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Veröffentlicht am 04.03.2020

Wohin Hass führen kann

Gerecht ist nur der Tod
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Es sollte der schönste Tag im Leben von Hajo Reimer, 37, erfolgreicher Unternehmer und Liebling der Kölner Highsociety werden. Doch nun ist er tot. Erschossen vor den Augen seiner zukünftigen Frau und ...

Es sollte der schönste Tag im Leben von Hajo Reimer, 37, erfolgreicher Unternehmer und Liebling der Kölner Highsociety werden. Doch nun ist er tot. Erschossen vor den Augen seiner zukünftigen Frau und seines Schwiegervaters. Dort, von wo aus der Schuss gekommen sein muss, wird ein Zettel mit einer kryptischen Nachricht gefunden: 2:2. Wer hat so einen Hass auf den Mann um ihn vor seiner kirchlichen Trauung zu erschießen?
Kriminalhauptkommissar Rolf Schellenberg und sein Team haben es nicht leicht. Zusammen mit Ina Reich, einer Journalistin und ehemaligen Psychologin, die einen Bericht über den Teamzusammenhalt schreiben soll und die bei allen Einsätzen dabei ist, versuchen sie ein Puzzleteil nach dem anderen zu finden und zusammenzusetzen.

Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Ina Reich in der Ich-Form, was mir persönlich das Gefühl gibt, noch näher am Geschehen dran zu sein. Aber Ina hütet ein Geheimnis bzw. hat einen Plan, was immer mal wieder durch klingt. Aus ihr werde ich nicht ganz schlau. Der enorme Tablettenkonsum nimmt mich auch nicht gerade für sie ein.
KHK Rolf Schellenberg ist mir mit seiner ruhigen, besonnenen Art sofort sehr sympathisch. Auch er hat sein Packerl zu tragen, lässt sich aber davon nicht unterkriegen.
Kriminalkommissarin Sibel Bulut tut sich von Anfang an schwer mit Ina – und auch mit mir - und benimmt sich in meinen Augen oft einfach unmöglich und unkollegial. Mein Verhältnis zu ihr hat sich im Verlauf des Buches auch nicht zum positiven gewendet, obwohl ich sie für eine hervorragende Polizistin halte. Menschlich kann ich mit ihr gar nicht.

Den Fall an sich empfinde ich trotz der Toten als eher unaufgeregt und leise. Die Spannung hält nicht dennoch sehr hoch und flaut auch bis zum Ende hin nicht ab.
Hass, Misstrauen und die Sucht nach Rache begleiten den Mörder durch die ganze Geschichte und ich war schon etwas schockiert, als ich endlich begriffen habe, wo mich das Ende hinführen wird.

Mit „gerecht ist nur der tod“ ist Judith Bergmann, die ich unter ihrem Namen Jutta Profijt schon von anderen Büchern z.B. der Hausbesetzer-WG, kenne, ein spannender und psychologisch ausgeklügelter Thriller gelungen. Großartige Unterhaltung mit einem Buch, das auch zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 04.03.2020

Norderney im Sommer 1912

Die Tote in der Sommerfrische
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Es ist Sommer im Jahr 1912 auf Norderney. Die Reichen und Prominenten treffen sich auf der Insel um dort ihre Sommerfrische zu genießen. Unter ihnen der junge Journalist Christian Hinrichs, ehemaliger ...

Es ist Sommer im Jahr 1912 auf Norderney. Die Reichen und Prominenten treffen sich auf der Insel um dort ihre Sommerfrische zu genießen. Unter ihnen der junge Journalist Christian Hinrichs, ehemaliger Kriminalreporter, der über diese Zeit einen Bericht für die Damenillustrierte Frau von Welt schreiben soll und Viktoria Berg, die hier ihre Zeit verbringt bevor sie ihre Arbeit als Lehrerin an einer Reformschule angeht. Sie trifft hier die ehemalige Angestellte ihres Vaters Henny Petersen, die als Dienstmädchen im Palais-Hotel arbeitet, in dem Viktoria und Christian logiert. Am nächsten Tag zieht Christian Hinrichts Henny ertrunken aus der kalten Nordsee. Warum ist das junge Mädchen ins Wasser gegangen? Oder war es gar kein Selbstmord?
Da die Polizei die Sache gleich ad Acta legt, machen sich Christian und Viktoria gemeinsam auf Spurensuche.


Ich habe es genossen, in die Welt der Reichen und Neureichen vor über 100 Jahren einzutauchen. Heute unvorstellbar, dass es damals unschicklich war, die Hand seiner angebeteten in der Öffentlichkeit zu halten, geschweige denn sie zu küssen. Es gibt getrennte Strandabschnitte für die Damen und die Herren. Frauen in diesen Kreisen dienen meist nur als schmückendes Beiwerk.

Viktoria Berg ist da erfrischend anders. Sie ist selbstbewusst, weiß sich durchzusetzen und freut sich auf ihre neue Selbstständigkeit. Ihre Unbeschwertheit wirkt anziehend und lässt auch Christian Hinrichs nicht kalt. Auch er hat sich durchgesetzt, als Kind aus der Arbeiterklasse seinen Gymnasialabschluß geschafft und gegen den Willen seines Vaters den Beruf des Journalisten gewählt. Auch Severin von Seyfarth, Dr. Moritz Feuser und die Damen der Familie Balow, die ich hier kennenlerne, passen ausgezeichnet in die hier beschriebene Zeit und kommen authentisch und klar rüber. Ich sehe die Damen in ihren mondänen Kleidern auf der Seebrücke flanieren, sehe die Herren im Salon mit ihren Zigarren vor mir sitzen. Eine Zeit, die so gut beschrieben ist, dass ich sofort darin eintauchen konnte und mich für die kurze Zeit des Lesens dort auch wohlgefühlt habe. Trotzdem bin ich froh, in der heutigen Zeit leben zu dürfen.

Die Geschichte, die sich doch schnell als Kriminalfall herauskristallisiert, ist knifflig. Aber Christian und Viktoria geben nicht auf, lassen sich auf einige riskante Manöver ein und gelangen mit ihren Spürnasen erst ganz zum Schluss der Geschichte an ihr Ziel und an die Auflösung des Falles bzw. der Fälle. Denn es gibt einen weiteren Toten.
Mehr wird hier aber nicht verraten.

Die 55 meist kurzen Kapitel sind mit einer zum Kapitel passenden Überschrift versehen und diese mit einem kleinen Rahmen, der ausgezeichnet zu dieser Zeit passt.
Es geht um Intrigen, Erpressung, Mord, Ungehorsam, die Moral und Klassenunterschiede in der Kaiserzeit und um das ganz langsame selbstständig werden der Frau.

Dieser Seebad-Krimi liest sich so leicht und locker, wirft zeitkritische Fragen auf, ist spannend und sehr unterhaltsam. Ich würde mich freuen, wenn Christian und Viktoria sich wiedersehen und vielleicht ein neues Abenteuer gemeinsam erleben würden.

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Veröffentlicht am 02.03.2020

Billy ist gut genau so wie er ist

Billy mit den Bambusbeinen
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Das kleine Insektenkind Billy ist flügge geworden und wird von seinen Eltern in die weite Welt entlassen. Er trifft den roten Käfer, die Wespe Rachel, einen wunderschönen Falter, eine Heuschrecke und einen ...

Das kleine Insektenkind Billy ist flügge geworden und wird von seinen Eltern in die weite Welt entlassen. Er trifft den roten Käfer, die Wespe Rachel, einen wunderschönen Falter, eine Heuschrecke und einen Hirschkäfer. Sie alle haben etwas, was der kleine Billiy auch gerne hätte. Doch der hat nur seine langen Bambusbeinchen. Bis er die Wiesenwanze trifft, die ihn um seine Beine beneidet.


In kleinen vierzeiligen Reimen sehe ich die Welt mit den Augen des kleinen Billy. Von seinem ersten Ausflug bis er zu seinen Eltern zurückkehrt und erzählt.

Erhard Dietl hat wieder ein wunderbares Kinderbuch geschrieben. Vor allem die Illustrationen sind so farbenfroh, abwechslungsreich und interessant, dass sich mein kleiner Nachbar, mit dem ich das Buch angeschaut habe, gar nicht wieder davon losreißen konnte. Wir haben es einmal zusammen von Anfang bis Ende durchgelesen und angeschaut und werden uns nun jeden Tag einer einzelnen Seite vornehmen und diese ganz genau anschauen. Es gibt so Vieles zu entdecken und zu bestaunen.
Als erstes hat er z.B. die schimmernde Katze auf Billys Shirt entdeckt.

Auf den letzten beiden Seiten sind nochmal viele kleine coole Typen gezeichnet, die, bis auf einen, alle im Buch zu finden sind. Tada – und wir haben sie alle gefunden und kennen nun den einen, der im Buch keinen Platz gefunden hat.

Ein tolles Kinderbuch mit einer fein gezeichneten Botschaft, das bei uns noch durch viele kleine Kinderhände gehen wird.

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Veröffentlicht am 02.03.2020

Ein sehr ernstes Thema liebevoll eingebettet

Liebe reicht doch erst mal
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Nachdem Chaosqueen Juli schon aus ihrer Studenten-WG geflogen ist, muss sie jetzt auch den Schlafplatz bei ihrer besten Freundin Jenny im Studentenwohnheim räumen. Doch wie so oft ist das Glück auf ihrer ...

Nachdem Chaosqueen Juli schon aus ihrer Studenten-WG geflogen ist, muss sie jetzt auch den Schlafplatz bei ihrer besten Freundin Jenny im Studentenwohnheim räumen. Doch wie so oft ist das Glück auf ihrer Seite und sie bekommt ein WG-Zimmer bei Jannik und einer Schwester Sara. Genau bei diesem Jannik, den sie auf einer Party kennengelernt hat und bei dem die Schmetterlinge in ihrem Bauch dauernd Purzelbäume schlagen. Doch irgendetwas stimmt mit ihm nicht. Was verbirgt er vor ihr?


Mia Leonie erzählt die Geschichte von Juli und Yannik die meiste Zeit aus Sicht von Juli, der kleinen Chaotin. Schon auf den ersten Seiten breitet sich eine so fröhliche Stimmung aus, die es mir schwer macht, mein Dauergrinsen in den Griff zu bekommen. Aber langsam schleichen sich auch ernste Töne ein und es ist bemerkenswert, wie leicht aber auch eindringlich die Autorin ein so ernstes Thema in die kleine Liebesgeschichte, die sich gerade anbahnt, aufnimmt.

Juli und Jannik muss man einfach gern haben, so unterschiedlich sie auch sind. Hier hat mir ganz besonders die sehr positive Wandlung von Juli gefallen. Die junge Frau, die erst sorgenfrei in den Tag und vor allem die Nacht hinein lebt, übernimmt plötzlich Verantwortung und das in einem Maße, das es mich schon stark beeindruckt hat. Jannik, der sein Leben schon im Griff hat, muss plötzlich feststellen, dass es durch Unvorhergesehenes ganz schnell vorbei sein kann mit dem angenehmen Leben.
Beide kommen so lebensecht und menschlich rüber und haben mich durch ihre Stärke, ihren Mut und ihre Liebe beeindruckt.

Ich hatte mal wieder Lust auf eine kleine Liebesgeschichte. Aber diese Geschichte hier ist so viel mehr. Eine Geschichte von einer gerade beginnenden Liebe, eine Geschichte über den überbordenden Lebenshunger eines jungen Mannes (warum er so lebt, das müsst ihr selbst lesen), über den Mut einer jungen Frau und über zwei Familien, die egal was kommt, zusammenhalten.

Besonders gut hat mir eine Reise zu Julis Opa in den Norden Norwegens gefallen. Bei den wunderschönen Beschreibungen kann ich sehr gut nachvollziehen, dass Juli dieses Fleckchen Erde liebt und dass Jannik von den Nordlichtern so begeistert spricht.

Ein sehr gefühlvoller, emotionaler Liebesroman mit einem sehr ernsten Thema, der mein Kopfkino ab der ersten Seite gestartet und mich sehr gut unterhalten hat. Der mir ein paar Tränen entlockt hat. Bei dem ich aber auch immer wieder schmunzeln musste. Einfach ein wunderbares Buch.

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Veröffentlicht am 01.03.2020

Ein spannendes und interessantes Wiedertreffen auf Neuwerk

Tod im Leuchtturm
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Die neue Leuchtturmwärterin auf der kleinen Nordseeinsel Neuwerk auf Zeit Julia Lange war 15, als der damals 5-jährige Felix König tot am Hafenbecken gefunden wurde. Das ist nun 30 Jahre her. Und nun wird ...

Die neue Leuchtturmwärterin auf der kleinen Nordseeinsel Neuwerk auf Zeit Julia Lange war 15, als der damals 5-jährige Felix König tot am Hafenbecken gefunden wurde. Das ist nun 30 Jahre her. Und nun wird Julia, die damals eine Aussage gemacht hatte, die sie anschließend widerrief, und die hier endlich alles aufklären und ein neues Leben beginnen will, tot in der Badewanne ihres kleinen Leuchtturmzimmers gefunden. Alles deutet auf einen Suizid hin. Doch damit gibt sich Hauptkommissarin Friederike „Rike“ von Menkendorf nicht zufrieden. Und auch die Malerin Margo Valeska, die sich mit Julia angefreundet hatte, beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.


Dies ist nach „Störtebekers Erben“ der 2. Krimi bei dem ich zusammen mit Hauptkommissarin Friederike „Rike“ von Menkendorf und der Malerin Margo Valeska, die es nicht lassen kann, ihre Nase in alles hineinzustecken, auf der kleinen Nordseeinsel Neuwerk ermitteln darf.

Rike, die nichts außer ihrer Arbeit kennt, tut sich im Moment nicht leicht. Sie, die die Alleingänge bei den Ermittlungen liebt, wird von ihrem neuen Chef Christian Kanter unter die Leitung ihres Kollegen Robert Galinowski gestellt. Robert ist mir immer noch nicht sympathischer geworden und Christian Kanter, den ich anfangs einfach nur unmanierlich und engstirnig empfand, entwickelt sich im Laufe der Geschichte „in die richtige Richtung“.
Alle anderen Personen finde ich gerade charakterlich sehr gut ausgearbeitet und kann sie mir gut vorstellen. Auch wenn mir die meisten nicht gerade sympathisch sind.

Susanne Ziegert hat in ihrem neuen Krimi einige Baustellen aufgemacht. Da ist zum einen der Tod des kleinen Felix, der immer noch nicht aufgeklärt ist; der derzeitige Tod von Julia Lange; die Machenschaften eines Baulöwen; die Aktivitäten einer Umweltschutzgruppe; ein Unfall im Watt und Querelen im Polizeipräsidium. Es hat seine Zeit gedauert, bis ich alle losen Fäden richtig sortiert hatte und der Aufklärung näher gekommen bin.

Seit ich im vergangenen Jahr für ein paar Tage in Cuxhaven war, mit dem Wattwagen nach Neuwerk gefahren bin und auch eine Wattwanderung mitgemacht habe, haben mir die Beschreibungen der Umgebung hier sehr gut gefallen und manche Erinnerung wachgerufen. Die Autorin schafft es sehr gut, die Landschaft, die Menschen und auch deren Gefühle vor meinen Augen entstehen zu lassen und bei mir wachzurufen.

Ich habe es genossen, die kleine Nordseeinsel Neuwerk und Cuxhaven wiederzulesen. Es war spannend, interessant und unterhaltsam den Ermittlungen in die verschiedensten Richtungen zu folgen. Und nun bin ich gespannt, welche Fall Rike und Margo als nächstes lösen müssen.

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