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Veröffentlicht am 02.01.2020

Wenn man das Leben umkrempelt

Sterne sieht man nur im Dunkeln
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Anni lebt mit ihrem Freund Thies in einem Haus in Bremen. Jung und per Zufall kam sie in der Vergangenheit zu ihrem heutigen Job als Gamedesignerin. Da sie gerne kreativ arbeitet, entwirft sie in ihrer ...

Anni lebt mit ihrem Freund Thies in einem Haus in Bremen. Jung und per Zufall kam sie in der Vergangenheit zu ihrem heutigen Job als Gamedesignerin. Da sie gerne kreativ arbeitet, entwirft sie in ihrer freien Zeit Poster und Postkarten, die gut beim Publikum ankommen. Ihr Talent kommt bei ihrem Chef ebenfalls an, und bietet Anni einen Job in Berlin an. Bei Thies stößt dieses Jobangebot auf Widerstand, weil er nicht mit nach Berlin ziehen will. Da reißt Anni die Reißleine, und trifft nach vielen Jahren Maria auf Norderney. Doch Annis vergangenes Leben weist Schattenseiten auf. In jungen Jahren war sie mit Jan zusammen. Allerdings betrog Jan damals Anni mit ihrer besten Freundin Maria. Anni ist hin und her gerissen, wie sie auf Maria zugehen soll. Und Annis Zukunft steht auf dem Spiel. Denn Thies möchte sie gerne heiraten, aber unter anderen Umständen. Werden Anni und Thies ihre Beziehung auf einen guten Weg führen?
Meike Werkmeister schrieb einen erfrischenden und authentischen Liebes-/Frauenroman. Karriere, Liebe und Heirat sowie vergangene Betrügereien bilden den Plot dieses Romans. Das Setting spielt zwischen Bremen und der Nordseeinsel Norderney, wobei man sich gut hineinversetzen kann, wenn man beide Örtlichkeiten kennt. Anni als Hauptprotagonistin stellt eine verantwortungsbewusste und selbstbewusste junge Frau dar. Ihr Freund Thies wirkt liebenswürdig und in sich zurück gezogen. Als Nebendarstellerin bringt Thies Mutter etwas Pepp durch ihre Art und Dialoge in die Geschichte mit ein, denn sie stellt eine Künstlerin dar, die in dem bekannten Künstlerdorf im Worpswede lebt. Meike Werkmeister schreibt in einem angenehmen und unterhaltsamen Stil ohne große Klischees. Frauen bilden in diesem Roman starke und selbstbewusste Charaktere. Männer wirken als gleichberechtigte Charaktere an denen die Frauen wachsen.
Mir gefiel dieser erste Roman der Autorin, den ich von ihr gelesen habe. Zwischen Humor, Ernsthaftigkeit und Nachdenklichkeit wird man durch die Geschichte geleitet. Und besonders gut gefallen hat mir das Buchcover, das in jeder Buchhandlung ins Auge sticht – ein bisschen bunt und glitzernd – auf einer angenehmen Art.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.12.2019

Zwischen Trauer und neuer Zukunft

Kurt
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Ein kleiner Junge lebt im Wechsel bei seinem Vater oder bei seiner Mutter. Denn seine Eltern haben sich vor einiger Zeit getrennt. Der Vater lebt mit seiner neuen Freundin gemeinsam irgendwo im ländlichen ...

Ein kleiner Junge lebt im Wechsel bei seinem Vater oder bei seiner Mutter. Denn seine Eltern haben sich vor einiger Zeit getrennt. Der Vater lebt mit seiner neuen Freundin gemeinsam irgendwo im ländlichen Brandenburg vor den Toren Berlins. Bei dieser Familie existieren zwei Kurts, nämlich der Vater Kurt und der kleine Knirps Kurt. Im Alltag läuft es bei Vater Kurt und seiner Freundin Lena perfekt. Der kleine Kurt kann sich austoben im neuen Haus und Garten. Dagegen lebt Kurts Mutter Jana in einem chaotisch hektischen Alltag. Immer auf einem kurzen Sprung. Auch Jana lebt mit einem weiteren eigenen Kind in einer neuen Beziehung. Für den kleinen Kurt überhaupt kein Problem. Eine offene Patchwork-Familie. Doch diese ländliche Familienidylle bekommt einen Riss, als durch ein tragisches Unglück der kleine Kurt mitten aus dem Leben gerissen wird.
Sarah Kuttner stellt bei diesem Roman eine Familie dar, die aufgrund eines Unglücks mit Trauer, Distanz und Zuversicht konfrontiert wird. Jedes Familienmitglied wird in seiner eigenen Trauerbewältigung dargestellt. Die Ich-Erzählerin Lena in diesem Roman erzählt aus der Perspektive der Freundin des großen Kurt – den Vater. Sie ist der Kitt zwischen den eigentlichen Eltern Kurt und Jana. Höhen und Tiefen nehmen sich die Klinke in die Hand in der Trauerbewältigung. Aber am schlimmsten trifft Kurt als Vater die Trauer. Die Autorin beleuchtet verschiedene Facetten von Trauer, und was Trauer aus Menschen machen kann. Es ist eine Ohnmacht und tiefste Traurigkeit. Dennoch erzählt die Autorin keinen melancholischen Roman, sondern zeigt das Licht am Ende des Tunnels.
Dieser Roman berührte mich sehr. Auf der einen Seite der unbeschwerte Alltag zwischen Kurt Senior und seiner Freundin Lena und dem kleinen Kurt, und auf der anderen Seite die Trauerbewältigung. Man merkt, dass man lernen kann, zuversichtlich und positiv aus einer Lebensphase herauswachsen kann, so schlimm sie auch sein. Diese Geschichte kann überall in Deutschland oder woanders schon einmal passiert sein. Deshalb wirkt dieser Roman authentisch und glaubwürdig.

Veröffentlicht am 20.10.2019

Todesstrafe als schlimmstes Übel

Mercy Seat
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In den 1940er Jahren im amerikanischen Bundesstaat Louisiana steht die Todesstrafe im Bundesgesetz. Der junge Afroamerikaner Will Jones soll angeblich ein weißes Mädchen vergewaltigt haben. Zumindest behaupten ...

In den 1940er Jahren im amerikanischen Bundesstaat Louisiana steht die Todesstrafe im Bundesgesetz. Der junge Afroamerikaner Will Jones soll angeblich ein weißes Mädchen vergewaltigt haben. Zumindest behaupten das die weißen Bewohner in St. Martinwille. Afroamerikaner gelten als Bürger zweiter Klasse und werden diskriminiert. Will und das Mädchen wissen selbst, was passiert ist. Aber niemand glaubt ihnen. Einwohner und die Justiz sprechen sich für die Todesstrafe aus. Will muss zunächst im Gefängnis verharren bis zu jener Nacht, in der er auf dem elektrischen Stuhl sitzt.
Elizabeth H. Winthrop erzählt von den weißen und schwarzen Bewohnern in einer amerikanischen Kleinstadt als noch die sogenannte Rassentrennung stattfand. Die Autorin lässt Haupt- und Nebenfiguren aus deren Perspektive erzählen. Will selbst, seine Eltern, die Angehörigen der Justiz sowie Einwohner der Stadt. Als Leserin weiß man, dass die Wahrheit anders ist, aber die Leserschaft erlebt anhand aller Figuren, welchen Hass, Trauer und Emotionen zwischen allen Beteiligten vollzogen werden. Da viele Figuren in einem relativ kurzen Roman mit Namen versehen sind, kommt man am Anfang und zwischendurch durcheinander, welche Person in einem bestimmten Zusammenhang wie Familie oder Justiz stehen. Will stellt das Opfer dar, obwohl er als Täter im Mittelpunkt steht. Er lässt den juristischen Prozess über sich ergehen im Einklang seiner Familie und dem örtlichen Priester. Eine starke Figur, die realitätsnah einen Prozess des Moments der Todesstrafe erfahren lässt.
Der Kurzroman ist stark anhand der Figuren, des Erzählstranges und der Erzählperspektiven. Mich haben aber die zu vielen Figuren am Anfang sehr verwirrt und im Laufe des Lesens ebenfalls. Außerdem habe ich vermisst, dass das angeblich vergewaltigte Mädchen zu wenig im Roman vorkam.

Veröffentlicht am 03.10.2019

Computertechnologie gibt Rätsel auf

Dark Noise
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Ein junger Mann namens Zafer arbeitet für eine Werbefirma in der IT-Abteilung. Zafer stellt einen Experten und Perfektionisten dar, der Tag und Nacht Video- und Bildsequenzen retuschieren, und somit manipulieren ...

Ein junger Mann namens Zafer arbeitet für eine Werbefirma in der IT-Abteilung. Zafer stellt einen Experten und Perfektionisten dar, der Tag und Nacht Video- und Bildsequenzen retuschieren, und somit manipulieren kann. Er lebt isoliert von der Außenwelt, weil ihm seine Arbeit wichtig ist. Eines Tages erhält Zafer rätselhafte und anonyme Botschaften, die ihn anweisen, bestimmtes Videomaterial entsprechend zu manipulieren. Kurz darauf geschieht ein Mord, zumindest soll es nach einem Mord aussehen. Parallel trifft Zafer draußen auf der Straße die junge Emily, die Gitarre spielt. Emily taucht immer mal wieder auf, und Zafer hegt Gefühle für sie. Allerdings besteht ziemlich lange Distanz zwischen den beiden. Es stellt sich heraus, dass Emily ebenfalls sich mit Computertechnologie auskennt, sogar besser als Zafer. Ganz oben der ganzen Manipulationsmaschinerie sitzt eine Person oder ein Computerprogramm. Das wollen die beiden Protagonisten herausfinden.
Margit Ruile schrieb mit diesem Jugendroman einen All-Age-Roman meiner Meinung nach. Der Roman wirkt auf den ersten Augenblick nach wenigen Kapiteln konfus und komplex. Die Autorin baut zwar Spannung in den Roman ein, aber die hält nur kurz an, und reizt die Spannung auch nicht ausreichend aus. Zafer als guter Retuschierer und Emily als ebenbürtige Expertin ebenso wirken glaubwürdig. Dennoch lesen sich die Ereignisse undurchschaubar und teilweise auch langatmig. Positiv wirkt die Spannung im Roman, die sich hauptsächlich auf die rätselhaften Hintergründe einer IT-Firma sowie die Aktivitäten einer Untergrundgruppe, der Emily angehört, zusammen bildet. Die Idee eines Big Brother im Hintergrund ist ein gutes Thema und immer noch hoch interessant, aber die Umsetzung in diesem kurzweiligen Roman ist nicht hundertprozentig überzeugend umgesetzt worden.
Leider hatte ich mir von diesem Jugendroman mehr erhofft in Bezug auf die Umsetzung der Geschichte. Der Mord, der stattfand oder nicht rückt in den Hintergrund. Hauptsächlich geht es um die Geheimnisse hinter einer Organisation, über die man zu spät mehr erfährt. Und stellenweise Langatmigkeit sowie konfuse Konstrukte wirken sich negativ auf das Leseerlebnis aus.

Veröffentlicht am 17.09.2019

Blind, bedrohlich und brisant

Geblendet
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Jenny Aarons Fähigkeiten als erblindete Polizistin kommen auch in der dritten Geschichte wieder zum Einsatz. Wieder an ihrer Seite sind ihr Kollege Ulf Pavlik und die anderen Kollegen. Eine junge Frau ...

Jenny Aarons Fähigkeiten als erblindete Polizistin kommen auch in der dritten Geschichte wieder zum Einsatz. Wieder an ihrer Seite sind ihr Kollege Ulf Pavlik und die anderen Kollegen. Eine junge Frau – sie heißt Malin – ist ein Schatten für Jenny und ihre Kollegen. Wobei sich herausstellt, dass Malin und Jenny sich sehr ähneln. Seilschaften und komplizierte Beziehungen zwischen Politikern, Polizeimitglieder und ehemalige Militärangehörige werden zu einem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Jenny, ihrem Team und den anderen Bösewichten in dieser Geschichte. Täter und Opfer treten gleichzeitig auf der Bühne auf, vor allem, als mehrere Opfer zu beklagen sind, als Jennys sogenannte Abteilung ins Visier der Bösewichte geraten. Rache und Vergeltung liegen hier nicht weit voneinander entfernt.
Andreas Pflüger übertrifft sich mit dem dritten und letzten Teil mit der erblindeten Polizistin Jenny Aaron. Zunächst ist dieser Teil um einige Seiten länger als die ersten beiden Bände „Endgültig“ und „Niemals“. Außerdem erschien dieser Teil komplexer und stellenweise komplizierter als die vorherigen Bände meiner Meinung nach. Komplexer und komplizierter liest sich dieser Band, weil der Autor mehr Nebenfiguren, Schauplätze und Vergangenheitsmomente eingebaut hat. Jenny Aarons Privatleben ist diesmal davon geprägt, dass sie in einer speziellen Klinik versucht, wieder ihr Augenlicht wiederzubekommen, aber auch den Verlust ihres Vaters und ihrer Freundschaften zu bewältigen. Ebenfalls erfährt man von ihr, wie sie ihre Verteidigungstechniken in der Vergangenheit erlernte. Verluste, Ängste und Schicksale spielen ebenso eine Rolle wie humoristische Dialoge zwischen und mit den Protagonisten. Jenny Aarons Rolle wirkt wieder einmal tough, aber auch zerbrechlich und nachdenklich. Sie hadert hin und wieder, vor allem über die Rolle ihres Vaters und ihrer Kindheit. Malin stellt eine Figur dar, die ihr Spiegelbild sein könnte, weil ihre jeweiligen Väter sie auf ähnliche Art und Weise schon in der Jugend ausgebildet haben.
Anfangs hatte ich kleinere Probleme mit einzelnen Settings, weil sie langatmig und komplex beim Lesen wirkten. Doch als die Figuren Jenny Aaron und Ulf Pavlik wieder intensiver in der Geschichte auftauchten, wurde die Geschichte spannender und abwechslungsreicher. Andreas Pflüger gelang es mit dieser Reihe auf einem hohen Niveau authentische und interessante Figuren zu schaffen. Es gibt Höhen und Tiefen, aber auch ein Ende, das zu dieser Trilogie passt.