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Veröffentlicht am 01.09.2025

Ergreifend, spannend und wunderbar geschrieben.

King of Ash and Dust
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„King of Ash and Dust“ setzt knapp vier Wochen nach den tragischen, unerwarteten Ereignissen, mit denen Yvonne Westphal den Auftakt ihrer Vampir-Romance beendete, an und spielt in einem Zeitraum von mehr ...

„King of Ash and Dust“ setzt knapp vier Wochen nach den tragischen, unerwarteten Ereignissen, mit denen Yvonne Westphal den Auftakt ihrer Vampir-Romance beendete, an und spielt in einem Zeitraum von mehr als einem Jahr.

Zugegeben: Band 1 konnte mich nur bedingt von sich überzeugen, doch diese Fortsetzung hat es in sich. Statt sich in Schmachten und Stillstand zu verlieren, ist das Tempo konstant hoch, Ereignisse, unerwartete Offenbarungen und schockierende Informationen reihen sich mit herzzerreißenden Momenten und schweren Entscheidungen aneinander, um eine aufregende, bittersüße Komposition zu bilden.

»Ich habe dich einmal verloren. Ich werde dich kein zweites Mal verlieren.«

Trotz der zahlreichen Vorbehalte, die die treuen Konsuln von Salvatore Massimo di Ferrara hegen, ihrem Wunsch, auf festgefahrenen Wegen zu verweilen und weiter in der Sicherheit der Großstadt auszuharren, sieht sich Alyssa, als neues Oberhaupt, in der Pflicht, die veralteten Strukturen der Vampirgesellschaft zu reformieren und ihren Ruf als Königin des Blutes zu festigen – über die Grenzen Portlands hinaus. Liegt doch in Prag – einst das Herrschaftsgebiet der Untoten, die Geburtsstätte der Nachtwesen und der Ort, an dem sich zwei Größen ihrer Geschichte den Todesstoß versetzten – das, was Vlad Dracula mit kryptischen Worten in seinem Tagebuch als Ende des Kriegs zwischen seinesgleichen und den JägerInnen bezeichnet. Wenn die einstige Vampirhochburg auch schon längst von den Feinden infiltriert wurde …

Abgesehen davon, dass sich der Ort des Geschehens verschoben hat, liegt der Handlungsschwerpunkt nun auf dem Suchen und Finden jener Waffe, die alles zu ändern vermag. Dass auch Abtrünnige und der unerbittliche Jägerclan von deren Existenz wissen, eine Konfrontation unumgänglich ist, sorgt für Action, viele Fragen und eine vorsichtheischende Grundlage. Wir werden in uralte Intrigen gezogen, in Kämpfe und in Hinterhalte, werden Teil von Folter, Verlust und Rachegelüsten. Aber auch von Geschichten, die von der großen und unendlichen Liebe erzählen, von Loyalität bis zum Ende und bedingungsloser Freundschaft.

Alyssa – die ihren inneren Aufruhr, die Schuld und Leere, die Seelenqualen, die das Ableben ihres Gefährten in ihr hinterlassen hat, hinter einer starken und stolzen Haltung verbirgt – nimmt ihren Platz an der Spitze ein. Mit der Unterstützung ihres engsten Kreises und der machtvollen, von Sehnsucht zerfressenen Königin der Nacht geht sie ihren eigenen Intentionen nach – zu Tatsachen, für die niemand bereit scheint …
Kaum wieder bei Bewusstsein wird der Totgeglaubte nicht nur mit schrecklichen Erinnerungsfetzen konfrontiert, mit Empfindungen, die er versucht, tief in sich, hinter Hass, zu verschließen, sondern auch mit der personifizierten Wahrheit seiner Abstammung, mit menschlicher Grausamkeit, fanatischen Plänen und einer Bürde, die schwerer wiegt als Gabriels bloßes Antlitz …

Durch die wechselnden Perspektiven werden wir zwar in die vorherrschenden zwiespältigen Gefühle beider Protagonisten gesogen, jedoch überwiegt der Blick auf die äußere Situation. „King of Ash and Dust“ war durchweg spannend, mitreißend und einnehmend. Die Autorin konzipierte eine durchdachte, von Dunkelheit und Gefahren durchzogene Handlung, in der sich nach und nach einzelne Hintergründe erschließen, sich Lügen herauskristallisieren und Verrat sichtbar wird. Wut. Beißender Schmerz. Dramatik.
Neben ihrem Talent, Stimmungen einzufangen, Settings malerisch zur Geltung zu bringen und eine drückende, mystische Atmosphäre zu erzeugen, hat Yvonne ein Händchen dafür, Emotionen in wunderschöne Worte zu packen, in solche, die nahe gehen. Auch überrascht Westphal mehrfach, sät Misstrauen, lüftet Geheimnisse und platziert gekonnt einige Twists. Ebenso positiv war die Ausarbeitung und Integration verschiedener Nebenfiguren, die der Romance trotz der Düsternis, des melancholischen Tons und hoffnungsloser Prophezeiungen, der mitschwingenden Verzweiflung, eine warme Komponente gaben:
Lucy, die etwas Quirliges mitbringt, Cassandra, die liebevolle Strenge walten lässt, oder Kyle, den wahren Helden. Auch mischen einige neue, schwer einschätzbare Charaktere mit, die zwar Abwechslung bringen, jedoch auch Argwohn entfachen.
Wie schon im ersten Teil war es aber Kataleyna Ferraras, der meine Faszination gehört – wie wäre denn eine tragische Geschichte über die Herrscherin der Nacht?

Die Entwicklung der Story war griffig, jene der Protagonisten – unabhängig voneinander und gemeinsam – authentisch und den Umständen entsprechend. Ihr Sehnen nacheinander und der Widerwille, diesem nachzugeben, ihr Verlangen flossen durchgängig mit und sorgten für kribbelige Vorfreude, für Aufatmen. Gaben dem Geschehen ein prickelndes Feuer. Trotz des Zorns, der Unsicherheiten und Ängste, die in Lincoln und Alyssa schwellen, ist ihre Bindung besonders – wie die Vampirin und ihr menschlicher Gefährte selbst. Aber reicht diese Liebe tiefer als die jahrhundertealte Feindschaft?

„Rise of the Night“: eine verführerische Dilogie, die seicht startet und sich zu einer einnehmenden, ergreifenden Geschichte wandelt.

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Veröffentlicht am 27.08.2025

Rasante Fortsetzung mit Schwächen

Revenant Games - Jagd des Schicksals
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»𝗗𝘂 𝗯𝗲𝘀𝗶𝘁𝘇𝘁 𝗱𝗮𝘀 𝗛𝗲𝗿𝘇 𝗲𝗶𝗻𝗲𝗿 𝗩𝗮𝗺𝗽𝗶𝗿𝗶𝗻. 𝗨𝗻𝗱 𝘄𝗶𝗿 𝗩𝗮𝗺𝗽𝗶𝗿𝗲 𝗯𝗲𝗸𝗼𝗺𝗺𝗲𝗻 𝗶𝗺𝗺𝗲𝗿, 𝘄𝗮𝘀 𝘄𝗶𝗿 𝘄𝗼𝗹𝗹𝗲𝗻, 𝗲𝗴𝗮𝗹, 𝘄𝗲𝗿 𝗱𝗮𝗳𝘂𝗲𝗿 𝗯𝗹𝘂𝘁𝗲𝗻 𝗺𝘂𝘀𝘀.«


Seit Bly die gefürchteten »Revenant Games« gewonnen hat, sind keine zwei Monate vergangen. ...

»𝗗𝘂 𝗯𝗲𝘀𝗶𝘁𝘇𝘁 𝗱𝗮𝘀 𝗛𝗲𝗿𝘇 𝗲𝗶𝗻𝗲𝗿 𝗩𝗮𝗺𝗽𝗶𝗿𝗶𝗻. 𝗨𝗻𝗱 𝘄𝗶𝗿 𝗩𝗮𝗺𝗽𝗶𝗿𝗲 𝗯𝗲𝗸𝗼𝗺𝗺𝗲𝗻 𝗶𝗺𝗺𝗲𝗿, 𝘄𝗮𝘀 𝘄𝗶𝗿 𝘄𝗼𝗹𝗹𝗲𝗻, 𝗲𝗴𝗮𝗹, 𝘄𝗲𝗿 𝗱𝗮𝗳𝘂𝗲𝗿 𝗯𝗹𝘂𝘁𝗲𝗻 𝗺𝘂𝘀𝘀.«


Seit Bly die gefürchteten »Revenant Games« gewonnen hat, sind keine zwei Monate vergangen. Ihrer Schwester, die sie vor anderthalb Jahren an die Hexen verlor, ist sie jedoch noch immer keinen Deut näher. Nur die Gewissheit, dass Elise zumindest irgendwo am Leben ist, die „Heiler“ – ein Rebellentrupp, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, unrechtmäßige Gefangene zu befreien – und die Unterstützung von Emerson halten das gnadenlose Menschenmädchen aufrecht.

Kerrigan meidet sie seit ihrem Verrat und verfolgt eigene Ziele: die Befreiung seines Bruders. Beide kämpfen mit den Regeln ihrer Welt und gegen die Zeit. Beide sind bereit, für ihre Geschwister bis zum Äußersten zu gehen. Doch immer neue Hürden, Aufträge und falsche Deals, Angriffe und Kämpfe stellen sich ihnen entgegen. Offenbarungen, die alles ändern und vor allem in Bly die Frage wecken, ob sie mit all dem Blut an ihren Händen, der Schuld auf ihrer Seele leben kann …

„𝗪𝗮𝗲𝗵𝗿𝗲𝗻𝗱 𝗱𝗲𝗿 𝗦𝗽𝗶𝗲𝗹𝗲 𝗵𝗮𝘁𝘁𝗲 𝘀𝗶𝗲 𝘀𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗪𝗲𝗹𝘁 𝘇𝘂𝗺 𝗘𝗶𝗻𝘀𝘁𝘂𝗿𝘇 𝗴𝗲𝗯𝗿𝗮𝗰𝗵𝘁. 𝗜𝗺 𝗚𝗲𝗴𝗲𝗻𝘇𝘂𝗴 𝗿𝗶𝘀𝘀 𝗲𝗿 𝘀𝗲𝗶𝘁𝗱𝗲𝗺 𝗶𝗵𝗿 𝗛𝗲𝗿𝘇 𝗶𝗻 𝗦𝘁𝘂𝗲𝗰𝗸𝗲, 𝗹𝗮𝗻𝗴𝘀𝗮𝗺 𝘂𝗻𝗱 𝗾𝘂𝗮𝗹𝘃𝗼𝗹𝗹.“

„𝐉𝐚𝐠𝐝 𝐝𝐞𝐬 𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥𝐬“ ist eine ereignis- und entwicklungsreiche Fortsetzung, die uns erneut die tristen Gegebenheiten und die unfairen Züge der Mächtigen – Vampire und Hexen – vor Augen führt. Margie Fuston unterstreicht dies mit einer hoffnungslosen, düsteren Atmosphäre, mit unberechenbaren Figuren, Gier und Blut. Wie schon zu „𝐒𝐩𝐢𝐞𝐥 𝐚𝐮𝐟 𝐋𝐞𝐛𝐞𝐧 𝐮𝐧𝐝 𝐓𝐨𝐝“ erwähnt, gelangen die malerischen Schilderungen der Gefühle hervorragend, nichtsdestotrotz fehlt es erneut an stilistischer Raffinesse und Fokus. Dazu muss gesagt werden, dass sich die Geschichte trotz etlicher Längen, Wiederholungen, ausufernder Gedankengänge und eines insgesamt holprigen Storytellings flott lesen lässt, hauptsächlich aber dank einer gewissen Originalität – frischen Elementen und der spaßig-spannenden Umsetzung von Bekannten – fesselt. Flüche und Tod, Rebellion, Manipulation und Täuschungen gibt's on top, wenn viele schmerzhafte und entscheidende Szenen mMn viel zu flott und einfach abgehandelt wurden.

Mit ihren moralisch verwerflichen Taten und Ansichten sorgten einige Charaktere für wohlwollendes und interessiertes Augenbrauenheben, mehrfach für Überraschungen und tiefe Einblicke. Die Fülle an schwer einschätzbaren Vampiren und Hexen sowie Wendungen und Action verleiht dem Geschehen rege Abwechslung. Zusätzlich finden sich in dieser Dilogie Gesellschaftskritik und echte Missstände – gleich neben der Liebe, die vielleicht alles überwindet.

Mein großer Kritikpunkt geht an die Protagonistin: Bly strapazierte meine Nerven und zeigt auch erst seeeeeehr spät Größe. Ein derart selbstherrliches, ich-bezogenes und anmaßendes Persönchen kam mir bisher nur selten unter. Unreflektiert, mit subtilen Vorwürfen um sich werfend, jegliche Schuld von sich weisend und auf das eigene Verhalten heroisch blickend – das ist diese Heldin …

Mit dem Aufbruch einer kleinen, von den Übermächten zusammengewürfelten und auf eine heikle Mission entsandten Gruppe erhält der Verlauf Dynamik und der Einzelne etwas Nahbares. Weitreichende Entscheidungen müssen getroffen, hohe Opfer gebracht und ungeahnte Risiken eingegangen werden. In den letzten 25 % überschlagen sich neue Erkenntnisse und Pläne, Tragik, Verlust und Wandel greifen ineinander und beenden die dystopische Fantasyserie.

Obgleich „Revenant Games“ Schwächen im Plot und der Erzählweise aufweist, lohnt sich ein Blick hinein. Die Autorin spricht von Träumen, Familie, Freundschaften, Ungerechtigkeiten und dem Ungleichgewicht innerhalb der (unserer) Gesellschaft. Von Macht(missbrauch) und dem Sehnen nach Freiheit, von dem Überwinden von Vorurteilen und (Selbst)Vergebung. Fuston stellt die Frage, was wir bereit sind zu tun, um die Menschen, die wir lieben, zu retten; welche Wagnisse wir für eine bessere Welt und essenzielle Veränderungen auf uns nehmen würden. Sind wir mutig genug, hinter den Schein, hin zu den unbequemen Wahrheiten zu blicken und unseren eigenen Wohlstand zu riskieren?
Und wer sind wir überhaupt, zu entscheiden, welches Leben kostbar ist – und welches nicht?!

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Veröffentlicht am 25.08.2025

Intensive, mitreißende und spannende Trilogie.

Baby, I'm yours forever
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Mit „𝐁𝐚𝐛𝐲, 𝐈'𝐦 𝐲𝐨𝐮𝐫𝐬 𝐟𝐨𝐫𝐞𝐯𝐞𝐫“ endet die 𝐏𝐨𝐞𝐭𝐫𝐲-𝐌𝐞-𝐓𝐫𝐢𝐥𝐨𝐠𝐢𝐞 auf dramatische Weise und hinterlässt ein Gefühl von „Verstanden und Gesehen werden“, von Dankbarkeit – für das Leben und die Liebe, die Familie, ...

Mit „𝐁𝐚𝐛𝐲, 𝐈'𝐦 𝐲𝐨𝐮𝐫𝐬 𝐟𝐨𝐫𝐞𝐯𝐞𝐫“ endet die 𝐏𝐨𝐞𝐭𝐫𝐲-𝐌𝐞-𝐓𝐫𝐢𝐥𝐨𝐠𝐢𝐞 auf dramatische Weise und hinterlässt ein Gefühl von „Verstanden und Gesehen werden“, von Dankbarkeit – für das Leben und die Liebe, die Familie, die man selbst wählt, und die eigene Stärke, die man viel zu oft vergisst.

Das Finale setzt dort an, wo „Baby, I'm obsessed you“ endete –
Hanna, die in Unglaube und Zweifeln, vor Sorgen vergeht.
Luca, der versucht, mit dem klarzukommen, was sich ihm zwischen Abschiedsküssen und Bahngleisen offenbarte. Alles tut, um seine Liebe zu schützen. …

Uns erwartet ein aufschlussreicher dritter Teil, der nicht nur neue Fragen stellt, sondern am Ende jede einzelne beantwortet, Ungereimtheiten aufdeckt und bis zum Schluss rege mit frischen Wendungen und Wahrheiten schockiert. Bereits die Vorgänger waren durch ungute Vorahnungen, unberechenbare Ausbrüche, Drohungen aus unbekannter Richtung mit Spannung versehen, doch nun toppt Ayden diese ungemütlichen Vorkommnisse. Denn verschiedene Situationen spitzen sich zu: tätliche Angriffe, Intrigen, Manipulation und Lügen, bis Misstrauen durch die Seiten pulsiert und selbst während heißer Zweisamkeit, in romantischen Augenblicken, leichten, genießerischen Momenten eine bedrohliche Nuance, wachsame Vorsicht, Unbehagen zu spüren ist.

Abgesehen von dem gegenwärtigen Plot, in dem Hanna und Luca so einige Probleme und Gefahren überwinden, Hürden meistern, sich jeden Tag neu füreinander entscheiden müssen, um endlich „wir“ sein – bleiben – zu können, wird die Handlung mit verschiedenen, oftmals Gänsehaut und Mitgefühl erzeugenden Rückblenden bereichert. So werden u. A. die Anfänge ihrer gemeinsamen Geschichte beleuchtet – dies gibt dem Geschehen sowie den Protagonisten noch mehr Griffigkeit und Tiefe: Alex, der nie aufhörte, seine Belle zu suchen, zu vermissen; der aufgrund seiner Hochsensibilität schon immer deeper fühlte, mehr. Und Johanna, die bis heute in Vorwürfen verbrennt, sich in Narzissmus verfing, mit Verlusten kämpft.

Die „Poetry-Me-Trilogie“ beinhaltet sensible und aktuelle, authentisch eingebettete Themen – von psychischen Erkrankungen und Tod über Missbrauch und Traumata bis hin zu mangelndem Selbstwert und „Nie gut genug sein“ –, zusätzlich finden sich ganz alltägliche Dinge, wie bspw. Menstruation und die Tatsache, dass (eigene) Kinder nicht der Lebenssinn sind.
Die Stimmung des Finales wankt, schmiegt sich an die unterschiedlichen Situationen – zwischen himmelhochjauchzend-hellstrahlend und tränennass-gewitterwolkengrau ist alles dabei. Was im nächsten Kapitel, im nächsten Absatz kommt, welche Enthüllungen es zu ertragen gilt, ob sie Erleichterung oder neue Sorgen schaffen? Bleibt stets eine Überraschung. Julie lässt ihre LeserInnen in der Poesie zergehen, berührt mit ihren Worten, den puren Emotionen und dieser intensiven Liebe. Zeitgleich bringt die Autorin uns mit damn hotten Spicy-Szenen zum erröten und schwitzen.

Verhalten und Reaktionen des Einzelnen waren nachvollziehbar und schlüssig. Vor allem beeindruckt hat mich Hanna, die die Wahrheit hinter den Lügen gesehen und sich nicht von verletztem Stolz und Eifersucht hat abhalten lassen; an Luca & sich glaubte. Auch in den grauen Stunden, durch Ungewissheit hinweg.
Dass diese Romance nicht nur in einem wunderschönen, den speziellen und feinfühligen Charakteren entsprechenden Stil geschrieben wurde, bildlich, angereichert mit Liebe und Schmerz, sondern Ayden auch eigens für diese Serie diverse Poetry-Slam-Texte entwickelte und eine gekonnt inszenierte Suspense-Komponente einfügte, ist meiner Meinung nach standing ovations würdig!

Neben den aufregenden Entwicklungen von und zwischen Alexander Severin und Johanna Berger, bekamen weitere Figuren viel Raum, um ihr Wesen optimal zu entfalten: Rio, Ruby und Sina zum Beispiel – absolute Herzmenschen. Auch Fiona, Nero und Gila bereichern mit ihren speziellen Eigenschaften und Dämonen das Geschehen und geben Poetry-Me etwas ganz Besonderes.

Eigentlich hätte die Autorin „Baby, I'm yours forever“ mit einem sonnigen, cozy Happy-End schließen, für wohlige Seufzer sorgen können... Aber WIR LIEBEN TWISTS, Tragik und Drama, oder? Oder?! Haltet Schokolade bereit, Taschentücher, jemanden, an dem ihr euch festhalten könnt ...

„Poetry-Me“: eine durch und durch mitreißende, berührende und aufwühlende New-Adult-Serie, die bricht, um zu heilen. Julie Ayden generiert Aufmerksamkeit für schwere Traumata, deren Auswirkungen und für oft unterschätzte mentale Erkrankungen. Zudem wird jenen Menschen, die unter der „gesellschaftlichen Norm“ & Arschlöchern leiden, Mut zugesprochen; während Selbstzweifel ein Stück weit fortgeweht werden, wird jede/r darin erinnert: „Du bist perfekt, vollkommen okay. So wie du bist.“

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Veröffentlicht am 20.08.2025

Hat meine Erwartungen nicht erfüllt

My Haunted Heart – Ich sehe dich
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„My haunted Heart: Ich sehe dich“ ist die neue Romance aus der Feder von Mimi Kylling und erzählt die Geschichte von Flora, einer stillen, in sich gekehrten Floristin, und Sawyer. Der die Dunkelheit nach ...

„My haunted Heart: Ich sehe dich“ ist die neue Romance aus der Feder von Mimi Kylling und erzählt die Geschichte von Flora, einer stillen, in sich gekehrten Floristin, und Sawyer. Der die Dunkelheit nach Bishop’s Hope bringt, festgefahrenen BewohnerInnen das Fürchten lehrt und der 23-Jährigen die Liebe schenkt. Und so viel mehr.

Es war jener Tag, an dem sich Flora von ihrer Großmutter verabschieden muss, als sie die Präsenz eines Fremden zum ersten Mal spürt. Als sie die Ahnung überkommt, beobachtet zu werden. Aus den Schatten ihres erinnerungsschweren Gartens.

Nur einmal wollte er sie sehen. Ihr ins Gesicht blicken. Ihren Duft atmen. Ein einziges Mal, bevor nichts mehr eine Rolle spielt. Doch Flora ist betörend. Unberührt. Einsam. Und verdient es, wie eine Königin behandelt zu werden …
Doch nicht von ihm, nicht von Sawyer, der mit seinen Dämonen und dem Schicksal kämpft …

Kylling schildert das Geschehen aus wechselnder Perspektive, was uns die Protagonisten und ihre gegenwärtigen Situationen zu einem gewissen Teil näherbringt.
Flora fühlt sich seit dem Tod ihrer Grandma verlorener als jemals zuvor, da helfen auch Kater Wilson, Layla oder der Reverend der Gemeinde nicht. Bisher war die junge Frau nie verliebt, nie interessiert an Dates mit den Männern des Dorfes, und dass gerade ein wortkarger, unheimlicher Unbekannter ihre Nerven auf die bestmögliche Weise strapaziert, in ihr Mut und Abenteuerlust weckt, entfacht Sorge in Bishop’s Hope... Die Zeit mit Sawyer ist heiß, intensiv und schnell – keines seiner Geheimnisse, nicht seine Vergangenheit, seine Taten oder harsche Worte schrecken Flora ab. Dabei hat Sawyer die Hölle gesehen, erlebt sie jede Nacht wieder und blickt einer Zukunft entgegen, in der die Dunkelheit präsent ist.

Obgleich sich Beweggründe und Ausmaße von Sawyers Obsession erst mit fortschreitendem Verlauf enthüllen, ist von Anfang an deutlich, dass der 25-Jährige gebrochen ist, erschüttert, mit Ängsten ringt, um Fassung. Einblicke hinter seine Fassade, in weiche Seiten, in Traumata und Gefühle, die zerstören können – oder heilen – verleihen der Handlung, in Kombination mit seiner Unberechenbarkeit und der emotionalen Labilität, zumindest leichte Spannungsspitzen. Schüren Interesse.

Jedoch entpuppte sich „My haunted Heart“ insgesamt weder als besonders dark – nimmt man die inneren Kämpfe des Ex-Soldaten beiseite – noch als Suspense-Story. Wer diese Erwartungen vorzeitig loslässt, wird von der Geschichte samt der einen oder anderen Offenbarung, den Problemen der Figuren, Sawyers Erfahrungen und den tragischen Themen sicherlich mitgerissen.
Ich habe mich auf das Marketing verlassen und suchte inmitten von Kleinstadtcharme vergeblich den Adrenalinkick und die Gefahr. Die wattierte Lovestory geht rasch – für die Ausgangssituation mMn viel zu einfach und unkompliziert – voran. Ich konnt das Gerede von „Liebe“ zumindest nicht greifen oder nachvollziehen. Auch Sawyers wiederholendes „Ich bin nicht gut für dich/Es kann kein uns geben …“ wirkte eher unpassend als heroisch, sodass es mir häufiger an konsequentem Verhalten und echter, erwachsener Kommunikation fehlte. Dafür liegt der Fokus zu keiner Zeit auf expliziten Szenen; Körperliches wurde stimmig in die Storyline integriert, ebenso wie die Bedenken von Floras Umfeld, das die Stalking-Allüren nicht romantisiert. Stilistisch vermisste ich die gewohnte Lebendigkeit und Poesie, die malerischen, atmosphärischen Worte, dennoch erzählt die Autorin ihre Romance in einem lockeren und verständlichen Ton.

Mimi Kylling greift einige sensible Punkte auf – von Verlust und Trauer über Akzeptanz, Bewältigung und Vergebung, vor allem jene für sich selbst. Spricht von Krieg und den Opfern, die auch Überlebende bringen. Erinnert uns daran, dass die Sonne immer wieder aufgeht, auch wenn wir sie nicht sehen …

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Veröffentlicht am 18.08.2025

Deutliche Schwächen im Text selbst und der Handlung

Fleur de Lavande (Band 1) - Wie du liebst
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Privat und beruflich ausgebrannt, frisch getrennt und am Bestsellerstatus vorbeigeschrammt, gönnt sich Viola eine dringend benötigte Auszeit in Südfrankreich bei ihrer besten Freundin Jules. Zwischen tröstenden ...

Privat und beruflich ausgebrannt, frisch getrennt und am Bestsellerstatus vorbeigeschrammt, gönnt sich Viola eine dringend benötigte Auszeit in Südfrankreich bei ihrer besten Freundin Jules. Zwischen tröstenden Worten, Kindheitserinnerungen und Meeresrauschen trifft sie auf Lucas Rausch – geforderter Erbe eines Imperiums und gehypter Profisportler. Trotz Differenzen kommen sich die beiden langsam näher, lernen die gegenwärtige Version des anderen kennen. Erwecken nie vergangenes Herzklopfen erneut. Doch wartet nach der sonnigen Zeit, hinter Lavendelfeldern eine echte Chance?

Gabriella Santos de Lima schreibt in einem sehr gefühlvollen Ton, bringt Emotionen und Empfindung malerisch zur Geltung und erweckt mit ihren Worten die atmosphärische Kulisse zum Leben. Leider steht die mangelnde inhaltliche Qualität der Geschichte im Weg. Zusätzlich sind es die eine oder andere (nicht getätigte) Reaktion, Violas wiederholende Selbstzweifel und ein rasches Ende, welches nicht zu den eingebundenen, sensiblen Themen passt, die die anfängliche Euphorie trüben. Dabei begann „Wie du liebst“ toll; das erste Aufeinandertreffen der Protagonisten sorgte für Unterhaltung, doch Viola macht es den LeserInnen nicht einfach, sie zu mögen. Gefangen in negativen Gedanken, blockt sie Spaß, (eigene) Entwicklungen sowie Einsichten rege ab, sieht nur ihre Fehler, ihr „mehr tun können“ statt Offensichtliches. Luc ist, obgleich seiner anfänglichen ruppigen Distanz, ein klasse Mann. Wenn der Sport selbst und seine Leidenschaft zu diesem auch keine gewichtige Rolle einnehmen, sind es sein familiäres Erbe, der Druck der auf ihm lastet, und ein tragisches Geheimnis, welches konstant die Neugier erhält. Dass Santos de Lima mit Vi nicht nur authentisch den Stress aufzeigt, den das Leben als veröffentlichte Autorin mit sich bringt, der Zwang, sich immer wieder neu zu beweisen, sich zu vergleichen, besser zu sein, sondern auch die Sexualisierung von Männern gibt der Romance etwas Gewichtiges – unabhängig der Umsetzung. Abgesehen der Liebesgeschichte, die ein Auf und Ab ist und mehrfach von fehlender Kommunikation ins Schlingern gebracht wird, sind es hauptsächlich äußere, interessante Umstände, bewegende Offenbarungen und andere Figuren, die dafür sorgen, dass Viola und Luc für sich selbst einstehen und auf Unrecht reagieren. Zudem ist Jules eine Schwester, Freundin und Feministin die der melancholischen, soften Erzählung Humor und Lebendigkeit beschert.

Meiner Meinung nach fehlt es „Fleur de Lavande - Wie du liebst“ nicht nur an einem Korrektorat, sondern auch an Stärke, griffigen Entwicklungen und Tiefe. Wer eine seichte Story sucht, in dem wichtige Punkte (teilweise zwar nur oberflächlich und einfach) zur Sprache kommen, die Urlaubsvibes versprüht und insgesamt „nett“ ist kann hier ruhig einen Blick hineinwerfen.

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