Nette Rockstar-Romance
Raven’s Melody: Rockstar RomanceNach einer neuerlichen Eskapade in Vegas, die mit einer drunken Casino-Tour, einem zerstörten Hotelzimmer und diversen Platzwunden endete, ist Chris Collister drauf und dran, vom Posten als Manager der ...
Nach einer neuerlichen Eskapade in Vegas, die mit einer drunken Casino-Tour, einem zerstörten Hotelzimmer und diversen Platzwunden endete, ist Chris Collister drauf und dran, vom Posten als Manager der Thunderbirds zurückzutreten. Nur ein Deal könnte ihn von seiner Kündigung abhalten. Doch statt alle vier Rockstars büßen zu lassen, ist es an Gitarrist und Sänger Devin „Raven“ Anderson, ein Opfer zu bringen: Er soll Sparrow – Teil jenes Newcomer-Duos, in dessen Ungnade der Star fiel – öffentlich zu daten. … Ob das funktionieren kann?
Aus Sorge, nicht mehr als ein One-Hit-Wonder zu sein und nie die Chance zu bekommen, der Welt zu zeigen, was wirklich in den Sandpipers steckt, lässt sich Sparrow Price auf den wahnwitzigen Vorschlag ihrer Managerin Olivia ein – voller Bedenken und Unsicherheit. Für zwei Monate spielt sie die Fakefreundin des abgehobenen und arroganten Frontmanns der Thunderbirds.
Je besser sie den Rocker und seine Wahrheiten kennenlernt, umso mehr – echte – Zeit sie mit ihm verbringt, umso häufiger stellt sich die sanfte Musikerin die Frage, ob dieses Arrangement vielleicht mehr werden kann als ein PR-Gag …
»Es stand nicht auf meinem Plan, mich zu verlieben.«
Melanie Schütz führt uns in einem leichten, sehr detailreichen und gefühlvollen Stil durch ihre Romance, in der zwar die Liebesgeschichte im Vordergrund steht, jedoch auch die Missstände des Musikbusiness, der Druck, den Rampenlicht mit sich bringt, sowie Trauer und Verlust(ängste) thematisiert werden.
„Raven’s Melody“ begann unterhaltsam und weckte vor allem durch das – hitzige – Miteinander zwischen Raven und Sparrow, ihre zumindest anfänglich aufregende Annäherung und die individuellen Hintergründe große Erwartungen. Jedoch verlor sich die Story mMn in ausufernden Gedankenkreisen und Überlegungen. Dies ließ die Protagonisten und ihre (neue) Situation, Ravens inneres Ringen und Sparrows Zweifel zwar greifbar werden, dämpft zugleich aber auch signifikant das Tempo. Dennoch sind es hauptsächlich die konträren Charaktere, ihre verschiedenen Melodien und ihr unvorhersehbares Zusammenspiel, dass das Interesse aufrechterhält.
Wo der Frontmann der Thunderbirds – flirtend und impulsiv – von jahrelangen durchzechten Nächten, verdrängten Problemen und Höhenflügen gezeichnet ist, ist das schüchterne Küstenmädchen bodenständig und merklich von der Aufmerksamkeit und dem Luxus überfordert. Sowohl ihre Zurückhaltung als auch ihre Empathie treffen in dem harten Bad Boy einen Nerv, der ihn nur zu gerne vergessen lässt, dass das alles – jede Berührung, jedes zarte Lächeln, jedes Date – nur fake ist. Und doch erstickt Verlangen die Distanz, blitzt im Schauspiel Vermissen auf, sorgt Aufrichtigkeit für Nähe. Aber Ravens Erfahrungen lehrten ihn, dass das Leben und die Liebe vergänglich sind …
„Ich lebte das Leben (...) Lebte es hart, lebte es richtig, ausufernd genug für zwei.“
Inmitten des eher soften Verlaufs finden sich Szenen, die Spaß machen, atmosphärische Beschreibungen, die uns nicht nur in die dekadente, nie stillstehende Realität beider, in intensive, losgelöste Nächte und berauschende Auftritte führen, sondern uns im selben Maße an der Ruhe, die das Meer schenkt, und an der Sicherheit, die Heimat bedeutet, teilhaben lassen.
Wenn ich auch die romantische Entwicklung nicht zur Gänze fühlen, den bemüht wirkenden Dialogen stellenweise nichts abgewinnen konnte, fand ich Ravens Versuche, seine „Freundin“ aus der Reserve zu locken, sie mit flotten Sprüchen zu überrumpeln, größtenteils amüsant. Im Gegensatz zu seinem zunehmend anstrengender werdenden Wechselspiel aus heiß-kalt, ja-nein.
Den Rest der Thunderbirds lernen wir leider nur flüchtig kennen, nichtsdestotrotz machen die unterschiedlichen Musiker einen sympathischen, unterstützenden Eindruck. Im Gegensatz zu Liv und dem zweiten Teil der Sandpipers – mit Wren und ihrer „wohlmeinenden“ Art wurde ich einfach nicht warm.
Hingegen sorgt Sparrow mit versteckten Talenten und verborgenen Seiten für Überraschungen – war zu Beginn deutlich, dass sie weder an sich glauben noch für sich, ihre Wünsche einstehen kann, zeigt sie im fortschreitenden, von Hürden durchzogenen Verlauf immer häufiger Souveränität und Selbstbewusstsein.
„Raven’s Melody“ war für mich nicht DAS perfekte Buch, dennoch bietet die Story – neben sensiblen, einfühlsam behandelten Themen – nette Unterhaltung, tolle Settings, Romantik und (guten) Spice.