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Veröffentlicht am 13.10.2020

Eine Ära geht zuende

Die Schokoladenvilla – Zeit des Schicksals
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Sommer 1936. Seit meinem letzten Besuch in Degerloch bzw. Stuttgart ist ja so einiges passiert. Viktor Rheinberger, das Herz der Schokoladenfabrik, ist verstorben. Nun führt seine Frau Judith die Geschäfte ...

Sommer 1936. Seit meinem letzten Besuch in Degerloch bzw. Stuttgart ist ja so einiges passiert. Viktor Rheinberger, das Herz der Schokoladenfabrik, ist verstorben. Nun führt seine Frau Judith die Geschäfte weiter. Tochter Viktoria, nun auch schon 20 Jahre alt, bricht ihre Ausbildung bei der Chocolaterie Bonnat im französischen Voiron ab um ihre Mutter in Stuttgart zu unterstützen. Im Jahr 1935 hat das NS-Regime begonnen und die Judenverfolgung beginnt. Von diesen unruhigen Zeiten bleibt auch die Schokoladenfabrik nicht verschont. Amerika als Neue Welt lockt. Außerdem drängt ein jahrelang gehütetes Geheimnis ans Licht.


Auch in diesem dritten und leider letzten Teil der Geschichte begebe ich mich mit Maria Nikolai auf eine Zeitreise, zurück eine unruhige Zeit, kurz vor dem 2. Weltkrieg. Auch die Familien Rheinberger und Rothmann bleiben hiervon nicht verschont. Der Süßwarenunternehmer Andrew Miller aus Amerika, der einen bei den Rheinbergers aufgenommenen Kredit nicht zurückzahlen kann, besucht Stuttgart. Vicky kann sich vom ersten Moment nicht mehr von seinen Augen lösen und eine Liebesgeschichte beginnt, die auch sie nach Amerika führt.

Der Schreib- und Erzählstil der Autorin zieht mich hinein in die Welt der Schokolade und der Süßigkeiten. Aber auch in die ersten Wirren des Nationalsozialismus. Ich finde es schlimm zu lesen, wie sich die Rheinbergers und Rothmanns gegen die kommende Zeit zu wehren versuchen. Und ich finde es toll, wie diese Familie zusammen hält.
Die meisten der Menschen, die hier agieren kenne ich schon aus den ersten beiden Bänden der Trilogie. Ich finde es immer wieder faszinierend, ihnen bei ihrer Entwicklung zuschauen zu können. Aber auch neue Menschen kommen hinzu, von denen ich mir recht bald ein Bild machen kann.

Die kleinen eingefügten französischen Wortspiele heben Viktorias Zeit in Frankreich noch mehr hervor. Genau so geht es mir später in Amerika. Durch die bildhaften Beschreibungen stellen sich sofort Bilder in meinem Kopf ein und vor allem habe ich den Geschmack von weißer Schokolade oder Lavendel auf den Lippen.

Außer der eigentlichen Geschichte bekomme ich aber noch einiges mehr:
Im Anhang stellen sich alle wichtigen Personen nochmal vor und ich kann spicken, wenn ich mal nicht weiß, woher ich Jemanden kennen müsste.
Es kommen auch einige real existierende Personen im Buch vor, von denen ich unter „Reale Personen“ noch etwas ausführlicher erfahre.
Im Glossar finde ich viele nicht alltägliche Worte, die hie erklärt sind.
Auch die Erklärungen zum historischen Hintergrund finde ich sehr interessant.
Und zum guten Schluss noch zwei Kapitel aus dem 1. Teil der Trilogie.


Ich finde es so schade, dass meine Zeit mit den Familien Rheinberger und Rothmann schon wieder zu Ende ist. Von 1903 bis 1947 durfte ich an ihrem Leben teilhaben, was mich sehr gut unterhalten hat. Sie werden mir fehlen. Aber ich bin jetzt schon gespannt, mit was mich Maria Nikolai als Nächstes überraschen wird.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

NICHTS, ein Geschenk für alle, die sich nichts wünschen

Nichts
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„NICHTS, das Geschenk, das Du Dir gewünscht hast“, ist einfach klasse. Dieses kleine rote Büchlein mit 60 leeren, unbeschriebenen Seiten, ist genau das richtige Geschenk für alle, die sich nichts wünschen. ...

„NICHTS, das Geschenk, das Du Dir gewünscht hast“, ist einfach klasse. Dieses kleine rote Büchlein mit 60 leeren, unbeschriebenen Seiten, ist genau das richtige Geschenk für alle, die sich nichts wünschen. Egal ob zum Geburtstag, zu Weihnachten, zum Namenstag oder all den Tagen, an denen man seinen Liebsten gerne etwas schenken möchte – hier ist dieses Geschenk.

Ich werde dieses kleine Buch mit Fotos und kleinen Anekdoten füllen und meiner Freundin zum Geburtstag schenken. Denn auch von ihr kommt immer wieder der Satz: Du sollst mir nichts schenken. Und ich bin schon so gespannt auf ihr Gesicht, wenn sie dieses NICHTS auspackt.

Eine tolle Alternative zu einem Geschenk, von dem man nicht weiß, wie es ankommen wird. Hier bin ich mir sicher, dass man mit NICHTS ein Lächeln in jedes Gesicht zaubern kann.

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Veröffentlicht am 10.10.2020

Auf dem Brocken ist der Teufel los

Der Teufel vom Brocken
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Am 1. Advent 1989 brechen 9 Mitglieder und ein Lehrbeauftragter der Wander-AG der Hochschule Clausthal-Zellerfeld zu einer Wanderung zum Brocken auf. Als sie nach 14 Tagen noch immer nicht zurück sind, ...

Am 1. Advent 1989 brechen 9 Mitglieder und ein Lehrbeauftragter der Wander-AG der Hochschule Clausthal-Zellerfeld zu einer Wanderung zum Brocken auf. Als sie nach 14 Tagen noch immer nicht zurück sind, schlägt der Präsident der Technischen Universität Clausthal, Prof. Axel Kübler, Alarm. Anschließend machen sich 20 Studenten und Prof. Norbert Berger der Uni von Westdeutschland aus auf die Suche nach den vermissten Kommilitonen. Von Seiten der DDR kommen ihnen Studenten aus Halle-Wittenberg entgegen. Die finden das Zelt, von innen zerschnitten, obwohl der Reißverschluss einwandfrei funktioniert; die Schlafsäcke leer, Schuhe, Pullover, Anoraks und Mützen – alles noch da. Was ist hier passiert? Tomas Düvel, einer der fähigsten Kriminalisten der DDR, soll diesen Fall zusammen mit den westdeutschen Kollegen Cassandra von Lucadou und Desidenius Maus, beides Verbindungsbeamte des BKA, lösen. Des weiteren ein politischer Beamter, Max Rabenfels, der sich mit „political correktness“ auskennt. Bringt hier Sven Freytag, der einzige Überlebende der Truppe, ein wenig Klarheit in das Dunkel und den Nebel?

Wow, was für eine Geschichte. Eine Geschichte über die erst Zeit nach Öffnung der Grenze zu der ehemaligen DDR. Eine Geschichte, bei der ich so viel für mich Neues erfahre. Ich finde es so klasse, wie Eva-Maria Silber die geschichtlichen Fakten und die vielen kleinen wissenswerten Details in dem Fall über die verschwundenen Studenten unterbringt. So macht mir sogar „Geschichtsunterricht“ Spaß.
Die Autorin nimmt mich nicht nur mit in den Harz, sondern mit ihrer eingängigen Schreib- und Erzählweise auch sofort mitten hinauf auf den Brocken. So erfahre ich, wie es den jungen Leuten dort oben ergangen ist. Was geschehen ist? Auf diese Auflösung muss ich noch sehr lange warten.
Mit Cassandra von Lucadou lerne ich eine Frau kennen, die knallhart in ihrem Handeln und Denken ist. Die aber auch eine sehr verletzliche Seite hat. Desidenius Maus, muskelbepackt und dem eigenen Geschlecht zugetan, steht ihr bei den Ermittlungen zur Seite. Oberleutnant der Kripo der DDR Tomas Düvel ist ein Mann, den ich vom ersten Kennenlernen an mochte. Und das hat sich auch bis zum Schluss nicht geändert.
Aber es geht nicht nur um den Fall und um die Ermittlungen, die sich sehr schwierig gestalten. Auch private Probleme werden angesprochen, was die Ermittler auf beiden Seiten noch nahbarer macht. Mit der Zeit finde ich sogar Cassandra von Lucadou, die ich zuerst nicht mochte, sympathisch und beneide sie nicht um eine Entscheidung, die sie treffen muss.
Einen Mann gibt es noch, über den ich mich beim Lesen richtig aufgeregt habe. Wer das ist, werdet ihr beim Lesen selbst schnell heraus bekommen.

Ein Buch für alle, die Lust haben, sich zurückversetzen zu lassen, in die Zeit kurz nachdem die deutsch-deutsche Grenze gefallen ist. Für alle, die einen sehr interessanten und spannenden Kriminalfall lösen wollen. Und für alle, die sich einfach richtig gut unterhalten lassen wollen.

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Veröffentlicht am 08.10.2020

Heftig!

Rache, auf ewig (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 3)
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Düsseldorf im Spätsommer - die Sonne brennt immer noch erbarmungslos vom Himmel. Vorstandschef und Machtmensch Hugo Bellmer aus der Schweiz wird von der Terrasse seines Sylter Strandhauses auf die Pritsche ...

Düsseldorf im Spätsommer - die Sonne brennt immer noch erbarmungslos vom Himmel. Vorstandschef und Machtmensch Hugo Bellmer aus der Schweiz wird von der Terrasse seines Sylter Strandhauses auf die Pritsche in einem Gewächshaus entführt. Hier wird er nach grauenvollen Tagen und Nächten von schnell wachsenden Bambusstangen durchbohrt. Anita Ichigawa und ihr Kollege Kolja Wiebusch vom BKA werden mit den Mordermittlungen betraut. Dann verschwindet Anita spurlos. Einziger Hinweis: eine sündteure Armbanduhr, die dem Toten aus dem Gewächshaus gehörte. Die Profiler Jan Grall und Rabea Wyler, die sich nach ihrem Rauswurf aus dem LKA mit einem Büro für unabhängige psychologische Fallanalyse selbständig gemacht haben, werden als externe Berater angefordert. Dann taucht der nächste Tote auf - in einem Ölfass…

Dies ist nach „Der Alphabetmörder“ und „Rapunzel“ der dritte Fall für Jan Grall und Rabea Wyler. Aber auch, wenn man die Vorgängerbände nicht kennt, hat man keine Schwierigkeiten in diese Geschichte hinein zu finden.
Eine Geschichte, die mich mit einem Täter bekannt macht, dessen Maß an Planung, Symbolik und Grausamkeit beispiellos ist. Ein Mann ohne Gesicht, der sich selbst als „der Erlöser“ bezeichnet. Es ist verstörend in seine Gedanken zu blicken. Gleichzeitig ist es aber auch faszinierend zu sehen, wie er mit den Ermittlern zu spielen scheint, ihnen immer einen, wenn nicht zwei Schritte voraus ist.
Jan Grall lerne ich als einen Mann mit einer Hypersensibilität kennen, unter der er selbst manchmal leidet. Er kann sich sehr gut in Täter und andere Menschen hinein versetzen. Seine Analysen sind treffend und auf den Punkt. Rabea ist aus den vorhergehenden Fällen stark mit Aggressionen behaftet. Sie ist traumatisiert und bringt sich selbst und Jan in Lebensgefahr. Anita Ichigawa und Kolja Wiebusch sind ebenfalls in den Fall involviert. Mit ihnen habe ich allerdings nicht sehr viel zu tun. Warum – lest es selbst.
Lars Schütz hat mit „Rache, auf ewig“ einen Thriller entworfen, bei dem es schwerfällt, ihn aus der Hand zu legen. Ich musste einfach immer weiter lesen um zu wissen, wie sich endlich alles auflöst. Auf dem Weg dorthin wurde ich immer wieder überrascht und bei der Auflösung war ich schockiert.

Ein packender, spannender, einfach großartiger Thriller mit interessanten Fakten. Brutal und blutrünstig, also nicht für schwache Nerven. Trotzdem gut zu lesen. Hier und da habe ich halt mein Kopfkino ausgeschaltet. Ansonsten: absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 06.10.2020

Eine berührende Mutter – Tochter Beziehung

Vielleicht auf einem anderen Stern
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Madeline „Maddy“ Wakefield ist gerade mal 16 Jahre alt, als sie die Diagnose Leukämie mit sehr geringen Heilungschancen bekommt. Ihre Mutter Eve versucht alles um ihrer Tochter den Alltag so erträglich ...

Madeline „Maddy“ Wakefield ist gerade mal 16 Jahre alt, als sie die Diagnose Leukämie mit sehr geringen Heilungschancen bekommt. Ihre Mutter Eve versucht alles um ihrer Tochter den Alltag so erträglich wie möglich zu machen. Ihren Vater Antonio Romero, der Eve schon vor der Geburt seiner kleinen Tochter verlassen hat, möchte Maddy aber unbedingt noch finden. So macht sie sich, ohne dass ihre Mutter etwas davon ahnt, auf die Suche.

Karen Raney hat einen sehr lebhaften und vor allem sehr detaillierten Schreib- und Erzählstil, der mir an manchen Stellen etwas zu ausschweifend war. Die Erzählung wechselt zwischen Maddy und Eve hin und her, wodurch ich ihre Sichtweisen sehr gut kennenlerne. Die stark eingesetzte wörtliche Rede, unterstützt von vielen Bildern, die dadurch in meinem Kopf entstehen, macht die Geschichte sehr anschaulich.

Maddy ist eine junge Frau, die mir mit ihren Ansichten sehr gut gefallen hat. Sie sinniert über ihr relativ kurzes Leben, ihren immer näher kommenden Tod und natürlich das Nichtvorhandensein ihres Vaters. Sie kämpft neben der dauernden Chemo mit Leere und Einsamkeit. Ihre Selbsteinschätzung als „ Glatzenkönigin mit Kissen im Rücken“ hat mir hier ein Lächeln entlockt. Eve muss erkennen, dass sie ihrer Tochter, die sie immer vor allem hat abschirmen wollen, keinen Gefallen getan hat. Auch sie muss sich ihrem Tun stellen. Im Gegensatz zu ihrer Mum, die sie bemuttert und vor allem beschützen will, ist ihre Großmutter Rose ihr eine wunderbare Freundin mit der sie über alles reden kann. Robin, der neue Mann an Eves Seite, liebt Maddy wie seine eigene Tochter. Er ist in der kleinen Familie für mich der Fels in der Brandung. Auch ihr Freundinnen haben einen großen Anteil daran, dass sich Maddy wohl und geborgen fühlt. Es gibt aber, und das ist mein persönliches Empfinden, einige Personen, die ich hier nicht gebraucht hätte und deren Dasein sich mir als relevant für die Geschichte nicht erschlossen hat.

Eine Geschichte, die ich nicht geschafft habe in einem Rutsch durchzulesen. Bei der ich immer mal wieder inne gehalten habe, um das Gelesene zu verarbeiten. Bei der es um Mutterliebe, Vertrauen, Trauer, um Einsichten und um Versöhnung geht. Eine Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe und die bestimmt noch eine Weile nachwirken wird.

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