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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eiskalt

Schneemann
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„Bald fällt der erste Schnee. Und dann wird er wieder auftauchen. Der Schneemann. Und wenn der Schnee verschwindet, wird er wieder jemanden mitgenommen haben.“ (S. 80)

Eigentlich eine nette Angelegenheit, ...

„Bald fällt der erste Schnee. Und dann wird er wieder auftauchen. Der Schneemann. Und wenn der Schnee verschwindet, wird er wieder jemanden mitgenommen haben.“ (S. 80)

Eigentlich eine nette Angelegenheit, so ein Schneemann. Nicht so in diesem Buch, denn ein Mörder scheint Gefallen daran zu finden, die Polizei mit diesem unschuldigen Symbol aus der Kindheit zu verhöhnen. Am Tatort hinterlässt er einen bösartig grinsenden Schneemann. Zusammen mit seinem kleinen Team und einer neuen Kollegin macht sich Harry Hole an die Arbeit.

In „Schneemann“ löst Hole bereits seinen siebten Fall, doch auch ohne alle vorherigen Bände gelesen zu haben, bin ich gut in die Geschichte hineingekommen. Ein unkonventioneller Ermittler, der die Polizeivorschriften gerne mal bis zum Äußersten strapaziert, zudem ständig gegen seine Alkoholsucht kämpfen muss und mit der Trennung von seiner Lebensgefährtin hadert, scheint auf den ersten Blick nicht unbedingt ein Sympathieträger zu sein. Trotzdem wächst Harry dem Leser ans Herz und man verfolgt gespannt wie er im winterlichen Oslo den Spuren hinterherjagt. Nesbo fängt die düstere und dunkle Atmosphäre mit seinem klaren Stil sehr gut ein, sodass man die Kälte und den Schnee fast fühlen kann.

Fazit: Mir hat auch dieses Buch mit Harry Hole wieder gut gefallen, düstere Spannung bis zum Schluss.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Duffy is back

Die Sirenen von Belfast
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Detective Sergeant Duffy stößt bei einem Routineeinsatz auf einen Koffer mit delikatem Inhalt, einer zerstückelten Leiche nämlich. In Zeiten der Unruhen in Nordirland ist es ja traurige Tatsache, dass ...

Detective Sergeant Duffy stößt bei einem Routineeinsatz auf einen Koffer mit delikatem Inhalt, einer zerstückelten Leiche nämlich. In Zeiten der Unruhen in Nordirland ist es ja traurige Tatsache, dass immer wieder Menschen „verschwinden“, doch dieser Fall scheint anders zu sein. Als wäre die Lage nicht schon prekär genug, bricht der Falklandkrieg aus und es werden dringend benötigte Soldaten abgezogen.

Dieses Buch spielt etwa ein Jahr nach seinem Vorgänger „Der katholische Bulle“; zwar baut es nicht unmittelbar darauf auf, ich würde trotzdem jedem empfehlen zuerst Band 1 zu lesen, da dort viel mehr auf die politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge in Nordirland eingegangen wird. Duffy hat sich in seiner neuen Truppe gut eingewöhnt, auch in der zunächst feindseligen Nachbarschaft wird er inzwischen halbwegs akzeptiert, doch wirklich ruhig wird der Alltag zu diesen Zeiten einfach nie sein.

McKinty beschreibt auch diesmal den beklemmenden Alltag sehr eindrucksvoll, mal nüchtern, mal mit schwarzem Humor. Diese dichte und düstere Atmosphäre zieht den Leser förmlich in die Geschichte und man verfolgt atemlos Duffys Bemühungen in all dem Chaos den Mordfall zu lösen. Das Buch gipfelt in einem Finale, das ich so nicht habe kommen sehen und das mich schlichtweg umgehauen hat.

Fazit: wieder ein unglaublich gelungenes Buch von McKinty, das ich jedem ans Herz legen möchte, der in Krimis nicht nur einen interessanten Fall, sondern auch eine starke Atmosphäre zu schätzen weiß.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannendes Debut

Eisiges Geheimnis
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Grace Adams wächst nach dem mysteriösen Verschwinden ihrer Mutter bei Tante und Onkel auf und muss nicht nur den Verlust der Mutter verkraften, sondern lebt jahrelang mit einer schweren Krankheit. Gerade ...

Grace Adams wächst nach dem mysteriösen Verschwinden ihrer Mutter bei Tante und Onkel auf und muss nicht nur den Verlust der Mutter verkraften, sondern lebt jahrelang mit einer schweren Krankheit. Gerade als sie endlich das ersehnte Herz transplantiert bekommen hat, ereignet sich in ihrem winterlichen Garten eine grausame Tat. Grace beobachtet den Mord an einer Frau. Doch der richtige Schock kommt erst noch: die Frau war Grace Mum. Detective Macy Greenley ermittelt trotz ihrer weit fortgeschrittenen Schwangerschaft, da eine Verbindung zu einem ihrer alten Fälle nicht ausgeschlossen werden kann.

Dieses Debut von Karin Salvalaggio hat mir sehr gut gefallen, die Story hat Tiefe und entwickelt sich in eine Richtung, die ich so nicht vorhergesehen habe. Ihre Figuren bleiben z.T. etwas blass, sind aber insgesamt gut ausgearbeitet und glaubwürdig, besonders die Figur Grace ist sehr facettenreich. Die Atmosphäre des kleinen Kaffs an der kanadischen Grenze wird eindringlich dargestellt, die Eigenheiten und Verschlossenheit der Bewohner ebenso. Erfreulicherweise werden weder die Schwangerschaft von Macy noch diverse Liebesbeziehungen zu sehr breitgelatscht, sodass der Fokus immer auf dem Verbrechen und Grace verbleibt. Die Story ist durchweg spannend, der leicht zu lesende Stil tut sein Übriges, sodass man „Eisiges Geheimnis“ kaum aus den Händen legen kann und will.

Fazit: ein durchweg packender Thriller mit kleinen, aber verzeihlichen Schwächen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein toller Serienauftakt!

Der eiserne Sommer
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28.6.1914 In Sarajevo wird der Thronfolger von Österreich-Ungarn erschossen, noch ist nicht klar, welche Folgen das für Europa haben wird, aber die Kriegstreiber ziehen im Hintergrund schon fleißig an ...

28.6.1914 In Sarajevo wird der Thronfolger von Österreich-Ungarn erschossen, noch ist nicht klar, welche Folgen das für Europa haben wird, aber die Kriegstreiber ziehen im Hintergrund schon fleißig an den Strippen. In München schlägt sich derweil Kommissär Sebastian Reitmeyer zusammen mit seinem übereifrigen Polizeischüler und einem grummeligen Grantlerkollegen mit einem verzwickten Mordfall herum. Ein junger Mann wurde tot aufgefunden, erste Spuren weisen fatalerweise zum Militär. Gegen das darf aber nicht ermittelt werden. Reitmeyer gräbt trotzdem immer tiefer und kämpft dabei gegen den von oben angeordneten Maulkorb.



Ein toller Serienauftakt! Angelika Felenda versetzt den Leser gekonnt in den Münchner Sommer von 1914 und konstruiert gleichzeitig einen interessanten und spannenden Mordfall. Dieser führt den ermittelnden Reitmeyer in verschwiegene Milieus und Gefilde, in denen er mal so überhaupt nichts verloren hat und deswegen oft vor einer frustrierenden Mauer des Schweigens steht. Trotzdem bleibt die Spannung gut erhalten und man fiebert mit. Die Figuren sind sehr unterschiedlich gestaltet, besonders der grummelige Kollege Brunner hat es mir angetan und mich auch mal unfreiwillig zum Lachen gebracht. Die Hauptfigur Reitmeyer bleibt mir leider etwas zu blass, sein Privat- bzw. Innenleben wird mir zu wenig beleuchtet. Bis beispielsweise sein Alter genannt wird (er ist 32), konnte ich das überhaupt nicht einschätzen und auch sonst hätte ich mir etwas mehr Informationen gewünscht. Die Geschichte an sich lässt sich flüssig lesen, der Münchner Dialekt, der mehr oder weniger ausgeprägt von den Figuren gesprochen wird, macht das Buch noch authentischer. Authentisch scheint mir auch die Stimmung in der Bevölkerung zu sein; bei militärischen Kundgebungen auf den Plätzen Münchens, hat wohl jeder sofort die entsprechenden Bilder der begeisterten Massen im Kopf, die nach Krieg schreien.



Fazit: ein sehr guter, kluger Krimi, der den Zeitgeist gut einfängt und trotzdem die Spannung nicht vernachlässigt. Ich warte neugierig auf Reitmeyers nächsten Einsatz.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mitreißender und ausgezeichnet recherchierter historischer Roman

Die Hure und der Spielmann
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Die siebzehnjährige Schwedin Kristina soll gegen ihren Willen mit dem Ekel Sakarias Bonde verheiratet werden. Sie will heimlich zur Tante nach Prag flüchten, doch im Jahre 1618 ist das nicht so einfach. ...

Die siebzehnjährige Schwedin Kristina soll gegen ihren Willen mit dem Ekel Sakarias Bonde verheiratet werden. Sie will heimlich zur Tante nach Prag flüchten, doch im Jahre 1618 ist das nicht so einfach. Der Krieg kommt dazwischen und Kristina landet mittendrin. Auch der Prager Antonin von Waldau entflieht dem ungeliebten Elternhaus und wird von dem Jesuit Franz von Trient unter die Fittiche genommen. Als Spielmann getarnt tingelt Tonda durchs Land und bringt die katholische Botschaft unters Volk.
Dieses Buch hat mich wirklich mitgerissen. Thomas Ziebula erzählt hier eine spannende und packende Story, die sowohl durch ihre lebendigen und authentischen Charaktere, als auch durch gut recherchierte historische Hintergründe punkten kann. „Die Hure und der Spielmann“ ist der zweite Roman des Autors, der sich mit dem dreißigjährigen Krieg beschäftigt. Obwohl die Figur Kristina schon als Nebenfigur in „Der Gaukler“ auftauchte, ist es nicht zwingend nötig diesen zuerst zu lesen, allerdings wird am Ende ein Handlungsstrang aus dem Gaukler aufgegriffen, sodass man sich so ein kleines bisschen selbst die Spannung nimmt.
Die Figuren dieses Romans sind alle unglaublich lebendig und glaubwürdig gezeichnet, egal ob es sich dabei um die taffe Kristina oder den vom Glauben völlig verblendeten Franz handelt. Gerade Letzterer ist sehr vielseitig gestaltet und zeigt, dass eine sehr gut ausgearbeitete Figur nicht immer der Sympathischste im Geschehen sein muss. Da die Geschichte zwischen verschiedenen Perspektiven springt, erlebt man das Geschehen und die Kriegshandlungen von unterschiedlichen Seiten aus, was das Gesamtverständnis und die Identifikation mit den Protagonisten noch vergrößert.
Der dreißigjährige Krieg ist auf den ersten Blick ein großes Chaos; wer auf welcher Seite, wieso und warum wofür kämpft, ist zunächst schwierig zu verstehen. Doch Ziebula gelingt es, dieses Chaos nicht nur zu entwirren, sondern so in die Handlung des Romans einzubauen, dass der Leser dem politischen Geschehen auch ohne großes Vorwissen relativ leicht folgen kann. Sehr angenehm fand ich auch, dass die Gräuel des Krieges realistisch und ungeschönt, aber nicht übertrieben blutrünstig dargestellt wurden. Allgemein ist der Schreibstil sehr angenehm und die Seiten fliegen nur so dahin.
Lobenswert ist auch, dass das Buch Glossar, eine Karte zur besseren Übersicht und ein Personenregister enthält; besonders Letzteres trägt zum besseren Verständnis bei, denn wichtige Feldherren, Grafen und Könige werden nach ihrem religiösen und politischem Standpunkt sortiert aufgeführt.
Kritik möchte ich eigentlich nur am Klappentext üben, der verrät meiner Meinung nach einfach zu viel von der Handlung.

Fazit: Mich hat dieses Buch begeistert. Eine ausgezeichnete Mischung von Historie und fiktiver Handlung.