Zertrümmerung
Von Norden rollt ein DonnerSchon der Titel zeigt, in welche Richtung es geht: Das Heimatidyll der farbenprächtigen und beschaulich anmutenden Lüneburger Heide wird in diesem Roman zertrümmert und das gleich auf mehreren Ebenen. ...
Schon der Titel zeigt, in welche Richtung es geht: Das Heimatidyll der farbenprächtigen und beschaulich anmutenden Lüneburger Heide wird in diesem Roman zertrümmert und das gleich auf mehreren Ebenen. Jannes ist 19 Jahre alt und er ist Schäfer. Während seine Freunde studieren oder weggezogen sind - ebenso wie die Schwester - treibt er jeden Tag die Schnucken auf die Heideflächen und hält Ausschau. Seine Augen muss er überall haben, am Waldrand lauert vielleicht der Wolf und eine unheimliche Frau scheint ihn zu verfolgen. Zuhause muss er gemeinsam mit der Mutter sehen, dass der angeschlagene Betrieb läuft, denn sein Vater vergisst immer mehr und sein Großvater läuft mit dem Gewähr durch die Gegend. Der NDR will eine Reportage drehen und die Touristen fallen ein.
Viele Themen hat der Autor hier zusammengebracht, die mit dem Landstrich und der Familie verbunden sind. Vergangenheit und Gegenwart treffen aufeinander und man fragt sich, wie wird die Zukunft aussehen.
In einer kargen Sprache, die eher Sprachlosigkeit spiegelt, führt uns Thielemann durch die Geschichte. Geht es jedoch um die Landschaft und die Tiere findet er fast zärtliche Worte. Dennoch zieht sich - dem Titel entsprechend - eine gedämpfte, bedrohliche Atmosphäre durch den Text. Das Warten auf den Wolf wird durch das Krachen der Panzermuniton untermalt, alle 15 Minuten donnert es über der Heide.
Ein vielschichtiges Buch, das ein feines Netz aus Verweisen und Verkettungen auswirft, in dem alles Inhaltliche eingefangen wird. Sehr beeindruckend.