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Veröffentlicht am 27.03.2020

Und immer wieder ... Traurigkeit

Dichterkinder
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Alles hat ein Ende - das betont das Buch - am Anfang, in der Mitte und am Ende. Was der Klappentext preist als "Die erotisch aufgeladene Freundschaft der fünf und deren Umkreis gewährt Einblick in radikale ...

Alles hat ein Ende - das betont das Buch - am Anfang, in der Mitte und am Ende. Was der Klappentext preist als "Die erotisch aufgeladene Freundschaft der fünf und deren Umkreis gewährt Einblick in radikale literarische und politische Umbrüche jener Zeit." ist weder erotisch noch gibt es wirklich Auskunft über die poltischen Umstände und auch die Literatur spielt nur selten eine Rolle. "Anja und Esther" wird ausführlich behandelt. Ansonsten fühlt sich der Text überwiegend an, als hätte man ein Klatschblatt 100 Jahre in die Vergangenheit geschickt und auf 200 Seiten gestreckt. Ausführlich schwelgt das Werk in den Gemütszuständen Carl Steinheims und dessen Syphilis, immer wieder der Syphilis. Gleiches gilt für das traurige Leben Mopsa Sternheims.

Das Buch hat so eine negative Atmosphäre, dass es mir trotz des spannenden Themas schwer fiel, weiterzulesen.

Für mich war der Text eine Enttäuschung, weil ich nur weniges über Klaus und Erika Mann erfahren haben und insgesamt kein Gefühl für die Personen bekommen habe. Der Autor hat viel Aufwand betrieben, in Briefen recherchiert und daraus zitiert. Diese Arbeit ist bewundernswert und macht den Text einzigartig. Und auch stilistisch wird die Meinung des Autors deutlich - er will mir die Figuren näher bringen, aber es fehlt etwas. Und immer wieder die Vorausdeutung.

Ein großes Problem waren die ständige Zeitsprünge und die Dopplungen, die sich ergeben. Wir folgen einer Figuren ein paar Jahre, wechseln zur nächsten und gehen dabei eine Zeitebene zurück und setzen später wieder ein. Vieles überlagert sich und an manchen Stellen war ich mir nicht sicher, ob Informationen mehrfach vorkamen, weil der Autor Angst hatte, man könnte etwas vergessen. Oder weil es keiner herausgestrichen hat.

Und mir fehlt ein Stammbaum bzw. eine Übersicht über die Personen.

**Fazit**

"Dichterkinder" geht tief und hält viele Informationen bereit. Ihm fehlt aber das Gefühl für das "große Ganze". Letztlich wirkt es wie ein regenverwaschenes Schema eines Untergangs.

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Halbguter CEO

Most Wanted CEO
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Rezi enthält Spoiler

Ich hatte das Buch gewählt, weil es um Schauspielerei geht, auch wenn sich bereits im Klappentext andeutete, dass es viele Klischees gibt. Letztlich funktioniert die Idee, den (vermeintlichen) ...

Rezi enthält Spoiler

Ich hatte das Buch gewählt, weil es um Schauspielerei geht, auch wenn sich bereits im Klappentext andeutete, dass es viele Klischees gibt. Letztlich funktioniert die Idee, den (vermeintlichen) Jäger zum Gejagten zu machen, besser, als ich gedacht habe. Ich hatte viel Spaß und freue mich, dass es im Roman eher um die Bedürfnisse der Frau geht denn um die des Mannes. Jedoch verpufft das Potential, nach der Hälfte - als die Figuren zusammen kommen. Die Flirt-Regeln, mit denen die Kapitel überschrieben sind, verkommen zum Stilmittel ohne Sinn, dazu kommen Zeitraffungen innerhalb einer Szene.

Die Charaktere sind einfach: Frau ist das hässlichen Entlein mit dem Jersey-Akzent, Mann der missverstandene Millionär mit Hang zur Wohltätigkeit. Ich finde es besonders für die männliche Figur schade, dass sie auf "das Wesentliche" reduziert wird.

Das unterstreichen einige Ähnlichkeiten zu "Shades of Grey" - Begriffe wie "köstlich", die Betonung des Animalischen und das intensive Bedürfnis, "in der Frau" zu sein. Er fühlte sich an wie Mr. Grey, aber mit erheblich kleinerem Kindheitstrauma.

Die Erotikszenen folgen guten Ansätzen - denn die Frau fordert die Akte. Genießen tut sie jedoch der Mann. Was sich auf den ersten Blick frauen-freundlich anhört, ist letztlich nur die Botschaft "Frau muss Mann glücklich machen. Dann ist auch sie glücklich" Dennoch haben sie mir gefallen, weil die Figuren schnell auf den Punkt kommen, besonders in den Dialogen.

Stilistisch bin ich wenig glücklich. Ich fand es gut, dass die Dialoge locker, aber nicht zu umgangssprachlich sind. Ich habe das gern gelesen. Leider war mir die Metaphern-Flut zuviel und ich finde die Übersetzung nicht überall gut. Ob der Dativ von "Kumpel" "Kumpeln" oder "Kumpels" ist, darüber kann man streiten. Aber "die Faust in ein Sandwich boxen", das fand ich nicht stimmig.

Amüsant war der Verweis auf die deutsche Sprache, weil nur das Deutsche soviel Oxymorone hat :)

Fazit: Der Roman ist einzigartig, wirkt aber nach der Hälfte verkrampft. Es sind einige schöne Sätze enthalten, aber letztlich wurde das Potential nicht ausgeschöpft.





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Veröffentlicht am 24.12.2019

Viele Fakten, wenig Einheit

Untrue
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"Untrue" hat mich mit seinem Thema und dem fetzigen Cover geködert und ich hoffte, dass es ein lockeres, nahbares Buch mit vielen Fakten ist. Letztlich war es ein Buch, das mich bereichert, aber insgesamt ...


"Untrue" hat mich mit seinem Thema und dem fetzigen Cover geködert und ich hoffte, dass es ein lockeres, nahbares Buch mit vielen Fakten ist. Letztlich war es ein Buch, das mich bereichert, aber insgesamt nicht glücklich gemacht hat. An das im Buch zitierte "Sex - die wahre Geschichte" kommt die Autorin nicht heran.

Meine Meinung zum Inhalt

Der englische Titel spielt sehr gut mit dem Thema - "untrue" bedeutet "unwahr"; "untreu" übersetzt man meist mit "unfaithful". Es geht weniger um die Frage, ob Untreue gut ist, sondern wie der Begriff und seine Verwendung insgesamt zu bewerten sind. Warum wird von Frauen erwartet, dass sie "treu" sind - und stimmt das? Nicht gut ist, dass sich der deutsche Titel und der Untertitel auf "Treue" beschränken, während der englische verspricht, dass es auch im Lust und Frauen (allgemein) geht. Das wird dem Buch besser gerecht.

Zuerst geht es im Buch darum, warum der Frau die Rolle zugeschrieben wird, bevor die Autorin den Sinn und Un-Sinn von "Treue" erläutert und mittels matriarchalischer Gesellschaften zeigt, dass auch Frauen manipulieren und bewusst "untreu" sein können. Leider greift sie dabei meist auf Affen zurück, was ich wenig aussagekräftig fand. Trotzdem war das ein sehr spannendes Kapitel.

Später zeigt uns die Autorin, wie wichtig Frauen auch heute noch das Ideal der "treuen" Frau ist und wie die Partner das ausnutzen. Bedrückend fand ich die Geschichte einer Frau, die ihren Mann betrügt, von ihm auf's Land gedrängt wird, damit er seiner Affäre nachgehen kann - und das später lange Zeit als ausgleichende Gerechtigkeit sieht. Ähnliches bei einem lesbischen Ehepaar, bei dem eine Frau aus der unglücklichen Beziehung in Form des Betrugs und später einer offenen Beziehung flieht - und dann zurückkehrt, weil ihre Frau das nicht möchte. Und die Schuldgefühle hat, weil sie ihrer Frau so etwas angetan hat. Ob der Betrug "gerecht" war, darüber kann man streiten, aber es hat mich sehr traurig und wütend gemacht. Als leider sehr typisches Gegenbeispiel wird eine offene Ehe am Ende genannt, bei der die Frau einen dritten Partner eingeführt hat, während der Mann mit anderen Frauen schläft - aber unter Einhaltung bestimmter Regeln. Ich fand das gut, aber die Autorin ist hier an eine Grenze gestoßen, weil sie das nicht analysiert, aufbereitet, sondern nur erzählt.

Ohnehin stört mich im Buch, dass uns die Autorin eher Fakten darlegt, als Erzählerin zu sein. Das Buch versucht an einigen Stellen brachial, Atmosphäre zu erzeugen, indem die Autorin das Aussehen und die Umgebung ihrer Gesprächspartner beschreibt - obwohl das für den Inhalt nicht relevant ist. Ich habe sie eher als Diener der Sache gesehen, denn als jemand, der aktiv daran teilnimmt, der den Leser mitnehmen will auf seine Reise. Was der Begriff "Treue" mit der Autorin zu tun hat, wusste ich nicht. Ich habe keine Bindung zu ihr aufgebaut und mir ging die Glaubwürdigkeit verloren.

Ohnehin habe ich nicht verstanden, warum das Wort "Untreue" nicht hinterfragt, sondern im ganzen Buch verwendet wird. Warum sollte jemand nicht loyal zu seinem Partner sein, wenn er mit anderen schläft? Kann man das von außen bewerten?

Ein Begriff, der für mich neu war, war "Fortpflanzungserfolg" - die Autorin erklärt das leider nicht ausführlich, sondern bindet ihn nur ein. Aber er bedeutet die Anzahl der überlebenden Nachkommen bzw. Maßnahmen, die sie erhöhen. "Untreue" kann den Fortpflanzungserfolg erhöhen, wenn sich die Frau z.B. in einer sozial schwachen Schicht befindet und offen lässt, wer der Vater des Kindes ist. Dann hat sie mehrere Männer, die sie versorgen, was von Vorteil ist.

Schuld an der Untreue ist übrigens ein alter Bekannter - die "Neolithische Revolution". In dieser Zeit wandelten sich die Menschen von umherziehenden Jägern und Sammlern zu sesshaften Ackerbauern. Die Techniken zur Bewirtschaftung verbesserten sich, bis die Erfindung des Pfluges den Wert von Mann und Frau trennte - trugen Frauen bis dahin gleichberechtigt zum Lebensunterhalt bei, konnte die schwere Arbeit des Pfluges eher von Männern durchgeführt werden, sodass die Frau am Herd stand und die Kinder versorgte. Manchmal ging dieser "Wertverlust" als Teil der Gemeinschaft bzw. "Wertsteigerung" als Objekt soweit, dass es sich manche Männer "leisten" konnten, eine "Frau am Herd" wie ein Schmuckstück zu haben. Dieser Werteverfall durch die patriachalische Gesellschaft reicht bis in die heutige Zeit.

Interessant fand ich, dass manche Frauen, besonders in weiblich organisierten Gesellschaften, weder "brav" noch "nett" sind. Ganz im Gegenteil: Sie nötigen Männer zum Akt, nutzen körperliche Nähe, um Bündnisse zu schließen.

Wie wurde das Wissen präsentiert?

Ich habe zum Erzähler keinen Zugang gefunden, konnte das Buch aber gut lesen. Mehr Erklärungen wären gut gewesen.

Es wird viel zitiert und das sehr korrekt - 512 Fußnoten gibt es, einschließlich des konkreten Wortlautes und der Stelle. Ich hätte mich gefreut, wenn man mehr davon eingebunden hätte, weil ich es, besonders bei kleiner Schrift, mühselig finde, die Fußnote auf dem Reader zu treffen.

In den seltenen Fällen, in denen mehr als eine Wortgruppe zitiert wird, ist diese mit einem Absatz abgegrenzt - in Grau. Das ist digital sehr schlecht lesbar.

Fazit

Der engliche Untertitel verspricht "Why Nearly Everything We Believe About Women, Lust, and Infidelity Is Wrong and How the New Science Can Set Us Free" - besonderes letztes habe ich nicht so empfunden. Die Autorin geht oft zurück zu den Ursprüngen, vergleicht mit Gesellschaften, die weiblich geprägt sind. Aber sie zeigt nicht, was wir in unserer (männlich) dominierten Gesellschaft ändern können, damit die Last der Untreue gleichmäßig auf beide Geschlechter verteilt wird. Warum (sexuelle) Untreue oft gleichgesetzt wird mit emotionaler Untreue. Im Nachwort relativiert die Autorin: dass das nur ein Ausschnitt aus einem sehr umfassenden Thema sei, dass ihre Forschung weitergeht usw. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich hier eher ein Klecks-Gemälde aus Fakten, vielen Zitaten anderer Forscher und einigen Geschichten habe. Aber kein stimmiges Ganzes. Immerhin habe ich einiges gelernt.

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Veröffentlicht am 02.11.2019

Die alten Leiden junger Frauen in unserer Zeit

Drei Wünsche
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In diesem Buch sehen wir Frauen: Leiden. Das ist nicht neu, aber gut gestaltet. Ich hatte anfangs Probleme ins Buch zu kommen, weil es schwer war, die Biografien der drei Frauen aufzunehmen, aber als sich ...

In diesem Buch sehen wir Frauen: Leiden. Das ist nicht neu, aber gut gestaltet. Ich hatte anfangs Probleme ins Buch zu kommen, weil es schwer war, die Biografien der drei Frauen aufzunehmen, aber als sich alle drei begegneten, wurde es besser.

Rezi enthält Spoiler!

Worum geht es?

Der Text schildert die Leben dreier Frauen: Helena wird schwanger, aber die Schwangerschaft verläuft kompliziert, bis hin zur Frühgeburt. Gleichzeitig erkrankt ihr Vater an Krebs. Rebecca ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die sich minderwertig fühlt und die damit hadert, nicht schwanger werden zu können. Maxie betrügt ihren Mann mit einem Freund ihres Vaters.

Die Figuren im Detail

Helena wirkte auf mich am positivsten, obwohl sie an drei Fronten kämpfen muss. Einerseits der Arbeitgeber, der schon kurz nach Verkündung der Schwangerschaft die Nachfolge regeln will. Hinzu kommt, dass sich Helena in der Schwangerschaft nicht wohlfühlt - der Körper verändert sich, frühzeitige Wehen setzen ein. Dann die Frühgeburt mit zahlreichen Arztbesuchen. Und die Krankheit des Vaters. Eines Vaters, der die Bezugsperson war; ein Mensch, mit dem sie kämpfen, aber genießen konnte. Den sie manchmal verachtete, weil er kein Maß kannte. Die Autorin beschreibt den Tod sehr ausführlich, aber feinfühlig.

Rebecca entwickelt sich am meisten in der Geschichte. Von der traurigen Frau wird sie zu einem Beistand für die anderen und findet ein ruhiges, versöhnliches Ende. Bei Rebecca habe ich gut den Konflikt aus Innen- und Außenwahrnehmung gesehen: Sie fühlt sich wertlos, aber ihre Kollegen sind sogar neidisch. Rebecca wirkt wie ein Arbeitstier ohne Boden. Dennoch hätte man das Thema "Fruchtbarkeit" noch etwas ausführlicher darstellen sollen.

Maxie hat mir am meisten Kopfzerbrechen bereitet. Als Leserin hätte ich sie gern angeschrien, weil sie die wertvolle Liebe beider Männer nicht sieht. Sie nimmt und nimmt und ihr ist nicht bewusst, was beide Männer geben. Sie hinterfragt nicht. Sie wirkt wie ein emotionales Loch. Während sie der Geliebte Bobby mit Liebe überschüttet, was sie genießt, aber nicht wertschätzt (und nicht hinterfragt), ÜBERschätzt sie die Liebe ihres Mannes Hannes. Sie arbeitet nicht an der Beziehung. Vielleicht ist sie selbstgerecht, denkt, es genauso verdient zu haben. Auch zeigt sich später eine selbstzerstörerische Ader - sie nimmt Drogen, und auch die Beziehung zu Bobby wird extremer. Ich fand sie interessant gestaltet, aber sie nimmt auch den meisten Raum ein.

Ich glaube, was alle Figuren eint, ist ein Mutter, die eher negativ wirkt. Und ein Vater, der verschwindet. Helena ist ein Papa-Kind. Rebeccas Mutter kann nicht verstehen, dass ihre Tochter Karriere machen will. Maxies Vater kann mit ihren Gefühlen nichts anfangen und zu seiner neuen Freundin hat sie kein gutes Verhältnis. Die Mutter ist tot.

Das Leiden

"Drei Wünsche" ist ein Buch, bei dem man ständig hofft, es würde besser werden. Und am Ende gibt es sogar ein Happy End für alle drei. Trotzdem entstand nach all den Seiten ein Vakuum, weil das Leiden aufhört, ohne, dass die Freude ankommt. Ich würde das Buch niemandem empfehlen, der bereits traurig ist. Das Buch zieht den Leser in die Tiefe.

Schreibstil

Die Texte sind aus einer auktorialen Perspektive mit personalem Einschlag geschrieben - der Erzähler ist meist liebevoll-beobachtend im Kopf der Figur, kann aber auch die Gefühle der anderen sehen. Er sieht jedoch nicht, was die anderen tun. Anfangs wirkte das kindlich, ich habe mich aber schnell daran gewöhnt und bin des Stils bis zum Schluss nicht überdrüssig geworden.

Fazit

Was bleibt? Das Gefühl von Gemeinschaft. Die Vielfalt der Trauer, vor allem über sich selbst und das vermeintliche Scheitern. Aber auch die Erkenntnis, dass hier weder neue Probleme noch Lösungen präsentiert werden. Es ist gut geschrieben und hat mich gefesselt. Aber ob es Spuren hinterlässt?

Veröffentlicht am 26.10.2019

Wer wie was war und warum?

Schutzzone
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Ich hatte das Buch gewählt, um mich mit der Thematik "Uno" zu beschäftigen. Letzlich war es ein Buch, das mich weder aufgeregt noch erheitert hat; das mich irgendwie beruhigt hat und das ich gern gelesen ...

Ich hatte das Buch gewählt, um mich mit der Thematik "Uno" zu beschäftigen. Letzlich war es ein Buch, das mich weder aufgeregt noch erheitert hat; das mich irgendwie beruhigt hat und das ich gern gelesen habe. Das aber keine Spuren hinterlässt.

Worum geht es?

Um Mira, die von ihren Eltern bei Darius einschließlich Haushälterin und Sohn Milan abgegeben wird. Darius ist eine Säule in ihrem Leben, ein Mann, der wochenlang verschwindet, offensichtlich für eine Organisation arbeitet und traumatisiert ist. Der Kosovo-Konflikt wird angedeutet, die politische Lage in Afrika spielt eine zentrale Rolle.

Meine Meinung

Dieses Buch ist nicht laut. Es hat keine spannende Handlung, Schauplätze und Zeitebenen werden erwähnt, sind aber nebensächlich. Und auch die Hauptfigur bleibt ein Phantom - sie treibt durch ein Leben, von dem man nicht weiß, ob sie es selbst gewählt hat. Sie handelt, wie man ihr aufgetragen hat, hat aber ihren Idealismus verloren. Ob sie die philosophischen Diskussionen beim Abendessen mit dem afrikanischen Rebellenführer mit Interesse oder Gleichmut ausführt, ist egal; sie tut es einfach. Und die Erkenntnis, dass darin ein Funken Wahrheit schlummert, macht das Buch so bitter. Denn während auf der einen Seite Hilfsbedürftige stehen, bleiben auf der anderen Schreibtisch-Täter, die sich die Zeit damit vertreiben, in abgeschottenten Ressorts auf Aufträge zu warten oder versuchen, falsche oder absurde Fakten möglichst unauffällig in Berichte zu schmuggeln. Je wichtiger der Bericht, desto mehr Anerkennung. Wahr auch: Beziehungen gehen daran kaputt. Ob man zuhause sitzt und auf seinen Partner wartet oder ob man im Hotel sitzt und auf seinen Partner wartet, das ist egal. Und betrifft real Menschen, deren Partner für große Unternehmen um die halbe Welt reisen. Das große Nichts macht das Buch so traurig.

Fazit

Das Buch hat mir interessante Denkanstöße gegeben und gezeigt, dass Menschen in Krisengebieten nicht nur Helfer, sondern auch Menschen sind. Bitter, aber spannend. Trotzdem ein Buch, das kaum Spuren hinterlässt.