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Veröffentlicht am 18.09.2023

Traurige Erinnerungen

Aenne und ihre Brüder
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Auf dem Cover sehen wir die Mutter des Autors in jungen Jahren und ihre vier Brüder in der Uniform des 2. Weltkriegs. Die in Sütterlin geschriebenen Briefe und Umschläge sind im Einband abgebildet. Sie ...

Auf dem Cover sehen wir die Mutter des Autors in jungen Jahren und ihre vier Brüder in der Uniform des 2. Weltkriegs. Die in Sütterlin geschriebenen Briefe und Umschläge sind im Einband abgebildet. Sie sind das Vermächtnis der Mutter an ihren Sohn Reinhold Beckmann.
Kurz vor ihrem Tod gibt sie den Schuhkarton mit den Erinnerungen weiter und Reinhold recherchiert Vieles und kann so die Geschichte seiner Familie in diesem Buch erzählen.
Mir kam es oft vor, als säße der bekannte Moderator bei mir und erzähle, was in dem kleinen Ort Wellingholzhausen in Westfalen geschah. Gerade noch berichtet er aus den 1930er Jahren, da kommt ihm der Gedanke in den Kopf, was der Onkel, den er nie kennenlernte, wohl empfunden haben wird.
Es ist keine einfache Geschichte, die er da erzählt. Die Mutter wird früh zur Waisin und erfährt erst später, dass die Menschen, die sie als ihre Eltern kennt, nicht ihre leiblichen Eltern sind. Die Stiefmutter ist zudem eine harte, gefühlsarme Frau, trotzdem bleibt Aenne ihre immer verbunden. Wie damals üblich geht Aenne früh von der Schule und darf als Mädchen keine Lehre machen. So muss sie bei Bauern auf die Kinder aufpassen und auf dem Hof helfen. Schon bald ändert sich die Stimmung im Lande, doch in dem kleinen Dorf hat der Pfarrer das Sagen und so wird hier noch lange christlich gewählt.
Obwohl ich, wie wohl die meisten unserer Jahrgänge die Geschichte ab 1933 gut kennen, habe ich in dem Buch noch einiges gelesen, was mir nicht so geläufig war. Besonders die Stellung der katholischen Kirche und einiger Bischöfe wurde genau beschrieben.
Die Briefe der Brüder ließen erkennen, wie sich die Stimmung an der Front aufgrund des langen entbehrungsreichen Krieges änderte. Leider kehrt keiner der Brüder heim und obwohl alle unterschiedliche Schicksale erleiden mussten, leben sie im Herzen von Aenne und jetzt auch in diesem Buch weiter.
Das Buch war sehr gut zu lesen, die einzelnen Personen und Persönlichkeiten wurden gut eingefangen und durch die persönliche Betroffenheit des Autors, habe ich das Buch als etwas Besonders empfunden. Zudem wurden auch noch einige Bilder veröffentlicht, dadurch hatte ich Aenne und ihre Familie immer vor Augen.

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Veröffentlicht am 13.09.2023

Richtiges Leben

Fürs Leben zu lang
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Es ist nicht einfach für die dreizehnjährige Magali mit ihrer Größe von 1,82 m klarzukommen. Dazu hat sie noch eine achtzehnjährige Schwester, die Abi macht und die bei „normaler“ Größe sehr hübsch ist. ...

Es ist nicht einfach für die dreizehnjährige Magali mit ihrer Größe von 1,82 m klarzukommen. Dazu hat sie noch eine achtzehnjährige Schwester, die Abi macht und die bei „normaler“ Größe sehr hübsch ist.
So beginnt Magali dann doch in den Oster-Ferien in das Tagebuch mit Goldschnitt und Lesebändchen zu schreiben. Zunächst über andere, wie die Bewohner des Hauses. Zu denen gehört die Familie Siemerdings mit ihren vielen Kindern und dem Husky Snow, den Magali täglich ausführt, und der 98-jährige Albert Krekeler gehören.
Herr Krekeler war bisher immer noch sehr fit und ist täglich in seinem schicken Jogginganzug eine Runde gejoggt, doch jetzt hat er beschlossen zu sterben und das hat seinen „verlorenen“ Sohn auf den Plan gerufen, der mit dem Enkel Kieran anreist.
Da Kieran wenig Berührungsängste hat, taucht er jeden Tag ungefragt bei Magali auf und die beiden unterschiedlichen Jugendlichen verbringen die Ferien zusammen. Sie erleben das leise Sterben von Herrn Krekeler und stellen die Frage „Wie geht das überhaupt, ein richtiges Leben?“
Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt und wirft die unterschiedlichsten Probleme auf. Zum einen ist das die Körpergröße von Magali, dann das Verhältnis der volljährigen Schwester zur Mutter, das Schweigen des übergewichtigen Vaters, die Familienverhältnisse von Kieran und natürlich das Sterben des alten Mannes. Am Ende ist das Tagebuch von Magali gefüllt und wir haben an ihren Gedanken teilnehmen dürfen und warten mit Spannung, ob sie weiterhin ungeküsst bleibt.

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Gefühlvoll und mutig

Luftmaschentage
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Schon das Cover mit den herabbaumelnden Beinen und dem umhäkelten Baumstamm macht mich total neugierig auf das Buch.
Das Buch beginnt mit Sprachnachrichten von Matea, genannt Mats, an Riccarda, die Ricci ...

Schon das Cover mit den herabbaumelnden Beinen und dem umhäkelten Baumstamm macht mich total neugierig auf das Buch.
Das Buch beginnt mit Sprachnachrichten von Matea, genannt Mats, an Riccarda, die Ricci gerufen wird. Am Nachmittag eine Entschuldigung und der Frage „was da eigentlich genau los war“ und endet spät abends mit der Bemerkung „Kann nicht einschlafen“ Danach musste ich sofort los lesen, denn das wollte ich genau wissen.
Das erste Kapitel handelt vom ersten Tag mit Ricci. Da kommen sich die beiden unterschiedlichen Mädchen näher. Mats spricht nämlich nicht gerne und nur mit der Familie, ihrer Freundin Charlotte und er Bäckereiverkäuferin. Deshalb ist so auch selbst erstaunt, als sie Ricci so bereitwillig antwortet.
Nach dem Tod von der alten Frau Losse, von der Mats häkeln und stricken gelernt hat, „erbst“ sie einen Karton mit Wolle und so behäkelt sie den Baum an der Kirche. Da Ricci keine Scheu hat mit allen zu Reden und dazu noch schnell Geschichten erfinden kann, kann sie verhindern, dass der Küster Mats entdeckt. So beginnt die Freundschaft der beiden und das Buch führt uns chronologisch durch die nächsten Tage. Die kleinen Kapitel mit den Sprachnachrichten spielen aber in den Tagen danach, an den Tagen „ohne Ricci“.
Das hört sich vielleicht jetzt etwas verwirrend an, ist aber sehr gut zu lesen und erhöht ungemein die Spannung. Ich könnte das Buch nicht aus der Hand legen, weil ich erfahren musste, was mit Ricci passiert ist und wo sie abgeblieben ist und ob sie wieder auftaucht.
Ihr seht, das Buch muss man selbst lesen, um auf all diese Fragen eine Antwort zu bekommen.

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Märchenhaft schön

Der Wolfspelz
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Der Titel ist einfach wunderschön gestaltet und zeigt das Schaf Bellwidder Rückwelzer mit seiner Wolfmaske. Er erwacht und möchte nach seinem Morgenritual in den Wald, doch hinter dem gelben Vorhang, der ...

Der Titel ist einfach wunderschön gestaltet und zeigt das Schaf Bellwidder Rückwelzer mit seiner Wolfmaske. Er erwacht und möchte nach seinem Morgenritual in den Wald, doch hinter dem gelben Vorhang, der das Fenster verdeckt zeigt sich der Wald mit einem beängstigenden Schatten. „Bellwidder hatte große Angst vorm Wald“, doch er versucht sich selbst zu beruhigen und geht los um Beeren zu pflücken. Da hört er ein Geräusch und stellt sich vor, dass da Wölfe lauern. Schnell saust er ins Haus zurück. Doch dann hat er einen Plan, er näht sich ein Wolfskostüm und traut sich so unter die Wölfe. Ich möchte das wunderschöne Ende nicht vorwegnehmen, deshalb verrate ich nicht mehr.
Außer vielleicht, dass es sich lohnt es selbst herauszufinden.
Das Buch erinnert an eine Graphic Novel, viele kleine Bilder haben auch keinen Text, was nicht das Verständnis schmälert. Die Bilder sind einfach gehalten und leicht stilisiert, sie zeigen aber alles ganz genau. Besonders die Angst des Schafes ist klar nachzuempfinden. Für mich hat dieses schöne Bilderbuch mit Lesebändchen das Potential zum Klassiker.

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Toller kleiner Krimi

Ein Pony zuviel?
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Malte kommt mit seinem Traktor angefahren und der verträumte Brillenträger Luis muss erst von der sportlichen Flipp auf ihn aufmerksam gemacht werden. Als letztes der Viererbande kommt Greta, ihre Mutter ...

Malte kommt mit seinem Traktor angefahren und der verträumte Brillenträger Luis muss erst von der sportlichen Flipp auf ihn aufmerksam gemacht werden. Als letztes der Viererbande kommt Greta, ihre Mutter hat einen Ponyhof und zurzeit einige Sorgen.
Sie Freund*innen überlegen, was sie in den Ferien machen könnten, doch alle Vorschläge finden keinen Anklang. Bei Fußballspielen ist Flipp einfach zu sehr im Vorteil und mit dem Trecker sind sie schon im letzten Jahr täglich gefahren. Am Ende kann Luis mit einem Pool und viel Eis im Kühlschrank die anderen Drei überzeugen zu ihm zu kommen.
Flipp wundert sich, dass das schwarze Pony namens Rabe so struppig geworden ist, aber Greta meint, dass Rabe völlig gesund sei und auch sein Fell glänzen würde. Aber welches kleine Pony hat Flipp da wohl gesehen?
Vier sehr unterschiedliche Kinder sind da gemeinsam unterwegs. Flipp, die hervorragend Fußball spielt und auch sonst sehr sportlich ist, der zu lang geratene Luis, dessen Eltern ihn mit der englischen Haushälterin allein lassen, der wortkarge Bauernsohn Malte und Greta, die sich Sorgen macht, ob ihre Mutter den Ponyhof halten kann. Die Kinder ergänzen sich hervorragend und so machen sie sich auf, um den Dieb zu finden, der beim cholerischen Nachbarn Futter gestohlen hat.
Ein sehr realistischer kleiner Kinderkrimi, mit Spannung und einer schönen Lösung. Gut zu lesen und zu verstehen, mit schönen Bildern illustriert.

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