischer Landei-Punk

Snowflake
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Debbie, gerade achtzehn geworden, wächst auf einer heruntergekommen Milchfarm in Irland auf. Ihre Mutter leidet an einer schweren psychischen Störung, ihr Onkel, ebenfalls sehr eigen, ist funktionierender ...

Debbie, gerade achtzehn geworden, wächst auf einer heruntergekommen Milchfarm in Irland auf. Ihre Mutter leidet an einer schweren psychischen Störung, ihr Onkel, ebenfalls sehr eigen, ist funktionierender Alkoholiker mit Hang zum Intellektuellen. Als Debbie im Trinity College in Dublin angenommen wird für ein Literaturstudium, stellt sie sich mit viel Kopfkino, Ängsten und natürlich mit dem ganzen Kindheitsgepäck der Herausforderung. Permanent macht sie sich klein, hält sich für dümmer, hässlicher und uncooler als alle anderen. Also eigentlich völlig normal. Wer hat sich in diesem Alter nicht für eine niemals dazugehörende, hoffnungslose Außenseiterin gehalten? Der Reiz des Romans liegt nicht im Thema. Diese Geschichte wurde tausendfach erzählt. Es ist die Mischung aus naiv, ehrlich, oberschlau, empfindsam und hardboiled, die mich in einen Bann gezogen hat. Die Figuren sind allesamt eine Spur überdreht, too much, superskurril, aber es steckt in jeder eine echte, atmende Person mit wahren Gefühlen. Debbie, die alles andere als dumm ist, hütet ein echtes Trauma und weiß, dass sie sich ihrer Familiengeschichte stellen muss. Ich fand es berührend, dass ihr Aufbruch auch für alle anderen Veränderung bringt. Nicht zur heilen Welt und mitnichten wird alles gut. Aber besser. Mit Aussicht auf echtes Glück. Ein toller Erstling einer sehr begabten jungen Autorin.

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Veröffentlicht am 16.08.2022

Eine echte Powerfrau

Matrix
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Die junge Marie, aus einer königlichen Vergewaltigung entstanden, nicht verheiratet werden, sie entspricht so gar nicht den herrschenden Schönheitidealen. Viel zu groß, zu kräftig, ein langes Gesicht, ...

Die junge Marie, aus einer königlichen Vergewaltigung entstanden, nicht verheiratet werden, sie entspricht so gar nicht den herrschenden Schönheitidealen. Viel zu groß, zu kräftig, ein langes Gesicht, viel zu eigensinnig und intelligent. Also soll sie aus politischen Gründen in ein unbedeutendes Kloster abgeschoben werden. Sie wird dort die Priorin sein. So ganz ohne Erfahrung und völlig ohne religiöse Neigung, ist das eher ein Affront gegen die dort lebenden Nonnen, die sich verbittert oder devot in ihr Schicksal ergeben haben. Marie, die mit großer Kraft und hoher Intelligenz gesegnet ist, beschließt nach anfänglichem Hader mit ihrem Schicksal, die Klosterleitung anzunehmen.
Sie setzt ihr ganzes Können dafür ein, das Leben der ihr Anvertrauten zu verbessern und diese Frauen, die keine Lobby haben zu beschützen.
Das gelingt ihr weit besser, als es „einer Frau zukommt“ und bald schon müssen sich die Klosterdamen gegen Neid, Anfeindungen, Intrigen und andere Unbill behaupten.
Ich habe das Werk „Matrix“ atemlos gelesen. Die Sprache ist wunderbar poetisch und doch klar. Maries Visionen von großer Kraft. Starke Bilder, starke Frauen. Sie können fast alles selbst, brauchen keine Männer, jede findet eine Platz und sei sie auch noch so beschädigt vom krassen Vorleben in der mittelalterlichen, gnadenlosen Welt. Herzensgüte, Gemeinschaft, Klugheit und Tatkraft gewinnen. Ein besonderes Buch, über echte weibliche Tugenden und über eine herausragende Persönlichkeit. Dass „Hässlichkeit“ und „Unweiblichkeit“ Marie am Ende davor bewahrt haben im Kindbett zu sterben klingt wie ein kosmischer Witz. Nur so konnte sie letztlich ihre Erfüllung finden und ein gutes Leben (fast) nach ihren eigenen Regeln führen. Chapeau.

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