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Veröffentlicht am 03.01.2021

Zu viele Potentiale, die nicht ausgeschöpft werden

Dieses ganze Leben
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Erwartet hatte ich eine Coming of Age-Geschichte – vielleicht hatte ich ungerechtfertigterweise auch eine Geschichte à la Elena Ferrante erwartet. Aber "Dieses ganze Leben" ist anders. Erzählt wird die ...

Erwartet hatte ich eine Coming of Age-Geschichte – vielleicht hatte ich ungerechtfertigterweise auch eine Geschichte à la Elena Ferrante erwartet. Aber "Dieses ganze Leben" ist anders. Erzählt wird die Geschichte von der jugendlichen Paola, die den Erwartungen ihrer Mutter und des Umfelds oft nicht standhalten kann. Aber schnell wird klar, dass es kein Buch nur über Teenager-Problemchen ist, sondern dass auch ein Familiengeheimnis aufgedeckt wird. Ein weiterer Schauplatz ist Paolas Verhältnis zu ihrem jüngeren, körperbehinderten Bruder und das Mit- und Gegeneinander von drei Frauengenerationen. Insgesamt also ganz schön viele, potentiell sehr interessante, Felder, die hier abgegrast werden – vielleicht zu viele, denn vieles wurde nur sehr beiläufig abgehandelt.
Mich hat das Buch deshalb nicht vollständig überzeugt und ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, welcher Zielgruppe ich es zum Lesen empfehlen soll. Vielleicht bin ich mit falschen Erwartungen an das Buch herangegangen, aber zu einem guten Teil lag es auch an den zu vielen Potentialen, die das Buch dann nicht erfüllen konnten.

Veröffentlicht am 06.11.2020

Schwächere Fortsetzung

Ada
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Christian Berkel knüpft mit "Ada" an sein Debüt "Der Apfelbaum" an, in welchem er sich von seiner eigenen Familiengeschichte inspirieren lies und eine ungewöhnliche Liebesgeschichte vor und während des ...

Christian Berkel knüpft mit "Ada" an sein Debüt "Der Apfelbaum" an, in welchem er sich von seiner eigenen Familiengeschichte inspirieren lies und eine ungewöhnliche Liebesgeschichte vor und während des Zweiten Weltkriegs erzählte. Die Geschichte von Sala und Otto wird jetzt weiter erzählt. Allerdings steht im neuen Buch ihre 1945 geborene Tochter Ada im Mittelpunkt. Die Geschichte wird von ihr erzählt, die Eltern sind nur Nebenfiguren. So wie auch der später geborene kleine Bruder, der nur Sputnik genannt wird. Die Nachkriegszeit bis Ende der sechziger Jahre ist wohl ganz gut (allerdings auch sehr verdichtet) getroffen: verdrängte Traumata, Schweigen der Elterngeneration, Wirtschaftswunder, Studentenrevolte, schließlich sogar Woodstock. Aber das habe ich alles schon mal irgendwo anders gelesen. Es war nichts neues und dazu eine eher durchwachsene Handlung – Ada erlebt viel, aber macht selbst wenig. Dadurch blieb sie mir fremd und etwas blass. Außerdem immer wieder schwafelige, lange Szenen. Das Buch vermochte mich nur selten zu packen – eigentlich nur bei der Beschreibung der Demo anlässlich des Besuches des Schahs in Berlin. Das fand ich intensiv beschrieben. Ansonsten dümpelt das Buch leider die meiste Zeit vor sich hin und endet dann auch noch recht offen. Was hat Ada zwischen Woodstock und heute erlebt? Was wird aus ihr? Erfahren wir das im nächsten Buch von Christian Berkel und dann aus Sputniks (= der Autor selbst?) Sicht? Mal sehen, ob mich nach diesem eher durchwachsenen Leseerlebnis dann doch noch mal die Neugier packt.

Veröffentlicht am 31.10.2020

Kreative Sprachbilder

Die Infantin trägt den Scheitel links
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Helena Adler hat eine ungewöhnliche Coming of Age-Geschichte geschrieben. Die Abgründe in der Vier-Generationen-Familie im ländlichen Österreich in den 1980‘er und 1990‘er Jahren tun sich nach und nach ...

Helena Adler hat eine ungewöhnliche Coming of Age-Geschichte geschrieben. Die Abgründe in der Vier-Generationen-Familie im ländlichen Österreich in den 1980‘er und 1990‘er Jahren tun sich nach und nach auf.
Die namenlose Ich-Erzählerin gehört nicht richtig dazu - sowohl in der Familie als auch im Dorf eckt sie an. Nichtsdestotrotz (oder deswegen?) wächst sie dem Leser unwillkürlich ans Herz.

Das Buch strotzt von einer kreativen, bildhaften Sprache - für mich das Highlight dieses Buches! Der österreichische Einschlag machte es noch interessanter. Insgesamt sprachlich oft anspruchsvoll. Fordernd, intelligent, lesenswert!

Veröffentlicht am 28.10.2020

Fantasievolle Geschichten, super illustriert

Flo, der Flummi und das Schnack
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Ein Vorlesebuch für Kinder ab 4 Jahren und erwachsene (Vor-)Lesende jeden Alters.

Das Buch macht mit seinem festem Einband und den vielen liebevollen Illustrationen einen hochwertigen ersten Eindruck. ...

Ein Vorlesebuch für Kinder ab 4 Jahren und erwachsene (Vor-)Lesende jeden Alters.

Das Buch macht mit seinem festem Einband und den vielen liebevollen Illustrationen einen hochwertigen ersten Eindruck. Auch dass Lesedauer (5–13 Minuten) und das jeweils geeignete Alter des Kindes angegeben sind, gefällt mir gut.

Die 31 Geschichten wurden von 31 ganz verschiedenen, in Deutschland (mehr oder weniger) bekannten Menschen geschrieben. Viele sind wie Juli Zeh oder Wladimir Kaminer auch sonst als Schriftsteller tätig, aber z.B. auch Musiker wie Olli Schulz haben Geschichten beigetragen.

Die Geschichten sind sehr fantasievoll mit sprechenden Tieren, Magie etc. Aufgrund der unterschiedlichen AutorInnen und deren eigener Themen und Sprache auch recht abwechslungsreich. Ob man das nun wie der Verlag als Märchen bezeichnet oder einfach als Geschichten ist jedem selbst überlassen.

Ein Highlight sind für mich wie schon angedeutet die ganzseitigen Illustrationen von Martina Liebig, die detailreich und fantasievoll zum Entdecken, Träumen, Fabulieren einladen.

Veröffentlicht am 23.10.2020

Autobiographie und Familiengeschichte

Hope Street
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Es handelt sich bei "Hope Street" um eine vollständige Lesung der Autobiographie von Campino. Gelesen vom Autor. Ich fand seinen Vortrag genau richtig in Aussprache (deutlich), Geschwindigkeit und Emotionalität ...

Es handelt sich bei "Hope Street" um eine vollständige Lesung der Autobiographie von Campino. Gelesen vom Autor. Ich fand seinen Vortrag genau richtig in Aussprache (deutlich), Geschwindigkeit und Emotionalität (nicht zu viel, nicht zu wenig).
Das Hörbuch ist eine mp3-CD, also von herkömmlichen CD-Playern NICHT abspielbar, mit entsprechender Hardware aber problemlos auf ein mobiles Abspielgerät übertragbar.

Es sollte ein Buch über Fußball und den Liverpool FC werden, ist dann aber doch eine Autobiographie geworden, die allerdings immer wieder Bezug nimmt auf Campinos Liebe zum LFC. Campino berichtet so ausführlich aus seinem eigenen Leben und der eigenen Familiengeschichte wie nie zuvor. Als Leser erfährt man viel über die Geschichte der Familie Frege, etwas weniger über den Campino von heute. Die deutsch-englische Familiengeschichte fand ich sehr interessant, aber es wirkt fast so, als würde Campino sich dahinter verstecken, um wenig über sein erwachsenes Ich preisgeben zu müssen. Bei der Schilderung seines Jet Set-Lebens schwankte ich bei der Einschätzung zwischen überheblich, weltfremd, aber immerhin auch ehrlich.
Über Die Toten Hosen erfährt man ebenfalls wenig. Das ist ok so – im Mittelpunkt steht Campinos Leben vor und neben der Band. Eine interessante, persönliche Ergänzung zur autorisierten Band-Biographie von Philipp Oehmke aus dem Jahr 2014.

Das Buch erscheint zeitgleich auch als Print und eBook im Piper Verlag. Zwei Aspekte hat das Hörbuch dem Buch in geschriebener Form voraus: die von Campino und Kuddel eingespielten sechs Lieder ("Ferry Cross The Mersey", "Hope Street", "Long Way From Liverpool", "Penny Lane", "Poor Scouser Tommy", "You'll Never Walk Alone"), welche es in diesen Versionen meines Wissens nach nur auf dem Hörbuch gibt, und ein paar mehr private Fotos von Campino im Booklet.