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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ferienhaus in den Schären

Das Ferienhaus
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Eva Sandberg ist 42 Jahre alt als ihre Mutter Marianne, die sich gerade zu einem Aufenthalt in einer psychiatrischen Anstalt befindet, mit 65 Jahren ihrem Leben ein Ende setzt. Sofort sind Evas Geschwister ...

Eva Sandberg ist 42 Jahre alt als ihre Mutter Marianne, die sich gerade zu einem Aufenthalt in einer psychiatrischen Anstalt befindet, mit 65 Jahren ihrem Leben ein Ende setzt. Sofort sind Evas Geschwister Anders und Maja da um das Erbe in bare Münze umzusetzen. Dagegen wehrt sich Eva vehement. Also beschließen die Geschwister mit Kind und Kegel, heißt Bruder Anders, 35, mit Frau Karin, Tochter Vera und den Zwillingsbuben Hjalmar und Theo und Schwester Maja, 33, mit Freund Tomas, ihre Sommerferien im Ferienhaus in den Schären zu verbringen. Hier zeigen sich nach kurzem tiefe Risse in der Beziehung der Geschwister und der Streit ums Erbe und ums Geld breitet sich aus...



Wer bei dem freundlichen bunten Cover an eine leichte und lockere Sommerlektüre denkt, der wird enttäuscht sein. Er bekommt eine leise, manchmal düstere, sehr gefühlvolle Geschichte voller Emotionen. Eva, für die die Worte Tod und Mama nicht zu vereinbaren sind, will zwar normal behandelt werden, verhält sich aber absolut nicht so. Gefangen in ihrer Einsamkeit trauert sie um ihre Mama und um ihren Sohn Elias, der nach seinem 21. Geburtstag nun seine erste eigene Wohnung bezogen hat. Die Zwillingsbuben Hjamar und Theo verstehen es auf kindliche Weise Eva aus ihrem Schneckenhaus heraus zu locken. In langen Gesprächen mit ihrer Freundin Stina, dem alten Pelle und ihren Geschwistern kann sie endlich doch noch abschließen.

Einziger Minuspunkt: die Versöhnung zwischen den Geschwistern hat sich mir absolut nicht erschlossen - daher habe ich einen Stern abgezogen.

Eine wunderbar leise Geschichte mit zaghaften Lauten, die ich so schnell nicht vergessen werde.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Roma Geschichten

Was mit Rose geschah
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Die junge Roma Rose Wood heiratet in die Roma-Familie Janko ein. Wenige Monate nach der Heirat verlässt sie ihren Mann und das wenige Wochen alte Baby. Erst 6 Jahre später, kurz nach dem Tod der Mutter, ...

Die junge Roma Rose Wood heiratet in die Roma-Familie Janko ein. Wenige Monate nach der Heirat verlässt sie ihren Mann und das wenige Wochen alte Baby. Erst 6 Jahre später, kurz nach dem Tod der Mutter, verpflichtet ihr Vater Leon Wood den Privatdetektiv Ray Lovell die verschollene Tochter zu suchen. Bei seiner Recherche stößt Ray immer wieder auf Ablehnung und immer neue Rätsel tun sich auf. Bei deren Lösung gerät er selbst in Gefahr, gibt aber bis zum Schluss nicht auf...


Stef Penney nimmt mich in ihrer Geschichte mit auf die Reise in eine andere Welt - die Welt der Roma. Um eine Familie mit 5 Wohnwagen dieses fahrenden Volkes, die stolze und traditionsbewusste Familie Janko, dreht sich die Hauptstory: Jimmy und Katharina Janko, Ivo mit seinem kranken Sohn Christopher, Großonkel Tene, der seit einem Autounfall im Rollstuhl sitzt und Sandra Smith mit ihrem unehelichen Sohn Jimmy "JJ". Durch eine Blutkrankheit, die nur die männlichen Mitglieder der Familie befällt, ist nur noch ein Mann am Leben, der den Namen der Familie weiter geben kann: Ivo, der einzige, der von der Krankheit geheilt scheint.

Die einzelnen Kapitel der Geschichte werden zum einen von Ray Lovell zum anderen von JJ Smith erzählt. Durch den 14-jährigen Roma bekomme ich einen Einblick in das Leben im Wohnwagen, die Schwierigkeiten Freunde zu finden und immer ein relativ unstetes Leben zu führen. Ray Lovell lässt mich an seinen immer weiter schreitenden Erkenntnissen über den Verbleib von Rose teilnehmen und sinkt mit mir in die tiefere Geschichte der Jankos ein. Als er Luella Janko, eine Schwester von Tene, die sich vom "Zigeunerleben" abgewandt hat und in London in einem Haus wohnt, kennen lernt, bahnt sich auch eine kleine Liebesgeschichte an.

In diesem Buch habe ich alles gefunden, was ich in einem guten Roman suche und was mich zu fesseln vermag: eine kriminalistische Grundidee, die bestens ausgearbeitet ist, Protagonisten, die ich mir sehr gut vorstellen kann, Orte, die mein Kopfkino anwerfen und eine Spannung, die sich anfangs langsam aufbaut und dann bis zum Schluss ein hohes Niveau hält.


FAZIT:
Ein spannender und gleichzeitig anrührender Roman, den ich gerne weiter empfehle.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Möwenleben auf Sylt

Mordsmöwen
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Eine einsame Möwe unter einer schwarzen, schon etwas zerschlissenen Fahne mit Totenkopf. Das Cover hat es mir angetan und nach dem Lesen des Klappentextes habe ich mich, wie angekündigt, auf eine mitreißende, ...

Eine einsame Möwe unter einer schwarzen, schon etwas zerschlissenen Fahne mit Totenkopf. Das Cover hat es mir angetan und nach dem Lesen des Klappentextes habe ich mich, wie angekündigt, auf eine mitreißende, amüsante und außergewöhnliche Geschichte gefreut. Und ich wurde nicht enttäuscht:

Eine 8-köpfige Möwenbande um ihren Scheff Baron Silver de Luft wartet wie jeden Morgen auf ihren Futterdealer, den Crêpes-Buden-Besitzer Knut Johannsen. Doch der kommt nicht. Also machen sich die hungrigen Möwen auf die Suche nach ihrem Menschen und finden in seiner kleinen Wohnung einen Abschiedsbrief und eine Schüssel mit fertigem Teig. Doch wozu braucht man Teig, wenn man sich umbringen will? Scharf kombiniert sind die Möwen sicher: Hier stimmt was nicht. Sie fangen an zu ermitteln und kommen der Sache langsam aber sicher immer weiter auf die Spur...


Sina Beerwald entführt mich mit ihrem Möwenkrimi auf die Insel Sylt. Gerade bei den liebevollen Beschreibungen der Insel merkt man, dass sie sich hier auszukennen scheint und vor allem, dass sie diese Insel sehr mag. Und sie hat es geschafft, mir diese Insel direkt vor Augen zu führen. Ich habe die Wattwürmer fast zwischen meinen Zehen spüren können und die Schreie der Möwen höre ich jetzt noch.

Erzählt von der Spähermöwe Ahoi in der Gegenwart fühle ich mich direkt in die Geschichte hinein gezogen. Die Möwen mit ihren teils eigenwilligen Charaktären und ihren kleinen und großen Schwächen und Spleenen haben sofort mein Herz erobert und ich habe meine Sympathien sehr schnell verteilen können. Mit einem Grinsen auf den Lippen konnte ich fast nicht aufhören zu lesen. Ob Kater Francis, Miss Maple das Schaf oder Schweine-dame Kim - mit Baron Silver de Luft und seiner Truppe kommen sie nicht mit. Sine Beerwald führt mich mit Ahoi auch immer wieder auf neue Spuren, die sich dann aber als Verirrung erweisen, bis sich schließlich alles aufklärt. Nur damit habe ich überhaupt nicht gerechnet...

Ich habe eine tierisch leichte Sommerlektüre gelesen, die mich noch lange an eine der schönsten deutschen Inseln erinnern wird - und ich hoffe, ich bekomme mehr davon zu Lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn die Seele keine Ruhe findet...

Verschwörung im Zeughaus
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Bei Familie Burka sitzen gerade alle am Frühstückstisch, als ein lautes Pochen an der Hintertür Adelina auffahren lässt. Draußen steht, schwer verletzt, ihr um zwei Jahre älterer Halbbruder, Hauptmann ...

Bei Familie Burka sitzen gerade alle am Frühstückstisch, als ein lautes Pochen an der Hintertür Adelina auffahren lässt. Draußen steht, schwer verletzt, ihr um zwei Jahre älterer Halbbruder, Hauptmann der Stadtsol-daten Tilmann Greverode, der seine Schwester bittet, ihn zu verstecken und sein Versteck nicht preiszugeben. Etwas später bekommt Adelina Besuch vom Vogt mit seinen Mannen, die Tilmann als Mörder seines Freundes Clais van Dalen suchen. Was ist im Zeughaus geschehen? Und kann Adelina die Unschuld ihres Bruders beweisen?


Nach "Mord im Dirnenhaus" ist dies der zweite Roman um die Apothekerin Adelina Burka, die dank ihrer Nächstenliebe und ihrer Spürnase immer wieder in Nichtalltäglichkeiten hinein gezogen wird. Die meisten der Figuren sind mir aus dem ersten Roman schon bekannt. Aber auch, wenn man sie noch nicht kennt, lernt man ihre Eigenheiten und ihren großen und kleinen Stärken und Schwächen schnell kennen. Petra Schier lässt auch immer wieder kleine Episoden oder Anmerkungen aus anderen Geschichten einfließen, die die Personen immer plastischer werden lassen. Ich habe meine Sympathien und Antipathien auch diesmal sehr schnell verteilt. Im Hause der Burkas bin ich im Geiste zusammen mit Katze Fine und Hund Moses auf der warmen Ofenbank gesessen und war im Geschehen voll dabei. Von Anfang an habe ich mich in die Geschichte hineingezogen gefühlt.

Die Haupt-Geschichte selbst baut die Spannung von Anfang an stetig auf, bis sich diese am Schluss in einer ganz anderen Richtung entlädt, als ich vermutet hatte. Zu keiner Zeit hat mich das Lesen gelangweilt - ganz im Gegenteil: Ich musste mich zwischendurch zwingen, auch mal etwas anderes zutun, als diesem Geschehen durch das Buch zu folgen.

Das Leben in Köln und das bunte Treiben auf den Märkten zu der damaligen Zeit wird sehr anschaulich und nachvollziehbar beschrieben. Auch das Ringen um Macht und Ansehen, sowohl der Männer als auch der Frauen, fasziniert mich an historischen Romanen immer wieder, da es nicht so viel anders ist als heutzutage. Nur die Waffen waren halt andere.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich die Geschichte genau so hätte wirklich zutragen können.

FAZIT:
Ich habe einen spannenden historischen Roman gelesen, den ich sowohl einem Fan von Historik als auch einem Krimifan wärmstens ans Herz legen kann.

Veröffentlicht am 15.09.2016

5 Freunde und ein Mops

Ein Hummer macht noch keinen Sommer
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Nathalie Schilling ist über 40 und preist in einer 10-minütigen Abendsendung in einer TV-Show Bücher an, die sie selbst nie lesen würde. Ausserdem verdient sie ihr Geld mit dem Schreiben von Kolumnen. ...

Nathalie Schilling ist über 40 und preist in einer 10-minütigen Abendsendung in einer TV-Show Bücher an, die sie selbst nie lesen würde. Ausserdem verdient sie ihr Geld mit dem Schreiben von Kolumnen. Sie ist in einer Sinnkrise und besucht regelmäßig die Therapiesitzungen bei Dr. Theodor Silberstadt. Nathalie sieht in allem was passiert irgendwelche Zeichen, die sie ihr Leben bestimmen lässt. Und nicht zuletzt sind es die Zwergenstimmen, die ihr nicht aus dem Sinn gehen. Plötzlich ist sie sich sicher, sie hat sich in Dr. Silberstadt verliebt.

Theodor wiederum ahnt nichts davon. Würde auch keinen Sinn machen, denn er ist schwul und versucht vehement, seinen Lebenspartner David Tietze, mit dem er seit 25 Jahren zusammen ist, davon zu überzeugen, dass er zu ihm ziehen soll. Aber David braucht seinen Freiraum und auch seine Freiheit. Die verbringt er mit dem Nacktmodell Tim, der sich in seinem Atelier, das von Theodor bezahlt wird, häuslich niedergelassen hat und dort hier und da wilde Partys feiert.

Theodors Mutter Hertha, mit dem Herz am rechten Fleck, hat ein sehr gutes Verhältnis zu ihrem Sohn und seinem Freund. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, einem von beiden mal wieder den Kopf zu waschen...



Der Beginn der Geschichte ist ein klein wenig düster. Alles dreht sich um einen Psychotherapeuten, der nicht mehr die richtige Berufung spürt und seine depressiven, Mitleid erregenden Patienten. Aber dann nehmen die Geschehnisse Fahrt auf und eine Verwirrung jagd die andere.

Tanja Wekwerth versteht es meisterhaft, die kleinen und großen Sorgen im Alltags- und Liebesleben der Protagonisten anzusprechen, sie aber nicht zu überwerten. Mit einer Lebendigkeit und Leichtigkeit zeichnet sie Figuren mit vielen kleinen Macken und Eigenheiten, die man einfach mögen muss. Egal ob Schaffen- oder Lebenskrise, die Menschen in ihrem Buch packen die ihnen gestellten Probleme an und bewältigen sie, wenn auch nicht immer gleich im ersten Anlauf. Aber oftmals mit einem Augenzwinkern und einem Lächeln im Gesicht.


"Ein Hummer macht noch keinen Sommer" ist ein leichter Sommerroman, den man sehr schnell durch gelesen hat, weil er einfach Spaß macht.