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Veröffentlicht am 11.02.2020

Die dunkle Seite der virtuellen Realität

Firewall
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Inhalt:

An Elis Schule ist Mobbing kein unbekanntes Thema. Trotz eines Vorfalls in der Vergangenheit, bei dem ein Junge sich in der Cafeteria der Haver High, mit Benzin übergossen und selbst angezündet ...

Inhalt:

An Elis Schule ist Mobbing kein unbekanntes Thema. Trotz eines Vorfalls in der Vergangenheit, bei dem ein Junge sich in der Cafeteria der Haver High, mit Benzin übergossen und selbst angezündet hat, sind Sticheleien und Ausgrenzungen immer noch an der Tagesordnung.

Eli selbst kann sich mit Jordan, dem Jungen der sich einst das Leben genommen hat, identifizieren. Auch er ist ein Computernerd, dessen liebste Freizeitbeschäftigung darin besteht Daten zu hacken. Doch im Gegensatz zu Jordan ist Eli nicht alleine. Er hat einen besten Freund namens Zach, der sein Hobby teilt und ihm treu zur Seite steht.

Nach einem unschönen Vorfall auf der Herrentoilette, bei dem Eli von einem Mitschüler bedroht wird, erkennt er beim Blick in den Spiegel eine dort in Form eines Binärcodes hingekritzelte Botschaft. Das Rätsel ist für Eli schnell geknackt.

Zwei Mitschüler, Seth und Mouse, haben auf diesem Weg versucht, Elis Aufmerksamkeit zu erlangen. Sie wollen den Jungen in ihrem Team für die US-amerikanische Cybersicherheitsmannschaft, die jeden Sommer in einer anderen Stadt stattfindet, und bei der es darum geht, in Dreierteams in den Bereichen Programmieren und Hacken um ein Preisgeld gegeneinander anzutreten. Oft werden die Gewinner von großen Unternehmen als Cyberprofis gescoutet. Ein Traum, den Eli schon seit Jahren träumt. Denn so gut Eli auch mit Computern umgehen kann, seine schulischen Leistungen lassen zu wünschen übrig.

Doch in dieses Team einzusteigen hat nicht nur einen Haken. Eli wollte solch ein Team immer mit seinem besten Freund Zach aufstellen. Doch für diesen gibt es leider keinen Platz mehr in der Gruppe. Überdies ist die Idee von Seth' und Mouse' für den Wettkampf zwar genial, bewegt sich aber im Graubereich der Legalität.
Eli muss sich entscheiden, ob er bereit ist einen hohen Preis zu zahlen, um seinen Traum zu leben.



Meinung:

Das Angebot von Elis Mitschülern Seth und Mouse, ihrem Hackerteam beizutreten, klingt einfach zu verlockend, um es auszuschlagen. Als Teammitglied muss Eli sich jedoch einigen Regeln unterwerfen. Keiner darf von diesem Geheimbund erfahren. Dessen Ziel ist nicht nur die Cybersicherheitsmannschaft zu gewinnen, sondern auch an den Tätern, die einst einen Mitschüler durch Mobbingattacken in den Selbstmord getrieben haben, Rache zu nehmen.

Eli ist, als er die Einladung der beiden Mitschüler erhält, anfangs skeptisch. Seth und Mouse sind zwei Jungen, die er auf der Schule nie wirklich zur Kenntnis genommen hat. Auch seinem besten Freund nichts von diesem Projekt verraten zu dürfen, ist etwas, was Eli überhaupt nicht gefällt.
Seit dem Vorfall im letzten Jahr, als sich ein Mitschüler nach Mobbingattacken das Leben genommen hatte, hat auch die Schule Maßnahmen ergriffen. Die Cyber-Stasi, wie sie von den Schülern der Haver High genannt wird, kümmert sich akribisch um Onlinestraftaten, die sich gegen die Schule und ihre Schüler richten.
Eli träumt von einer Zukunft, die nicht in dem Schatten seiner schlechten Noten liegt.

Zwar wäre eine Internetpräsenz, die dem aufmerksamen Augen der Cyber-Stasi entgeht, eine Idee, die gute Chancen auf einen Gewinn bei der Meisterschaft hätte. Doch ist dieses Vorhaben zugleich illegal. Sicherlich haben die Mitschüler, die Jordans Tod auf dem Gewissen haben, eine Abreibung verdient. Doch hat wohl jeder schon einmal das Sprichwort gehört: "Wer auf Rache aus ist, der grabe zwei Gräber". Ab einem gewissen Zeitpunkt meldet sich jedenfalls Elis schlechtes Gewissen.

Die Journalistin und Autorin Erin Jade Lange spricht aus und schreibt nieder, was sie umtreibt. Kein Wunder also, dass Firewall ungemein realistisch erzählt daher kommt.
Ihr Protagonist Eli ist ein Nerd, der sich mit alterstypischen Problemen, wie der ersten großen Liebe, schulischen Problemen und der neuen Geliebten seines Vaters, einer ehemaligen Stripperin, herumschlagen muss. Das wirkt oft so, als sei es direkt dem Leben abgelauscht.



Fazit:

Erin Jade Lange beleuchtet in ihrem Buch „Firewall“ die Systematik der öffentlichen Demütigung im Internet. Cybermobbing, das Anprangern und Beleidigen im Internet, kann Folgen wie Depressionen oder Selbstmordgedanken nach sich ziehen. Mit der virtuellen Welt hat das Phänomen Mobbing eine weitere Dimension bekommen.

Zugleich geht es in diesem Buch um Freundschaft, familiäre Probleme, Zusammenhalt und die erste Liebe. Es geht um Rache und den Wunsch nach einem Ausgleich für das entstandene Unrecht.

Die Geschichte wirkt mitten aus dem Leben geschöpft, präzise der Wirklichkeit abgelauscht.

Ein empfehlenswertes Buch für alle, die sich für die Lebenswirklichkeit junger Menschen interessieren. Eine vollumfängliche Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 03.02.2020

Ein grandioser Abschluss einer fantastischen Reihe

One True Queen, Band 2: Aus Schatten geschmiedet (Epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jennifer Benkau)
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Inhalt:

Als Königin von Lyaskye befand sich Mailin in großer Gefahr. In diesem Amt hat man keine hohe Lebenserwartung. Die Krone wird hier zum Wanderpokal, wovon eine Reihe toter Vorgängerinnen Zeugnis ...

Inhalt:

Als Königin von Lyaskye befand sich Mailin in großer Gefahr. In diesem Amt hat man keine hohe Lebenserwartung. Die Krone wird hier zum Wanderpokal, wovon eine Reihe toter Vorgängerinnen Zeugnis ablegen. Bald schon hätte sich Lyaskye Mailins Leben genommen und ein neues Mädchen aus dem Diesseits zur Herrscherin bestimmt.

Im Versuch dieser Gefahr zu entgehen, musste Mailin mit dem Königskrieger und Weltenspringer Nathaniel in ihr altes Leben zurückkehren. Wieder „zu Hause“ wird Mailin jedoch jeden Tag von Albträumen geplagt. Es geht sogar so weit, dass diese sie am Tage heimsuchen. Mailin weiß, dass es Liams Träume sind, die sie heimsuchen.

Sie spielt mit dem Gedanken einer Rückkehr. Aber was bedeutet dieser Schritt für ihre Angehörigen? Mailins Mutter würde es das Herz zerreißen, wenn nach dem Tod der ersten Tochter nun auch noch die zweite verschwinden würde. Auch ihrem besten Freund würde Mailin wohl nie klarmachen können, wohin sie gehen muss und dass sie vermutlich nie wiederkommen wird. Doch die Sehnsucht nach Lyaskye und vor allem auch nach Liam wird von Tag zu Tag größer. Eine Rückkehr nach Lyaskye würde Mailin vielleicht auch ermöglichen ihren verschollenen Vater wiederzufinden.

Mailin fasst einen folgenschweren Entschluss. Sie benötigt aber ein Cercerys, um nach Lyaskye zurückzukehren. Als Außenseiterin, die sich einer Übermacht von Gegnern gegenübersieht, muss sie sich Verbündete suchen, und es gibt tatsächlich jemanden, der ihr dabei helfen könnte. In einem verlassenen Haus befindet sich ein Monster der bösesten Art. Es verlangt Mailin einen Pakt ab. Gerne wird es dem Mädchen bei der Lösung ihres Problems helfen. Doch das Prinzip von Leistung und Gegenleistung greift auch hier.
Mailin weiß um die Bedeutung dieses Handels: Das Wesen wird in der Lage sein, sie nach seiner Befreiung zu vernichten. Das Opfer, das sie bringen muss, besitzt einen hohen Preis.



Im Detail:

Mailin hat ihren Entschluss gefasst. Sie möchte zurück nach Lyaskye und vor allem auch Liam wiedersehen. Die Entscheidung für eine Rückkehr hat weitreichende Konsequenzen. Nicht zuletzt lässt sich das Mädchen auf einen tödlichen Pakt mit einem der gefährlichsten Wesen aus Lyaskye ein.

Jennifer Benkau beginnt den zweiten und finalen Band ihrer Reihe sehr atmosphärisch, rasant spannend und lebendig, voller Informationen über eine fremde Welt, voll von düsteren Kreaturen.

Die tödliche Schönheit Lyaskyes nimmt einen gefangen. Erst auf den zweiten Blick entpuppt sich das Wesen der exotischen und bunten, aber auch tödlichen Fauna. Mailin hat schnell gelernt, dass man in Lyaskye nie dem ersten Schein trauen darf. Einer der wertvollsten Ratschläge von Liam ist ihr mittlerweile ins Blut übergegangen: Handele konsequent. Zögere nie.

Jennifer Benkau stellt ihre Protagonistin und deren Freunde vor eine Reihe schwerer Aufgaben, und bringt sie an den Rand der Selbstaufgabe.

Dass sich bei 544 Seiten keine Längen ergeben, ist an sich schon beachtenswert. Jennifer Benkau gelingt aber auch ein bemerkenswerter Abschluss der Reihe.



Fazit:

Ich bin restlos begeistert.

Wenn ein finaler Band alle Erwartungen erfüllt, die man an ihn hat, ja sogar übererfüllt, dann ist das schon etwas. „One True Queen“ ist ungemein spannend, rasant geschrieben, ein wahrer Page-Turner. Das Buch zählt zu den Jahreshighlights, was selbst im Januar keine gewagte Prognose ist. Das Buch hat einfach Bestsellerpotential.
Warum das so ist, hat nicht unbedingt nur mit der literarischen Qualität des Werks zu tun, sondern auch mit seiner experimentellen Kreativität und den menschlichen Zügen der Figuren, die dem Leser Identifikationsmöglichkeiten bieten.

Das MeisterInnenwerk sollte verfilmt werden, schon weil ich mich nicht von dessen Figuren verabschieden will.



Buchzitate:

Es ist eine Sache zu kämpfen und einsehen zu müssen, das man unterlegen ist. Doch eine ganz andere, von seinen Gegnern gelassen darüber informiert zu werden, dass es keinen Kampf geben wird.

„Du versteckst dich. Ausgerechnet vor mir. Warum?“ Kaum wahrnehmbar zuckt sein Mundwinkel. „Vor Niemand anderem brauche ich Schutz.“ Was für eine seltsame Liebeserklärung.

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Veröffentlicht am 30.01.2020

Faktenreiches Jugendbuch

Zu spät zur Party
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Inhalt:

„Zu spät zur Party:Warum eine ganze Generation den Anschluss verpasst“ von Lukas Sustala ist eine sozio-ökonomische Bestandsaufnahme der sogenannten Millennials. So bezeichnet man die Generation, ...

Inhalt:

„Zu spät zur Party:Warum eine ganze Generation den Anschluss verpasst“ von Lukas Sustala ist eine sozio-ökonomische Bestandsaufnahme der sogenannten Millennials. So bezeichnet man die Generation, die im Zeitraum der frühen 1980er bis zu den späten 1990er Jahren geboren wurde.

Viele hatten sich an den Wohlstand der achtziger und neunziger Jahre gewöhnt. Viele dachten, es gehe immer so weiter. Dann kam die Blase im US-Immobilien- beziehungsweise Hypothekenmarkt, deren Platzen bekanntlich 2008 die noch immer anhaltende Finanzkrise eröffnete. Die extremen wirtschaftlichen Belastungen durch die Inflation von Vermögenswerten und Wirtschaftskrise wurden jedoch nicht fair und generationengerecht umgelegt. Das Ergebnis: Für Millennials wird es immer schwieriger den Lebensstil ihrer Eltern zu erreichen. Obwohl sie in der Regel besser ausgebildet sind, verdienen sie deutlich weniger als ihre Eltern. Dem stehen aber höhere Ausgaben gegenüber. Das heißt, selbst wer mal davon geträumt hat, sich eine Immobilie zu kaufen, kann sie sich meist einfach nicht mehr leisten. Die Preise für Häuser sind in den letzten Jahrzehnten dreimal so schnell gestiegen, wie das Einkommen der Mittelschicht. Im Vergleich zu früheren Generationen haben Millennials es finanziell also wesentlich schwerer Vermögen aufzubauen.
Und das ist kein Zufall. Die Politik zielt einseitig auf die Älteren, weil sie qua Masse mehr Wählerstimmen versprechen.

Die Lebensumstände der Millennials haben damit nichts mit fehlender Erfolgsorientierung oder Konsum- und Lifestylepräferenzen zu tun. Die viel kritisierten Millennials sind nicht der Untergang, sondern Opfer der Entwicklung der letzten Jahrzehnte.
Das gilt besonders für die OECD-Staaten wie die USA, Österreich oder Deutschland. Hier haben viele junge Menschen mit Problemen zu kämpfen: Unsichere Jobs, unsichere Altersvorsorge, unsichere Einkommen. Ein Lohnniveau, dass seit den 90ern kaum noch steigt. Lebenskosten hingegen schon. Millennials sind häufig vom Werdegang ihrer Eltern völlig entkoppelt und erleben diametral entgegenstehende Lebensläufe.



Eigene Meinung:

Lukas Sustala ist Ökonom und Publizist. Als stellvertretender Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts Agenda Austria verfügt er sicherlich für ein solches Buch über eine empirische Basis. “Zu spät zur Party: Warum eine ganze Generation den Anschluss verpasst“ ist aber als Buch unglaublich angenehm und leicht verständlich geschrieben. Hier muss der Leser kein VWL oder BWL Studium inne haben um alle Zusammenhänge zu verstehen. Vorgelegt wurde vielmehr eine lesenswerte, weil flüssig geschriebene Mischung aus Sachbuch und privaten Reflexionen.

Das diffuse Gefühl der Unsicherheit, der Entmündigung, das viele junge Menschen ergriffen hat, hat sehr konkrete Ursachen in der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung, was gekonnt herausgearbeitet wird. Und dafür weiß Sustala eine ganzen Reihe von Quellen anzuführen. Das Buch ist informativ, wartet mit nachprüfbaren Fakten auf, ist systematisch aufgebaut und ermöglicht dem Leser dadurch einen guten Einblick in die Entwicklung der westlichen Welt in den letzten zwanzig Jahren.
Dass dabei zuweilen der unterhaltende Aspekt auf Kosten des sachlich-informativen betont wird, kann man dem Autor nachsehen.



Fazit:

„Zu spät zur Party: Warum eine ganze Generation den Anschluss verpasst“ von Lukas Sustala ist ein Must-Read für jeden, der ein notwendiges Minimum an Zukunftspräferenz mitbringt.

Dem Autor gelingt es, Einsichten in die Realität des ökonomischen Daseins junger Menschen zu beschaffen, und dabei auch noch unterhaltsam und kurzweilig zu bleiben.
Wer selbstkritisch genug ist, merkt schnell, dass die eigene Haltung bislang nicht zuletzt eine halb- oder desinformierte war.

Das Buch mag überdies – in der Schule eingesetzt – einen Anstoß liefern, über die Hintergründe von Generationengerechtigkeit, Generationenkonflikten und Vorurteilen nachzudenken.

Die Vielseitigkeit der Subthemen macht das Werk im besten Sinne kurzweilig und zugleich ungemein informativ.

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Veröffentlicht am 28.01.2020

Upcycling für Handletteringfreunde

Uplettering
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Inhalt:

Auf den ersten Seiten ihres neuen Buches, „Uplettering – Upcycling für Lettering Lovers“, verrät die Autorin Cornelia Landschützer in einem Vorwort aus welcher Motivation heraus ihr neues Werk ...

Inhalt:

Auf den ersten Seiten ihres neuen Buches, „Uplettering – Upcycling für Lettering Lovers“, verrät die Autorin Cornelia Landschützer in einem Vorwort aus welcher Motivation heraus ihr neues Werk entstanden ist. Hinter den folgenden Projekten steht das Prinzip Upcycling, also aus Abfallprodukten, die niemand mehr benötigt, neue Deko-Artikel herzustellen.

Neben zahlreichen Projektideen verrät die Autorin, wie man Materialien säubern und für die Wiederverwertung vorbereiten kann. Auf den letzten Seiten des Buches erfährt der Leser, wie man mit Stiften, die lange Zeit zum großen Trend unter den Handletteringliebhabern gehört haben, schöne Kartenmotive zaubern kann. Das Buch schließt mit einem Vorlagenkatalog, der Anfängern helfen kann, die schönen Schriftzüge der Autorin auf die jeweiligen wiederzuverwertenden Materialien zu übertragen.



Eigene Meinung:

„Aus alt letter neu“, so lautet das Motto, welches sich hinter dem neuen Werk „Uplettering – Upcycling für Lettering Lovers“ von Cornelia Landschützer steht. Nachhaltig, umweltbewusst und kreativ: Das Thema Upcycling ist in der Handletteringwelt angekommen.

Dabei wird ein weites Feld abgesteckt: Das Buch präsentiert dem Leser Projekte, die mit Hilfe von „Wegwerfartikeln“ entstehen, die vermutlich in den meisten Haushalten auch vorgehalten werden, wie zum Beispiel leere Gläser, Saft- und Milchtüten, Dosen, ein alter Teller und Klopapierrollen.

Auf den ersten Seiten des Buches verrät die Autorin dem Leser wertvolle Tipps, die bei der Materialwiederverwertung helfen sollen. Wie bekommt man Klebeetiketten von einem alten Glas vollständig entfernt, wie entfernt man den Aufdruck einer leeren Milchtüte, die später einmal als schön beletterter Kräuterübertopf Wiederverwendung finden soll?

Bereits im Vorwort motiviert die Autorin den Leser die Kreativität spielen zu lassen. Keinesfalls soll das Lesen dieses Buches dazu führen, dass für die Umsetzung der Projekte Materialien erst eingekauft werden müssen. Stifteempfehlungen bei den Projekten dienen als Vorschlag und können gerne durch vorhandene Substitute ausgetauscht werden. Das jeweilige von der Autorin vorgegebene Letteringmotiv stellt, genau, wie die Projekte selbst, eine Anregung dar. Hinter allem steckt der Gedanke die Fantasie und Kreativität des Lesers anzuregen.

Alle Anleitungen sind leicht verständlich gefasst und werden mit einer schönen Bebilderung vorgestellt. Ein kleiner Kasten am Rand zeigt eine Übersicht der Materialien, die für die Umsetzung des Projektes benötigt werden. Fast jede Anleitung wird durch einen wertvollen Tipp der Autorin am Rand ergänzt.

Am Ende des Buches zeigt die Autorin Letterern, die bereits länger dieses Hobby frönen, wie man mit Stiften, die sich im Laufe der Jahre aufgrund Trendthemen, angesammelt haben könnten, schöne Kartendesigns einfach zu Papier bringen kann. Auch Anfänger werden von der Autorin „an die Hand genommen“. Denn Stifte, die wohl in jedem Haushalt vorzufinden sind, wie Bleistift oder Kugelschreiber, können ebenfalls eine sehr schöne Wirkung bei einem selbstgeletterten Motiv entfalten.

Am Ende bietet das Buch einen reichhaltigen Vorlagen-Katalog von Designs, die auch allesamt für Anfänger geeignet sind.
Als kleines „Goodie“ findet der geneigte Leser zwei Fertigkarten im hinteren Buchdeckel zum Ausschneiden und verschicken an liebe Menschen.



Fazit:

Upcycling nennt sich der Trend, alte Produkte oder gar Müll zu transformieren und für neue Zwecke zu verwenden. Dieser Gedanke, der auch hinter dem neuen Buch von Cornelia Landschützer steckt, hat mir unheimlich gut gefallen. Keine Frage, dass ich „Uplettering – Upcycling für Lettering Lovers“ als Freund des Hobbies Handlettering unbedingt lesen und erste Projekte nachmachen wollte.

Ohne jede didaktische Überfrachtung ist das Buch mit einem Vorlagenkatalog, Projekten, die leicht umzusetzen sind und einer leicht verständlichen Anleitung auch für Anfänger geeignet.

Die Autorin verwendet für ihre Projekte fast ausschließlich Materialien, die in jedem Haushalt zu finden sind. Sie setzt bei ihren Werken häufig gewöhnliche Alltagsgegenstände durch ungewöhnliche Anordnungen in neue Zusammenhänge. Das Vorwort motiviert den Leser, praxisorientiert, flexibel und praktikabel bei der Materialauswahl vorzugehen. Endlich einmal ein Buch, das hilft, den Geldbeutel zu schonen, und zugleich herzeigbare Ergebnisse verspricht.

Neben den Projekten haben mir auch die zusätzlichen Tipps der Autorin sehr gefallen. Das Lösen von Kleberesten nach dem Entfernen eines Etikettes auf einem gesäuberten Marmeladenglases hat mich schon oft einige Nerven gekostet. Cornelia Landschützer weiß hier Rat. Auch hat sich bei mir aufgrund einiger vergangener Trends mittlerweile ein ansehnliches Stiftearsenal angehäuft. Die Autorin regt ganz nebenbei dazu an, diese Stifte wieder hervorzuholen und damit zu arbeiten.

Kurzum: Cornelia Landschützer zeigt mit großer Fantasie und Kunstfertigkeit in ihrem neuesten Buch wie aus alten, liebgewonnenen Dingen hochwertige und einzigartige Einrichtungs-Accessoires werden.

Für mich ist „Uplettering – Upcycling für Lettering Lovers“ ein Buch, das schon längst hätte geschrieben werden sollen und das ich vollumfänglich weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 09.01.2020

Keine leichte Lektüre

All die Finsternis inmitten der Sterne
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Inhalt:

Als Wavy zu ihrer Tante kommt, hat sie nicht mehr als eine Plastiktüte bei sich. Sie trägt ein Männerunterhemd, spricht keinen einzigen Ton und isst nicht einen Happen. Gemeinsam mit ihrer Cousine ...

Inhalt:

Als Wavy zu ihrer Tante kommt, hat sie nicht mehr als eine Plastiktüte bei sich. Sie trägt ein Männerunterhemd, spricht keinen einzigen Ton und isst nicht einen Happen. Gemeinsam mit ihrer Cousine Amy teilt sie sich ein Zimmer. Amy gelingt es leidlich einen Zugang zu Wavy zu finden. In einer der Nächte beginnt das stille Mädchen zu sprechen. Sie berichtet von Sternenbildern.

Doch während Amys Bewunderung für die merkwürdige Cousine wächst, verzweifeln ihre Pflegeeltern immer mehr an dem Kind. Wavy wird dabei ertappt, wie sie aus dem Mülleimer isst, sie trennt die Nähte jedes neugekauften Kleides auf. Als sie Ärger dafür bekommt, widmet sie sich den Nähten der Vorhänge. Alles eskaliert, als Wavys kleines Geheimnis auffliegt. Nachts schleicht sie sich, seit neuestem auch in Begleitung von Amy, aus dem Hause. Sie dringt in fremde Wohnungen ein, klaut und versteckt dort Gegenstände.

Amys Eltern fühlen sich mit dem seltsamen Kind überfordert. Sie haben Angst, dass die eigenen Kinder dessen Verhalten adaptieren. Eine Trennung ist daher unausweichlich. Zurück zu den Eltern kann das Mädchen nicht. Denn beide befinden sich wegen Drogenhandels im Gefängnis. Auch eine Pflegefamilie ist keine Option. Das verhaltensauffällige Kind würde vermutlich von einer Familie zur nächsten weitergegeben werden. Für Wavys Großmutter ist klar, dass sie sich um die Enkelin kümmern wird. Wavy bleiben weitere Schicksalsschläge nicht erspart. Das „normale“ Leben, die Leichtigkeit des Alltags, kommt Wavy schnell wieder durch eine Krebserkrankung der Großmutter abhanden. Die Großmutter musste eine Entscheidung treffen, was mit ihrer Enkelin passieren sollte. Sie traf die einzige Entscheidung, die ihr halbwegs sinnvoll erschien: Wavy sollte zurück zu ihren Eltern, die jüngst aus dem Gefängnis entlassen worden sind. Damit ist Wavy zwar noch nicht am Tiefpunkt angelangt, aber auf dem besten Weg dahin.



Im Detail:

Mit Wavy stimmt etwas ganz gewaltig nicht. Das Kind ist traumatisiert, unentwickelt, verantwortungslos, unsicher, verängstigt und ungeregelt. Sie ist eine Geisel ihrer Vergangenheit.
Schon von klein auf wurde Wavy von ihrer drogenabhängigen Mutter eingetrichtert, dass sie schmutzig ist. Die Mutter selbst litt unter einem sehr starken Sauberkeits-/Hygienewahn.

Wavys Vater Liam hingegen war ein Drogendealer mit einem eigenen Methlabor. Statt die Zeit mit seiner Frau Val zu verbringen, gab er den Don Juan des Trailerparks. Wavy erlebte ihren Vater stets als rücksichtslos, unkontrolliert und gewalttätig.
Ganz allmählich entfaltet sich dem Leser unter beiläufigen Anekdoten das Bild einer schrecklichen Kindheit.

Wavys Großmutter, ja sogar ihre Cousine Amy, zeigten ihr erstmalig menschliche Wärme in einer Welt, in der kein Charakter frei von Makeln schien.

Mit dem Rausschmiss der Tante und dem Verlust der Großmutter, musste Wavy sich also eingestehen, dass sie wieder da gelandet war, wo sie angefangen hatte. Dass das Leben eben keine Gnade zeigt und dass jeder für sein eigenes Überleben verantwortlich ist.

Und dann schlug das Schicksal erneut zu. Eines Tages verunglückte ein „Kollege“ ihres Vaters auf der Straße mit dem Motorrad. Wavy war gezwungen Hilfe zu holen und das war der Zeitpunkt, als sich Kellen und Amy das erste Mal begegneten.

Kellen war gut 10 Jahre älter als Wavy. Optisch nicht gerade ansprechend, mit dickem Bauch, verdreckter Kleidung und einem Goldzahn im Mund. Doch mit einem großen Herz in der Brust wurde Kellen schon bald zu Wavys Vertrautem. Kellen sorgte sich im Gegensatz zu Wavys Eltern und ihrem Umfeld um das Mädchen, das gelernt hatte, selbstständig den Haushalt zu schmeißen, der Mutter in den „schlimmen Phasen“ aus dem Weg zu gehen und irgendwie zu überleben. Er brachte sie zur Schule, hörte sich das an, was die Lehrer über das seltsame Mädchen zu sagen hatten und half ihr, wenn zu Hause die Welt einzustürzen schien. Er rettete sie vor den gewalttätigen Eltern und schenkte ihr ein paar Momente für die es sich zu Leben lohnt.

Die Bindung zwischen Kellen und Wavy wuchs über die Zeit hinweg. Ich hätte mir gewünscht, dass es bei einer engen Freundschaft bleiben würde. Doch, wie auch das Leben selbst, ist auch der Roman sehr unberechenbar gewesen.

Bryn Greenwood schreibt mit "All der Finsternis inmitten der Sterne" eine Geschichte, die zutiefst berührt. Es ist ein Buch über Freundschaft, es ist eine Geschichte über eine Liebe, die nicht sein darf und sollte. Der Leser wird gezwungen sich mit unbequemen Fragen auseinanderzusetzen. Was wünscht man sich für dieses Mädchen? Wer ist in diesem Buch Opfer, wer ist Täter?

Es ist keine Geschichte für Leute mit dünner Haut und schwachen Nerven. Das Buch ist Literatur, die wirklich weh tut und die man, wenn man schwache Nerven hat, nicht länger als fünf Minuten erträgt.



Fazit:

Bryn Greenwood erzählt vom Schicksal in schlimmer Gestalt. Die Protagonistin muss eine ganze Reihe von Schicksalsschlägen bewältigen. Eine Dosierung scheint zwingend, denn der Leser stößt bald an Grenzen der Belastbarkeit.

Irgendwann stellt man sich die Frage: Gibt es einen Hoffnungsschimmer? Nur an wenigen Stellen werfen kleine Highlights einen gnädigen Schleier über die alltägliche Trostlosigkeit, die Wavys Leben dominiert. Und genau darin liegt der innere Antrieb, den Roman nicht beiseite zu legen, weiter zu suchen nach dem Sonnenstrahl, der das Elend durchbricht.



Buchzitate:

Ich hattte die Hand schon am Türknauf und war halb draußen, da ließ mich das Durcheinander in der Küche innehalten. Lebte das kleine Mädchen in diesem Dreck?

Ich fuhr mit dem Gefühl davon, sie am Tor zur Hölle abgesetzt zu haben.

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