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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.03.2019

Experimentell

Nachtleuchten
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Argentinien, Perón ist an der Macht, und ein Umbruch liegt in der Luft, während die Bürger von Buenos Aires ihren eigenen Bedürfnissen und Träumen nachhängen.
Der Roman spielt im Viertel Ballester, zwischen ...

Argentinien, Perón ist an der Macht, und ein Umbruch liegt in der Luft, während die Bürger von Buenos Aires ihren eigenen Bedürfnissen und Träumen nachhängen.
Der Roman spielt im Viertel Ballester, zwischen katholischer Mädchenschule, Friseursalon und Autowerkstatt, und hat dessen Einwohner als Protagonisten. Während die Szenen um die 12-jährige Teresa und ihr Schulalltag unter Nonnen einen amüsanten Ausgangspunkt darstellten, habe ich jedoch schon bald den Anschluss verloren und konnte für mich nicht mehr viel aus diesem Roman mitnehmen.
Daran konnten auch wunderbare Sätze nichts ändern, wie „Teresa befreite das Vergrößerungsglas vom letzten Tesastreifen wie zuvor ihre Augen vom Schlaf, als sie nicht hätte sagen können, ob der Schatten, der in Zeitlupe den Schlüsselbund von der Wand abhängt und die Eingangstür hinter sich geschlossen hatte, Bestandteil ihrer Träume gewesen war oder nicht.“
Mir gefiel das Spiel mit Formen (anders gedruckt) und Wörtern (Aufzählungen und Wortspiele). Um das Buch zu mögen, hätte es für mich aber mehr zusammenhängende Handlung gebraucht.

Veröffentlicht am 03.03.2019

Hell und dunkel

Die Liebe im Ernstfall
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„Die Liebe im Ernstfall“ ist die Geschichte von fünf Frauen, deren Leben an gewissen Punkten miteinander verbunden ist; und jedes hat seine eigene Tragik.
Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde - jeder ...

„Die Liebe im Ernstfall“ ist die Geschichte von fünf Frauen, deren Leben an gewissen Punkten miteinander verbunden ist; und jedes hat seine eigene Tragik.
Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde - jeder ist ein eigener Abschnitt gewidmet; in den anderen Teilen tauchen sie manchmal als Nebenfiguren auf. Gemeinsam ist ihnen, dass sie sich im Leben behaupten müssen, als Geliebte, als Mutter, als Frau. Präsent ist auch der Handlungsort Leipzig, der Wohnort der Autorin, mit seinen Stadtteilen und Parks.
Was von der Handlung her mitunter düster wirkt, wird von der klaren Sprache der Autorin aufgehellt. Und so ist dies ein Buch der ersten Sätze, der feinen Beobachtungen, die einen Nachhall zur Lektüre bilden. „Der Tag, an dem Paula feststellt, glücklich zu sein, ist ein Sonntag im März.“ Schon dafür lohnt es sich, diesen Roman zu lesen!

Veröffentlicht am 01.03.2019

Hotel im Sperrgebiet

Was uns erinnern lässt
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Im Thüringer Wald, wo einst die innerdeutsche Grenze verlief, findet Milla Überbleibsel eines Hotels und begibt sich auf die Suche nach dessen Geschichte.
Der Roman spielt abwechselnd in zwei Zeitebenen: ...

Im Thüringer Wald, wo einst die innerdeutsche Grenze verlief, findet Milla Überbleibsel eines Hotels und begibt sich auf die Suche nach dessen Geschichte.
Der Roman spielt abwechselnd in zwei Zeitebenen: Milla lebt in der heutigen Zeit und ist die Ausgangsfigur der Rahmenhandlung. In der eingeschobenen Handlung, die zwischen 1945 und 1977 spielt, lernen wir die Hotelbesitzer, die Familie Dressel kennen. Ihr wurde vom DDR-Regime das Leben schwergemacht, da sie im Sperrgebiet lebten und somit einer besonderen Überwachung ausgesetzt waren.
Die Autorin lässt ihre Leser in ein Detail der deutschen Geschichte eintauchen, das sie sorgfältig recherchiert hat; so werden Stasiakten und eine Borkenkäferplage beschrieben, die es in der Realität tatsächlich gab. Neben dem historischen Abbild ist das Buch aber auch eine Familiengeschichte mit der wechselnden Dynamik der Anghörigen in sich wandelnden Zeiten.
Diese Kombination verbunden mit einem angenehm lesbaren Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. „Was uns erinnern lässt“ bleibt im Gedächtnis, und das ist gut so.

Veröffentlicht am 12.02.2019

Eine inbrünstige Liebeserklärung

Winter
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„Winter“ berichtet von zahlreichen Exkursionen an die kalten Orte der Erde, von kühnen Forschern und furchtlosen Versuchen, sich unter schwierigen Umständen fortzubewegen oder einfach nur zu überleben. ...

„Winter“ berichtet von zahlreichen Exkursionen an die kalten Orte der Erde, von kühnen Forschern und furchtlosen Versuchen, sich unter schwierigen Umständen fortzubewegen oder einfach nur zu überleben. Aber das Buch zeigt auch die ganz alltäglichen Begegnungen mit Schnee und Eis, macht uns bewusst, dass nicht nur die Inuit, sondern auch wir, ganz viele Worte haben, um die weiße Pracht zu beschreiben und und entführt uns auf einen literarischen Weg in die Kälte.
Die Autorin findet immer wieder poetische Worte für ihre Leidenschaft. „Mal sahen die 3D-Streifen aus wie Feenschleier, zart, wie Polarlicht wehend. Mal zeigten sich im Eis eingebackene Schneescheiben wie gefrorene Quallen, und mal erkannten wir verzogene Schlieren, wie weiße Karamellgebilde auf teuren Desserts, die Kunst des Eis-Patissiers.“
Das in taubenblaues Leinen gefasste Büchlein mutet edel an; der Text wird von Zeichnungen harmonisch ergänzt. Aufmachung und Inhalt bilden eine inbrünstige Liebeserklärung für die kalte Jahreszeit, die Lust macht, sich die Skier anzuschnallen.

Veröffentlicht am 29.01.2019

Schwäbische Dorfchronik

Amerika
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Ein Chronist spricht mit den Einwohnern eines schwäbischen Dorfes, um dessen Vergangenheit zu dokumentieren. Er erarbeitet ein Stück deutsche Geschichte unter amerikanischer Besatzung, stößt aber auch ...

Ein Chronist spricht mit den Einwohnern eines schwäbischen Dorfes, um dessen Vergangenheit zu dokumentieren. Er erarbeitet ein Stück deutsche Geschichte unter amerikanischer Besatzung, stößt aber auch auf einzelne Dramen der Dorfbewohner.
„Dem Chronisten entgeht nicht, dass in Marthas Erzählung die großen Themen zugunsten der persönlichen verblassen. Er merkt an, das sei nicht ganz das, was er zu hören erwartet habe. Nun, erwidert Martha, sie sei nun einmal keine Schallplatte.“
Die Idee hat was; wer erwartet schon, dass ein Dorf interessant genug ist, um von einem Chronisten besucht zu werden! Und ich habe auch einige originelle Stellen markiert, die mich haben aufhorchen lassen. Leider ist Amerika aufgrund der Sprunghaftigkeit der Geschichte und dem ständigen Figurenwechsel (jeder darf seine Perspektive schildern) am Ende eines der Bücher, von denen bei mir nicht viel hängenbleibt. Schade!