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Veröffentlicht am 19.03.2020

Erschreckend realistisch

Turmschatten
3

Eine neue Synagoge soll gebaut werden, was der Neonaziszene gar nicht gefällt. Der Geldgeber soll ein reicher Jude sein, der im „Turm“ lebt. Bei einem Überfall auf Ephraim Zamir, der zu der Zeit aber nicht ...

Eine neue Synagoge soll gebaut werden, was der Neonaziszene gar nicht gefällt. Der Geldgeber soll ein reicher Jude sein, der im „Turm“ lebt. Bei einem Überfall auf Ephraim Zamir, der zu der Zeit aber nicht im Turm ist, wird seine junge Haushälterin Esther von einem 13-jährigen Jungen erschossen. Ephraim gelingt es bei seiner Heimkehr, die drei Neonazis zu überwältigen und im Keller seines Turmes als Geiseln festzuhalten. In einer Videoschaltung werden die Zuschauer gebeten zu voten: Sollen die drei leben oder sterben?


In diesem Triller ist es kein Kommissar oder die Polizei, die hier Verbrecher jagen. Nein, ein alter jüdischer Mann bringt Udo Reinicke, Gottfried Wegener „Steiner“ und Karl Rieger in seine Gewalt und dazu, ihre Lebensgeschichte und ihre Ansichten per Liveschaltung vor einem breiten Publikum auszubreiten.

Es scheint so realitätsnah, dass dies alles vor meiner Haustüre passieren könnte. Die Menschen, die hier agieren wirken so menschlich und echt. Es ist so verstörend, den drei Männern zuzuhören bzw. in Rückblenden deren Lebensgeschichte zu erfahren. Es ist so interessant zu erfahren, was dazu geführt hat, dass sie zu dem wurden, was sie heute sind – Neonazis.
Die Rückblenden zu den einzelnen Lebensstationen zeichnen sehr genaue Bilder verknüpft mit Geschehnissen von damals. Ganz besonders im Gedächtnis von damals ist mir die Geiselnahme von Gladbeck aus dem August 1988 geblieben, die hier auch thematisiert wird.
Besonders schockiert hat mich in dieser Geschichte hier das Schicksal der jungen Esther Goldmann, die bei Ephraim Zamir ein neues Zuhause gefunden hat.

Das ganze drumherum um diesen Fall, die Geschichte von Architekt Jonas Behrens, der genau die Struktur und Bauweise des Turmes erklärt; die Geschichte von der jungen Bewährungshelferin Marie Stresemann; die Geschichte um den 13-jährigen Thomas Worch – alles gehört zusammen und alles macht den Roman zu einem für mich kaum zu glaubenden Konstrukt.

Peter Grandl beherrscht es grandios, Realität und Fiktion zu verbinden. Er lässt in meinem Kopf schaurige Bilder entstehen. Gerade in der heutigen Zeit, wo die AfD auf dem Vormarsch scheint und immer mehr Anhänger bekommt, sich die Anschläge häufen, wird auch die Person des Wilhelm Thielen sehr real.

Nach dem Ende der Geschichte, die so ganz anders daher kommt, als ich es mir die ganze Zeit vorgestellt habe, bleibe ich erst mal sprachlos zurück.

Für mich ist „Turmschatten“ eines der besten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Ein Buch, bei dem ich ein Kapitel nach dem anderen verschlungen habe. Ein Buch, dessen Einblicke in die menschliche Psyche mich teilweise verstört haben. Ein Buch, dessen Aktualität greifbar ist. Ein Buch, dass mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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Veröffentlicht am 09.04.2024

Auch der 10. Fall hat Suchtpotential

Kalte Marsch
2

Nach seiner Strafversetzung auf eine Ein-Mann-Wache nach Friedrichstadt, einer kleinen Stadt im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein zwischen den Flüssen Eider und Treene, hat es KHK John Benthien ...

Nach seiner Strafversetzung auf eine Ein-Mann-Wache nach Friedrichstadt, einer kleinen Stadt im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein zwischen den Flüssen Eider und Treene, hat es KHK John Benthien momentan mit weniger spannenden Fällen zu tun. Einzig seine Tochter Celine, die sich einer Gruppe Klimaschützern angeschlossen hat, hält ihn hier und da auf Trab. Doch dann werden Laas Riewerts, der auch sein Vermieter ist, und dessen Frau Mette ermordet in ihrem Haus gefunden. Beide gehörten einer streng nach dem Wort der Bibel lebenden Freikirche an.
Johns ehemaligen Kollegen, die Kommissare Tommy Fitzen und Lilly Valesco, sowie Staatsanwältin Sanna Harmstorf werden für diesen Fall abgestellt. John soll sich vorerst aus dem Fall raus halten. Bis zu dem Zeitpunkt als hinter seinem Haus unter einem Baum die Leiche einer seit 10 Jahren vermissten Frau gefunden wird und John erste relevante Spuren findet.

Auch in seinem 10. Fall hat mich John Benthien wieder voll von sich und vor allem von seiner Fähigkeit Zusammenhänge zu erkennen und damit einen Fall zu lösen überzeugt. Und nicht nur mich.
Auch wenn man die anderen Fälle nicht kennt, die ebenfalls alle in sich abgeschlossen sind, hat man keine Probleme in den neuen Fall einzutauchen. Ich finde es aber immer schöner, wenn ich gerade die Ermittler mit ihrem Privatleben nach und nach immer besser kennenlernen kann.
Auch diesmal habe ich mich mit ihm und Celine und auch mit seinem Vater Ben, der zu Besuch kommt, sehr wohl gefühlt. Auch Tommy und Lilly habe ich im Laufe der jahrelangen Ermittlungen richtig ins Herz geschlossen. Die drei Ermittler der Kripo Flensburg sind aber auch ein unschlagbares Team, das hoffentlich bald wieder zusammen auf Ermittlungstouren geht.
Den Fall, der sich hauptsächlich um eine Freikirche bzw. ich würde sie sogar als Sekte bezeichnen, dreht, finde ich sehr interessant und auch verstörend. Wenn ich mir vorstelle, dass es solche Glaubensgemeinschaften mit solch krassen Verhaltensmustern auch heute noch und vielleicht sogar hier bei uns gibt, bekomme ich Gänsehaut. Wie schnell man in die Fänge einer solchen Gemeinschaft kommen kann, lesen wir hier durch das Beispiel von Jaane Harmstorf, die Schwester von Staatsanwältin Sanne. So toll, wie sie sich für ihre Schwester einsetzt, obwohl sie damit ihrer Karriere massiv schaden könnte. Da zählt Familie halt doch mehr als Karriere.
Sehr spannend und interessant finde ich die verschiedenen Menschen, die ich von der Freikirche kennenlerne. Die Brüder Abbe und Keke Boysen, die von ihrem kranken Vater die Führung der Kirche des wahren Glaubens übernehmen wollen. Und die spirituelle Anführerin Nele Flohr, bei deren Weissagungen sich mir die Haare aufgestellt haben. Sie alle machen diesen Fall zu etwas besonderem.

Ein Fall mit einem hohen Spannungsbogen, einem fesselnden Fall, interessanten Menschen in einer Umgebung in der ich gerne mal Urlaub machen würde.
Meine Empfehlung ist diesem Buch gewiss.

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Veröffentlicht am 05.10.2023

Mit Wilma Walnuss Richtung Weihnachten

Wilma Walnuss - Winter und Weihnachten im kleinen Baumhotel, Band 3
2

Im Wäldchen zwischen dem kleinen Fluss und dem Kornfeld, wo Wilma Walnuss´ kleines Baumhotel steht, wird es langsam Winter und es weihnachtet schon sehr. Immer wieder treffen neue Gäste ein, die neue Winter- ...

Im Wäldchen zwischen dem kleinen Fluss und dem Kornfeld, wo Wilma Walnuss´ kleines Baumhotel steht, wird es langsam Winter und es weihnachtet schon sehr. Immer wieder treffen neue Gäste ein, die neue Winter- oder Vorweihnachtsbräuche mitbringen. So sorgt der Wichtel Julenisse für dänische Überraschungen; durch Ylvie Elch lernen wir das schwedische Luciafest kennen und ein echter Detektiv sucht den Weihnachtsmann. Es wird gebastelt, geschmückt und gebacken. Und dann feiern alle zusammen ein gemütliches Weihnachtsfest.

Was für ein zuckersüßes Buch. Schon das Cover mit den glitzernden Schneeflocken stimmt so richtig auf den Winter, die Vorweihnachtszeit und das Weihnachtsfest ein. Das Hardcover, die glänzenden Buchseiten und das Lesebändchen machen zusammen einen sehr hochwertigen Eindruck. Am Schluss der Geschichte finde ich einen Stickerbogen mit 24 kleinen Bildern zum Ausschneiden und Aufkleben. Hier hätte ich mir eine Perforierung gewünscht. So habe ich das Blatt ganz vorsichtig abgetrennt. Mittels eines QR-Codes kann ich mir die Sticker aber auch nochmal aus dem Internet herunter laden.
Wenn ich das Buch aufschlage, erwartet mich eine doppelseitige Karte, wo die Behausungen der Tiere, denen ich hier immer wieder begegne und die Straßen in den sie leben, eingezeichnet sind. So kann ich immer nachschauen, wo die gerade gelesene Geschichte angesiedelt ist. In der Mitte thront das kleine Baumhotel von Wilma Walnuss.
Dann geht es weiter mit einer kurzen Vorstellung von Wilma und ihren Freunden Balduin Biber, Dr. Karl Kautz, Nobbi Maulwurf, Fiona Eichhörnchen, Amalie Wildschwein und der Postschnecke Linda. Da ich Wilma bisher noch nicht kannte, hat mir diese Bekanntschaft geholfen, schnell in die einzelnen Geschichten hinein zu finden.
Und los geht´s mit 14 kleinen Geschichten rund um Winter und Weihnachten. Immer wieder treffen neue Gäste im Baumhotel ein, die unvoreingenommen und liebevoll begrüßt werden. Überhaupt gehen die Tiere alle sehr achtsam und unbefangen miteinander um. Jeder hilft jedem und jung und alt halten zusammen. Die Werte, die hier so spielerisch vermittelt werden, kommen durch viele kleine Gesten sehr gut rüber. Und ich lerne neue Gebräuche rund um das Weihnachtsfest kennen.
Die einzelnen Geschichten haben eine angenehme Länge und überfordern die kleinen Zuhörer oder die größeren Kinder, die schon selbst lesen können, nicht. Autorin Katharina E. Volk hat einen leichten und gut zu verstehenden Erzählstil. Dazu kommen die wunderschönen Illustrationen von Nora Paehl, die die einzelnen Geschichte zauberhaft ergänzen.

Ein absolutes Winter-Weihnachts-Wohlfühlbuch mit einigen Anregungen für die ganze Familie. Wir legen das Buch nun erst mal ein paar Wochen zur Seite und besuchen Wilma Walnuss und ihre Freunde in der Vorweihnachtszeit wieder.

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Veröffentlicht am 06.10.2020

Die Reise geht weiter

Wunderjahre
2

Die 16-jährige Eva Rosanowski fiebert ihrem endgültigen Umzug nach Wisley Park in Surrey/England zum Anwesen des neues Mannes an der Seite ihrer Mutter Constanze entgegen. Sie sieht Gordon Wade schon als ...

Die 16-jährige Eva Rosanowski fiebert ihrem endgültigen Umzug nach Wisley Park in Surrey/England zum Anwesen des neues Mannes an der Seite ihrer Mutter Constanze entgegen. Sie sieht Gordon Wade schon als ihren neuen Papa, als alle ihre Träume wie Glas zerspringen. Nach Jahren steht der tot geglaubte Ehemann und Vater Clemens plötzlich vor der Tür. Und Gordon zieht sich mit dem kleinen George still in den Hintergrund zurück.

Dies ist der zweite Band der Familiensaga um die von Warthenbergs aus der Feder von Izabelle Jardin. Und wie schon beim ersten Buch bin ich auch hier wieder total bewegt, mitgenommen und restlos begeistert.
Die Geschichte beginnt 1949 in Berlin. Hier zerplatzen Evas Träume von einem Studium. Ich bin dabei, wie Eva es dort im Osten nicht mehr aushält, sich dem neuen System nicht unterordnen will und kann und in einer Nacht und Nebelaktion zu ihrem Freund Jan nach Braunschweig zieht. Aber auch hier im Westen geht nicht alles glatt. Als Eva den Fluglehrer Wilhelm Bressler kennenlernt, scheint sie endlich angekommen zu sein.
Die Autorin hat einen so ergreifenden Schreib- und Erzählstil, dass ich die Emotionen, und von denen gibt es sehr viele, spüren konnte und das ein oder andere Tränchen verdrückt habe. Ich habe mit Eva, die in dieser Geschichte die Hauptrolle spielt, geträumt, mich mit ihr gefreut, mit ihr gelitten, gebangt und gehofft. Ich habe ihre Willenskraft und ihre Mut bewundert. Ganz besonders fand ich die Briefe und Gespräche zwischen Uroma Charlotte und ihrem Evchen. Sie ist eine so gütige, warmherzige und verständnisvolle Frau. Dabei so stark und unbeugsam in ihrem Willen. Zwei wirklich starke Frauen, deren Weg ich ein Stück begleiten durfte.
Es hat mir sehr gefallen zu lesen, wie sich die einzelnen Personen im Laufe der Jahre entwickelt haben, habe ihnen beim älter werden zugeschaut. Izabelle beschreibt sie so lebendig, menschlich und vorstellbar, dass sie in meinem Kopfkino richtig real werden. Sie werden im Laufe des Buches zu guten neuen Bekannten und ich freue mich heute schon auf ein Wiedersehen mit ihnen.

Ein tolles Buch über die Höhen und Tiefen der Familie Warthenberg in die ich für ein paar sehr unterhaltsame Stunden habe eintauchen dürfen und die einige Erinnerungen geweckt haben. Dieses Buch hat die vollen 5 Sterne absolut verdient.

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Veröffentlicht am 03.10.2020

Ein winterlicher Wohlfühlroman

Wintermeer und Dünenzauber
2

Nach ihrem Liebesaus hat Jana Martens ihr Lebensumfeld in Puerto de Mogán auf Gran Canaria verlassen und ist in ihre Heimat nach St. Peter-Ording zurückgekehrt. Hier eröffnet sie mit ihrer Freundin Pütti ...

Nach ihrem Liebesaus hat Jana Martens ihr Lebensumfeld in Puerto de Mogán auf Gran Canaria verlassen und ist in ihre Heimat nach St. Peter-Ording zurückgekehrt. Hier eröffnet sie mit ihrer Freundin Pütti einen kleinen Laden in dem sie ihre selbst hergestellten Öle, Seifen und Duftkerzen verkauft. Ihre Freundin betreibt in den Räumen ein kleines Café. Gegenüber hat Ayk Truels seinen Buchladen. Der Mann, dem schon in der Schule Janas ganze Liebe und Aufmerksamkeit gehört hat. Schnell merkt Jana, dass sich daran nichts geändert hat...

Schon im Prolog merke ich, dass es sich hier nicht um ein Friede-Freude-Eierkuchen-Buch handelt. Aber erst viel später lese ich, wie diese ersten Seiten sich in die Geschichte einfügen und Leben verändert haben. Trotz des ernsten Themas empfinde ich dieses Buch immer noch als einen wunderbaren Wohlfühlroman.

Jana und Pütti sind beide so liebenswerte und herzerfrischende junge Frauen, die man einfach gern haben muss. Wenn man ihre Familien kennenlernt, merkt man auch, woher das kommt. Sie haben Familien und Freunde, die zusammenhalten und zusammen helfen, wenn Not am Mann ist oder es kurzfristig zu einer kleinen Katastrophe kommt.

Tanja Janz erzählt ihre Geschichte so leicht und flüssig mit wunderbar farbigen und ausdrucksstarken Beschreibungen von Land und Leuten, dass ich sofort in die Idylle in und um St. Peter-Ording eingetaucht bin. Ganz besonders angetan bin ich immer noch von Oma Hansas kleinem Kapitänshaus. Dort würde ich sofort einziehen.

Einige Sachen gibt, die sich mir viel zu schnell zum Guten gewendet haben. Auch glaube ich nicht, dass man so einfach selbst hergestellte Öle und Salben verkaufen kann. Aber das sind Kleinigkeiten, die dem Lesevergnügen keinen Abbruch tun.

Zum Schluss bekomme ich noch „Püttis Rezepte für Leib und Seele“ und „Janas Wohlfühllexikon der Düfte, Öle, Heilsteine und Gewürze“. Hier werde ich wohl noch öfters reinschauen.

Ein wunderbar winterliches Wohlfühlbuch mit sehr sympathischen Protagonisten, das ich sehr gerne gelesen habe und das mich sehr gut unterhalten hat. Einfach nur schön!

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