Profilbild von Frechdachs

Frechdachs

Lesejury Star
offline

Frechdachs ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Frechdachs über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2021

Die Vartys - Eine schrecklich nette Familie im Londolozi-Resort in Südafrika

Safari
0

Das wahre Leben schreibt meiner Meinung nach immer noch die besten und interessantesten Geschichten - wenn das Leben auch nicht immer nur bergauf geht sondern auch seine Schattenseiten für jeden von uns ...

Das wahre Leben schreibt meiner Meinung nach immer noch die besten und interessantesten Geschichten - wenn das Leben auch nicht immer nur bergauf geht sondern auch seine Schattenseiten für jeden von uns bereithält.

Boyd Varty lässt uns in diesem Buch an seiner eigenen Lebensgeschichte teilhaben.

Um eines gleich vorweg zu nehmen, ich liebe Bücher über Afrika, Safaris und bin besonders an der zauberhaften fast schon magischen Flora und Fauna des schwarzen Kontinents interessiert.

Nachdem ich gerade die letzten Seiten des Buches gelesen habe wirkt das Buch noch in Gedanken nach und löst sehr viele verschiedene Emotionen in mir aus. In Gedanken verloren spähe ich selbst aus meinem Fenster in den Garten und halte Ausschau nach wilden Tieren - doch vergebens, in Deutschland verirrt sich leider nicht einfach zufällig ein Leopard oder eine Elefantenherde in unseren Garten.

Der Autor nimmt den Leser im Buch auf eine spannende Reise durch sein bisheriges bewegtes Leben mit. Die Vartys leben für und in dem Londolozi-Resort Nahe des Krüger-Nationalparks in Südafrika. Die Vartys engagieren sich bereits in der vierten Generation aktiv im Artenschutz und leben diese Maxime täglich in ihrem Handeln.

Kein Wunder das die Lebensgeschichte von Boyd Varty am ehesten einer wilden Safari mit tausenden bunten Facetten gleicht. Er erzählt im Buch z.B. von wilden Filmdrehs mit seinem Onkel John und seiner Schwester Bronwyn, von fast schon magischen Tierbegegnungen im Busch Afrikas aber auch von Schattenseiten, die urplötzlich in sein Leben traten und dieses auf den Kopf stellten. Vom Inhalt selbst möchte ich nun allerdings nicht zuviel verraten. Nur soviel vielleicht noch, dass dieses Buch es auf alle Fälle wert ist, gelesen zu werden.

Ich tauchte sehr schnell in die Welt der Vartys ein und wähnte mich schnell Seite an Seite mit Boydie und seiner Familie im Busch auf Abenteuertour in Londolozi und Umgebung. Ich schmunzelte und lachte genüsslich über bestimmte Episoden im Buch. Das Buch enthielt allerdings auch Stellen, die mich sehr nachdenklich stimmten und auch traurig machten. Der Inhalt traf bei mir voll ins Herz und wirkt auch immer noch nach.

Safari-, Afrika-, Natur- und Tierliebhaber werden Freude am Buch haben, die an einer wahren Lebensgeschichte mit vielen verschiedenen Facetten und Emotionen Interesse haben.

Zum Abschluss möchte ich mich mit einem Zitat von Boyd Varty aus dem Buch meine Rezension schließen:

"Ich habe erfahren, dass sich nichts lohnt, wenn es nicht aus innerem Frieden heraus getan wird. Um zu helfen - wem auch immer -, muss man in sich selbst ruhen. Den Weg zu der Lebensweise, die für einen selbst die richtige ist, findet man auf dieselbe Art, wie man ein Tier findet: Zuerst muss man in die Stille hineinlauschen, dann die frische Spur erkennen und bereit sein, ihr zu folgen. Man braucht nicht das Ganze vor sich sehen, es genügt zu wissen, wohin man den nächsten Schritt setzt. Im Leben geht es nicht darum, auf einem Weg zu bleiben, es geht darum, den Weg ständig neu zu entdecken."

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.10.2021

Deutsche Offiziere und der daraus formierte Widerstand in Deutschlands dunkelster Zeit

Die Clique der Ehrlosen
0

Meine Rezension möchte ich mit zwei sehr starken Zitaten aus dem Buch starten, die in mir nach wie vor nachhallen.

""Unsere Aufgabe, unsere oberste Pflicht als Offiziere besteht darin, Deutschland vor ...

Meine Rezension möchte ich mit zwei sehr starken Zitaten aus dem Buch starten, die in mir nach wie vor nachhallen.

""Unsere Aufgabe, unsere oberste Pflicht als Offiziere besteht darin, Deutschland vor Schaden zu bewahren.""

"... Deine Ziele waren von Beginn an zu ehrgeizig und unmöglich zu erreichen. Und doch war die übermenschliche Aufgabe, die du dir zu eigen gemacht, waren die Strapazen, denen du dich unterworfen hast, nicht umsonst. Nichts, das zum Wohle Anderer unternommen, kein Leid, das zum Schutze Wehrloser erduldet wird, ist je umsonst. Denk nur an all die Leben, die du mit deinem Opfer gerettet hast."

Das vorliegende Buch dreht sich um die Verschwörer im Bereich der Offiziere, die gegen das NS-Regime und insbesondere den damaligen Reichskanzler Adolf H. vorgehen wollten. Im Buch dreht sich hier alles um den Offizier Hans Oster, der sehr leidenschaftlich und energisch Pläne für die Absetzung des damaligen Reichskanzlers schmiedet und deshalb weitverzweigt im Bereich der Offiziere ein passendes Netzwerk von Verschwörern aufbaut.

Die Handlung selbst ist in zwei Handlungsstränge aufgeteilt, die zu zwei Zeiten spielen. Der erste Handlungsstrang fokussiert den Offizier Hans Oster und die damit verbundenen Bemühungen des Offiziernetzwerks, dem damaligen Reichskanzler Adolf H. lieber früher als später seines Amtes zu entheben bzw. denselbigen zu beseitigen. Das leider missglückte Ergebnis der Bemühungen ist wohl sehr vielen als das Stauffenberg-Attentat vom 20. Juli 1944 bekannt. Im Buch taucht man weit vor dem Jahr 1944 rund um das Jahr 1938 in das geschichtliche Geschehen ein. Den Offizier Hans Oster erlebt man allerdings auch in einzelnen Episoden ab dem Jahr 1944 in Gestapo-Gefangenschaft nach dem erfolglosen Stauffenberg-Attentat.. Ein zweiter Handlungsstrang beleuchtet das bürgerliche Milieu einer Augsburger Schülerclique im Jahr 1938, die ein Jahr vor ihrem Schulabschluss stehen - namentlich Christoph, Jan, Peter und Michel. Hier zeigt sich deutlich, wie die NS-Propaganda langsam aber sicher in der breiten Masse wirkt.

Der Autor wie auch das Buch brilliert mit sehr detail- und bildreicher Sprache und unheimlich viel Recherchearbeit, um die damaligen Gesprächskonstellationen nachzuvollziehen. Trotz der über 600 Seiten liest es sich sehr flüssig. Schnell fand ich mich in die damalige schwierige Zeit zurückversetzt und fieberte mit den Hauptakteuren mit. Sowohl der Handlungsstrang der Offiziere wie auch der Handlungsstrang im bürgerlichen Milieu überzeugt und wirken sehr glaubhaft.

Durch einen Kunstgriff (mehr möchte ich hier jetzt nicht spoilern) gelingt es dem Autor einen alternativen Ausgang der bekannten Stauffenberg-Verschwörung einzuläuten. Wie wäre der Verlauf der Geschichte gewesen, wenn die Offiziere sehr viel früher gehandelt und auch eingegriffen hätten? Und dort beginnt dann der sehr spannende fiktive Teil des Buches im letzten Fünftel mit offenem Ausgang.

Wie gerne hätte ich solch ein Buch bereits damals (lange ist es her) im schulischen Geschichtsunterricht gelesen, anstelle nur Zahlen, Daten und Fakten auswendig zu lernen. Nach meiner Meinung sollte solch ein Buch aktiv in den Unterricht einfließen. Neben den Fakten zum deutschen Widerstand bietet es darüberhinaus atmosphärische Eindrücke, wie die NS-Propaganda im alltäglichen Denken und Handeln des Volkes Einzug hielt. Eine meiner Meinung nach sehr gute Vorlage, um daraus eine lebhafte Diskussion entstehen zu lassen, wie glücklich wir uns heute schätzen können, in einer freiheitlichen Demokratie zu leben.

Für mich ist es ein wichtiges Buch zum Thema "Widerstand während der NS-Zeit", das zum Nachdenken und weiter Recherchieren einlädt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.10.2021

Eine Hommage an das Landleben oder eher eine Warnung davor!?

Wo die wilden Väter wohnen
0

Björn Kern (nach meiner Meinung mit einer Neigung dazu ein Über-/Helikoptervater zu sein), der Autor des vorliegenden Buches, zog es aus dem Moloch Berlin mit Kind und Kegel ins doch sehr ländliche Oderbruch. ...

Björn Kern (nach meiner Meinung mit einer Neigung dazu ein Über-/Helikoptervater zu sein), der Autor des vorliegenden Buches, zog es aus dem Moloch Berlin mit Kind und Kegel ins doch sehr ländliche Oderbruch.

Dort angekommen wird er und seine Familie mit dem "harten Landleben" konfrontiert.

Die Landväter, -mütter und -kinder sind eine ganz eigene Spezies, wie der Autor im Buch zu berichten weiß. Gerne wäre er doch auch so lässig wie die übrigen Landväter. Vor allem der ländliche Alltag stellt ihn immer wieder vor neuer Herausforderungen, die sonst wohl nur hätte MacGyver noch besser lösen können.

Bereits eingangs des Buches geht es dann gleich ans Eingemachte bzw. eher an die Eingeweide eines von der Tochter gefangenen Fisches. Keine leichte Aufgabe für einen unerfahrenen Städter. Mehr möchte ich von den Episoden aus dem Buch auch gar nicht verraten.

Wird sich die Stadtfamilie einleben auf dem Land im Oderbruch und neue Kontakte zu den dortigen "Ureinwohnern" schließen können oder vielleicht postwendend das Weite suchen? Werden sie mit Tante Ursel, Oma Trude, Tante Barbara, Opa Horst und Gundel (alles Nachbarn des Autors) warm werden? Wird der Über-/Helikoptervater Björn die Gelassenheit finden, die für ein Leben auf dem Land notwendig ist und so doch noch zum lässigen Landvater werden?

Pointiert manchmal vielleicht auch etwas überspitzt bringt Björn Kern das "harte Dorfleben" sehr schön und vor allem unterhaltsam auf den Punkt. In kleinen nacherzählten Alltagsepisoden lässt er uns am Landleben im Oderbruch teilhaben. An Selbstironie wird nicht gespart. Nie war ich so schnell durch ein Buch geflogen.

Schließen möchte ich meinen Bucheindruck mit einem passenden sehr herzlichen Zitat von Björns märkischen Nachbarn (einem echten lässigen Typen eben).

"Dass de meschugge bist, und mit'm Klammerbeutel gepudert, okay. Dit wusst ick. Aber so schlimm? Dit is ja schon reif für die Klapper, is dit!"

Gibt es eine schönere Liebesbekundung eines Nachbarn in Richtung eines Neuankömmlings aus der Hauptstadt?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.10.2021

Ein echter Pageturner - Ist ein militärischer Staatsstreich wie anno 1944 geplant heute noch denkbar?

Coup
0

Ich sag es gleich frei raus. Für mich ist dem Autor Johann Palinkas bei seinem Debütroman „Coup“ im wahrsten Sinne des Worte ein richtiger Coup gelungen.

Wenn wir uns bereits bei unseren aktuellen Politikern ...

Ich sag es gleich frei raus. Für mich ist dem Autor Johann Palinkas bei seinem Debütroman „Coup“ im wahrsten Sinne des Worte ein richtiger Coup gelungen.

Wenn wir uns bereits bei unseren aktuellen Politikern im Wahlkampf darüber aufregten, dass diese in Büchern nicht formrichtig zitieren, ihren CV pimpen oder an unpassenden Stellen lachen wirkt dies wie Pillepalle gegenüber dem, was sich die Politiker oder die anderen machtbesessenen Handelnden im vorliegenden Roman dann leisten. Menschliche Abgründe, so tief wie der Grand Canyon und eher nichts für schwache Nerven.

Man nehme eine Handvoll machtgeile/korrupte deutsche Politiker nebst einem eher farblosen nicht ganz glücklich agierenden Kanzler, Militärverantwortliche von hohem Rang, die es mit der Verfassungstreue nicht ganz so Ernst nehmen und im geheimen eine ganz perfide Aktion planen, ein abgeschossener russischer Kampfjet über der Ostsee, eine Journalistin auf einer ganz heißen Fährte und würze alles mit einer Prise des türkischen Militärputsches von 2014 und dem geplanten Staatsstreich gegen das NS-Regime 1944.

Einmal kurz alles im Shaker gut aufschütteln und servierfertig ist die unglaublich spannende Story von „Coup“. Diesem genialen Cocktail könnte wohl selbst Geheimagent James Bond dann nicht widerstehen.

Ein mitreißender Erzählstil mit unterschiedlichen Perspektiven, tolle unterschiedlich herausgearbeitete Charaktere und nicht ganz vorhersehbare Wendungen machen den Politthriller zum echten Pageturner.

Schließen möchte ich meine Rezension mit dem folgenden Buchzitat, welches der scheidende Kanzler Neubauer bei seinem Rücktritt vorträgt:

„Frieden ist ein teures Gut, vielleicht das teuerste von allen, doch man erkennt seinen Wert oft erst, wenn man es verloren hat.“

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.10.2021

MEIN LIEBLINGSBUCH 2021 - Eine rasante Fahrt mit dem Cyclo-Pousse durch Madagaskar

Die Wiederentdeckung des Glücks
0

Der madagassische Junge mit der roten Fahrradklingel

"Es ist ganz anders hier, als ich dachte."


So äußert sich Terjes Tochter Nora nachdem beide in Madagaskar angekommen sind. So ganz anders als in ...

Der madagassische Junge mit der roten Fahrradklingel

"Es ist ganz anders hier, als ich dachte."


So äußert sich Terjes Tochter Nora nachdem beide in Madagaskar angekommen sind. So ganz anders als in den Hochglanzprospekten der Touristikindustrie - die uns ein perfektes Weltbild vorgaukeln.


Auch wenn ich mir eingangs des Buches Madagaskar noch ganz anders vorgestellt habe (ein Paradies auf Erden mit weißen Sandstränden und Lemuren sowie anderen endemischen schützenswerten Arten - "Die Gewürzinsel") ist es Antonia Michaelis gelungen mir die Augen zu öffnen. Ihre Geschichte rund um Terje, Nora, Biscuit und Maribelle ist einfach zauberhaft erzählt auch wenn die Realität in Madagaskar nicht so zauberhaft aussieht, wie ich ich zunächst dachte. Man spürt die Zerrissenheit des Landes und auch die weitverbreitete Armut und sehr antiquierte Rollenbilder in der Gesellschaft.


Den Satz von Nora, Terjes Tochter, kann ich genau so unterschreiben und beziehe mich dabei allerdings dann auf das Buch und dessen Inhalt. So schnell hatte mich ehrlich gesagt noch nie ein Buch in Beschlag genommen. WOW!


Die Erzählweise von Antonia Michaelis ist wirklich wundervoll, detailliert und sehr bildhaft. Eine Handlung zum tief Eintauchen und Wegträumen. Durch die Kapitel bin ich nur so durchgeflogen - vergleichbar mit Biscuit auf seinem Cyclo-Pousse.


Die Handlung rund um Terje, Nora, Biscuit und Maribelle hat mich irgendwie so geflasht, dass ich meinte direkt mit an Bord des Cyclo-Pousse zu sein. Die Entwicklung vom Knirps Bisikileta (der madagassische Junge mit der roten Fahrradklingel) gegenüber vom Bahnhof mit den Seifenkisten zum Anschieben hin zum "Stehaufmännchen" Biskuit ist sehr spannend erzählt. Welche Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Protagonisten bestehen klärt sich nach um nach im Buch auf zauberhafte Weise auf.


Die atmosphärischen Eindrücke von Madagaskar gefallen mir gut und die Handlung hat es wirklich in sich. Sie regt zur Selbstreflexion an und ich tauchte immer tiefer in meine eigenen Gedanken und auch in die Story ein. Das Buch ist wie ich finde sehr tiefgründig, vor allem wenn man auch mal zwischen den Zeilen liest.


Mir hat das Buch sehr viel Spaß und Tiefgang bereitet und ich bin nach wie vor hin und weg. Ich könnte ehrlich gesagt noch lange Zeit weiter lesen. Das Buch wirkt in mir auf alle Fälle noch längere Zeit nach.


Bereits jetzt ist es "MEIN LIEBLINGSBUCH 2021" (ok das Jahr dauert noch ein wenig an aber es wird schwer das zu toppen) und eine absolute Leseempfehlung wert..

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere