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Veröffentlicht am 15.09.2016

9/11 oder das Leben danach

Über uns der Himmel
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Am 11. September 2001 verlässt Patrick Waithmann morgens das Haus auf den Weg in sein Büro im New Yorker World Trade Center, doch vorher hat er sich noch mit seiner Frau Kate zum Abendessen verabredet, ...

Am 11. September 2001 verlässt Patrick Waithmann morgens das Haus auf den Weg in sein Büro im New Yorker World Trade Center, doch vorher hat er sich noch mit seiner Frau Kate zum Abendessen verabredet, weil er ihr etwas sehr wichtiges sagen möchte. Patrick wird die Verabredung nicht einhalten können…

2014 ist die Musiktherapeutin Kate Waithman wieder in einer festen Beziehung mit Dan, doch die Vergangenheit lässt sie nicht los. Immer öfter hat sie sehr reale Träume über ein mögliches Leben ohne den damaligen Anschlag und ihren Verlust. Doch diese Träume bringen sie und ihr Leben immer mehr durcheinander, schlagen sich in ihrem Denken und Tun nieder und gefährden immer mehr ihr normales alltägliches Leben, in dem sie nach langer Zeit wieder einigermaßen glücklich war. Die Frage, was Patrick ihr damals mitteilen wollte, treibt Kate schier in den Wahnsinn. Was wollte er ihr sagen?

Nach ihrem erfolgreichen Roman „Solange am Himmel Sterne stehen“ hat Kristin Harmel mit ihrem neuen Buch „Über uns der Himmel“ wieder eine herzergreifende, teilweise aber auch mystische Geschichte vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderschön, gefühlvoll und flüssig, der Leser tritt schnell an die Seite von Kate und erlebt mit ihr sämtliche emotionale Szenarien, Schicksalsschläge, die nur sehr schwer zu verdauen sind und der Protagonistin sämtliche Kraft abverlangen, derer ein Mensch fähig ist, um wieder ein halbwegs vernünftiges Leben zu führen. Der 11. September 2001 ist jedem von uns ins Gehirn gebrannt, und wenn man wie ich diesen Tag hautnah miterlebt und die Gräuel mit eigenen Augen gesehen hat, wird man diese Bilder nie wieder los. Die Autorin baut in ihrer Handlung so geschickt eine Achterbahn der Gefühle auf, die einem direkt ans Herz geht, seelisch und körperlich mit der Protagonistin mitleidet und sich oft fragt, wie ein betroffener Mensch diese Dinge verkraften kann. Durch die Erzählweise der Autorin baut sich durch die vielen ungeklärten Dinge mehr und mehr eine Spannung auf, dass man sich als Leser wünscht, alle Antworten zu bekommen.

Die Charaktere sind sehr liebevoll skizziert und wirken lebendig und authentisch, da man sich mit ihren Gedanken und Gefühlen identifizieren kann. Kate ist eine sympathische Frau, die einstmals sehr glücklich war mit dem Mann ihrer Träume. Doch das Glück wird jäh durch einen Terroranschlag zerbrochen und Kate in Verzweiflung zurücklässt. Sie braucht Jahre, um ins normale Leben zurückzufinden und sich für eine neue Beziehung zu entscheiden. Doch unerledigte Dinge und unbeantwortete Fragen lassen ihr keine Ruhe und stören mehr und mehr ihre zurückgewonnene Fassung und ihren normalen Alltag. Einmal mehr zeigt sich, wie sehr unerledigte Dinge und Fragen unser Leben beherrschen können und man sich mit der Beantwortung und dem Aufarbeiten und Abschließen von Lebensabschnitten auseinandersetzen sollte.

„Über uns der Himmel“ ist ein sehr emotionales Buch, das den Leser direkt packt und bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. Auch danach kann man die Geschichte nicht so schnell vergessen und hängt ihr in Gedanken noch nach. Alle, die gefühlvolle Bücher lieben und einen ausreichenden Vorrat an Taschentüchern daheim haben, sei dieser Roman wärmstens ans Herz gelegt. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein unerwarteter Fund

Wiedersehen in Barfleur
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Die Kölner Museumskuratorin Charlotte hat gerade eine Ausstellung mit Impressionisten zusammengestellt, als sie ein Anruf ihrer Cousine Sophie erreicht. Seit vor 15 Jahren während der Sommerferien in Barfleur ...

Die Kölner Museumskuratorin Charlotte hat gerade eine Ausstellung mit Impressionisten zusammengestellt, als sie ein Anruf ihrer Cousine Sophie erreicht. Seit vor 15 Jahren während der Sommerferien in Barfleur Charlottes Vater an der französischen Normandieküste spurlos verschwand, haben sich die beiden Frauen aus den Augen verloren, dabei waren sie sich einmal sehr verbunden. Nun berichtet ihr Sophie, die sich momentan mit ihrer Tante Anna im Ferienhaus in Frankreich aufhält, dass sie einen Mann mit zwei kleinen Mädchen gesehen hat, der ihr Vater sein könnte und schickt Charlotte ein Foto, dass sie heimlich aufgenommen hat. Charlotte packt nach einem Blick auf das Bild sofort ihre Sachen und macht sich auf den Weg nach Barfleur, um diesen Mann zu suchen. Im Ferienhaus findet Charlotte mit Hilfe von Sophie die Zeichenmappe ihres Vaters, die zusätzlich ein kostbares Originalgemälde vom Impressionisten Paul Signac enthält und mit einer Widmung von einer Frau namens Mathilde versehen ist. Charlotte ist verwirrt, hatte ihr Vater etwa ein Verhältnis? Doch je mehr Charlotte nach Antworten und ihrem Vater sucht, umso mehr findet sie über ihren Großvater heraus. Als dann auch noch Charlottes Jugendliebe Matthieu auf einmal wieder vor ihr steht, ist sie vollends durcheinander. Welche Geheimnisse wird Charlotte aufdecken und wird es ihr Leben verändern?

Das Buch „Wiedersehen in Barfleur“ ist ein Roman um ein Familiengeheimnis vor der malerischen Kulisse der französischen Normandieküste, der von zwei Autorinnen unter dem Pseudonym Claire Bonamy geschrieben wurde. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, nimmt den Leser gleich mit an Charlottes Seite, um sie bei ihrer Reise in die Vergangenheit zu begleiten und an ihren Gedanken und Gefühlen teilzuhaben. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut und steigert dann im weiteren Verlauf des Romans. Die Landschaftsbeschreibungen sind so detailliert, dass der Leser sich an der rauen französischen Küste wähnt, die Meeresluft genießt und das Salz in der Luft spürt. Der Roman teilt sich in zwei Handlungsstränge auf, der eine behandelt die Gegenwart um Charlotte und ihren Aufenthalt in Barfleur auf der Suche nach ihrem Vater, der andere ist historisch und beschreibt die Zeit im zweiten Weltkrieg mit der Stationierung deutscher Soldaten in der Normandie und den Erlebnissen von Mathilde. Besonders zu erwähnen sei noch der historische Hintergrund, der gut recherchiert mit der Handlung verwoben wurde und den Leser dazu animiert, weitere Informationen darüber nachzuschlagen.

Die Charaktere sind sehr schön skizziert, so dass man sich gleich mit ihnen wohl fühlt. Charlotte ist eine sympathische junge Frau mit Kunstverständnis. Sie lebt in einer nicht erfüllenden Beziehung und ist durch das Verschwinden ihres Vaters in ihrer Jugend geprägt. Das Verhältnis zu ihrer Mutter ist schwierig, die beiden haben sich kaum etwas zu sagen. So bleibt Charlotte nur ihre Freundin Tessa als Unterstützung bei Sorgen und Nöten. Die Reise nach Frankreich ist zugleich eine Reise in die Vergangenheit für sie, viele unterdrückte Gefühle kommen wieder hervor, Erinnerungen drängen an die Oberfläche. Cousine Sophie ist eine unternehmungslustige, warmherzige Person, die sich liebevoll um ihre alte Tante Anna kümmert. Außerdem kann Sophie wunderbar kochen, oftmals läuft einem das Wasser im Mund zusammen bei all den aufgeführten Köstlichkeiten. Sophie wird schnell wieder zu einer Vertrauten Charlottes, die den Beistand auch bitter nötig hat. Mathilde fliegt die Sympathie einfach zu, sie ist ein freundlicher und lieber Mensch, der aus einfachen Verhältnissen stammt und durch die Entscheidung, auf ihr Herz zu hören, teuer bezahlt hat. Auch die anderen Protagonisten unterstützen die Handlung durch ihre kleineren oder größeren Episoden und machen die Geschichte rund.

„Wiedersehen in Barfleur“ ist ein sehr unterhaltsamer historischer Roman, der ein Familiengeheimnis ebenso wie eine schöne Liebesgeschichte in sich vereint. Auch wenn nicht alle Fragen beantwortet werden, Liebhaber dieses Genres werden mit diesem Buch sehr schöne Lesestunden verbringen, absolut empfehlenswert!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Entscheidung für die Liebe

Die Ehre der Sophie Dupont
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1815 Devonshire/England. Captain Stephen Overtree ist auf der Suche nach seinem Bruder Wesley in Lynmouth angekommen, wo Wesley sich in einem Atelier eingemietet haben soll, um zu malen. Doch sein Bruder ...

1815 Devonshire/England. Captain Stephen Overtree ist auf der Suche nach seinem Bruder Wesley in Lynmouth angekommen, wo Wesley sich in einem Atelier eingemietet haben soll, um zu malen. Doch sein Bruder hat sich Hals über Kopf auf den Weg nach Italien gemacht und sein Model und Geliebte Sophie Dupont, die Tochter eines Malers, allein und schwanger zurück gelassen. Stephen verflucht seinen egoistischen Bruder und macht Sophie kurzerhand einen Heiratsantrag, um für die familiäre Verfehlung einzutreten. Sophie, deren Herz immer noch an Wesley hängt, obwohl er sie so schmählich im Stich gelassen hat, weiß sich keinen anderen Rat, als den Antrag anzunehmen, wenn sie nicht als unverheiratete und schwangere Frau als gebrandmarkt gelten will. Gleich nach der Eheschließung reist sie mit Stephen auf dessen Familiensitz Overtree Hall, wo sie die restlichen Familienmitglieder sowie deren Freunde kennenlernt und sich langsam einlebt und sich an ihren neuen Ehemann gewöhnt. Doch dann wird Stephen in sein Regiment zurückgerufen, um in den Krieg gegen Napoleon zu ziehen und kaum ist er aufgebrochen, kommt Wesley nach Overtree Hall, wo er auf Sophie trifft. Sophie ist hin und hergerissen, was soll sie nur tun?

Julie Klassen hat mit ihrem Buch „Die Ehre der Sophie Dupont“ einen spannenden historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, nimmt den Leser von Beginn an mit an die Seite der Protagonistin Sophie, lässt ihn an ihren Gedanken und ihrer Gefühlswelt teilhaben und mit ihr hoffen und bangen. Der Spannungsbogen wird schon zu Beginn der Handlung recht hoch angesetzt, steigert sich im späteren Verlauf der Handlung sogar noch. Der Leser ist aufgefordert, die vielen kleinen Geheimnisse und Verwicklungen nach für nach aufzuklären und wird oftmals mit überraschenden Entwicklungen konfrontiert.

Die Autorin zeigt in ihrem Buch zudem die damaligen Gesellschaftsstrukturen auf, in denen unverheiratete „gefallene“ Frauen von ihrem Umfeld geächtet wurden und ihnen oftmals gar keine andere Möglichkeit blieb, ihr Kind fernab von ihrer gewohnten Umgebung im Geheimen zu bekommen, um es anschließend in einem Kloster oder in einem Findelheim unterzubringen und danach wieder ein Leben zu führen, als hätte es diesen Teil ihres Lebens gar nicht gegeben, nur um dem Ruf der Familie zu entsprechen.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich, aber detailliert angelegt. Sie wirken durchweg lebendig und authentisch. Sophie ist eine sympathische junge Frau, die noch unerfahren an den falschen Mann gerät. Sie liebt die Malerei, hat selbst genügend Talent geerbt und unterstützt so ihren Vater bei seinen Bildern. Sophie hat keine Vorstellung von ihrer Wirkung in Bezug auf Männer und vertraut weil verliebt dem falschen Mann. Sehr schön zu beobachten ist die Entwicklung von Sophies Wesen innerhalb der Handlung, denn aus ihrer Unsicherheit erwächst eine recht gestärkte junge Frau, die sich nimmt, was sie sich erträumt. Stephen ist ein integrer Mann, gläubig und mit Ehrgefühl ausgestattet. Seine militärische Laufbahn hat ihn geprägt, innerlich und äußerlich, so wirkt er oft hart und erbarmungslos. Doch im Kern ist auch er nur auf der Suche nach der einzigen Liebe. Wesley ist ein arroganter, selbstverliebter und egoistischer Mann, der sich immer im Recht sieht und die Schuld auf andere schiebt. Auch die anderen Protagonisten sind so vielfältig und interessant skizziert und beleben die Handlung mit ihren kleinen Nebengeschichten und Episoden.

Besonders erwähnenswert sei hier noch, dass es sich um einen Roman mit christlichem Bezug handelt. Die eingefügten Gebete und Gedanken der Protagonisten an Gott sind wunderbar ausgewählt zur jeweiligen Situation und wirken daher besonders glaubhaft.

„Die Ehre der Sophie Dupont“ ist ein sehr schöner historischer Roman, der im alten England spielt und der sowohl eine Liebesgeschichte wie auch einige Geheimnisse in sich birgt. Alle Liebhaber dieses Genres bei ihrer Wahl nicht enttäuscht werden. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Inselmelancholie

Septembermeer
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Vor einer kleinen Ostseeinsel kämpfen zwei Segler auf ihrem Boot mit dem Sturm und den tosenden Wellen, während die Inselbewohner ihnen misstrauisch dabei zusehen. Tatsächlich verlieren Svea und Daniel ...

Vor einer kleinen Ostseeinsel kämpfen zwei Segler auf ihrem Boot mit dem Sturm und den tosenden Wellen, während die Inselbewohner ihnen misstrauisch dabei zusehen. Tatsächlich verlieren Svea und Daniel ihren Kampf und landen als Gestrandete auf der Insel. Dort erleben die beiden Höhen und Tiefen bei dem Versuch, sich dort in die Gemeinschaft einzufügen und sich bei dem Versuch, eine Buchhandlung zu eröffnen, einzuleben und das Vertrauen der Einheimischen zu gewinnen. Die Inselbewohner beäugen die beiden Neuen mit Argwohn, denn Daniel rennt ständig mit seiner Kamera rum und Svea ist zu neugierig. Aber je länger die beiden da sind, um so mehr tauen die Bewohner auf und öffnen sich ihnen langsam. Es sieht so aus, als wären Svea und Daniel endlich angekommen, aber dann…

Gabriela Jaskulla hat mit ihrem Buch „Septembermeer“ einen atmosphärischen, eher leisen Roman vorgelegt, der erst ab der Mitte der Geschichte richtig an Fahrt gewinnt. Dabei gleicht er eher einer Personenstudie als einem richtigen Roman. Man steht auf Beobachtungsposten und erlebt das Geschehen und Miteinander der Inselgemeinschaft hautnah mit. Der Schreibstil ist ruhig, oftmals melancholisch, meist sogar poetisch zu nennen. Die Landschaftsbeschreibungen bestechen durch Detailliebe und ein besonderes Auge für die Schönheit der Natur. Aber gerade diese Ausgewogenheit durch die Naturverbundenheit und die Beobachtung der Menschen in ihrem Inseldasein vermittelt dem Leser das Gefühl, er wäre vor Ort und würde alles mit eigenen Augen aufnehmen und die Menschen wären keine Unbekannten mehr.

Die Charaktere sind interessant und vielfältig gestaltet, wissen sogar im Verlauf der Handlung zu überraschen. Sie sind Menschen, die jeder von uns von irgendwoher kennt. Svea und Daniel wirken zu Beginn wie eine Einheit, die sich allerdings so nach und nach in ihre Bestandteile auflöst. Svea ist das Wort Neugier auf die Stirn tätowiert, ihre Fragerei gefällt nicht jedem und so stößt sie immer wieder auf Widerstand und verschlossene Türen. Daniel hat ein Auge für Schönheit und will sie allzeit und überall festhalten. Zudem liebt er Bücher und deren Geschichten, die Geborgenheit die sie vermitteln, dabei befindet er sich gerade selbst in einer mitten. Der Rabenmann ist ein Geheimnisträger, der ebenso mal auf der Insel gestrandet ist und dessen Geschichte berührt. Auch die anderen Inselbewohner mit ihren eigenen kleinen Geschichten und Begebenheiten wissen die Handlung zu bereichern, wobei man sich als Leser auch die Frage stellt, ob es des Guten nicht manchmal zu viel ist.

„Septembermeer“ ist ein Buch für alle, die Spaziergänge am Meer ebenso lieben wie die Studie von Personen und die einen poetischen, detailverliebten Schreibstil zu schätzen wissen. Dies ist kein Spannungsroman, sondern eher ein Beobachtungsroman, bei dem man seinen eigenen Gedanken freien Lauf lassen kann.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Über Irrwege zum Glück

Glück ist, wenn man trotzdem liebt
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Floristin Isabelle ist ein Gewohnheitstier, plant und strukturiert ihr Leben bis ins kleinste Detail aus, denn sie kann Veränderungen nicht leiden, bringen sie doch ihren normalen Tagesrhythmus durcheinander. ...

Floristin Isabelle ist ein Gewohnheitstier, plant und strukturiert ihr Leben bis ins kleinste Detail aus, denn sie kann Veränderungen nicht leiden, bringen sie doch ihren normalen Tagesrhythmus durcheinander. Doch es geht nicht immer so, wie Isabelle es gern hätte. So wird eines Tages das Asia-Restaurant geschlossen, wo Isabelle die letzten 11 Jahre ihr tägliches Essen einnimmt, und schon plagt sie die Frage, wo sie nun ihre Nudelsuppe essen soll. Sie macht den Versuch in dem neu eröffneten kulinarischen Tempel, der von Jens geführt wird. Doch das geht gründlich schief, denn schon von Beginn an stimmt die Chemie zwischen Jens und Isabelle nicht. Auch Jens jüngere Schwester Merle sorgt für Chaos, stiftet aber einigermaßen Frieden zwischen Jens und Isabelle. Als Isabelle dann auf den Anwalt Alex trifft, gerät ihr Leben komplett aus den Fugen, denn bei ihr fliegen die Schmetterlinge im Bauch. So viel Aufregung ist Isabelle gar nicht gewohnt und verunsichert sie zutiefst. Welchen Verlauf wird ihr Leben nehmen, weiterhin ordentlich und strukturiert oder doch endlich mal Neues mit Nervenkitzel?

Petra Hülsmann hat mit ihrem Buch „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ einen wunderschönen, unterhaltsamen Roman vorgelegt, der das Zeug hat, das Sommerbuch des Jahres 2016 zu werden. Der Schreibstil ist wirklich wunderbar flüssig, gefühl- und humorvoll, entwickelt eine regelrechte Sogwirkung. Der Leser sitzt in der ersten Reihe, um hautnah Isabelle und ihr Leben dabei zu beobachten, wie es sich von regelmäßig aber langweilig in chaotisch und aufregend verwandelt. Die Autorin weiß mit Sprache zu spielen und beweist das mit frechen und unterhaltsamen Dialogen. Auch unerwartete Wendungen geben der Geschichte eine gewisse Spannung und halten den Leser sehr gut bei der Stange.

Die Charaktere sind sehr liebevoll und detailliert ausgestaltet, haben ihre Ecken und Kanten und wirken gerade deshalb vollkommen authentisch und sehr lebendig. Isabelle ist eine Frau, die ihren Tagesablauf, ja regelrecht ihr Leben völlig durchplant. So fühlt sie sich in ihrer Haut sicher, während man denken könnte, sie wäre etwas verrückt. Dabei ist sie ein recht unsicherer Mensch, was sich spätestens dann offenbart, als sich einige Dinge gleichzeitig in ihrem Leben verändern und ihre gesamte Planung auf den Kopf stellen. Zeitweilig wirkt Isabelle geradezu kopflos, dies aber eher in liebevoller Weise. Und genau jetzt wird der Leser von Isabelles Handeln und Reaktionen überrascht, und man verfällt ihr rettungslos. Jens ist ein ambitionierter, ehrgeiziger junger Mann, der Verantwortung übernommen hat und sich sehr um seine jüngere Halbschwester kümmert. Merle bringt viel Aufregung und Chaos in das Leben ihrer Mitmenschen, bringt sie aber auch zusammen. Auch die übrigen Protagonisten wissen durch ihre Eigenheiten und ihre Nebengeschichten die Handlung ebenfalls zu bereichern, so dass der Leser diesen ganzen verrückten Haufen schnell wie liebe alte Freunde sieht.

„Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ ist ein wunderbarer Roman über die Liebe, das Leben und über Träume, die man vielleicht noch gar nicht kennt, die aber plötzlich auftauchen. Ein rundum gelungener Sommerroman, der mit seiner herrlich erzählten Geschichte auch dunkle Tage erhellen kann und es einem warm ums Herz wird. Absolute Leseempfehlung mit Genussfaktor!