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Veröffentlicht am 16.05.2019

Strandkorbmomente

Strandkorbliebe
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Antje leitet seit Jahren auf Norderney die Pension ihrer betagten Eltern. Die Männer hält sie eine Armlänge von sich weg, seit sie als Teenager von ihrer großen Liebe Michael schwer enttäuscht wurde. Doch ...

Antje leitet seit Jahren auf Norderney die Pension ihrer betagten Eltern. Die Männer hält sie eine Armlänge von sich weg, seit sie als Teenager von ihrer großen Liebe Michael schwer enttäuscht wurde. Doch dann steht Michael ihr nach 15 Jahren wieder gegenüber, denn seine Eltern feiern ihren 40. Hochzeitstag und sind extra dafür von Bayern nach Norderney gereist. Antje ist bei Michaels Anblick völlig durch den Wind, denn damit hat sie überhaupt nicht gerechnet. Auch Michael hat all die Jahre unter der Funkstille von Antjes Seite gelitten und seitdem Frauen mehr oder weniger den Rücken gekehrt. Was ist da bloß damals schiefgelaufen? Während des einwöchigen Aufenthaltes kommen sich Michael und Antje tatsächlich wieder näher und versprechen einander, sich diesmal baldmöglichst wiederzusehen. Um ganz sicher zu gehen, schenkt Michael Antje sogar ein Bahnticket, um ihn zu besuchen. Leider entwickelt sich dieser Besuch dann doch ganz anders, als beide sich das wohl vorgestellt haben, und Antje reist vorzeitig zurück nach Norderney. Hat die Liebe der beiden noch eine Chance?
Lotte Römer hat mit „Strandkorbliebe“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Liebesroman vorgelegt. Der Erzählstil ist locker-flüssig und angenehm zu lesen, der Leser darf es sich von Beginn an auf der wunderschönen Insel Norderney gemütlich machen und Antje bei ihrem täglichen Leben beobachten, wobei ihm sowohl ihre Gedanken- und Gefühlswelt als auch Rückblenden in die Vergangenheit offeriert werden, um die Vorkommnisse von damals zwischen Antje und Michael zu verstehen und seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Das Inselsetting wird durch farbenfrohe Beschreibungen von der Autorin sehr schön transportiert, aber auch der Ausflug in das bergige Bayern kommt hier gut weg und spiegelt das bäuerliche Landleben sowie die dortige Bergkulisse sehr urig wider. Der Gedanke einer alten Jugendliebe, die beiden Beteiligten jahrelang nicht aus dem Kopf geht und so beide für andere Partner emotional nicht frei sind, wurde schön in Szene gesetzt. Gefühlvoll lässt die Autorin beide Protagonisten ihre eigenen Erinnerungen an den Leser preisgeben und die Auflösung über das Missverständnis der Funkstille erst nach und nach an die Oberfläche gelangen.
Die Charaktere sind sehr lebendig und glaubwürdig gestaltet, sie wirken wie Menschen, denen man tagtäglich begegnet und gerade deshalb sofort eine Nähe zu ihnen findet. Sie überzeugen mit ihrer Natürlichkeit und ihren Eigenschaften. Antje ist eine freundliche und energische junge Frau, eine Sportskanone, die verantwortungsvoll das Familienunternehmen übernommen hat. Insgeheim fühlt sie sich von ihren Eltern nicht sehr wertgeschätzt und ist auch etwas eifersüchtig auf ihre Schwester, die schon früh Norderney verlassen hat, um durch die Welt zu reisen. Außerdem hat sie ihr Herz verschlossen, da ihre erste Erfahrung in der Liebe sie maßlos enttäuscht hat. Michael ist ein netter Mann, der den elterlichen Bauernhof bewirtschaftet und dort auch Pferde züchtet. Er liebt die Berge, Tiere und seine Heimat, ist gefühlvoll, offen und ehrlich. Nina ist Antjes beste Freundin und steht ihr immer mit Rat und Tat zur Seite. Der Star aber ist „Hund“, der schnell weiß, wem seine Sympathien gehören. Auch Michaels Eltern spielen eine große Rolle und geben der Handlung zusätzliche Spannung.
„Strandkorbliebe“ ist ein schöner Nachfolger von „Leuchtturmliebe“ und nimmt den Leser mit auf eine gefühlvolle und romantische Auszeit, das man gern in einem Strandkorb genießen möchte. Eine verdiente Leseempfehlung für die Urlaubszeit.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Die Suche nach der "Regentänzerin"

Das Gemälde der Tänzerin
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Als die 35-jährige Helena Saxer den Job als Zimmermädchen im Schweizer Luxushotel Kronenberg in Erwägung zieht, ist sie bereits am Ende ihrer Möglichkeiten, denn sie lebt als ehemalige Balletttänzerin ...

Als die 35-jährige Helena Saxer den Job als Zimmermädchen im Schweizer Luxushotel Kronenberg in Erwägung zieht, ist sie bereits am Ende ihrer Möglichkeiten, denn sie lebt als ehemalige Balletttänzerin vom Arbeitslosengeld und muss damit auch ihre 15-jährigen Zwillinge durchbringen. Allerdings möchte sie den Kronenbergs nicht zu nahe kommen, zu sehr ist ihre Vergangenheit mit ihnen verknüpft und ihr jetziges Leben die Folge davon. Doch Helena hat keine Wahl, sie nimmt die Stelle an und begegnet schon bald der Amerikanerin Jessica-Dixon Löwenfeld, die als Gast im Hotel weilt und auf der Suche nach einem Gemälde ihres Ururgroßvaters ist, das der jüdische Maler Amos Löwenfeld mit dem Titel „Tänzerin im Regen“ versehen hat. Auch Noah Kronenberg, der eigentlich sein Leben als Autor in Mexiko führt, und nun vertretungsweiße das Hotel leitet, hilft bei der Suche nach dem Bild, wobei er und Helena sich immer näher kommen. Werden sie das Gemälde finden und was hat es wohl damit auf sich?
Christina Jaeggi hat mit „Das Gemälde der Tänzerin“ einen vielschichtigen und fesselnden Roman vorgelegt, der sowohl einen historischen Hintergrund präsentiert als auch so einige Geheimnisse in sich vereint, die der Leser während der Lektüre nach und nach enthüllen darf. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und gefühlvoll, schon mit den ersten Zeilen taucht der Leser in die Handlung ein und kann sich bis zum Schluss kaum davon trennen, das Buch ist ein wahrer Pageturner. Auf zwei Handlungsebenen erzählt die Autorin eine sehr komplexe Geschichte, wobei die Schicksale der einzelnen Protagonisten alle irgendwie miteinander verwoben sind. Die wechselnden Perspektiven lassen den Leser zum einen in der Gegenwart bei Helena und Noah verweilen, zum anderen darf er in die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts abtauchen, um die beiden Schwestern Hedi und Lydia kennenzulernen, die während des Zweiten Weltkrieges im Hotel gearbeitet haben und eine ihr Leben lassen musste. Der Leser hat durch den stetigen Wechsel die Gelegenheit, alle Protagonisten mit ihrer Gedanken- und Gefühlswelt gut kennenzulernen sowie deren Sichtweise auf die Geschehnisse. Die Suche nach dem Gemälde, seinem Verbleib sowie ein alter Mordfall geben der Geschichte einen kriminalistischen Touch, der die Spannung der Handlung auf hohem Niveau hält. Ebenso interessant sind die Informationen der Autorin über die Beutekunst der Nazizeit.
Die Ausarbeitung der lebendigen Charaktere ist der Autorin sehr gut gelungen. Sie überzeugen durch Individualität und Glaubwürdigkeit. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen, hoffen und fiebern. Helena ist eine sympathische Frau, die vom Schicksal ziemlich gebeutelt wurde und nun mit aller Kraft versucht, ihre kleine Familie über Wasser zu halten. Sie besitzt Stärke, Empathie und Umsicht. Noah ist ein freundlicher Mann, der seiner Familie gegen seinen Willen einen Gefallen tut. Er besitzt ein gesundes Maß an Neugier, Hartnäckigkeit und Überzeugungskraft. Jessica überzeugt ebenfalls mit ihrer netten Art, aber auch die beiden Schwestern Lydia und Hedi schleichen sich auf ihre Weise in das Herz des Lesers. Auch die weiteren Protagonisten bereichern die Handlung durch ihre Auftritte und geben ihr zusätzliche Spannung.
„Das Gemälde der Tänzerin“ ist ein toller Generationenroman, der nicht nur viele Geheimnisse präsentiert, sondern mit familiären Verwicklungen, alten Fehden, einem alten Mord und einer spannenden Bildersuche aufwartet, wobei auch die Liebe nicht zu kurz kommt. Wunderbar miteinander verwebt und schön erzählt. Da bleiben keine Leserwünsche offen, deshalb gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 12.05.2019

Die geheimnisvolle Magie der Pflanzenwelt

Die Tochter des Blütensammlers
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Nachdem sie das Haus ihrer Großmutter geerbt hat, begibt sich Gärtnerin Anna an die Renovierung des Gebäudes. Dabei erlebt sie eine Überraschung, denn in einem Versteck findet sie neben einem alten Tagebuch ...

Nachdem sie das Haus ihrer Großmutter geerbt hat, begibt sich Gärtnerin Anna an die Renovierung des Gebäudes. Dabei erlebt sie eine Überraschung, denn in einem Versteck findet sie neben einem alten Tagebuch auch ein Silberkästchen mit Pflanzenaquarellen, einem alten Foto, einen kleinen Beutel mit Pflanzensamen und eine unbekannte gepresste Blüte. Anna ist neugierig, was es mit diesem Fund auf sich hat und vertieft sich in das Tagebuch. Dabei erlebt sie eine aufregende Zeitreise, denn die Aufzeichnungen gehören einer jungen Frau namens Elisabeth, die Ende des 19. Jahrhunderts nach dem Tod ihres Vaters von Cornwall zu einer abenteuerlichen Exkursion nach Chile aufbricht, um die Teufelstrompete zu finden, der nicht nur Heilkräfte anhaften, sondern die auch den Tod bringen kann. Hat Elisabeth die Pflanze gefunden und wie kommt ihr Tagebuch in das Haus von Annas Großmutter?
Kayte Nunn hat mit „Die Tochter des Blütensammlers“ einen sehr unterhaltsamen, fesselnden und farbenfrohen historischen Roman vorgelegt. Der Erzählstil ist flüssig, bildgewaltig und gefühlvoll, der Leser wird regelrecht in die Seiten gesogen, um mal an der Seite von Anna, mal an der von Elisabeth eine wunderbare Reise mitzuerleben. Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt, so kann der Leser zum einen Anna in Sydney im Jahr 2017 bei ihrem Fund und ihren Nachforschungen begleiten, zum anderen darf er in die Vergangenheit gleiten, um der jungen Elisabeth 1886 auf ihre abenteuerlichen Reise nach Chile beizustehen und sich mit ihr auf die Suche nach der geheimnisvollen Teufelstrompete zu machen, wobei es auch das eine oder andere Wagnis zu bestehen gilt. Durch die wechselnden Perspektiven erschafft die Autorin einen wunderbaren Spannungsbogen, legt ihre Geheimnisse gleich einem Blütenkelch erst nach und nach offen, so dass der Leser bis zum Ende gern bei der Stange bleibt und sich von der schön erzählten Geschichte und all den Informationen über die exotische Flora Chiles verzaubern lässt.
Die liebevoll gestalteten Charaktere sind mit Leben gefüllt und bestechen durch Authentizität und Glaubwürdigkeit. Elisabeth ist eine passionierte Botanikerin und ganz allein auf sich gestellt, nachdem ihr Vater gestorben ist. Sie ist selbstsicher, engagiert und vor allem mutig, denn zu ihrer Zeit wagt sie Dinge, die für eine Frau nicht gerade üblich waren. Sie hat ein Ziel vor Augen, dass sie mit aller Leidenschaft verfolgt und dabei alle möglichen Gefahren auf sich nimmt. Anna ist ebenfalls eine starke Persönlichkeit, die etwas zurückhaltender wirkt, jedoch ebenso hartnäckig wie bestimmt ihren Weg verfolgt. Auch sie besitzt eine Liebe für Pflanzen, die sie zum Beruf gemacht hat. Obwohl beide Frauen so unterschiedlich in ihrer Art sind, so zeigen beide auch Parallelen auf, die ebenso spannend wie interessant zu beobachten sind.
„Die Tochter des Blütensammlers“ ist ein wunderschöner Roman, der eine abenteuerliche Reise mit der Liebe zu Blumen, Forscherdrang mit Familiengeheimnis vereint. Sehr abwechslungsreich und bildgewaltig erzählt, so dass man das Buch nicht aus der Hand legen mag. Wunderschöne Lektüre mit einer sehr verdienten Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 12.05.2019

"Wenn Du denkst, es geht nicht mehr, pack Deine Sachen und fahr ans Meer." (Unbekannt)

Das Muschelhaus am Deich
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Als das 20-jährigen Abiturjubiläum ihres Internats ansteht, finden sich die drei ehemaligen Schulfreundinnen Jenni, Kirsten und Kinka in St. Peter Ording an der Nordsee ein. Nach der gemeinsamen Schulzeit ...

Als das 20-jährigen Abiturjubiläum ihres Internats ansteht, finden sich die drei ehemaligen Schulfreundinnen Jenni, Kirsten und Kinka in St. Peter Ording an der Nordsee ein. Nach der gemeinsamen Schulzeit trennten sich die Wege der drei Frauen und sie haben sich völlig aus den Augen verloren. Nun wird es Zeit, die alte Freundschaft neu zu beleben, so genießen sie das Wiedersehen im Muschelhaus am Deich, das Kinka von ihrer Tante geerbt hat, und bringen sich gegenseitig auf den neuesten Stand, was ihr Leben betrifft. Dabei steckt jede einzelne von ihnen momentan in einer Phase, wo es um Entscheidungen, Neuausrichtung oder Umbruch geht. Wie wird es mit den Freundinnen weitergehen und vor allem, welche Pläne werden sie für ihre Zukunft verfolgen?
Tanja Janz hat mit „Das Muschelhaus am Deich“ einen unterhaltsamen und kurzweiligen Wohlfühlroman vorgelegt, der schon durch das schöne Setting beim Lesen eine Auszeit vom Alltag garantiert. Der Schreibstil ist locker-flüssig und gleichsam gefühlvoll, die Autorin beschreibt ihre Protagonistinnen mitten aus dem Leben gegriffen, so dass der Leser sich von Beginn an mit ihnen identifizieren kann und sich gern in ihrer Mitte niederlässt, um zu erfahren, wie es ihnen in den letzten Jahren ergangen ist und was sie umtreibt. Jeder kennt die Situation bei Ehemaligentreffen, meist hat man sich kaum noch etwas zu sagen, zu sehr sind die Lebenswege auseinandergedriftet und die Personen haben sich verändert. Doch bei dem einen oder anderen blitzt noch so etwas wie die alte Vertrautheit und die Erinnerung an Gemeinsamkeiten auf, über die man sich dann umso mehr freut und aus denen wieder ganz neue Erfahrungen entstehen. Das hat die Autorin hier sehr schön eingefangen. Auch die Landschaftsbeschreibungen laden dazu ein, sich per Kopfkino an die wunderschöne Nordseeküste zu träumen, ins Muschelhaus einzuziehen und bei der Lektüre eine Art Ferienauszeit zu genießen, wobei einem Sandstrände, salziger Wind und das Geräusch des Wassers die Sinne kitzeln. Der Roman kommt ohne große Spannungsansätze aus, wirkt allein durch die einfühlsame Beobachtungsgabe und der zwischenmenschlichen Beziehungen, die jeder schon einmal erlebt hat. Natürlich wird hier alles etwas durch die rosarote Brille gesehen, doch insgesamt sind die meisten Dinge gut nachvollziehbar.
Die Charaktere sind lebendig und individuell konzipiert, sie wirken aufgrund ihrer Authentizität glaubwürdig, so dass der Leser sofort ein unsichtbarer Teil von ihnen wird und sich wohlfühlt. Kirsten ist eine freundliche Frau, die mit ihren vier Kindern ganz schön was um die Ohren hat. Leider befindet sich ihre Ehe im Endstadium, vor dem Danach hat sie panische Angst. Kinka muss ihr Leben neu ausrichten, da kommt die Erbschaft des Muschelhauses gerade recht, vielleicht sichert dieses ihre Zukunft. Anwältin Jenni träumt von einer Familie und vor allem von einem Kind, aber die Erfüllung ihres Traums ist weit entfernt und macht sie unglücklich. Die Freundschaft unter den drei Frauen lässt jede von ihnen an ihren Sorgen und Problemen wachsen, immer in dem Gefühl, dass sie von den anderen aufgefangen werden, sollten sie scheitern.
„Das Muschelhaus am Deich“ ist ein gelungener Unterhaltungsroman, der mit seinem Setting Urlaubsgefühle hervorruft und mit seinen Protagonistinnen das wahre Leben ins Leserherz holt. Schöne und leichte Lektüre, die den Anspruch hat, unbeschwerte Lesestunden zu genießen. Gut gemacht und eine Empfehlung wert!

Veröffentlicht am 11.05.2019

Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was besseres findet!

Trau dich doch
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Nachdem sie nach knapp 20 Ehejahren von Ehemann Robert, einem Kardiologen, durch eine Jüngere ersetzt und auch bei der Scheidung über den Tisch gezogen wurde, findet Amelie in einem kleinen WG-Zimmer bei ...

Nachdem sie nach knapp 20 Ehejahren von Ehemann Robert, einem Kardiologen, durch eine Jüngere ersetzt und auch bei der Scheidung über den Tisch gezogen wurde, findet Amelie in einem kleinen WG-Zimmer bei Elfriede Menke Unterschlupf und hält sich mit ihrer frisch gegründeten Hochzeitsplaneragentur so gerade über Wasser. Alte Freunde schustern ihr Aufträge zu, wobei sie einige lieber nicht angenommen hätte, denn ihr Nervenkostüm wird durch die ständigen Sonderwünsche und die anmaßenden Zickereien der hochwohlgeborenen Klientel arg strapaziert. Ihre Arbeit beschert ihr nicht nur einige jüngere Männer, die sich mit ihr verabreden wollen, sondern auch einen Bräutigam, der es auf sie abgesehen hat. Doch die Begegnung mit einem Magier lässt ihr Herz höher schlagen, als sie es vermutet hätte. Wie gut, dass ihre Freunde Amelie zur Seite stehen und in dem ganzen Hochzeitsdurcheinander auch dafür sorgen, dass Ex-Ehemann Robert sein Fett wegkriegt. Wird Amelie noch einmal dem Zauber der Liebe erliegen?
Ellen Berg hat mit „Trau dich doch“ einen sehr unterhaltsamen und witzigen Roman vorgelegt, der sich diesmal um die Organisation von Hochzeiten und den damit verbundenen Tücken dreht. Der Erzählstil ist flüssig-leicht und mit einigem Witz gespickt, der dem Leser immer wieder die Lachmuskeln spüren lässt. Schon mit den ersten Passagen lässt der Leser sich an Amelies Seite nieder, um sie bei ihrer Arbeit zu beobachten sowie ihre Gedanken und Gefühle kennenzulernen. Durch eingefügte Rückblenden erhält er zudem eine Menge Informationen über Amelies vergangenes Eheleben, wobei er gleichzeitig von ihren Wünschen und Träumen erfährt. Die Autorin erlaubt dem Leser aufgrund ihres Erzählstils ein wunderbares Kopfkino, wobei sie nicht mit einiger Situationskomik spart, was den Leser während der Lektüre immer wieder zum Grinsen bringt. Die romantische Sichtweise der Hauptprotagonistin auf Hochzeiten wird hier gepaart mit recht unkonventionellen und farbenfrohen Dekorationsideen, die sich im Leserkopf zu einigen sehr skurrilen Vorstellungen entwickeln. Herrlich auch die Auswahl des recht bunten Freundes- und Familienkreises, der nicht mit wohlgemeinten Sprüchen und dem fehlenden Fingerspitzengefühl spart, um die jeweiligen Ratschläge an die Frau zu bringen.
Die Charaktere sind sehr bunt und lebendig entworfen, gerade ihre unterschiedlichen Lebensweisen lassen sie glaubwürdig wirken und geben dem Leser das Gefühl, sich mitten unter ihnen zu bewegen. Amelie ist eine sympathische Frau, die die Liebe immer durch eine rosarote Brille gesehen hat und maßlos enttäuscht wurde. Ihr fehlt es an Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit, was sie allerdings durch ein offenes und freundliches Wesen zu kaschieren versucht. Ihre Verwandlung innerhalb der Geschichte geht langsam aber stetig voran und wirkt dadurch auch sehr realistisch. Elfriede ist die gute Seele, die ihr Herz auf der Zunge trägt und für alles ein passendes Mittel weiß. Sebastian ist ein toller Kerl, der Amelie in jeder Art unterstützt. Graf von und zu ist ein Windbeutel, der mit den eigenen Waffen geschlagen werden muss ebenso wie Ex-Mann Robert. Aber auch Amelies Eltern, Manuel oder Carla spielen ihre Rollen in dieser Geschichte hervorragend.
„Trau dich doch“ ist ein wunderbar kurzweiliges Lesevergnügen, bei dem nicht nur die Liebe eine Rolle spielt, sondern auch die Sicht auf die Dinge eine Hauptrolle spielt. Absolute Leseempfehlung für den Spiegel, den die Autorin mit ihren Geschichten immer wieder vorhält!