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Franziska19

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Manchmal muss man das Leben nicht verstehen, sondern nur leben.

Die Mitternachtsbibliothek
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Nora Seed möchte nicht mehr leben. Sie erlebt Einsamkeit und fühlt sich von allen Menschen in ihrem näheren Umfeld verlassen. Als sie dann auch noch ihren Job verliert, ihr Klavierschüler den Unterricht ...

Nora Seed möchte nicht mehr leben. Sie erlebt Einsamkeit und fühlt sich von allen Menschen in ihrem näheren Umfeld verlassen. Als sie dann auch noch ihren Job verliert, ihr Klavierschüler den Unterricht bei ihr beendet und ihre Katze tot am Straßenrand gefunden wird, sieht Nora keine andere Lebensperspektive und versucht sich mit einem Tablettencocktail das Leben zu nehmen.

Doch zu ihrer Überraschung ist sie nicht sofort tot, sondern landet in einer Art Zwischenwelt: der Mitternachtsbibliothek. Eine Bibliothekarin, die wie ihre alte Schulbibliothekarin aussieht führt sie durch diese Zwischenwelt und zeigt ihr unterschiedliche Leben, die Nora hätte leben können: Als erfolgreiche Polar- und Gletscherforscherin, als Sängerin einer berühmten Band, als Katzenmama, als Ehefrau ihres letzten festen Freundes mit dem sie gemeinsam einen Pub betreibt, als Mutter und Frau eines Chirurgen, der sie einmal auf einen Kaffee eingeladen hat, als Winzerin oder als Olypiasiegerin im Schwimmen. Eins wird Nora beim bereisen der Leben nach und nach klar. Sie kann bestimmte Entscheidungen im Leben treffen, doch das Leben hält immer noch wieder unerwartete Überraschungen bereit und lässt sich nicht in allen Bereichen vorhersehbar gestalten. Sie gelangt zu der Erkenntnis, dass man nicht immer alles verstehen und begreifen kann, was im Leben passiert, sondern das man manchmal das Leben, gerade wenn es nicht so läuft wie man es sich vorgestellt hat, einfach nur leben muss. Eine weitere Erkenntnis ist, dass sie, obwohl sie es nicht mitbekommen hat, doch Einfluss auf das Leben anderer Menschen gehabt hat. Manchmal in negativer Art und Weise, doch meistens sehr positiv. Als Mensch in seiner eigenen Lebenswelt erfährt man diese Effekte jedoch häufig nicht, weil sie eher nebensächlich erscheinen. Und die wichtigste Erkenntnis ist, dass sie doch nicht sterben möchte, sondern ihren Lebensmut zurückgewinnt, um ihr eigenes Leben wieder in positivere Bahnen zu lenken.

Ich habe das Buch gelesen, weil ich mich derzeit selber in einer sehr schwierigen Phase befinde. Seit ein paar Jahren veräuft das Leben überhaupt nicht so wie ich es mir vorgestellt habe und ich kann es nur begrenzt verändern - zumindest in einem bestimmten Bereich nicht. Anfang des Jahres habe ich aber beschlossen mich aus dieser Warteschleife zu befreien und mich über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen und aktiv Lebenshighlihts zu gestalten. Dieses Buch hilft mir sehr dabei und gibt mir Hoffnung auf ein erfülltes Leben, das zwar anders läuft als erwartet, aber dafür andere Sachen bereit hält, die ich sonst nicht erfahren hätte. Und in einem parallelen Leben sieht mein Leben ganz anders aus. Das macht Mut und schenkt einen Perspektivwechsel, der die Einmaligkeit des Lebens betont. Ähnlich wie Nora fühle ich mich noch ziemlich unter Wasser und es ist noch ein weiter Weg bis an die Oberfläche, aber ich weiß, dass ich schwimmen kann und das auch wieder seichtere Gewässer kommen werden.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Eine Urlaubslektüre

Die Detektive von Cismar
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Franzi möchte eigentlich viel lieber mit ihrer Freundin in den Sommerferien nach Mallorca fliegen, doch ihre Eltern schieben ein veto ein und nehmen sie mit in den Familienurlaub nach Cismar an die Ostsee. ...

Franzi möchte eigentlich viel lieber mit ihrer Freundin in den Sommerferien nach Mallorca fliegen, doch ihre Eltern schieben ein veto ein und nehmen sie mit in den Familienurlaub nach Cismar an die Ostsee. Als sie dort ankommen ist Franzi sehr enttäuscht - es regnet fast ununterbrochen, der Strand ist über eine Stunde entfernt, die einzigen Attraktionen sind Führungen im ortsansäßigen Kloster und ein angekündigtes Schneckenrennen und dann ist da auch noch ihr kleiner Bruder Benny auf den Franzi stundenlang aufpassen muss, während ihre Eltern entspannten Wellness-Urlaub machen.
Doch zum Glück ist Franzi Detektivin und entdeckt merkwürdige Dinge in Cismar. Beispielsweise gibt es Figuren im Kloster, deren Kopf gestohlen wurde, weil darin angeblich heilige Reliquien sein sollen. Und auch der Nachbar in ihrer Pension verhält sich merkwürdig. Er schleicht sich nachts aus seinem Zimmer, sieht sehr bleich aus und taucht immer wieder urplötzlich irgendwo auf. Da bleibt die Vermutung, dass es sich in Wirklichkeit um einen Vampir handelt nicht aus. Doch richtig spannend wird es als Franzi eine Flaschenpost mit einem Hilferuf am Strand findet. Es führt zu einem heruntergekommenen Haus, indem angeblich niemand mehr wohnt. Doch als Franzi es sich genauer anschaut, entdeckt sie Hinweise, dass das Haus wohl doch nicht so verlassen ist. Gemeinsam mit den Detektiven Hein und Hinnerk versucht sie das Rätsel des Hauses zu lösen.

Ein toller Kriminalfall für kleine Detektive, der natürlich besonders lesenswert ist, wenn man selbst mit der Familie Urlaub an der Ostsee macht.

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Familienfehde, Überfall und Mord in Kaltenbrode

Ostseefinsternis
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„Ostseefinsternis“ – ist ein „klassischer“ Pia Korittki-Fall, genauso wie ich die Bücher von Eva Almstädt um eine meiner Lieblingsermittlerinnen mag und liebe! An sich ist das Buch wieder ein abgeschlossener ...

„Ostseefinsternis“ – ist ein „klassischer“ Pia Korittki-Fall, genauso wie ich die Bücher von Eva Almstädt um eine meiner Lieblingsermittlerinnen mag und liebe! An sich ist das Buch wieder ein abgeschlossener Kriminalfall, der auch einzeln gelesen werden kann. Um Pias Privatleben und die Handlungen der einzelnen Protagonisten zu verstehen oder nachvollziehen zu können, braucht man aus meiner Sicht eigentlich schon das Wissen aus den vorherigen achtzehn Bänden, da viele Dinge miteinander verknüpft sind. In „Ostseefinsternis“ hat Pia mit ihrem inzwischen siebenjährigen Sohn Felix einen zweiwöchigen Urlaub an der Ostsee geplant, um mit Marten in seinem neuen Haus viel Familienzeit miteinander zu verbringen und Felix endlich mehr Sicherheit im Schwimmen zu geben, da er für einen Bronzekurs angemeldet ist. Doch aufgrund akuten Personalmangels muss Pia kurzfristig einspringen als in dem zwei Dörfer weiter gelegenen Kaltenbrode ein toter Mann aufgefunden wird. Sie versucht sich zwar erst aus der Ermittlung etwas herauszuhalten, aber Pia wäre nicht Pia, wenn sie nicht schon nach den ersten Stunden in einen Gewissenskonflikt gerät und die Leitung der Mordermittlung übernimmt. Für Marten und Felix ist das aber kein Grund traurig über den abgesagten Urlaub zu sein, sondern sich eher über die viele Vater-Sohn-Zeit zu freuen. So kann Pia sich gemeinsam mit ihrem Lieblingskollegen Heinz Broders in die Ermittlungen stürzen und da gibt es einiges aufzuklären: in Kaltenbrode leben anscheinend zwei verfeindete Familien, denen die meisten Dorfbewohner zugehören. Warum die Familien spinnefeind sind, kann kaum jemand sagen, es wird aber anscheinend von Generation zu Generation weitergegeben, bis Stella Böttcher und Benno Hagendorf eine Affäre miteinander beginnen. Diese scheint im Dorf eher ein „offenes Geheimnis“ zu sein, wird aber von fast allen befragten Personen als „nicht akzeptabel“ eingestuft. So kommen Pia und Borders von einer Befragung zur nächsten, weil immer mehr Familienangehörige auf beiden Seiten auftauchen. Dabei erscheinen die meisten von ihnen – wie immer bei Pias Ermittlungen – als unsympathisch und mit einem möglichen Motiv. Doch lange Zeit tappt sie im Dunkeln.
Wie immer schafft Eva Almstädt die richtige Mischung zwischen Kriminalfallerzählung und kürzeren Berichten aus Pias Privatleben. Felix ist inzwischen ja auch deutlich größer und so sind die Dialoge zwischen ihm und Pia deutlich wortgewandter und gewitzter geworden, was mir persönlich sehr gut gefällt. Spannungsreich und energiegeladen bis zur letzten Zeile ist auch der neunzehnte Fall von Pia Korittki ein wahrer Krimigenuss.

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Veröffentlicht am 26.03.2024

Ein Sommer des Erwachsenwerdens

Der große Sommer
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Ich habe das Buch von einer Freundin ausgeliehen bekommen und hätte es mir selbst so nicht gekauft - sowohl vom Cover als auch vom Klappentext her finde ich die Geschichte nicht besonders reizend. Allerdings ...

Ich habe das Buch von einer Freundin ausgeliehen bekommen und hätte es mir selbst so nicht gekauft - sowohl vom Cover als auch vom Klappentext her finde ich die Geschichte nicht besonders reizend. Allerdings hat mich das Buch positiv begeistert und ich empfehle es für eine Lektüre der besonderen Art und Weise für Zwischendurch. Da ich eher Krimis und Fantaysiegeschichten bevorzuge, fällt dieses Buch überhaupt nicht in mein Genre. Ich kann auch keinen wirklichen Grund nennen, warum mich das Buch überzeugt hat, außer, dass es einfach wirklich gut gelungen ist.

Es handelt von einem jungen Menschen, der seine erste große Liebe erlebt, von sich verändernden Freundschaften berichtet, in den Ferien lernen muss, um in die nächste Klassenstufe versetzt zu werden, sich mit seiner eigenen familiären Vergangenheit auseinander setzten muss, ein paar jugendliche Dummheiten begeht und mit den Konsequenzen konfrontiert wird und letztendlich aus der Summe dieser ganzen Erlebnisse in einem Sommer erwachsen wird und zu sich selbst findet. Ich selbst habe so einen Sommer erlebt - und danach, in der elften Klasse, war alles anders. Der Sommer war ebenfalls wie Frieders: aufregend, spannend, teilweise aber auch langweilig, atemberaubend, neugierig machend, herausfordernd - alles ziemlich gleichzeitig und dadurch verändert man sich zwangsläufig.
Besonders gut hat mir dabei der Schreibstil gefallen. Mir fehlen irgendwie die Worte, um diesen richtig zu beschreiben. Er war flüssig, aber sehr unaufgeregt. Die Schilderungen haben sich aneinandergefügt, ohne eine besondere Spannung aufzubauen, aber trotzdem hat die Geschichte eine Sogwirkung für mich entwickelt. Vielleicht ist es einfach diese Mischung. Ich konnte als Leser gut nachvollziehen vor welcher Enttäuschung Frieder steht als er nicht mit seiner Familie in den Urlaub fahren konnte, weil er zu seinem Großvater geschickt, den er eher als einen alten Mann einer anderen Generation sieht und wenig Verbindung zu ihm hat, um dort im Zimmer lernend "eingesperrt". Doch nach und nach verändert sich sein Verhältnis und er entdeckt seine eigenen persönlichen Qualitäten, die er aufgrund der schulischen mangelnden Leistungen lange nicht gesehen hat.

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Überraschend

Someone New
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Micah ist von zu Hause ausgezogen, um ein Jura-Studium zu absolvieren. Sie ist derzeit nicht gut auf ihre Eltern zu sprechen, weil sie ihren Zwillingsbruder aufgrund seiner sexuellen Orientierung vor die ...

Micah ist von zu Hause ausgezogen, um ein Jura-Studium zu absolvieren. Sie ist derzeit nicht gut auf ihre Eltern zu sprechen, weil sie ihren Zwillingsbruder aufgrund seiner sexuellen Orientierung vor die Tür gesetzt haben und er seitdem jeglichen Kontakt zu seiner Familie, und auch zu Micah, abgebrochen hat. Dabei möchte sie ihn gerne unterstützen und sucht verzweifelt nach ihm. Leider ist es immer noch nicht "normal", dass jeder Mensch, den- oder diejenige öffentlich lieben kann, in den/ die er/ sie sich verliebt hat. So thematisiert das Buch offen eine neue, gewünschte gesellschaftliche Haltung, die jedoch häufig konträr zu religiösen oder konservativen Meinungen steht.
Obwohl Micah wesentlich lieber Kunst studieren würde, versucht sie sich jedoch am Jurastudium in der Hoffnung ihre Eltern gnädig zu stimmen und so eine Möglichkeit zu schaffen die Familie wieder zusammenzuführen. Doch das Studium gestaltet sich als äußerst langweilig und dann sorgt auch der neue Nachbar von Micah - Julian - mit seiner abweisenden Art für die nötige Ablenkung.

Bisher hatte ich noch kein Buch von Laura Kneidl gelesen, aber ich muss sagen, dass mich das Buch sehr überrascht und begeistert hat. Dies liegt zum einen an den sehr gut und sympathisch gezeichneten Hauptcharakteren. Außerdem macht es den Leser natürlich neugierig zu erfahren, welches Geheimnis Julian birgt und sich deswegen eine Art "öffentliche Fassade" zur Schau stellt. Im Verlauf des Buches wird neben Homosexualität noch ein weiteres gesellschaftlich "bristanteres Thema" aufgedeckt. Das Motiv dahinter ist eindeutig: jeder Mensch soll sein dürfen so wie er ist und lieben dürfen, wen er mag. Erst dann erreichen wir eine offene und tolerante Gesellschaft. Dieser Appell ist mit der Geschichte um Micah und Julian sehr lesenswert.

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