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Veröffentlicht am 18.02.2024

Süße Träume

Die Welt der Träume
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Mit dieser Anthologie stellt Christiane Solte-Gresser ein umfangreiches Werk zusammen, das sich mit der “Welt der Träume” befasst. Größtenteils handelt es sich hierbei um literarische oder (pseudwissenschaftliche ...

Mit dieser Anthologie stellt Christiane Solte-Gresser ein umfangreiches Werk zusammen, das sich mit der “Welt der Träume” befasst. Größtenteils handelt es sich hierbei um literarische oder (pseudwissenschaftliche Texte, aber auch Kunst und Film bekommen hier ihren Auftritt.
Jedes Beispiel erhält durch einleitende Worte der Autorin eine Einordnung, während es chronologisch Epochen von der Antike bis zur Globalisierung zugeordnet wird. Das Buch zeichnet sich durch seine hochwertige Machart mit Leineneinband, zwei Lesebändchen und farbigen Bildern aus.
“Wer häufig vom Regen träumt und im Traum das Meer und fließendes Wasser erblickt, hat viel wässrige Feuchtigkeit im Leibe. Ihm sind Bäder nützlich und ähnliche Mittel, den Körper zu reinigen.” (Konrad von Megenberg, ca. 1350) Zeugen die frühen Texte noch vom Aberglauben der Zeit, erleben wir in den späteren Sachtexten, wie bei Siegmund Freud, eine sehr viel analytischere Herangehensweise. Die künstlerischen Traumverarbeitungen spiegeln durchweg ein hohes Maß an Phantasie wider.
Auch wenn nicht jedes Kunstwerk den persönlichen Geschmack des Lesers trifft, sei er sich gewiss, sich mit dieser beeindruckenden Sammlung wachen Auges ganz flugs ins Reich der Träume zu begeben. Neben dem Erkunden mir unbekannter Verfasser, war es für mich besonders reizvoll, Kunst oder bekannte Texte in diesem Kontext neu zu erleben.

Veröffentlicht am 03.02.2024

Wilde Zeiten in der DDR

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
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Heinz Labensky verlässt das „Feierabendheim“ in Erfurt und begibt sich auf die Reise an die Ostsee, von wo ihn ein mysteriöser Brief erreicht hatte. Unterwegs im Flixbus erzählt er Mitreisenden von seiner ...

Heinz Labensky verlässt das „Feierabendheim“ in Erfurt und begibt sich auf die Reise an die Ostsee, von wo ihn ein mysteriöser Brief erreicht hatte. Unterwegs im Flixbus erzählt er Mitreisenden von seiner aufregenden Vergangenheit im Osten Deutschlands.
Es wirkt, als habe das Autorenduo die Mission verfolgt, den „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ nach Deutschland zu verlegen. Der Protagonist hat mit seinen 79 Jahren, trotz der territorialen Begrenzung der DDR, Unglaubliches erlebt. So stehen etwa Begegnungen mit der RAF und der Stasi auf dem Programm oder die Suche nach dem Bernsteinzimmer in einem alten Nazibunker.
Da unser Heinz selbst nicht die hellste Kerze auf der Torte ist, werden Abkürzungen und Hintergründe ausführlich erklärt, denn sie sind dem Erzähler manchmal selbst nicht so klar, wie sie es den Lesern sein sollen. Ich habe dies stellenweise als übertrieben empfunden, zumal für die Beschreibungen meist blumige Vergleiche im Stile von „Jetzt schwitzte er blödsinnig wie ein Pudding beim Picknick.“ herangezogen werden, die ich auf Dauer als nervig empfand.
Die Unterhaltsamkeit möchte ich dem Buch aber nicht absprechen. Es wurde tief in die Mottenkiste gegriffen, um ein DDR-Abenteuer zu erschaffen, das keineswegs Langeweile aufkommen lässt. Die Hauptfigur ist stets bemüht, das Richtige zu tun, und erweckt mit ihrer Redseligkeit eine gewisse Sympathie. Die Auflösung lässt schließlich selbst dieser Kerze ein Licht aufgehen.

Veröffentlicht am 28.01.2024

Erwachen

Maremma
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Eine Gruppe von Freunden verbringt einen Urlaub in der italienischen Maremma. Die Tage am Meer vergehen in Trägheit und werden nur durch Beobachtungen der Natur unterbrochen. “Die matten Grüntöne legen ...

Eine Gruppe von Freunden verbringt einen Urlaub in der italienischen Maremma. Die Tage am Meer vergehen in Trägheit und werden nur durch Beobachtungen der Natur unterbrochen. “Die matten Grüntöne legen sich übereinander. Zerrinnen zu einem blassen Bild, einer ausfransenden monochromen Fläche in vielen Nuancen.”
Die Protagonisten sind etwa Mitte zwanzig. Sie haben erste Erfahrungen bei der Arbeit gesammelt, beispielsweise als Assistenzarzt. Sie sind geprägt durch die Erinnerungen an die noch nahe Kindheit und haben Träume. Auf keinen Fall wollen sie so werden wie ihre Eltern. Ein Kind ist mit von der Partie, für dessen Wohlergehen sie Verantwortung zeigen.
Besonders an diesem leisen Buch ist, wie die Themen eingewoben werden, die diese Generation beschäftigen. Trotz der vordergründigen Idylle ihres Aufenthaltsorts sind die Spuren des Klimawandels präsent, werden aus nüchternen Wahrnehmungen Zukunftsängste greifbar. Und das Bewusstsein reift in den Figuren, dass sie die Trägheit dieses Sommers überwinden müssen, um das Beste aus ihrem Leben zu machen. Auf einfühlsame Art und mit zarter Sprache hat die Autorin Großes in einem kleinen Roman verpackt, der mich sehr berührt hat.

Veröffentlicht am 19.01.2024

Zurück auf Anfang

Lichtungen
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Kato und Lev verbindet eine Freundschaft seit Kindertagen. „Lichtungen“ gewährt Einblicke in ihre Entwicklung und das Leben drumherum.
Während sich Handlung innerhalb der einzelnen Kapitel vorwärts bewegt, ...

Kato und Lev verbindet eine Freundschaft seit Kindertagen. „Lichtungen“ gewährt Einblicke in ihre Entwicklung und das Leben drumherum.
Während sich Handlung innerhalb der einzelnen Kapitel vorwärts bewegt, sind diese rückwärts, also vom Heute zur Vergangenheit hin, angeordnet. So ist uns der Ausblick von Anfang an bekannt, während wir uns nach und nach in der Zeit zurückbegeben.
Der Roman besteht aus Episoden im Leben der Protagonisten, die viel über die Zustände ihres Landes, Rumänien, offenbaren, einer Diktatur, die Angst schürt und Menschen fliehen lässt, die aber auch viel offenlassen. Durch das Rückwärtserzählen und das Episodenhafte wird das Erfassen der Zusammenhänge etwas erschwert.
Die auktoriale Erzählstimme verwendet eine poetische Sprache, um Alltägliches zu beschreiben. „Diese Stille, dachte Lev, war eine, die aus Tönen kommt, die noch von ihnen erzählt, die satt ist und voll, die sich erst verflüchtigen muss, wie Rauch.“ Es ist diese schöne Sprache, die mich im Buch versinken und mich darüber hinwegsehen ließ, dass mir womöglich ein Detail entgangen ist; es lohnt sich allemal!

Veröffentlicht am 14.01.2024

Anpassung an…

Kursbuch 216
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Das Kursbuch mit der Nummer 216 hat “Passt euch an” zum Motto und enthält Beiträge unterschiedlicher Wissensgebiete zur Anpassung, vom Klimawandel über Migration bis hin zu künstlicher Intelligenz.
Die ...

Das Kursbuch mit der Nummer 216 hat “Passt euch an” zum Motto und enthält Beiträge unterschiedlicher Wissensgebiete zur Anpassung, vom Klimawandel über Migration bis hin zu künstlicher Intelligenz.
Die Politik- und Kulturzeitschrift Kursbuch erscheint einmal pro Quartal als Klappenbroschur und versammelt Reflexionen unterschiedlicher Autoren zu einem Thema. Bei der Gestaltung steht der Text im Mittelpunkt, es wird mit inverser Schrift oder unterschiedlichen Schriftarten variiert, während einige Farbfotos und Graphiken diesen ergänzen.
“Angepasst zu sein, hat einen schlechten Ruf. Wer sich allem und jedem anpasst, steht leicht im Verdacht, keine eigene Meinung zu haben - oder aber nicht das Selbstbewusstsein und die argumentative Fähigkeit, für diese einzustehen.” Den Großteil der Texte habe ich als sehr gut lesbar empfunden. Sie decken eine große Vielfalt ab, zeigen Beispiele auf, an die man nicht sofort denkt. Besonders aber beim Thema Klimawandel verstehen sie es, mit verständlichen Erklärungen aufzurütteln. Mich hat dieses Kursbuch beeindruckt und nachdenklich gemacht.