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Veröffentlicht am 09.07.2020

Spannender Psychothriller

Asklepios
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Der Thriller „Askelepios“ von Charlotte Charonne ist schockierend, mitfühlend, berührend und spannend bis zum letzten Wort.
Mal wieder blicken wir tief in die Abgründe der menschlichen Seele. Man ist sich ...

Der Thriller „Askelepios“ von Charlotte Charonne ist schockierend, mitfühlend, berührend und spannend bis zum letzten Wort.
Mal wieder blicken wir tief in die Abgründe der menschlichen Seele. Man ist sich nicht sicher, wer gut oder böse ist. Alles verschwimmt zu einer grauen Maße. Es herrscht eine düstere Stimmung vor, die perfekt zum Thema passt.

Klappentext:
Ein pädophiler Mörder. Ein Gott der Heilkunst. Eine perfide Therapie.
Als die fünfjährige Emma entführt und brutal ermordet wird, zerbricht das Leben ihrer Familie. Kaum haben die Angehörigen sich mühsam eine neue Existenz aufgebaut, wird Emmas Mörder aus dem Gefängnis entlassen und verschwindet kurz darauf spurlos. Hat er wieder ein Mädchen in seiner Gewalt? Wurde er entführt? Wer außer Emmas Familie hätte einen Grund zur Vergeltung? Um die Kommissare Ruby und Spike legt sich ein Netz aus Lügen und Geheimnissen. Während das Ermittlerduo die Fäden entwirrt, befindet sich Emmas Mörder in der Hand von Asklepios, dem Gott der Heilkunst, der ihn einer perfiden Therapie unterzieht ...

Meinung:
Ich war mir erst gar nicht so sicher, ob der Thriller etwas für mich ist, weil ich Angst hatte, es wird sich zu sehr auf den Missbrauch des Kindes konzentriert, aber folgende Worte der Autorin haben mich da sehr beruhigt:
„Dieser Roman ist nicht für Leser geeignet, die brutale und blutrünstige Unterhaltung lieben. Von Szenen, die Kindesmissbrauch oder Vergewaltigungen beschreiben, distanziere ich mich ausdrücklich. #Asklepios vergeht sich lediglich an einem Mann. Sorry, guys!“

Das Buch lässt sich leicht lesen, man fliegt nur so durch die Seiten. Gestützt wird alles durch einen packenden, elektrisierenden und poetischen Schreibstil.
Großartig ist auch, wie die Autorin mit dem Verbrechen umgeht, so ergreift sie keine Partei. Man kann als Leser/Leserin selbst entscheiden, wie man zu den Vorkommnissen steht. Die Empathie steht im Fokus, nicht die Rache.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Innenleben der Charaktere und nicht auf den Taten selbst. Es werden keine blutigen, grausamen Einzelheiten beschreiben. Daher ist das Buch auch für alle geeignet, die gerne unblutige, aber psychologische Thriller lesen.
Die Figuren sind authentisch, tiefgründig und gut ausgearbeitet. Die Autorin stellt die Emotionalität der Figuren, die Ängste und Hoffnungen sehr gut dar.
Interessant ist auch der Perspektivwechsel zwischen den Ermittlern Ruby und Spike, den trauernden Eltern und dem Mörder, die einem erlauben tiefer in die Psyche der Figuren vorzudringen.

Ein Highlight ist außerdem die Rätselarbeit: Es gilt herauszufinden, wer Asklepios wirklich ist. Wobei man von der Autorin auch immer wieder in die Irre geführt wird.
Abgerundet wird alles durch eine enorme Genauigkeit und Detailarbeit bei den medizinischen Belangen.

Fazit: Ein fesselnder medizinischer Thriller, der sehr gut geschrieben ist, einen zum Nachdenken bringt, aber auch unterhält.

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Veröffentlicht am 08.07.2020

Mehr als nur ein Freibad

Im Freibad
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Der Roman „Im Freibad“ von Libby Page, aus dem Ullstein Verlag, habe ich mir letztes Jahr gekauft und jetzt endlich gelesen und ich wünschte, es bereits früher getan zu haben. Es ist so ein berührender ...

Der Roman „Im Freibad“ von Libby Page, aus dem Ullstein Verlag, habe ich mir letztes Jahr gekauft und jetzt endlich gelesen und ich wünschte, es bereits früher getan zu haben. Es ist so ein berührender Sommerroman.

Klappentext:

Wer sein Leben ändern will, muss auch mal außerhalb der Bahnen schwimmen

Rosemary hat ihr ganzes Leben in Brixton verbracht. Jetzt ändert sich alles, was ihr vertraut ist. Die Bücherei, in der sie gearbeitet hat, schließt. Aus dem Gemüseladen ist eine hippe Bar geworden. Ihr geliebter Mann George ist gestorben. Und das Freibad, in dem sie seit über 60 Jahren jeden Morgen schwimmt, soll Eigentumswohnungen weichen.
Kate fühlt sich einsam in London. Als sie über Rosemarys Freibad für die Zeitung schreiben soll, öffnet sich ihr eine neue Welt. Kate zeigt sich nicht gerne im Badeanzug, aber mit Rosemarys Hilfe überwindet sie ihre Schüchternheit. Kate und Rosemary werden Freundinnen und beschließen, gemeinsam das Freibad zu retten. Denn der Pool ist mehr als ein Ort zum Schwimmen – er ist das Herz der Nachbarschaft.

Meinung:
Die Geschichte ist berührend, tiefsinnig, melancholisch und verdeutlicht wie essentiell Freundschaft sowie Familie ist und vor allem wie bedeutend es ist für etwas zu kämpfen, das einem wichtig ist! Und wie viel man als einzelner, aber besonders als Gemeinschaft bewegen kann. Es geht um alterslose Freundschaft, Familie, Zusammenhalt, die große Liebe, um Verlust, die Endlichkeit des Lebens und die Schnelllebigkeit.

Die Erzählperspektive wechselt zwischen Kate und Rosemary, wobei man auch Rosemarys Vergangenheit immer besser kennenlernt z.B., wie sie ihren Mann getroffen hat, heimlich mit ihm nachts ins Freibad eingestiegen ist, ihn geheiratet hat und vieles mehr. Auch die anderen Charaktere der Nachbarschaft sind vielschichtig, bunt und liebenswert. Es ist wunderbar zu beobachten, wie sie alle zusammenhalten und wie sehr Rosemary und ihr Mann auch ihr Leben geprägt haben.

Es ist so berührend wie Rosemary und Kate sich gegenseitig retten und zurück ins Leben holen und faszinierend, wie ein einfaches Freibad so viele Menschen geprägt hat sowie wie alles miteinander verbunden ist.

Fazit:
Das ist der perfekte Sommerroman, für alle, die atmosphärische Romane lieben, die tiefgründig sind, unterhalten und außergewöhnliche Charaktere bieten. Der perfekte Roman, um virtuelle abzutauchen, ohne ins Freibad gehen zu müssen.

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Veröffentlicht am 25.06.2020

Spannende, reale Fälle aus dem Leben eines Strafverteidigers

Verbrechen
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Schon lange bin ich Fan von Schirachs Werken. Er ist einer meiner liebsten Gegenwartsautoren und auch dieses Buch hat mich wieder vollkommen begeistert. Das Buch ist so fesselnd, dass ich es in einem Rutsch ...

Schon lange bin ich Fan von Schirachs Werken. Er ist einer meiner liebsten Gegenwartsautoren und auch dieses Buch hat mich wieder vollkommen begeistert. Das Buch ist so fesselnd, dass ich es in einem Rutsch durchgelesen habe.

Klappentext:
Ein angesehener, freundlicher Herr, Doktor der Medizin, erschlägt nach vierzig Ehejahren seine Frau mit einer Axt. Er zerlegt sie, bevor er schließlich die Polizei informiert. Sein Geständnis ist ebenso außergewöhnlich wie seine Strafe ... Ein Mann raubt eine Bank aus, und so unglaublich das klingt: Er hat gute Gründe. Gegen jede Wahrscheinlichkeit wird er von der Justiz an Leib und Seele gerettet ... Eine junge Frau tötet ihren Bruder. Aus Liebe.

Meinung:

Schirach berichtet in elf Geschichten spannend über seine Erfahrungen als Strafverteidiger. Es sind einzelne Kriminalgeschichten, die sehr divergiert sind: Es geht um das grausame Ende einer Ehe, um einen kuriosen Diebstahl, Prostitution, Drogen, Kannibalismus, grausame Eltern und viele andere Taten.

Die Geschichten schockieren, sie berühren, gehen unter die Hat und hallen nach. Es ist unfassbar, dass sie real sind und zu was Menschen in der Lage sind und vor allem auch was ein Verteidiger so auszuhalten hat.

Dabei werden immer wieder interessante Fakten über das deutsche Rechtssystem, insbesondere von Prozessverläufen erläutert. Man lernt viel und ist oft sehr erstaunt.

Auch rechtsphilosophische Probleme werden diskutiert wie die Frage nach dem Sinn von "Strafe", Moral, Schuld und Unschuld. Mal wieder, wird ersichtlich, dass schwarz und weiß nicht wirklich existieren.

Der Schreibstil des Autors ist scharfsinnig, intelligent, eloquent, sachlich, fast schon kühl. Er lässt dem Lesenden den Raum für seine eigene Wertung, er manipuliert ihn nicht und regt ihn dazu an, sich selbst Gedanken zu machen – den Geschichten nachzuspüren.

Fazit:

Ein kluges, spannendes Buch, eines grandiosen Erzählers. Unbedingt lesen!
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Veröffentlicht am 22.06.2020

Interessanter und vielschichtiger Roman über das Schicksal eines kleinen Internats in der Nordsee in der Zeit der NS-Zeit.

Die Schule am Meer
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Juist, 1925: Tatkräftig und voller Ideale gründet eine Gruppe von Lehrern am äußersten Rand der Weimarer Republik ein ganz besonderes Internat. Mit eigenen Gärten, Seewasseraquarien und Theaterhalle. Es ...

Juist, 1925: Tatkräftig und voller Ideale gründet eine Gruppe von Lehrern am äußersten Rand der Weimarer Republik ein ganz besonderes Internat. Mit eigenen Gärten, Seewasseraquarien und Theaterhalle. Es ist eine eingeschworene Gemeinschaft: die jüdische Lehrerin Anni Reiner, der Musikpädagoge Eduard Zuckmayer, der zehnjährige Maximilian, der sich mit dem Gruppenzwang manchmal schwer tut, sowie die resolute Insulanerin Kea, die in der Küche das Sagen hat. Doch das Klima an der Küste ist hart in jeder Hinsicht, und schon bald nehmen die Spannungen zu zwischen den Lehrkräften und mit den Insulanern, bei denen die Schule als Hort für Juden und Kommunisten verschrien ist. Im katastrophalen Eiswinter von 1929 ist die Insel wochenlang von der Außenwelt abgeschlossen. Man rückt ein wenig näher zusammen. Aber kann es Hoffnung geben, wenn der Rest der Welt auf den Abgrund zusteuert?

Meinung:

Der Roman „Die Schule am Meer“ von Sandra Lübkes, aus dem Rowohlt Verlag, ist eine kraftvolle, authentische und atmosphärische Erzählung über die Geschehnisse der Vorkriegszeit - bis hin zur Machtergreifung Hitlers, die am Beispiel der individuellen Erlebnisse der Charaktere an der kleinen Schule nähergebracht werden. So wird Geschichte wieder lebendig.
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Ich muss gestehen, dass ich etwas länger für das Buch gebraucht habe. Schon lange habe ich nicht mehr so ein dickes Buch gelesen und aufgrund der Thematik, muss man es zwischendurch sacken lassen.
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Eindrucksvoll schildert Lübkes diese Zeit sowohl gesellschaftlich als auch menschlich.
Der Fokus liegt hauptsächlich auf dem Leben der Schüler und Lehrer und den fortschrittlichen pädagogischen Ansätzen des Internats. Interessant fand ich auch, wie viele bekannte Persönlichkeiten sie beherbergt hat wie der Jüdin Anni Reiner, Beate Uhse oder der Sohn von Alfred Döblin.

Hervorragend wird beschrieben, wie die Situation für Juden, Kommunisten und Andersdenkende immer brenzliger wurde. Stilmittel, wie das man die Reaktion der Figuren auf dramatische Ereignisse erst im Rückblick erfährt, machen die Erzählung noch aufregender.
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Die Charaktere sind so lebendig und greifbar, als wäre die Zeit wirklich relativ. Dabei berührt vor allem die subtile Einfühlung der Gefühlswelt der Figuren. Durch die Perspektivenwechsel lernt man diese immer besser kennen und leidet mit ihnen.
Großartig ist auch, wie Lübkes die vergessene jüdische Lehrerin Anni Reiner, die Schulleiter Martin Luserke in seiner Version der Geschichte immer totgeschwiegen hat, wieder aus der Vergessenheit holt. Anni Reiner hat mit ihrem Mann Paul die Schule mitgegründet und hat sie weitgehend finanziert. Sie muss diese frisch verwitwet mit vier Kindern verlassen, als Antisemitismus und Nationalsozialismus die "Schule am Meer" erreichen.

„Im Leben geht es nicht um Angst. Auf den Mut kommt es an.“

Außerdem ist das Buch wahnsinnig gut recherchiert und voller wahrer Begebenheiten. Die Autorin wälzte hunderte Briefe, Zeitungsausschnitte, Logbücher und Dokumente. Wunderbar ist auch, dass im Nachwort erläutert wird, was Realität und was Fiktion ist.


Dies ist ein beeindruckende Roman für alle, die historische Romane, Internatsgeschichte mögen, und sich für die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts interessieren. Sehr zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 16.06.2020

Melancholischer Roman über den Tod und wie man den Mut wiederfindet

Nach Mattias
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Der Roman „Nach Mattias“ von Peter Zantingh, aus dem Diogenes Verlag ist realistisch, ehrlich und voller tiefsinniger Augenblicke. Durch die Thematik von Tod und Trauer ist die Geschichte sehr berührend ...

Der Roman „Nach Mattias“ von Peter Zantingh, aus dem Diogenes Verlag ist realistisch, ehrlich und voller tiefsinniger Augenblicke. Durch die Thematik von Tod und Trauer ist die Geschichte sehr berührend und regt zum Nachdenken an.

Klappentext:

Amber singt bei einem Konzert gegen ihren Schmerz an; Quentin läuft Kilometer um Kilometer, um der Erinnerung zu entkommen, und Kristianne möchte die wahre Geschichte ihres Sohnes erzählen. Diese Leben und das von fünf weiteren Menschen überkreuzen sich durch Mattias’ unerwartetes Verschwinden auf schicksalhafte Weise. Wie Puzzlesteine fügen sich ihre Geschichten zu einem Abbild von Mattias und werden trotz aller Trauer zu Zeugen seiner Begeisterungsfähigkeit und seines unbeugsamen Mutes, sich dem Leben jeden Tag vorbehaltlos hinzugeben.

Meinung:

Der Autor porträtiert einfühlsam wie unterschiedlich 8 Menschen aus Mattias Umfeld mit der Trauer umgehen und schildert ihre unterschiedlichen Wege der Trauerbewältigung. Die Charaktere sind sehr unterschiedlich, authentisch und vielschichtig. Ihre Schicksale und Lebensgeschichten sind verschieden und es ist spannend zu sehen, wie jeder anders auf die Ereignisse blickt. Dabei lernt der Lesende auch immer mehr über Matthias und sein Leben.

„Trauer ist wie ein Schatten. Der richtet sich nach dem Stand der Sonne, fällt morgens anders als abends.“

Der Schreibstil ist sehr direkt und unverblümt, gepaart mit kurzen und prägnanten Sätzen. Der trockene, fast schon schwarze Humor lockert alles auf.

Dieses Buch hat viele Extras zu bieten wie eine Playlist am Ende des Buches, mit Liedern,
die den Autor während des Schreibens begleitet haben und die auch eine Rolle in den Leben der Figuren spielen. Wunderbar ist auch das Interview mit Peter Zantingh, in dem man erfährt, warum er dieses Buch geschrieben hat? Wie die Figuren entstanden sind und vieles mehr. Dadurch kann man sie noch besser verstehen.

Fazit:
„Nach Mattias“ ist ein berührender, raffinierter, leicht melancholischer Roman über den Tod und wie man den Mut wiederfindet sowie welche Spuren Menschen nach ihrem Tod hinterlassen. Klare Leseempfehlung.

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