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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.03.2023

Schwere Kost

Keine gute Geschichte
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Mit "Keine gute Geschichte" hat Lisa Roy ihren Debütroman im Rowohlt Verlag herausgebracht. Es ist die Geschichte von Arielle Freytag, einer jungen Frau aus Düsseldorf, die erfolgreich im Social Media ...

Mit "Keine gute Geschichte" hat Lisa Roy ihren Debütroman im Rowohlt Verlag herausgebracht. Es ist die Geschichte von Arielle Freytag, einer jungen Frau aus Düsseldorf, die erfolgreich im Social Media Bereich arbeitet. Nachdem sie mehrere Monate wegen Depressionen in der Psychiatrie verbracht hat, ereilt sie ein Hilferuf aus Essen, wo sie in einem sozialen Brennpunkt aufgewachsen ist. Ihre Großmutter, bei der sie einst aufgewachsen ist, ist gestürzt und benötigt Hilfe. Obwohl Arielle seit Jahren schon keinen Kontakt mehr pflegt und ihren Herkunftsort auch ein für alle Mal hinter sich lassen wollte, macht sie sich auf den Weg, denn sie arbeitet noch nicht wieder und hat eh nichts besseres zu tun. Genau zu diesem Zeitpunkt sind zwei 9-jährige Mädchen aus dem Viertel verschwunden, vermutlich entführt. Sofort wird Arielle wieder an ihre Mutter erinnert, die als junge Frau verschwunden und nie wieder aufgetaucht ist.
Ich muss zugeben, dass ich sehr schwer in diesen sozialkritischen Roman hinein gefunden habe ... es ist eben keine leichte Unterhaltungsliteratur! Der Schreib- und Erzählstil der Autorin ist "anders". Es werden sehr viele Anglizismen benutzt. Obwohl ich des Englischen durchaus mächtig bin, musste ich mich bei der Lektüre schon sehr konzentrieren, um alles zu begreifen, denn die ICH-Erzählerin spricht auch häufig mit ihrer toten/verschwundenen Mutter. An anderen Stellen wiederum ist die Sprache dann ziemlich proletarisch/vulgär. Auch ist die Protagonistin nicht wirklich sympatisch. Schon als Kind hat sie gelogen, geklaut, andere Kinder gemobbt usw und auch als Erwachsene hat sie sich nicht zum Besseren verändert. Lügen ist noch immer kein Tabu, Alkohol und Drogen gehören auch zu ihrem Leben, sie "benutzt" Männer genauso, wie diese Frauen benutzen. Und doch hat sie positive Seiten. Sie kümmert sich zum Beispiel um Melanie, deren Tochter verschwunden ist.
Nachdem ich mich eingelesen hatte, hat mir das Buch aber durchaus gut gefallen und ich konnte es kaum aus der Hand legen. Die Story wurde zunehmend spannend und zum Schluss waren auch fast alle Fragen beantwortet.
Arielle, die tragische Protagonistin, tut einem Leid. Sie hat es geschaftt, sich selbst aus dem sozialen Sumpf ihrer Herkunft zu befreien und Karriere zu machen, aber kaum ist sie zurück verfällt sie wieder in alte Verhaltensweisen. Sehr bezeichnend finde ich da den Satz: "Man kann das Mädchen aus der Gosse holen, aber nicht die Gosse aus dem Mädchen".

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Veröffentlicht am 18.03.2023

St.Peter-Ording in den 50er und 60er Jahren

Wo der Seewind flüstert. Die St.-Peter-Ording-Saga
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"Wo der Seewind flüstert" ist der Auftakt zur St.Peter-Ording-Saga von Tanja Jantz. Dass dieser Roman in St.Peter-Ording spielt ist ja an sich nichts neues, aber neu ist, dass die Autorin hier einen Roman ...

"Wo der Seewind flüstert" ist der Auftakt zur St.Peter-Ording-Saga von Tanja Jantz. Dass dieser Roman in St.Peter-Ording spielt ist ja an sich nichts neues, aber neu ist, dass die Autorin hier einen Roman geschrieben hat, der Ende der 50.er/Anfang der 60.er Jahre spielt. Erahnen kann man das schon, wenn man das richtig schöne, gelungene Cover sieht: das Bild ist überwiegend in schwarz/weiß gehalten, die Schrift, die auch in die Zeit passt, in einem lachsrot, genau wie der Buchschnitt. Einfach schön! Es geht hier um Sabine, 17 Jahre alt, aus Gelsenkirchen. Nachdem sie die Frauenfachschule absolviert hat, will sie einen Urlaub am Gardasee verbringen. Aber ihre Eltern machen ihr einen Strich durch die Rechnung, nachdem der Urlaub bereits erlaubt wurde. Statt Italien geht es nun an die Nordsee zu Tante Ebba. Die Tante in SPO braucht dringend Hilfe mit ihren Gästezimmern. Zuerst ist Sabine doch sehr enttäuscht, aber das legt sich schnell. Sie hat Freude an der Arbeit und hat schnell Kontakt zu Tom, in den sie sich verliebt. Aber auch der schönste Sommer ist irgendwann einmal zu Ende. Das junge Mädchen muss zurück in die Heimat und ihre neue Stelle antreten. Sie kann Tom nicht vergessen. Werden sie sich jemals wiedersehen?
Meiner Meinung nach schafft die Autorin es ganz hervorragend, die Stimmung der damaligen Zeit wiederzuspiegeln. Der Krieg ist seit einigen Jahren vorbei, die Bevölkerung muss nicht mehr hungern, kommt zu bescheidenem Wohlstand und leistet sich auch Erholungsurlaube an der See. Man ist mit einem einfachen Gästezimmer ohne fließendes Wasser zufrieden! ... heute ganz unvorstellbar! Die Rolle der Frau ist noch ganz klar definiert. Sie hat zu heiraten und dann dem Mann eine gute Frau zu sein und Kinder zu bekommen. Arbeiten darf sie, aber nur, bis sie heiratet. Den Eltern ist es hauptsächlich wichtig, die Kinder gut zu verheiraten, wobei ein gutes Auskommen des Ehemannes das wichtigste Kriterium ist. So soll Sabine in eine Heirat mit dem Postboten Berti gedrängt werden. Keiner fragt nach, ob sie ihn überhaupt mag. Und genauso hat Toms Vater eine Frau für seinen Sohn ausgesucht. Eine passende Partie. Das Leben der Kinder wird von den Eltern (vor-)bestimmt. Und die Kinder sind so gut erzogen, dass sie nicht dagegen aufbegehren. Kinder sind ihren Eltern gegenüber noch höflich und wollen ihnen Freude machen.
Tanja Jantz hat einen so frischen, angenehm zu lesenden Schreibstil und auch die Story ist so unterhaltsam und kurzweilig! Leider ist auch jedes gute Buch irgendwann einmal zu Ende ... Ich freue mich schon sehr auf Teil 2!

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Veröffentlicht am 08.03.2023

Liebe von der Ostsee an den Südatlantik

Fischbrötchen und Roibuschtee
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"Fischbrötchen und Roibuschtee" ist in der Fördeliebe-Reihe von Jane Hell nun schon der fünfte Teil. Und dieses Mal spielt der Roman mal nicht hauptsächlich an der Eckernförder Bucht, sondern zum größten ...

"Fischbrötchen und Roibuschtee" ist in der Fördeliebe-Reihe von Jane Hell nun schon der fünfte Teil. Und dieses Mal spielt der Roman mal nicht hauptsächlich an der Eckernförder Bucht, sondern zum größten Teil in Namibia, der ehemaligen Deutschen Kolonie "Süd-West Afrika". Die Handlung: die angehende Lehrerin Hanna wird von ihrem Freund Chris verlassen, darum muss sie alleine zur Hochzeit ihrer besten Freundin nach Namibia fliegen. Dort lernt sie Louis kennen. Hanna und Louis verbringen den Rest ihrer Urlaubswoche gemeinsam. Er zeigt ihr Windhuk, Swakop und macht auch eine Fahrt mit ihr in die Wildnis. Auch wenn Hanna weiß, dass sie gerade jetzt keinen neuen Mann braucht und eine Fernbeziehung schwer würde, verliebt sie sich in Louis. In dem schlafen zwei Seelen. Er ist charmant, weltgewandt und ein Workaholic, auf der anderen Seite benimmt er sich manchmal wie ein Kleinkind und verliert sein Benehmen. Kann daraus wirklich eine ernsthafte Beziehung entstehen? Und wollen sie das überhaupt?
Bei diesem Roman fällt einem als aller erstes das wunderschön gestaltete Cover auf! Wie immer (bei der Fördeliebe-Reihe) mit einem Sandstrand und dem Meer, aber jetzt mit einer gefüllten Teetasse im Vordergrund. Die abgebildete Namibische Flagge zeigt uns auch gleich, wo der Roman spielt. Der Schriftzug hat auch einen Wiedererkennungswert. Von den gut ausgearbeiteten Charakteren hat mir Hanna am besten gefallen. Eine angehende Lehrerin stellt man sich ganz anders vor, aber Hanna hat mit ihrer leicht tollpatschigen Art gleich meine Sympathie erobert. Der Schreibstil der Autorin ist auch sehr locker und leicht zu lesen. Auch wenn ich von einem Liebesroman nicht viel Tiefgang erwarte, hat mich dieser mit seinem besonderen Setting überzeugt. Man erfährt hier so viel Wissenswertes über Namibia, dass man am liebsten direkt die Koffer packen würde!

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Veröffentlicht am 25.01.2023

Schöne Geschichte zum Thema Reformpädagogik

Die Kinder von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 2)
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Nach "Die Frauen von Schönbrunn" hat die Österreichische Schriftstellerin und Spiegel Bestsellerautorin Beate Maly jetzt die Fortsetzung "Die Kinder von Schönbrunn - Träume von einer besseren Welt" herausgebracht. ...

Nach "Die Frauen von Schönbrunn" hat die Österreichische Schriftstellerin und Spiegel Bestsellerautorin Beate Maly jetzt die Fortsetzung "Die Kinder von Schönbrunn - Träume von einer besseren Welt" herausgebracht. Wieder ein historischer Roman um eine starke Frau. Obwohl ich Teil eins nicht kenne, konnte ich problemlos in diese Geschichte hineinfinden. Worum es geht: die junge Mutter Greta muss mit dem Kriegstod ihres Mannes Gustav fertig werden. Sie lebt mit ihrer Tochter Gisi, ihrer Schwester Emma und deren Mann unter einem Dach. Wie soll sie ihr weiteres Leben gestalten? Mehr durch Zufall gerät sie in eine Informationsveranstaltung über eine Ausbildung zur Erzieherin. Fortan besucht sie die Erzieherinnenschule im Schloss Schönbrunn.
Die Autorin, die übrigens auch unter dem Pseudonym Laura Baldini publiziert, hat einen sehr flüssigen, gut zu lesenden Schreibstil. Die Charaktere waren alle sehr authentisch und das Thema Pädagogik auch sehr interessant. Das Ganze mit einer Prise Freundschaft, Familienzusammenhalt und Liebe gewürzt. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und hatte sehr kurzweilige Lesestunden. Ich kann den Roman wärmstens weiter empfehlen.

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Veröffentlicht am 13.12.2022

Lesehighlight für mich!

Die Wiege der Hoffnung
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"Die Wiege der Hoffnung!" von Tara Haigh (hinter diesem Pseudonym steckt Tessa Hennig) stellt für mich eines der Lesehighlights dieses Jahres dar! Die Geschichte des Buches, dass beim Verlag Tinte und ...

"Die Wiege der Hoffnung!" von Tara Haigh (hinter diesem Pseudonym steckt Tessa Hennig) stellt für mich eines der Lesehighlights dieses Jahres dar! Die Geschichte des Buches, dass beim Verlag Tinte und Feder erschienen ist, handelt von der jungen Luise, die im Berlin der 1930 Jahre als Jüdin lebt. Sie studiert Kunstgeschichte. Unglückliche Ereignisse zwingen sie dazu mit den Nazis zu kollaborieren. Sie nutzt diesen Umstand aber, um anderen Juden zu helfen. Als sie dann jedoch auch eines Tages gezwungen ist zu fliehen, schlägt sie sich mit ihrem Freund Enrico, einem in Berlin lebenden Italienischen Juden, bis nach dessen Heimat Apulien durch, aber auch dort ist der Krieg bereits angekommen ...
In diese Story habe ich sehr schnell hinein gefunden, was nicht zuletzt dem flüssigen, leicht verständlichen Schreibstil der Autorin zu verdanken ist. Die Protagonisten Luise und Enrico sind sehr sympathisch und authentisch. Spannung bis zur letzten Seite machen es einem sehr schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Neben der Liebesgeschichte von Luise und Enrico erfährt man noch sehr viel über die Zeit des Naziregimes und den 2. Weltkrieg. So einiges davon war mir neu. Auf jeden Fall gab es doch so einige Stellen im Text, die mich tief betroffen gemacht haben und ich mir oft die Frage gestellt habe, wozu Menschen überhaupt fähig sind. Einfach nur aus Hass. Warum gab es so unendlich viele Mitläufer? Und wie schaffen es Menschen wie Luise, soviel Mut aufzubringen? Das Buch macht betroffen und lässt mich nachdenklich zurück. Ich kann hier eine absolute Leseempfehlung aussprechen!

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