Profilbild von ChemAngel

ChemAngel

Lesejury Profi
offline

ChemAngel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit ChemAngel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.07.2025

Zwischen Erbe und Erkenntnis

Botanik des Wahnsinns
0

In "Botanik des Wahnsinns" erzählt Leon Engler eindrucksvoll vom Aufwachsen in einer Familie, in der psychische Erkrankungen zur unausweichlichen Realität gehören. Als Psychologe blickt er nicht ...

In "Botanik des Wahnsinns" erzählt Leon Engler eindrucksvoll vom Aufwachsen in einer Familie, in der psychische Erkrankungen zur unausweichlichen Realität gehören. Als Psychologe blickt er nicht nur analytisch, sondern auch persönlich auf die eigene Geschichte mit nüchternem Blick, schwarzem Humor und einer Prise Selbstzweifel. Besonders berührt hat mich, wie feinfühlig er den Alltag in der Psychiatrie beschreibt: zwischen Mitgefühl und Abgrenzung, zwischen Hoffnung und bitterer Rückfalllogik. Der Roman spart weder gesellschaftliche Tabus noch historische Grausamkeiten aus, bleibt aber stets klar, reflektiert und literarisch anspruchsvoll. Der Sprachstil ist manchmal sperrig, oft sarkastisch, aber belohnt mit Tiefe und Ehrlichkeit und kurzweiligkeit. Für mich kein leichtes, aber ein notwendiges Buch. Wer sich mit psychischer Gesundheit auseinandersetzen will, findet hier keine Antworten, aber viele richtige Fragen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.07.2025

Mitreißende Fortsetzung mit starker Hauptfigur

Yrsa. Die Liebe der Wikingerin
0

Aus Interesse hab ich zuerst den ersten Band gelesen und war direkt so drin, dass ich gleich mit diesem hier weitermachen konnte. Zum Glück! Die Fortsetzung hat mich noch mehr gepackt. Man könnte den zweiten ...

Aus Interesse hab ich zuerst den ersten Band gelesen und war direkt so drin, dass ich gleich mit diesem hier weitermachen konnte. Zum Glück! Die Fortsetzung hat mich noch mehr gepackt. Man könnte den zweiten Band zwar auch allein lesen, aber es lohnt sich, beide zu kennen. Nach einem kurzen Einstieg ging’s für mich richtig los: Spannung, Emotionen, Verrat, Mut, Liebe...alles drin, ohne kitschig zu werden. Yrsa ist eine starke, glaubwürdige Figur, die sich super entwickelt. Besonders gefallen hat mir der moderne, aber nicht unpassende Schreibstil und wie authentisch das Wikinger-Setting rüberkommt. Was mich mittlerweile nervt: Warum braucht heute fast jedes Buch spicy Szenen? Klar, bei dem Titel hätte ich es mir denken können, zum Glück war’s nicht zu viel und hat die Handlung nicht dominiert. Insgesamt: ein spannendes, mitreißendes Buch mit Tiefgang und einer Heldin, die einem echt im Kopf bleibt. Ich kann’s absolut empfehlen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.07.2025

Zwischen Schlaflosigkeit und Selbstfindung – starkes Thema, schwache Entwicklung

Der Schlaf der Anderen
0

Ein modernes, atmosphärisches Cover und eine originelle Idee haben mich sofort angesprochen: Zwei Frauen, scheinbar grundverschieden, treffen in einem Schlaflabor aufeinander, beide vom Schlaf ...

Ein modernes, atmosphärisches Cover und eine originelle Idee haben mich sofort angesprochen: Zwei Frauen, scheinbar grundverschieden, treffen in einem Schlaflabor aufeinander, beide vom Schlaf beraubt, beide auf der Suche nach Orientierung. Anfangs hat mich die ruhige Sprache getragen, die kurzen Kapitel zogen mich schnell in den Bann. Die Begegnung zwischen Sina und Janis entwickelt sich feinfühlig und wirft spannende Fragen auf: Wer bin ich, wenn ich nicht mehr funktioniere? Was verbindet uns wirklich? Doch je weiter die Geschichte voranschritt, desto mehr verlor sie für mich an Klarheit. Die Balance zwischen leiser Reflexion und überladenen Episoden geriet ins Wanken. Statt Tiefe und Dynamik driftete der Plot mitunter ins Skurrile ab. Die emotionale Nähe der Figuren blieb spürbar, aber die Handlung wirkte stellenweise zäh. Schade, denn das Potenzial war da. Am Ende blieb für mich ein ambivalenter Eindruck: atmosphärisch stark, aber nicht ganz stimmig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2025

Hilfe zur Selbstheilung

Trauma ENDLICH überwinden
0

Das Buch hat mir einen ruhigen, verständlichen Zugang zu einem schwierigen Thema eröffnet. Ohne überladen zu wirken, vermittelt es grundlegendes Wissen über Entwicklungstraumata und deren Auswirkungen. ...

Das Buch hat mir einen ruhigen, verständlichen Zugang zu einem schwierigen Thema eröffnet. Ohne überladen zu wirken, vermittelt es grundlegendes Wissen über Entwicklungstraumata und deren Auswirkungen. Die Autorin bleibt sachlich und empathisch, was ich als angenehm empfand. Besonders hilfreich waren für mich die Reflexionsfragen, durch die ich bestimmte Verhaltensmuster besser einordnen konnte. Auch die Übungen regen zum Nachdenken an, ohne Druck auszuüben. Es ist kein Ersatz für eine Therapie, das wird deutlich, aber als Einstieg oder begleitende Lektüre kann es durchaus sinnvoll sein. Manche Abschnitte wirkten auf mich etwas langgezogen, trotzdem bleibt der Aufbau übersichtlich. Insgesamt ist es ein durchdachtes Arbeitsbuch, das nicht zu viel verspricht, aber ehrliche Impulse für den Umgang mit alten Verletzungen geben kann. Es hat gezeigt, dass Veränderung möglich ist, Schritt für Schritt, in eigenem Tempo.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.04.2025

Zusammenhalt war ihr einziger Halt

Um jeden Preis
0

Dieses Buch hat mich tief erschüttert und zugleich beeindruckt. Die wahre Geschichte von Lydia, die mit ihrer Familie im Zweiten Weltkrieg alles verliert und in die eisige Hölle Sibiriens verschleppt wird, ...

Dieses Buch hat mich tief erschüttert und zugleich beeindruckt. Die wahre Geschichte von Lydia, die mit ihrer Familie im Zweiten Weltkrieg alles verliert und in die eisige Hölle Sibiriens verschleppt wird, lässt mich nicht mehr los. Ich konnte kaum fassen, mit welcher Stärke, Liebe und Aufopferung Lydia und ihre Mutter ihre Kinder durch diese entbehrungsreiche Zeit gebracht haben. Trotz Hunger, Kälte, Zwangsarbeit und menschenunwürdiger Behandlung haben sie nie den Mut verloren. Immer stand die Familie an erster Stelle. Zusammenhalt war ihr einziger Halt. Der Glaube an eine Zukunft als Familie in der BRD gab ihnen Kraft in Momenten, in denen es eigentlich keine Hoffnung mehr gab.

Hera Linds Schreibstil ist fesselnd, klar und bewegend, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Besonders beeindruckend war, wie vielschichtig erzählt wird: Lydias Perspektive, später auch Stimmen ihrer Kinder, machen das Erlebte noch greifbarer. Es ist keine leichte Lektüre! Manchmal war ich kurz davor, abzubrechen, so sehr ging mir das Leid unter die Haut. Aber genau deshalb sollte man es lesen: als Mahnmal gegen das Vergessen, als Erinnerung daran, wie privilegiert wir heute leben. Am Ende bleibt ein Gefühl tiefer Dankbarkeit, Entsetzen darüber wozu Menschen fähig sind und großer Bewunderung für eine Frau, deren Lebenswille und Mut unerschütterlich waren.

Ein Buch, das bleibt. Unbedingt lesen!!!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere