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Veröffentlicht am 15.03.2021

Irgendwie herzerwärmender Unterhaltungsroman

Sieben Tage am Meer
4

Drei Frauen Anfang 50, seit der Schulzeit befreundet. Und einmal im Jahr treffen sie sich und verbringen ein Wochenende miteinander. Diesmal auf Sylt. Wir lernen die Frauen kennen, als sie sich gerade ...

Drei Frauen Anfang 50, seit der Schulzeit befreundet. Und einmal im Jahr treffen sie sich und verbringen ein Wochenende miteinander. Diesmal auf Sylt. Wir lernen die Frauen kennen, als sie sich gerade auf die Reise machen - und schon da merkt man, dass jede Frau eine andere Ausgangsposition - und andere Probleme hat.

Da ist Gitta. Glücklich in ihrer Ehe und in ihren Beruf - aber leider ungewollt Kinderlos geblieben - was sie einfach nicht akzeptieren kann.
Marlies dagegen hat drei inzwischen erwachsene Kinder, ein Haus und keine finanziellen Sorgen - aber sie wurde gerade von ihrem Mann verlassen.
Und Cornelia? Sie träumt schon immer von einer Karriere als Sängerin - aber das klappt nicht - und sie hält sich mühsam als Gesangslehrerin über Wasser.

Die Freundinnen haben sich also ziemlich unterschiedlich entwickelt - und so richtig glücklich ist derzeit keine von ihnen.
Da erscheint allen Dreien in der ersten Nacht im Ferienhaus auf Sylt im Traum ein Engel, der ihnen mitteilt, sie sollten mehr darauf achten, was sie haben - als darauf, was ihnen fehlt. Und sie sollten endlich mal anfangen, etwas Gutes zu tun - also im Club der Engel mitmachen.
Als die Freundinnen feststellen, dass sie das alle geträumt haben, sind sie erst einmal erstaunt - und werden wahlweise nachdenklich oder sie wehren sich gegen diese Erkenntnis. Aber so langsam aber sicher beginnt der Samen, den der Engel gesät hat, sich zu entwickeln. Zunächst einmal verlängern die Drei den Aufenthalt, dann lernt Cornelia den Inselpolizisten Hannes kennen (tja, eine Lovestory darf eben nicht fehlen...) und Marlies praktiziert Yoga und Gitta lernt eine Frau kennen, die ungewollt schwanger ist..... Jede der Frauen beginnt - zunächst zaghaft - neue Wege zu gehen und auch Kleinigkeiten mehr Aufmerksamkeit zu gewähren. Und so ändert sich manches....

Mir hat diese Geschichte von Frauen an einem Wendepunkt ihres Lebens sehr gut gefallen. Mag daran liegen, dass ich selber Ü 50 bin und diese unabänderlichen Wendepunkte im Leben auch kenne. Das mit dem Engel hätte ich dabei nicht haben müssen (hat mich aber auch nicht gestört) und manche Wendungen waren etwas zu sehr gewollt und manches, was passiert, war mir etwas "too much" - Aber was solls - Wir lesen einen Unterhaltungsroman! Und in diesem Kontext hat das Buch für mich gut funktioniert. Und zum Schluss hin die Erkenntnis: Wir haben alle nicht das bekommen, was wir wollten.... trotzdem hat sich alles gefügt. Das passte für mich. Und das machte das Buch auch realistisch. Es gab viele schöne Erkenntnisse und Szenen in diesem Buch - deshalb habe ich das Buch insgesamt gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Gelungene Mischung aus Coming-of-age und typisch amerikanischem Roman

Big Sky Country
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Big Sky Country heißt die Landschaft im Südwesten von Montana. Dorthin kommt August, der Protagonist, nach der Trennung seiner Eltern. Und dort wird er endgültig erwachsen werden. Doch am Anfang ...

Big Sky Country heißt die Landschaft im Südwesten von Montana. Dorthin kommt August, der Protagonist, nach der Trennung seiner Eltern. Und dort wird er endgültig erwachsen werden. Doch am Anfang des Buches lernen wir August kennen, als er noch nicht geboren ist. Seine Eltern sind jung und sitzen an einem See in Michigan und reden über den Namen ihres ungeborenen Kindes - und einigen sich auf August. Die beiden sind jung und verliebt. Das nächste Mal erleben wir August dann mit 12 Jahren. Er ist auf der Farm seiner Eltern aufgewachsen und fühlt sich wohl bei der Stallarbeit. Wie sein Vater. Der ist glücklich, eine Farm und ein großes Haus zu haben - er kommt aus eher ärmlichen Verhältnissen. Die Farm kommt aus der Familie der Mutter, die etwas wohlhabender war. Deshalb hatte die Mutter vor August auch angefangen, aufs College zu gehen und erwartet mehr vom Leben. Die Eltern entfernen sich also immer weiter voneinander, die Mutter zieht in ein anderes Haus auf der Farm und der Vater stellt eine junge Helferin ein, die später ganz einzieht. Und August und seine Mutter gehen zunächst in die Großstadt - wo die Mutter ihr Studium beendet - und ziehen dann nach Montana, wo die Mutter eine Stelle als Bibliothekarin erhält. August ist schon sein Leben lang eher ein Einzelgänger, findet aber ein paar Freunde in der Highschool, spielt Football und macht seine ersten sexuellen Erfahrungen. Die Sommer verbringt er bei seinem Vater. Dieser hätte gerne, dass der Sohn später die Farm übernimmt. Und die Mutter wünscht sich ein Studium für ihren Sohn. Und August? Er sucht noch nach seinem Weg und wird zunächst keinen der Wünsche erfüllen....
Typisch Coming-of-age eben - aber mit viel Anklang an die Themen der großen amerikanischen Romane: Der Zug nach Westen (von Michigan nach Montana), die Großartigkeit der Natur und der Berge, die Weite und die Einsamkeit. Und dazu die weniger Möglichkeiten auf dem Land, die Langeweile, die kleinen Orte, die wenigen Vergnügungen (die auf ein paar Rodeos hinauslaufen), die harte Arbeit in der Landwirtschaft. Und die Sprachlosigkeit zwischen Männern, die oft in Schlägereien umschlägt (und danach sitzt man wieder auf der Ladefläche des Pickups und trinkt Bier) und die Beschäftigung mit dem Thema Frauen - wobei Frauen wohl eher Mangelware oder unerreichbar sind.
Obwohl in diesem Buch eigentlich gar nicht so viel passiert - eben nur das normale Erwachsenwerden auf dem Land in den USA - hat mir das Buch immer mehr gefallen, je mehr ich gelesen habe. Dieser lakonische Schreibstil, hat mich berührt. Die Beschreibung einfacher alltäglicher Dinge, die die Situation so gut illustriert. Die Landschaftseindrücke, die weit weg von Romantik sind - und doch so eindringlich.
Ein typisch amerikanischer Roman für alle, die auch die ruhigen Töne zu schätzen wissen.

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Veröffentlicht am 21.01.2021

Grandios - Ergreifend - Wahrscheinlich mein Jahreshighlight

Das Verschwinden der Erde
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Dieser Roman (nein - ein Thriller ist es nicht - obwohl das leider auf dem Umschlag steht) spielt in einer sehr exotischen Gegend. Auf Kamtschatka, dieser riesigen Halbinsel, die ganz im Osten von Sibirien ...

Dieser Roman (nein - ein Thriller ist es nicht - obwohl das leider auf dem Umschlag steht) spielt in einer sehr exotischen Gegend. Auf Kamtschatka, dieser riesigen Halbinsel, die ganz im Osten von Sibirien ins Meer ragt. Erreichbar nur per Flugzeug oder Schiff, eine Straßen- oder Eisenbahnverbindung zum Rest vom russischen Festland gibt es nicht. Erst seit 1991 ist Kamtschatka für die Öffentlichkeit zugänglich - vorher war es militärisches Sperrgebiet. Auf der Halbinsel wohnen inzwischen mehrheitlich Russen, die Bevölkerungsdichte ist niedrig und die verschiedenen Stämme an Ureinwohnern sind nur auf dem Papier gleichberechtigt.

Dieser Roman gibt einer benachteiligten Bevölkerungsgruppe eine Stimme - den Frauen. Denn obwohl Frauen auf dem Papier gleichberechtigt und auch gut ausgebildet sind, fällt es ihnen doch schwer, sich in der streng patriarchalischen Gesellschaft zu behaupten. Dies wird in diesem als Kaleidoskop angelegten Roman deutlich, der den Verlauf eines Jahres beschreibt, von August bis Juli, jeder Monat aus Sicht einer anderen Frau. Mögen die Geschichten am Anfang noch zusammenhanglos wirken, so zeigt sich im Laufe der Zeit, dass es doch Zusammenhänge gibt. Oft nur mittelbare - manchmal auch unmittelbare.

Zusammengehalten wird die Geschichte durch einen Kriminalfall. Zwei kleine russische Mädchen verschwinden im August in der Hauptstadt. Und sie tauchen nicht wieder auf. Das hat Auswirkungen auf viele Menschen. Zum Beispiel auf die einzige Augenzeugin, die die Mädchen in ein Auto steigen sah. Als man aber das Auto und die Mädchen nicht findet, zweifeln alle an ihrem Verstand - sie selbst nachher auch. Da ist die Ureinwohnerin, deren Tochter vorher schon verschwand. Aber sie war schon 18 - und es wurde nicht von der Polizei nach ihr gesucht. Dann sind da diverse junge Frauen, die durch das Verschwinden der Mädchen noch mehr kontrolliert und behütet werden und noch mehr von ihrer Freiheit verlieren. Da sind aber auch andere Frauen, die zwar nur mittelbar betroffen sind - aber auch große Verluste zu verarbeiten haben. Und das ist wohl das Thema des Buches: Verlust.

Der Verlust der Kindheit, der Eigenständigkeit, der Träume, der unberührten Natur, der Liebe....

Erzählt wird dies alles in einer sehr klaren, kraftvollen, perfekt auf den Inhalt abgestimmten Sprache. Den Übersetzer*innen ist hier sicherlich auch viel zu verdanken!

Die Autorin hat wohl insgesamt 10 Jahre an dem Roman gearbeitet und war selbst lange auf Kamtschatka. Das merkt man. Sie beschreibt diesen weit entfernten, gleichzeitig exotischen und doch manchmal so trostlosen Landstrich sehr eindringlich. Auch die grandiose Natur wird gewürdigt.

Der gesamte Roman ist perfekt komponiert - wie ein Musikstück, dass eine perfekte Melodie hat - ohne Kitsch - aber sehr ergreifend.

Für mich ein grandioses Buch. Ich war gefesselt, ich fand es spannend. Auch wenn es kein klassischer Krimi ist - obwohl es um einen Kriminalfall geht. Ich liebe Romane, die als Kaleidoskop geschrieben sind und ich bin tief eingetaucht in eine Gesellschaft, in der ich sicherlich nicht leben will - die mir aber nahe gekommen ist. In all ihrer Unvollkommenheit - Unfertigkeit - Ungerechtigkeit.

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Veröffentlicht am 18.01.2021

Spannung pur im Baskenland

Baskische Tragödie
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Die Aquitaine-Krimis von Alexander Oetker bieten normalerweise viel Frankreich-Flair, viel Savoir-Vivre - und zusätzlich eine spannende Krimihandlung. Diesmal ist es viel mehr Spannung - mehr Thriller ...

Die Aquitaine-Krimis von Alexander Oetker bieten normalerweise viel Frankreich-Flair, viel Savoir-Vivre - und zusätzlich eine spannende Krimihandlung. Diesmal ist es viel mehr Spannung - mehr Thriller als in den vorherigen Bänden. Mir persönlich war es schon fast zu heftig - aber es war so spannend, dass ich einfach nicht aufhören konnte, zu lesen. Was dann doch für die Qualität spricht. Diesmal gibt es weniger Wein, weniger gutes Essen - dafür mehr Drogen, Mafia und organisierte Kriminalität. Und einen Fall aus der Vergangenheit von Commissaire Luc Verlain, der ihn jetzt einholt. Handlungsort ist diesmal weniger das Aquitaine - die südliche Atlantikküste von Frankreich - sondern es geht über die Grenze, nach San Sebastian. Und das wird so gut beschrieben, dass es eigentlich fast ein Reiseführer ist. Ich muss jetzt dahin - gutes Essen, Wein und Altstadt. San Sebastian hat wohl die meisten Michelin-Sterne in Europa - oder so. Aber ich will Pinxtos essen - so nennt man die Tapas dort. In einer der vielen urigen Bars, in denen der Luc Verlain ermittelt.

Und dann das Buch noch einmal lesen. Denn es hat so viele spannende Wendungen (gerade zum Schluss hin), das muss ich noch einmal in Ruhe genießen.

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Veröffentlicht am 11.01.2021

Cold Case in Lappland

Kaltes Gold
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Es geht wieder einmal spannend zu beim neuen Fall von Olivia Rönning & Tom Stilton. Diesmal wird eine Leiche im schwindenden Dauerfrost in Lappland gefunden. Olivia stürzt auf dem Weg dorthin mit dem Helikopter ...

Es geht wieder einmal spannend zu beim neuen Fall von Olivia Rönning & Tom Stilton. Diesmal wird eine Leiche im schwindenden Dauerfrost in Lappland gefunden. Olivia stürzt auf dem Weg dorthin mit dem Helikopter ab. Aber das ist noch nicht alles an Problemen, die sich der Lösung des Falls in den Weg stellen.

Es beginnt eine wilde Ermittlung, die nicht nur wiederholt in Schwedens hohen Norden führt, sondern auch nach Spanien und Gambia und Tom Stilton wird extra aus seinem Retreat in Thailand anreisen, um Olivia zu helfen. Und auch Mette Olsäter ist - obwohl eigentlich Rentnerin - wieder mit von der Partie. Und Abbas natürlich auch. Und natürlich hat Olivia wieder etwas Liebesprobleme (die ich persönlich ein wenig überzogen fand) und natürlich ist Tom weiter auf der Suche nach Erlösung von den Problemen seiner Kindheit (die hier aber nicht weiter thematisiert werden) und natürlich langweilt sich Mette etwas als Rentnerin und Marten (ihr Mann) spielt wieder den aufmerksamen Gast- und Ratgeber. Ach, ich mag diese Krimi-Reihe einfach. Die Autoren können wirklich gut schreiben, wirklich gut Geschichten konstruieren und wenn man denkt, alles ist geklärt, ist das Buch noch längst nicht zu Ende - es kommt immer noch eine Überraschung. Natürlich dürfen auch aktuelle Themen nicht fehlen (Klimawandel, Atommüll, Problematik der Entwicklungsländer...) und ein wenig Liebe gibt es auch immer - diesmal trifft es mal Abbas - was ganz schön ist, wenn man die Vorgängerbände gelesen hat und weiß, wie schwer er es hatte.

Alles in allem ein rundes unterhaltsames Lese-Vergnügen - auch wenn ich es weiterhin ein wenig übertrieben finde. wie oft Olivia pro Fall in Lebensgefahr gerät - der Helikopterabsturz ist erst der Beginn....

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