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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.09.2023

So muss ein Krimi sein!

Verlogen
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"Verlogen" ist nach "Verschwiegen" der zweite Teil der Island-Krimi-Reihemit den Ermittlern Elma und Saevar. Und wie der Titel es schon andeutet, geht es hier viel um Lügen.
In einer Höhle im Lavafeld ...

"Verlogen" ist nach "Verschwiegen" der zweite Teil der Island-Krimi-Reihemit den Ermittlern Elma und Saevar. Und wie der Titel es schon andeutet, geht es hier viel um Lügen.
In einer Höhle im Lavafeld wird eine Tote gefunden. Es handelt sich um Mariana, die bereits seit sieben Monaten vermisst wird. Ihre Tochter Hekla lebt inzwischen bei Pflegeeltern. Ursprünglich wurde ein Selbstmord vermutet, denn Marianna hat einen Abschiedsbrief hinterlassen.
Weshalb und wem wurde sie ermordet? Es gibt neben der Hauptperspektive der Ermittlerin Elma immer wieder Einschübe aus Sicht von Hekla oder auch der Pflegemutter und dann gibt es noch Rückblicke in die Vergangenheit. Hekla war schon früher immer wieder mal bei der Pflegefamilie. Das Verhältnis zu ihrer Mutter war schwierig und hat mich traurig gemacht.
Ein gelungener Krimi zum Miträtseln, Hypothesen aufstellen und dann doch wieder verwerfen - und am Ende gibt es dann eine Auflösung, auf die ich nicht gekommen bin, die aber nachvollziehbar ist und alle Fragen beantworten - so funktioniert für mich ein guter Krimi. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil der Reihe.

Veröffentlicht am 26.08.2023

Malou meistert ihr Leben

Die Reporterin - Worte der Wahrheit
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Mit was für einem gemeinem Cliffhanger hatte der erste Band geeendet und was habe ich dieser Fortsetzung entgegengefiebert - aber jetzt war es endlich so weit und ich habe mal wieder alles um mich herum ...

Mit was für einem gemeinem Cliffhanger hatte der erste Band geeendet und was habe ich dieser Fortsetzung entgegengefiebert - aber jetzt war es endlich so weit und ich habe mal wieder alles um mich herum vergessen und stundenlang gelesen, bin tief in die zweite Hälfte der 1960er Jahre abgetaucht und durfte mit Malou und dem Fotografen Samy so manch eine berühmte Persönlichkeit treffen und habe ganz viele verschiedene Ohrwürmer bekommen, einen Einblick in die politischen Verhältnisse (RAF, Studentenrevolte, Mondlandung,Ermordung von Martin Luther King,...) erhalten und so manch ein Detail über beispielsweise Romy Schneider, Heinz Rühmann, Roy Black oder auch die Rolling Stones erhalten. All das war toll und hat mich tief in diese Zeit eintauchen lassen, aber all das verblasste auch wieder vor der turbulenten Geschichte von Malou, auf die hier so einiges zukommt - im positiven wie im negativen Sinne. Aber Malou geht ihren Weg und lässt sich nicht unterkriegen. Eine wirklich eindrucksvolle Protagonistin, die ich sehr gerne begleitet habe.
Teresa Simon hat es auch mit dem Abschluss der Dilogie geschafft, mir tolle Lesestunden zu verschaffen. Eine minutiöse historische Recherche, das perfekte Maß an Romangeschehen und Einbindung der realen Ereignisse, nicht nur die Protagonistin, sondern auch alle anderen Figuren waren facettenreich ausgearbeitet und so manch Eine/r hat mich überraschen können. Der Spannungsbogen und natürlich auch der Schreibstil waren perfekt. Mit leisem Bedauern habe ich das Buch zugeklappt und freue mich schon jetzt auf neuen Lesestoff dieser tollen deutschen Autorin.

Veröffentlicht am 21.08.2023

Ein unglaublicher Sommer

Scheißglitzertage
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Es ist Sommer. Finnley und seine Freunde haben noch ein Jahr Förderschule vor sich, aber jetzt sind erstmal Ferien.
Finnley verkauft Eis und träumt von einer schönen Zukunft. Kurz vor Schluss verlangt ...

Es ist Sommer. Finnley und seine Freunde haben noch ein Jahr Förderschule vor sich, aber jetzt sind erstmal Ferien.
Finnley verkauft Eis und träumt von einer schönen Zukunft. Kurz vor Schluss verlangt ein Mädchen Erdbeer-Cookie-Eis - das gibt es doch gar nicht! Aber Ulja ist da sehr bestimmend und so erfüllt Finnley ihr den Wunsch und verliebt sich sofort in die unabhängige, wilde, geheimnisvolle Ulja, die immer wieder verschwindet, aber auch wieder auftaucht. Sie kommt aus der Ukraine und träumt davon, in Berlin Musik zu machen.
Und dann gibt es noch Finnleys Freunde Leif und Neil. Neil jobbt bei einem Bestatter und ist immer perfekt gekleidet und wirkt viel älter. Ich mochte seine Sprüche sehr. Leif wird wie ein gutmütiger Bär beschrieben.
Ihre Abende verbringen die drei Freunde auf der Balkonei - dem Balkon von Finnleys Wohnung, in der er mit seiner Mutter und seinen kleinen Halbgeschwistern lebt. Seine Mutter hat - wie viele - Angst, dass die Russen kommen und macht Hamsterkäufe. Und wenn man in der Facebook-Inselgruppe von Usedom nachliest, dann wird es wohl auch immer gefährlicher.
Und dann tauchen auch noch so viele Tote im Umfeld der Freunde auf. Was geschieht hier?

Ein wunderbarer Roman, so ganz im Stil von Antonia Michaelis. Ich liebe ihren Schreibstil und ihre Sicht auf die Welt und bin auch dieses Mal ganz eingetaucht in den Roman und war mit dabei in diesem Sommer.
Ein Roman, der so viele aktuelle Themen anspricht und einbindet. Der zum Nachdenken aufruft. Und auch immer ein wenig geheimnisvoll ist und bleibt.
Vieles versteht man erst am Ende des Buches vollends und das macht gerade den Zauber des Buches aus. Lasst euch ein auf diese Scheißglitzertage.

Veröffentlicht am 20.08.2023

Erschreckend aktuell

Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen
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Nachdem mir "Der Wal und das Ende der Welt" bereits so gut gefallen hat, war ich neugierig auf den neuen Roman von John Ironmonger.
Auch dieses Mal spielt der Klimawandel wieder eine große Rolle.
In einem ...

Nachdem mir "Der Wal und das Ende der Welt" bereits so gut gefallen hat, war ich neugierig auf den neuen Roman von John Ironmonger.
Auch dieses Mal spielt der Klimawandel wieder eine große Rolle.
In einem kleinen Dorf in Cornwall treffen im Pub der Lokalpolitiker Monty und der Student Tom aufeinander - und auch aneinander. Denn Monty hat viele Wahlversprechen gegeben, woran er sich leider nicht mehr erinnern kann. Ein Klimaleugner und ein Student der Geowissenschaften, eine waghalsige Wette, die für die Nachwelt festgehalten wird. Und dann ein Wiedersehen nach zehn Jahren. Als dann auch noch ein Unglück geschieht, wird die Spannung immer größer.
John Ironmonger hat mit seinem Buch einen Appell geschrieben, verpackt in eine hochspannende Geschichte. Hier gibt es viele Anstöße zum Nachdenken und wie wir es schaffen, wenn schon nicht klimaneutral, so doch zumindest klimafreundlicher zu leben. Ein Buch, das aufrüttelt, zwar ein Roman, aber dieser enthält so viel Wahres. Für mich ein Meisterwerk, das immer spannender wird.

Veröffentlicht am 18.08.2023

Sarahs Geschichte

Die Bücherjägerin
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Mit einem leisen Bedauern habe ich dieses Buch beendet und die Figuren leben allerdings noch ein wenig weiter in meinem Kopf.
Sarah und Milena sind noch Kinder, als ihre Eltern tödlich verunglücken. Von ...

Mit einem leisen Bedauern habe ich dieses Buch beendet und die Figuren leben allerdings noch ein wenig weiter in meinem Kopf.
Sarah und Milena sind noch Kinder, als ihre Eltern tödlich verunglücken. Von dem klar geregelten und strukturiertem Alltag bei ihren Wissenschaftler-Eltern, die nichts davon hielten, ihren Kindern zu erzählen, es gäbe den Weihnachtsmann oder die Zahnfee, kommen sie zu ihrer Tante Amalia, die in einer alten Villa voller Bücher lebt, immer farbenfroh gekleidet ist und einen eher alternativen Lebensstil führt. Sie nimmt ihre beiden Nichten bei sich auf und nimmt sie so an, wie sie sind. Sarah, die Ätere und Protagonistin des Buches, hat Probleme mit Nähe und kann schlecht die Gefühle anderer Menschen lesen, sie ist sehr direkt, ist in der Schule eine Außenseiterin, ihre Trauer zeigt sie nicht nach außen. Milena hingegen ist sehr emotional, eher frühreif und somit ganz anders als ihre Schwester.
Sarah arbeitet später mit Amalia zusammen als "Bücherjägerin" und Restauratorin von Landkarten und Büchern. Nach dem allzu plötzlichen Tod der Tante begibt sie sich mit dem Bibliothekar Ben auf eine abenteuerliche Suche nach einem verlorenen Teil einer alten, ursprünglich römischen Landkarte.
Die Handlung springt immer wieder zurück in die Vergangenheit, so dass wir mehr über Amalia und die Kindheit und Jugend von Sarah und Milena erfahren. In der Gegenwart geht es so viel mehr als um die Suche nach der Landkarte.
Der Roman hat auch ernstere Töne und regt zum Reflektieren an, nimmt uns mit auf die Reise nach Frankreich und Großbritannien, aber vor allem ist es eine innere Reise, auf der Sarah viel über sich lernt.
Ich habe den Roman sehr gerne gelesen, eine wunderbare Geschichte mit einem tollen Schreibstil und wäre am liebsten nicht mehr aus diesem Buch aufgetaucht.