Platzhalter für Profilbild

Christina19

Lesejury Profi
offline

Christina19 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Christina19 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.05.2024

Ein vielschichtiger Roman über die Abläufe und Rassismus in der Literaturbranche

Yellowface
0

Athena Liu hat alles erreicht, wovon ihre Freundin Juniper Hayward nur träumen kann: Ihr Debütroman wurde zum Bestseller und machte sie zu einer der bekanntesten Autorinnen des Landes. Alle weiteren Werke, ...

Athena Liu hat alles erreicht, wovon ihre Freundin Juniper Hayward nur träumen kann: Ihr Debütroman wurde zum Bestseller und machte sie zu einer der bekanntesten Autorinnen des Landes. Alle weiteren Werke, die sie nachlegte, wurden von Publikum und Kritikern mit Spannung erwartet und mit Begeisterung aufgenommen.
Als Athena bei einem tragischen Unglück ums Leben kommt, sieht Juniper ihre Chance gekommen. Sie nimmt Athenas gerade vollendetes und bislang unveröffentlichtes Manuskript an sich und bringt es unter ihrem Künstlernamen Juniper Song auf den Markt. Juniper wird für das Buch gefeiert und genießt allen Ruhm, bis erste Zweifel an der Autorenschaft auftauchen…

„Yellowface“ ist das erste Buch, das ich von Rebecca F. Kuang gelesen habe. Ihren Schreibstil mochte ich auf Anhieb. Die Sätze lassen sich angenehm lesen und die Handlung ist spannungsvoll aufgebaut.
Die Geschichte gewährt einen tiefen Einblick in die Literaturbranche. Thematisiert wird alles von der Zusammenarbeit zwischen Autoren und ihren Agenten über die Korrekturen mit den Lektoren, umfangreiche Werbekampagnen bis hin zu Vorschüssen und Tantiemen.
Die Charaktere sind mitunter facettenreich ausgearbeitet. Vor allem zur Protagonistin hatte ich dadurch beim Lesen ambivalente Gefühle: Einerseits habe ich mit ihr mitgefiebert, oft auch mit ihr gelitten. Andererseits empfand ich ihre Taten an vielen Stellen als niederträchtig, sie selbst bisweilen als narzisstisch und arrogant. Juniper selbst stellt sich zwar an einigen Stellen die Frage, ob ihr Handeln vertretbar ist, zeigt schlussendlich aber doch immer wieder eine verfälschte Selbstwahrnehmung, die mich beim Lesen förmlich kopfschüttelnd zurückließ. Genau diese Figurencharakterisierung hat für mich aber den Reiz der Geschichte ausgemacht – hier gibt es keine Schwarz-Weiß-Malerei, sondern auch viele Grautöne.
Während der Roman anfangs vor allem ethisch-moralische Bedenken zum Diebstahl geistigen Eigentums thematisiert, wird aus der Angelegenheit rasch eine Debatte über die Herkunft von Autoren. Die sozialen Medien spielen bei dieser Hetzjagd eine große Rolle. Darf eine weiße Frau ein Buch über asiatische Geschichte veröffentlichen? Wer darf überhaupt worüber schreiben? Und wie viele Autoren mit Migrationshintergrund „braucht“ ein Verlag, um bei seinem Publikum als weltoffen und tolerant zu gelten, mit Diversität werben zu können und dabei glaubwürdig zu wirken?
Moral, Rassismus, Missgunst und Rache gepaart mit Rebecca F. Kuangs Talent zum Schreiben sind die Zutaten für „Yellowface“. Zurecht wurde dieser vielschichtige Roman in den vergangenen Wochen so hochgelobt!

Veröffentlicht am 10.05.2024

Freundschaft und Zusammenhalt im Teich

Lily und der Herzenszauber
0

Lily, die kleine Nixe, lebt zusammen mit ihren Freunden in einem Teich. Täglich kümmert sie sich um die Libellen und Schnecken, die Kaulquappen und Fische sowie um die Blumen. Es geht idyllisch zu, bis ...

Lily, die kleine Nixe, lebt zusammen mit ihren Freunden in einem Teich. Täglich kümmert sie sich um die Libellen und Schnecken, die Kaulquappen und Fische sowie um die Blumen. Es geht idyllisch zu, bis eines Tages ganz unerwartet ein Sturm aufzieht. Dieser sorgt für große Schäden im und am Teich und lässt Lily mit der Frage zurück, wie sie es schaffen soll, ihr Zuhause wieder in Ordnung zu bringen.

Durch das Cover mit der ansprechenden Illustration bin ich auf dieses Bilderbuch aufmerksam geworden. Es erzählt in kurzen Texten von einer Teichnixe. Die Sätze sind einfach gehalten und damit schon für junge Kinder verständlich.
Der Text greift vor allem das Thema Freundschaft auf und vermittelt, was man durch Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung alles schaffen kann. Zugleich wird auch der Teich als Lebensraum beleuchtet, wenn nämlich Kaulquappen, Frösche, Fische, Salamander, Libellen und Schmetterlinge dargestellt werden. Darüber hinaus können Kinder mit „Lily und der Herzenszauber“ darauf aufmerksam gemacht werden, wie wichtig der Erhalt und Schutz dieser Biotope ist – denn durch Naturereignisse und durch Menschenhand drohen allerhand Gefahren.
Die Illustrationen im Buch finde ich wirklich niedlich! Auch farblich sprechen sie mich an, da sie einem klaren Konzept folgen und somit nicht zu bunt sind.

Veröffentlicht am 09.05.2024

Niedliches Kinderbuch mit wichtiger Botschaft zu Natur- und Umweltschutz

Der Recyclosaurus
0

Matti ist der größte Dinosaurier-Fan aller Zeiten. Als ein Dino aus einem seiner Bilder eines Nachts zum Leben erwacht, geht für den Jungen ein Traum in Erfüllung. Er füttert sein neues Haustier und muss ...

Matti ist der größte Dinosaurier-Fan aller Zeiten. Als ein Dino aus einem seiner Bilder eines Nachts zum Leben erwacht, geht für den Jungen ein Traum in Erfüllung. Er füttert sein neues Haustier und muss dabei feststellen, dass der Dino am liebsten Plastik mag. Mattis neuer Freund wächst schnell und lässt sich schon bald nicht mehr vor seinen Eltern verstecken. Da der Platz zuhause nicht mehr ausreicht, zieht der Dinosaurier zuerst auf einen Tierschutzhof und reist später in die ganze Welt, wo er den Plastikmüll der Menschen frisst.

„Der Recyclosaurus“ ist ein liebevoll gestaltetes Kinderbuch. Schon das Vorsatzpapier begeistert mich mit Kinderzeichnungen von Dinosauriern. Auf den dann folgenden Seiten stechen zuerst die farbenfrohen und kindgerechten Illustrationen ins Auge. Sie sind nicht nur niedlich anzuschauen, sondern stecken auch voller Witz, wenn z. B. die Hinterlassenschaften des Dinosauriers heimlich von Matti in den Töpfen der Zimmerpflanzen entsorgt werden.
Die Geschichte um Matti und seinen Dino ist leicht verständlich in Sätzen formuliert. Die Sprache empfinde ich als ansprechend, ohne zu hochtrabend zu sein. An der einen oder anderen Stelle könnte der Inhalt für meinen Geschmack noch etwas ausführlicher beschrieben sein, z. B. als Mattis Zeichnung zum Leben erwacht.
Der Kern des Buches widmet sich dem Natur- und Umweltschutz. Mit dem „Recyclosaurus“ können schon junge Kinder an das Problem der Umweltverschmutzung durch Plastikmüll herangeführt werden. Richtig klasse finde ich an dieser Stelle zwei Doppelseiten am Ende des Buches, die den Lesern sachlich erklären, wie Erdöl entstanden ist, wofür wir es nutzen und was das eigentliche Problem an Kunststoff ist. Sie geben außerdem einen Überblick darüber, was jeder Einzelne für die Natur tun kann. Schon Kinder können so ermutigt werden, Plastik zu vermeiden und es, wenn seine Verwendung doch unausweichlich ist, richtig zu recyceln.
Ein empfehlenswertes Kinderbuch!

Veröffentlicht am 05.05.2024

Selbstfindung durch Astrologie in japanischem Kontext

Das Mondscheincafé
0

Sobald es Nacht wird, öffnet das Mondscheincafé. Es hat keinen festen Standort und keine Menükarte, aus der die Gäste wählen können. Stattdessen bekommen sie jeweils das Getränk oder Dessert serviert, ...

Sobald es Nacht wird, öffnet das Mondscheincafé. Es hat keinen festen Standort und keine Menükarte, aus der die Gäste wählen können. Stattdessen bekommen sie jeweils das Getränk oder Dessert serviert, das zu ihnen und ihrer aktuellen Lebenssituation passt. Das jedoch ist noch lange nicht alles: Die Gäste, unter ihnen eine zuletzt mittelmäßig erfolgreiche Autorin, eine Schauspielerin kurz nach Bekanntwerden ihrer Affäre sowie eine Stylistin, erhalten außerdem ihr Geburtshoroskop. Mit diesem lernen sie sich selbst besser zu verstehen und stellen die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft.

Die Geschichte rund um das Mondscheincafé stammt von der japanischen Autorin Mai Mochizuki. Sie spielt in deren Heimatland, weshalb Städte wie Tokio und Kyoto als Schauplätze vorkommen. Die Figuren tragen landestypische Namen wie Mizuki, Satsuki und Mizumoto, was mich mitunter vor Herausforderungen gestellt hat, da ich mir diese nicht so leicht merken konnte.
Die Handlung ist auf drei Kapitel aufgeteilt, die eng miteinander verknüpft sind. Sie erzählen von mehreren Frauen und Männern, die nach einer Einladung, durch Zufall oder im Traum den Weg in das Café finden. Dort treffen sie zunächst auf die Betreiber des Lokals, die allesamt Katzen sind. Ich empfinde das als sehr außergewöhnlich, wenn nicht gar skurril. Im Kontext dieser Geschichte sind die Katzen jedoch ganz passend, denn in Japan werden die Tiere hochgeschätzt und verehrt.
Der Kern der Erzählung dreht sich um die Geschehnisse im Mondscheincafé. Den Gästen werden dort von den Katzen die Sterne gedeutet. Sie erfahren von 12 Häusern, die je nach Geburtstag und Geburtsort bei jedem Menschen in anderen Sternzeichen stehen und in denen die Planeten unterschiedlich verteilt sind. Diese Geburtshoroskope geben Aufschluss über die Persönlichkeit eines Jeden, über dessen Stärken sowie Schwächen. Die Erklärungen werden durch einige Illustrationen im Buch veranschaulicht, was ein wenig beim Verständnis hilft. Mit Hilfe der Katzen und ihrer Horoskope finden die Gäste des Mondscheincafés zu sich selbst. Sie sind fortan in der Lage, ihre Emotionen deutlicher wahrzunehmen, eigene Bedürfnisse besser zu verstehen und alltäglich Situationen zu begreifen. Für ihre Zukunft können sie daher fundierte Entscheidungen treffen und ein glückliches Leben führen. Da ich mich bislang nicht mit Astrologie befasst habe, waren mir die eingebundenen Informationen vollkommen neu. Im Rahmen der Erzählung wirkten sie auf mich schlüssig, inwieweit man daran glaubt, muss allerdings Jeder für sich entscheiden.
Das Ende der Geschichte habe ich nicht kommen sehen. Es hat die einzelnen Kapitel zusammengeführt und die Handlung für mich „rund“ gemacht. Der Abschluss hat mir daher gut gefallen.
Zuletzt sollte die besondere Gestaltung des Buches nicht unerwähnt bleiben: So hat das Cover eine ganz besondere Haptik. Seine Oberfläche fühlt sich samtig weich an. Teile der Vorderseite sowie des Buchrückens sind fluoreszierend beschichtet und leuchten daher im Dunkeln.

Ein empfehlenswertes Buch für Liebhaber von Erzählungen über die Themen Selbstfindung und Astrologie sowie für Leser japanischer Literatur!

Veröffentlicht am 30.04.2024

Ein schönes Bilderbuch, das Kinder nach Italien reisen lässt

OTTO fährt los – Ein Sommer in Italien
0

Auch in diesem Sommer geht Otto wieder auf Reisen. Mit Leo, Mira, Paul und Emmi fährt der Camper nach Italien. Dort lernt er neben einigen Sehenswürdigkeiten vor allem La Dolce Vita – das süße Leben – ...

Auch in diesem Sommer geht Otto wieder auf Reisen. Mit Leo, Mira, Paul und Emmi fährt der Camper nach Italien. Dort lernt er neben einigen Sehenswürdigkeiten vor allem La Dolce Vita – das süße Leben – kennen. Mit der Familie, die den Bus geliehen hat, verbringt Otto eine aufregende Zeit mit vielen Abenteuern.

Das Bilderbuch von Madlen Ottenschläger und Stefanie Reich bringt seine jungen Leser nach Italien. Dort lernen sie in Text und Bild u. a. die drei Zinnen, den schiefen Turm von Pisa, das Ferragosto-Fest und typische italienische Leckereien kennen. Die Geschichte ist kindgerecht und damit sehr gut verständlich formuliert. Hin und wieder sind italienische Worte wie „Ciao“, „Gelato“ und „Pasticceria“ eingebunden, die dafür sorgen, dass das Urlaubsfeeling wunderbar transportiert wird. Richtig gut gefällt mir, dass die Leser an mehreren Stellen direkt angesprochen und beispielsweise zur Suche von Tieren oder Gemüse in den großflächigen Illustrationen aufgefordert werden. Kinder sind dadurch dazu angehalten, die Bilder intensiv zu betrachten. Die jeweiligen Darstellungen können dann als Gesprächsanlass genutzt werden, um etwas über das entsprechende Thema zu lernen (z. B. Wie sieht Knoblauch aus? Wie riecht und schmeckt er?). Der Text enthält vereinzelt außerdem kurze Erklärungen und vermittelt damit Wissen beispielsweise über Gletscher und Südtirol. Auch das Thema Umweltschutz wird in Bezug auf das Wildcampen aufgegriffen. Die entsprechenden Stellen sind kursiv hervorgehoben.
Mit den Hauptfiguren zeigt Madlen Ottenschläger ein Familienmodell jenseits der häufigen Klischees: Papa Leonardo, kurz Leo, ist als Sohn einer italienischen Mutter in Deutschland aufgewachsen. Er ist der Vater von Emmi, nicht jedoch von dem älteren Paul. Im Text wird er deshalb auch als dessen „Bonus-Papa“ vorgestellt, was ich eine schöne Beschreibung finde und worin sich sicherlich einige Familien wiederfinden. Pauls leiblicher Vater wird dennoch nicht außen vor gelassen. Als den Jungen auf der Reise nämlich das Heimweh überkommt, ruft er seinen Papa an, sodass es ihm schon bald besser geht.
Die Illustrationen im Buch sind durchgängig großflächig gestaltet. Sie helfen dabei, Kindern einen guten Eindruck von dem Land am Mittelmeer zu geben und sich in den Urlaub zu träumen.
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es für mich hinsichtlich der ausgewählten Highlights Italiens: Nachdem vor allem auf den ersten Seiten klassische Sehenswürdigkeiten gezeigt werden, hatte ich ehrlicherweise erwartet, dass noch weitere folgen würden. So habe ich beispielsweise auf das Kolosseum in Rom und auf Venedig mit seinen Kanälen gehofft. Leider werden diese nur im Einband dargestellt, in der Geschichte jedoch nicht weiter aufgegriffen. Dennoch ist „Otto fährt los“ ein schönes und empfehlenswertes Kinderbuch!