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Ceciliasophie

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Veröffentlicht am 19.09.2017

Wurzelbekämpfung

Die Wurzel alles Guten
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Pekka Kirnuvaara landet auf dem Zahnarztstuhl eines Arztes, der lustiger Weise den selben ungewöhnlichen Nachnamen trägt wie er. Und schnell ist dem Finnen klar, das es sich bei dem Zahnarzt Esko Kirnuvaara ...

Pekka Kirnuvaara landet auf dem Zahnarztstuhl eines Arztes, der lustiger Weise den selben ungewöhnlichen Nachnamen trägt wie er. Und schnell ist dem Finnen klar, das es sich bei dem Zahnarzt Esko Kirnuvaara um seinen (Halb-)Bruder handeln muss. Doch dieser ist anfangs gar nicht so begeistert von Pekka. Doch nach und nach kommen sich die beiden so unterschiedlichen Menschen näher und als sie dann von einer möglichen (Halb-)Schwester erfahren, packen die beiden Finnen ihre Sachen und machen sich auf den Weg zu ihr und in die Welt hinaus.
Pekka und Kirnuvaara, so wie die anderen auftretenden Charaktere, waren ganz einfach wunderbar.
Der Wechsel der beiden Erzählperspektiven aus Eskos und Pekkas Sicht hat mir sehr gut gefallen und ich bin froh, dass der Autor sich auf diese beiden beschränkte und nicht auch noch andere Halbgeschwister mit aufnahm.
Schon an der Wortwahl und dem Erzählton konnte man schnell erkennen, welcher Bruder gerade erzählte, falls man das Buch einmal mitten im Kapitel aus der Hand legte. Dies gefiel mir wirklich außerordentlich gut, da beide Charaktere unheimlich toll gestaltet waren, jeder seine Macken hatte und gut vom anderen differenzierter war. Oftmals verschwimmen in Romanen mit mehreren Erzählperspektiven die Charaktere sehr. Dies war hier nicht einmal der Fall.
Beide Charaktere entwickeln sich mit zunehmender Seitenzahl ganz hervorragend und erscheinen niemals flach.
Obwohl die Geschichte an sich etwas skurril ist, wurde es mir dann leider im letzten viertel etwas zu viel und die Geschichte traf nicht mehr zu hundert Prozent meinen Geschmack.

Es geht um Wurzeln. Sowohl die Zahnwurzeln, die sich so schnell so böse entzünden können, als auch familiäre Wurzeln, die auch gehegt und gepflegt werden müssen. Und erst, wenn das Problem an der Wurzel bekämpft wurde, lässt es sich in Ruhe und Frieden und im Einklang mit sich selber leben.

Der Schreibstil gefiel mir sehr gut. Durch die nicht allzu langen Unterkapitel flogen die Seiten nur so dahin, was unterstützt wurde durch den sehr humorvollen Schreibstil. So musste ich beim Lesen immer wieder schmunzeln.
Der Titel ist wirklich toll gewählt und passt perfekt zum Inhalt. Auch das Cover passt, deutet der Weg doch an, dass es im Leben nicht einen gradlinigen Weg gibt, sondern ab und an auch ein paar Schlenker dabei sind.

Alles in allem hat mich das Buch gut unterhalten können und ich vergebe deshalb 4.5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.06.2017

Phänomenale Charaktere und wunderbare Idee

Magonia
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Aza Rey, fast 16 Jahre alt, Tochter, Schwester, beste Freundin von Jason und medizinisches Rätsel möchte eigentlich nur ein normales Leben führen. Doch das ist ihr seit ihrer Geburt schon verwehrt. Geboren ...

Aza Rey, fast 16 Jahre alt, Tochter, Schwester, beste Freundin von Jason und medizinisches Rätsel möchte eigentlich nur ein normales Leben führen. Doch das ist ihr seit ihrer Geburt schon verwehrt. Geboren mit einer Lungenkrankheit, die nach ihr benannt wurde, da sie der einzige bekannte Fall ist, ertrinkt sie mehr oder weniger an unserer Luft. Doch entgegen aller Vorstellungen hat sie es geschafft, fast 16 Jahre alt zu werden.
Bis sie im Unterricht ein Schiff in den Wolken sieht, das niemand sonst bemerkt, Stimmen zu ihr sprechen und sie auffordern, nach draußen zu gehen und plötzlich der gesamte Vorgarten voller Vögel ist. Nachdem sich ihr Zustand rapide verschlechtert, liegt sie in einem Krankenwagen auf dem Weg zum Krankenhaus und findet sich plötzlich auf einem Schiff in Magonia wieder. Denn Magonia ist der Ort über den Wolken, der Ort über den Flugzeugen, der Ort, den du vielleicht manches Mal siehst, wenn du deinen Kopf in den Nacken legst und verträumt in die Wolken guckst. Und Magonia ist das Reich der Vögel und Vogelmenschen, Sturmwale und Gewitterhaie und so manch anderen Kreaturen. Hier kann Aza Rey plötzlich normal atmen, sie kriegt genug Luft, ist gesund. Und erfährt mehr über sich und ihr Leben, als sie sich je hätte zu träumen wagen. Doch auch in Magonia ist nicht alles perfekt und Aza Rey muss sehr bald ein drohendes Unheil erkennen.

Aza Rey ist ein phänomenaler Charakter von denen ich mir in Jugendbücher einfach mehr wünsche. Sie ist witzig, verdammt intelligent, ziemlich schräg und absolut liebenswert.
Jason ist der beste männliche Charakter, der mir dieses Jahr in einem Jugendbuch begegnet ist. Vollkommen irre, unheimlich schlau, verwickelt in so manch dubiose Machenschaften und so loyal, wie ein Mensch nur sein kann. Denn seit Aza Rey in sein Leben trat, versucht er im Hintergrund alles zu tun, um ihre Krankheit zu heilen und sie zurück zu holen beziehungsweise in Magonia zu finden.
Die Dialoge der beiden sind einfach toll und haben mich sehr unterhalten können.
Doch genau wie Aza Reys Leben sich in Magonia komplett verändert, so verändert sich auch für den Leser vieles. Natürlich fallen die Dialoge und Szenen mit Jason weg und auch Aza Rey wandelt sich. War sie zuvor eher vorlaut, dickköpfig und eigensinnig, so ist sie plötzlich lammfromm und denkt nicht mehr viel selber mit. Das fand ich zwar sehr schade, doch irgendwie gefiel es mir auch. Denn in den meisten Büchern können wir als Leser die Charakterentwicklung (hoffentlich) spürbar durchs Lesen miterleben. Hier jedoch musste auch der Leser eine Entwicklung durchmachen und sich auf die neue Situation einstellen. Ob zu viel hineininterpretiert oder von der Autorin so gewollt, dass muss jeder Leser für sich selber entscheiden.
Der Schreibstil gefiel mir sehr gut auch wenn ich anfangs ein paar Probleme hatte, dem Buch flüssig folgen zu können. Denn ein wenig gewöhnungsbedürftig ist er auf jeden Fall. Doch er passt ganz wunderbar zu der Geschichte und mit der Zeit gewöhnt ich mich in die Geschichte ein. Ab und an tauchen Wortspiele auf, abgehackte Sätze, nicht vollständige Sätze und Wörter, die in besonderer Form dargestellt werden. Für mich eine nette Abwechslung, die zwar verzichtbar ist, doch so bekam das Buch seinen ganz eigenen Charme.
Größtenteils wird aus Aza Reys Sichtweise erzählt, doch gerade zur Mitte hin gibt es mehr und mehr Kapitel auch aus Jasons Sichtweise. Den Wechsel mochte ich sehr gerne, da ich Jason einfach unheimlich klasse finde, so dem Leser jedoch noch ein weiterer, sehr spannender Erzählsprung geboten wurde.
Die Grundidee, die Idee der Bedrohung, die Umsetzung und die Auflösung fand ich einfach ganz toll gemacht. Selten stellte mich eine Umsetzung so zufrieden, die auch noch gepaart mit Botschaften an die Menschheit war.
Es existiert bereits ein zweiter Band, wann dieser jedoch übersetzt vorliegen wird, ist mir zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Da es keinen Cliffhanger gibt, ist es jedoch nicht zwingend notwendig, den zweiten Band zu lesen.

Alles in allem vergebe ich 4 von 5 Sternen für dieses Buch. Die Charaktere und die Umsetzung waren so grandios, dass ich über ein paar Schwächen hinwegsehen musste.
Den zweiten Band werde ich definitiv lesen.

Veröffentlicht am 22.05.2017

Enttäuschender Start, aber überraschende Mitte!

Stormheart 1. Die Rebellin
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Aurora, Prinzessin eines Reiches, in dem verheerende Naturkatastrophen das Leben aller erschweren und nur von den sogenannten Sturmlingen unter Kontrolle gehalten und besiegt werden können, hat ein Geheimnis, ...

Aurora, Prinzessin eines Reiches, in dem verheerende Naturkatastrophen das Leben aller erschweren und nur von den sogenannten Sturmlingen unter Kontrolle gehalten und besiegt werden können, hat ein Geheimnis, das niemand im Reich erfahren darf. Obwohl königlichen Geschlechts hat sie bisher keinerlei Fähigkeiten gezeigt, selber Stürme zu besiegen und zum Sturmling zu werden, was einzig den Adligen möglich ist. Um dies zu verschleiern arrangiert ihre Mutter eine Ehe mit dem zweiten Sohn des benachbarten Reiches Lock. Cassius ist zuvorkommend, höflich und nett zu Aurora und gerade, als sie sich ein bisschen mit der arrangierten Ehe abgefunden hat, erfährt sie etwas über Cassius, was sie das Weite suchen lässt. Glücklicher Weise trifft sie auf Lock, einen gut aussehenden Sturmjäger und seine Truppe, die sie bei sich aufnehmen und mit denen sie unerkannt von allen das Land bereist.
Aurora erfährt langsam aber sicher, dass ihr bisheriges Leben eine einzige Lüge war und stellt sich ihren eigenen Problemen.

Die Idee der Stürme fand ich ganz ausgezeichnet und originell. Die Vorstellung, dass Naturkatastrophen eine Art Herz haben und ihnen eine gewisse Art Magie innewohnt, gefiel mir sehr gut. Die Autorin hat dies im gesamten Buch für mich sehr nachvollziehbar dargestellt.
Aurora, auch Rora und im späteren Verlauf nur Roar genannt, soll eine starke, junge Frau repräsentieren, die sich trotz Hindernissen ihren Problemen stellt und Eigeninitiative beweist. Leider hatte ich das Gefühl, dass die Autorin zu viel auf einmal auf Aurora projizieren wollte, weshalb sie letztendlich in vielerlei Dingen doch ein naives Prinzesschen war.
Ihr wurde es im weiteren Verlauf sehr leicht gemacht, denn bis auf eine zögerliche Stimme, nahm die Gruppe um Lock sie sofort als eine der ihren auf. Das erscheint mir nach wie vor sehr merkwürdig, denn zwar hat jeder der Gruppe eine Vergangenheit, über die er nicht gerne spricht, doch aus genau diesem Grund wäre ich in einer solchen Lage Fremden gegenüber noch misstrauischer.
Die Gruppe, so oft erwähnt, bisher nicht beschrieben, besteht aus Lock, Duke, Random, Jing, Sly und Bait, die sich im Laufe der Zeit gefunden haben und nun auf einer Vetrauensbasis miteinander interagieren, die nur dann vorkommt, wenn man um sein Leben und Überleben gemeinsam kämpft.
Ich hätte mir zu jedem ein wenig mehr Hintergrundinformationen oder Auftrittszeit gewünscht, doch was nicht ist, das kann ja im nächsten Band noch werden.
Nichtsdestotrotz fand ich die Charaktere authentisch und viele auch sehr sympathisch dargestellt. Es machte mir viel Freude, mehr über sie zu erfahren und sie auf ihrem weg zu begleiten.
Was mich jedoch an der Geschichte am meisten stört, ist der Liebesaspekt.
(Achtung: kleiner Spoiler!!)
Es gibt kein Liebesdreieck, wie ich zu Anfang stark befürchtete. Dennoch gibt es zwei Love Interests, was ich für ein Buch ohne Liebesdreieck wahrlich etwas zu viel finde. Ich finde es jedoch absolut phänomenal, kein Liebesdreieck in diesem Buch zu haben!
(Spoilerende)
Mal wieder sind alle heißer als ihr Nachbar, außer Aurora und Lock, die sind eben überirdisch schön. Wo gibt es diese Menschen überhaupt? Wen haben die Autoren beim Schreiben immer vor Augen? Ich kenne sehr viele schöne Menschen, doch über keinen würde ich sagen, er sei überiridisch schön. Ich möchte Menschen und Charaktere mit Fehlern!
Alles in allem ist es ein typisches YA-Buch nur mit Fanatsyaspekten. Was mich mehr als enttäuschte. Ich selber habe fast alle bisher erschienenen Bücher der Autorin gelesen und verfolge ab und an auch ihren Blog. Von daher war ich wie zu erwarten ganz aufgeregt vor Freude, da ich die Charaktere in ihren Büchern bisher immer sehr gelungen fand und sie diese Kunst mit Fantasy, meinem liebsten Genre, paaren wollte. Die Aussage, sie wollte dieses Buch schon vor einem Jahrzehnt herausbringen und nun sei es endlich so weit, versetzte mich in Hochstimmung. Ich ging also mit viel Freude und einer nicht ganz so hohen Erwartungshaltung (wegen des Genrewechsels) an dieses Buch heran und wurde jedoch schnell wieder nüchtern. Der Anfang passte mir so gar nicht, ich verspürte keine Freude, sondern vermehrt Frust und liebäugelte so langsam damit, das Buch abzubrechen. Es war mir einfach viel zu viel YA und viel zu wenig Fantasy, wobei es doch selbst von der Autorin so hoch als Fantasyjugendbuch angepriesen wurde. Ich erwartete Mistborn oder Kingkiller Chronicles Feeling (auf den Jugendbuchmarkt bezogen müssten an dieser Stelle Red Rising oder auch The Reckoners eingesetzt werden) und bekam dann doch nur Selection. Schade.
Doch ich hätte es wirklich nicht für möglich gehalten, zur Mitte hin änderte sich das Buch, nahm rasant an Fahrt auf, gab ein paar Antworten und warf noch viel mehr und viel spannendere Fragen auf. Es rückten andere Charaktere vermehrt in den Vordergrund, verknüpften so langsam Handlungsstränge miteinander, baten neue Optionen und eine ganz andere Sichtweise. Ich kann mich an kein Buch erinnern, dessen Mitte mich so überrascht hat und erneut ans Buch fesseln konnte.
Der Schreibstil ist wirklich toll, doch ich hätte hier auch nichts anderes erwartet. Die Seiten flogen nur so unter meinen Fingern dahin, das Ende kam immer näher. Wirklich ein Buch, zum Verkriechen und erst am Morgengrauen unter der Decke Hervorgucken.
Das Cover passt in gewisser Weise sehr gut zum Inhalt, ist jedoch nicht mein Fall. Da ziehe ich doch das englische dem deutschen vor.
Der Untertitel "Die Rebellin" wiederum gefällt mir nicht und ist in meinen Augen unpassend. Doch weshalb soll an dieser Stelle nicht verraten werden :)
Ich hatte eine tolle Lesezeit, auch wenn das Buch mich nicht in allen Punkten zufriedenstellen konnte. Die Reihe werde ich jedoch auf jeden Fall weiter verfolgen, denn dieser Auftakt hinterließ mich mit vielen offenen Fragen und einem gewissen Lesehunger nach mehr.

Alles in allem vergebe ich 3 Sterne. Eine Leseempfehlung spreche ich aus für alle, die ein wenig Fantasyluft schnuppern wollen, ohne gleich in die Vollen zu gehen.
Oder eben für alle, die einen Sturm im Herzen tragen und denen der Wind um die Nase weht.

Veröffentlicht am 18.05.2017

Starker Anfang, enttäuschende Mitte

Der Prinz der Elfen
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Ich liebe Fantasybücher und lese Bücher in dem Genre, seit ich denken kann. Umso glücklicher war ich natürlich, dass es endlich ein neues Buch der Autorin gab, die mich - obwohl damals schon ein wenig ...

Ich liebe Fantasybücher und lese Bücher in dem Genre, seit ich denken kann. Umso glücklicher war ich natürlich, dass es endlich ein neues Buch der Autorin gab, die mich - obwohl damals schon ein wenig zu alt für Kinderbücher - nachts zu den Spiderwicks reisen ließ.
Und auch Der Prinz der Elfen konnte mich wieder einmal phasenweise so sehr fesseln, dass ich nachts mein Licht nicht ausschalten konnte, sondern immer noch ein Kapitel mehr lesen musste.
Hazel Evans lebt zusammen mit ihren Künstlereltern und ihrem Bruder Ben im kleinen Städtchen Fairfold, einem nicht ganz so normalen Flecken Erde. Denn in Fairfold verschwimmen die Grenzen der Menschen und des Elfenvolkes. Handel werden geschlossen, Touristen verschwinden, Streiche werden gespielt, Eisen in den Hosentaschen verwahrt, die Socken auf links getragen und in einer Lichtung im Wald steht ein gläserner Sarg, der einen wunderschönen, jungen Elfen mit Hörnern beherbergt. Und keiner hat es bisher geschafft, ihn aufzuwecken und den Sarg zu zerstören.
Bis er eines Tages verschwunden ist und der einstige Frieden zwischen den Elfen und Menschen bedroht wird durch das Ungeheuer, das im dunkelsten Teil des Waldes wohnt.
Ich mochte Hazel als Protagonistin. Sie ist stark, ohne dass es extra betont werden muss, witzig, intelligent und hat ihre ganz eigenen Fehler.
Auch die anderen Charaktere mochte ich sehr gerne auch wenn einige von ihnen etwas auf der Strecke liegen blieben und somit etwas flach wirken.
Die Geschichte plätschert erst ziemlich dahin, der Leser erfährt viel von Hazel und Bens Kindheit, ihren Freunden und Fairfolds. Ich mag Geschichten sehr gerne, die auch mal etwas mehr ausholen, ein eher ruhigeres Erzähltempo haben. Doch anstatt dieses Tempo beizubehalten, nimmt das Buch zur Mitte hin rasant an Fahrt auf. Obwohl vorher gefühlt alles haarklein erklärt wurde, werden nun Dinge übersprungen, Charaktere nicht ganz so detailliert dargestellt und Handlungen auf ein paar Absätze und Seiten beschränkt. Dies nahm dem ganzen sehr die Mystik.
Der Schreibstil ist wirklich ganz einmalig. Erzählt im Stil eines Märchens, fesselte mich dieser mystische Schreibstil sofort an die Geschichte. Leider verlor sich genau das, was ich so schätzte an dem Schreibstil zur Mitte des Buches hin, wurde ausgetauscht, wodurch genau dieser wichtige Mittelteil wirkte wie jeder x-beliebige Jugendroman und wurde erst zum Ende hin wieder aufgenommen. Schade.
Ich finde das Cover und den deutschen Titel wirklich schlecht gewählt. Der Originaltitel The darkest part of the forest passt zu der Geschichte um Längen besser als Der Prinz der Elfen. Ich assoziierte mit Cover und Titel eine ganz andere Geschichte, als sie mir letztendlich geboten wurde. Zum Glück habe ich mich geirrt! Denn es geht eben um das geheimnisvolle, doch grausame, das im dunkelsten Teil des Waldes lauert und nicht wie vermuten lässt die unsterbliche Liebe zu einem Elfenprinzen.
Außerdem verstehe ich nicht, weshalb das Buch als Hardcover und nicht als Taschenbuch erschien. Zwar füllt die Geschichte mehr oder weniger exakt 400 Seiten, die Schrift ist dabei jedoch so groß geraten, dass jede Seite nur ein paar Momente unter meinen Fingern verweilte.

Alles in allem hat mich das Buch zwar unterhalten, jedoch nicht vollständig überzeugen können. Dinge wurden erst zu viel, dann zu wenig erklärt und beschrieben, so dass ich nach Beendigung des Buches das Gefühl habe, mit losen Strängen in Händen dazustehen.
Von daher bekommt das Buch von mir 3 Sterne. Eine wirkliche Leseempfehlung kann ich an dieser Stelle leider nicht aussprechen. Doch wer ein Buch mit einer interessanten Protagonist sucht, der sollte hier fündig werden.

Veröffentlicht am 16.05.2017

Was die Familie gibt und das Leben wieder nimmt

Die Hummerkönige
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Die Familie Kings von Loosewood Island, einer fiktiven Insel zwischen Nova Scotia und Maine, sind die Könige der Hummerfischer, seit dem ihr Vorfahr Brumfitt Kings sich auf eben dieser Insel niederließ.
Kanada ...

Die Familie Kings von Loosewood Island, einer fiktiven Insel zwischen Nova Scotia und Maine, sind die Könige der Hummerfischer, seit dem ihr Vorfahr Brumfitt Kings sich auf eben dieser Insel niederließ.
Kanada und Amerika streiten sich seit jeher um die Rechte an der Insel. Doch die Bewohner von Loosewood Island kümmern sich nicht um geringsten um so etwas. Sie fahren raus zum Hummer fischen, holen die Hummerkörbe hoch, bestücken die Körbe erneut mit Ködern und fahren zum Abend hin zurück nach Hause, wo frischer Hummer und ein gedeckter Tisch schon auf sie wartet.
Cordelia Kings, Protagonistin und Erstgeborene der jetzigen Kings Generation, fuhr schon in jungen Jahren mit ihrem Vater raus, um Hummer zu fangen. Auf die Schwestern Rena und Carly folgte letztendlich der einzige Sohn Scotty. In den Augen von Cordelia Vater, Woody Kings, ist Scotty der geborene Nachkomme und Erbe. Sehr zu Cordelia Verdruss. Doch auf der Familie Kings lastet seit jeher ein Fluch und Scotty verstirbt durch einen tragischen Unfall auf See.
Die Geschichte beginnt mit Cordelias Erzählungen und Schilderungen ihrer Kindheit und nimmt ab da einen chronischen Verlauf an, wobei mehr als Dreiviertel der Länge des Buches im "Hier und Jetzt" der 30-jährigen Cordelia spielen. Unterbrochen wird Cordelias Schilderung nur durch Kapitel über die Bilder ihres Ahnen Brumfitt Kings, der als erster Fischer auf die damals unbewohnte Insel zog und nach all diesen Jahren die Menschen immer noch anlockt. Nicht durch die Fischerei, sondern durch die Bilder, die er außerdem zeichnete. So ist Loosewood Islands - zumindest im Sommer - eine Insel voller Gegensätze. So werden hier die Macht und Kraft des Ozeans vereint mit der Anziehungskraft und Magie der Kunst.
Außerdem durchziehen die Kapitel immer wieder Geschichten über Brumfitts Frau, um die sich viele Gerüchte ranken. Denn diese soll kein Mensch gewesen sein, sondern geboren vom Ozean in der Form einer Selkie. Cordelia bezieht die Geschichte von Brumfitt immer wieder auf ihr eigenes Leben und Situationen. Die verleiht dem Roman unterschwellig zusätzlich etwas mystisches.
Es geht viel um Familie, das Leben und die Liebe. Wie schwer es viele Menschen haben, was jeder Einzelne jedoch aus sich machen kann, das Rückschläge zum Leben gehören, man durch diese Rückschläge wachsen muss, was Familie in einem Leben eigentlich bedeutet und das man vieles (und sogar fast alles) erreichen kann, wenn man nur hart genug dafür arbeitet.
Die Charaktere sind allesamt sehr authentisch dargestellt und auch wenn nicht alle gleich sympathisch sind, so wirken sie doch echt und lebendig. Ich habe hier keinen Liebling gefunden, war doch jeder Charakter so individuell und einzigartig. Es gab kein klassisches Heldenbild, jeder hatte gute und schlechte Seiten, wie auch jeder Mensch auf Erden. Und genau dies macht diesen Roman so schön. Man hat nicht das Gefühl, dass der Autor dem Leser sein Bild der Insel und des gesamten Romans aufdrücken will, denn dies passiert von ganz alleine. Ich stand mit auf der King's Ransom oder Queen Jane, konnte nicht alle Handlungen gut heißen, litt mit den Charakteren und bin über die Stärke einzelner immer noch verblüfft.
Die Rauheit der Insel und des Lebens auf dieser ist auf jeder Seite und in jedem Menschen spürbar. Ausgeglichen wird diese Rauheit durch die eben immer wiederkehrenden Schilderungen der Bilder von Brumfitt Kings.
Das Cover ist sehr toll gestalten. Der Horizont lädt zum länger hinschauen ein, das Bott verspricht eine tolle Geschichte und der Leuchtturm lässt einen an Tage am Strand erinnern. Doch vor allem gefällt mir die Präsentierung des Titels. Die geprägten Buchstaben lassen die Finger immer wieder über das Cover streichen und der Rost unterhalb einiger Buchstaben weist auch ohne Inhaltsangabe sofort auf eine Geschichte rund ums Wasser auf.
Der Schreibstil war für mich ein wenig gewöhnungsbedürftig. Geschrieben ist das Buch in der Ich-Perspektive von Cordelia Kings. Anfangs war die Geschichte mit vielen, sehr ineinander verschachtelten Nebensätze gespickt. Ich hatte als Leser das Gefühl, dass Cordelia ihre Gedanken zuerst ordnen musste, denn nach ein paar Kapiteln fand ich mich viel besser in der Geschichte zurecht und die mitunter sehr langen Sätze verschwanden zunehmend.
Die Kapitel an sich haben eine sehr gute Länge, so dass es nie langweilig wurde oder zu anstrengend, bis zum nächsten Kapitel durchhalten zu müssen. Die Kapitel über Brumfitt Kings nahmen zum Ende hin deutlich an Länge ab. Die Geschichten über ihn waren mitunter mehrere Seiten lang, während die Beschreibungen seiner Bilder manches Mal nur eine halbe Seite lang waren.
Ich verliebte mich in das Cover, verweilte wegen des Klappentextes und war begeistert vom Inhalt. Es war so viel mehr als ich erwartet hatte, genauso unberechenbar wie die See. Von Zeit zu Zeit war die Geschichte wie eine spiegelglatte Meeresoberfläche. Es passierte nicht viel, doch genießend verweilte man, nicht ahnend, dass der nächste Sturm schon heranzieht. Dann wieder gab es mörderischen Wellengang und dementsprechend verlief auch die Geschichte. Dies ist dem Autor wirklich ganz fabelhaft gelungen!

Das Buch bekommt von mir die volle Punktzahl und eine klare Leseempfehlung für all diejenigen, die die See im Herzen tragen, auf das Meer hinausblicken und daran glauben, dass dort unten noch mehr lebt, als wir uns bisher vorstellen können und für diejenigen, den Wind um die Nase und die Füße im Wasser haben. Egal, wo sie sind.