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Veröffentlicht am 22.06.2022

Anders als erwartet...

Die Liebenden von Bloomsbury – Virginia und die neue Zeit
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Seit ich das erste Mal ihren experimentellen Roman "Mrs Dalloway" gelesen habe, bewundere ich die feministische Autorin Virginia Woolf; ihr für die damalige Zeit revolutionärer Schreibstil ist einzigartig, ...

Seit ich das erste Mal ihren experimentellen Roman "Mrs Dalloway" gelesen habe, bewundere ich die feministische Autorin Virginia Woolf; ihr für die damalige Zeit revolutionärer Schreibstil ist einzigartig, und ob man sich nun für die von häufigen Perspektivwechseln geprägte Komposition begeistern kann oder nicht, der Roman ist und bleibt ein Klassiker der Weltliteratur. Im Rahmen meines Studiums bin ich immer mal wieder über Details aus Virginias Woolfs Lebenslauf gestolpert, wusste daher bereits von dem ihr widerfahrenen familiären Missbrauch sowie ihrer Bipolaren Störung, die sich in manischen Episoden und Depressionen bemerkbar machte, von ihrer Ehe mit Leonard Woolf und ihrem Freitod. Viele dieser Themen begegnen uns auch im vorliegenden Roman bzw. werfen ihre Schatten voraus.

Vom Auftakt der Bloomsbury-Saga, einer historischen Trilogie aus der Feder von Stefanie H. Martin, hatte ich mir eine fesselnde, emotionale Romanbiografie über das Leben und Schaffen von Woolf, gebürtige Stephen, erhofft, die mir die große Erzählerin auf menschlicher Ebene näherbringen würde - ein liebevoll gezeichnetes Porträt. Leider ließ mich das in ein wunderschönes, passend zum Genre gestaltetes Cover gehüllte Werk diesbezüglich jedoch enttäuscht zurück.

Mindestens die Hälfte der Story handelt nicht von Virginia, sondern von ihrer für die Malerei schwärmenden Schwester Vanessa – deren Eheschließung, bzw. deren Eheproblemen mit Clive, deren Mutterschaft, deren Kunst etc.

Erzählt wird aus mehreren Perspektiven. Wir lesen von der Gründung der Bloomsbury Group, einem Grüppchen junger Intellektueller, deren Zusammenschluss von Virginias und Vanessas Bruder Thoby (der bald an Typhus verstirbt) initiiert wird. Die beiden fortschrittlich denkenden, freiheitsliebenden Schwestern trotzen den gesellschaftlichen Konventionen; normalerweise war es keinesfalls üblich, als Frau (obendrein als unverheiratete), an solchen von 'undamenhafter' Wortwahl und 'unweiblichen' Themen geprägten Diskussionen teilzunehmen, wie sie in der ungewöhnlichen Wohngemeinschaft gang und gäbe sind. So gehört beispielsweise die homophobe Bezeichnung A***f**er "[…] in ihrem Kreis zum guten Ton".

Obgleich sie einander lieben, herrscht zwischen Virginia und Vanessa in gewisser Hinsicht eine unschöne, von Missgunst geprägte Rivalität. Überhaupt ist die Dynamik in der Familie recht komplex. Leider wirkte Virginia - ihr Verhalten, ihre Gedanken - in diesem Roman, der doch eigentlich hauptsächlich von ihr handeln sollte, recht unsympathisch auf mich.

"Vanessa presste die Lippen zusammen und blickte zur Seite. Dann hob sie das Kinn und sah Virginia wieder an. »Für dich gibt es nur Schwarz und Weiß. Tinte und Papier. Ich aber bin Malerin, und ich werde alle Farben nutzen. In der Kunst die im Leben.«"

Mit Vanessa konnte ich mich noch eher anfreunden, auch wenn ich bis zum Schluss zu keiner der Figuren, die durchaus authentisch wirken und über Ecken und Kanten verfügen, eine Bindung aufbauen konnte.

Der Fokus lag für mich zu sehr auf dem Privatleben der Stephen'schen Familie, Virginias literarisches Schaffen wurde in meinen Augen zu nebensächlich behandelt. Erzähltechnisch überwiegt trotz umgangssprachlicher Dialoge ein nüchterner, emotional entrückter Ton; der gesamte Roman hatte irgendwie eine schwermütige, deprimierende Aura - was sicherlich zum melodramatischen Verhalten Virginias passt, aber nicht meine Art von bevorzugter Lektüre ist. Tiefgründig darf (und soll) es gerne sein, langatmig-zäh aufgrund unsympathischer Figuren und unterschwellig düsterer Grundstimmung (wie es hier in einigen Passagen der Fall war) bitte nicht. Für etwas Abwechslung sorgen allerdings diverse eingeflochtene Briefe.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 3 ✰ ✰ ✰

Es wird deutlich, dass dem Werk eine gründliche Recherche zugrunde liegt, insbesondere die damals vorherrschende, noch von veralteten Moralvorstellungen geprägte Gesellschaftsordnung ist glaubwürdig dargestellt worden; doch insgesamt war das Buch nicht so mitreißend wie erhofft und inhaltlich anders als erwartet: Ich war davon ausgegangen, dass jeder Band der Reihe von einer anderen Bloomsbury-Dame handeln würde, beginnend mit Virginias Geschichte in Band 1, welche sich jedoch stattdessen über die gesamte Trilogie zu erstrecken scheint. Von mir gibt es eine bedingte Leseempfehlung für eingefleischte Woolf-Fans.

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Veröffentlicht am 21.06.2022

Atmosphärisches Setting

Im Schatten der Vanille
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Seit ihrer Verliebt-auf-Borkum-Reihe (die übrigens mit dem im Herbst 2022 erscheinenden dritten Band in die heiß ersehnte Verlängerung geht, yayyyy!) bin ich ein Fan der Autorin, die es mit ihren stimmungsvoll ...

Seit ihrer Verliebt-auf-Borkum-Reihe (die übrigens mit dem im Herbst 2022 erscheinenden dritten Band in die heiß ersehnte Verlängerung geht, yayyyy!) bin ich ein Fan der Autorin, die es mit ihren stimmungsvoll formulierten Beschreibungen stets mühelos schafft, das einzigartige Flair eines Handlungsortes einzufangen, und somit habe ich mich riesig gefreut, den Auftakt ihrer neuen Buchreihe lesen zu dürfen!

Bei "Im Schatten der Vanille" handelt es sich um einen atmosphärisch-fesselnden historischen Roman - neben glaubwürdig ausgearbeiteten Figuren und einem angenehmen Erzählton war es insbesondere das außergewöhnliche, beinahe mystisch anmutende orientalische Setting, das mich am meisten fasziniert hat und tief eintauchen ließ in Elisabeths Story.

Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann wagt die junge Frau, mit der ich zwar nicht gänzlich warm wurde, vor deren Mut ich aber dennoch den Hut ziehe, im Jahre 1880 einen Neustart fernab von der Heimat. Ihr Ziel: das exotische Sansibar. Zur damaligen Zeit gleicht dies einem Himmelfahrtskommando, schließlich ist die als Handelszentrum geltende Insel vor Afrikas Ostküste nicht gerade the place to be für Frauen, die selbst Geschäfte betreiben wollen, anstatt sich der ihnen zugewiesenen Rolle als folgsame Ehefrau zu fügen. Im Gegenteil, hier haben die Männer das Sagen, und das Wort des Sultans ist Gesetz.

Vor Ort entwickeln sich die Dinge dann zunächst auch noch deutlich problematischer als erwartet - Elisabeths dort residierender Onkel, bei dem sie unterschlüpfen wollte, ist mittlerweile verstorben - er wurde ermordet. Als wäre dies nicht schlimm genug, werden sie und ihr Dienstmädchen in den prunkvollen Palast des Sultans zwangsverfrachtet, Widerrede zwecklos.

Der romantische Aspekt blieb für mich eher nebensächlich, mein Highlight war ganz klar das Setting. Mir fehlte der Fokus auf die Vanille, auch über das nur leicht angeschnittene Thema Sklaverei hätte ich gerne mehr gelesen. Spannungstechnisch hat die Geschichte noch etwas Luft nach oben, und das Ende hätte ich mir etwas runder gewünscht - andererseits ist es eigentlich nur logisch, dass zu Beginn einer Saga nicht direkt in Band 1 alle Fragen beantwortet werden können; fair enough also, dass einige der Handlungsstränge offenbleiben. Eine der Nebenfiguren entwickelte sich übrigens zu meiner Story-Favoritin: Imani; die Elisabeth zugewiesene Dienerin war mir am sympathischsten.

Fazit: Liebevolle 3 Sterne

So interessant es war, zum ersten Mal einen Roman mit Schauplatz Sansibar zu lesen und mir das Aroma der zahlreichen Gewürze um die Nase wehen zu lassen, mein Herz bleibt letztlich doch fest auf Borkum verankert. Insgesamt war es ein solider Read, Sansibar-Fans und -Interessierte werden begeistert sein.

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Starker Anfang, aber dann ...

SOMERSET. Sehnsucht und Skandal (1)
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ℰs gibt für alles ein erstes Mal. …und damit beziehe ich mich nicht nur auf den amourösen Ausrutscher der weiblichen Hauptfigur Isabella, die im Auftakt von Emma Hunters Somerset-Trilogie voller Verzweiflung ...

ℰs gibt für alles ein erstes Mal. …und damit beziehe ich mich nicht nur auf den amourösen Ausrutscher der weiblichen Hauptfigur Isabella, die im Auftakt von Emma Hunters Somerset-Trilogie voller Verzweiflung nach Bath reist, um dort möglichst schnell einen vermögenden Ehemann zu finden (- gilt es doch, rechtzeitig unter die Haube zu kommen, ehe sich herumspricht, dass sie keine Jungfrau mehr ist, andernfalls wäre der Ruf ihrer gesamten Familie ruiniert). Mein Erstaunen gilt vielmehr der Tatsache, dass ich selten zu Beginn eines Regencyromans begeisterter bin (von der Handlung, dem Schreibstil, den Figuren) als nach Beendigung der Lektüre. Hier allerdings wich meine anfängliche Euphorie nach und nach einem eher verhaltenen Eindruck.
 
𝓓ie Leseprobe des mit einem bezaubernd schönen Cover versehenen Werkes hatte mir unheimlich gut gefallen: ein interessanter Einstieg in die Handlung mit sympathischer Figurenvorstellung (- insbesondere Isabellas Dienstmädchen Betty alias ihre angebliche Anstandsdame sowie die smarte, geheimnisvoll wirkende Witwe Rebecca mochte ich gerne -), tolle atmosphärische Beschreibungen von der Kleidung und den Locations, die sogleich Bilder der historischen Kulisse im Kopf entstehen lassen, und ein attraktiver Fremder, den Isabella eigentlich keines Blickes würdigen sollte. Ideale Voraussetzungen also. Ich war voller Vorfreude, lehnte mich mit einem Tässchen Kaffee - passend zu Isabellas Koffein-Liebe in der Story - im Lesesessel zurück und … nun ja, alles verlief anders als erhofft.

𝓩unächst das Positive: Man merkt, dass die Autorin selbst ein Fan der Regency-Ära ist; sie hat eindeutig gründlich recherchiert und sich mit dieser Epoche auseinandergesetzt. Die von Ungerechtigkeit und Abhängigkeit geprägte Rolle der Frau und die ungeschriebenen Gesetze der Gesellschaft hinsichtlich allgemeiner Moralvorstellungen, z.B. dem 'angemessenen' Umgang mit Personen anderen Standes, all das wurde sehr authentisch ausgearbeitet.

𝓜it fortschreitender Handlung gab es jedoch leider immer mehr Punkte, die mich störten - beispielsweise die Hauptcharaktere, deren Verhalten mich zunächst irritierte, später ärgerte und insgesamt einen unguten Beigeschmack hinterließ. Isabella, die sich zu Beginn der Story durch ihre heimliche Rebellion gegen die gängigen Sitten und durch ihre Unangepasstheit auszeichnet - sie interessiert sich für Medizin, würde gerne studieren und liebt das verpönte Getränk namens Kaffee -, hat im Grunde nur eine einzige Mission: nach ihrem Fauxpas schnellstmöglich zu heiraten. Tadelloses Benehmen ist hierfür Voraussetzung, immerhin ist die High Society bei Skandalen gerade in der Flanier-Stadt Bath gnadenlos. Ihr eigenes UND das Wohl ihrer gesamten Familie hängt von Isabellas Erfolg am Heiratsmarkt ab, da sollte man doch meinen, sie würde sich voll und ganz dieser Aufgabe verschreiben. Augen zu und durch! Was tut sie stattdessen? Sie zögert stets kurz und weiß exakt, was sie n i c h t tun sollte, nur um es letztlich dennoch zu tun. Sobald die Hormone verrücktspielen, wirft sie alle Logik über Bord und sich selbst direkt dem nächsten Mann in die Arme. Solch ein leichtsinniges, nicht nachvollziehbares und, es tut mir leid, dümmliches Verhalten hätte ich nicht von der an sich intelligenten jungen Frau erwartet. Oft wirkte sie stur und uneinsichtig, lernt nicht aus ihren Fehlern, und ich dachte mir: 'Mädchen, dann ist dir echt nicht zu helfen'. Auch Alexander war nicht mein Favorit, anfangs charismatisch und verwegen, benahm er sich ca. ab Mitte der Handlung zunehmend unsympathisch und grenzwertig in puncto Dominanz. Schade um die tollen, liebenswerten Nebenfiguren (Betty, Rebecca, Tom), welche die Handlung deutlich aufgewertet haben. Die Freundschaft zwischen den drei Frauen ist auch noch etwas, das ich positiv erwähnen kann - die Dynamik zwischen ihnen gefiel mir super!

𝓓er Schreibstil war auf 3½-Sterne-Niveau, häufig bildreich, allgemein flüssig und angenehm; allerdings kamen Begriffe vor, die absolut unpassend für den Ton eines Regencyromans waren. Im Hinblick auf die damalige Zeit wirkten Aussagen wie "»Es lief beschissen.«" oder das eher 'moderne' Schimpfwort A…loch schlichtweg unauthentisch und bescherten mir Cringe-Momente. Weiterhin störte mich die permanente Verwendung von Vornamen in den Dialogen. Wenn ich mich mit jemandem unterhalte, fange ich nicht gefühlt jeden zweiten Satz mit dessen Vornamen an; irgendwann nervte es nur noch, "Isabella" zu lesen.

𝓕olglich erschien mir das Werk mit der Zeit langatmig - spätestens, als die Hauptfiguren ihre Sympathien bei mir verspielt hatten, ich nicht mehr mit ihnen mitfieberte und der in meinen Augen nicht ganz ausgereifte Plot um einen Schmugglerring die Love Story (und meinen Lesefluss) noch mehr ausbremste. Die zahlreichen unnötigen Missverständnisse waren zu viel des Guten; 'unnötig' deshalb, weil sowohl Isabella als auch Alexander als (vermeintlich) kluge, belesene Charaktere präsentiert werden und somit in der Lage gewesen wären, zumindest hin und wieder ein vernünftiges, klärendes Gespräch führen zu können. Wahre Romantik kam trotz einiger ansprechend gestalteter Erotikszenen keine auf. Für mich fühlte es sich einfach so an, als wären ER und SIE (wie gesagt, von den Namen habe ich vorerst genug) hauptsächlich von Lust und teilweise toxisch anmutenden Besitzansprüchen, nicht von Liebe angetrieben. Die tiefen Emotionen fehlten mir, alles zwischen ihnen wirkte irgendwie oberflächlich.

𝓝icht einmal über das von Romanen dieses Genres zu erwartende Happy End konnte ich mich noch freuen. Die 'Auflösung' des Nebenplots erschien mir unlogisch, das Ende wirkte (nach über 550 Seiten) recht überstürzt und zu schnell abgehandelt.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 3 ✰ ✰ ✰
Ich habe mich mit dieser Rezension enorm schwergetan, möchte weder die sympathische Autorin, die durchaus Schreibtalent besitzt, kränken noch dazu beitragen, dass andere Regency-Fans womöglich falsche Erwartungen an das Buch hegen und letztlich enttäuscht werden. Die Story hat stark angefangen und (- es tut mir im Herzen weh, denn ich wollte den Roman so gerne lieben -) leider stark nachgelassen: eine thematisch überladene Handlung mit zu wenig Gefühl, Logik und Tiefgründigkeit, dafür zu viel Drama, Unglaubwürdigkeit und Figuren, die es einen nicht leicht machen, sie zu mögen. Von Julia Quinn's Bridgerton-Reihe oder gar legendären Klassikern wie Jane Austen fange ich gar nicht erst an, doch auch im Vergleich mit den vielen jüngst erschienenen Regencywerken (wie Julie Marshs wundervollem Roman "Die Ladys von Somerset") konnte diese Geschichte mich nicht überzeugen. Vielleicht treffen Band 2 und 3 eher meinen Geschmack, ich würde es mir sehr wünschen.

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Veröffentlicht am 17.05.2022

Der Buchtitel ist Programm!

A Place to Love
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Nach dem Wahnsinns-Erfolg ihrer Green-Valley-Love-Romane, die mir größtenteils super gefallen hatten, war ich enorm gespannt auf Lilly Lucas' neue, ebenfalls im U.S. Bundesstaat Colorado spielende New-Adult-Buchreihe ...

Nach dem Wahnsinns-Erfolg ihrer Green-Valley-Love-Romane, die mir größtenteils super gefallen hatten, war ich enorm gespannt auf Lilly Lucas' neue, ebenfalls im U.S. Bundesstaat Colorado spielende New-Adult-Buchreihe mit dem klangvollen Namen "Cherry Hill", deren Auftaktband "A Place to Love" im Mai 2022 bei Knaur Taschenbuch erschienen ist.

Man nehme:

… drei Schwestern, die unterschiedlicher kaum sein könnten, in harten Zeiten aber letztlich doch zusammenhalten,

… ein Familienunternehmen, das in den roten Zahlen steckt und dringend ein kleines Wunder gebrauchen könnte,

… eine große Liebe, die trotz abruptem Beziehungsende vor einigen Jahren auch in der Zwischenzeit nie ganz erloschen ist –

und schon hat man die idealen Voraussetzungen für eine interessante, bestenfalls romantische Feel-Good-Story vor familiärem Hintergrund. Ebenfalls nicht fehlen darf natürlich das malerische Setting!

Was Palisade, die idyllische, typisch amerikanische Kleinstadt samt heimeligem Flair und Community Events wie dem Peach Festival, betrifft: Yes, ich komme den McCarthy-Mädels liebend gerne bei der Pfirsichernte helfen, solange ich hin und wieder durch die traumhafte Umgebung streifen und von Lilacs gebackenen Köstlichkeiten naschen darf! Ehe ich nun zum Flughafen düse und mein Ticket nach Colorado löse, hier noch schnell ein paar Gedanken zum vorliegenden Roman.

Juniper, Poppy, Lilac – welch wunderschöne Namen! Findet ihr nicht auch, dass sie wie Musik in den Ohren klingen? Wow! Ich entdecke oft ausgefallene Namen in Büchern; meistens wirken diese irgendwie unauthentisch, nicht in ihr Umfeld passend oder zu bemüht (im Sinne von 'Huhu, schaut mal, was für einen besonderen Namen Figur XY hat!') – doch die Autorin beweist bei der Namensgebung, dass es auch anders geht: einzigartig, hübsch UND glaubwürdig.

Apropos hübsch: Bei der Aufmachung des Werkes ist nicht gegeizt worden mit liebevollen Details – Glanzprägung auf dem Cover, eine bezaubernde Illustration auf dem Innencover und bebilderte Kapitelanfänge! Volle Punktzahl für die Optik.

Juniper lebt nicht den klassischen Alltag einer Mittzwanzigerin. Nach der MS-Diagnose ihrer Mutter und dem Tod ihres Vaters trägt sie die alleinige Verantwortung für die Familienfarm. Für die Liebe wäre ohnehin keine Zeit geblieben, sagt sie sich wahrscheinlich in den wenigen stillen Momenten – vielleicht schmerzt es dann etwas weniger, dass sie und Henry kein Paar mehr sind. Vor allem aber hatte sie ihn vor drei Jahren verlassen, um seinem Lebenstraum, seiner erfolgreichen Zukunft in der Destillerie seiner Familie nicht im Wege zu stehen. Nie hätte sie damit gerechnet, ihn ausgerechnet in ihrer Heimat, auf der anderen Seite des Atlantischen Ozeans, wiederzusehen - aber hier ist er: attraktiver denn je platzt er unerwartet in einen ohnehin schon eng getakteten Erntetag auf der Obstfarm und verlangt die Scheidung. Scheidung?? Ach ja, da war ja was …

So sympathisch ich Junipers bodenständige Art fand und so sehr ich ihren Tatendrang bewunderte, ihren selbstlosen Einsatz für Cherry Hill, wo sie sich aufopferungsvoll um ihre Familie kümmert, so wenig angetan war ich von ihrer Einstellung in Sachen Beziehung bzw. von der Art und Weise, wie sie ihre Beziehung zu Henry beendet hat. Ich mag es generell nicht, wenn Menschen sich anmaßen, für andere Personen, geschweige denn für den eigenen (Ehe-)Partner, mal eben so und völlig ungefragt lebensverändernde Entscheidungen zu treffen. Im Schwabenland würde man sagen: Das hat für mich einfach ein Geschmäckle. Kein Wunder, dass es dann im Anschluss – wenn hier auch mit mehreren Jahren Verspätung – ein gewaltiges Hin und Her, unnötig gebrochene Herzen und die späte Einsicht, dass man verpasste Zeit nie zurückbekommt, gibt. Über Henrys grenzenloses Verständnis konnte ich nur staunen.

Diese Second-Chances-Romance, die durchgehend aus Junipers Perspektive (in der Ich-Form) erzählt wird und hin und wieder Rückblicke in die Vergangenheit bietet, besticht vor allem durch den Gesamtrahmen, in welchen die an sich eher ruhige, unspektakuläre Handlung eingebettet worden ist. Für den Reihenauftakt mag das praktisch sein (- wir lernen den Ort, die Farm, die Familie McCarthy und weitere Nebenfiguren kennen -), stellt er doch die Basis für die Folgebände dar. Für die eigentliche Liebesgeschichte hingegen ist es eher suboptimal, wenn alles drum herum (Farmalltag/Location, Familiendynamik) mehr zum Träumen einlädt als die Hauptstory.

Unabhängig davon hat der Schreibstil mir prima gefallen - atmosphärische Beschreibungen, überzeugend ausgearbeitete Figuren und lebensnahe Dialoge. Für mich war es nicht das beste Buch, das ich bisher von der Autorin gelesen habe, aber der Grundstein für die neue Erfolgsreihe ist hiermit mal gelegt. Jetzt freue ich mich auf die Geschichte von Lilac, die Anfang August erscheinen soll und bestimmt ereignisreicher verlaufen wird.

Fazit: 3 Sterne

Ideal für alle Fans von entspannten Liebesromanen und Small-Town-Romances, die ohne allzu viel Drama auskommen. Der Buchtitel ist Programm, Cherry Hill ist wahrlich a place to love!

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Veröffentlicht am 16.05.2022

Leichte Sommerlektüre

Ein Sommerhaus auf Santorin
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Der Debütroman von Samantha Parks war mir zunächst rein aufgrund des Sommeratmosphäre versprühenden Covers aufgefallen – ein Blick aufs Meer, leuchtend weiße Häuschen mit blauen Akzenten und strahlender ...

Der Debütroman von Samantha Parks war mir zunächst rein aufgrund des Sommeratmosphäre versprühenden Covers aufgefallen – ein Blick aufs Meer, leuchtend weiße Häuschen mit blauen Akzenten und strahlender Sonnenschein…kurzum: Griechenland-Flair pur! Genau so stelle ich mir die Kykladen vor. Wenn allein die Covergestaltung solch eine Urlaubsstimmung auslösen kann – nun, ich war guter Dinge, auch aufgrund des sehr vielversprechenden Klappentextes, der eine Romanze andeutete.

Die Love Story habe ich bekommen, aber …

Zum einen wurde ich mit den beiden Hauptfiguren nicht wirklich warm, sowohl einzeln als auch als Paar. Zwar fühlte ich die sengende Hitze der Mittelmeer-Sonne, die erbarmungslos vom Himmel brannte - an dieser Stelle ein Lob für die authentische Beschreibung des tollen Settings! -, doch das Feuer für (und zwischen) Anna und Nikos wollte bei mir partout nicht aufflammen. Dabei waren die Voraussetzungen ideal: Zu Beginn verkörpert er den rüpelhaften, unnahbaren Bad Boy, der sich anschließend als Mr. Nice Guy entpuppt – und all das ereignet sich an einem zauberhaft schönen Ort, von dem man meinen könnte, die Liebe läge dort ohnehin in der Luft. Obendrein zeichnet sich das üblicherweise kurz vor dem Ende auftauchende große Drama bereits ziemlich früh ab, schließlich steht fest, dass Anna nicht auf Santorin bleiben wird, und man fragt sich automatisch: Wie soll das alles enden, wenn Gefühle ins Spiel kommen?! Trotzdem, es funkte nicht.

Zum anderen kristallisierte sich für mich schnell heraus, dass Annas Familienhistorie (ihre Mutter hatte Anna in Bezug auf ihren Vater belogen) mich weitaus mehr interessierte als die im Vordergrund stehende Liebesgeschichte, einfach weil ich generell ein Fan von Storys um Familienzusammenführungen und Familiengeheimnisse bin. Annas Großeltern Eirini und Christos habe ich direkt ins Herz geschlossen und hätte liebend gerne (viel) mehr von ihnen gelesen, sie gemeinsam mit Anna besser kennengelernt, Zeit mit ihnen verbracht, sie hinsichtlich Annas Vater, dessen Vermächtnis - ein verfallenes Haus - sie überhaupt erst auf die Insel geführt hatte, intensiver ausgefragt. Stattdessen lief die Kommunikation, um bei der Hitze-Metapher vom Anfang zu bleiben, auf Sparflamme. Den Großteil der Erklärung bezüglich der Frage, warum ihr Vater Anna und ihre Schwester einst angeblich verlassen hatte, lieferten ein paar alte Briefe.

Ich hatte auf eine Lektüre voller unbeschwerter Leichtigkeit gehofft, stattdessen war ich voller Mitgefühl für Giorgos und seine tragische Lebensgeschichte. Gibt es etwas Grausameres, als sich bewusst zwischen ein Elternteil und dessen Kinder zu stellen?!

Spannungstechnisch verläuft die in der dritten Person erzählte Handlung relativ ruhig, wobei ich sie dennoch nicht als langweilig bezeichnen würde. Mich persönlich konnte die Story schlichtweg nicht so emotional fesseln, wie ich es mir gewünscht hätte.

Fazit: Kurzweilige Lektüre, die sich gut als Lesestoff für zwischendurch eignet – ideal für einen Tag am Strand.

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