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Veröffentlicht am 15.09.2016

Bennies vierter Fall

Cobra
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Kaptein Bennie Griessel wird auf ein Weingut gerufen, denn dort wurden gleich mehrere Personen ermordet aufgefunden. Diese stellen sich als Bodyguards heraus, die Person, die sie beschützen sollten ist ...

Kaptein Bennie Griessel wird auf ein Weingut gerufen, denn dort wurden gleich mehrere Personen ermordet aufgefunden. Diese stellen sich als Bodyguards heraus, die Person, die sie beschützen sollten ist verschwunden. Zurück bleiben besondere Patronenhülsen mit der Gravur einer Cobra.

In die Schusslinie gerät auch der Kleinkriminelle Tyrone Kleinbooi, der doch eigentlich nur Geld für das Studium seiner Schwester zusammenkratzen wollte...

„Cobra“ ist inzwischen schon der vierte Fall für Bennie Griessel und doch schafft Meyer es wieder neue Facetten seiner Figur aufzuzeigen. Man kennt Bennie als abgehalfterten Säufer, als trockenen Alkoholiker, als mittelprächtige Vaterfigur und natürlich als guten Ermittler. In Cobra plagt ihn nun nicht nur der aktuelle Fall, sondern auch das eine oder andere Problemchen mit seiner Freundin Alexa. Gerade das macht ihn so schön durchschnittlich-normal. Doch auch neue Figuren wie Tyrone werden gut charakterisiert und man kann ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen. Meyers Stil finde ich sehr angenehm und flüssig zu lesen, selbst komplexe Zusammenhänge werden gut verständlich erklärt. Gerade die Struktur des südafrikanischen Polizeiwesens ist vielleicht nicht jedem geläufig. „Cobra“ ist ein sehr spannendes Buch, durch den beständigen Perspektivwechsel zwischen Bennie und Tyrone wird zusätzliches Tempo beigegeben, sodass der Leser den Figuren gleich atemlos durch Kapstadt und Umgebung hetzt.

Cobra ist vom Autor in Afrikaans verfasst worden und einige der Begriffe werden auch in der deutschen Fassung beibehalten. Ein kleines, hilfreiches Glossar am Schluss des Buches erklärt und übersetzt diese.

Fazit: wieder ein sehr spannender und vor allem temporeicher Fall im südafrikanischen Setting. Fall Nr. 5 wird sehnlichst erwartet.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Guter Thriller mit Luft nach oben

Broken Dolls - Er tötet ihre Seelen
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„Serientäter sind wie Unkraut. Wenn man einen fängt, nehmen gleich zehn neue seinen Platz ein.“ (S. 16)

Jefferson Winter weiß wovon er spricht. Als Sohn eines solchen Serienmörders hat er sich der Jagd ...

„Serientäter sind wie Unkraut. Wenn man einen fängt, nehmen gleich zehn neue seinen Platz ein.“ (S. 16)

Jefferson Winter weiß wovon er spricht. Als Sohn eines solchen Serienmörders hat er sich der Jagd nach ihnen verschrieben und reist nun als Profiler über den ganzen Globus. Der aktuelle Fall führt ihn ins winterliche London. Hier wurden über Monate junge Frauen verschleppt, längere Zeit gefangen gehalten und anschließend freigelassen. Nachdem durch eine Lobotomie ihr ganzes Selbst zerstört wurde und sie nicht viel mehr sind als willenlose Puppen...

„Broken Dolls“ ist der durchaus vielversprechende Auftakt zu einer Serie um den Ex-FBIler Jefferson Winter. Die Geschichte vereint eigentlich alles was man zu einem guten Thriller braucht: einen perfiden Verbrecher; bemitleidenswerte Opfer; einen intelligenten, gewitzten (und zufälligerweise attraktiven) Ermittler; ordentlich Zeitdruck; teils unerwartete Wendungen usw. Doch trotz oder sogar wegen dieser erprobten, erfolgversprechenden Mischung fehlte das gewisse Etwas, das Neue um mich völlig in den Bann zu ziehen. Ich traue Carol durchaus zu, dass er in den folgenden Bänden den ausgetretenen Pfad verlässt und dann aus der Masse herausstechen kann. Denn an sich ist seine Art zu erzählen recht ansprechend, flüssig zu lesen und auch meist ziemlich spannend.

Obwohl die Story größtenteils aus Jeffersons Sicht erzählt wird und man einiges über ihn erfährt, blieb mir diese Figur doch etwas fremd. Mir ist nicht ganz klar, warum Carol Jefferson einen Serienmördervater verpasst hat, denn abgesehen vom Prolog und ein, zwei gezwungen eingestreuten Bemerkungen ist es Carol nicht gelungen, die Auswirkungen, die dieser Hintergrund ja sicherlich auf Winter haben soll, realistisch darzustellen. Zudem ist mir die Intelligenz und Brillanz, mit der Carol Jefferson den Fall quasi blind und mehr oder weniger durch reines Nachdenken (ich rede hier nicht von Logik) mit einer gottgleichen Leichtigkeit lösen lässt, zu dick aufgetragen. Kein Mensch kann so viel Intuition und Glück haben wie sie dem Protagonisten angedichtet wird. Trotzdem hat Winter Potential und ich bin durchaus gewillt ihm noch eine Chance zu geben.

Fazit: Insgesamt ist Broken Dolls ein solider Thriller, der zu unterhalten weiß, auch wenn mir das letzte Etwas gefehlt hat und Carol manchmal zu dick aufträgt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Divorced, beheaded, died, divorced, beheaded, survived

Ich, Heinrich VIII.
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Fast vierzig Jahre lang war er König von England. Sechs Ehefrauen hat er in dieser Zeit verschlissen, mit der katholischen Kirche gebrochen, drei Erben in die Welt gesetzt, sich musikalisch und literarisch ...

Fast vierzig Jahre lang war er König von England. Sechs Ehefrauen hat er in dieser Zeit verschlissen, mit der katholischen Kirche gebrochen, drei Erben in die Welt gesetzt, sich musikalisch und literarisch hervorgetan und so ziemlich jede Disziplin des königlichen Sportprogramms perfektioniert. Jetzt erzählt Seine Majestät höchstpersönlich wie es so war.

Das Buch kommt als Memoiren in Tagebuchform daher, Heinrich VIII. erzählt rückblickend sein Leben. Zur Auflockerung, für kleine Ergänzungen und eine etwas andere Perspektive sorgen Einschübe seines persönlichen Hofnarrs Will. Dieser kommentiert in unregelmäßigen Abständen Heinrichs Einträge, mal mehr und mal weniger zynisch. Margaret George hat mit dieser Tagebuchidee bei mir ins Schwarze getroffen. Man kann sich sehr gut in Heinrich hineinversetzen und selbst langwierige politische Entwicklungen sind auf keinen Fall staubtrocken erzählt. Gleichzeitig ist jedoch gerade die einseitige Perspektive auch die Crux dieses Buches, denn Heinrich schildert logischerweise v.a. seine Sicht der Dinge und auch Will kann nicht alles berichtigen. So hätte z.B. das Schicksal der Anne Boleyn doch eine differenziertere Darstellung verdient gehabt. Die wenigsten Leser werden Heinrichs Meinung, sie wäre eine echte Hexe gewesen, teilen. Da dem Buch zudem ein Nachwort fehlt, vermisse ich ein wenig die objektive Darstellung des Geschehens. Allgemein nehmen Heinrichs Frauen einen sehr großen Raum ein, dass man fast den Eindruck gewinnen könnte, dass viele Lebensjahre lang v.a. das königliche Gemächte das Denken besorgt hat. Sicherlich hat Heinrichs Liebeswirrwarr und die Sorge um einen männlichen Erben ihn mächtig umgetrieben und auch große Teile seines Denkens bestimmt, aber leider lässt die Autorin sein anderweitiges politisches und kulturelles Handeln manchmal etwas unter den Tisch fallen. Auf knapp 1200 Seiten wäre da mit Sicherheit noch das eine oder andere Plätzchen zu finden gewesen. Obwohl das Buch ein ziemlicher Wälzer ist, kam dennoch nie Langeweile auf, denn George hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Zugegeben, die sechs Varianten von wie-finde-ich-eine-Ehefrau-und-werde-sie-dann-wieder-los sind manchmal etwas ermüdend. Aber Margaret George hält sich hier eben an die historischen Tatsachen und zumindest das Ende der Damen varriiert doch immer wieder hübsch abwechselnd. Man denke an den alten Merksatz: divorced, beheaded, died, divorced, beheaded, survived.

Fazit: wer den berühmtberüchtigten Heinrich mal näher und auf unterhaltsame und kurzweilige Art kennenlernen will, der ist hier richtig.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Aufpasser

Erlöse mich
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„Ich habe mich verliebt, und ich bin ihr gefolgt, mehr müsst ihr nicht wissen. (…) Ich bin ihr namenloser Streiter, ihr unbesungener Held und Dirigent ihrer Sinfonie. Ich bin der, der aufpasst.“

Marnella ...

„Ich habe mich verliebt, und ich bin ihr gefolgt, mehr müsst ihr nicht wissen. (…) Ich bin ihr namenloser Streiter, ihr unbesungener Held und Dirigent ihrer Sinfonie. Ich bin der, der aufpasst.“

Marnella Logan hat ein hartes Los getroffen. Seit mehr als einem Jahr ist ihr Mann Daniel spurlos verschwunden und sie sitzt mit zwei minderjährigen Kindern alleine da. Langsam gerät sie in echte Geldnöte, denn ihr Mann hat einige Spielschulden bei ein paar harten Jungs hinterlassen und die soll sie nun auftreiben. Doch bald ist Geld nicht mehr das einzige Problem, denn einer der Gangster wird tot aufgefunden und Marnie gerät unter Verdacht. Einziger Hoffnungsschimmer ist ihr Psychologe Joe O’Loughlin, der zusammen mit seinem guten Kumpel Vincent Ruiz Nachforschungen anstellt. Doch wie es scheint hat Marnie auch noch einen anderen Helfer. Oder er lässt ihr zumindest das angedeihen, was er unter Hilfe versteht…

Michael Robotham hat schon einige Geschichten um Joe und Vincent geschrieben, auch mit „Erlöse mich“ hat er mich wieder voll überzeugt. Gekonnt spinnt er ein Netz von wagen Andeutungen, Halbwahrheiten und Vermutungen, in dem sich der Leser sofort verfängt und bis zum Ende nicht mehr rauskommt. Wie alles zusammenhängt, wer die Finger im Spiel hatte und welche Rolle Marnie nun genau spielt, bleibt sehr lange im Dunklen. Man lässt sich von Robotham auf zahlreiche falsche Fährten locken, zieht falsche (oder doch richtige) Schlüsse und rätselt lange mit. Doch trotzdem bleiben die Charaktere nicht auf der Strecke, denn Robotham skizziert bekannte und unbekannte Gesichter sehr gut. Die Figur der Marnie ist ihm grandios gelungen, auf der eine Seite die verzweifelte Ehefrau, die sich einfach nur nach einer Nachricht von ihrem Mann sehnt, die nicht weiß wie sie morgen das Frühstück bezahlen soll. Auf der anderen Seite, die taffe Frau, die in jeden noch so sauren Apfel beißt um sich und ihre Kinder durchzubringen. Und dann gibt es noch… tja, wird nicht verraten. Lest selbst!

In letzter Zeit wird die Bezeichnung Pageturner ja geradezu inflationär gebraucht, hier ist sie jedoch mehr als angebracht. Durch die ständigen Neuentwicklungen und unerwarteten Wendungen ist man so im Lesefluss, dass man gar nicht so schnell lesen kann wie man umblättern will. Robothams Schreibstil und seine genialen Dialogen tun ihr Übriges dazu. Immer spannend, immer nervenaufreibend und manchmal regelrecht gruselig, wird nach der Auflösung am Schluss wohl jeder Leser mit einem unbehaglichen Gefühl auf dem Sofa zurückbleiben und mal einen vorsichtigen Blick über die Schulter werfen.

Fazit: ein ausgezeichneter Psychothriller, in dem der Autor dem Leser gekonnt den Kopf verwirbelt und für massig Gänsehaut sorgt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Reich des Teufelsfürsten

Das Reich des Teufelsfürsten
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„Während das Blut des Erschlagenen auf seine Stiefel tropfte, legte er den Kopf in den Nacken und lachte. (…) ‚Schafft die gefangenen Verräter her und pfählt sie einen nach dem anderen. (…) Die Stadt soll ...

„Während das Blut des Erschlagenen auf seine Stiefel tropfte, legte er den Kopf in den Nacken und lachte. (…) ‚Schafft die gefangenen Verräter her und pfählt sie einen nach dem anderen. (…) Die Stadt soll tagelang von Wehklagen erfüllt sein, damit niemals wieder jemand vergisst, was es bedeutet, sich gegen Vlad Draculea zu stellen!‘“ (S. 29)

1456 ist Vlad Woiwode der Walachai und zurück bei seiner Geliebten Zehra und seinem Sohn Carol. Dieser kennt seinen Vater bisher nur vom Hörensagen und kann sich ihm so gar nicht öffnen. Zudem hat sich Vlad langsam in den Mann verwandelt, der völlig zurecht als grausamer Pfähler im Gedächtnis geblieben ist.

Gleichzeitig sind in Ulm Sophia und Utz von Katzenstein in einer lieblosen Ehe gefangen. Der zermürbende Alltag wird auch durchs Sophias Vater Johannes erschwert.

Dieses Buch spielt etwa acht Jahre nach seinem Vorgänger „Der Teufelsfürst“ und knüpft an die meisten Handlungsstränge aus diesem an. Man sollte ihn also definitiv vorher gelesen haben. Auch dieses Buch besticht durch einen sehr angenehmen Schreibstil, die Seiten fliegen nur so dahin. Bei ihrer ausführlichen Recherche hat Stolzenburg kleine und große Anekdoten und Erzählungen über Vlad ausgegraben, die sich scheinbar mühelos mit den Lücken in seinem Lebenslauf verbinden lassen. Seine maßlose Grausamkeit wird an mehreren Beispielen deutlich, die in ihrer Beschreibung wohl eher nichts für den Leser mit schwachem Magen sind. Aber wieso sollte hier auch beschönigt werden, Vlad war nun mal ein kalter und grausamer Mann. Die Metamorphose vom halbwegs Vernünftigen mit einem Rest von Anstand und Mitgefühl hin zu dieser kalten Tötungsmaschine bleibt dem Leser leider verborgen. Denn zwischen den beiden Bänden liegen 8 Jahre und so lässt sich die Autorin die Gelegenheit entgehen diesen Übergang darzustellen. Ebenso fallen wichtige politische Entwicklungen in diese Zeit; zwar wird im Vorwort kurz darauf eingegangen, aber ich frage mich ehrlich, warum sie nicht ordentlich ausgearbeitet und dafür die Handlung in Ulm gekürzt wurde. So wurde vieles nur angerissen, sodass der große Zusammenhang schwierig wird. Leider kommen auch Erklärungen zum Konflikt mit Kronstadt oder über seinen Halbbruder zu kurz, auch die Rolle von Stefan wird nicht viel mehr als angedeutet. Gut ausgearbeitet ist der Konflikt mit Sultan Mehmed, da diesem Vlads Bruder Radu zur Seite steht. So ist eine Betrachtung des Geschehens von beiden Seiten möglich, was mir sehr gut gefallen hat. Die Handlung in der Walachai nimmt in diesem Buch also erfreulicherweise einen größeren Raum ein als es noch im Vorgängerband der Fall war. Trotzdem konzentriert sie sich weniger auf Vlad (immerhin die titelgebende Person), sondern oft auf seinen fiktiven Sohn Carol. Auch so bleibt dem Leser einiges verborgen, schließlich ist der Kleine nicht überall dabei und eigentlich wollte ich mit diesen Büchern ja Vlad näher kennen lernen, nicht die Gedanken seines 8jährigen Sprösslings. Zudem gerät dieser in eine Situation, die dem Leser ein Déjà-vu beschert und ihn als Figur etwas nutzlos erscheinen lässt.

Der Handlungsstrang um Utz und Sophia hat mir nicht gefallen, zum einen weil es wiederum keinerlei Bezug zur titelgebenden Figur gibt, zum anderen weil hier die Handlung doch recht dünn ist. Eheprobleme und ein blanker Schwiegervater sind mir an Inhalt zu wenig. Ich fand die Story um die beiden ziemlich langweilig. Der künstlich herbeigeführte Berührungspunkt mit dem Handlungsstrang um Vlad hat es für mich leider nicht herausgerissen, da es hier zwar einen interessanten Ansatz gab, der dann aber überhaupt nicht mehr weiterverfolgt wurde, sodass er mich als Leser etwas ratlos zurücklässt. Wie auch schon bei „Der Teufelsfürst“ finde ich das Ende etwas unbefriedigend; einige lose Fäden klären sich im Nachwort, aber mir hätte es wesentlich besser gefallen, wenn diese noch in die Geschichte selbst eingearbeitet worden wären.

Fazit: auch in diesem Buch wird mir viel zu viel Wert auf fiktive Personen gelegt, weswegen manche Episoden aus Vlads Leben nicht so ausgearbeitet werden wie ich es mir eigentlich gewünscht hätte. Insgesamt muss ich zu den zwei Büchern sagen, dass mir eine quasi restlose Streichung des Ulmer Handlungsstrangs einen sehr guten historischen Roman über Vlad beschert hätte. So waren mir viel zu viele Seiten mit für mich unnötiger Handlung gefüllt.