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Veröffentlicht am 22.05.2018

Stadt ohne Gott

Stadt ohne Gott
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In Beirut treffen vier ganz unterschiedliche junge Erwachsene aufeinander. Die Berlinerin Rosie ist eigentlich auf der Suche nach ihrem verschollenen Freund als die Liebe sie findet. Daoud entkommt seiner ...

In Beirut treffen vier ganz unterschiedliche junge Erwachsene aufeinander. Die Berlinerin Rosie ist eigentlich auf der Suche nach ihrem verschollenen Freund als die Liebe sie findet. Daoud entkommt seiner Familie, aber nicht seiner Erziehung. Rafik plant eine große Karriere in der Modebranche, findet aber gar keinen rechten Einstieg.

Auf zwei Zeitebenen bringt uns der Autor das Geschehen um Rosie, Daoud, Rafik und den anderen näher. Also versucht er, ich habe bis zum Schluss zu keinem der Figuren irgendeine Art von Beziehung aufgebaut. Alle wirken unnahbar und je weiter ich las, desto mehr waren sie mir irgendwann egal. Sicherlich nicht die vom Autor gewünschte Wirkung ; ) Jeder von ihnen kämpft um sein persönliches Stückchen Glück, jeder schwelgt in Erinnerungen, keiner von ihnen weiß so recht wohin mit sich. Dieses Hin und Her ohne rechtes Vorwärtskommen fand ich bald sehr ermüdend, die Figuren (naja, der Autor somit) macht es einem sehr schwer alle Intentionen zu verstehen. Die Handlung selbst verschwindet fast unter diesem Berg von Gefühlen und Gedanken undundund, sodass mir als Leser ein bisschen der rote Leitfaden und damit Sinn und Zweck des Ganzen abhanden gekommen ist. Die immer mal wieder aufflackernden Kämpfe rund um Beirut, sowie die Darstellung des Alltags unter diesen Bedingungen selbst, sind dem Autor hingegen gut gelungen. Dadurch und auch durch die sprachliche Gestaltung war ich dann doch wieder ein bisschen mit „Stadt ohne Gott“ versöhnt. Unterm Strich reicht das aber nicht aus, um viele Fragezeichen und das Gefühl zu vertreiben, dass der Autor diesen Roman sicherlich zielgenau für irgendjemanden geschrieben hat. Nur halt nicht für mich.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Bruchstücke

Die Affekte
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Monika ist die Tochter von Riefenstahls ehemals bestem Kameramann. Nach dem zweiten Weltkrieg landet die Familie in Bolivien. Während der Vater statt Nazigrößen jetzt den Urwald und seine Bewohner filmt, ...

Monika ist die Tochter von Riefenstahls ehemals bestem Kameramann. Nach dem zweiten Weltkrieg landet die Familie in Bolivien. Während der Vater statt Nazigrößen jetzt den Urwald und seine Bewohner filmt, zerfällt die Familie immer mehr und gerade Monika kommt mit ihrer neuen Identität immer weniger zurecht.
Ich mag episodische, bruchstückhafte Erzählungen. Aber ich erwarte schon, dass der rote Faden, der sie verbindet nicht hauchdünn ist. Mir hat in Hasbúns Roman etwas der Zusammenhalt gefehlt; man könnte da jetzt Parallelen zum dargestellten Familienleben ziehen, das ist nämlich schon bald nicht mehr vorhanden. Der Autor beschreibt dieses tragische Geschehen trotzdem sehr emotionslos, mich hat kaum ein Ereignis berührt. Eine Identifizierung mit den Protagonisten ist schwer möglich, auch weil die Perspektiven zu schnell wechseln, die Kapitel zu kurz sind, alles sehr gerafft erzählt ist. Die Handlung orientiert sich an Fakten, die Familie Ertl und ihr Wirken sind historisch verbürgt. Wieviel Wahrheit tatsächlich drin steckt, kann ich nicht wirklich beurteilen. Verleiten mich ähnliche Romane oft dazu, mehr und Genaueres über die Personen herausfinden zu wollen, hat „Die Affekte“ bei mir so gar keine Lust auf weitere Recherche ausgelöst.
Fazit: Insgesamt kein Buch, das ich weiterempfehlen könnte.

Veröffentlicht am 05.08.2017

Nutella im All

Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt
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Ein kosmischer Sternennebel verändert den Nachthimmel. Während sich die Großen der Raumfahrt noch zieren, legt das kleine Land Tschechien vor und schickt Jakub Procházka als Ersten auf eine Aufklärungsmission ...

Ein kosmischer Sternennebel verändert den Nachthimmel. Während sich die Großen der Raumfahrt noch zieren, legt das kleine Land Tschechien vor und schickt Jakub Procházka als Ersten auf eine Aufklärungsmission ins All. An Bord reichlich Technik, ausreichend Wodka und jede Menge Nutella. Gerade die braucht Jakub dringend, denn nach endlosen Wochen Flug ist er plötzlich nicht mehr allein an Bord. Und sein Mitbewohner sehr angetan von der Haselnuss der Erde.

Eine Geschichte über einen böhmischen Raumfahrer in gefährlicher Mission, in nicht allzu ferner Zukunft; klingt doch interessant, oder nicht? War es auch. Der Autor schrieb witzig, gleichzeitig nachdenklich und lies noch einiges an jüngerer böhmischer Geschichte einfließen. Ein wunderbarer Roman. So bis zur Hälfte. Ab da hatte ich wirklich keine Ahnung mehr, wohin der Autor eigentlich mit seiner Handlung wollte. Er wahrscheinlich auch nicht. Sollte es ein Sci-Fi-Abenteuer werden, mit haarigen, achtbeinigen Aliens? Ein psychologisches Kammerstück über einen einsamen, einsamen Astronauten? Ein Eheratgeber (Quintessenz: sei kein Egoist, flieg nicht 8 Monate ins All, das hält deine Frau nicht aus)? Ein Sachbuch über böhmische Geschichte mit besonderem Augenmerk auf die Revolution um 89? Ein Nutellawerbespot?? Ich neige zu Letzterem, den alles andere gibt nicht so wirklich Sinn. Die Handlung verlief sich im Sternenstaub… ähm Sande und ich war letztendlich froh das Ende erreicht zu haben. Sprachlich fand ich die Geschichte recht ansprechend, das konnte aber über die inhaltlichen Mängel nicht hinweghelfen. Eine schöne Romanidee, die bei mir allerdings eine derbe Bruchlandung hingelegt hat.

Veröffentlicht am 27.05.2017

Naja

Post Mortem - Tage des Zorns
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Emilia Ness ist einem perfiden Serientäter auf der Spur; Dante, so wird er aufgrund seiner Botschaften aus Alighieris Inferno genannt, mordet sich quer durch Europa. Doch gerade als die Spur heißer wird, ...

Emilia Ness ist einem perfiden Serientäter auf der Spur; Dante, so wird er aufgrund seiner Botschaften aus Alighieris Inferno genannt, mordet sich quer durch Europa. Doch gerade als die Spur heißer wird, wird Ness persönlich angegriffen und ihre Tochter Becky aus dem Internat entführt. Auch Avram Kuyper verfolgt eine heiße Spur: seine lang gehegte Rache scheint endlich am Ziel zu sein.

Mark Roderick setzt mit diesem Buch seine Serie um Ness und Kuyper fort. Leider setzt sich auch der qualitative Sturzflug fort. Mit jedem Band gefallen mir die Geschichten etwas weniger, mit jedem Band wird die Handlung etwas abstruser. Hier scheint der Autor vorm Schreiben zu viele trashige Hollywoodfilme gesehen zu haben… oder zu viele Computerspiele gespielt zu haben… wie auch immer, die Logik bleibt ziemlich schnell ziemlich platt auf der Strecke. Allen voran die Reaktionen von Emilia, die auf das Verschwinden ihrer Tochter eine völlig realitätsfremde Reaktion zeigt: nämlich gar keine. Tochter vermisst? Nuja, taucht schon wieder auf. Welchem Leser Roderick das glaubhaft verklickern will, ist mir schleierhaft. Avrams Handlungsstrang erscheint da zunächst etwas sinniger, doch auch dieser wird in der zweiten Hälfte ziemlich überzogen. Geschrieben ist die Story ganz ordentlich, schnell gelesen auch. Aber nach dem verqueren Ende bleibt bei mir nur die Frage zurück, wer wohl einen vierten Band braucht. Ich schon mal nicht ; )

Veröffentlicht am 18.05.2017

Ist mir zu seicht

Das Vermächtnis des Vaters
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Harry Clifton hat sich vor Erbschaftsstreitigkeiten und Vaterschaftsproblemen nach New York geflüchtet. Dort nimmt er eine neue Identität an, nichtsahnend, das die ihm direkt neue Probleme bringt: eine ...

Harry Clifton hat sich vor Erbschaftsstreitigkeiten und Vaterschaftsproblemen nach New York geflüchtet. Dort nimmt er eine neue Identität an, nichtsahnend, das die ihm direkt neue Probleme bringt: eine Anklage wegen Mordes nämlich. Schnell findet sich Harry im Gefängnis wieder. Auch seine Geliebte Emma fühlt sich wie im Gefängnis, sie steht nämlich unter der Fuchtel ihres schwierigen Vaters Hugo. Der verbringt seine Tage damit das Familienerbe durchzubringen und Intrigen zu schmieden…

Jeffrey Archer knüpft quasi nahtlos an die Geschehnisse aus Band 1 an, man sollte diesen auch unbedingt vorher gelesen haben. Leider hat sich für mich mit diesem Band bestätigt, was sich in Teil 1 schon ankündigte: die Reihe ist mir definitiv zu seicht. Archer erzählt schon flüssig, die Geschichte liest sich sehr schnell weg. Aber mir fehlt der Tiefgang, gerade diese Zeit des zweiten Weltkrieges sollte doch genügend Material bieten um die Story etwas weniger schlicht zu halten. Der Autor lässt die Gelegenheit verstreichen, sodass „Das Vermächtnis des Vaters“ sich nur auf eine 08/15-Erbstreitigkeitsgeschichte gewürzt mit vorhersehbaren Intrigen beschränkt. Zudem finden sich am Ende des Buches einige Zeitsprünge, die wichtige Ereignisse einfach auslassen; dem Leser werden die Ergebnisse dieser Ereignisse mal eben in einem Nebensatz präsentiert, was sich der Autor bei diesem schriftstellerischen Kniff gedacht hat, konnte ich nicht nachvollziehen.
Fazit: seichte Story, vorhersehbar und gegen Ende des Buches auch unnütz kurz erzählt. Keine Leseempfehlung von mir.