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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2017

Der Club

Der Club
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Hans‘ Eltern sind früh verstorben, seine Tante Alex wird zwar sein Vormund, trotzdem wird er in Internaten groß. Als junger Erwachsener wird er von ihr an die Uni von Cambridge geholt, er soll sie bei ...

Hans‘ Eltern sind früh verstorben, seine Tante Alex wird zwar sein Vormund, trotzdem wird er in Internaten groß. Als junger Erwachsener wird er von ihr an die Uni von Cambridge geholt, er soll sie bei Nachforschungen zu einem Verbrechen im sogenannten Pitt Club unterstützen. Diesem elitären Kreis gehören nur wenige an, nicht zuletzt dank seines Talents als Boxer gehört Hans bald dazu.

„Der Club“ ist ein sehr schöner Debütroman, der durch einen beklemmenden Einblick in die elitären Zirkel des Pitt Clubs besticht. Durch mehrere Perspektivwechsel erhält man Einsichten aus verschiedenen Blickwinkeln (langjähriges Mitglied – Neuling – Außenstehender), und jedes Mal rückt sich das Gesamtbild etwas gerader. Die Figuren selbst habe ich gar nicht so sehr als Person wahrgenommen, sondern eher in ihrer Funktion. Gerade Hans als Hauptperson hätte ich mir etwas plastischer gewünscht, ich konnte keine rechte Beziehung zu ihm aufbauen, da der Autor zudem etwas an Emotionen spart. Die Handlung war stimmig aufgebaut, eine subtile Spannung zieht sich durch die Seiten, ebenso ein etwas düsterer Ton. Würgers Erzählstil hat mir sehr gut gefallen, er findet schnörkellose Worte, die mit ihrer Klarheit bestechen.
Fazit: ein kurzer, aber gehaltvoller Roman, der Lust auf mehr vom Autor macht.

Veröffentlicht am 06.11.2017

Mittelmäßiger Serienauftakt

Legenden des Krieges: Das blutige Schwert
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Thomas Blackstone ist Steinmetz, sorgt für sich und seinen taubstummen Bruder. Als dieser eines Verbrechens beschuldigt wird, bleibt nur der Galgen. Oder die königliche Armee, die für den bevorstehenden ...

Thomas Blackstone ist Steinmetz, sorgt für sich und seinen taubstummen Bruder. Als dieser eines Verbrechens beschuldigt wird, bleibt nur der Galgen. Oder die königliche Armee, die für den bevorstehenden Krieg gegen Frankreich dringend mehr Bogenschützen benötigt. Die ungleichen Brüder finden sich schnell in vorderster Front wieder, auf dem Weg zur großen Schlacht von Crécy.

Gilman hat thematisch bei mir voll ins Schwarze getroffen, ich fand die Geschehnisse rund um den Hundertjährigen Krieg schon immer sehr interessant. Seine Einblicke in die Welt der berüchtigten englischen Bogenschützen waren sehr spannend und aufschlussreich. Auch die Perspektive des kleinen Mannes ist sehr gelungen. Leider hat mich der Erzählstil des Autors so gar nicht angesprochen, sehr distanziert berichtet er über Blackstones Erlebnisse. Der ist mir weder sympathisch noch unsympathisch gewesen, denn leider gab es nicht viele Möglichkeiten sich mit ihm zu identifizieren. Auch die anderen Figuren wirken eher platt. Kein idealer Ausgangspunkt für die geplante Reihe, obwohl man die Figuren so zugegebenermaßen besser kennen lernen würde. Der Spannungsbogen ist ganz ordentlich gelungen, auch wenn ganz große Überraschungen ausbleiben. Zwischenzeitlich plätschert die Story leider auch etwas dahin.
Ich bin mir noch unschlüssig, ob ich den weiteren Bänden eine Chance geben soll, wirklich überzeugt hat mich dieser erste Teil nicht.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Rhythmus im Blut

Swing Time
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Tracey und die Ich-Erzählerin lernen sich als kleine Mädchen beim Ballettunterricht kennen. Die Liebe zum Tanzen verbindet sie, auch wenn sie sich aus den Augen verlieren und ihre Leben trotz ähnlicher ...

Tracey und die Ich-Erzählerin lernen sich als kleine Mädchen beim Ballettunterricht kennen. Die Liebe zum Tanzen verbindet sie, auch wenn sie sich aus den Augen verlieren und ihre Leben trotz ähnlicher Herkunft ganz unterschiedlich verlaufen. Mit der Erzählerin lernen wir die Welt der Popstars kennen, denn sie wird persönliche Assistentin der erfolgreichen Aimée. Und verliert die eigene Herkunft, das eigene Leben dabei völlig aus den Augen…
Zadie Smith nimmt uns mit in eine Welt der Musik und des Tanzes, aber auch in eine Welt, in der die eigene Hautfarbe das Leben bestimmt, die Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen und das Engagement der Eltern dem eigenen Werdegang Grenzen setzen. Einerseits steckt viel Wahrheit in der Geschichte, andererseits wirkte sie oft sehr konstruiert und als ob die Autorin ihre Themencheckliste abgearbeitet hätte. Der Spagat zwischen glitzernder Popwelt und ärmlichem Afrika beispielsweise ist der Autorin nur mäßig gelungen, ich fand die Handlung in dieser Beziehung doch sehr klischeebeladen. Mir hat eigentlich der Anfang des Buches am besten gefallen, die Freundschaft der jungen Mädchen und ihre Jugend sind sehr authentisch und glaubhaft gelungen. Danach entwickelt sich die Handlung etwas zäh und eben auch zu sehr gewollt. Sprachlich hat mir das Buch sehr gut gefallen, Smith hält ihr gewohntes Niveau. Nur inhaltlich konnte sie mich diesmal nicht so recht überzeugen.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Bruchstücke

Die Affekte
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Monika ist die Tochter von Riefenstahls ehemals bestem Kameramann. Nach dem zweiten Weltkrieg landet die Familie in Bolivien. Während der Vater statt Nazigrößen jetzt den Urwald und seine Bewohner filmt, ...

Monika ist die Tochter von Riefenstahls ehemals bestem Kameramann. Nach dem zweiten Weltkrieg landet die Familie in Bolivien. Während der Vater statt Nazigrößen jetzt den Urwald und seine Bewohner filmt, zerfällt die Familie immer mehr und gerade Monika kommt mit ihrer neuen Identität immer weniger zurecht.
Ich mag episodische, bruchstückhafte Erzählungen. Aber ich erwarte schon, dass der rote Faden, der sie verbindet nicht hauchdünn ist. Mir hat in Hasbúns Roman etwas der Zusammenhalt gefehlt; man könnte da jetzt Parallelen zum dargestellten Familienleben ziehen, das ist nämlich schon bald nicht mehr vorhanden. Der Autor beschreibt dieses tragische Geschehen trotzdem sehr emotionslos, mich hat kaum ein Ereignis berührt. Eine Identifizierung mit den Protagonisten ist schwer möglich, auch weil die Perspektiven zu schnell wechseln, die Kapitel zu kurz sind, alles sehr gerafft erzählt ist. Die Handlung orientiert sich an Fakten, die Familie Ertl und ihr Wirken sind historisch verbürgt. Wieviel Wahrheit tatsächlich drin steckt, kann ich nicht wirklich beurteilen. Verleiten mich ähnliche Romane oft dazu, mehr und Genaueres über die Personen herausfinden zu wollen, hat „Die Affekte“ bei mir so gar keine Lust auf weitere Recherche ausgelöst.
Fazit: Insgesamt kein Buch, das ich weiterempfehlen könnte.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Guter Spionageroman

Die Nadel
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Ende des zweiten Weltkriegs hängt das Wohl und Wehe von Europa von der geplanten Landung der Alliierten ab. Tag und Ort dieses Gegenschlags sind geheim, Täuschungsmanöver und falsche Informationen über ...

Ende des zweiten Weltkriegs hängt das Wohl und Wehe von Europa von der geplanten Landung der Alliierten ab. Tag und Ort dieses Gegenschlags sind geheim, Täuschungsmanöver und falsche Informationen über vertrauliche Kanäle essentiell. Der deutsche Spion, bekannt unter dem Tarnnamen „die Nadel“ hat eines der größten Geheimnisse der Alliierten entdeckt und ist auf dem besten Wege diese Information bis zu Hitler persönlich zu tragen. Das Schicksal kann noch gedreht werden, die Nadel MUSS gefasst werden. Eine beispiellose Jagd beginnt…
Ken Follett hat mit „Die Nadel“ seinen Platz auf den Bestsellerlisten der Welt gefunden. Auch mir hat dieses frühe Werk gut gefallen. Eine spannende Jagd quer durch England mit einem Charme, der mich an ältere James-Bond-Filme erinnert hat. Der Roman ist packend geschrieben, Follett lässt sich aber trotzdem Zeit seine Charaktere ordentlich einzuführen. Es gibt Perspektivwechsel zwischen der Seite der Alliierten und der Nadel selbst, sodass die Spannung zusätzlich angeschürt wird. Obwohl es sich um ein fiktives Geschehen handelt, bleibt am Schluss der Gedanken, dass vielleicht doch ein Fünkchen Wahrheit…? Die Handlung ist auf jeden Fall sehr authentisch gelungen und hat mich überzeugt.
Mich hat Folletts Geschichte sehr gut unterhalten und ich kann dieses Buch Fans von Spionageromanen nur ans Herz legen.