Profilbild von Esme--

Esme--

Lesejury Star
offline

Esme-- ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Esme-- über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2020

Ein besonderes Buch

Immer ist ein verdammt langes Wort
0

Inhalt:

Als Rena nach einem längeren Klinikaufenthalt endlich wieder nach Hause entlassen wird, wird sie sogleich mit neuen Probleme konfrontiert. Renas Mutter, deren psychische Instabilität einen weiteren ...

Inhalt:

Als Rena nach einem längeren Klinikaufenthalt endlich wieder nach Hause entlassen wird, wird sie sogleich mit neuen Probleme konfrontiert. Renas Mutter, deren psychische Instabilität einen weiteren dramaturgischen Höhepunk erreicht, hat nicht nur ihren Job, sondern auch die gemeinsame Wohnung verloren.

Während Rena also versucht, die vorgefundene Lage zu konsolidieren und die gemeinsame Zukunft zu sichern, muss sie sich auch noch mit den Schmerzen, die mit dem Einsetzen einer künstlichen Hüfte als Folge eines Motorradunfalls verbunden sind, auseinandersetzen.

Hinzu kommt, dass Rena sich an ihren Unfall kaum noch erinnern kann. Immer wieder erinnert sie sich an einzelne Szenen, die jedoch keinerlei Sinn zu ergeben scheinen und einander widersprechen.

In anderen Worten: Ihr Leben entgleist. Dann folgt ein Plot-Twist, als sich der Junge aus dem nächsthöheren Stockwerk vorstellt. Kick gelingt es mit Humor und seiner beständigen, anpackenden Art Renas Herz für sich zu gewinnen.



Meinung:

In „Immer ist ein verdammt langes Wort“, lernt der Leser auf den ersten Seiten die Protagonistin Rena kennen, die nach einem langen Klinikaufenthalt mit diversen Problemen konfrontiert wird. Eigentlich kann sie sich den Herausforderungen der Alltagsbewältigung nicht stellen, geschweige denn, für ihre Mutter sorgen. Denn neben chronischen Schmerzen hat Rena auch mit Erinnerungslücken und Flashbacks zu kämpfen.

Nach dem Umzug in eine neue Wohnung reicht das Geld nicht mal mehr fürs Essen und dann gibt es da noch diese Gruppe voller Tunichtgute, die Rena das Leben schwer machen.

Einzig der Junge, der über ihr wohnt, ist ein Lichtblick. Kicks Augen scheinen ständig vor Freude zu leuchten. Auf jedes Problem hat er eine Lösung. Mit ihm wird der schwierige Alltag plötzlich viel leichter.

Sabine Schoder erschafft mit Kick und Rena zwei Figuren, die perfekt zusammenpassen. Nicht nur, dass es Rena und Kick gemeinsam gelingt, mit Schwierigkeiten fertigzuwerden. Auch macht es Spaß, die Gespräche der beiden, die vor spitzen Bemerkungen und zynischem Humor nur so sprühen, mitzuverfolgen.

Spannung zieht der Roman in erster Linie aus der Frage, was in der einen Nacht, in der Renas Leben innerhalb kürzester Zeit aus den Fugen geraten ist, wirklich passiert ist. Man kann das Werk durchaus dem Krimi-Genre zuschlagen.

Sabine Schoders Buch hat einen ungemein stringent konstruierten und durchdachten Aufbau und dennoch Logiklücken, die aber vernachlässigt werden können.



Fazit:

Es gibt Autoren, zu deren Büchern man greifen kann, ohne sich vorab den Klappentext durchgelesen zu haben. Qualität verkauft sich schließlich von selbst. Man weiß einfach, dass die Geschichte funktionieren wird. Sabine Schoder gehört hier her.

"Immer ist ein verdammt langes Wort" – ist ein Buch, welches die Aufmerksamkeit des Lesers einfordert. Es liegt in dessen Verantwortung, zwischen Realen und Irrfahrten einen Sinn zu finden.

Sabine Schoder schafft es, dem Leser psychische Krankheiten so nahe zu bringen, dass auch der Leser selbst zwischenzeitlich an der eigenen Vernunft zweifelt.

Das Buch scheint ein Puzzle zu sein, bei dem sich schlussendlich die vielen Einzelteile perfekt zusammen fügen lassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.08.2020

Eine Geschichte mit einem düsteren Verlauf

Luftschlösser sind schwer zu knacken
0

Inhalt:


Jonas ist allein zu Haus, als er des Nachts durch Geräusche aus dem Haus geweckt wird. Schubladen werden herausgezogen, Schränke geöffnet. Jonas Mutter ist zu Besuch bei seinem Vater in der Karibik, ...

Inhalt:


Jonas ist allein zu Haus, als er des Nachts durch Geräusche aus dem Haus geweckt wird. Schubladen werden herausgezogen, Schränke geöffnet. Jonas Mutter ist zu Besuch bei seinem Vater in der Karibik, sie kann es nicht sein, da ist er sich sicher.

Kurze Zeit später wagt sich Jonas in die Küche und ertappt die Einbrecherin auf frischer Tat. Doch dem jungen Mädchen gelingt die Flucht. Erst kurz danach begreift Jonas, dass ihm etwas Wichtiges abhanden gekommen ist: Sein Handy.

Nika arbeitet für das organisierte Verbrechen. Sie ist es, die von ihrem Onkel vorgeschickt wird, um in Wohnungen einzubrechen und dort die Autoschlüssel der Eigentümer zu klauen, damit sich ihre Cousins daraufhin deren Autos bemächtigen können. Meistens geht alles glatt, doch an diesem einen Tag war die Wohnung nicht leer, wie von ihren Auftraggebern vermutet. Dieses Mal wurde sie auf frischer Tat erwischt. Nika flieht mit dem erbeuteten Handy und obwohl sie weiß, dass ihr Onkel das Einbehalten von Diebesgut nicht duldet, unterschlägt sie dieses eine Mal ihre Beute.

Ein großer Fehler, wie sich herausstellt. Denn Jonas gelingt es sein Handy zu orten und kurze Zeit später begegnen sich Täterin und Opfer wieder ...


Meinung:

Antje Leser präsentiert mit „Luftschlösser sind schwer zu knacken“ laut Verlagsangabe eine Geschichte für Leser/innen zwischen 14 und 17 Jahren.

Mit Jonas und Nika erschafft sie zwei selbstbewusste Charaktere, deren Leben wohl niemals entspannt, sorglos oder müßig war, die sich aber dennoch nicht scheuen, Risiken einzugehen. Beide finden durch den Wohnungseinbruch zueinander. Vielleicht wäre es bei einem flüchtigen Zusammentreffen geblieben, hätte Nika nicht das Handy geklaut, auf dem Jonas selbstkomponierte Songs abgespeichert waren. Jonas bemüht das Ortungssystem seines Smartphones und nimmt die Verfolgung der Banditin auf. Immer wieder kommt es zu kurzen Zusammentreffen, diese erlauben einen Blick hinter die Fassaden. Dieser offenbart die dunklen Geheimnisse aller Beteiligten, die tief ins organisierte Verbrechen verstrickt sind.

Aus dieser Konstellation erhellt sich, was Antje Leser im Sinn hat: Eine Liebesgeschichte. Diese wird realistisch, greifbar, aber auch witzig und charmant dargestellt.

Sehr gefallen hat mir hier auch das Ende des Buches. Klug, hart und realistisch ...



Fazit:


Antje Leser hat ein Talent für realistische Milieustudien und interessante Charakterkonstellationen.

"Luftschlösser sind schwer zu knacken" ist ein Buch mit viel Tempo, Spannung und unterhaltsamen Wendungen.

Bücher aus dem Hause Magellan haben nicht selten etwas vom Öffnen einer genialen Wundertüte. Man greift hinein - und weiß bis zum Ende nie so genau, was man bekommt.

Ab der Hälfte des Buches nimmt die Geschichte auch hier eine sehr düstere Richtung. Antje Leser lässt den Leser einen Blick hinter die Kulisse werfen, in deren Abgründen es nach kleinen Schimmern von Katharsis zu suchen gilt.

Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.07.2020

Leseempfehlung!

Stolen 1: Verwoben in Liebe
0

Inhalt:

Darkenhall ist eine Schule, die sich damit rühmt, mit jeder Art von Kind fertigzuwerden. Jeder noch so unzähmbare Geist wird hier ausgetrieben. Eltern werden mit einer sozialkonformen Persönlichkeitsentwicklung ...

Inhalt:

Darkenhall ist eine Schule, die sich damit rühmt, mit jeder Art von Kind fertigzuwerden. Jeder noch so unzähmbare Geist wird hier ausgetrieben. Eltern werden mit einer sozialkonformen Persönlichkeitsentwicklung der Kinder belohnt.

Als Abby das Schulgelände betritt, weiß sie, dass Darkenhall ihre letzte Chance darstellt. Das Leben hat ihr bis jetzt eine wenig schöne Jugend in diversen Pflegefamilien bereit. Nach langen heimatlosen Jahren hat sie eine Härte entwickelt und versteckt ihren Schmerz hinter Aufmüpfigkeit. Diese soll ihr nun ausgetrieben werden.

Das Zusammentreffen mit einigen Mitschülern am ersten Tag lässt Abby hoffen. Keineswegs sind die Schüler, die ihr hier bislang begegnet sind, perfekt. Mit ihrem Zeichenblock und einem Stift bewaffnet, überbrückt Abby die erste Wartezeit. Ihr Motiv stellt ein Junge dar, dessen Uniform zerknittert wirkt und dessen Haare wild abstehen. Ein schöner Kontrast zu den perfekt lächelnden Kindern auf den ausliegenden Schulflyern.

Und dann gibt es da noch Tristan. Der arrogante Junge ist ein notorischer Womanizer, der auch ihr sofort den Hof macht. Was soll's, denkt sich Abby, neue Freunde erleichtern das Sich-Eingewöhnen.

Schnell erkennt Abby ihre neue Welt und deren Abgründe. Der Junge vom ersten Tag wirkt beim Wiedertreffen wie ausgetauscht. Akkurat gekleidet und absolut ausgeglichen, aber auch fleisch- und seelenlos also, quasi Konfektionsware. Und auch Tristan scheint etwas zu verbergen. Das wird spätestens klar, als er Abby seinen zwielichtigen Bruder vorstellt.



Meinung:

Emily Bold schreibt mit „Stolen – Verwoben in Liebe“ einen Trilogieauftakt und schenkt ihren Lesern erste Orientierung in einer Welt, die sich langsam entwickelt.

Auf den ersten Seiten lernt der Leser die Protagonistin Abby kennen, die mit den Geistern ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat. Insbesondere Ungerechtigkeiten bringen das Mädchen aus der Fassung. So lässt sie es sich nicht nehmen, den Klassenfiesling am ersten Tag um den Finger zu wickeln, um ihn im nächsten Moment zu bestehlen. Eine Tat, die, so gerechtfertigt sie vielleicht auch ist, einen Regelverstoß darstellt.

Schnell findet Abby bereits zu Anfang Anschluss. Sie trifft auf den arroganten Tristan, der vermutlich jedes Mädchen an der Schule schon einmal klargemacht hat. Hier entwickeln sich geschliffene Dialoge voller Witz und Schärfe, die das Gegenüber oft buchstäblich zu Boden gehen lassen.

Abseits ausgetretener, oft erzählter Pfade erzählt die Autorin immer undogmatisch, immer phantasievoll und oftmals magisch durchwirkt.

Neben den interessanten Brüdern gibt es weitere Charaktere, die Abbys Alltag verdichten. So gibt es einen Lehrer mit zweifelhaften Therapieansätzen, der sich auch nicht scheut Abby vor der Klasse bloßzustellen. Es gibt die beiden Influencerinnen, mit denen sie sich ein Zimmer teilen muss, die ihre Sätze mit Abkürzungen wie OMG einleiten und stets auf der Suche nach neuen Fotomotiven für Instagram sind. Oder das frühere Mobbingopfer Gwynedd, das nunmehr zum Täter wird.



Fazit:

"Stolen – Verwoben in Liebe" zeigt, wie innovative Fantasy aussieht – anfangs allerdings mit nicht unerheblichen Längen.

Neben der klugen Erzählweise und der ausgezeichneten Dialoge ist vor allem Emily Bolds stilistische Finesse hervorzuheben.

Ohne Spoiler ist der weitere Verlauf der Geschichte kaum zu besprechen. Also müsst ihr mir schon glauben, wenn ich euch versichere, dass die Geschichte nicht gradlinig, nie konstruiert, dafür aber phantasievoll und bisweilen witzig ist.

Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.05.2020

Nicht nur für Fans der Selectionreihe

Promised
0


Inhalt:

Hollis ist es gelungen, die Aufmerksamkeit des begehrtesten Junggesellen des Reiches zu wecken. Sie zog das Interesse des Königs auf sich. Bis jetzt konnte sich König Jameson jedoch nicht dazu ...


Inhalt:

Hollis ist es gelungen, die Aufmerksamkeit des begehrtesten Junggesellen des Reiches zu wecken. Sie zog das Interesse des Königs auf sich. Bis jetzt konnte sich König Jameson jedoch nicht dazu durchringen, sich öffentlich zu Hollis zu bekennen. Zuvor muss sie sich in seinem königlichen Hofstaat etablieren. Es gilt beispielsweise die Gunst der Lords gewinnen, die am Hofe einiges mitzureden haben. Jeder neue Tag kommt mit einer weiteren Herausforderung daher.

Jameson konkretisiert seine Pläne und Hollis bekommt eine Einsicht in Machtrituale und royale Rollenzwänge. Als dann ein ausländischer Regent zu Besuch kommt, überschlagen sich die Ereignisse. Hollis darf sogar in die Räume der Königin einziehen. Wobei sich „sei vorsichtig, was du dir wünschst“ als Prämisse auf das Leben am Hofe anwenden lässt. Das unbeschwerte Leben, die verrückten Ideen, die ihr stets in den Sinn kommen, all das muss sich Hollis aus ihrem Tagesablauf streichen, wenn sie eine würdige Begleitung für den König sein möchte.

Hollis muss sich überlegen, ob und wie sie den Ansprüchen, die an sie gestellt werden, gerecht werden kann.



Meinung:

Schöne Kleider, das Leben am königlichen Hof, die Gunst des Herrschers für sich gewinnen. Eigentlich ist es doch der Traum von jedem Mädchen, einmal im Leben eine Prinzessin zu sein.

Kiera Kass begab sich bereits mit der Selection-Reihe in eine differenziert kritische Debatte zum Thema. Ihre Bücher erfreuen sich gerade bei weiblichen Lesern größter Beliebtheit und haben es sogar auch schon auf die Bestsellerlisten geschafft.

Mit Promised ist nun der heißersehnte Auftakt einer neuen Buchreihe auf dem Markt erschienen. Was die Story selbst angeht, scheint sich ein altbewährtes Muster zu wiederholen: Ihre Protagonistin Hollis stammt aus einer Adelsfamilie und hat bereits das erreicht, wofür die Charaktere der Selection-Reihe viele Seiten kämpfen mussten. Sie hat die Aufmerksamkeit des Königs für sich gewinnen können.

König Jameson ist ein ewiger Junggeselle, unentschlossen, wer seine Traumfrau sein soll. Sein gutes Aussehen und seine liebenswürdige Art haben es ihm nie schwer gemacht, geeignete Bewerberinnen zu finden. Doch gerade das Mädchen, das oft die Etikette missachtet, aus einem Affekt heraus eine Beerenschlacht anzettelt und soviel Lebensfreude an den Tag legt, hat sein Interesse wecken können. Hollis passt nicht in das Bild der klassischen Königin, dafür gelingt es ihr, dem König ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Neben der interessanten Charakterkonstellation bietet das Buch auch den Blick auf wechselseitige Missverständnisse und Konflikte.

Ab der Hälfte des Buches ereigneten sich einige Wendungen, die ich so nicht vorhergesehen hätte. Ich empfehle, den Klappentext des Buches nicht vorab zu lesen. Er enthält einen Spoiler, den ich gerne ignoriert hätte. Aber auch die Leser des Klappentextes können beruhigt sein. Kiera Cass hält für ihre Charaktere noch einige weitere Überraschungen parat und liefert zudem auch genügend Stoff für eine vielversprechende, spannende Fortsetzung.

Zu erwähnen ist noch, dass ich Charakterentwicklung und Handlungsführung nicht immer nachvollziehbar fand. Hier darf man auf den Folgeband hoffen. Promised kann meiner Meinung nach auch unabhängig von der Selectionreihe gelesen werden, da Vorwissen nicht erforderlich ist.



Fazit:

In Promised kommen Fans der Selectionreihe voll auf ihre Kosten. Was die Story selbst angeht, scheint Kiera Cass ein altbewährtes Muster zu wiederholen: Diese Mischung aus Liebe, Intrigen und Thronansprüchen. Im Vergleich zu der Selectionreihe gibt es jedoch auch einige Neuerungen.

Die Autorin entwirft in diesem Roman ein realistisches Sittenbild des Königshofes. Das wirkt sehr durchdacht und ist etwas, wofür man die Autorin loben muss.

Ein durchdachtes, manchmal düsteres Sittenbild und ein unvergleichliches Lesevergnügen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.04.2020

Der Tomatenrebell

Der Tomatenrebell
0

Inhalt:

Hinter den Hügeln, in einer wunderschönen Landschaft, die romantischer nicht sein könnte, liegt das Dorf Paradull. In diesem Idyll leben die Paradullis. Hier in einer Welt voller Lebenshunger ...

Inhalt:

Hinter den Hügeln, in einer wunderschönen Landschaft, die romantischer nicht sein könnte, liegt das Dorf Paradull. In diesem Idyll leben die Paradullis. Hier in einer Welt voller Lebenshunger und Naturschönheit weht einem der Duft von köstlich frischen Tomaten entgegen. Aber das war nicht immer so …

Vor einer Weile, berichtet der alte Paradulli, erschien ein Fremder in dem kleinen Dorf. Bissl Bissi nannte sich der Mann, der auf seiner Obstkiste große Reden schwang. Ja, große Reden schwingen, das konnte der Fremde gut. Er berichtete von einem Wundermittel namens Unkrautnix, das in der Lage sei, die Arbeit der Paradullis auf den Tomatenfeldern unglaublich zu erleichtern. Kein Unkraut jäten mehr und dafür viel mehr Tomaten, die die Pflanzen fortan tragen würden. Die Menge an Gemüse würde sich nicht nur verdoppeln, sondern verdreifachen!

Die Paradullis waren allesamt neugierig und lauschten den Worten des Fremden mit großer Begeisterung. Nur einer von ihnen verzog skeptisch das Gesicht. Der wilde Paradulli, der ständig Mittagsschlaf hielt, und immer ein wenig aus der Reihe fiel, traute dem Versprechen des Fremden nicht. Irgendwas war an diesem Angebot doch faul.

Aber so skeptisch der wilde Paradulli auch blieb. Die anderen Dorfbewohner waren von Bissl Bissis Versprechen ganz angetan. Was sollte da schon schief laufen? Schließlich versprach der Händler dieses Wundermittels auch, dass er keinerlei Forderung stellen würde, dass er ihnen das Unkrautnix sogar schenken würde, wenn er sein Versprechen nicht halten könne.



Meinung:

Beim ersten Blick aufs Buch fällt bereits das wunderschöne Cover auf. Auch für den Innenteil des Buches hat der Illustrator, Alex Nemec, liebevolle Zeichnungen gestaltet. Passend zur Thematik hat er sich hier für Schwarz-Weiß-Illustrationen entschieden, bei denen einzelne Elemente in einem knalligen (Tomaten-)Rot hervorgehoben werden.

Kindgerecht erzählt der Autor die Geschichte der Paradullis. Den Einwohnern eines kleinen Dorfes, das sich hinter den Hügeln fern am Horizont versteckt. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Eine Vielzahl exotischer Vögel fliegen umher, es duftet nach frischen Tomaten. Die Bewohner von Paradull nehmen jeden Besucher sehr herzlich in ihrer Gemeinschaft auf. Hier gibt es eine Tomatensaft-Bar, es gibt eine Tomatenschule und einen Versammlungsplatz. Empathie und die Sehnsucht nach Harmonie und Frieden sind hier Trumpf.

Doch das war nicht immer so. Der Leser wird Teil der Aufarbeitung des dunklen Kapitels der Dorfgeschichte.

Als kleine Belohnung erhalten jüngere Leser am Ende des Buches von Autor und Illustrator noch ein kleines Geschenk: Hier finden sich zwei Ausmalbilder. Eines vom wilden Paradulli und eines von Herrn Bissl Bissi.



Fazit:

Mit „Der Tomatenrebell“ hat Michael Beisteiner ein intelligentes Kinderbuch geschrieben, das auch für Erwachsene ein Lesevergnügen ist. Zugleich rettet er die fast ausgestorbene Literaturtradition der Dorfgeschichte für nachwachsende Leser.

Michael Beinsteiner gelingt es mit seiner Geschichte wachzurütteln. Immer höher, schneller, weiter. Wie lange geht das noch gut, insbesondere angesichts begrenzter Ressourcen?
Wachstumskritik heißt für Beisteiner nicht, die Dinge nur anders zu machen, sondern auch manche Bedarfe fallen zu lassen. Manchmal sollte man sich einfach auf das besinnen, was man hat. Die schönen Dinge im Leben, die man vielleicht gar nicht mehr richtig zu schätzen weiß.

Die derzeit so viel beschworene Achtsamkeit ist hier für Kinder erlebbar. Das Buch ist ein Appell sich rücksichtsvoll und achtsam gegenüber der Natur und anderen Menschen zu verhalten. Es regt zum Nachdenken und Diskutieren an.

Von mir gibt es hier eine klare Empfehlung für kleine und große Leser/innen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere