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Veröffentlicht am 04.11.2018

Vorsicht Narrentreiben!

Narrentreiben
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Diese Rezension bezieht sich auf die im Romäusverlag erschienene dritte Auflage von 2006.
„En ermordete Villinger Narro, ausgerechnet abg’legt am Schwenninger Narre’brunne.“ – schlimmer geht es nicht. ...

Diese Rezension bezieht sich auf die im Romäusverlag erschienene dritte Auflage von 2006.
„En ermordete Villinger Narro, ausgerechnet abg’legt am Schwenninger Narre’brunne.“ – schlimmer geht es nicht. Das ruft nun schon zum vierten Mal Hubertus Hummel, Lehrer am örtlichen Romäus-Gymnasium, und den Lokaljournalisten Klaus Riesle auf den Plan. Der Fall führt die beiden Hobbyermittler mitten in die Fastnachtshochburgen Villingen, Rottweil und Elzach. Und wieder einmal empfinden sie Kommissar Müller von der Villinger Kripo als störendes Übel. Wer den Fall wohl als Erster lösen mag?
Wohl nur Ortskundige können die Brisanz dieses Falls wirklich erfassen: Zum einen ist die Fasnet den Villingern heilig, da darf niemand stören. Zum anderen besteht zwischen den beiden Teilen der Doppelstadt Villingen-Schwenningen eine alte Feindschaft, die auch durch das Zusammenlegen dieser beiden ehemals selbstständigen Städte nicht aus der Welt geschaffen wurde, zählt Villingen als alte Zähringerstadt doch zu Baden, während Schwenningen ehedem nur eine schwäbische Industriestadt war. Dass hier während der Ermittlungen immer wieder Animositäten zu Tage treten und falsche Spuren gelegt werden, ist nicht verwunderlich. Doch hier liegt auch der Knackpunkt der Geschichte: Der Fall an sich spielt zwar die ganze Zeit über eine latent wichtige Rolle und wird am Ende auch schlüssig aufgeklärt, jedoch tritt die Spannung zugunsten der traditionellen Bräuche, die insbesondere von Lehrer Hummel immer wieder auf dozierende Art und Weise erläutert werden, in den Hintergrund. Dieses ist zwar für interessierte Leser/innen durchaus aufschlussreich, aber eben wenig aufregend für Krimifreunde.
Die beiden Autoren kennen ihre Heimatstadt, das merkt man an den wirklich detaillierten Einblicken in die Stadt Villingen-Schwenningen und die schwäbisch-alemannische Fastnacht. Daneben enthält der Krimi auch viele humorvolle Elemente, wenn z.B. Hummel seiner Rheinländischen Kollegin erklärt: „Wir sind hier nicht in Köln, sondern in Villingen. Da gibt’s keine Weiberfastnacht, da feiern wir eine traditionelle, ernsthafte Fastnacht.“ oder das Ermittlerduo im Wasser landet, weil es den Hästrägern (Kostümträgern) ihre Schemen (Masken) vom Gesicht reißt; aber auch diese humorigen Einlagen versteht man oft vor allem dann, wenn man eben mit den Traditionen einigermaßen vertraut ist.
Die Sprache der beiden Autoren ist flüssig und leicht zu lesen. Speziellere Begriffe, um die ein Roman, der während der Fastnacht spielt, nicht herumkommt, werden in einem „Fasnet-Glossar“ am Ende des Buches erläutert. Dialoge sind von Zeit zu Zeit im (moderaten) Dialekt abgefasst, was hochdeutschsprechende Leser/innen vor Probleme stellen könnte, mir aber sehr gut gefällt. Zu Beginn des Buches werden die „handelnden Personen“ vorgestellt, was ebenfalls hilfreich beim Lesen ist.
Ich selber habe noch eine alte Auflage vom Romäus-Verlag gelesen, auf dessen Cover wunderbare Schemen und Larven, also Masken, abgebildet sind und im Kleingedruckten auch benannt werden. Der Piper-Verlag verzichtete bei seiner Buchauflage leider auf dieses schöne Detail.
Diesen Lokalkrimi habe ich in einem Rutsch durchgelesen, konnte als nicht mehr ganz unwissende Zugezogene eine Menge lernen, habe auch den hintergründigen Humor verstanden und fühlte mich gut unterhalten, aber ein echtes Krimi-Feeling kam einfach nicht auf.

Veröffentlicht am 04.11.2018

Wenn Wespen ausschwärmen, können sie dich töten.

Böse Seelen
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Bei „Böse Seelen“ von Linda Castillo handelt es sich um den achten Teil ihrer Amisch-Thrillerreihe rund um die Polizeichefin Kate Burkholder. Er ist 2017 bei FISCHER Taschenbuch erschienen und umfasst ...

Bei „Böse Seelen“ von Linda Castillo handelt es sich um den achten Teil ihrer Amisch-Thrillerreihe rund um die Polizeichefin Kate Burkholder. Er ist 2017 bei FISCHER Taschenbuch erschienen und umfasst 352 Seiten.
In einer abgelegenen Amisch-Gemeinde im Bundesstaat New York wird die 15-jährige Rachel Esh erfroren im Wald aufgefunden. Da sich zudem noch andere Ungereimtheiten ereignen, sich die Amisch-Anghörigen aber in Schweigen hüllen und die Kooperation mit den „englischen“ Behörden verweigern, wird Kate, selbst ehemalige Amische, um Mithilfe gebeten: Sie soll undercover ermitteln. Dabei sticht sie in ein Wespennest, was sie selbst in Lebensgefahr bringt.
Wer die Vorgängerbände schon kennt, trifft hier auf eine Reihe bekannter Gesichter. Für diejenigen, die neu in diese Reihe hineinschnuppern wollen, werden die Protagonisten, allen voran Kate und ihr Lebensgefährte, John Tomasetti, zu Beginn ausführlich vorgestellt. Überhaupt gilt für alle Charaktere, dass sie sehr lebensnah und menschlich gezeichnet sind – mit Schwächen und Stärken, was das Buch zugleich zu einem Einblick in die menschliche Psyche werden lässt.
Ich selbst habe beim Lesen jedoch Pickles, Glock, Skid, Mona und Kates restliches Team schmerzlich vermisst, da sie diese Thriller immer wieder mit einer Prise Humor würzen.
Castillos Thriller laufen im Grunde nach demselben Schema ab: In einem Prolog wird ein Verbrechen in der Welt der Amischen begangen, es wird in der Amisch-Gemeinde recherchiert, wobei der Leser wirklich eindrückliche Einblicke in die Welt dieser religiösen Gruppe erhält, und am Ende zeigt sich, dass auch bei diesen zurückgezogen und nach strengen religiösen und moralischen Maßstäben Lebenden nicht nur eitel Sonnenschein herrscht. Trotzdem gelingt es der Autorin immer wieder, und so auch hier, die Leser/innen durch unvorhergesehene Wendungen und, vor alllem, dramatische Szenen in ihren Bann zu ziehen. In diesem Roman hat es allerdings bis zur zweiten Hälfte des Buches gedauert, bis es ihr bei mir gelungen ist. Der Anfang dümpelt eher so allmählich vor sich hin, indem die Vorbereitungen für den Einsatz geschildert werden, und erscheint mir persönlich recht langatmig.
Bei der Auflösung des Falls greift Castillo auf ein populäres und in den letzten zwanzig Jahren höchst aktuelles Thema zurück (mehr sei hier nicht verraten), das sie allerdings in eine Welt verlegt, die diesem eigentlich zuwider laufen sollte. Auf der einen Seite ist dieses interessant, an manchen Stellen habe ich jedoch das Gefühl, dass sich in der amischen Gesellschaft alles Böse der Welt potenziert. Zu ihrer Verteidigung sei jedoch hinzugefügt, dass Castillo auch die positiven Seiten dieser kleinen Religionsgemeinschaft hervorhebt, wenn sie Kate z.B. am Ende sagen lässt, sie vermisse das Gefühl von Zugehörigkeit, Solidarität und Freundschaft, die in dieser Gesellschaft noch herrschten.
Die Sprache ist wie immer flüssig und flott zu lesen. Beiträge in „Pennsilfaanisch Deitsch“ sind, was für Deutschsprechende weniger nötig ist, ins Hochdeutsche übertragen und verleihen Authentizität. Die Ermittlungsarbeiten werden aus der Ich-Perspektive und in der Gegenwart geschildert, was dem Leser eine Identifikation und das Eintauchen ins Geschehen erleichtert. Auch die Beschreibungen von Landschaft und Menschen sind sehr atmosphärisch und dicht, die Leser/innen werden regelrecht in die fremde Welt hineingezogen.
Insgesamt handelt es sich bei „Böse Seelen“, auch wenn der Titel anderes verspricht, nicht um den stärksten Band aus dieser Reihe. Es dauerte recht lange, bis ich wirklich gefesselt war, und am Ende blieben noch einige offene Fragen. Trotz allem war auch dieser Thriller wieder eine informative Reise in die Welt der Amischen, wenngleich der Thrill ein bisschen auf der Strecke blieb.

Veröffentlicht am 03.11.2018

Unternehmen Rachefeldzug

Wolfs Killer
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Bei Michael Gerwiens Münchenthriller „Wolfs Killer“ handelt es sich um den letzten Teil der Thriller-Trilogie rund um den Journalisten Wolf Schneider. Er ist im Oktober 2018 im Gmeiner-Verlag erschienen ...

Bei Michael Gerwiens Münchenthriller „Wolfs Killer“ handelt es sich um den letzten Teil der Thriller-Trilogie rund um den Journalisten Wolf Schneider. Er ist im Oktober 2018 im Gmeiner-Verlag erschienen und umfasst 347 Seiten.
Nachdem seine Halbschwester, seine Frau und sein bester Freund ums Leben gekommen sind, zieht sich Wolf gemeinsam mit dem korrupten und verbrecherischen Politiker Arthur Smith nach Kuba zurück. Während deutsche und amerikanische Behörden nach ihm fahnden, versinkt er dort in einem Sumpf aus Drogen, Alkohol und Sex. Doch nachdem Arthur bei einer Schießerei ums Leben gekommen ist, beschließt der Deutsche, an seinen Kontrahenten Rache zu nehmen …
Das Buch lässt mich ein bisschen ratlos und zwiegespalten zurück.
Kurze Kapitel, sich rasch abwechselnde Kapitel und Handlungsorte lassen sich rasant lesen. Teilweise kurze, eher fragmentarische Sätze und Dialoge verleihen dem Geschehen und Lesen Tempo. Wolfs Sprache ist ebenfalls einfach und flott zu lesen, was das Buch regelrecht zu einem Pageturner werden lässt.
Auf der anderen Seite steht der Inhalt. Gleich zu Beginn sterben Akteure fast „wie die Fliegen“, was sich im Laufe des Romans zwar ein bisschen gibt, aber eines gilt das ganze Buch hindurch: „Leichen pflastern seinen Weg“. Zum Teil werden dabei Szenen auch mit ziemlich großer Brutalität gezeichnet, was nachvollziehbar ist, wenn man bedenkt, in welchem Milieu das Geschehen sich vollzieht, was aber zartbesaitete Leser/innen schon an die Nieren gehen kann. Frauen werden über weite Strecken eher als Sexobjekte betrachtet denn als Menschen, nur im Nebenbei tauchen die ein oder anderen Charaktere auf, die diesem widersprechen. Nichtsdestotrotz sorgen diese Elemente für einen durchgehenden Spannungsbogen.
Zwar scheint Wolf Schneider an sich kein schlechter Mensch zu sein, er zeigt auch Ansätze zur Selbstreflexion, aber für ihn gilt das, was für den gesamten Roman gilt: Das Böse dominiert. Protagonist/innen, die das Gute im Menschen verkörpern, bleiben am Ende auf der Strecke. Moralisch bewerten sollte man das Buch entsprechend nicht.
Für humorige Elemente sorgen der Münchener Kriminalist Anton Wallner und sein Team bzw. Freundeskreis. Hier kann man sich an einigen Stellen wirklich nur an den Kopf fassen und fragen, wie einige Menschen nur so dumm und unbedarft handeln können, was zu einigen Lachern beim Lesen führt. Aber auch wenn Victoria, eine amerikanische Agentin, mit dem Sexgebaren der sie umgebenden Machos abrechnet, denkt man: „Recht geschieht’s ihnen ja.“
Politisch und gesellschaftlich relevante Themen wie (illegaler) Waffenhandel und Drogenkartell, die in diesem Thriller eine Rolle spielen, werden durch Action auf der einen und Humor auf der anderen Seite in den Hintergrund gedrängt, was ich persönlich schade finde.
Das Buch ist zweifelslos spannungsgeladen und will in einem Rutsch gelesen werden, zumindest ging es mir so. Über den Inhalt und die Botschaft, die es transportiert, sollte man indes nicht allzu lange nachgrübeln, das frustriert nur. Leser/innen, die im Nebenbei etwas Sex, Crime und Action konsumieren möchten, werden mit diesem Werk sicher auf ihre Kosten kommen, allzu zartfühlend sollte man allerdings nicht sein. Ein Pageturner und durch seine rasch wechselnden Handlungsorte und Perspektiven, ein thrillermäßiger Roadtrip, den ich beim Lesen kaum aus der Hand legen konnte.

Veröffentlicht am 01.11.2018

Dunkle Geheimnisse im Bluthaus

Bluthaus
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Bei „Bluthaus“ von Romy Fölck handelt es sich um den zweiten Band der Kriminalromanreihe um das ungleiche Ermittlerduo Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn. Er ist 2018 bei Bastei Lübbe erschienen und umfasst ...

Bei „Bluthaus“ von Romy Fölck handelt es sich um den zweiten Band der Kriminalromanreihe um das ungleiche Ermittlerduo Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn. Er ist 2018 bei Bastei Lübbe erschienen und umfasst 316 Seiten.
Auf einem verfallenen Gehöft in der Elbmarsch wird die Leiche der ehemaligen Polizistin Catrin Conradi gefunden. Nachdem sie die Flucht angetreten hat, wird Jo, Zeugin und alte Freundin von Frida Paulsen, des Mordes verdächtigt. Also macht sich Frida allein auf den Weg, den Mord aufzuklären, was sie auf die Ostseehalbinsel Holnis führt. Parallel dazu übernimmt Bjarne Haverkamp die offiziellen Ermittlungen. Beide führen sie tief in Jos Vergangenheit und zum Bluthaus.
Der Roman beginnt gleich spannend: Im Herbst 1997 findet ein Mädchen seine ganze Familie hingerichtet vor. Rückblenden zu den Ereignissen in diesem Jahr durchziehen den ganzen Roman. Interessant ist, dass diese, im Gegensatz zum aktuellen Romangeschehen, im Präsens formuliert sind, was dem Geschehen eine bedrückende Aktualität verleiht. Schon bald wird klar, dass ein Zusammenhang zum aktuellen Mordfall besteht, in dem Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn ermitteln. Scheibchenweise werden den Leser/innen durch diese Perspektivwechsel Hinweise auf Mordmotiv und –umstand geliefert, was das Lesen zu einem spannenden Erlebnis werden lässt. Auch gelingt es der Autorin, Leser/innen und Ermittler/innen immer wieder auf falsche Fährten zu locken, sodass der Spannungsbogen den ganzen Roman über kaum abreißt. Das Ende des Romans ist dieses Mal überraschender und, wie auch schon im Vorgänger, dramatisch und actionreich gestaltet.
Da es sich bei diesem Werk insgesamt um eine Romanreihe handelt, kommt auch das Privatleben der Protagonisten als verbindende Größe nicht zu kurz. Im Gegensatz zum Vorgängerband empfinde ich das Verhältnis zwischen Kriminalfall und Privatem hier allerdings als sehr viel ausgewogener. Ob es sinnvoll war, in diesem Band Bjarnes Familie zu erweitern, werden die Nachfolgebände zeigen, wenn auf diesen Zuwachs zurückgegriffen wird. Sehr viel sympathischer erscheint mir dieses Mal Frida Paulsen, da sie gereift und erwachsener geworden ist, was sie, ebenso wie Bjarne, allerdings nicht vor Alleingängen schützt. Vor allem Fridas Alleingänge sind dasjenige Element im Roman, das mich beim Lesen immer wieder etwas mehr Realitätsnähe hat wünschen lassen.
Die Protagonisten sind allesamt sehr vielschichtig gezeichnet, und auch am Ende fällt es schwer, den Verbrechern nur Böses zuzuschreiben. Schwarzweißmalerei gibt es in diesem Roman, genau wie im echten Leben, nicht. In jedem Fall wird man animiert, mit den Charakteren mitzuleiden und mitzufühlen.
Fölcks Sprache ist schnörkellos und flüssig zu lesen, die Seiten fliegen beim Lesen einfach so dahin. Besonders die Perspektiv- und Zeitenwechsel ziehen die Leser/innen in ihren Bann. Sehr gut ist es der Verfasserin ein weiteres Mal gelungen, die Landschaften zu beschreiben und – was mir am besten gefallen hat – die Atmosphäre im Bluthaus einzufangen.
Insgesamt handelt es sich bei diesem Buch um einen wirklich spannenden Kriminalroman, der ohne Längen auskommt, von der ersten Seite an fesselt und logisch konstruiert ist. Hat mich „Totenweg“ doch ein wenig enttäuscht, so hat mich „Bluthaus“ wieder versöhnt, und ich erwarte gespannt die Nachfolgebände. Von mir gibt es auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 31.10.2018

Münsters dunkle Seite

Rotkehlchen – Todkehlchen
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Bei „Rotkehlchen – Todkehlchen. Ein Medaillon vom Prinzipalmarkt“ handelt es sich um den zehnten Fall für Sieglinde Züricher und einen Münsterkrimi von Ursula Meyer. Er ist 2018 bei Waxmann erschienen ...

Bei „Rotkehlchen – Todkehlchen. Ein Medaillon vom Prinzipalmarkt“ handelt es sich um den zehnten Fall für Sieglinde Züricher und einen Münsterkrimi von Ursula Meyer. Er ist 2018 bei Waxmann erschienen und umfasst 286 Seiten.
Zwei junge Frauen werden in ihren Wohnungen tot aufgefunden - mithilfe einer Kette mit Rotkehlchen-Anhänger erdrosselt. Schon bald entdecken Sieglinde Züricher und ihre Team, dass es zwischen den beiden Verbindungen gibt, die in ihre gemeinsame Vergangenheit führen. Als die Ermittelnden dann auch noch auf ein Internetquiz stoßen, das sie durch Münsters Museen führt, und die Kollegin Cornelia entführt wird, merken sie, dass hier ein perfides Spiel getrieben wird.
Die Handlung beginnt gleich spannend mit dem Einbruch in Walter Eibenbrincks Juweliergeschäft. Später stellt sich heraus, dass dort gestohlene Rotkehlchen-Anhänger zum Mord an zwei völlig unterschiedlichen Frauen benutzt wurden. Zwar stellen Ermittler/innen und Leser/innen rasch fest, dass es zwischen den Toten einen Zusammenhang gibt, der weit in die Kindheit zurück führt, aber dennoch gelingt es der Autorin, die Leser/innen über weite Strecken des Romans über die wahren Hintergründe im Unklaren zu lassen. Dieses animiert dazu, sich während des Lesens immer wieder über dieselben den Kopf zu zerbrechen, und wirkliche Hinweise gibt es erst im letzten Viertel des Buches. Das Ende an sich erscheint zwar logisch, doch auch leider ein bisschen konstruiert.
Das Herzstück des Krimis stellt eine Schnitzeljagd durch Münsteraner Museen dar, die zum einen viel Wissenswertes über diese Stadt vermittelt, auf der anderen Seite aber durch kryptische Botschaften auch Rätselfreunde in ihrem Element sein lässt.
Ursula Meyer führt eine ganze Reihe an Protagonisten an, was dem Leser schon einiges an Konzentration abverlangt. Durch gewollte Namenwechsel kommt es vor allem gegen Ende immer wieder zu Irritationen und Verwechslungen, doch tut dieses dem Lesespaß keinen Abbruch, wenn man „am Ball bleibt“. Die einzelnen Charaktere sind detailliert und liebevoll gezeichnet und haben auch alle ihre liebenswerte Seite. Da es sich um eine Krimireihe handelt, erhalten die Leser/innen teils recht ausführliche Einblicke in das Privatleben vor allem der Hauptermittlerin Sieglinde Züricher und ihrer Familie. Interessant bei den Münsteraner/innen in diesem Krimi ist, dass sie sich alle irgendwie und irgendwoher zu kennen scheinen, was für die Provinzhauptstadt des Münsterlandes, genau wie für das Münsterland an sich, typisch ist.
Die Autorin verwendet einen Stil, der aufgrund seiner teils langen und verschachtelten Sätze und eingehender Beschreibungen auch beim Lesen selbst Konzentration erfordert und das Erzählte teilweise etwas langatmig erscheinen lässt. Hat man sich jedoch einmal in ihren Stil eingelesen, lässt sich der Roman flüssig lesen. Hier und da entdeckt man sogar hintergründig humoristische Elemente und typische Münsteraner Ausdrücke. Auf brutale und voyeuristische Beschreibungen wird verzichtet, was der Spannung allerdings keinen Abbruch tut – genau im Gegenteil.
Mir selbst hat das Lesen sehr gut gefallen, es handelt sich bei „Rotkehlchen – Totkehlchen“ allerdings um keinen Kriminalroman, den man mal eben flott im Nebenbei konsumieren kann. Dennoch wird er Freund/innen dieses Genres und der Stadt Münster ein paar fesselnde Lesestunden bereiten. Von mir gibt es jedenfalls eine klare Leseempfehlung.