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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.03.2024

Ansprechend gestalteter Ratgeber mit vielen Tipps

Fensterbrettgarten
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Der Ratgeber „Fensterbrettgarten“ von Deike Haßler gibt Einsteigerinnen Tipps und Hilfestellung fürs Gärtnern im kleinen Rahmen – zwar insgesamt doch mehr für den Balkon als für die Fensterbank, aber doch ...

Der Ratgeber „Fensterbrettgarten“ von Deike Haßler gibt Einsteigerinnen Tipps und Hilfestellung fürs Gärtnern im kleinen Rahmen – zwar insgesamt doch mehr für den Balkon als für die Fensterbank, aber doch mit einigen Anregungen für Großstadt-Gärtnerinnen.

Das Sachbuch führt praxisorientiert auf, welches Arbeitsmaterial benötigt wird, auf welche Umweltfaktoren wie Standort und Bewässerung zu achten ist und welche Pflanzen sich wo besonders gut eignen. Praxistipps zu Themen wie Bewässerung in Urlaubszeiten oder Erkennen und Umgang mit Schädlingen, die Großstadtmenschen häufig begegnen, runden die Anleitung für den eigenen Minigarten ab. Daneben widmet sich das Buch der Vorstellung verschiedener Pflanzen mit ihren Eigenheiten und stellt auch einige Ideen zu ihrer Verwendung vor, beispielsweise das Trocknen von Kräutern.

Mit dem „Fensterbrettgarten“ kann man vor allem gut arbeiten, wenn man einen Balkon besitzt – für das Gärtnern auf der Fensterbank sind viele der Tipps dann doch nicht so gut geeignet. Dafür hat die Autorin allerdings viele hilfreiche Übersichten und Anregungen zusammengestellt: etwa, welche Pflanzen sich im selben Balkonkasten gut vertragen oder wie man die Sache mit der Bewässerung löst, wenn man einige Tage verreist ist. Auch Überblicksgrafiken wie die zum idealen Standort und zur optimalen Aussaatzeit gängiger Pflanzen sind enorm hilfreich, um für die eigenen Bedingungen die ideale Bepflanzung zusammenzustellen. Insgesamt liest sich der Ratgeber locker und gut verständlich, wenn auch hier und da etwas floskelhaft.

Fazit: ein hilfreicher Ratgeber für Menschen, die auch mit wenig Platz und Erfahrung in der Stadtwohnung gärtnern möchten. Ein Balkon ist allerdings doch von Vorteil.

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Ein phantastischer Entwicklungsroman für junge Lesende

Schneekinder
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Selten schneidet ein Buch mit einer jungen Zielgruppe (ab 11 Jahren) so offen so viele ernste Themen an wie „Schneekinder“ von Andreas Langer: Krieg, Flucht, Tod und Verrat sind allgegenwärtig während ...

Selten schneidet ein Buch mit einer jungen Zielgruppe (ab 11 Jahren) so offen so viele ernste Themen an wie „Schneekinder“ von Andreas Langer: Krieg, Flucht, Tod und Verrat sind allgegenwärtig während der beschwerlichen Reise einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen durch das ans mittelalterliche Island angelehnte Jorland.

Der Krieg in Jorland hat die Kinder und Alten allein in den Dörfern zurückgelassen. Auf sich selbst gestellt, kämpfen sie in der rauen Natur täglich ums Überleben. Doch als eine tödliche Gefahr aus einem nahen Berg die 14-jährige Elin dazu zwingt, mit einer Gruppe verängstigter Kinder die Flucht durch Eis und Schnee anzutreten, spitzt die Lage sich zu. Nicht nur das, was ihnen folgt, bereitet der Gruppe Schwierigkeiten: Mehr und mehr brodeln interne Konflikte an die Oberfläche, die die Gemeinschaft zu zerreißen drohen. Elin, die ungewollt zur Anführerin wird, muss schwierige Entscheidungen treffen und lernen, über sich selbst hinauszuwachsen. „Schneekinder“ ist somit nicht nur eine phantastische Abenteuergeschichte, sondern zugleich ein Roman über das Erwachsenwerden.

Dem Roman gelingt es über lange Strecken hinweg, eine bedrückende und zugleich märchenhafte Atmosphäre aufrechtzuerhalten, die die großen Themen Krieg und Flucht anschaulich illustriert: Grundbedürfnisse wie Kälte und Hunger stehen neben moralischen Fragen nach Solidarität und Menschlichkeit in existenziellen Krisen. Die Gruppendynamik, die stets präsent ist, bietet daneben viel Raum für zwischenmenschliche Konflikte: Fremdheit und Empathie, Anführerschaft, Generationenkonflikte, Neid und nicht zuletzt Solidarität sind hier Thema. So viele Konflikte (und gerade so viele ernste Konflikte) auf engem Raum, dicht an dicht mit phantastischen Elementen, bedrohlichen oder überraschenden Begegnungen im wilden Jorland sowie der drohenden Gefahr im Rücken lassen den Roman manchmal etwas überfrachtet wirken – insbesondere überfrachtet mit Traumatischem: Manch eine Figur scheint einzig und allein deshalb aufzutauchen, um eine weitere Dimension des Schreckens zu veranschaulichen. Nichtsdestotrotz ist „Schneekinder“ ein beeindruckendes Buch: Offen, aber nicht schonungslos zeigt der Roman auf, was Angst mit Menschen machen kann. Die Schilderung durch die Augen der jugendlichen Protagonistin Elin, die viel zu schwere Entscheidungen treffen muss, hat etwas Anrührendes. Dass ihr Bruder Kjell daneben noch einen eigenen Handlungsstrang bekommt, der eher dem klassischen Abenteuerroman gleicht, wirkt dadurch fast nur noch wie Beiwerk.

„Schneekinder“ ist ein ehrgeiziger Jugendroman, dem vieles hervorragend gelingt, der stellenweise jedoch etwas zu viel möchte. Das besondere Setting und die überzeugende Hauptfigur machen ihn dennoch trotz kleiner Schwächen zu einem Roman, den man nicht so schnell wieder vergessen wird.

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Veröffentlicht am 11.02.2024

Zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Leuchtfeuer
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Wer chronologisch erzählte Geschichten mag, sollte die Finger von Dani Shapiros „Leuchtfeuer“ lassen. Wen ein wenig Sprunghaftigkeit jedoch nicht stört und wer Wert auf glaubhafte Figuren und eine emotional ...

Wer chronologisch erzählte Geschichten mag, sollte die Finger von Dani Shapiros „Leuchtfeuer“ lassen. Wen ein wenig Sprunghaftigkeit jedoch nicht stört und wer Wert auf glaubhafte Figuren und eine emotional berührende Handlung legt, wird diesen Roman sicher genießen.

Auf den unterschiedlichsten Zeitebenen und durch die Augen der unterschiedlichsten Figuren erzählt Dani Shapiro die Geschichte einer Familie, deren Schicksal von nur einem tragischen Ereignis geprägt ist: Ein schrecklicher Verkehrsunfall in den Teenagerjahren der Geschwister Theo und Sarah bestimmt nicht nur ihren Lebensweg vorher, sondern zugleich auch den ihrer Eltern Ben und Mimi. Anstatt die Last gemeinsam zu tragen, kämpft jeder von ihnen allein und auf seine Weise mit den Schuldgefühlen. Für Ben scheint sich schließlich ein Lichtblick am Horizont in Gestalt des Nachbarsjungen Waldo zu zeigen – ist es möglich, das Schicksal anderer auch auf positive Weise zu formen?

„Leuchtfeuer“ behandelt Themen wie Schuld und Trauma und stellt die Frage in den Mittelpunkt, wie sich damit umgehen lässt – und wie nicht. Durch den ganzen Roman zieht sich das Thema des „Alles-mit-sich-selbst-Ausmachens“, das keiner der betreffenden Figuren guttut. Auf behutsame Weise lässt Dani Shapiro ihre Figuren erleben, dass die Verbundenheit mit anderen Menschen ein mächtiges Heilmittel sein kann. Die Erzählweise, die stetig zwischen Zeitebenen und Perspektiven hin und her springt, unterstreicht diese Aussage anschaulich. Zugleich ist es aber auch diese sprunghafte Erzählweise, die bisweilen eine große Distanz zwischen uns Lesenden und den Romanfiguren aufkommen lässt: Hat man sich gerade in eine Figur hineingefühlt, wechselt die Erzählung ganz woandershin. Hier und da hätte es dem Roman gutgetan, dichter an den Figuren zu bleiben, die ansonsten so überzeugend und lebensnah wie selten gezeichnet sind.

Abgesehen von dieser leichten Schwäche kann „Leuchtfeuer“ auf ganzer Linie überzeugen als ein Roman, der eine zutiefst menschliche Saite in seinen Leser*innen zum Klingen zu bringen vermag. In poetischen Worten und mit einem feinen Gespür für die menschliche Psyche zündet Dani Shapiro ein wahres literarisches Leuchtfeuer.

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Veröffentlicht am 06.02.2024

Eine beunruhigende Story, verpackt in ausdrucksstarke Bilder

Blood on the Tracks 1
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Der Auftakt zur Manga-Serie „Blood on the Tracks“ von Shuzo Oshimi wartet mit einigen beeindruckenden Zeichnungen (inkl. Farbteil) und einer spannenden Charaktereinführung auf. Einzig das Tempo der Entwicklungen ...

Der Auftakt zur Manga-Serie „Blood on the Tracks“ von Shuzo Oshimi wartet mit einigen beeindruckenden Zeichnungen (inkl. Farbteil) und einer spannenden Charaktereinführung auf. Einzig das Tempo der Entwicklungen holpert ein wenig, was dem vielversprechenden Manga jedoch nur wenig anhaben kann.

Der jugendliche Sei scheint ein ganz normales Leben zu führen: Er geht zur Schule, hat Freunde, verliebt sich zum ersten Mal und spielt gern mit seinem Cousin Videospiele. In seiner Familie mit der sehr fürsorglichen Mutter und dem eher abwesenden Vater fühlt er sich wohl und geborgen. Ein Leben wie aus dem Bilderbuch, könnte man meinen. Erst nach und nach stellen wir Lesenden zusammen mit Sei fest, dass das nicht ganz stimmt – ist seine Mutter nicht eher übertrieben fürsorglich?

Der Zeichenstil von „Blood on the tracks“ mit seiner klaren Linienführung und dem Fokus auf Schattierungen schafft es, die immer unbehaglicher werdende Atmosphäre des Mangas auf beeindruckende Weise bildlich festzuhalten. Man spürt eher, als dass man liest, dass etwas faul ist an der Art und Weise, wie Seis sanfte, liebevolle Mutter ihren Sohn behandelt. Mit dieser Feinsinnigkeit der Zeichnungen kann der Text des Mangas leider nicht mithalten. Auf dieser Ebene kommt so manche Entwicklung sehr plötzlich und unvermittelt, was gerade den Anfang etwas überhastet wirken lässt. Dennoch schafft es der Manga insgesamt, große Lust auf den Fortgang der Story zu machen. Das diffuse Unbehagen wird gegen Ende des ersten Bandes konkreter, und es drängt sich die Frage auf: Wie wird Sei damit umgehen?

Der erste Band von „Blood on the Tracks“ verspricht für den Fortgang der Reihe viel psychologische Tiefe, verbunden mit ausdrucksstarken Zeichnungen und einer Story, die viele Fragen offenlässt. Man darf gespannt auf die Fortsetzung sein!

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Veröffentlicht am 06.02.2024

Atmosphärischer Thriller mit Gruselpotenzial

Die Burg
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Von Ursula Poznanski ist man futuristische Thriller mit vielen Twists ja mindestens seit „Erebos“ gewohnt. Ihr neuestes Werk „Die Burg“ liefert wie erwartet Hochspannung und ein überaus atmosphärisches ...

Von Ursula Poznanski ist man futuristische Thriller mit vielen Twists ja mindestens seit „Erebos“ gewohnt. Ihr neuestes Werk „Die Burg“ liefert wie erwartet Hochspannung und ein überaus atmosphärisches Setting, das Vergangenheit und Zukunftsvision verknüpft. Nur mit der Figurenzeichnung will es hier nicht so recht klappen.

In „Die Burg“ bekommt der Escape-Room-Betreiber Maxim ein Angebot, das er nicht ausschlagen kann: einen Testlauf durch ein KI-generiertes Escape-Spiel in einer restaurierten mittelalterlichen Burg. Betreiber ist der Milliardär Nevio, der neben Maxim auch einen Historiker, eine Influencerin, eine Rätselexpertin und einen C-Promi eingeladen hat, das aufwendige Spiel auf Herz und Nieren zu testen. Nur scheint sich die KI bereits nach kurzer Zeit zu verselbstständigen und versperrt den Spielenden den Weg nach draußen. Aus der unterhaltsamen Rätselei mit Gruselfaktor wird ein Spiel um Leben und Tod, das realen und KI-generierten Horror miteinander verschwimmen lässt. Was steckt dahinter?

Mit ihrer meisterhaften Erzählweise schafft es die Autorin, bereits ab der ersten Seite einen Sog zu erzeugen, der Lesende bis zum Ende nicht mehr loslassen wird. Die Grundidee von „Die Burg“ (eine KI, die außer Kontrolle gerät) mag nicht unbedingt originell sein, aber Poznanskis Umsetzung des Themas berührt so viele weitere Themen (den Wert von Kulturgütern im Kapitalismus, Existenzangst, persönliche Schuld und mehr), dass eine einzigartige Melange entsteht. Dabei besticht der Roman vor allem durch die atmosphärische Schilderung der Burg und der vielen Horror-Szenarien, die die KI für ihre Besucher*innen ersinnt. Die plastischen Schilderungen von Wesen, Gerüchen, Empfindungen und Geräuschen kurbeln das Kopfkino ordentlich an und produzieren mehr als einmal Gänsehaut. Einzig die Figuren gehen in diesem Feuerwerk der Eindrücke ziemlich unter. Die meisten von ihnen bleiben blass und oberflächlich, andere so schwer greifbar, dass auch überraschende Enthüllungen am Schluss keinen echten Aha-Effekt hervorrufen können. Der Fokus von „Die Burg“ verharrt auf Atmosphäre und Handlung. In diesem Umfeld fungieren die Figuren eher als Spielsteine denn als echte Menschen.

„Die Burg“ ist ein zutiefst atmosphärischer Roman, der dem Wort „Kopfkino“ eine völlig neue Dimension verleiht. Dass die Figurenzeichnung in diesem Trubel untergeht, ist zwar schade, jedoch verzeihlich. Trotz der Oberflächlichkeit des Figureninventars ist „Die Burg“ also von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Jedes Wort versetzt Lesende tiefer hinein in das gruselige Setting des KI-generierten Horrortrips. Nichts für schwache Nerven!

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