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Veröffentlicht am 19.12.2018

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Coming Soon
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Ein Zitat, das dieses Buch für mich charakterisiert, ist "Der Aufwand umfasst mehrmaliges Üben pro Woche, und das über drei Monate." (S. 33; Auszug aus einer Beratung einer Patientin) - Sex ist erlernbar, ...

Ein Zitat, das dieses Buch für mich charakterisiert, ist "Der Aufwand umfasst mehrmaliges Üben pro Woche, und das über drei Monate." (S. 33; Auszug aus einer Beratung einer Patientin) - Sex ist erlernbar, Orgasmen sind erlernbar. Das DASS wird erklärt, aber weniger das WIE. Der Reihe nach.

Inhalt im Groben



Das Buch ist (für mich) unterteilt in Anatomie (= anfassen), "Wo stehe ich?" (= anfassen, mit mehr Hintergrundwissen), Vergangenheit (= Wie man sich erregt hat und das zukünftig machen sollte + Gesellschaftskritik), Bewegung (= Bewegung beim Sex), Beckenboden, Fantasien (+ Stichwort Erregungsreflex), Beckenschaukel, Egoismus, Partner.

Schwerpunkte sind: sich selbst entdecken und bewegen, besonders die Beckenschaukel.

Mein Eindruck ist, dass es weniger um VAGINALE Orgasmen geht als um Orgasmen allgemein.

Gestaltung und Auswirkungen

Das Buch kombiniert Erklärungen, häufig gestellte Fragen und praktische Beispiele. Es gibt kaum wissenschaftliche Zitate, keine Fußnoten, aber ein Literaturverzeichnis und weiterführende Links. Das macht das Buch für mich weniger zu einem Sachbuch als zu einem Meinungsbild. Zwischendurch auch die Anmerkung, man könne sich an einen Sexualtherapeuten wenden.

Lediglich am Ende gibt es Erregungstypen, aber diese werden negativ geschildert - abgesehen vom letzten Typus, der der vermeintlich beste ist.

Der Schreibstil erinnerte mich an Dr. Sommer und ich bin mir nicht sicher, was die Zielgruppe ist. Der Tonfall wirkt, als würde er zu jungen Mädchen passen, inhaltlich wendet sich das Buch aber an Frauen, die sich bewusst für den vaginalen Orgasmus entscheiden. Aus dem Du-Stil spricht eine Fürsorglichkeit, die für mich trügerisch ist.

Denn der Text wirkt konstruiert. Er betont ein Problem, um die Lösung noch stärker zu betonen. Die Geschichten sind, trotz einiger Rückschläge, erfolgreich.

Richtig gut ist das Buch an Stellen, in denen es um die Analyse von Probleme geht z.B. darum, welche Auswirkung zuviel Spannung hat oder welche Motive hinter dem Sex mit dem Partner stecken. Ich konnte diese Sätze gut nachvollziehen. Leider mündet alles in einer Lösung.

Das Grundthema



Sex ist erlernbar. Im Laufe der persönlichen Entwicklung hat jeder Techniken gelernt, mit denen er zum Orgasmus kommt - und man kann diese um-lernen. Oder "sensibilisieren". Für mich: konditionieren.

Die Autorin gibt dafür ein klares Schema vor: mit üblicher Technik erregen, dann etwas verändern, und sobald die Erregung nachlässt, zur alten Technik zurück kehren.

Ich kann diesen Ansatz schwer nachvollziehen, weil er für mich nicht fließend wirkt, sondern starr. Der Ausgangspunkt ist, sich zu entdecken - aber dieser mündet im "üben" Auf mich wirkt das tatsächlich leistungsorientiert, denn wenn es nicht klappt, muss man wohl nochmehr üben. Und ich fragte mich, wieviel (vaginale) Orgasmen tatsächlich bedeuten. Der Körper als ganzes Instrument, um sich Freude zu verschaffen, wird nicht betont.

Oft wird auf die Metapher des Klavierspielens zurückgegriffen - aber nicht jeder, der gut spielt, tut das mit Leidenschaft. Empfinde ich Freude, weil ich gut spielen kann oder empfinde ich Freude, weil ich mich gern mit dem Klavier beschäftige?

"Immer wieder hören wir von Frauen, bei denen es »einfach so« funktioniert. Aber das ist ein Trugschluss. Entweder sind diese Frauen nicht ganz ehrlich, oder sie haben schlichtweg nicht gemerkt, wie viel sie zuvor geübt haben – vielleicht, weil es sich für sie ganz natürlich angefühlt hat." (S. 24) Auch wenn der letzte Teilsatz ein Stück relativiert, steuert das Buch wieder zum Punkt "Übung macht den Meister" - ich denke aber, dass das Körpergefühl und Bewusstsein förderlich sind. Wer Sport macht oder sich viel mit seinem Körper beschäftigt, dem kann es leichter fallen, eine Verbindung zu sich und seiner Vagina herzustellen. Oder sie haben einen passenden Partner. Ich denke, "üben" sollte man nicht so eng sehen.

Ohnehin werden "Partner" wenig behandelt. Männer bekommen am Ende ihre "Beckenschaukel", sind aber ansonsten diejenigen, die die Veränderung der Frau mit der Angst sehen, die Erektion nicht halten zu können. Weil sie durch die veränderte Technik weniger spüren. Ich denke, manche Männer wollen berührt werden - jenseits ihres Geschlechtsteils. Und Männer finden es, lt. Buch, toll, wenn Frau besser kommt.

Selbst für den Orgasmus verantwortlich sein, das kann Vor- und Nachteile haben. Einerseits entlastet es von Perfektion. Man muss nicht den perfekten Partner mit der perfekten Technik haben und man muss auch nicht in der perfekten Stimmung sein oder das Wetter muss perfekt sein. Ich glaube, dass das manchen Frauen viel Kraft gibt. Andererseits sollte das nicht ins Negative kippen. Wenn ich selbst für meinen Orgasmus verantwortlich bin, wozu der Partner? Welche Teil steuere ich zum GEMEINSAMEN Erleben bei? Das diskutiert das Buch nicht.

Außerdem kann das eine anfängliche Verschlimmerung des Problems auslösen - man konzentriert sich zu sehr auf die Veränderung. Ähnlich wie bei anderen Lern-Prozessen. Man sollte sich fragen, ob man diesen Aufwand auf sich nehmen will.

Fazit



"Coming Soon" ist ein geradliniger Ratgeber, der sich mit Freude seiner Zielgruppe widmet - Frauen, die gern lernen und die Struktur brauchen, die Halt brauchen. Menschen, die eher intuitiv agieren, die Vorkenntnisse mitbringen und Anregungen suchen, würde ich vom Buch abraten. Abgesehen von der Beckenschaukel.

Der Text ist unnötig lang, wiederholt sich, bietet Diskusionsstoff, aber zuwenig Vielfalt. Dennoch konnte ich einige Ansätze mitnehmen.

Es gibt interessante Interviews mit der Autorin und anderen, in denen "Sex lernen" breiter und interessanter geschildert wird. Daher ist es für mich ein Buch, das zu eingeschränkt ist, um die interessanten Ansichten der Autorin wirken zu lassen.

Veröffentlicht am 19.12.2018

Vom schimmeligen Mops

Applepie Stories
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Das Buch war nicht meins. Es fällt mir schwer, wirkliche "Fehler" auszumachen, aber oft hatte ich das Gefühl, dass dem Buch "Biss" fehlt. Und an charismatischen Charakteren. Es ist ein leichtes, oft vorhersehbares ...

Das Buch war nicht meins. Es fällt mir schwer, wirkliche "Fehler" auszumachen, aber oft hatte ich das Gefühl, dass dem Buch "Biss" fehlt. Und an charismatischen Charakteren. Es ist ein leichtes, oft vorhersehbares Buch mit Krimi-Einschlag.

Spoiler am Anfang: Die Fairy Cupcakes lösen ein paar Handlungen aus, spielen aber keine große Rolle.

Und das Cover ist toll - bekanntes Motiv, aber eindrücklich und auffällig.

Worum geht es?



"Applepie Stories" vereint zwei Texte: Im ersten geht es um Lola, deren Freund sie mit ihrer besten Freundin betrügt und die im Liebeskummer (und im Chardonnay) versinkt. Nebenbei führt sie das Café Little Birds, das ihr ihre Oma vererbt hat. Lola findet das Rezept der Fairy Cupcakes und wünscht sich den perfekten Freund. Dieser taucht auf - und ist am nächsten Tag verschwunden. Stattdessen findet sie Patrick - der eigentlich perfekt ist, aber nicht so perfekt wie Jack. Und er hat ein düsteres Geheimnis!

Der zweite Text handelt von Traummann Jack, der von seinem Opa auf eine Reise geschickt wird, denn dieser war die große Liebe von Lolas Oma. Und irgendwie mag Jack Lola, die er nur vom Foto kennt. Und es gibt noch ein paar Verwicklungen und Aufklärungen.

Charaktere



Lola ist ein aufgewecktes Mädchen mit sarkastischer Note. Ich fand sie erfrischend, weil sie Humor hat und nicht zu kitschig wirkt. Ihr Mops Charles ist der eigentliche Star der Handlung, hat aber nicht genügend Platz im Text ... Gut, weil intensiv fand ich die Szenen mit Lolas Ex-Freund.

Melissa ist eine Freundin von Lola. Sie ist relativ jung, wird erwähnt. Die Bindung zwischen Lola und Melissa ist nicht so stark, Lola ist genervt von Melissas impulsivem und trotzigem Verhalten, auch wenn diese es nur gut meint. Ansonsten ist Melissa ziemlich farblos.

Jack ist Lolas Traumprinz und Sänger einer Band. Ich hatte gehofft, dass er entzaubert wird, dass seine (vermeintlich) arroganten Seiten aufgehoben werden. Aber Jack entpuppt sich als wesentlich gefühlvoller als Lola. Er sieht vieles, er fühlt vieles und besonders auf dem Höhepunkt wird der Dialog ständig unterbrochen, weil Jack des vermutet und etwas beobachtet - und dann spricht. Er betont anfangs sehr oft, dass er sich noch nicht verliebt hat, aber er verliebt sich schnell in Lola. Einerseits finde ich es gut, dass die Autorin mit der Erwartungshaltung bricht, andererseits war Jack sehr langweilig.

Betty ist der Bösewicht der Geschichte. Und als Bösewicht mit dramaturgischer Funktion wird Betty sowohl von Jack als auch von Lola gehasst. Jeder findet Betty doof. Das war öde. Betty selbst hat kriminelle Energie und wirkt als grantige, verbitterte Dame ziemlich gut.

Die Figuren sind klar aufgeteilt in Gut und Böse, aber nicht besonders tief.

Sprache



Die Sprache in beiden Texten fand ich flüssig und gut lesbar. Besonders die Dialoge fand ich überwiegend lebensnah und nicht gekünstelt. Nur am Ende, als die Figuren ihre Motive erklären, wird die Sprache trocken und wirkt nicht natürlich.

Nur "widerspiegeln" wird konsequent falsch geschrieben ...

Dramaturgie



Der erste Text plätschert vor sich hin. Getragen von der Frage, was wahr war und was nur der Wunsch, hat der Text ein bisschen Spannung und ein rundes Ende. Die Frage, ob fast-perfekt ausreicht, fand ich gut. Am Ende haben sich die Ereignisse überschlagen und die Logik war nicht stimmig.

Deutlicher war das im zweiten Text. Nach einer Einleitung mit Schwerpunkt Liebe wird das Buch zum Rätselspiel. Es kommen neue Figuren dazu, andere treten in den Hintergrund. Der Übergang war nicht so stimmig. Es wäre besser gewesen, Figuren aus dem zweiten Text im ersten deutlicher auftreten zu lassen. Dass Alfie (der Opa) durch die Augen Jacks geschildert wird, obwohl er eine wichtige Nebenrolle spielt, hat das Gleichgewicht der Figuren kippen lassen. Hinzu kommt Jacks Schwester Emma, die am Ende wichtig wird. Der Aufbau des Rätsels dauert sehr lange, die Auflösung beeinhaltet sehr viele Informationen. Ähnlich wie bei einem guten (?) Krimi lag die Lösung vor einem ... [Spoiler] Es kommt eine Generation hinzu. Wer mit Intrigenspielen aus Soaps vertraut ist, ist im Vorteil. Und ein Happy End muss sein - nicht mit Hochzeit, aber mit Schwangerschaft und Aufschreiben der Lebensgeschichte. [/Spoiler]

Ich hatte zu Jack bereits am Anfang keine Beziehung, weil sein Verhalten nicht nachvollziehbar war. Und die Musik spielt eine untergeordente Rolle - Jack wird ein paar Mal erkannt und er schreibt einen Song, das war es. Ähnlich Lola, die zwischendurch ihre Leidenschaft für's Singen entdeckt, aber erst zum Schluss wieder erwähnt. Dass Rebecca (Lolas Ex-beste-Freundin) am Ende des ersten Textes schwanger ist, spielt im zweiten keine Rolle mehr - man sieht sie nicht als Mutter. Erst am Ende wird wieder erwähnt, dass sie Kinder haben.

Die Fairy Cupcakes spielen kaum eine Rolle. Die Regeln waren kurz, aber ich fand sie komplex. Aber das Rezept ist lecker.

Gut gefallen an beiden Texten haben mir die Ähnlichkeiten - beide Hauptfiguren zeichnen ein ähnliches Fazit, beide vergleichen Betty mit einer Erdbeere, beide haben Haustiere. Die Ähnlichkeiten hatten das richtige Maß und haben beide Texte zusammengehalten.

Als Symbol unter der Kapitel-Nummer wird ein Cupcake mit "Eat me" bzw. eine Flasch mit "Drink me" gezeichnet, was ich eine nette Idee fand. Schade, dass man keinen Bezug zum jeweiligen Kapitelinhalt hergestellt hat.

Fazit



"Applepie Storys" hat kaum Fehler - die Texte sind spannend gezeichnet, gut komponiert, aber die Details und Figuren sind zu lose, als dass man eine Verbindung aufbauen kann.

Ich denke, dass vielen Lesern das Leichte, kombiniert mit dem Krimi-Element, gefällt. Ich fand's nicht angenehm.

Veröffentlicht am 01.12.2018

Und plötzlich ....

Rosenstern – Das Haus der schönen Stoffe
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Ich wollte mich an einer historischen Roman herantrauen und da mir das Cover gefallen hat und Nähen ein interessantes Thema ist, habe ich es gelesen. Leider war der Erzählstil nicht meins.

Das Buch erschien ...

Ich wollte mich an einer historischen Roman herantrauen und da mir das Cover gefallen hat und Nähen ein interessantes Thema ist, habe ich es gelesen. Leider war der Erzählstil nicht meins.

Das Buch erschien 2015 unter dem Titel "Metropolis Berlin - Champagner, Charleston und Chiffon"

Worum geht es?

Elly kommt aus einer Kleinstadt nach Berlin und arbeitet dort beim Kleider-An-und Verkauf Rosenstern. Als der Eigentümer stirbt, wird der Laden zum Modeatelier. Parallel dazu arbeitet sie im renomierten Modekaufhaus "Goldstein & Lange". Außerdem lernt sie den Ex-Kameramann und Firmenchef Joachim kennen. Aber was ist mit dem Personalchef Armin? Für wen entscheidet sie sich?

Die Charaktere

Die Figuren bilden ein buntes Pottpurri: Ellys Bruder Viktor, der keinen Job halten kann, das Pärchen Henriette (ruppig und frech) und Olga (ruhiger), die resolut-mütterliche Ruth Perlmann, die die Vorführdamen im Kaufhaus betreut. Dazwischen Journalistin Martha (mit Geheimnis) und eine mysteriöse Fotografin. Und Filou Armin und der schüchterne Joachim.

Alle Figuren sind einprägsam und haben Auftritte, aber leider keine Geschichten, abgesehen von Viktor. Außerdem habe ich Joachim/Achim und Armin manchmal verwechselt, weil sich die Namen ähneln.

Elenore ist schüchtern und naiv, sie denkt sehr, sehr viel. Sie begeistert sich für Mode - manchmal mehr als ihr Umfeld Komisch fand ich, dass sie sich sehr schnell zum Akt überrumpeln lässt.

Das Flair

Die Schilderung der Historie hat mir sehr gut gefallen - Markennamen und Persönlichkeiten werden genannt, aber nicht betont, sodass man mehr in der Handlung denn als Beobachter wirkt. Das ist sehr gut gelungen!

Berlin wirkt offen, aber der Kontrast zur "Spießigkeit" wird besonders am Ende deutlich. Das war spannend! Außerdem wird die aufkommene NSDAP kurz aufgegriffen bzw. Politisches diskutiert. Gut fand ich, dass das "Sündige" nur an wenigen Stellen erwähnt wird, der Text ist nicht zu düster.

Dramaturgie / Erzählstil / Schreibstil

Der Roman ist interessant geschrieben und nimmt im letzten Drittel Fahrt auf. Das passt, aber ich hätte mir gewünscht, dass manche Ereignisse noch besser geplant sind. Vieles hat sich überschlagen. Außerdem wünsche ich mir mehr Schwerpunkte z.B. die Reimann-Schule und das Leben im Laden. Das Buch wirkt nicht gehetzt, aber es gibt wenig, an dem man sich festhalten kann.

Was mich sehr gestört hat ist, dass viele Absätze abgeschnitten wirken - die Szene wird nicht ausgeleitet, sondern nach dem Wichtigsten wird zur nächsten Szene geblendet. Erinnerte mich an einen alten Film. Außerdem gibt es plötzliche Szenenwechsel und Zeitsprünge.

S. 79/80: [Dialog zwischen Martha und Joachim] "'Nur hilft dir das im Moment wohl kaum weiter.' [Leerzeile] Zurück in seinem Büro, fand Lange eine handgeschriebene Notiz auf seinem Schreibtisch vor:"

S. 207: [Dialog zwischen Elly und einer Kundin] "'Ja. Sie haben genau die richtige Figur dafür!' Während Elly, Olga und Henriette sich gemeinschaftlich über 'Jabuschs gute Wurst' hermachten, saß Martha Goldstein mit knurrendem Magen im Adlon und studierte zum x-ten Mal die Speisekarte."

Schwierigkeiten hatte ich bei einer Szene am Anfang, als Elly das erste Mal mit Armin spricht und sich der Dialog in rascher Folge mit Beschreibungen und ihren Gedanken wechselt. Es war schwer, dem zu folgen.

Und das Ende wirkt plump.

Mir fehlt im Text oftmals Rhythmus. Es fehlt Ruhe, es fehlt Genießen.

Gut gefallen hat mir, dass alte Wörter verwendet werden, aber der Text nicht "alt" wirkt, sondern gut lesbar ist. Die Sprache ist sanft.

Außerdem mochte ich, dass Henriette im ganzen Roman Berliner Dialekt spricht. Ich habe das bisher kaum in Texten gelesen und ich fand das sympatisch. Ich hatte kein Problem damit, das Gesagte zu verstehen. Wer mit Dialekten Probleme hat, für den könnte das aber anstrengend werden.

Fazit

"Rosenstern" hat einen interessanten Ausgangspunkt und viel Liebe zur Materie. Ich fand den Schreibstil angenehm und nicht überladen. Erzählerisch fehlt mir einiges, ich bin bei Szenenenden oft aus dem Takt gekommen. Und es fehlen manchmal Details. Ich denke, mit doppelt sovielen Seiten hätte man mehr erzählen können.

Veröffentlicht am 18.11.2018

Verkrampft

Nebenan funkeln die Sterne
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Das war eines der Bücher, die mich gequält haben. Mit einer verkrampften Sprache, einer Geschichte, die unrealistisch zu Zuckerguss fällt und mit der Erkenntnis, dass auch bei Instagram wieder nur Klischees ...

Das war eines der Bücher, die mich gequält haben. Mit einer verkrampften Sprache, einer Geschichte, die unrealistisch zu Zuckerguss fällt und mit der Erkenntnis, dass auch bei Instagram wieder nur Klischees bedient werden. Aber: So einfach ist es doch nicht.

Die Handlung

Emma ist infolge eines traumatischen Erlebenisses von Regensburg nach London geflüchtet, igelt sich aber auch dort nur ein. Sie hält sich mit Webdesign für kleine Firmen über Wasser und baut sich über Instagram ihr perfektes, gefaktes Leben auf. Als nebenan Nathan einzieht, der ebenfalls mit seiner Vergangenheit kämpft, wird sie animiert, ihr Schneckenhaus zu verlassen.

Die Figuren

Emma bemitleidet sich ständig selbst, ist überkritisch, hat wenig Zugang zu ihrem Emotionen, traut sich nur wenig - und sie ist kreativ. Eine typischen Protagonistin in Liebesromanen. Sie erwartet, dass andere sie retten und das tun sie auch. Veränderungen löst sie nicht selbst aus, sie wird von anderen dazu animiert. Aufgefallen ist mir das am Lügen. Emma bezeichnet jedes Foto, jeden Satz, den sie mit ihrer Familie wechselt, als Lüge. Das stimmt - aber sie sieht das sehr, sehr streng. Manchmal lassen sich Lügen schwer vermeiden und auf Social Media kann eine Lüge bereits entstehen, indem man etwas weglässt. Außerdem zeichnet Emma gern, besonders Dreamtableaus für Follower, zu denen sie eine enge Verbindung hat. Das bedeutet, dass man viele Beschreibungen von Bildern liest. Ich fand das anstrengend, ist aber Geschmackssache. [Spoiler]Irritiert hat mich, dass Emma die Trennung von ihrem Ex-Freund nicht aufarbeitet, sondern in die nächste fällt. Als sich ihr Freund von ihr trennen wollte, wurde er von einem Auto angefahren, weil Emma wegrannte und er ihr hinterher lief. Emma fühlt sich schuldig und die Trennung ist in Wartestellung. Später versöhnen sich die beiden und Emma fühlt sich erlöst, aber ich konnte es nicht nachfühlen.[/Spoiler] Außerdem hat Emma eine Angst vor Menschen entwickelt, die ich nicht nachfühlen konnte. Denn sie fühlt sich unwohl, sie mag Menschen nicht, aber sie hat keine Angstattacken mit krassen körperlichen Symptomen. Es gibt Menschen, die diese Ängste haben - aber im Buch wurde es nicht so geschildert, dass ich es nachfühlen konnte. Ich denke, das liegt am Erzählstil.

Nathan ist das Love-Interest und ist als solches mit viel Nettigkeit und einem Talent zu Klavierspielen ausgestattet. Er hat Esprit und ich mochte ihn, weil seine Freundlichkeit Emma gut ausgleicht. Seine Hintergrundgeschichte fand ich nicht neu, aber interessant. Leider wird das Thema "Fahrradkurrier" nicht ausgebaut.

Troy und Britney und Nilla: Troy ist Emmas Streuner-Kater und bringt Niedlichkeit in die Geschichte. Er hat wahrscheinlich das, was Emma fehlt: Er ist abgeklärt, nimmt sich, was er braucht, und verschwindet dann wieder Toll finde ich seinen wirklichen Namen - Sherlock :) Britney ist ein Follower von Emma und bringt die Handlung ins Rollen, weil sie sie bittet, auf ihre Tochter aufzupassen. Die beiden freunden sich an. Nilla ist Besitzerin eines Schreibwarenladens/Cafés mit leckeren Brownies. Nilla ist Emmas erster Lichtblick und sehr freundlich. Emma weiß lange nicht, ob Nilla eine Beziehung mit Nathan hat.


Themen

Schuld: Ein großes Thema, das interessant aufgearbeitet ist. Welche Schuld trägt man, wenn man nicht "Nein" gesagt hat, obwohl jemand anderes einen Fehler gemacht hat? Und wieviel Schuld trägt Emma? Man kann durch das Buch gut darüber nachdenken.

Instagram: Ein Thema, das mich beschäftigt hat, weil ich mit Insta wenig anfangen kann. Emma gewinnt durch Insta sehr viel, viele Freunde, aber sie stellt auch fest, dass das eine Scheinwelt ist. Ich glaube, das ist die Essenz, die auch öffentlich oft diskutiert wird. Mich hat das Buch an diesem Punkt ermutigt, offener zu sein. Ich finde das gut. Leider bleibt das Buch auf dieser Stufe, denn Instagram kann ein Schutzraum sein. Viele Influencer zeigen auf Insta die schönen Seiten, sind dafür als Privatperson ein bisschen geschützt. Auch "normale" Menschen zeigen nicht jeden Schritt ihres Lebens, klammern Familie und Freunde aus, zumindest auf dem öffentlichen Profil. Wollen wir Menschen tatsächlich komplett erfassen, mit allen positiven und negativen Seiten? Es ist anstrengend, man selbst zu sein - ist es nicht ebenso anstrengend, das auch noch auf Social Media zu teilen? Außerdem ist Insta z.B. für Buchblogger sehr wichtig, weil man mit einem Bild sehr viel anstoßen kann.


Dramaturgie

Auf den ersten 100 Seiten kommt die Handlung wenig in Gang, weil man nur Emma sieht. Danach wird es besser, bis im letzten Drittel das Tempo schneller wird und der Roman spannender. Es ist eine klassischen Dramenstruktur, die funktioniert - Held leidet, auslösende Handlung, Höhepunkt des Konflikts, Selbst-Rettung. Nett, aber nicht überraschend.

Mir fehlte die Spritzigkeit.

Schreibstil

Der Schreibstil wirkte verkrampft und ich denke, das liegt an der Perspektive. Die Sicht ist personal aus Emmas Sicht, es gibt keinen Perspektivwechsel. Aber der Erzähler wird zu deutlich. Der Erzähler bemitleidet Emma, was sich mit dem Mitleid, das Emma als Figur hat, verstärkt. Z.B. " Mit einem Aufheulen ließ sie sich auf den Boden gleiten und weinte wie nie zuvor." (S. 270)

Außerdem ist die Sprache nicht so fließend wie in anderen Büchern z.B. werden an wenigen Stellen Worte verwendet, die nicht häufig sind z.B. "lukullisch" (S. 126; üppig/erlesen)

Es sind Kleinigkeiten, über die viele Leser hinwegsehen, aber für mich war das nicht angenehm zu lesen.

Fazit

"Nebenan funkeln ..." ist ein klassischer Liebesroman. Er ist keine schlechte Wahl, weil er vorhersehbar ist und viele Klischees hat. Wer das gern liest, wird Spaß haben. Für mich war der Text oft zuviel, gut gedacht, aber nicht gut ausführt. Manchmal fragte ich mich, ob mehr Recherchieren gut gewesen wäre. Aber vielleicht ging es darum, die Balance zu halten und den Leser nicht mit "zuviel" zu konfrontieren, damit die Liebesgeschichte wirken kann. Verglichen mit anderen Romanen eher auf der Flop-Seite.

Veröffentlicht am 17.11.2018

Zwischen Liebe und Leiden

Starlight Nights - Immer wieder du
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Überall liest man von Kinderstars, die schon als Kleinkinder auf die Bühne geschleift werden. Was macht das? Kann man sich von seinen Eltern lösen? Und was bringt die Zukunft? Der Roman hat das als Kernthema, ...

Überall liest man von Kinderstars, die schon als Kleinkinder auf die Bühne geschleift werden. Was macht das? Kann man sich von seinen Eltern lösen? Und was bringt die Zukunft? Der Roman hat das als Kernthema, daher habe ich ihn gelesen.

Notiz am Anfang: Es ist ein Buch, in dem das Negative lange überwiegt. Ein Buch, das wehtut.

Inhalt

Calista wurde von ihrer Mutter, deren Karriere von der Schwangerschaft vereitelt wurde, zum Schauspiel gebracht. Nach einem Unglück hat sie der Schauspielerei den Rücken gekehrt und studiert in einem kleinen Ort Wirtschaft. Aber sie kommt nicht an. Eines Tages erschient Eric, der vor einigen Jahren mit ihr eine Serie drehte und von seinem Vater, einem reichen Produzenten, nicht loskommt. Eric erpresst sie, bei seiner Serie mitzuspielen - und tritt damit eine Lawine von Ereignissen los.

Figuren und Konflikte

Karriere-geile Eltern: Der Konflikt zwischen Calista und ihrer Mutter war gut gestaltet und ich konnte beide Seiten verstehen. Die Mutter versucht, ihre Träume auszuleben und hat die Tochter von sich abhängig gemacht. Es tat weh zu sehen, dass Calista trotz vieler Kilometer Entfernung nicht von ihr und vor allem dem Leben als Schauspielerin nicht loskommt. Sie findet an der Uni keine Freunde, arbeitet nicht, sie verkriecht sich nur. Calista ist weggerannt, wartet aber noch immer darauf, dass ihre Mutter sie unterstützt. Einen Wendepunkt gibt es, als Calista sieht, dass die Mutter ihre Schwestern ins Rampenlicht drängt. Ich fand es übrigens komisch, dass Calista und ihre Schwestern sich fremd sind. Aber auch die Mutter hat sich nie um ihre Zukunft gekümmert, es gab für sie keinen anderen Plan als die Schauspielerei.

Karriere-geile Eltern II: Erics Vater Rawley ist ein Superproduzent, der charismatisch und lächerlich ist. Charismatisch, weil er ein perfektes Netzwerk hat und viele Leute beeindruckt, lächerlich, weil er dem Fernsehen verbunden ist und neuen Entwicklungen wie Webserien skeptisch gegenübersteht. Rawley ist ein toller Kontrast zu Calistas Mutter. Aber am Ende ist er dumm.

Eric und Calista sind Kinderstars, die mit dem realen Leben nicht klarkommen. Sie beschäftigen sich weder mit Alternativen zum Schauspielberuf noch mit Recht, was zu Problemen führt. Andererseits nutzen beide das System z.B. verlässt sich Eric darauf, dass sein Vater seine Eskapaden mit Geld verschleiert. Beiden wollen aus ihrem Hamsterrad heraus, sind aber zu sehr mit der Vergangenheit verknüpft, um loszulaufen. Schade ist, dass Calista gern schreibt, man das aber selten liest.

Neben Eric, Calista und ihren Eltern fand ich Katie am interessantesten. Katie ist Erics Freundin und Tierärztin. Sie ist ein bodenständiger Mensch, der versucht, zwischen Eric und seinem Vater zu vermitteln. Sie kommt aus einer geordneten Familie und erträgt den Streit nicht, lässt sich sogar vom charmanten Vater einwickeln. Katie finde ich gut, weil sie eigentlich perfekt ist - aber nicht perfekt für Eric. Sie versteht nicht, dass er seinen eigenen Weg gehen muss. Nebenfiguren wie Calistas Mitbewohnerin oder ein gemeinsamer Freund erfüllen ihre Funktion, bleiben aber blass.

Und ich mochte Erics Hündin

Spannung und Erzählstil

Im Kopf bleiben mir die leidenschaftlichen Liebesszenen und die negative Energie. Auch wenn die Erotik-Szenen irgendwann zuviel werden, gefällt mir der Esprit der Liebe. Das Buch liest sich an diesen Stellen sehr lebensnah und ich konnte gut mitfühlen. Andererseits sieht man Calista oft leiden. Das war spannend, aber oft zuviel.

Dramaturgisch war das Buch nett - das Buch nimmt sich viel Zeit, um die Konflikte aufzubauen, um sie im letzten Drittel zu lösen. Ich fand das etwas viel - zuviel Einleitung, zuviel Konfliktlösung, beim auslösenden Moment Potential verschenkt.

Außerdem klingen beide Perspektiven gleich, sodass ich beim Wechsel Probleme hatte.

Fazit

Der Text hat einige Stärken und bleibt im Gedächtnis. Aber er verschenkt viel, weil er sich zu sehr auf die Konflikte und das Leiden konzentriert, anstatt vielfältig zu sein.