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Veröffentlicht am 22.04.2018

Doch die Wahrheit steht auf einem anderen Blatt

Die geliehene Schuld
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Die Autorin Claire Winter hat einen weiteren Bestseller geschrieben. Ihr Roman "Die geliehene Schuld" nimmt den Leser mit auf eine Reise in das Nachkriegsdeutschland zu der Protagonistin Vera Lessing, ...

Die Autorin Claire Winter hat einen weiteren Bestseller geschrieben. Ihr Roman "Die geliehene Schuld" nimmt den Leser mit auf eine Reise in das Nachkriegsdeutschland zu der Protagonistin Vera Lessing, Journalistin in Berlin, die während des Zweiten Weltkrieges ihre Eltern und ihren Ehemann verloren hat. Als ihr Jugendfreund und Kollege Jonathan Jacobsen auf rätselhafte und nicht nachvollziehbare Art und Weise in Köln bei einer Recherche ums Leben kommt, wird Vera in seine Arbeit hineingezogen. Ein brisantes Thema, das Jonathan aufgegriffen hat… und das für Vera ebenso viele Gefahren wie auch Überraschungen birgt ….
Nachkriegsdeutschland, noch in der Selbstfindungsphase, noch ohne Regierung – Neuorganisation zweier deutscher Staaten, die für lange Zeit geteilt sein werden, vier verschiedene Besatzungszonen und mitten in dieser geschichtsträchtigen Zeit begegnet der Leser Marie, einer jungen Frau, die nach dem Krieg ihren eigenen Weg sucht, der viele unbeantwortete Fragen auf der Seele brennen, zu denen sie in ihrem Elternzeit keine oder nur unbefriedigende Antworten erhält, die zu den Nürnberger Prozessen reist, um Antworten auf ihre Fragen zu finden, die rein zufällig auf Jonathan trifft und auf Lina, eine Jüdin, die wie sie versucht zu verstehen, versucht aufzuarbeiten, versucht zu begreifen…unterschiedlich erzählt in verschiedenen Handlungssträngen, die von Beginn bis zum Ende spannend geschrieben sind und den Leser in ihren Bann ziehen.
Der Roman ist flüssig, leicht lesbar und hochemotional geschrieben und in meinen Augen hervorragend recherchiert über ein Thema, was in Deutschland nach dem Krieg lange Zeit totgeschwiegen, heruntergespielt und nur am Rande in den Medien erwähnt wurde, die Rolle der ehemaligen Nazis, die kurz nach dem Krieg wieder bedeutende Posten bekleideten und für ihre Vergangenheit nicht in dem Maße zur Rechenschaft gezogen wurden, wie es in meinen Augen notwendig und rechtsstaatlich gewesen wäre. Die Charaktere sind allesamt sehr authentisch beschrieben und man kann sich gut in sie hineinversetzen.
Es ist in meinen Augen ein außergewöhnlicher Roman unserer Nachkriegsgeschichte, der nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern auch Fragen aufwirft, warum uns jahrelang verschwiegen wurde, dass ehemalige Nazi hohe politische Ämter bekleideten, im Bundestag saßen… und warum hauptsächlich kleine Mitläufer verurteilt wurden, während die „Drahtzieher“ laufen ließ…
Ein klare Leseempfehlung von mir für diesen Roman.

Veröffentlicht am 21.04.2018

Aufbruchstimmung

Der Himmel über unseren Träumen
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Vera, die Protagonistin des Romans kehrt mit Ihren Eltern zusammen zu Beginn der 50iger Jahre aus dem Exil zurück und während ihre Eltern in Bonn wohnen, zieht es sie magisch in ihre alte Heimatstadt ...

Vera, die Protagonistin des Romans kehrt mit Ihren Eltern zusammen zu Beginn der 50iger Jahre aus dem Exil zurück und während ihre Eltern in Bonn wohnen, zieht es sie magisch in ihre alte Heimatstadt nach München, die sie sehr liebt um dort als Architektin ihren Traum zu verwirklichen, die Stadt mit Herz und Verstand neu aufzubauen. Gleichzeitig muss sie sich mit ihrer eigenen, jüdischen Vergangenheit auseinander setzen und das ist nicht einfach, denn als sie Arthur, einen Architektenkollegen kennenlernt, verliert sie einerseits ihr Herz, andererseits fragt ihr Verstand, ob denn nicht auch er mit seiner Familie während der dunklen Nazizeit Schuld auf sich geladen hat. Kein einfaches Unterfangen, denn verschiedene Geschehnisse trüben die junge Verliebtheit….
Heidi Rehn schreibt flüssig, leicht lesbar und wie schon in ihren anderen Romanen ist sie eine Meisterin der leisen Töne. Spannend geschrieben, entführt der Roman seine Leser von Beginn an in die Zeit der 50iger Jahre, dem Nachkriegsdeutschland, im Aufbau begriffen und schildert sehr gut die damalige Zeit, Aufbruchsstimmung, den Menschen, die nach den harten Kriegsjahren wieder leben wollen, genießen möchten. Es schildert aber auch das Bild der Frau, welches in den Nachkriegsjahren so allmählich entstand, nachdem die Frauen sich vor dem Krieg mehr emanzipiert hatten, prägten die 50iger Jahre die Frau eher als Hausfrau. Die Protagonistin Vera entspricht diesem Bild in keinster Weise, sie weiß, was sie will und lebt für ihre Berufung – dennoch ist sie einerseits verhaftet in den Kriegserlebnissen und andererseits steht sie für Aufbruch in eine neue Zeit, diese innere Gratwanderung fängt Heidi Rehn ebenso hervorragend ein, wie auch die zarten Bande, die zwischen Vera und Arthur geknüpft werden.
Heidi Rehn ist ein wundervoller emotionaler, zugleich auch spanender Roman gelungen, den ich sehr gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Lesetraum – wohlfühlen und fallenlassen

Strandkorbträume
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Schon das Cover hatte es mir beim Ansehen und beim Anfassen angetan, die leichten Wellen des Covers fühlen sich an, wie sanfte Wellen der Nordsee, bevor sie am Strand ausrollen.
Sophie, die Protagonistin ...

Schon das Cover hatte es mir beim Ansehen und beim Anfassen angetan, die leichten Wellen des Covers fühlen sich an, wie sanfte Wellen der Nordsee, bevor sie am Strand ausrollen.
Sophie, die Protagonistin des Romans ist mit ihrem Freund nach Wien gezogen, sie erhofft sich von dem Umzug ein „Auffrischen und Neuaufleben“ ihrer Beziehung, doch leider ist sie kreuzunglücklich. Als Sophie den Anruf ihrer guten Freundin Nele von Sylt erhält, die dringend Hilfe für den kleinen Buchladen „Büchernest“ braucht, überlegt sie nicht lange, sondern macht sich sofort auf den Weg nach Sylt, wo sie bereits hängeringend erwartet wird, da sich die Ereignisse überschlagen haben und nun alle an einem Strang ziehen, um das „Büchernest“ zu retten….
Ich kenne bereits die ersten drei Bände aus der „Büchernest“ Serie und dieser Roman hat mich genauso mitgenommen auf die Insel Sylt mit dem einzigartigen Insel Feeling, wie auch die anderen Romane zuvor. Gabriella Engelmanns Schreibstil ist flüssig, leicht lesbar und der in verschiedene kurze Kapitel aufgeteilte Roman erzählt die Geschichte aus den verschiedenen Sichtwiesen der Beteiligten, mal locker flockig, mal ein wenig ernster aber auch humorvoll. Die Charaktere wirken authentisch und man spürt, dass die Autorin beim Schreiben völlig in der Geschichte aufgeht. Damit nimmt sie den Leser mit auf eine wunderschöne Reise in den Norden Deutschlands und lässt die eine oder andere norddeutsche Redewendung mit einfließen.
Ein Wohlfühlroman für leichte, entspannte Lesestunden, nicht nur im Strandkorb.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Unabhängigkeit – zwei Frauen, zwei Schicksale

Das Lied des Nordwinds
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Ein wunderschönes Cover eines in Sonnenlicht getauchten Fjordes Norwegens lädt den Leser ein, das „ Lied des Nordwinds“ zu lesen.
Die Geschichte des Romans nimmt ihre Anfänge sowohl in Stavanger Norwegen ...

Ein wunderschönes Cover eines in Sonnenlicht getauchten Fjordes Norwegens lädt den Leser ein, das „ Lied des Nordwinds“ zu lesen.
Die Geschichte des Romans nimmt ihre Anfänge sowohl in Stavanger Norwegen im Jahre 1905 als auch Schlesien, die beiden Protagonistinnen stammen aus völlig unterschiedlichen Verhältnissen, während Liv in Norwegen in ärmlichen Verhältnissen lebt und von ihren Eltern als Dienstmagd zu einem Lehrerehepaar geschickt wird, um so zum Unterhalt der Familie beizutragen, hat Karoline in Schlesien ein Grafen geheiratet und träumt von einem Leben als Schlossherrin…
„Das Lied des Nordwinds“ ist mein erstes Buch von Christine Kabus und es hat mich mitgenommen auf eine Reise zweier völlig verschiedener Frauen, die sich im Laufe des Romans wandeln, weiter entwickeln und das Lesen dadurch zu einem besonderen Genuss machen. Überzeugend geschildert und hervorragend mit eingebunden ist zum einem die Unabhängigkeitsbewegung Norwegens von Schweden (über die ich bislang überhaupt nichts wusste) und zum anderen die Anfänge der Frauenrechtsbewegung.
Die Autorin schreibt flüssig, leicht lesbar und baut Spannung durch sogenannte „Cliffhanger“ am Ende eine Kapitels bewusst und so gekonnt auf, dass der Leser den Roman am liebsten nicht mehr aus der Hand legen möchte. Kapitelweise erzählt Christine Kabus abwechselnd von Liv und Karoline. Neben den Protagonistinnen sind ebenso die Nebencharaktere sehr lebendig und überzeugen durch ihre Individualität und wirken sehr authentisch.
Der Roman ist packend und spannend von Beginn an, hat mich mitgenommen, gefesselt und lange gemütliche Leseabende beschert, die ich genossen habe.
Von mir eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 08.04.2018

Glücksroman mit ein wenig zu viel Klischees

Sylt oder solo
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Nina, die Protagonistin des Romans, betreibt gemeinsam mit ihrem Freund Jan eine Surfschule mit einem Strandbistro auf Sylt. Jan ist ein echter Surfer und 8 Jahre jünger als Nina. Ihre Beziehung steckt ...

Nina, die Protagonistin des Romans, betreibt gemeinsam mit ihrem Freund Jan eine Surfschule mit einem Strandbistro auf Sylt. Jan ist ein echter Surfer und 8 Jahre jünger als Nina. Ihre Beziehung steckt gerade in einer Phase, in der die Leidenschaft füreinander nicht mehr so stark ist, der Gewöhnungseffekt ist eingetreten. Nina zweifelt an ihrer Figur und stellt fest, dass sie immer mehr Rundungen und Pölsterchen bekommt, während Jan so langsam erkennt, dass seine Tage als Surflehrer gezählt sind und er deshalb sein Medizinstudium beenden möchte. Beide leben an einander vorbei, aber nicht mehr miteinander und müssen sich klarwerden, was sie wirklich wollen, vor allen Dingen Nina muss für sich herausfinden, was sie wirklich will….
Claudia Thesenfitz Roman ist der Fortsetzungsroman von „Sylt oder Selters“, einem Roman, der mir damals gut gefallen hat. Sie hat einen lockeren, anschaulichen und bildhaften Schreibstil, der sich sehr flüssig liest und sie beschreibt die Nordseeinsel Sylt bildhaft und anschaulich.
Sylt oder solo ist mir leider zu klischeebehaftet und ich konnte mich mit ihm nicht so anfreunden, wie mit dem ersten Teil des Romans, der in meinen Augen spannender und vor allen Dingen spritziger war. Auch die Protagonistin Johanna ist diesmal nicht so unbedingt auf meiner Wellenlänge, wir werden alle älter, aber wir jammern und zetern dennoch nicht in einer Tour über das Älterwerden und das sie deswegen gleich ihre Beziehung so völlig in Frage stellt war für mich nicht unbedingt nachvollziehbar, denn in einer Beziehung spricht man mit dem Partner über seine Sorgen und Ängste, ebenso, dass sie nicht mehr weiß was sie möchte, wo sie ihre Ziele sieht, in meinen Augen sollte das mit ü 40 schon klar sein. Erst nach der Trennung von Jan wird ihr klar, was sie möchte und beginnt zu kämpfen…
Wer eine leichte, lockere Geschichte lesen möchte, die von Beginn an vorhersehbar ist, eine leichte und seichte Sommerlektüre zum Abschalten sucht, dem kann ich diesen Roman empfehlen.