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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2022

Eine berührende Liebesgeschichte, mit einer Heldin, die dem Kampf gegen ihr vorherbestimmtes Schicksal mit Stärke entgegentritt.

Unser Feuer erlischt nie
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Beschreibung

Lancashire, 1620. Von der Dorfgemeinschaft ausgestoßen lebt die Familie Haworth auf einem von der Pest gezeichneten Hügel außerhalb der Ortschaft. Die älteste Tochter Sarah hat von ihrer ...

Beschreibung

Lancashire, 1620. Von der Dorfgemeinschaft ausgestoßen lebt die Familie Haworth auf einem von der Pest gezeichneten Hügel außerhalb der Ortschaft. Die älteste Tochter Sarah hat von ihrer Mutter das Wissen über die Heilkunde erlangt, denn diese Dienste und Schutzzauber werden von der Gemeinschaft unter dem Deckmantel der Nacht gerne angenommen. Doch Sarah sehnt sich nach einem normalen Leben, ohne Hunger und die Not für ihren Unterhalt betteln gehen zu müssen.

Als sie Daniel, den Sohn des Bauern, kennenlernt und dieser sich in die Stärke und Wildheit Sarahs verliebt, scheint der Traum zum Greifen nahe. Missgunst gegenüber den heilkundigen Frauen verbreitet sich jedoch rasend schnell, als ein neuer Magistrat ins Dorf kommt und ein Todesfall den Verdacht auf Sarahs Bruder lenkt…

Meine Meinung

Das Thema Hexenverfolgung ist ein beliebter Aufhänger für historische Romane, und so habe ich schon verschiedene Geschichten gelesen, die dieses blutige Thema einschließen. Elizabeth Lee zeigt in ihrem Debütroman »Unser Feuer erlischt nie« jedoch eine ganz andere Seite und lenkt den Schwerpunkt weg von Verrat, Folter und der abschließenden Verbrennung. Lee erzählt die Geschichte einer Frau, die sich ihrem Schicksal nicht ergibt. Sehr schade, dass bei der deutschen Ausgabe nicht der englische Originaltitel »Cunning Women«, übersetzt ›Schlaue Frauen‹, übernommen wurde, denn in meinen Augen ist dieser viel passender.

Im Mittelpunkt des Romans steht Sarah, die von ihrer Mutter alles über Heilkunde gelernt hat und seit dem Tod ihres Vaters gemeinsam mit ihren Geschwistern in einem heruntergekommenen Haus auf dem Pesthügel außerhalb des Dorfs lebt. Gezeichnet von Armut und ausgestoßen von der Gesellschaft ist es für die Familie schwer, das tägliche Überleben zu sichern. Sarah geht mit ihrer kleinen Schwester betteln, da ihr Bruder John keine Arbeit findet und der Erlös von Medizin und Schutzzaubern immer geringer wird.

Sarah fällt es schwer sich mit ihrer einsamen Zukunft als gezeichnete Frau abzugeben, während es sich die gläubige Bevölkerung gut gehen lässt. Für ihre Familie ist sie jedoch bereit zu kämpfen und alles zu geben.

Eines Tages wird sie Zeugin, wie der zurückhaltende Bauernsohn Daniel eine Stute zähmt, und gefangen von seinem Einfühlungsvermögen kommen sie sich näher. Aus der Freundschaft zwischen ihnen entwickelt sich schon bald mehr, denn die unterschiedlichen Wesen von Sarah und Daniel passen perfekt zueinander und ergänzen sich, sodass beide Charaktere durch ihre Liebe zueinander wachsen.

Elizabeth Lee bettet in zarten und einfühlsamen Worten das Kennenlernen und Verlieben von Sarah und Daniel in das raue Leben für weise Frauen zur Zeit der Hexenverfolgung ein. Damit bricht sie die bedrückende Atmosphäre der üblichen Erzählungen zu diesem Thema auf, denn der Fokus liegt nicht etwa auf dem Magistrat und einer vehementen Verfolgung der Familie, sondern vielmehr auf einer subtilen Angst vor den Frauen mit Heilkundewissen und den Gerüchten über ihre dämonischen Sprösslinge. Außerdem betont sie die Stärke dieser Frauen, die am Rande der Gesellschaft ihr Leben unter widrigsten Umständen bestreiten.

Das Mystische um Hexenmale, Schutzgeister und weiteres Zauberwerk wird als alltäglicher Bestandteil von Sarahs Leben einbezogen und verleiht der Geschichte einen leicht übersinnlichen Anstrich, der für unterschwellige Spannung sorgt.

Neben Sarahs Ich-Perspektive gibt es auch Kapitel, die in der dritten Person erzählt, das Geschehen aus Daniels Warte betrachten lassen, was natürlich der Liebesgeschichte eine bessere Dynamik verleiht und damit die Tür für Dramatik und Herzschmerz weit aufstößt. Allerdings hat mich der Wechsel zwischen den Erzählperspektiven gerade zu Anfang immer wieder aus dem Lesefluss herausgerissen und ich kann es mir nur so erklären, dass die Autorin mit diesem Stilmittel noch mehr Nähe zu Sarah schaffen wollte.

Fazit

Eine berührende Liebesgeschichte, mit einer Heldin, die dem Kampf gegen ihr vorherbestimmtes Schicksal mit Stärke entgegentritt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 04.09.2022

Veröffentlicht am 22.11.2022

Diese Anthologie ist für Schattenjägerfans ein besonders feines Schmankerl, insbesondere für Fans von Jem und Tessa sowie Alec und Magnus.

Die Geheimnisse des Schattenmarktes
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Beschreibung

Auf der ganzen Welt finden Schattenmärkte statt, sie sind Treffpunkt für Schattenweltler wie Hexen, Feenwesen, Werwölfe und Vampire, um dort mit Waren wie auch Informationen zu handeln. Dem ...

Beschreibung

Auf der ganzen Welt finden Schattenmärkte statt, sie sind Treffpunkt für Schattenweltler wie Hexen, Feenwesen, Werwölfe und Vampire, um dort mit Waren wie auch Informationen zu handeln. Dem einstigen Schattenjäger Bruder Zachariah liegt sehr viel daran, das Geheimnis um den verschwundenen Herondale zu lüften und so ist er regelmäßiger Besucher auf dem Schattenmarkt. Die Spuren führen ihn zu mächtigen Nephilim und berüchtigten Wesen der Schattenwelt und dabei trifft Zachariah auch auf alte Bekannte…

Meine Meinung

Mystische Marktstände mit einem breiten Angebot und das bunte Treiben magischer Wesen locken in Cassandra Clares Anthologie »Die Geheimnisse des Schattenmarktes« erneut in die Welt der Schattenjäger. Die Sammlung enthält insgesamt zehn Kurzgeschichten, welche Cassandra Clare gemeinsam mit ihren Kolleginnen Sarah Rees Brennan, Maureen Johnson, Kelly Link und Robin Wasserman zu Papier gebracht hat.

Der Schattenmarkt zieht sich als roter Faden durch die gesammelten Stories, welche im London des Jahres 1901 beginnen und im New York des Jahres 2013 enden. Zeitlich betrachtet lassen sich die ersten Geschichten nach der ›Chroniken der Schattenjäger‹, im Mittelteil werden die ›Chroniken der Unterwelt‹ gestreift, und zum Schluss wird bei ›Die Dunklen Mächte‹ angeschlossen.

Obwohl die Kurzgeschichten in sich abgeschlossen sind, vereint sie alle ein Handlungsfaden, nämlich Jem Carstairs, der sich zunächst als stiller Bruder Zachariah auf die Suche nach dem verschollenen Herondale begibt und sich in verschiedenen Städten auf den Schattenmärkten umhört. Diese geheime Blutline der Herondales, die fernab der Schattenjägergesellschaft exisitert ist verküpft mit einem dunklen Geheimnis, welches sich durch die Jahrzehnte und Generationen fortsetzt.

Mit diesem tollen Kniff deckt Cassandra Clare alle bisher erschienenen Reihen ihres Schattenjägeruniversums ab und gibt damit eingefleischten Fans noch mehr Input zu den wichtigsten Nephilim und Schattenweltlern. Bei den Kurzgeschichten steht nämlich immer mal wieder eine andere Persönlichkeit im Vordergrund, begonnen bei Matthew über Jem, Tessa und Will sowie Anna, Alec und Magnus bis hin zu Livvy, Ty und Kit.

Zwar sind die einzelnen Storys auch unabhängig von den drei großen genannten Reihen lesbar, allerdings wird man sich in der mittlerweile recht komplexen Welt viel schwerer zurecht finden und sicherlich nicht alle Verknüpfungen erkennen. Außerdem wären für Neueinsteiger sicherlich Stammbäume der Schattenjäger-Familien hilfreich, um einen Überblick zu den Verwandtschaftsverhältnissen zu erhalten.

Fazit

Diese Anthologie ist für Schattenjägerfans ein besonders feines Schmankerl, insbesondere für Fans von Jem und Tessa sowie Alec und Magnus.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 04.09.2022

Veröffentlicht am 22.11.2022

Diese kuriose Weltraum-Komödie überrascht mit einer Prise Gesellschaftskritik und kann mit Splatter-Vibes auftrumpfen.

Do not eat!
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Beschreibung

Physiker Clint Beecham wird beim Wandern mit einem Freund von Alien überfallen und muss mit ansehen, wie dieser gefressen wird. Er selbst wird von den Aliens auf deren Raumschiff verschleppt ...

Beschreibung

Physiker Clint Beecham wird beim Wandern mit einem Freund von Alien überfallen und muss mit ansehen, wie dieser gefressen wird. Er selbst wird von den Aliens auf deren Raumschiff verschleppt und trifft dort auf weitere Wissenschaftler, die zur Sicherheit T-Shirts mit dem Aufdruck ›Do not eat!‹ tragen.

Die Aliens haben mit den Wissenschaftlern ein Experiment geplant, während an Bord des Raumschiffes sich noch weitere 50.000 gefangene Menschen als Reiseproviant in Käfigen befinden. Denn die Aliens haben die Menschen zum Fressen gern und planen den Planeten Erde zu kolonisieren. Clint und die anderen Wissenschaftler haben nur wenig Zeit einen Plan zur Rettung der Menschheit zu schmieden und werden dabei auch noch überwacht. Aber eines ist klar – der Kampf Mensch gegen Außerirdische beginnt!

Meine Meinung

Etwas von Kevin Hearne wollte ich schon längst lesen, da hat sich seine kürzlich erschienene Kurzgeschichte »Do not eat! Wie ein T-Shirt mich vor Aliens bewahrte« einfach angeboten. Wie der Titel und das Cover bereits erahnen lassen, handelt es sich hierbei um eine komödiantische Science Fiction Story.

Kevin Hearne beweist mit seiner Geschichte, dass er bizarre Ideen gemischt mit einer Prise Gesellschaftskritik zu Papier bringen kann. In lockerem Erzählstil und Form eines Tagebuches erlebt man die Ereignisse direkt aus Sicht des Hauptprotagonisten Clint. Der schlaue Physiker wird nämlich eines schönen Tages von Aliens entführt und seine panische Angst vor einer Sondenuntersuchung, wird schon bald sein geringstes Problem sein, denn die Zukunft der Menschheit steht auf dem Spiel.

Bei den Aliens handelt es sich um eine Art Formwandler, die ein menschliches Aussehen angenommen haben und über Stacheln verfügen, die ein lähmendes Gift enthalten, außerdem haben sie uns zum Fressen gern. Die Außerirdischen sind auf der Suche nach einem neuen Lebensraum, da ihr Heimatplanet schon bald unbewohnbar sein wird und sind bei ihrer Mission auf die Erde gestoßen, die durch uns Menschen ein lecker schmeckendes Ziel zur Kolonisierung abgibt.

Während im Bauch des Schiffes tausende nackte Menschen als Schlachtvieh gehalten werden, unterziehen die Aliens sechs Wissenschaftler, darunter auch Clint, einem besonderen Unterhaltungsprogramm. Kevin Hearne zeigt mit seiner Geschichte auf äußerst humorvolle Art und Weise, wie die Aliens mit ihrer Selbstüberschätzung den Überlebenswillen der Menschen verkennen und sich die Wissenschaftler mit Köpfchen und Gemetzel durch das Schiff kämpfen.

Die bizarre Story kann bei mir auf jeden Fall mit ihrer Kreativität und einem unabsprechbaren Unterhaltungsfaktor punkten. Jedoch finde ich es wirklich Schade, dass mit 50 Seiten ein großer Teil des Buches für eine Leseprobe zu einem anderen Buch des Autors draufgeht, wo ich lieber noch mehr über Clint und die Aliens gelesen hätte.

Fazit

Diese kuriose Weltraum-Komödie überrascht mit einer Prise Gesellschaftskritik und kann mit Splatter-Vibes auftrumpfen.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 03.09.2022

Veröffentlicht am 22.11.2022

Eine temporeiche Fortsetzung des galaktischen Abenteuers von Marazano und Römlings bunter Studententruppe.

Die Chroniken des Universums. Band 2
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Meine Meinung

Das Weltraumabenteuer der Studenten, die mit ihrem Schiff Thukydides Raum und Zeit ausgeliefert sind, geht nach einem grandiosen Auftaktband mit »Die Chroniken des Universums – Die Zeitesser« ...

Meine Meinung

Das Weltraumabenteuer der Studenten, die mit ihrem Schiff Thukydides Raum und Zeit ausgeliefert sind, geht nach einem grandiosen Auftaktband mit »Die Chroniken des Universums – Die Zeitesser« in die zweite Runde.

Polly, Adya, Qsi, Mark, Oot-Jah, der Dekan und ihr außerirdischer Gefangener Polly stranden mit ihrem Forschungsschiff in einem stellaren Friedhof. Zwischen den Trümmerteilen eines zerstörten Raumschiffes finden sie einen bewusstlosen Überlebenden, den sie auf ihr Schiff bringen, in der Hoffnung von ihm Informationen zu erhalten.

Bei dem Überlebenden handelt es sich tatsächlich um einen Menschen von der Erde, allerdings stammt er aus einer anderen Zeitlinie und hatte als Botschafter den Auftrag, die Kapitulation der Erde mit dem Volk Tlaxcaltas zu verhandeln.

Statt Antworten auf die vielen aufgeworfenen Fragen zu liefern, wird die Story von Richard Marazano mit amourösen Entwicklungen und den verliebt-abstrusen Kabbeleien zwischen Polly und Mark angereichert, die angesichts der ausweglosen Situation zwar frischen Wind und Auflockerung mit sich bringen, aber leider auch den Platz für weitreichendere Erklärungen der Vorgänge um den Planeten Tlaxcaltas und die Zeitschleife, in die unsere Truppe gerät, nehmen.

Die bunte Zusammenstellung der Charaktere hat mir bereits im ersten Band ausgesprochen gut gefallen und bietet vielschichtige Möglichkeiten, die hier nur teilweise genutzt wurden. Adyas Outing wird nebenbei untergebracht und hätte mehr Feingefühl vertragen können und über Qsi und Oot-Jah erfährt man nichts Neues, da sie in diesem Band kaum eine Rolle spielen (da hoffe ich definitiv auf die nächsten Bände!).

So richtig schlau geworden bin ich aus den verworrenen Vorgängen um Zeitschleifen und den Botschafter in diesem Band nicht, allerdings scheinen Polly und der Dekan mehr zu wissen als die anderen und ich bin schon sehr gespannt darauf, zu erfahren, wie das alles mit den Schriftrollen aus dem ersten Band und dem geheimnisvollen Schlüssel der Tlaxcaltas zusammenhängt.

Von der schwächeren Storyentwicklung enttäuscht, gelingt es Ingo Römling mit seinen gelungenen Illustrationen das Ruder noch einmal herumzureißen, denn alleine schon aufgrund seines Artworks ist dieser Band lesens- und sehenswert. Die temporeichen Szenen kommen in seinen farbenprächtigen Panels wunderbar zur Geltung und lassen Weltraum-Vibes aufkommen.

Fazit

Eine temporeiche Fortsetzung des galaktischen Abenteuers von Marazano und Römlings bunter Studententruppe.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 02.09.2022

Veröffentlicht am 22.11.2022

Genau die richtige Lektüre für alle die Wörter lieben.

Die Sammlerin der verlorenen Wörter
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Beschreibung

Esme wächst ohne Mutter bei ihrem Vater auf, der Ende des 19. Jahrhunderts unter Henry Murray als Lexikograph mit am ersten ›Oxford English Dictionary‹ arbeitet. Aus der Not heraus verbringt ...

Beschreibung

Esme wächst ohne Mutter bei ihrem Vater auf, der Ende des 19. Jahrhunderts unter Henry Murray als Lexikograph mit am ersten ›Oxford English Dictionary‹ arbeitet. Aus der Not heraus verbringt Esme ihre Kindheit unter dem Sortiertisch und zwischen den männlichen Gelehrten, wobei in ihr die Liebe zu Wörtern zu sprießen beginnt. Neugierig sammelt sie heruntergefallene Papiere auf und verstaut sie in einer geheimen Truhe, ohne zu ahnen, welche Bedeutung diese Wörter für sie noch haben werden. Erst als Esme erwachsen wird, begreift sie, dass gerade solche Wörter verworfen und nicht ins Wörterbuch aufgenommen werden, die Frauen betreffen und sie beginnt selbst Wörter zu sammeln, denen sonst niemand Beachtung schenkt.

Meine Meinung

Pip Williams erzählt in ihrem Debütroman »Die Sammlerin der verlorenen Wörter« eine mitreißende fiktionale Lebensgeschichte über eine junge Frau, die Ende des 19. Jahrhunderts bei ihrem liebevollen Vater aufwächst und durch seine Tätigkeit von klein auf von Wörtern fasziniert ist.

Geschickt integriert die Autorin das Leben von Esme mit der Entstehungsgeschichte des ›Oxford English Dictionary‹, welches zwischen 1886 und 1928 erschien, und lässt auch historisch belegte Persönlichkeiten rund um das berühmte Wörterbuch auftreten, auch wenn sie sich für alles andere freie Hand gelassen hat. So kann man es zumindest in dem lesenswerten Nachwort zum Buch in Erfahrung bringen.

Durch einen einnehmenden Erzählstil gestaltet sich die Hineinversetzung in das 19. Jahrhundert und Esmes Alltag spielend leicht und sofort habe ich mit ihrem Schicksal mitgefiebert, welches so einige dramatische Wendungen bereithält, sodass Taschentücher in Griffnähe einen guten Dienst leisten.

Besonders gut gefallen hat mir, dass Pip Williams die patriarchalisch geprägte Geschichte des ›Oxford English Dictionary‹ mit ihrer Erzählung aufbricht und somit Raum für den „unsichtbaren“ Teil der damaligen Gesellschaft gibt – den Frauen, Bediensteten und Armen. Denn Esme sammelt schon bald ihre eigenen Wörter, Wörter die mit Frauen zu tun haben. Solche Wörter, die nicht als bedeutend genug erachtet werden, um von den Lexikographen in das Wörterbuch aufgenommen zu werden.

Die Wichtigkeit von Wörtern und deren Wert nehmen einen großen Teil in Esmes Leben ein, verbringt sie ihre Kindheit doch umgeben von ihnen direkt unter dem Sortiertisch der Lexikographen. Als Esme zur Frau heranwächst kann sie sich einen Job im sogenannten Skriptorium sichern, was für die damaligen Verhältnisse schon außerordentlich fortschrittlich war, denn Frauen bleiben viele Wege zu dieser Zeit versperrt.

Als Esme sich mit einer Theaterschauspielerin anfreundet, die in den Kreisen der Frauenrechtsbewegung der ›Suffragetten‹ verkehrt, bleibt die junge Frau enttäuschend passiv. Hier hätte ich mir definitiv etwas mehr Power gewünscht. »Die Sammlerin der verlorenen Wörter« ist dennoch ein absolut lesenswertes Debüt, welches mir direkt ins Herz ging und dabei nicht an dramatischen Wendungen geizt.

Fazit

Genau die richtige Lektüre für alle die Wörter lieben.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 31.08.2022