Profilbild von Dreamworx

Dreamworx

Lesejury Star
offline

Dreamworx ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Dreamworx über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.05.2019

"Glück ist das einzige, was wir anderen geben können, ohne es selbst zu haben." (Carmen Sylva)

Die Glücksagentur
0

Als ihre Eltern bei einem Flugzeugunglück sterben, ist Juliette gerade erst 20 Jahre alt und muss sich nicht nur um ihre 5 Jahre alte Schwester Alice kümmern, sondern ist selbst mit einem Kind schwanger ...

Als ihre Eltern bei einem Flugzeugunglück sterben, ist Juliette gerade erst 20 Jahre alt und muss sich nicht nur um ihre 5 Jahre alte Schwester Alice kümmern, sondern ist selbst mit einem Kind schwanger und damit allein mitten in Paris. Die nächsten 10 Jahre sind geprägt von viel Verantwortung für sich und zwei Kinder, den Lebensunterhalt verdient sie als Journalistin. Dann bekommt Juliette die Kündigung und muss überlegen, wie ihr weiteres Leben aussehen soll. Kurzentschlossen kauft sie eine alte Dorfschule und zieht mit Schwester Alice und Sohn Aurélien in ihrem Heimatort Gers in der Gascogne. Mit Sarah hat sie sogleich eine alte Freundin an ihrer Seite, die ihr nicht nur beim Eingewöhnen hilft, sondern mit ihr zusammen auch „Die Glücksagentur“ gründet, mit der sie Menschen zum Glück bei Veränderungen und Problemen helfen wollen. Schon bald haben sie ihre ersten Klienten, denen sie unter die Arme greifen sollen. Aber wie steht es eigentlich mit Juliettes eigenem Glück?
Lorraine Fouchet hat mit „Die Glücksagentur“ einen unterhaltsamen, gefühlvollen und gleichsam poetischen Roman vorgelegt, der von der feinsinnigen und atmosphärischen Erzählweise der Autorin lebt. Der Leser darf den Umbruch in Juliettes Leben und den Neuanfang hautnah miterleben, wobei er ihr unsichtbar über die Schulter schauen darf, ihre Eingewöhnungsschwierigkeiten miterlebt sowie die zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb der Dorfgemeinschaft beobachten kann. Durch wechselnde Perspektiven erhält der Leser einen sehr guten Rundumblick nicht nur über Juliette und ihre Gedanken- und Gefühlswelt, sondern auch über einige Dorfbewohner, Freunde, Nachbarn, deren Probleme und Wünsche durch die neu gegründete Agentur Gestalt annehmen und erfüllt bzw. gelöst werden wollen. Dabei erlebt der Leser nicht nur allerlei Dramen, sondern das Leben in dem kleinen Dorf entbehrt auch nicht einer gewissen Situationskomik. Der Autorin gelingt es sehr gut, nicht nur die einzelnen Konflikte der Menschen zu beschreiben, sondern auch mit einer gewissen Empathie und Respekt den Lebensweg von Juliette aufzuzeigen, die immer wieder so viel Mut beweist, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben.
Die Charaktere sind liebevoll mit Leben versehen worden und realistisch sowie authentisch. Der Leser fühlt sich in ihrer Mitte gleich wohl, wirken sie doch der Realität entsprungen. Juliette ist eine Frau, der das Schicksal schon früh harte Prüfungen auferlegt hat. Doch sie hat sich durchgekämpft und ist ihrer Verantwortung voll bewusst. Unermüdlich und liebevoll hält sie ihre kleine Familie zusammen, beweist Kraft und Stärke in allen Lebenslagen, steckt immer wieder für das Wohl anderer zurück. Dabei bleibt ihr eigenes Leben etwas auf der Strecke, so dass man ihr einfach wünscht, endlich wieder eine gewisse Leichtigkeit spüren zu dürfen und sich auch mal fallen zu lassen. Auch Sarah, Aurélien und Alice sowie Jeanne, Pierre, Florian und Nicolas geben der Geschichte viel Leben und machen sie bunt und abwechslungsreich.
„Die Glücksagentur“ ist wohl eines der ersten Romane der Autorin, kann aber durch die schöne und warmherzige Erzählweise ebenso überzeugen wie ihre neueren Werke. Authentische Charaktere und der gute Blick für Menschen und ihre Befindlichkeiten werden in diesem Buch wunderbar herausgestellt. Verdiente Leseempfehlung für eine schöne Lektüre!

Veröffentlicht am 11.05.2019

Wo bleibt das eigene Leben?

Ein Sommerhaus in Cornwall
0

Seit dem Tod ihrer Eltern vor 3 Jahren ist die 21-jährige Pippa für ihre vier Geschwister der Elternersatz und kümmert sich zusätzlich um die Farm und die Vermietung der Feriencottages. Während sie immer ...

Seit dem Tod ihrer Eltern vor 3 Jahren ist die 21-jährige Pippa für ihre vier Geschwister der Elternersatz und kümmert sich zusätzlich um die Farm und die Vermietung der Feriencottages. Während sie immer wieder durch das Jugendamt kontrolliert wird, hat sie mit dem 18-jährigen Patrick, den 9-jährigen Zwillingen Daisy und Lily und dem 3-jährigen Scotty alle Hände voll zu tun. Für ihre eigenen Interessen bleibt da keine Minute übrig, ein Wunder, dass sie das alles überhaupt irgendwie gewuppt kriegt. Doch dann begegnet sie dem charmanten Ben, der selbst gerade etwas Abstand sucht und bestimmt keinen Familienanschluss. Aber es kommt bekanntlich immer anders, als man denkt….
Debbie Johnson hat mit „Ein Sommerhaus in Cornwall“ einen kurzweiligen und unterhaltsamen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist locker-leicht und lässt den Leser schnell in der idyllischen englischen Landschaft Fuß fassen, um dort anhand wechselnder Perspektiven sowohl Pippa als auch Ben näher kennenzulernen und ihnen auf Schritt und Tritt zu folgen. Die Autorin lässt den Leser in die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer Protagonisten hineinsehen und ihre Überlegungen nachvollziehen. Sehr realitätsnah beschreibt sie den harten Alltag der jungen Pippa, die schon in jungem Alter nicht nur ein schmerzvolles Schicksal schultern musste, sondern auch eine sehr große Verantwortung für ihre Geschwister sowie den elterlichen Betrieb übernommen hat. Das ringt dem Leser einiges an Bewunderung und Respekt ab, gleichzeitig fragt man sich, wann Pippas eignes Leben eigentlich stattfinden soll bei all den Verpflichtungen, wobei sie nie den Mut verliert und wie ein Fels in der Brandung wirkt. Die farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen sind der Autorin gut gelungen, so dass man die malerische Gegend bei der Lektüre regelrecht vor Augen hat.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und wirken aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften lebendig und glaubwürdig. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen. Pippa ist noch eine recht junge Frau, die sich bereits seit Jahren um den Haushalt einer 5-köpfigen Familie nebst Verdienstquelle und die gesamten Tiere kümmert. Sie hat eine bestimmende und etwas herrische Art an sich, die aber bei ihren jüngeren Geschwistern vonnöten ist. Sie laviert sich durch den Alltag, ist freundlich, offen, ehrlich und eine echte Arbeitsbiene, bei der man sich fragt, wann sie vor Erschöpfung zusammenklappt. Bei ihr denkt man automatisch an das berühmte Duracell-Häschen, das irgendwann aufgrund leerer Batterien aus den Schuhen kippt. Dabei ist sie in einem Alter, wo sie eigentlich das Leben und ihre eigenen Träume verwirklichen sollte, anstatt diese Bürde auf den Schultern zu haben, bei der sie immer wieder zurückstecken muss. Ben ist ein netter Kerl, der selbst so einiges zu verdauen hat. Er ist sowohl attraktiv als auch freundlich, aber er hat auch seine geheimnisvollen Seiten. Allerdings besitzt er eine durchaus verständnisvolle Seite, die ihn sehr anziehend macht. Ergänzend bringen sich Patrick, Scotty und die Zwillinge so in die Geschichte ein, um die Handlung in ihrer Glaubwürdigkeit zu unterstützen.
„Ein Sommerhaus in Cornwall“ ist eine durchweg unterhaltsame, aber auch nachdenklich stimmende Geschichte. Sie ist nicht übermäßig spannend, aber liebevoll erzählt und öffnet einem die Augen über Menschen, die das Schicksal von Pippa teilen. Verdiente Empfehlung!

Veröffentlicht am 10.05.2019

Spannungsgeladene irische Geheimnisse

Das geheime Turmzimmer
0

Für Carragh Ryan geht ein Traum in Erfüllung, denn sie hat den Auftrag, die Bibliothek der irischen Burg Deeprath Castle zu archivieren. Auf der Burg angekommen, lernt sie mit Lord Aidan Gallagher einen ...

Für Carragh Ryan geht ein Traum in Erfüllung, denn sie hat den Auftrag, die Bibliothek der irischen Burg Deeprath Castle zu archivieren. Auf der Burg angekommen, lernt sie mit Lord Aidan Gallagher einen Familienangehörigen kennen, bei dem sich Schmetterlinge in ihrem Bauch breit machen und ihr Herz aus dem Takt gerät. Aber auch ihr Auftrag weiß zu faszinieren, denn bei ihrer Arbeit stößt sie auf die merkwürdigen Todesfälle von Aidans Eltern und ein altes Tagebuch mit Geheimnissen, die vielleicht lieber verborgen bleiben würden, Carragh aber in ihren Bann ziehen. Neugierig stöbert sie immer tiefer in der Geschichte der alten Burg und seiner Bewohner, wobei sie am Ende selbst eine Überraschung erlebt…
Laura Andersen hat mit „Das geheime Turmzimmer“ einen spannenden und sehr unterhaltsamen Roman vorgelegt, der neben Familiengeheimnissen auch kriminalistische und mystische Elemente in sich vereint. Der Erzählstil ist flüssig und fesselnd, der Leser wird regelrecht in die Geschichte hineingesogen, wo er sich in einem wunderschönen und geheimnisvollen Landschaftssetting niederlassen kann, um Carragh bei ihren Aufgaben zu beobachten und den alten Geheimnissen nach und nach auf die Spur zu kommen. Neben den sehr farbenfrohen Beschreibungen der Örtlichkeiten lässt die Autorin auch durch wechselnde Erzählperspektiven und verschiedene Zeitzonen die Spannung während der Handlung immer weiter steigen und den Leser verschiedene Blickwinkel sowie eine alte Legende kennenlernen. Durch geschickte Wendungen wird der Leser zudem dazu aufgefordert, die Geschichte immer wieder neu zu überdenken und verschiedene Auflösungswege in Betracht zu ziehen. Zudem verwebt die Autorin mit Fingerspitzengefühl ihre Familiengeschichte mit Krimielementen, so dass es hier auch um die Aufklärung von alten Mordfällen geht und der Leser konstant bei der Stange bleibt.
Die Charaktere sind interessant und individuell angelegt und mit Leben versehen. Der Leser kann an verschiedene Seiten schlüpfen, die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten und miträtseln, denn niemand der Protagonisten lässt sich einfach in die Karten schauen. Carragh ist eine sympathische Frau, die sich mit Begeisterung in ihre Arbeit stürzt. Sie besitzt eine gute Spürnase, so dass sie schon bald mitten in ein Wespennest stochert. Carragh ist offen, ehrlich und gewissenhaft. Aber sie ist auch eine Träumerin und ahnt noch nicht, wie sehr die von ihr erforschte Geschichte ihr Schicksal wird. Lord Aidan ist ein charmanter Mann mit einigem Selbstvertrauen. Er ist aber teilweise auch zeitweilig undurchschaubar, was ihn geheimnisvoll und gleichzeitig anziehend wirken lässt. Ebenso überzeugen die weiteren Protagonisten wie z.B. die Polizistin McKenna, die der Handlung zusätzliche Spannungsmomente verleihen.
„Das geheime Turmzimmer“ hat alles, was sich ein Leserherz wünscht: Familiengeheimnisse, ein tolles Setting, Krimielemente und auch ein bisschen Liebe. Alles zusammen hat hier eine gelungene Mischung ergeben, die Suchtpotential hat. Verdiente Leseempfehlung für sehr unterhaltsame Lektüre!

Veröffentlicht am 05.05.2019

Appuntamento italiano

Marina, Marina
0

Der kleine Küstenort Sant’Amato an der italienischen Riviera ist der Schauplatz für die Ortsbewohner, an dem es zu Beginn der 60er Jahren recht turbulent zugeht. Vor allem dreht sich vieles um Marina, ...

Der kleine Küstenort Sant’Amato an der italienischen Riviera ist der Schauplatz für die Ortsbewohner, an dem es zu Beginn der 60er Jahren recht turbulent zugeht. Vor allem dreht sich vieles um Marina, die Frau des Dorffriseurs und die Mutter von Ninos bestem Freund. Nino ist 13 Jahre alt und rettungslos in Marina verliebt, die denkt allerdings bei seinem anonymen Geschenk, der Schallplatte „Marina, Marina“ von Rocco Granata, an einen völlig anderen und beginnt ein Tête-à-Tête mit dem angesehensten Mann des Dorfes: Ninos Vater Daniele. Dass das nicht unbemerkt bleibt in solch einer kleinen Dorfgemeinschaft, versteht sich von selbst. Und die Folgen sind nicht vorhersehbar…
Mit „Marina, Marina“ hat Grit Landau einen zauberhaften Unterhaltungsroman vorgelegt, der den Leser nach Bella Italia und in eine Zeit entführt, die noch eine gewisse Leichtigkeit besaß, obwohl der Krieg erst etwas mehr als ein Jahrzehnt vorbei und das Leben der Menschen nicht einfach war. Mit locker-flüssigem, atmosphärischem Erzählstil, der oftmals auch leicht poetisch anklingt, lässt die Autorin den Leser in die 60er Jahre zurückreisen, die von Erinnerungen an Italienurlaube und Eiscreme am Meer geprägt sind, an lange Autobahnfahrten auf der Rückbank eines VW-Käfers, um die italienische Küste per Nachtfahrt zu erreichen. Dabei lässt sie als Überschrift der Kapitel altbekannte italienische Hits wiederauferstehen, die man während der Lektüre im Ohr hat und leise mit summt. Die Geschichte erstreckt sich über die Jahre 1960 bis 1968, aber auch ein Ausflug ins 80er Jahrzehnt ist dabei . Wunderbar verwebt Landau geheimnisvoll die zwischenmenschlichen Beziehungen in dem kleinen fiktiven Ort Sant’Amato, lässt den Leser selbst rätseln, bis sie wieder ein Puzzlestück aufdeckt. Dabei lässt sie den geschichtlichen Hintergrund über die Partisanenkämpfe und das Kriegsgeschehen des Zweiten Weltkrieges vorbeiziehen, gibt Einblick in die Sorgen und Nöte der Dorfbewohner und dem Leser so die Möglichkeit, sich in vielen Häusern und Familien umzusehen. Die schöne Ausstattung des Buches sollte ebenfalls erwähnt werden, denn mit einem Glossar der italienischen Redewendungen, einigen Rezepten sowie einer Personenübersicht bleibt kein Leserwunsch offen.
Die Charaktere sind so liebevoll wie individuell gestaltet und lässt dem Leser einige Möglichkeiten, sich mit der teils skurrilen Dorfbevölkerung einzulassen, sich immer wieder eine neue Familie oder einen neuen Protagonisten zu suchen, dessen Schicksal gerade Thema ist. Nino erlebt gerade die erste große Liebe, wenn sie auch unerreichbar ist. Sein Vater Daniele ist ein erfolgreicher und angesehener Mann, selbstsicher und charmant auf seine Art. Das schüchtert Nino ein, obwohl er genauso sein möchte. Zärtlich wirbt er, doch er wird nicht erhört. Marina ist mit einem liebevollen, aber viel älteren Mann seit 15 Jahren verheiratet. Sie träumt aber immer noch von einem besseren Leben, dabei geht es ihr nicht schlecht. Ob Benno, die alte Sofia oder einer der anderen Protagonisten, sie alle überzeugen auf ihre ganz eigene Art und Weise mit ihren Auftritten in diesem Sommertraum.
„Marina, Marina“ ist ein wunderbarer Unterhaltungsroman, der die Erinnerung an längst vergangene Ferientage an der italienischen Riviera wieder lebendig werden lässt. Schön miteinander verwebte Alltagsdramen und –träumereien lassen die Lektüre kurzweilig und vor allem nostalgisch werden. Absolute Leseempfehlung für den Trip in die Vergangenheit!

Veröffentlicht am 05.05.2019

Wunderbares Kopfkino

Wo der Tag beginnt
0

1835. Die Zukunft mit ihrem Liebsten David Mühlen hatte sich die Krankenschwester Ruth Helwig eigentlich anders vorgestellt, doch folgt sie ihm auf die Chatham Inseln nach Neuseeland, wo David es als seine ...

1835. Die Zukunft mit ihrem Liebsten David Mühlen hatte sich die Krankenschwester Ruth Helwig eigentlich anders vorgestellt, doch folgt sie ihm auf die Chatham Inseln nach Neuseeland, wo David es als seine christliche Pflicht ansieht, mit Gleichgesinnten den Glauben unter den Moriori und den Maori zu verbreiten. Ruth gewinnt mit Hilfe von zwei weiteren Krankenschwestern langsam den Respekt und das Vertrauen der Maori. Doch sie haben nicht damit gerechnet, dass es unter den beiden einheimischen Stämmen zu einer Invasion kommt, die nicht nur grausam und gewalttätig ist, sondern im Zuge dessen der Überlebenden des Stammes der Moriori auch noch versklavt werden. Die Moriori-Häuptlingstochter Kimi wird als wertvolle Gefangene von den Maori verschleppt. Die Unruhen nehmen allerdings kein Ende und schon bald kommt es zu einem schrecklichen Ausbruch…
Sarah Lark hat mit „Wo der Tag beginnt“ einen wunderbaren und farbenprächtigen historischen Roman vorgelegt, der den Leser nach Neuseeland entführt, um dort an der Seite der deutschen Ruth und der Moriori Kimi den Kampf zwischen einheimischen Urvölkern zu mitzuerleben und das Schicksal der beiden so unterschiedlichen Frauen zu beobachten. Überhaupt sind sowohl Ruth als auch Kimi sehr starke Protagonistinnen, die sich ihren Platz sehr hart erkämpfen müssen. Dier Schreibstil ist flüssig, bildgewaltig und gefühlvoll, die Autorin versteht es hervorragend, dem Leser die fremde Kultur mit ihren Ritualen und Lebensgewohnheiten der beiden neuseeländischen Urstämme nahe zu bringen und dabei durch tolle Landschaftsbeschreibungen das Kopfkino einzuschalten. Während sich die Moriori an das Gesetz der Gastfreundschaft und des Friedens hielten sowie die Natur zu schätzen wussten, lebten die Maori nach der Maxime der Eroberung und des Kampfes, um ihre Bereiche zu vergrößern. Ebenso geschickt verknüpft die Autorin Informationen über das Missionarswesen in Neuseeland mit ihrer Handlung. So darf der Leser nicht nur eine unterhaltsame und farbenfrohe Geschichte lesen, sondern auch noch einiges an geschichtlichem Hintergrundwissen mitnehmen.
Die Charaktere sind sehr individuell ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Durch ihre Individualität und ihren Facettenreichtum bestechen sie mit Glaubwürdigkeit und Authentizität. Dem Leser wird ein breites Spektrum geboten, um seine Sympathien zu verteilen. Ruth ist eine mutige und starke Frau, die für ihre Liebe kämpft und alles dafür tut, den Mann ihres Herzens zu gewinnen. Sie wirkt furchtlos und unerschrocken, ist hilfsbereit und einfühlsam. Kimi ist eine junge Frau, die aufgrund ihrer Stellung ein Hoffnungsträger für ihr Volk ist, was sehr viel Verantwortung bedeutet. In ihrer Gefangenschaft beweist sie Mut und Stärke für ihr relativ junges Alter. David Mühlen ist ein sehr gläubiger Mann, der jedoch keinerlei Bodenhaftung besitzt. Er wirkt abgehoben und nicht von dieser Welt. Er ist unfähig, wahre Gefühle zu zeigen oder jemanden nahe an sich heranzulassen. Brandon ist ein tatkräftiger Mann, der Sicherheit und Geborgenheit bietet. Mit seiner offenen und ehrlichen Art gewinnt er schnell das Leserherz. Auch die weiteren Protagonisten überzeugen mit ihren Auftritten und machen die ganze Geschichte zu einem wunderbaren Leseerlebnis.
Mit „Wo der Tag beginnt“ beweist Sarah Lark einmal mehr ihr Können, große Geschichten zu erzählen, die den Leser mit auf Reisen nehmen und bei denen man während der Handlung noch so einiges lernen kann. Wunderbar kurzweilig geschrieben und mit Kopfkino-Garantie. Absolut verdiente Leseempfehlung!