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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Krieg zwischen dem Sturm und Drang und der Romantik

Anatomie der Wolken
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Goethe, bereits die 60 überschritten, kann sich mit seinem Alter einfach nicht abfinden. Er hält sich nicht für alt und möchte denen, die ihn aufgrund seines letzten Werkes senil schimpfen und ihm nahelegen, ...

Goethe, bereits die 60 überschritten, kann sich mit seinem Alter einfach nicht abfinden. Er hält sich nicht für alt und möchte denen, die ihn aufgrund seines letzten Werkes senil schimpfen und ihm nahelegen, endlich in den Ruhestand zu treten, mundtot machen und sich selbst etwas beweisen. In diesem Werk von Lea Singer ist Goethe ausnahmsweise mal nicht der brilliante Dichter und schöpfer unzähliger Werke, die den Sturm und Drang prägten, sondern ein eitler, alter Mann, der nicht begreift, dass er seinen Zenit überschritten hat, unzählige Affären mit wesentlich jüngeren Frauen unterhält, obwohl er verheiratet ist und seine Ehefrau mehr als stiefmütterlich behandelt, weil sie ihm, angeblich durch ihre Kleingeistigkeit, den Raum zum Denken und kreativ werden nimmt. Der Goethe in diesem Buch macht den Eindruck, die Welt müsse sich um ihn drehen und nur er, er allein, kennt die allumfassende Wahrheit der Naturgesetze.

Und dann ist da Caspar David Friedrich, in seinen Dreißigern, nichts anderes im Sinn außer wandern gehen und Wolken malen, die er liebt. Er lebt in bescheidenen Verhältnissen und muss sich von seinem Bruder Geld schicken lassen, damit er sich weiterhin Künstlerbedarf leisten kann. Friedrich ist leicht aufbrausend, verwendet gern und häufig das Wort Scheiße, ist aber direkt und bescheiden. Und wesentlich sympathischer als der Goethe in diesem Buch.

Apropos Goethe: Der kann pertout nicht verstehen, weshalb neuerdings alle von Friedrich schwärmen, der in seinen Augen ein Nichts darstellt, ein dummer Romantiker, aus dem, wenn es nach Goethe geht, niemals etwas werden kann. So schickt er Louise Seidler, eine junge Künstlerin, die er fördert und in seinen Ansichten unterweist, zu diesem Wolkenmaler, um ihn auf den Zahn zu fühlen. Diese schließt Friedrich aber in ihr Herz und freundet sich mit ihm an. Der wiederrum hilft der Seidler, weil sie zwar die Begabung besitzt, Personen zu porträtieren, jedoch keine Wolken malen kann. Schon bald steht die arme Louise zwischen den Ansichten der beiden genialen Männer und weiß nicht, wem sie loyal sein soll. Als Goethe dann in einem Anfall von Wut und Neid Friedrichs Bilder an der Tischkannte zerschlägt und Friedrich das durch einen Zufall auch noch beobachtet, ist das Chaos perfekt. Als Friedrich sie fragt, warum in aller Welt Goethe das getan hat, flieht die Seidler aus der unangenehmen Situation und verschließt sich vorerst vor beiden Herren.

Als Goethe ein Jahr später beschließt, dass er ein wissenschaftliches Buch über Wolken herausbringen will, wird ihm klar, dass er Friedrich für die Zeichnungen benötigt und schickt die Seidler vor, um den aufbrausenden Romantiker für Goethes Zwecke anzuheuern. So diplomatisch Louise Seidler auch an die Sache herantritt, so sehr stößt sie Friedrich auch vor den Kopf, denn dieser sieht sich von ihr verraten und macht ihr schließlich klar, dass er für den eitlen Goete, der seine Werke schlechtgeredet und zerstört hat, nicht einen Pinselstrich schwinge. Damit endet die Freundschaft zwischen Friedrich und Seidler und auch das Buch.

Als Fan von Caspar David Friedrich´s Bildern, musste ich das Buch unbedingt gelesen haben. Sowohl der Stil, als auch die Dramatis personae haben mich sehr angesprochen. Besonders gut fand ich, wie Lea Singer die Eitelkeiten Goethe´s und das Temperament Friedrichs herausgearbeitet hat. Ich kann dieses Buch nur allen empfehlen und gebe deshalb 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Ausflug ins Mittelalter und ein Fluch, der sich zu bewahrheiten scheint

Saeculum
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Vor etwa einem Jahr überkam mich eine starke Leseflaute, obwohl ich mich erst zur Buchmesse mit etlichen Büchern eingedeckt und bei Weitem noch nicht alle gelesen hatte. Es war irgendwie unter allen Büchern ...

Vor etwa einem Jahr überkam mich eine starke Leseflaute, obwohl ich mich erst zur Buchmesse mit etlichen Büchern eingedeckt und bei Weitem noch nicht alle gelesen hatte. Es war irgendwie unter allen Büchern einfach nicht das Richtige dabei. Doof. Dann stand ich im Hugendubel bei den Jugendbüchern und hab nur rein interessehalber mal geschaut, was es da so gibt. Ich weiß nicht warum, aber ich stolperte über "Saeculum". Der Buchrückentext war jetzt noch nicht ganz so aussagekräftig, deshalb sah ich mal ins Buch. Da sprangen mir die Stichworte "fünf Tage tiefster Wald", "Leben wie im Mittelalter" und "Live-Rollenspiel" sofort ins Auge. Bilder aus meiner Vergangenheit tauchten vor dem inneren Auge auf: Schwertkampf, Heerbann, Heinrichs Erben (so hieß unser Schwertkampfverein, benannt nach Heinrich der Ältere von Plauen, Hochmeister des Deutschen Ordens) . Ins Buch reingelesen: Mittelaltermarkt. Bingo! Sofort das Bild der Burgruine Elsterberg im Kopf gehabt, auf der unser Verein sowohl einen Mittelaltermarkt zu Ostern veranstaltete, als auch ein Trainingswochenende im September. Ursula Poznanski hatte mich an der Angel. Und die Geschichte blieb interessant. Untertrieben, sie war spannend bis zum Schluss.

Eine Gruppe junger Leute, die über Pfingsten in einem einsamen Waldstück Mittelalter spielen wollen. Und zwar A (=authentisch), dass heißt ohne jeden Schnickschnack, den es im 14 Jahrhundert noch nicht gab (ich als Raucher und Brillenträger wäre eingegangen, das Handy hätte ich jedoch abgeben können, solange ich was zu lesen gehabt hätte). Bastian, der Sohn eines berühmten Chirurgen, wird von seiner Flamme Sandra und dem Anführer der Truppe Saeculum zu eben diesen Spektakel eingeladen. Um der Fuchtel seines Vaters und seinen Lehrbüchern (ausnahmsweise) mal zu entkommen, nimmt er die Einladung an. Auch Iris will entkommen. Etwas aus ihrer Vergangenheit verfolgt sie und in der Hoffnung, wenigstens für ein längeres Wochenende ihre Ruhe zu haben, nimmt auch sie an dem LARP teil. Jedoch ist das Gerücht im Umlauf, dass genau das Waldstück, in dem die Veranstaltung stattfinden soll, mit einem uralten Fluch belegt ist. Mal abgesehen von Doro, die sich für eine Hexe hält, glaubt keiner an diesen Fluch. Aber kaum am Ort des Geschehens angekommen, geht alles drunter und drüber. Erst verschwindet ein Mitspieler, dann gibt es ein heftiges Unwetter und Bastian muss feststellen, dass seine Sandra plötzlich gar kein Interesse mehr an ihm zeigt und regelrecht zickig zu ihm ist. Als dann auch noch Lisbeth´s Medaillon, ein weiterer Mitspieler und Sandra verschwinden, fangen die Ersten der verbliebenen Mitspieler an, an den Fluch zu glauben. Bastian freundet sich in der Zwischenzeit it Iris an, die ihn zuerst für einen Musterknaben gehalten hat. Dabei kommt auch raus, vor wem Iris flüchtet. Nachdem immer seltsame Dinge geschehen, beschließen einige der Rollenspieler, das Wochenende abzubrechen und nach Hause zu fahren. Jedoch kommen sie nicht weit, denn ein schwerer Unfall und ein weiteres Unwetter zwingen sie, umzukehren. Als sich alle vor dem Unwetter in einer Höhle in Sicherheit bringen, werden sie eingeschlossen und der ominöse Fluch entfaltet seine Wirkung, was Bastian beinahe zum Verhängnis wird.

Mehr möchte ich nicht verraten. Lest es selbst. Saeculum ist eine spannende Geschichte voller Wendungen, die einem den Atem stocken lässt, die menschlichen Abgründe aufzeigt und definitiv dafür sorgt, dass man das Buch nie mehr aus der Hand legen will. Ich liebe dieses Buch!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Spiel, das süchtig macht

Erebos
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Nachdem ich "Saeculum" durchgelesen hatte, hatte ich ein Problem: ich wollte mehr. Mehr in dem Stil von Saeculum. Das gestaltete sich allerdings gar nicht so einfach, da Ursula Poznanski meines Erachtens ...

Nachdem ich "Saeculum" durchgelesen hatte, hatte ich ein Problem: ich wollte mehr. Mehr in dem Stil von Saeculum. Das gestaltete sich allerdings gar nicht so einfach, da Ursula Poznanski meines Erachtens nach da ein Novum auf dem Büchermarkt geschaffen hatte, etwas noch nie Dagewesenes. Also graste ich das Thrillerregal im Hugendubel ab, was eine gute Auswahl an sämtlichen Thrillern hat, die je auf den Markt kamen. Nichts! Dann bin ich samstags 3x um Erebos herumgeschlichen und hab es mir vorerst nicht gekauft. Ich habe im Internet nach ähnlichen Büchern gesucht und stieß auf den Thriller "Fünf" und natürlich "Erebos". Nachdem mir eine gute Bekannte, die "Saeculum" genauso geliebt hat, wie ich, dann auch noch erzählt hat, dass Erebos in einem ähnlichen Stil gehalten ist, habe ich bereut, dass ich es mir nicht gekauft habe und hab es mir am Montag drauf doch geholt, ebenso wie "Fünf".

Und in der Tat, auch dieses Buch von Ursula Poznanski hat mich wieder mitgerissen, mich süchtig gemacht nach mehr: Nick versteht die Welt nicht mehr. Sein Kumpel Colin kommt nicht mehr zum Basketball-Training, schwänzt die Schule und unterhält sich nur noch mit den Strebern, die Nick scherzhafterweise die Häkelschwestern nennt. Noch dazu kommt, dass unter den Schülern eine ominöse DVD weitergereicht wird, über deren Inhalt beharrlich geschwiegen wird. Als Nick diese DVD dann schließlich auch erhält, verfällt er schnell, so wie seine Mitschüler, dem darauf befindlichen Rollenspiel Erebos. Was am Anfang noch ein großer Spaß ist, da nicht nur Schlachten in der Rollenspielwelt bestritten werden müssen, sondern man auch kleine Aufgaben in der realen Welt erledigen muss, für die man dann belohnt wird. So kommt Nick auch zu dem heiß ersehnten Fanshirt seiner Lieblingsband, das in sämtlichen Fanshops nicht mehr auf Lager war. Nick hält das Spiel also für eine gute Sache, sein Englischlehrer, sein bester Freund Jamie und sein Schwarm Emily jedoch merken, dass das Spiel die Schüler, die es spielen, irgendwie negativ beeinflusst und versuchen Nick, davon abzubringen. Dieser begreift den Ernst der Lage aber erst, als das Spiel ihm sagt, er soll seinen Englischlehrer vergiften und als sein bester Freund mit dem Fahrrad verunglückt, weil ihm jemand die Bremsen manipuliert hat. Gemeinsam mit seinem Schwarm Emily und ein paar Computer-Nerds geht er den Dingen auf den Grund und kommt hinter das Geheimnis des Spiels. Was er dabei herausfindet, ist unglaublich.

Nach "Erebos" hat mich dann endgültig das Poznanski-Fieber gepackt. Jetzt brauche ich mehr, mehr, mehr. Ihre Bücher sind wirklich sehr lesenswert und ich mag sie besonders, da sie sich in den Geschichten mit diversen Szenen, wie zum Beispiel der LARP- oder Reenactment-Szene. der PC-Rollenspieler und Geocacher auseinandersetzt. Wer weiß, vielleicht macht sie ja irgendwann auch noch Ausflüge in die Gothic-, Metal- oder Bookcrosser-Szene. Mir würde es sicherlich gefallen, so wie mir bisher alle ihre Bücher gefallen haben, die ich bereits gelesen habe. ;)

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Inseleroberung mit Hindernissen

Raukland Trilogie
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Ronan, der Erbe Rauklands, wird eines Morgens unsanft aus dem Schlaf gerissen. Eigentlich sollte er einen Teil der Armee seines Vaters bei einem Überraschungsangriff anführen, doch er hat ihn verschlafen. ...

Ronan, der Erbe Rauklands, wird eines Morgens unsanft aus dem Schlaf gerissen. Eigentlich sollte er einen Teil der Armee seines Vaters bei einem Überraschungsangriff anführen, doch er hat ihn verschlafen. Durch diese Fahrlässigkeit sind etliche Männer zu Tode gekommen und verletzt wurden und als ob das nicht schlimm genug ist, wird Ronan vorgeworfen, dass ihm diese Fahrlässigkeit deshalb unterlaufen ist, weil er sich von einer jungen Dirne hat abfüllen lassen. Rauklands König, Azel, tobt und fordert Satisfaktion für die erlittene Schmach und die verlorenen Männer, so gibt er den Befahl, Ronan auspeitschen zu lassen. Da Ronan dieses Martyrium still über sich ergehen lässt und nicht, wie von seinem grausamen Vater erhofft, nach Erbarmen fleht, sorgt Azel von Raukland dafür, dass seinem Sohn seine Strafe auf ewig in Erinnerung bleibt. Zusätzlich wird er auf die karge Insel Lannoch im Nordmeer verbannt, um diese für Raukland zu erobern. Der Königssohn kann sich nicht vorstellen, was daran so schwer sein soll, eine öde Insel zu erobern, wird jedoch vor Prüfungen gestellt, die ihn an seine Grenzen bringen. Sollte es ihm nicht gelingen, die Prüfungen zu bestehen, so verliert Ronan Rauklands Thron und zusätzlich sein Leben.

Das ist also der Anfang der sagenhaften Raukland-Trilogie von Jordis Lank. Die Geschichte um den Köngssohn von Raukland hat bereits einen spannenden Auftakt, der einen problemlos in die Geschichte einsteigen lässt. Dafür sorgt auch der wunderbare Schreibstil, der einen das Buch flüssig und sehr schön hintereinander weg lesen lässt. So, wie ich es bei Büchern liebe. =) Die Story an sich hat sehr viele spannende Wendungen, die man wirklich nicht erwarten würde, was dafür sorgt, dass es spannend bleibt und der Leser bis zum Schluss mitfiebern kann.

Rauklands Sohn würde ich jedem Fantasy- oder Mittelalterfan empfehlen, es kommen vor allem Solche auf ihre Kosten, die sich für den mittelalterlichen Schwertkampf begeistern. Ich als "Veteran" habe in einigen Szenen quasi mitgekämpft und in Gedanken die Haue mitgeschlagen. Es hat mich an die gute, alte Zeit erinnert, als mir selbst diese Haue beigebracht wurden. Ach was, Rauklands Sohn kann man jedem ans Herz legen. Die Geschichte hat alles, was ein gutes Buch haben muss: einen Held, Freundschaft, Vertrauen, Liebe, nahezu unlösbare Aufgaben und jede Menge Herzblut der Autorin.

Fazit: Ein gelungener Auftakt einer fantastischen Trilogie.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Achtung, Herzkasper-Gefahr!

Raukland Trilogie
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Ronan kehrt nach Raukland zurück. Er hat nicht nur Lannoch erorbert, er hat auch Freunde gefunden, die Prinzessin, Eila, hat ihm ihr Herz geschenkt und er bleibt weiterhin Thronerbe. Alles wäre gut, wenn ...

Ronan kehrt nach Raukland zurück. Er hat nicht nur Lannoch erorbert, er hat auch Freunde gefunden, die Prinzessin, Eila, hat ihm ihr Herz geschenkt und er bleibt weiterhin Thronerbe. Alles wäre gut, wenn er nicht wäre: Broghan, Rauklands totgeglaubter Erstgeborener.

Bei Broghan schwillt mir der Kamm. Als Fan von Ken Follett-Romanen oder George R.R. Martins Das Lied von Eis und Feuer bin ich schon vielen miesen Charakteren über den Weg gelaufen, aber ich glaube, Broghan war für mich mit Abstand der hassenswerteste. Das ist ein weiterer Pluspunkt im Bezug auf die Raukland-Trilogie: Jordis Lank hat Charaktere erschaffen, mit denen man mitfiebern kann, die man entweder hasst, oder liebt, bei denen man sich vor die Stirn schlägt, weil sie sich gerade so feige verhalten, etwas dummes anstellen oder voll auf der Leitung stehen. Ich sage Jordis daher eine große Menschenkenntnis zu, die sie zudem auch noch prima in ihren Büchern einfließen lassen kann.

Wem es schon beim ersten Teil der Trilogie vor Aufregung beinahe aus dem Lesesessel gewippt hat, der sollte während des Lesens von Rauklands Blut vorsichtshalber Bachblütentee trinken oder Beruhigungs-Globuli zu sich nehmen. Könnte sein, dass ihr erhöhten Blutdruck bekommt.

Fazit: Rauklands Blut ist noch spannender und hat noch mehr unerwartete Wendungen. Unbedingt lesen!!!