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Veröffentlicht am 04.01.2021

Zurück ins Leben

Solange es Schmetterlinge gibt
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Die Grundschullehrerin Penelope Arendt lebt allein in München, nachdem ihr Sohn Dominik bei einem Unfall starb und sie sich von ihrem Mann David getrennt hat. Sie zieht sich völlig aus dem gesellschaftlichen ...

Die Grundschullehrerin Penelope Arendt lebt allein in München, nachdem ihr Sohn Dominik bei einem Unfall starb und sie sich von ihrem Mann David getrennt hat. Sie zieht sich völlig aus dem gesellschaftlichen Leben zurück und kennt nur noch ihre Arbeit, zu schlimm sind die Erinnerungen und der damit verbundene Schmerz an ein glücklicheres Leben. Doch durch ihre 80-jährige Nachbarin Trudi Siebenbürger , den neuen Mieter Jason, aber auch durch ihre umtriebige Mutter kehrt Penelope langsam aber sicher aus ihrem Schutzpanzer ins normale Leben zurück und lernt auf neue Art, dass das Leben aufregend und schön sein kann…

Hanni Münzer hat mit ihrem Buch „Solange es Schmetterlinge gibt“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der wohl als Vorgeschichte zu „Honigtot“ und „Marlene“ dienen soll, denn die hier auftauchenden Protagonisten sind ebenfalls in den anderen Büchern mit von der Partie. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, die Autorin hat einen sehr angenehmen Stil, der ihrer Geschichte etwas Familiäres und gleichzeitig Vertrautes gibt. Als unsichtbarer Schatten folgt der Leser Penelopes Spuren der Vergangenheit und erlebt mit dieser einige Gefühlswallungen anhand der Schicksalsschläge, die Penelope schon zu verkraften hatte. Die Vergangenheit von Trudi ist ebenfalls interessant, kommt aber in diesem Buch zu kurz, da sie erst in einem Nachfolgewerk der Autorin auftaucht. Der Spannungsbogen sollte wohl durch eine eingeflochtene Kriminalhandlung erreicht werden, doch dies ist leider so gar nicht geglückt, wirkte die Story doch völlig unglaubwürdig und konstruiert. Die Geschichte rund um Penelope, Trudi und Jason aber ist herzerfrischend und lässt einen wünschen, dass es auch im täglichen Leben fremde Menschen gibt, die sich für andere interessieren und ihnen eine Stütze sein können.

Die Protagonisten sind durchweg liebevoll ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie wirken aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften sehr realistisch und authentisch. Penelope ist eine Frau, die schon so einiges verkraften musste. Als Folge davon hat sie sich aus der Welt zurückgezogen, lebt mit ihrer Katze zusammen und hat dem gesellschaftlichen Leben und all ihren Freunden abgeschworen. Einzig ihre Mutter geht ihr mit ihren ständigen Besuchen auf die Nerven, dabei versucht diese nur, Penelope wieder ins Leben zu schubsen. Trudi Siebenbürger hat mit ihren 80 Jahren schon eine Menge Gutes wie Schlechtes erlebt, sich davon aber nie unterkriegen lassen. Sie sprüht vor Lebensfreude, ist charismatisch und hat das Herz am rechten Fleck. Gerade diese Art verschafft ihr Zugang zu Penelope. Jason ist ein junger Mann, der bei der Polizei arbeitet. Er ist sympathisch und hat eine einnehmende fröhliche Art. Auch Penelopes Mutter trägt mit ihren ganz eigenen Wesenszügen zum Unterhaltungswert der Handlung bei.

„Solange es Schmetterlinge gibt“ ist ein Roman über Trauerbewältigung, neue Freunde und einen Schritt hinein ins Leben. Unterhaltsame Lektüre mit ernstem Thema für kurzweilige Lesestunden. Auf jeden Fall eine Empfehlung!

Veröffentlicht am 04.01.2021

Das Kaleidoskop ihres Lebens

Die Schritte zu deinem Herzen
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Als sich ihr Ehemann Kit nach 22 Jahren von ihr scheiden lassen will, fällt die Ballettlehrerin Tess Blythe aus allen Wolken. All die Jahre hat sie sich um die Belange der Familie gekümmert, es jedem recht ...

Als sich ihr Ehemann Kit nach 22 Jahren von ihr scheiden lassen will, fällt die Ballettlehrerin Tess Blythe aus allen Wolken. All die Jahre hat sie sich um die Belange der Familie gekümmert, es jedem recht gemacht und sich selbst dabei hinten angestellt. Dabei hat sie sich, ihre eigenen Wünsche und Träume verloren und steht jetzt nicht nur vor dem Eheaus, sondern weiß auch nicht wirklich, wie es mit ihr selbst weitergehen soll. Eine willkommene Ablenkung von dem trüben Gedankenkarussell bietet da die bevorstehende Hochzeit ihres Sohnes und das Zusammentreffen mit der Familie der Braut. Dabei lernt sie auch den italienischen Schuhmacher Marco Affini kennen, der schon bald nicht nur ihren Herzschlag mit einem neuen Takt versieht und ihr das Gefühl gibt, eine begehrenswerte Frau zu sein. Tess sieht ihre verschütteten Träume vor sich und wagt sich endlich aus der Deckung, um ihrem Leben einen neuen Anstrich zu geben...

Kate Lord Brown hat mit „Die Schritte zu deinem Herzen“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser ins New York Anfang der 60er Jahre einlädt, um dort die Choreografin Tess und ihr Leben kennenzulernen. Der flüssige, bildhafte und anrührende Erzählstil wirft den Leser regelrecht in die Handlung hinein. Nach einem interessanten Prolog, der 1939 in Hongkong neben der Trauung auch Tess‘ Gedankengänge hinsichtlich der Eheschließung begleitet, springt die Geschichte ins Jahr 1961, wo Tess bereits von der Scheidungsabsicht ihres Gatten weiß. Der Leser kann ab da verfolgen, wie es Tess in den vergangenen Jahren sowie in der Gegenwart ergeht und wie sie sich im Laufe der Ereignisse immer mehr verändert. Dabei geht es nicht nur um verdrängte Wünsche und Träume, es gilt auch, ein Geheimnis in Bezug auf ihren Sohn aufzudecken. Eingebettet in den historischen Hintergrund, in dem der Vietnamkrieg ebenso eine Rolle spielt wie das Leben im Amerika der damaligen Zeit, bringt die Autorin dem Leser Tess‘ ständiges Hinterfragen und Verwerfen näher. Die Tatsache, dass es nochmals jemanden geben könnte, dem sie ihr Herz öffnet und der dabei auch ihr Wohl und ihre Wünsche und Träume im Blick hat, ist sowohl anrührend als auch realistisch in der Geschichte verarbeitet, so dass man ihre Bedenken und Ängste gut nachvollziehen kann.

Den Charakteren wurde liebevoll Leben eingehaucht, man spürt, dass die Autorin ihre Hauptprotagonistin selbst kennengelernt hat. Glaubwürdige menschliche Eigenschaften zeichnen sie aus, die sie nicht nur authentisch wirken lassen, sondern dem Leser auch das Gefühl geben, ihnen sehr nahe zu kommen. Tess ist eine warmherzige Frau, die den Menschen ihre Geheimnisse entlocken kann, während sie selbst verschlossen ist wie eine Auster. Sie ist fürsorglich, mitfühlend und besitzt einen wachen Verstand, innerlich jedoch plagen sie ständige Zweifel und Unsicherheit. Marco ist ein herzlicher Mann, der Tess‘ Selbstbewusstsein zu stärken weiß. Sohn Robert ist ein offener und ehrlicher junger Mann, der seiner Mutter sehr zugetan ist. Aber auch Kit, Francis und weitere Protagonisten machen die Geschichte rundum spannend und sehr kurzweilig.

„Die Schritte zu deinem Herzen“ überzeugt nicht nur durch eine eindrucksvolle Lebensgeschichte, sondern auch mit Familiengeheimnissen, die nach und nach an die Oberfläche kommen, sowie einer Liebesgeschichte, wie sie das Leben nicht schöner schreiben könnte. Verdiente Empfehlung für ein berührendes Buch!

Veröffentlicht am 04.01.2021

„Mode hat etwas mit Ideen zu tun, mit der Art wie wir leben, mit dem, was passiert.“ (Coco Chanel)

Die Schwestern Chanel
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1897 Frankreich. Nach dem Tod der Mutter lädt der Vater von Gabrielle, Julia und Antoinette Chanel seine drei Töchter in einem von Nonnen geführten Waisenhaus ab und ward nicht mehr gesehen. Während Julia ...

1897 Frankreich. Nach dem Tod der Mutter lädt der Vater von Gabrielle, Julia und Antoinette Chanel seine drei Töchter in einem von Nonnen geführten Waisenhaus ab und ward nicht mehr gesehen. Während Julia in ihrer eigenen Welt lebt, sind es gerade Gabrielle und Antoinette, die nach Höherem streben und sich durch die Armut und strenge Erziehung im Kloster stemmen. Besuche bei den Großeltern geben den Mädchen ein wenig Normalität, wofür gerade ihre gleichaltrige Tante Adrienne sorgt, die ihnen die Welt der Klatschliteratur eröffnet. Gabrielle kann es gar nicht erwarten, die Mauern des Klosters zu verlassen, ihr Freiheitsdrang ist unbändig und das zeigt sich auch in der Änderung ihres Namens, der fortan Coco lautet. Endlich dem Kloster entronnen, beginnt Coco, nach einer gescheiterten Gesangskarriere, mit dem Geschäftssinne und der Unterstützung ihrer Schwester Antoinette als Hutmacherin zu arbeiten...

Judith Little hat mit „Die Schwestern Chanel“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der das Leben der Modeikone nebst einem Teil ihrer Familiengeschichte durch die Augen deren Schwester Antoinette beleuchtet und mit viel Fiktion zu einer runden Handlung formt. Mit flüssigem und farbenfrohem Schreibstil lädt die Autorin den Leser ein, einen Teil des Weges mit den so unterschiedlichen Schwestern Chanel zu teilen und diesen durch die Augen von Antoinette zu betrachten. Während Coco Chanel durch ihre außerordentlichen Kreationen in der Modewelt heutzutage jedem ein Begriff ist, geht der Verdienst von Antoinette an dem Imperium Chanel oftmals unter. Dabei ist gerade sie die treibende Kraft gewesen, die Coco immer wieder den Kopf zurechtrückte und ihr vor Augen hielt, dass sie ihr Ziel nicht erreichen würde, wenn sie weiterhin ihrer Verschwendungssucht frönt und sich darauf verlässt, dass sie ausgehalten wird. Die Schwestern sind eng miteinander verbandelt, sie stützen sich gegenseitig und bilden eine enge Einheit. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin gut mit ihrer Geschichte verknüpft, so dass der Leser während er den Schwestern folgt, den ersten Weltkrieg, das Pariser Hochwasser sowie den Zweiten Weltkrieg miterlebt. Interessant für den Leser ist vor allem, aus welch einfachem Milieu die Schwestern stammen, mit welcher Kraft und Durchsetzungsvermögen sowie Cocos Unkonventionalität und vorlauter Frechheit nebst Visionen die Welt auf sie aufmerksam machte und sie auch nach ihrem Tod bis heute eine der tragenden Rollen in der Modewelt spielt.

Mit menschlichen Zügen ausgestattete inszenierte Charaktere vermitteln dem Leser einen guten Einblick in deren Leben, ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Gabrielle/Coco ist eine rebellische und freiheitsliebende Frau, die sich nicht um Konventionen schert und nach ihrer eigenen Facon lebt. Sie hat ein außergewöhnliches Stilgefühl und ist ihrer Zeit voraus. Antoinette dagegen ist eher zurückhaltend, besitzt Geschäftssinn und ein Gefühl für Zahlen. Sie ist diejenige, die Gabrielle ins Gewissen redet und auch bei ihr durchdringt. Julia hat ein schlichtes Gemüt und ist beeinflussbar. Adrienne ist eine aufgeschlossene junge Frau, die Gabrielle und Antoinette eine neue Welt eröffnet.

„Die Schwestern Chanel“ ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der mit viel fiktionaler Freiheit den Leser in das Leben der Schwestern und deren geschäftliche Anfänge hineinschnuppern lässt. Verdiente Leseempfehlung für eine kurzweilige Lektüre.

Veröffentlicht am 31.12.2020

Du sollst nicht begehren...

In den Schuhen einer anderen
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1931 England. Die junge schüchterne Audrey Clarkson lebt mit ihrer wohlhabenden adligen Familie auf dem Land. Ihre strengen und mit Traditionen behafteten Eltern wollen sie auf ein Internat schicken, was ...

1931 England. Die junge schüchterne Audrey Clarkson lebt mit ihrer wohlhabenden adligen Familie auf dem Land. Ihre strengen und mit Traditionen behafteten Eltern wollen sie auf ein Internat schicken, was Audrey dazu treibt, von Zuhause auszureißen. Als sie der ebenfalls 12-jährigen Eve Dawson begegnet, findet sie in ihr eine Freundin fürs Leben, obwohl sie auch unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammen. Die unternehmenslustige Eve wuchs in einfachen, behüteten Verhältnissen auf und bringt der zurückhaltenden Audrey schon bald bei, etwas mehr aus sich herauszukommen und selbstbewusster zu werden. Eine Anstellung als Küchenmädchen bringt Eve zudem in den Haushalt der Clarksons, wo sie schon bald erkennt, wie einsam und lieblos Audreys Leben innerhalb ihrer Familie ist. Nachdem sich ihre Wege kurzfristig trennen, melden sich beide im Zweiten Weltkrieg beim Frauencorps. Ihre beiden Mütter sterben gleichzeitig bei einem Luftangriff auf London. Aber auch die Liebe setzt den beiden Frauen und ihrer Freundschaft zu, zumal Eve einen Schritt wagt, der eine Zerreißprobe für ihre Freundschaft ist…
Lynn Austin hat mit „In den Schuhen der anderen“ einen gefühlvollen historischen Roman vorgelegt, der sich über eine Spanne von 19 Jahren zieht und dem Leser nicht nur die schrecklichen Zeiten des Zweiten Weltkrieges hautnah präsentiert, sondern ihn auch das Schicksal zweier Frauen aus unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten miterleben lässt und wie sie ihre Erwartungen an das Leben meistern werden. Der flüssige, bildgewaltige und einfühlsame Erzählstil lässt den Leser schon durch einen interessanten Prolog neugierig auf die Geschichte werden und ihn somit an die Seiten fesseln. Die gegensätzliche Darstellung von Audrey und Eve sowie deren Lebensverhältnisse sind der Autorin wunderbar gelungen, zeigt es doch auch, dass es manchmal gar nicht wichtig ist, woher jemand stammt, wenn man ein Gegenstück findet, mit dem man sich wohl fühlt. Jedoch wird immer wieder offensichtlich, wie groß der Graben zwischen beiden durch die gesellschaftlichen Traditionen und Gepflogenheiten ist. Während die eine aufgrund ihrer Familie wie ein Vogel im goldenen Käfig sitzt und alles außer Freiheit besitzt, ist die andere zwar arm, lebt dafür aber frei und geliebt auf. Und doch begehrt die eine jeweils das, was die andere hat. Die Entwicklung von Audrey und Eve ist wunderbar gezeichnet und ihre Beziehung zueinander gleicht einem stetigen Auf und Ab, wobei ihrer Freundschaft so manche Grenze aufgezeigt wird. Der christliche Aspekt zeigt sich in diesem Roman nicht nur durch Verzeihen und Vergeben, sondern auch durch gelebte Freundschaft, Liebe und vor allem auch darin, dass vor Gott alle Menschen gleich sind ungeachtet ihrer Herkunft.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit menschlichen Ecken und Kanten versehen, die sie glaubwürdig und authentisch erscheinen lassen. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und ihr Schicksal teilen. Audrey ist eine schüchterne und unsichere junge Frau, die bisher wenig Liebe erfahren hat und erst lernen muss, sich zu behaupten sowie für die Dinge einzustehen, die ihr wichtig sind. Von Traditionen geprägt, erfordert das all ihren Mut. Doch je älter sie wird, umso stärker wird sie. Eve ist eine lebenbejahende, offene Frau, die liebevoll umsorgt aufwuchs. Sie ist eine Kämpfernatur, die nach regelrecht nach dem Leben und den Früchten greift, die auch manchmal etwas höher hängen. Nichts ist unmöglich, oder? Aber auch Robert, Arnie, Tom und viele mehr machen diese Geschichte intensiv und abwechslungsreich.
„In den Schuhen der anderen“ ist ein spannender und gefühlvoller Roman über Freundschaft und Vergebung, über die Liebe und das Ergreifen von Chancen, wenn auch die Mittel manchmal fragwürdig sind. Verdiente Leseempfehlung für eine dramatische, unterhaltsame und nachdenklich stimmende Geschichte.

Veröffentlicht am 30.12.2020

Die Abenteuer der wagemutigen Freya

Das Erbe der Päpstin
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858. Seit Gisla von den dänischen Wikingern entführt wurde, lebt sie mit ihren Töchtern Freya und Asta als Sklavin bei ihnen, wo sie unter den ständigen Misshandlungen zu leiden haben. Als Gisla von dem ...

858. Seit Gisla von den dänischen Wikingern entführt wurde, lebt sie mit ihren Töchtern Freya und Asta als Sklavin bei ihnen, wo sie unter den ständigen Misshandlungen zu leiden haben. Als Gisla von dem gewalttätigen Anführer erneut angegangen und dabei getötet wird, flieht Freya gemeinsam mit ihrer Schwester vor den Dänen nach Dorstadt, um dort bei ihrem Großvater Gerold unterzuschlüpfen, doch dieser ist mittlerweile als Leiter der Leibgarde beim Papst in Rom. So macht sich Freya als Mann verkleidet auf in die Ewige Stadt, um dort bei der Osterprozession mitansehen zu müssen, wie Gerold dem Papst zu Hilfe kommt und beide getötet werden, wobei die wahre Identität des Papstes enthüllt wird: es war die Heilerin Johanna, Gislas enge Freundin. Freya will wissen, wer den Mord an Johanna veranlasst hat und sticht dabei in ein Wespennest, das sie selbst in größte Gefahr bringt…
Helga Glaesener hat sich mit „Das Erbe der Päpstin“ auf ein gefährliches Terrain gewagt, indem sie die Fortsetzung von Donna W. Cross‘ historischem Bestseller „Die Päpstin“ nach eigenen Ideen fort- und umgesetzt hat. Doch dies ist ihr wirklich gut gelungen. Der flüssige, bildhafte und fesselnde Erzählstil katapultiert den Leser 1150 Jahre zurück in der Zeit, um dort nicht nur die furchtbaren Umstände mitzuerleben, unter denen Gisla, Freya und Asta bei den Dänen leben müssen, sondern auch Freyas Schicksal mitzuverfolgen. Wer „Die Päpstin“ kennt, wird schnell Parallelen zwischen Johanna und Freya feststellen. Beide haben sich in Männerkleidung gewandet, um nicht nur sicherer leben zu können, sondern sich auch unbefangener zu bewegen und ihren Zielen näher zu kommen. Der Spannungsbogen ist durchweg hoch angelegt, denn Freya muss sich nicht nur vor der Vergeltung durch die Dänen fürchten, sondern hat aufgrund ihrer Neugier und Nachforschungen in Bezug auf Johannas und Gerolds Tod auch die Kirche im Nacken. Historisch ist das Buch sehr gut recherchiert, dem Leser werden sowohl die damalige Gesellschaft als auch deren Politik sowie ihre Lebensweisen bildhaft dargestellt. Frauen lebten damals fremdbestimmt als Haussklaven oder schmückendes Beiwerk, sie spielten weder in der Religion noch in der Politik eine große Rolle. Auch das Thema der Heilkunst hat die Autorin gekonnt mit ihrer Handlung verknüpft, galten Heilerinnen damals doch oftmals als Hexen, doch die einfache Bevölkerung war durchaus dankbar für ihre Dienste, da sie sich meist keinen Arzt leisten konnten.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit Leben gefüllt. Ihre menschlichen Eigenschaften lassen sie glaubhaft wirken, so dass der Leser sich ihnen auf eine abenteuerlicher Reise anschließt und an ihrem Schicksal Anteil nimmt. Freya ist eine wagemutige und selbstbewusste junge Frau, die sich nicht nur hilfsbereit um andere kümmert, sondern vor allem auch mit Kampfgeist ihre Ziele verfolgt. Schicksalsschläge machen sie nur noch stärker, so beißt sie sich immer wieder durch. Ihre Schwester Asta ist der völlige Gegensatz zu Freya, eher ängstlich und zurückhaltend. Aristide ist ein Gardist, der Freya unterstützt und ihr bei der Aufklärung des Mordes an Johanna hilft. Johanna ist eine willensstarke Frau, die sämtlichen Widerständen trotzte und es so mit Hilfe einer List auf den Heiligen Stuhl schaffte.
„Das Erbe der Päpstin“ ist ein spannender und unterhaltsamer Historienschmöker, dessen mitreißender Schreibstil den Leser das Buch kaum aus der Hand legen lässt. Verdiente Leseempfehlung für eine Geschichte, die ungeahnt überraschen kann!