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Veröffentlicht am 06.01.2022

Eine wichtige Geschichte über Freundschaft, Toleranz, Menschlichkeit -nicht nur an Weihnachten

Tru & Nelle. Eine Weihnachtsgeschichte
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Darum geht‘s:
Die bekannten Schriftsteller Truman Capote (geb. 1924) und Harper Lee (geb. 1926) waren bereits als Kinder befreundet. So basiert Greg Neris Weihnachtsgeschichte „Tru und Nelle“ auf realen ...

Darum geht‘s:
Die bekannten Schriftsteller Truman Capote (geb. 1924) und Harper Lee (geb. 1926) waren bereits als Kinder befreundet. So basiert Greg Neris Weihnachtsgeschichte „Tru und Nelle“ auf realen Begebenheiten aus der gemeinsamen Kindheit in Harper Lees Geburtsort Monroeville im tiefsten Süden der USA und in der Zeit, in der die Rassentrennung den Alltag regierte.

Als Tru 11 Jahre alt war, begleitete er auf eigenen Wunsch seine Mutter und ihren neuen Lebensgefährten nach New York City. Doch seine Hoffnung auf ein harmonisches Familienleben wird zerschlagen und als er gezwungen wird, auf eine Kadettenschule zu gehen, büxt er aus und flieht zurück nach Monroeville. Aber auch dort scheint er vom Unglück verfolgt zu sein, so dass er glaubt, dass ein Fluch auf ihm liegt. Seine Freunde Nelle (Harper Lee) und Big Boy setzen alles daran, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Und zum Glück steht Weihnachten vor der Tür. Und geschehen nicht gerade an Weihnachten auch immer wieder Wunder?

So fand ich‘s:
„Wer die Nachtigall stört…“ gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern. Da konnte ich an diesem Buch auf keinen Fall einfach so vorbeigehen, ohne es mir genauer anzuschauen. Und schon auf den ersten Seiten fühlte ich mich in die Geschichte rund um Scout und Atticus zurückversetzt. Es wird schnell klar, wie ähnlich sich Scout und Harper sind und wer als Vorbild für Atticus gedient hat. 😊

Greg Neri ist es meiner Meinung nach vortrefflich gelungen, die Atmosphäre aus der damaligen Zeit aufleben zu lassen. Mein Kopfkino lief auf Hochtouren – passend dazu alles in schwarz-weiß. Allerdings war die Geschichte selbst alles andere als schwarz-weiß oder gar farblos. Im Gegenteil! Der Autor erzählt auf sehr einfühlsame und lebendige Weise die Geschichte von Kindern, die so gut wie täglich mit der Rassentrennung konfrontiert werden und nicht verstehen, wie die Erwachsenen denken und ticken.

Neben der Menschlichkeit und Toleranz als zentrale Themen bietet das Buch auch spannende Momente als Tru, Nelle und Big Boy sich als Detektive betätigen. Diese vom Autor wohldosierte Mischung hat mich dann auch komplett überzeugt. Und auch wenn die Geschichte in den 1930er Jahren spielt, hat die Grundbotschaft bis heute nichts an Aktualität verloren.

Mit dem Epilog schließt der Autor den Bogen zu „Wer die Nachtigall stört…“. Man kann dieses Buch aber auch problemlos genießen, ohne den Klassiker gelesen zu haben. Tru und Nelles Geschichte hat jedenfalls meiner Meinung nach ganz viele Leser verdient – und das nicht nur an Weihnachten.

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Veröffentlicht am 30.12.2021

Eine Fahrt ins Ungewisse - auch für Leser/Hörer

U
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Darum geht‘s:
Die Lektorin Anke Lohm ist auf dem Weg zu ihrer Freundin. Nach einer anstrengenden Bahnreise ist sie froh, dass sie nur noch fünf U-Bahn-Stationen vor sich hat. Zunächst ist sie der einzige ...

Darum geht‘s:
Die Lektorin Anke Lohm ist auf dem Weg zu ihrer Freundin. Nach einer anstrengenden Bahnreise ist sie froh, dass sie nur noch fünf U-Bahn-Stationen vor sich hat. Zunächst ist sie der einzige Fahrgast im U-Bahn-Wagon, bis ein junger Mann einsteigt und sich ausgerechnet ihr gegenübersetzt. Auf Smalltalk hat sie so gar keinen Nerv. Erleichtert stellt sie fest, dass er schon an der nächsten Haltestelle aussteigen will. Die Bahn fährt an und die Minuten vergehen… fünf, dann zehn… noch immer hat die Bahn keine Station erreicht. Je länger es dauert, umso nervöser werden die beiden Fahrgäste und langsam ahnen sie, dass in der U-Bahn nichts so ist, wie es sein sollte.

So fand ich‘s:
Es ist schon eine gruselige Vorstellung, man würde in einer U-Bahn sitzen, die nirgendwo ankommt. So freute ich mich auf spannende Hörstunden und konnte mir so gar nicht vorstellen, wohin die Geschichte führen würde. Der Autor hatte mich dann auch schon von Beginn an mit der beklemmenden Atmosphäre am Haken.

Allerdings war ich auch direkt vom Erzählstil irritiert. Als Hörer, bzw. Leser erlebt man alles aus der Sicht der Protagonistin Anke. Man liest de facto ihre Gedanken – auch in Form von Teilsätzen und Wortfetzen, was auf mich sehr holperig und abgehackt wirkte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Erzählweise für mich hätte funktionieren können, wenn ich das Buch gelesen hätte.

In diesem Hörbuch sehe ich auch tatsächlich die Sprecher als Highlight, die alle durchweg einen tollen Job gemacht haben. Durch die verschiedenen Stimmen hatte es etwas von einem Hörspiel, was gerade dieser Geschichte sehr gutgetan hat und für mich mehr zum Hörgenuss beigetragen hat als der Plot selbst.

Obwohl das Ende sehr gut zur Geschichte passt, lässt es mich doch auch etwas unzufrieden und zwiegespalten zurück. Es erschließt sich mir nicht so ganz, was der Autor uns mit seiner Geschichte sagen wollte, die sich zuerst sehr spannend aufbaute, um dann später leider ein wenig abzuflachen.

Man kann diese Erzählung durchaus auch philosophisch betrachten. Für mich war aber dafür der Fokus dann doch zu sehr auf die Spannung gerichtet und der entsprechende Gedanke kam mir dann auch erst ganz zum Schluss.

Trotzdem – und vor allem auch wegen den vier großartigen Sprechern – hatte ich eine kurzweilige Hörzeit und bin froh, heute erstmal in keine U-Bahn einsteigen zu müssen.

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Veröffentlicht am 29.12.2021

Klassisch und very british

Das Geheimnis des Schneemanns
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Darum geht‘s:
In Easterham Manor, dem Familiensitz der Restoricks, soll es einer alten Legende nach spuken. An Heiligabend möchte die Familie zusammen mit Freunden der Sache auf den Grund gehen und sie ...

Darum geht‘s:
In Easterham Manor, dem Familiensitz der Restoricks, soll es einer alten Legende nach spuken. An Heiligabend möchte die Familie zusammen mit Freunden der Sache auf den Grund gehen und sie halten eine Art Séance ab, die abrupt abgebrochen wird, als sich die Katze des Hauses wie eine verrückte aufführt und alle in Schrecken versetzt.

Die ebenfalls anwesende Clarissa lädt daraufhin ihre Cousine Georgia und ihren Gatten, den bekannten Privatdetektiv Nigel Strangeways, nach Essex ein und hofft, dass Nigel das merkwürdige Verhalten des Tieres aufklären kann. Doch schon sehr bald geht es in Easterham Manor nicht mehr nur um eine Spukgeschichte, sondern um den rätselhaften Todesfall eines Familienmitglieds. War es Selbstmord oder doch Mord? Und was haben die Katze und der Schneemann mit den sonderbaren Vorkommnissen zu tun?

So fand ich‘s:
Ich muss gestehen, dass mir Nicholas Blake kein Begriff war. Mich hat daher in erster Linie das schön aufgemachte Cover dieser Neuauflage von Klett-Clotta des bereits 1941 erschienenen Krimis neugierig gemacht. Und da mich englische Herrenhäuser mit Spukgeschichte schon immer fasziniert haben, war die Lust dann schnell geweckt, dieses Buch zu lesen.

Bereits der Einstieg hat mir sehr gut gefallen. Die Erzählweise erscheint in der heutigen Zeit möglicherweise etwas angestaubt. Doch der leicht vornehme Tonfall zusammen mit dem klaren und strukturierten Schreibstil, passen perfekt zum Setting und lassen mich als Leser sofort in die damalige „Upstairs-Gesellschaft“ eintauchen.

Die Geschichte selbst ist ein klassischer englischer Krimi, ganz im Stile von Agatha Christie. Es gibt zwar Tote, aber wenig bis gar kein Blutvergießen und schon gar keine überflüssige Gewaltdarstellung. Ein Hauch vom berühmten britischen Humor, lockert die Erzählung immer wieder Mal auf. Ich denke da zum Beispiel an den Schneemann, der eine, eigentlich gleich zwei besondere Rollen einnimmt. Welche werde ich an dieser Stelle aber auf keinen Fall verraten. 😉

Für mich ist „Das Geheimnis des Schneemanns“ die perfekte Lektüre für einen kalten Winterabend, den man eingekuschelt auf dem Sofa verbringen und spannende, aber unaufgeregte Lesestunden erleben möchte. Wer traditionelle Whodunit-Krimis mag, kommt hier jedenfalls voll auf seine Kosten.

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Veröffentlicht am 29.12.2021

Lese- und Rätselspaß in einem

Die chinesische Spiegelfalle
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Darum geht‘s:
Fridolin ist alles andere als begeistert, als er seine Mutter in einen Kunst- und Kuriositätenladen begleiten muss. Während seine Mutter eine gefühlte Ewigkeit braucht, um alles zu erledigen, ...

Darum geht‘s:
Fridolin ist alles andere als begeistert, als er seine Mutter in einen Kunst- und Kuriositätenladen begleiten muss. Während seine Mutter eine gefühlte Ewigkeit braucht, um alles zu erledigen, ist im furchtbar langweilig. Trotz des Verbots nicht rum zu stromern und erst recht nichts anzufassen, beginnt er im Laden zu stöbern. Aber was war das? Hat sich da in dem Spiegel tatsächlich etwas bewegt? Neugierig nimmt Fridolin den Spiegel genauer unter die Lupe und schwuppdiwupp zieht er ein kleines grünes Wesen daraus hervor, das sich ihm als Goblin vorstellt. Wie durch einen Zauber sind die beiden aber nun aneinandergefesselt und Fridolin muss einen Weg finden, den Goblin zurück in seine Welt zu befördern. Fridolin findet sich in einer Art Schnitzeljagd wieder, bei der knifflige Rätsel ihm den Weg zur Lösung des Problems führen könnten. Er muss jedenfalls seinen ganzen Mut zusammennehmen, um sich und den Goblin aus der Spiegelfalle zu befreien. Hierzu benötigt er jedoch auch die tatkräftige Unterstützung der Leser. Also mach mit und hilf Fridolin und Goblin aus der Patsche!

So fand ich‘s:
In diesem liebevoll gestalteten Buch werden die kleinen und etwas größeren Leser eingeladen, den Verlauf der Geschichte selbst zu gestalten. Anhand von Rätseln findet man den Weg zu immer neuen Hinweisen. Ab und an muss man auch selbst eine Entscheidung treffen, wohin man als nächstes gehen möchte.

Die Geschichte selbst ist recht einfach gehalten und der Rätselspaß liegt hier auf jeden Fall im Vordergrund. Auch wenn die Knobeleien ziemlich knifflig sein können, spricht dieses Buch wohl eher die jüngsten Leser an.

Es ist ein Lese- und Rätselspaß, den man sehr gut auch zu zweit erleben kann. Und es lässt sich auch sehr gut ein zweites Mal lesen, da man beim ersten Mal noch nicht alle Details entdecken konnte.

Ich finde das Büchlein wirklich schön gelungen. Daher gibt es auch eine klare Lese- und Rätselempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 23.12.2021

Spannende Zeitreise in die Welt der Amish

Der Himmel über Amerika - Esthers Entscheidung
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Achtung: Hier sind Spoiler zu Band 1 enthalten.

Darum geht‘s:
Pennsylvania, 1861: Rund 40 Jahre sind vergangen, seitdem Rebekka und Daniel nach dem schicksalhaften „Sommer, der keiner war“ Deutschland ...

Achtung: Hier sind Spoiler zu Band 1 enthalten.

Darum geht‘s:
Pennsylvania, 1861: Rund 40 Jahre sind vergangen, seitdem Rebekka und Daniel nach dem schicksalhaften „Sommer, der keiner war“ Deutschland verlassen haben. Ihre Familie ist gewachsen und es leben mittlerweile vier Generationen in Jacobstown, wo die beiden eine neue Heimat gefunden haben. Obwohl auch ihr Enkel Ben in tiefem Glauben aufwächst, beginnt er angesichts der Umstände, die zum Sezessionskrieg zwischen den Nord- und Südstaaten geführt haben, mit einigen Amish-Regeln zu hadern. Er sieht sich auch als gesetzestreuer Amish, der jegliche Gewalt ablehnt, in der Pflicht, sich gegen die Ungerechtigkeiten den Sklaven gegenüber zu stellen.

Auch seine Schwester Esther wird mit dem Krieg konfrontiert, als sie einen schwerverletzten Soldaten findet. Obwohl er dem Feindeslager angehört, kümmert sie sich um ihn und wird dabei von ihren Großeltern unterstützt. Esther und der fremde Soldat kommen sich immer näher und verlieben sich ineinander, wohlwissend, dass es kaum eine Chance für ihre Liebe gibt.

So fand ich‘s:
Ich hatte mich sehr auf das Wiedersehen mit liebgewonnen Figuren aus dem ersten Band gefreut und wurde keineswegs enttäuscht – im Gegenteil! Es war schön zu sehen, wie sich Rebekkas und Daniels Familie entwickelt hatte und wie die Liebe der beiden allen Widrigkeiten zum Trotz standgehalten hat. Es ist gerade auch diese Liebe und die Menschlichkeit, die die beiden den nachfolgenden Generationen weitergegeben haben. Da wundert es nicht, dass ihre Enkel Ben und Esther so viel von den Großeltern haben.

Auch im zweiten Teil dieser Saga beschreibt Karin Seemayer eindrücklich und einfühlsam, die doch sehr besondere Glaubenswelt der Amish-Leute. Gerade der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft innerhalb der Dorfgemeinschaft hat mich auch diesmal wieder sehr beeindruckt.

Der Autorin ist es zudem sehr gut gelungen, realistisch aufzuzeigen, wie es gerade für jüngere Generatioenn sein muss, wenn sie mit der Außenwelt konfrontiert werden. Der Glaube und das Verständnis für die Amish-Regeln werden in Frage gestellt und geraten ins Wanken. Für mich als Leser war es spannend mitzuerleben, wie sich Ben und Esther aufmachen, ihren eigenen, persönlichen Weg zu finden, den Glauben zu leben, ohne sich selber und die eigene Überzeugung zu verraten.

Ich habe auch diesen zweiten Band sehr gerne gelesen und habe mich trotz schwierigeren Themen in der Geschichte, die in einem angenehmen, ruhigen und doch spannenden Schreibstil erzählt wird, wohlgefühlt. Umso mehr hat mich dann die Information gefreut, dass es einen weiteren Band geben wird. „Leahs Traum“ soll im Juni 2022 erscheinen. Es ist also noch eine ganze Weile hin. Aber ich bin gespannt, was uns Karin Seemayer noch für Geschichten aus der Amish-Welt erzählen wird. Und Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude… 😊

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